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~ Geschichtsflüstern ~
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » ~ Geschichtsflüstern ~
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Ninim Tinulalaith





 Beitrag Verfasst am: 29 Aug 2019 17:15    Titel: ~ Geschichtsflüstern ~
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~*Geschichtsflüstern*~


Es gleitet unsichtbar schwebend an uns vorbei und nur der aufmerksame Zuhörer vermag es zu vernehmen, das zarte, sanfte Flüstern der Geschichten, die sich leise raschelnd entfalten und mit dem silbrigen Strom der Zeit verschmelzen. Man hört sie in den Flammen der Kamin- und Lagerfeuer knistern, sie wispern sacht im wiegenden Blätterreigen der Bäume, säuseln hauchend mit dem frischen Winde und rauschen murmelnd in den schäumend-ewigen Meereswellen.

An uns ist es nur ihnen zu lauschen, von ihrem erquickenden Nektar zu kosten und das, was unser Herz berührt weiterzugeben, aufdass das Geschichtsflüstern weiterraunen darf und in anderer Seelen Früchte tragen, statt dem Vergessen zum Opfer fallen möge.
Ah, da strömt eine weitere Woge heran und sprudelnd liegt darin eine neue Geschichte, Sage, Mär, ein Lied oder gar ein Gedicht verborgen. Hör zu, Lathron, kannst du ihre Botschaft verstehen?




Man sad uduleg, gwing an aer?
O falathren gwahaen, mellon nin.
Tirin an nern, toltho nin i phint!
Maer hen, be iest gîn, lasto nin...

Woher kommst du, Schaumkrone des Meeres?
Von fernen Küstenufern, mein Freund.
Ich suche nach Sagen, bring mir eine Geschichte!
Sehr wohl, wie du wünscht, so lausche mir...
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Ninim Tinulalaith





 Beitrag Verfasst am: 29 Aug 2019 17:38    Titel:
Antworten mit Zitat

Ellairë ar Amanar


Manche Geschichten vergehen ganz langsam, werden bleich und blasser auf Pergament und im Geiste, bis sie eines Tages verschwunden scheinen und wir uns nicht mehr erinnern. In den meisten Fällen passiert dies leise und unbewusst und uns bleibt nicht einmal der Kummer um den Verlust, da wir auch diesen nicht mehr begreifen. Andere Geschichten aber werden absichtlich versteckt und mit einer dicken Schicht an weiteren Erzählungen so lange überdeckt, bis sich eine schwere Staubkruste darüber gelegt hat. Gründe für jene bizarre Tat erstrecken sich weit und sind oftmals von Trauer, Schuldgefühlen, Scham oder auch Missgunst gezeichnet. Eine Geschichte, welche all diese Punkte in sich vereint, ist die Legende von Ellairë und Amanar und doch ist sie von solch altem Zauber, dass sie dem Vergessen nicht zum Opfer fallen darf!

Das Volk der Eledhrim beteuert, dass es keinerlei Streitigkeiten und Zwist in den eigenen Reihen gibt. Verpönt gelten jene hässlichen Gefühle gegeneinander, besonders, wenn der Hass des Verderbens sie schürt und doch hat diese Abneigung gegen das Zerwürfnis seinen Ursprung in einer Zeit, die in den Erinnerungen aller beinahe erloschen ist. Damals lebten die Edhil für sich und groß war ihr Reich, gezeichnet von den Schätzen der silbrigen Berge Celebdil und von der üppigen Farbenpracht der umliegenden Landschaft. Noch war es keine Zeit für Bündnisse außerhalb des ruhmreichen Kreises und da es die Natur eines jeden Individuum ist, sich sowohl aufgrund der eigenen Einzigartigkeit abzugrenzen, als auch die Nähe der Gleichgesinnten zu suchen, bildeten sich vereinzelt familienartige Zusammenschlüsse, deren Ansichten gleich waren und Hoffnungen teilen ließen. So ist es wohl auch nicht verwunderlich, dass man Brüder und Schwestern, die in eine gegensätzliche Richtung fühlten, über kurz oder lang als befremdlich oder gar feindselig empfand.
Zwei Gruppen aber trieben diese gegenseitige Abneigung bis zur schändlichen Spitze, verlachten und missgönnten den Anderen jede Stimme im Kreise des Volkes, vereitelten deren Pläne und ignorierten geäußerte Wünsche. Law, noch konnte man nicht von Hass sprechen, doch das Band des Friedens war dünn und fein, wie der glitzernde Faden einer zierlichen Spinne.

Wie es das Schicksal nun gerne in solchen Fällen webt, wurden in beiden Familien innerhalb eines Jahreslaufes zwei Kinder geboren, deren Erscheinung gegensätzlicher nicht sein konnte, als habe die Weisheit der Allmutter zwei konträre Sterne gepflückt und in die Lebenslieder der beiden geprägt. Zwei Sternenkinder, ach so rein und strahlend schön wie die Lichter am Firmament:

Ein Knabe, geboren in der dunkelsten Stunde des Winters und schwarz wie die Nacht war sein Haar, doch silbern blass und ebenmäßig wie der Mond die edlen Züge, von eisigem Blau die Augen, welche still und nachdenklich in die Welt blickten. Man gab ihm den Namen Amanar, der in der alten Sprache der Edhil mit dem Klang der eisigen Jahreszeit verbunden ist.
Ein halbes Jahr rund aber, im süßesten Hauch der Sommerwärme erblickte auf der anderen Seite ein Mädchen das Licht, welches den liebenden Kuss der Sonne gelbgolden auf der Haut trug. Warmherziger, lebhafter Bernstein strahlte aus der Seelenspiegeltiefe, die weichen Locken wogten in der Farbe des güldenen Weizens mit selbigem um die Wette. Ellairë rief man sie, denn jener Name barg die Essenz des Sommers in seinem Liede.

Beide Familien wussten um die Größe des göttlichen Geschenks, das ihnen mit den Kindern gegeben wurde und wie kostbare Juwelen verbarg man sie vor der Außenwelt. In den tiefen Wäldern des Nordens lernte Amanar die Kunst der Jagd, den Umgang mit Bogen, Schwert und Schild, sowie die Geschichten aus aller Welt kennen, denn er liebte die Ruhe und Stille, wusste in die Tiefen der Sagen einzutauchen und sowohl Wissen als auch Kraft aus ihnen zu schöpfen. Ellairë aber fand in den Weiden und Wiesen des Südens ihre Heimat und ihr belebender Frohsinn sorgten dafür, dass Pflanzen- und Tierwelt ihr in Liebe zugetan waren. Neugierig erforschte sie die Kunst der Heilung, um zu bewahren, was ihr Herz erfreute und stets war sie dabei in Begleitung des ein oder anderen jubilierenden Vögleins. Ihre Seele war den singenden Freunden so zugetan, dass sie selbst nur allzu gerne das Federkleid über die eigenen Liedklänge legte und mit ihnen die Umgebung erkundete.

Mahnende Worte wurden beiden Sternenkindern entgegengebracht. Hüten sollten sie sich vor den Landen außerhalb ihrer Heimat und doch ist die Neugierde manchmal auch eine Tugend, denn sie öffnet den Geist für neue Erfahrungen und die Jugend ist es, die mit vollen Händen aus diesem Quell dieser Tugend zu schöpfen weiß. So ist es nun wohl kaum verwunderlich, dass nach einhundert Jahren der Tag kommen sollte, an dem sich ihre Welten berührten:

***

Dem Ruf der Jagd gefolgt, der Bogen ist es, der nach dem Ziel verlangt.
Elo! Ein goldenes Vöglein im Zweige wartet, süß und warm ist sein Gesang.
Zitternd liegt der Pfeil nun in der Hand, will ihn nicht beenden, den zauberhafen Klang.
Sirrender Schuß, oh finde ihn nicht! Er zischt vorbei, Phanodain sei bedankt.

Doch wehe mir, er fällt taumelnd vom Baume, hinab in schneebedeckte Flur.
Es eilt der Schritt dem Fleck entgegen an dem mein Frevel Früchte trug,
Grauen fasst mein Herz - ich bin es, der ihn stahl, des Vögleins Jubelflug.
Doch ist sie dunkler noch als dies, meiner Schandtat grässliche Natur!

Kein Vogel liegt im Bette der glitzernden, eisigen Sterne -
unbekannter Liebreiz, der mir Atem und die Worte nimmt
erwache doch, so flehe ich, du wunderschönes Sommerkind
und als sich die Lider öffnen, da trifft mein Herz der Liebe Wärme.

Ich bin dein und von ganzem Herzen wünsche ich du wärst mein.


Dem Ruf des Windes gefolgt, ein Liedlein tief in meiner Brust erklingt.
Elo! Dem kargen Winterwald entgegen mag ich es ertönen lassen.
Da sirrt er heran, der kalte Pfeil, streift den Flügel, will mich fassen.
Hinab, hinab, die Sinne schwinden, der Körper dann im Schnee versinkt.

Schwarz ist es, heiß und doch klamm, ich drohe zu vergehen,
doch sind es Hände kühl und sanft, die mich zurück ins Lichte tragen
und fern spricht eine Stimme, rein und liebevoll, gar bitterliche Klagen.
Augen öffnet euch, ich will ihn erblicken, möchte mein Herz verstehen.

Tränen im glitzernden Eis seiner Spiegel Seele, weine nicht um mich!
Wach bin ich, wacher als zuvor und in mir blüht es auf das Leben
nie gespürt, doch gleich erkannt, der Liebe zauberhafter Segen.
Naw, das ist er, der Moment – Winterkind, ich liebe dich.

Ich bin dein und von ganzem Herzen wünsche ich du wärst mein.


***


Was würde ich und viele Stimmen meines Volkes dafür geben, wenn die Geschichte der beiden mit dieser Liebesweise bereits ein glückliches Ende gehabt hätte, doch dann wäre die Moral eine Andere und vielleicht würden wir heute noch leichte Beute für Zwist und Unstimmigkeiten innerhalb einer sonst so starken, wundersamen Gemeinschaft sein. Doch law, niemals möchte ich erleben, was damals geschah, denn es erfüllt mein Herz mit Kummer, Scham und Entsetzen.

Verbunden durch den Segen der Allmutter und erleuchtet von Phanodains Schatz des Wissens wussten die beiden, dass sie den Lebensweg von nun an nicht weiter ohne das passende Gegenstück, das die Seele erst vervollständigen konnte, beschreiten wollten. Beflügelt von der sanften Wärme in der Brust und der kühnen Kraft im Geiste war es noch an jenem Tage, da beide ihren Familien das Anliegen vortrugen, um einen neuen Bund zwischen den streitenden Fronten schließen zu können. Aber ach, Amanar stieß auf eisige Kälte und frostige Ablehnung. Das Wort wurde ihm verboten, man verschloss Augen, Ohren und Herzen vor seiner Bitte und sperrte ihn in den dunkelsten Kellerraum, in der Hoffnung er würde nach einigen Monden wieder zur Besinnung kommen. Als jedoch die Frist seiner Strafe abgelaufen war, da fanden sie seinen Willen keineswegs gebrochen, doch der Überzeugung Feuer glühend in seinen hellen Augen. Entsetzt wichen sie vor ihm zurück, jene die zuvor versucht hatten, ihn mit Kälte einzufrieren. So zog er los, eingehüllt vom bläulichen Feuer des Winters, auf einem schneefarbenen Ross, um im Süden nach der Vollkommenheit zu suchen. Ellairë aber fand er dort nirgendwo. Entschwunden war sie und ihre Wiesen sehnten sich so nach ihrer Wärme, dass sie brach und dürstend die Pracht der Farben abgelegt hatten. Sorge ergriff das Gemüt des Winterkindes und sie sollte bestätigt werden, als er erfuhr, was man dem Kind des Sommers angetan hatte. Während man ihm drohte ihn festzuhalten und einzusperren, da hatte man Ellairë aus dem Kreise der eigenen Familie verstoßen und sie bis an die ferne Küste gejagt, wo karger, kalter Fels und salzige, schwere Wellen sich ihrer annehmen sollten. Er ritt eine Woche lang ohne Schlaf und Pause, bis ihn das Ross nicht mehr tragen konnte und er ihm die Freiheit schenkte, um den letzten Weg zu Fuß zu gehen.
Die stille Macht des Meeres aber hat zwei Seiten und nur eine davon ist von prachtvoller Schönheit...

Held, leg deine Rüstung ab, hier hilft dir keine scharfe Schneide
sie ruht in der See, deine Maid, die Flut zieht schon am Kleide.
Willst du sie retten, musst du geben, was du einst hast versprochen
dein Leben Recke ist der Tausch, dein Körper wird gebrochen.

Salz und Wasser drücken dich hinab in kalte, dunkle Stille
und doch kämpft er weiter, ihr Leben, sein letzter Wille.
Ach Krieger siehst du nicht, was dein Opfer mit sich bringt?
Sie holt am Strande keuchend Luft, dein Körper in die Tiefe sinkt.

Weh oh weh, da brechen sie, zwei Herzen, einander fest bestimmt.
Und so vergeht auch sie im Sande, Lebenswille ihr entrinnt.
Zwei Sterne, so schön und rein wie des Lichtes wärmster Glanz
verglühen langsam, Stück für Stück, bis sie erlöschen ganz.

Doch ist es nicht der Götter Wille, jene zu strafen, die unschuldig sind.
Im Lied vereint umarmten sich, Wintersohn und Sommerkind.
Nie wieder, so der größte Schwur, den Liebsten alleine lassen,
und in der Welt begannen sie den Jahreslauf zu umfassen.

Zwei Seelen wunderbar so formten den ersten und den stärksten Bund
und jedes Jahr, das zieht ins Lande, tut ihrer Einheit kund,
Frühling und Herbst die Arme, die Blicke seh'n einander klar:
Mittsommmer: Ellairë - und Wintersonnenwende: Amanar


Mögen wir es nie vergessen, das Flüstern jener Geschichte, das uns lehrt Gemeinsamkeiten statt Unterschiede zu finden und uns daran erinnert, wie wundersam und untrennbar ein wahrer Seelenbund ist - so eng umschlungen wie das Band des Jahreslaufes, welchen wir auch heute noch von Ellairë zu Amanar und wieder zurück, im Kreise ihrer Umarmung, rechnen können.
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