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Tagebuch einer Ehe
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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 08 Feb 2019 19:28    Titel:
Antworten mit Zitat

    Ritterburg Schwertfluren
    08. Eisbruch 262


    Mein lieber Thelor,

    unser Sohn wurde gestern geboren. Ich habe ihm, wie es dein Wunsch ist den Namen Conrad Raffael von Gipfelsturm gegeben. Nachdem ich die erste Nacht als Mutter verbracht habe, bin ich ein wenig auf und verfasse diesen Brief. Es wird ein recht kurzer Brief werden, da aus gewissen Gründen das Sitzen im Moment eine für mich relativ unerquickliche Angelegenheit darstellt.
    Conrad ist groß und kräftig und schrecklich winzig. Er hat deine dunkleren Haare und meine Falte auf der Nasenwurzel. Vor allem wenn er brüllt. Ich vermute also, ich habe diese Falte auch, wenn ich brülle. Wir sind beide gesund und wohlauf.
    Ich wünsche mir, dass es dir gut geht, Sir. Es fällt mir schwer mich in dieses Schicksal zu fügen, wir haben uns beide schon so oft gefügt und langsam bin ich der Fuge überdrüssig. Ich sollte dir eine gute Frau sein, ich sollte bei dir sein. Vielleicht doch noch Sticken und Harfespielen lernen? Wir sollten nun gemeinsam uns einige Tage um unseren ersten Sohn herum drehen wie die Sterne um die Welt. Keiner von uns sollte einsam sein.
    Ich meine einsam und nicht allein. Allein bin ich selten und du ebenso wenig. Deine Tochter, Sir Philip und dein Enkel sind deine Gesellschaft. Ich hatte in den Stunden der Geburt wunderbare und liebevolle Menschen um mich. Mir wurde trotz der intimen Situation Respekt und Achtung entgegen gebracht. Dennoch fühle ich mich einsam. Einsamer als jemals zuvor. Ich habe die Kontrolle über meinen Körper für einige Stunden nicht halten können und war auf den Schutz anderer angewiesen. Ich war nackt.
    Man lässt mich kaum allein, ich werde umsorgt und beschützt.
    Ohne dich bleibe ich jedoch einsam.
    Ich wünsche mir, dass es dir gut geht, Thelor. Dass du Besserung und Heilung erfährst. Ich wünsche mir, dich in Zukunft wieder kraftvoll und als meine Burg an meiner Seite zu wissen. Ich wünsche mir, ich könnte nun deine Burg sein.
    Ich füge mich.
    Die Baronie, die Ritterschaft und unsere gemeinsamen Verantwortlichkeiten sind nun die meinen. Sie bleiben die meinen bis du wieder frei atmen kannst. Ich werde alles schützen, Sir. Unsere Titel, unseren Stand, unseren Sohn und auch dich.
    Ich wünschte, ich könnte aufhören zu weinen. Ich habe einen Knappen in den Dienst genommen. Tristoban. Du erinnerst dich? Er wird vorlaut und das gefällt mir.
    Ich höre auf zu weinen, es kommt jemand.
    Conrad weint.

    Thelor ich liebe dich. Immer. Bis der Tod mich nimmt.

    Deine

    Helisande


    PS: Das nächste Kind trägst du aus!
    PPS: Ich kann Treppen nicht leiden
    .
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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 31 März 2019 15:46    Titel:
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13. Eintrag

Heute ist der 31. Lenzing 262 und mein Hochzeitstag ist unbemerkt an mir vorbei gezogen. Vor zwei Jahren am 25. Lenzing habe ich meinen Eheschwur abgelegt und ich fühle dessen Worte bis heute. Es ist nicht einfach zu ergründen wie diese Einrichtung, die Ehe genannt wird nun wirklich funktioniert. Desto mehr ich darüber nachdenke, je mehr komme ich zu dem Entschluss, dass jedes Paar dieses Abkommen wohl auf seine eigene Art füllt und erfüllt.
Thelor hat mir geschrieben, dass er es kaum erwarten kann mich und Conrad in die Arme zu schließen. Der kleine Miracell nennt ihn schon 'Oda' also fast 'Opa' und ein paar vorsichtige Schritte können beide gemeinsam unternehmen. Mit keinem Wort erwähnt er seinen eigenen Zustand, sein Befinden oder wie er sich in den Haushalt seiner Tochter einfügt. Seine Schrift wirkt eckiger als ich es gewohnt bin bisher. Die Worte, die Gedanken, die sanfte Innigkeit in den Zeilen, die nur für mich sind - jene sind zweifellos die meines Gattens. Meines Sirs.
Marie hat mir ebenfalls geschrieben und mich ins Bild gesetzt. Sie möchte ihren Halbbruder auch kennen lernen und hat beschlossen, seine Taufe auszurichten. Ich werde spätestens im Schwalbenkunft einige Zeit in Wellenberg verbringen. Zumindest war ihre Aufforderung dazu derartig unmissverständlich, dass ich fast glaube ich lese Thelors Worte. Ihre Bestimmtheit rührt auch aus der Tatsache, dass es ihrem Vater nicht gut geht. Die enge in der Brust würde zwar nachlassen, aber er sei nur sehr kurz belastbar körperlich. Ihn zur Schonung anzuhalten würde im Übrigen wirkungsvoll verhindern, dass sie sich zu sehr um ihren Sohn sorge, der gerade das Laufen erlernen will.
Die Heiler singen immer das gleiche Lied. Keinen Tabak mehr, viel Gemüse und nahrhaftes Fleisch essen und dem Körper Zeit lassen. Welch Glück ist mein Sir, was sich selbst angeht ja soooo sehr mit Geduld gesegnet.... ich sollte erst im Cirmiasum hinreisen 270 oder so. Meine Stieftocher wird mich auf dem Laufenden halten, obgleich ihr Vater ihr untersagt hat zu berichten. Interessant wie sich in der Familie die Loyalitäten so herausbilden.

So sitze ich hier und erfülle meinen Teil unserer Ehe. Den Teil der recht viel mit Warten, Beten, Hoffen und Pflichterfüllen zu tun hat. Ohne vor der Herrin undankbar sein zu wollen - nicht mein Lieblingsteil. Conrad wird gerade ein wenig von Helleth im Burghof herumgetragen. Sie ist der festen Marsberger-Ansicht, dass Kinder in jeder Wetterlage frische Luft benötigen. Meine Mutter hat mir Helleth geschickt. Eine mittelgroße Frau, ein paar Jahre älter als ich und von kräftiger Natur. Ihre Haare sind von einem undefinierbaren Braun, die Augen wie in meiner Heimat üblich hellblau. Sie gehört zu dem gleichen robusten Schlag von Frauen wie meine Mutter selbst. Ihre Kinder sind bereits erwachsen, ihr Mann überlebte die Pestwelle des letzten Sommers nicht. Das Kind, welches sie bisher umsorgte wurde im Winter entwöhnt und meine Mutter hat sie wohl direkt abgeworben. Ein neuer Anfang für eine Witwe, die ihren Kindern nicht zur Last fallen will. Ich bin dankbar für ihre Anweisenheit.
Conrad war zunächst entschieden weniger dankbar. Den größten Teil der Stillarbeit muss und will ich weiterhin übernehmen. Aber es ist gut Helleth im Hintergrund zu wissen. Erfahrene Hände, die ihn halten, wickeln, trösten und die meisten Wehwechen von Säuglingen beheben können.
Er fixiert seinen Spielring mit den bunten Murmeln mit den Augen und grabscht nach allem, was sich ihm bietet. Frau Mareaux hatte mich gewarnt, jetzt habe ich schon ein paar Haare gelassen. Gewachsen ist er auch ordentlich und zu meiner eingeschränkten Freude wird sein Gebrüll auch lauter. Täglich. Stündlich.

Ich werde bei nächster Gelegenheit Sir Keylon zum Vogt für Gipfelsturm ernennen. Die Stelle eines Kämmerers schreibe ich auch aus. Mit Conrad und allen anderen Verpflichtungen habe ich nicht genug Stunden in den Tagen um mich auch noch um diese Verwaltungsaufgaben korrekt zu kümmern. Vor allem nicht, da ich nun bald wieder voll in den Dienst als Oberst treten muss. Es gibt Entwickungen in meinem Regiment, die mir nicht gefallen. Vermutlich fehlt nur der Klang meiner sanften Stimme, der die Dachziegeln auf dem Kastell scheppern lässt.
Die Ritterschaft macht mir zur Zeit mehr Freude als Arbeit. Wir nehmen Pagen in den Dienst und Sir Heinrik wirft sich mit Feuereifer in einige Projekte hinein. Es bleibt mir nur zu beten, dass er bei den Unterweisungen in Diplomatie nicht nur aus dem Fenster gesehen hat. Einige Vernetzungen im Reich müssen neu geknpüft oder geprüft und saniert werden. Möge Temora geben, dass er weiterhin mit Sachlichkeit, Klarheit und wenigstens einem Hauch von Einfühlungsvermögen vorgeht. Bisher bewundere ich ihn für sein Durchhaltevermögen und seinen Willen an Konzepten zu arbeiten.
Tristoban, mein Knappe, ich schätze bisher wurde niemand so oft ins kalte Wasser geworfen wie er. Außer dass er sich bald mit dem Daumen den Handrücken durchreibt, sehe ich allerdings kaum Schäden an ihm. Er hatte einen guten Lehrer im Schwertkampf. Sein Problem wird über die Zeit nicht die Technik, die Kraft oder die Ausdauer werden.
Tristoban muss insbesondere im Kampf noch das entwickeln, was ich im Überfluss habe. Kaltblütigkeit. Nun habe ich ihm schon angekündigt, dass er für die Pagen mitverantwortlich ist und sie in den Dienst auch einweisen darf. Der arme Handrücken.

Ich löse mein Haus in Berchgard auf. Doch jedes Teil, welches ich in die Hand nehme löst eine Flut von Erinnerungen aus. Ich habe zwei Abende dort gesessen und mich in Tränen aufgelöst. Dieses Kästchen mit Thelors Briefen an mich. Briefe aus einer Zeit, in der ein Wir noch unsagbar war. Eine Zeit in der die Pflichten eines Standes, einer Ehe noch weit entfernt bis unerreichbar waren. Eine Zeit in der nur ihn zu Lieben meine Pflicht... meine Sehnsucht war.
Die Pflichten wurden vermehrt.
Die Sehnsucht liebt unverändert.
Ich löse mein Haus in Berchgard auf. Doch jedes Teil, welches ich in die Hand nehme wird mich begleiten, ebenso wie die Erinnerungen. Meine Zukunft ist blind und ich gehe jeden Schritt sehend und bewusst hinein.
Die Pflichten werden sich vermehren.
Die Sehnsucht wird unverändert wachsen.


Zuletzt bearbeitet von Helisande von Alsted am 31 März 2019 18:29, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 16 Jul 2019 14:27    Titel:
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14. Eintrag

Heute ist der 16. Cirmiasum 262 und ich war nachlässig in der Buchführung hier. Mein Sohn hat das Krabbeln für sich entdeckt und wurde im Eluviar in Wellenberg getauft. Sein Vater hielt ihn im Arm abei und seine Halbschwester strahlte angesichts des Glücks ihres Vaters. In diesem goldenen Moment, an dem wir in dem sonnendruchfluteten Raum der Kapelle Wellenbergss standen, da strahlte auch ich. Für einige Atemzüge pries ich mich die glücklichste Frau der Welt als ich meinen Sohn auf dem Arm seines Vaters sah. Doch wie die Stille in mitten einer Schlacht, wie das unschuldige Weiß frischen Schnees, wie jeder Sonnenaufgang am Nilzadan - nichts verweilt in meinem Leben für lange.
Thelor ist krank. Ich sah es mit eigenen Augen und vermag das Bild kaum mit dem Ritter in Einklang zu bringen, dem ich vor zwei Jahren meinen Treueschwur leistete. Seine Kraft ist geschwunden, das Grau in den Haaren vermehrt und in seinem Blick lauert immer mehr Ungewissheit statt Unschuld. Wie Gaukler auf einem Drahtseil hielten wir die Balance um nur nicht die Fragen auszusprechen, die wie verschütteter Wein ein Tischtuch den Raum befleckten. Ich lernte dennoch etwas über mich in diesen kostbaren Wochen. Dieser Mann, ist mein Mann. Mein Gatte und auch wenn er an Körperkraft verliert, dort ist immer noch der ewige Schalk in seinem Blick. Dort ist immer noch die unvoreigenommene Klugheit, die um mehr als eine Ecke zu denken pflegt. Dort ist immer noch der Sinn für das Absurde und dort ... ja dort ist immer noch die ungebrochene Liebe zu mir. Meine ungebrochene Liebe zu ihm.
Es kommt mich hart an, doch ich durfte nicht zu lange verweilen um Seinetwillen. In den Nächten hielt er mich, jeden wachen Augenblick sprachen wir miteinander und all das zehrte an ihm. Ich habe ihn Kraft gekostet. Dabei sollte ich ihn stärken. Ich werde erst im Herbst wieder hinreisen. Dann werden wir das Unausgesprochene aus dem Tischtuch waschen müssen und über Conrads Zukunft sprechen.

Viel zum Grübeln kam ich bisher nicht, denn kaum war ich wieder auf Gerimor, da erschütterte ein Beben die Erde und ein Mal in der Form einer Panthertaze tauchte nahe Bajards auf. Eine dunkle Entität wurde von den Priestern festgestellt und seitdem bewerkstelligen sie besonnene Untersuchungen und Planungen um diesem Mal beizukommen. Ich bewundere die Geduld und Gelassenheit der Priesterschaft in dieser Angelegenheit, denn für mich ist dieses Mal wie eine schwärende Wunde, die ich auszubrennen gedenke, bis sie sich schließt. Oder bis der Wundbrand siegt. Nur das geduldige Ausharren und beim Faulen des Fleisches zusehen, das liegt mir nicht.
Eine Schlacht geschlagen. Die Schwerter bereit für weitere.
In Lichtenthal halten zur Zeit merkwürdige Diebstähle die Wachtmeister beschäftigt und eine Frau, die andere verletzt und fast tötet. Es hat auch einen Wachtmeister erwischt. Erwische ich sie, dann benötigen wir keinen Richter mehr. Manche Seelen sind so verdorben, sie dürfen keinen Körper beherrschen.
Ich war zu Gast beim Emir in Menek'ur und wurde dort mit allen Ehren empfangen. Die Dankbarkeit für meine wohl gelungene Erziehung zur Adligen mittlerweile kennt kaum Grenzen, denn nur diese Haltung bewahrte mich davor vor Verlegenheit umzukommen. Offenes Interesse an mir, herzliche und lobende Worte und sogar ein Zweikampf gegen Adal wurden mir gewährt. Obwohl ich sehr schnell am Boden lag - gegen Adal ist kein Kraut gewachsen - bekam ich ein Lama geschenkt. Ein wunderschönes Tier mit einem Fell wie Seide und Augen wie die weite Wüste. Das Tier kommt überraschend gut mit meinen Pferden zurecht und fügt sich in diese nun recht merkwürdige Herde ein.

Die Orks griffen vor ein paar Tagen den Nilzadan an und wir konnten sie mit Müh und Not und einer kampfstarken Truppe eliminieren. Meinen Knappen hat es dabei allerdings erwischt. Er erholt sich von einer Hirnerschütterung und einer Kopfwunde. Helleth umsorgt ihn und Conrad tut sein Möglichstes um ihm das Hemd vollzusabbern. Tristoban wirkt im Umgang mit Conrad wie ein jüngerer Onkel oder ein viel älterer Bruder. Ich fürchte er wird dem Jungen noch allerhand Unfug beibringen. Außer ich komme ihm zuvor!

Der endgültige Umzug in die Burg war eine gute Entscheidung. Der Burghaushalt wächst und gedeiht. Pagen werden in den Dienst genommen und bald wird Sir Keylon einen Knappen vereidigen. Nun fehlt nur noch Sir Heinrik, doch ich fürchte er wird noch eine Weile um diesen Lavastrom herumschleichen. Ich weiß immer noch nicht, was ihn hemmt. Wir haben genug hoffnungsvolle Streiter, die eine Chance auf Bewährung verdienen.
Es finden stetig neue hinzu. Auch die Burgwachen habe ich aufgestockt. In manchen Nächten wache ich noch immer schweißgebadet auf und greife nach meiner Waffe. Im Ohr die gezischten Worte dieses Letharen. Zydarak... und dieses Letharen-Weibes in der Robe des Tempels. Er war das damals auf der Treppe der Burg, er hat mich fast umgebracht. Nun droht er mir mit dem Tod, er will meinen Kopf. Diese Anwandlungen würde ich ja fast für originell halten, wenn er diese Botschaft nicht im übertragenen Sinne wörtlich in eine unbeteiligte, sehr junge Bürgerin eingeritzt hätte.

So merkwürdig es auch sein mag, die Anweseheit des Burgwächters Gabriel Tharom beruhigt mich. Thelor kannte ihn bereits als jungen Recken und er verfügt über die Ruhe und Erfharung, die nur ein langer Dienst mit sich bringt. Ebenso wie die Gewitztheit so lange am Leben zu bleiben. Sollte ich über jene auch verfügen, so hoffe ich werde ich auch irgendwann einem jungen Menschen seine Pflichten erleichtern.

Jetzt werde ich erstmal Conrad auf seiner Krabbelroute durch den Rittersaal im Auge behalten. Helleth muss sich ein wenig ruhen und Tristoban muss schlafen. Ich muss ihn zwingend straffer ausbilden, Entwicklung zeigt sich nur wenn man daran arbeitet.
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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 16 Aug 2019 17:38    Titel:
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15. Eintrag

Es ist was es ist.

Dieses Worte gehen mir seit gestern Abend nicht mehr aus dem Kopf. Es sei geklagt, dass ich zwar versucht habe mich zu betrinken, aber dabei glorreich versagt habe. Die Frage warum ich mich betrinken wollte ist natürlich noch zu betrachten. Ich fass es so kurz ich kann und so ungenau es mein Gefühl für Moral zulässt. Nachdem Conrad nun beschlossen hat kein Stillkind mehr zu sein und spürbar so viel Zähne hat wie ein Krokodil war es nur eine Frage der Zeit wann mich die Unruhe wieder ergreifen würde.
Es geschieht ohne diese Enge Bindung an ein Kind, dass mich nun auch genug schlafen lässt sicherlich wieder genauso oft wie vor diesem Wandel. Eine unstete Rastlosigkeit verwirft mich, sie beginnt in mir zu brennen wie ein brennendes Stück Metall, welches durch keine noch so große Menge Wasser zu löschen oder zu bezähmen ist. Prompt gestern musste es natürlich so weit sein und ich hätte an meinen Fingernägeln die Wände hinauflaufen können.
Nachdem die Gespräche des Abends mich in Teilen in meiner Haltung sehr gefordert hatte, war ich am Ende. Das glückliche verheiratete Paar mir gegenüber gab mir nahezu den Rest.
Thyrischer Whiskey.
Viel davon.
Und dann kam er.

Es ist was es ist.

Die letzten Briefe von Marie waren nicht sonderlich ermutigend, was Thelors Gesundheit anbelangte. Sein Zustand verschärfte sich nicht, besserte sich nicht und zwischen den Zeilen kann ich durchaus lesen, dass ihre Sorge um ihren Vater wächst. Ich sollte genauso bei ihm sein, wie Heinrik mit seiner Frau und seinem Sohn zu deren Familie reisen sollte.
Aber wir tun es nicht. Gründe dafür finden wir mit jedem Atemzug und in jeder Tugend. Doch wir folgen dem Weg, der uns vorbezeichnet zu sein scheint. Wir leisten unseren Dienst für das Reich, halten unsere Eide und als wichtigste Bastion stehen wir in Überzeugung gegen den Feind und jede widerliche Vision, die Schemen der Ewigkeit uns zeigen. Wir sind Adel. Adel verpflichtet.
Ich hülle mich in eine Blase aus Schweigen um meine wirklichen Untiefen, wobei ich es dennoch schaffe inzwischen vor wenigen Personen meine Ängste einzugestehen und auch in Teilen auszusprechen. Dennoch kann ich es noch nicht vermeiden zu verletzen, ich sehe den guten und herzlichen Willen für mich da zu sein und ich sehe ihn aus noch vor Jahren ungeahnten Quellen.

Ich bin folglich einsam, nicht allein. Die Einsamkeit habe ich selbst gewählt und zäh wie Rennen in Sirup versucht jemand diese heiligen Hallen meiner Einsamkeit zu betreten und dort den Hall seiner Stiefel zu hinterlassen. Die Tore und Zugbrücken dazu hüte ich mit Argusaugen, denn bisher hatten dort nur zwei Personen Zutritt.

Es ist was es ist.

Was es ist, sehen wir in einigen Jahren. Vielleicht heilt die Zeit einige Wunden oder schlägt neue und tiefere. Der Quell meiner unauslöschlichen Freude ist und bleibt jedoch mein Sohn, wenn auch in mir die Gewissheit wächst, dass er mein einziges Kind bleiben wird. Ich habe es mir anders gewünscht. Thelor hat es sich anders gewünscht.
Aber wie heißt es in Aschenfeld so schön?
'Wünsch dir was in die linke Hand, scheiß dir in die rechte Hand und dann schau mal welche zu erst voll wird.'

Es ist was es ist.
Irgendwann wird es das sein.
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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 26 Aug 2019 12:14    Titel:
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Ein Brief an den Gatten. Keine Fragen nach dem Befinden, keine Gebete um Heilung. Nur ein Brief, ein normaler Brief findet sich als Eintrag.

16. Eintrag

    Ritterburg Schwertfluren
    25. Ashatar 262


    Thelor, mein Sir

    Ich brauche Hilfe und zwar ganz dringend von jemandem, der mich gut kennt, lange kennt und viel ausführliche Erfahrung mit mir hat. Temora sei mir gnädig, aber mein großes Mundwerk hat mich so richtig in Krathors Küche gebracht. So tief in Krathors Küche, dass ich vor lauter schmutzigem Geschirr den Ausgang nicht mehr finde.
    "Ach um dich abzuhärten, himmel ich dich einfach an, dann trifft es dich nicht so unvorbereitet, wenn dich ein Page bewundert."
    So. Anstatt dass er rennt, schreit und vor Angst erstarrt, weil dieses Angebot von mir kommt, der Person, die nur 'sehr wahrscheinlich' eine Frau ist, sagt er doch einfach "das will ich sehen."
    Sir. Hilfe!
    Gut deine Hilfe wird höchstwahrscheinlich zu spät kommen, sofern sie überhaupt als Hilfe zu deklarieren sein wird und aus mehr besteht als: 'das will ich auch sehen.'
    Hör auf zu lachen!
    Sir, das ist ernst jetzt. Ich könnte kneifen und bin auch kurz davor es zu tun, einfach weil dieses Mädchen-Getue in etwa so gut zu mir passt, wie eine Lederrüstung zum Tjost. Ich könnte kneifen. Leider habe ich den festen Eindruck von mir, dass ich nicht kneifen werde und es so richtig in den Sand setze.
    Wieso hast du mir das eigentlich nie beigebracht? Gut den Knicksflirt kann ich, aber ich kann jetzt schlecht einen Ball veranstalten um diese Taktik anzuwenden. Seufzen klappt halbwegs, ich habe es geübt. Conrad war etwas entsetzt und meinte 'aua?'. Er hat mich auf sichtbare Verletzungen abgesucht um zu pusten und Heile-Heile-Segen zu machen. Du hast mir einen wundervollen Sohn geschenkt, er mag meine Mimik und meine Augenfarbe erben, aber alle anderen Farben hat er von dir. Seine Seele ist nicht Silber, die ist Gold. Seine Fürsorge für mich ist wie die deine, dabei ist er noch so jung.
    Seufzen. Klingt wohl fast glaubwürdig, Seelenschmerz der Verzehrung und ...
    Wie in Temoras Namen haben wir uns eigentlich gefunden? Ich habe den ganzen Kram bei dir nie gebraucht oder angewendet. Du hast liebevolle Gedichte geschrieben, ich habe dir Mithrilwaffen geschenkt.
    Weiter als bis Seufzen bin ich noch nicht in meiner Taktik. Das wird eine sehr atemreiche Woche werden. Auch wenn deine hoffentlich inhaltlich hilfreiche Antwort zu spät kommen wird, wie muss ich es anstellen, damit sich jemand angehimmelt oder besser bewundert fühlt? Und komm mir nicht mit 'zieh dich aus!' oder artverwandten Vorschlägen. Die setze ich zwar gern Anfang Goldblatt um, wenn ich dich besuche, aber gewiss nicht ...hier in diesem Zweckzusammenhang.
    Ich meine die Anwendung der generellen Fähigkeit jemanden ohne direkte Intention die Bewunderung ohne Worte spüren zu lassen. Irgendwo in meiner Ausbildung zur Adligen wurde da eine Lücke gelassen, die mir gerade doch ein wenig auffällt.
    Charme, Anmut und weibliche Ausstrahlung sind wohl kurz vor dem Kontakt mit mir links abgebogen und freiwillig unterm Absingen schmutziger Lieder in die Wüste emigriert.
    Dafür schlage ich immer noch einen sauberen linken Haken.

    Ach, sorge bitte dafür dass Marie diesen Brief NICHT liest. Ich bin immerhin ihre Stiefmutter. Frag sie auch nicht um Rat für mich. Ich frage dich als meinen Gatten, Ritter und besten Freund. Darüber hinaus spüre ich eine sehr subtile Herausforderung mich als 'sehr wahrscheinlich eine Frau' zu beweisen. Ich liebe dich. Mehr als das werde ich nicht schreiben, nichts vom Vermissen und von leeren Betten. Nichts von fehlendem Pfeiffenrauch wo ich keinen riechen will und ihn dennoch misse. Ich schreibe nichts von meiner Scheu einen Ball zu planen, weil du ihn nicht mit mir eröffnest. Ich schreibe nichts... und du weißt es alles.

    Ich liebe dich.
    Ich bin bald bei dir.

    Deine

    Helisande


Zuletzt bearbeitet von Helisande von Alsted am 26 Aug 2019 12:18, insgesamt einmal bearbeitet
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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 04 Okt 2019 15:20    Titel:
Antworten mit Zitat

17. Eintrag

Man vergebe mir, dass hier eine Menge an Einträgen folgen werden die ich nur schwerlich in meiner Gemütslage genau und korrekt zeitlich einordnen kann. Vieles fällt mir immer noch schwer und in meinen Gedanken kreuzen sich durchaus Verstand und Gefühl aufs schärfste mit einander. Ich beginn somit am mir möglichen Anfang.

Die Möwen kreischten sehr zu Conrads Freude als wir an Bord unseres Schiffes nach Wellenberg waren. Helleth freute sich an der Freude des Jungen und sogar ich konnte für einige Momente meine schweren Gedanken verdrängen. Die Überfahrt verlief erstaunlich ruhig und Conrad neigt offensichtlich nicht zur Seekrankheit. Thelor muss für gewöhnlich ein Schiff nur sehen und ihm wird übel.
Angekommen am Ziel ritten wir den Rest des Weges, es war nicht weit und die Bewegung tat uns allen gut. Conrad wird vermutlich wie ich selbst zeitgleich Laufen und Reiten lernen. Aschenfelder halten das nun mal so. Kaum durchritten wir das Tor, da stellten sich mir schon die Nackenhaare auf. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht. Sir Philipp war nirgends zu erspähen, ebensowenig wie sein Knappe, dafür aber meine Stieftochter mit ihrem Sohn auf dem Arm. Marie wirkte gefasst, stand dort jedoch mit geröteten Augen und gestrafften Schultern.

" Helisande, sie sind weg geritten. Gestern schon. Im Norden wurden Marodeure gesichtet und sie sind beide dorthin. "

Keine Begrüßungsworte oder Umtrunk, nur die Sorge der jungen Herrin um Ehemann und Vater drang direkt zu mir durch. Recht schnell war einer der Dienstmänner herbeizitiert um mich ins Bild zu setzen. Helleth hatte wie es so ihre Art war Conrad und das Gepäck versorgt. Marie war sich noch nicht einig auf wen sie wütend sein wollte. Auf ihren Vater, der sich trotz seines geschwächten Zustandes in Rüstung und aufs Pferd geschwungen hatte, auf den eigenen Gatten da er zu wenige Männer und den kranken Mann mitnahm oder auf mich, weil ich zu spät kam um beide aufzuhalten. Das Los fiel schließlich auf mich, da ich mich direkt in meine Lederrüstung warf, mich bewaffnete und mit einem Wasserschlauch als Proviant hinterher preschte.

Der Weg war recht eindeutig beschrieben worden und ich fand den winzigen Klippenweiler. Der Geruch von Rauch, Blut und Tod drang schon einige Kilometer weit mit dem Küstenwind an meine Nase. Mocca roch es auch und wieherte leise, ich musste nicht viel tun. Den Rest der Strecke brachten wir im Galopp hinter uns.
Ich sah Thelor Pferd.
Ich sah das Pferd meines Schwiegersohns.
Ich sah meinen Schwiegersohn.
Ich sah Thelors Pferd.
Ich sah Thelor nicht.

Philipp war angeschlagen und erklärte mir in knappen Worten, dass sie hier gegen Marodeure gekämpft hätten wie die letzten zwei Monate schon. Diesmal sei es ein Hinterhalt gewesen. Stockend kamen die Worte aus ihm hervor, als er mir erzählte, dass mein Mann als mächtigster Kämpfer des Landstriches von vier Männern an die Klippen gedrängt worden sei. Die Klippen...

Ich rutschte und schlidderte hinab, kletterte und stürzte. Gellende Schreie von oben um mich aufzuhalten. Dann schwamm ich, tauchte, suchte und rief. Ich blieb viel zu lange in viel zu kaltem Meerwasser. Ich spürte meine Füße und Hände nicht mehr, mein Herzschlag verlangsamte sich. Ich musste ihn finden.
Ich musste ihn finden.
Nicht so
Nicht so.
Die Kälte siegte, ich ertrank fast in dem eisigen Wasser während meine Augen brannten und weiter suchten. Das Gold musste irgendwo hier sein. Mein Gold musste hier irgendwo sein. Ich hatte nicht einmal mehr mit ihm reden können.
Zwei Bewohner des Weiler fischten erst einen Schild aus dem Wasser und mit Philipps Hilfe mich. Taubheit in allen Glieder und in allem was an mir zum Fühlen fähig ist. Nur ein Gedanke fraß sich durch die Kälte in mich hinein, setzte sich fest und trieb mich tiefer in mich hinein.


Das ist nicht passiert.

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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 05 Okt 2019 15:38    Titel:
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18. Eintrag

Verweigerung

Das ist nicht passiert.

Das kalte Wasser hatte mich anscheinend sehr ausgelaugt und mir jegliche Wärme aus dem Körper gezogen. Wie durch dichte Nebelschleier nahm ich am Rande allerdings durchaus wahr, was mit mit passierte. Ich wurde in Decken eingewickelt und auf meinem Pferd abtransportiert. Unter besorgten Worten, sorgenden Händen und gedämpften Lauten packte man mich in ein Bett. Es roch vertraut. Heimat. Versinken. Die Stimmen wurden dumpfer und entgegen der Befehle und flehentlichen Bitten doch wach zu bleiben sank ich weg. Es ist möglich dies als eine bewusste Flucht zu betrachten, denn ich floh an den einzigen Ort an dem meine Welt heil und warm war.

Das Feuer prasselte im Kamin und das Buch ruhte auf meinem Schoß, mein Blick richtet sich fest auf die Tür. Durch diese Tür erwarte ich den Eintritt meines Sirs. Durch diese Tür wird er kommen. Ganz sicher. Der Raum roch vertraut nach Tabak, Leder, Rüstungspolitur, Pferd und tatsächlich ein wenig nach dem dampfenden Tee in der Tasse neben mir. Ein Heim von Rittern riecht so, darunter schwingt in diesem besonderen Raum noch der mürbe und seifige Geruch des Pergamentes aus dem die Karten und Bücher in Knochenleim gebunden sind.
Schwere Schritte an der Tür. Gedämpfte Stimmen, die wollen, dass ich hinaus komme. Ich soll 'aufwachen'. Aber ich schlafe doch gar nicht. An diesem Ort schlafe ich nie. Hier ist meine Welt heil und warm. Gleich wird er durch die Tür kommen und mich küssen. Dann erzählt er mir von den Knappen, von den Lederpreisen und vom bald anstehenden Ball. Er wird kommen.


Diesmal ist nicht die warme Hand der zierlichen Goldhaarigen da, die mich in meinem Delirium hält und mit vertrauten Weisen zurück ins Leben singt. Diesmal liege ich in einem Bett, dass nach dem Mann riecht, den ich nie wieder sehen werde. Den ich nie wieder fühlen werde, nie wieder...

Das ist nicht passiert.

Ich werde nicht aufwachen, wenn ich aufwache, dann ist es passiert, dann ist es wahr. Es kann nicht wahr sein. Es darf nicht wahr sein. Nicht so.
Wenn ich aufwache werden sie mir erzählen, dass eine weitere Suche sinnlos ist. Wenn ich aufwache werden sie mir erzählen, dass sie ihn geborgen haben und er in dem kalten Raum der Kapelle liegt.
Sie sollten ihn zudecken.

Das ist nicht passiert.


Der Raum ist warm und das Feuer prasselt. Der Tee kühlt ab, aber die Kräuter überdecken noch immer den Geruch des Pergamentes und der feuchten Jahreszeit, die auch hier durch die Ritzen hineinkriecht. Ich höre schwere Schritte. Ich wusste, dass er kommt! Ich wusste, dass er zu mir kommt. Die Tür öffnet sich und das Bild verzerrt sich vor meinem Blick. Die Größe stimmt, doch nicht das Alter, auch der Wuchs ist viel zu schlank. Die Haarfarbe stimmt, doch der Blick. Ich blicke in gewittergraue Augen.
'Du musst zurück'
'Ich will nicht, ich will hier bleiben. Hier ist alles gut.'
'Du musst zurück'


Es war nicht die Freiherrin, die mich diesmal ins Leben zurück rief. Es waren nicht die Pflichten und die Bindungen an andere, an Freunde und an Untergebene. Es waren nicht die besorgten Worte Maries und Helleth, wobei Maries eigene Trauer ihr die Kraft nahm. Es waren nicht meine Eide gegenüber Reich und König.

Es war ein Wort.

'Mama'

Ich öffnete die Augen und sah meinen Sohn an, der aufs Bett geklettert war und sich in kindlicher Unschuld, Verzweiflung und Gewissheit an mich klammerte.

Ich öffnete die Augen. Ich war zurück.

Und es war passiert.
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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 07 Okt 2019 14:27    Titel:
Antworten mit Zitat

19. Eintrag

Schuld

Es ist passiert.

Ich erinnere mich, wie ich in der Kapelle knie und versuche zu beten. Meine Augen brennen und richten sich immer wieder auf den Schild, den Sir Philipp dort hat aufstellen lassen. Ich kenne jede Delle und jeden Kratzer darauf, als wäre es mein eigener Schild. Ich kenne die Hand, die die inneren Schlaufen umgreift und sehe ganz klar vor mir wie der Schild zur Parade eines Schlages angehoben wird.
Meine Schuld zerfrisst mich. Ich war nicht hier, ich war nie hier. Nur kurz und viel zu flüchtig. Als Frau hätte ich an seiner Seite stehen müssen, sein Leid mittragen und ihn begleiten. Ich habe meinen Eid gebrochen, den ich am Tag unserer Eheschließung gab. Ich war nicht hier, als er mich am Meisten brauchte. Stattdessen verlor ich mich in der Eitelkeit von Führungsaufgaben, Schlachten und dem bunten Treiben auf Märkten. Sogar anderen Menschen gegenüber hatte ich mich geöffnet und war ihnen näher gekommen, Freundschaftsbande dankbar angenommen, als wären sie die Stränge, die mich halten.
Ich war nicht hier.

Ich hatte seinem Sohn den Vater genommen, bevor er wusste, was ein Vater ist. Wie oft hatte er den Jungen auf dem Arm gehalten? Zweimal? Er hatte nicht den ersten Zahn, das Krabbeln und das Hochziehen erleben dürfen. Das hatten andere Männer mit ensprechender Würdigung bedacht. Mein Knappe war Conrad mehr Vater als Thelor. Und das ist meine Schuld.

Meine Egozentrik hat mich weg von dem geführt, was eine gute Ehefrau ausmacht. Fürsorge, Dulsamkeit und Treue in guten wie in schlechten Zeiten. Ich hatte Thelor geheiratet und war auch darin immer mehr Streiterin geblieben als Frau.

Irgendwann kniete sich Sir Philipp neben mich und senkte seinen Kopf zum Gebet. Er sah in etwa so aus, wie ich mich fühlte. Ein junger Mann und Vater sollte so nicht aussehen. Die alten Männer sterben nicht damit die jungen im Elend vergehen. Er bemerkte irgendwann meinen Blick und richtete das Wort an mich. Die Stimme heiser und belegt.

'Sie hat mich aus unserem gemeinsamen Schlafzimmer geworfen. Sie gibt mir die Schuld an Vaters Tod und deinem Zustand."

Vaters Tod.
Für ihn schon eine hingenommene Tatsache, während ich noch in einem kleinen Winkel versuchte meine Hoffnung zu kultivieren. Die Hoffnung, er wurde mit dem Geruch von Leder und Tabak gleich hinter mir stehen.

Mein Schwiegersohn kramte und reichte etwas zu mir hin. Ein versiegelter Umschlag auf dem mein Name stand. Mein Name in Thelors Handschrift. Ich muss diesen Umschlag eine Ewigkeit angestarrt haben, dann griff ich erst danach um ihn einzustecken. Ungeöffnet.
'Ich habe ihn im Schachbrett gefunden. Wir haben oft gespielt im Andenken an Miracell den Älteren.'

Meine Hand legte sich kurz auf seine Schulter, dann erhob ich mich um Marie aufzusuchen. Sie saß vor ihrem Schminkspiegel mit einer Bürste in der Hand, die Haare wirkten allerdings nicht gekämmt. Eher gesträubt wie bei einer fuchtigen Katze. Die Tränenspuren auf ihrem Gesicht waren frisch. Sie hatte ihre Tränen gefunden. Glückliches Mädchen. Ich wischte den ungerechten Gedanken fort.

'Hol deinen Mann zurück, Marie.'
'Nein! Er ist schuld, dass Papa nun fort ist. Am Sturz gestorben oder im Meer ertrunken. Er ist schuld, dass er nicht gefunden wird. Er ist schuld, dass du auch fast gestorben bist.'
'Mich tötet man nicht so schnell. Hol ihn zurück, Marie.'
'Nein!'

Ich musste mich sammeln, die Haltung zu finden, die nun richtig war und nicht verschwommen wirkte. Bestimmend und gleichsam verständnisvoll, die ewig vergebende Helisande. Mein Innerstes sträubte sich, denn ich wollte mich selbst in meiner Schuld verlieren.
'Du holst ihn zurück, Marie. Dein Mann ist Ritter, so wie ich es bin und wie es dein Vater ist. Wir Ritter folgen einem eigenen inneren Kompass, der es uns nicht möglich macht das Opfer eines anderen oder unser selbst abzulehnen. Dein Vater hat sich entschieden in diesen Kampf zu ziehen.
Wir sind der starke Arm und die trockene Träne, Marie. Wir sind Kämpfer für das Reich und den Glauben und darüberhinaus für die Werte, die uns ausmachen als Ritter.
Sir Phillipp hat meinem Gatten die höchste Ehre erwiesen. Er hat ihn sein Ende wählen lassen. So wie ich meines irgendwann wähle und so wie dein Gatte seines irgendwann wählt.
Bis dahin sei sein Weib, verflixt noch eins! Gönn ihm jede Pfeiffe, die er rauchen will, jeden schmachtenden Blick eines jungen Mädchens. Gönne ihm auch die zweite Portion Braten oder Kuchen und jede Nacht an deiner Seite.
Das Leben ist kurz.
Das Schicksal ist ein mieser Verräter!'


Die nächste Tränenflut weinte sie in meinem Arm und gab sich die Schuld, so wie ich sie mir gab. Ich wusste keine Worte mehr. Immernoch fühle ich mich wie ein Fass, dem man den Spund ausgeschlagen hat und das nach und nach leer läuft. Zurück bleibt nur diese Kälte.

Es ist passiert.

Das Wasser war kalt.
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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 09 Okt 2019 14:17    Titel:
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20. Eintrag

09. Goldblatt 262

Wut

Das Wasser war kalt.

Ich bitte zu entschuldigen, wenn meine Schrift heute zittert und nicht so gleichförmig erscheint wie gewohnt. Jedoch brennt in mir eine unlöschbare Wut, sie kenne keinen Namen, sie kennt keinen Beginn und gerade kein Ende. Aber sie nimmt die Kälte des Wassers und ersetzt sie durch Bewegung. In mir ist keine Stille mir.
Ich bin unendlich wütend.
Ich rannte heute bis zu dieser verfluchten Klippe und schrie meinen Zorn in den Wind. Er trug ihn davon übers Meer, die Worte vielleicht zu ihm? Ich weiß es nicht.
'Du hast dein Wort gebrochen! Wir wollten gemeinsam in einer Schlacht fallen! Du hast dein Wort gebrochen, wir wollten ein Haus an einem See!
Du hast dein Wort gebrochen und mich allein gelassen!'


Ich fühl diese Wut immer noch in mir kochen und brodeln, denn sie ruht schon so lange unter der Obefläche. Er war krank geworden. Hat sich krank und ohne Bedenken aus unserem Leben, unseren Pflichten herausgezogen und mich allein gelassen. Sich in den ruhigen Hort in Wellenberg zurück gezogen und den Großvater gespielt. Ich hingegen trug unser Kind allein aus, habe es allein geboren, die Burg zu einem Heim gemacht und alle seine Pflichten zu meinen noch mit erhalten.
Ich rannte zu viel und zu lange. Ich aß zu wenig und schlief zu wenig. Ich war selbst zu wenig. Ich war immer zu wenig, nicht genug für alles. Ich konnte nicht einmal meinen Mann bei mir halten oder mich bei ihm.
Mein Wut sprang über auf Temora, die ihm und mir dieses Schicksal aufgebürdet hatte. Was erwartete sie noch von mir? Was? Mitten in der Wut wuchs das Gefühl, dass ich ihr im Grunde egal war und es immer gewesen war. Jeder andere Ritter war in irgeneiner Form auf seinem Weg zur Ritterschaft oder in ihrer breits von ihr berührt oder gesehen worden.
Ich nicht.

Er soll aufhören zu weinen. Ich ertrage dieses Kindergeheule nicht. Er soll aufhören sich an mich zu klammern, ich fühle mich schon eingeengt genug in meine Wut. Ich will ihn nicht auf dem Arm haben, ich will nicht trösten und singen. Hätte ich dieses Kind nicht, so wäre ich nicht an dieses Leben so gebunden.
Wut.
Trotzdem sang ich für Conrad, trotzdem schlief er in meinem Arm. Trotzdem freute ich mich klatschend über seinen ersten freien Schritt, der auf dem Hintern auswasserte.

Wieso hatte ich mich so dankbar von ihm gelöst? Jede Pflicht übernommen, anstatt sein Weib zu sein. Der Zorn auf mich selbst ließ es für einig Tage nicht zu, dass ich überhaupt etwas aß. Von Ehrgeiz zerfressen, Anerkennung gewinnen, die ich nie erlangen würde. Eine Schande für meinen Stand. Ich sollte von dieser Klippe springen. In seine Arme.


Die Wut legte sich irgendwann und wurde zu einem unbestimmten Nachhall in mir. Aber sie verschwand nicht, sie saß dort in einer Ecke auf einem wackligen Stuhl und drohte jederzeit hervorzuspringen. Ich wurde gut ausgebildet darin Haltung zu bewahren und nicht zu sehr und zu drastisch aus meiner Rolle zu fallen. Die Reise heim verlief so still wie sie mit einem Kind verlaufen konnte. Ein noch sehr kleines Kind, das sich noch als Teil der Mutter begriff und gerade nichts tun konnte um sie fröhlich zu machen.

Die ersten Begegungen ließen meine Wut fester auf ihrem Stuhl Platz nehmen und die Füße still halten. Die beiden Sonnengoldenen Adligen hielten sich zurück, ließen mich reden und schweigen. Sie nahmen mich auch in den Arm, was ich tatsächlich zulassen konnte ohne zu platzen oder zu kämpfen. Der Empfang im Palast zog an mir vorbei. König und Königin waren prachtvoll anzusehen, da bin ich mir sicher. Die erlassenen Dekrete waren sinnvoll, da bin ich mir sicher. Die geführten Gespräche waren respektvoll, da bin ich mir sicher. Wachtmeister Salberg macht dem Regiment Ehre, dieser Eindruck brannte sich ein.


'Nein! Das kann nicht sein! Man muss ihn suchen!'

Ja natürlich, man muss ihn nur suchen... wie einfach! Wären wir da mal drauf gekommen!

Nur noch einer würde diese Worte mir ins Gesicht schleudern und ich würde ihm die Nase brechen. Es ist gut möglich, dass ich auch schreie, wenn es passiert. Hielt man mich für dumm? Oder gar leichtfertig? Wollte man Sir Philipp unterstellen, er sei ein Idiot und wüsste nicht wie man in seiner Heimat, dort wo er jeden Stein und jede Wetterlage kannte, nicht in der Lage sei eine Suche sinnvoll durchzuführen? Wussten sie wie kalt das Wasser dort gewesen war? So kalt...
Womöglich wäre es für einige Menschen heilbar, wenn ich einmal nicht besonnen und vergebend wäre. Vielleicht würde es einige Dinge endgültig klären.

Wut hält warm.
Wut hält mich fähig zu arbeiten.
Wut macht mich stark.

Ich kann der dunkle Schatten hinter den beiden Sonnengoldenen sein und mich in leise Worte und stille Anwesenheit zurückziehen. Aber ich weiß, ich kann hier nicht ewig bleiben.

Heute gedenken wir der Opferbereitschaft.
Vielleicht opfere ich heute meine Wut.

Ich fühle mich leer.
Ich habe nicht einmal meine Tränen gefunden.
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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 11 Okt 2019 15:41    Titel:
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21. Eintrag

Akzeptanz

Ich fühle mich leer.

Es sind nur zwei Tage vergangen und ich fühle mich als seien es Jahrhunderte gewesen. Die Zeit kriecht dahin, jeder Atemzug füllt eine Stunde. Conrad ist noch immer sehr anhänglich, in etwa in dem gleichen Maße in dem ich um meine Freiheit von allen ringe. Die Herrin bewahre, dass ich sie erlange, denn dann ziehe ich mich zurück in das Kaminzimmer. Dann verbleibe ich dort wartend im verblassenden Geruch aus Leder, Tabak und Waffen mit einem Hauch Kräutertee.

Der Gedenktag der Opferbereitschaft hat mir nicht gut getan. Ich finde immer noch keinerlei Freude am Verzicht. Es bewegt mich nicht vorwärts auf dem Pfade der Herrin auf einen lebenden und nahen Gatten zu verzichten. Jedoch hat das Gespräch mit Hochwürden Hohenhain mir gut getan. Ich weiß sie hat vor einigen Jahren gleiches erlebt und ebenso überwunden. Es ist nun an mir meinen Weg hinaus aus diesem Loch ebenfalls zu finden. Die bleierne Schwere kann nicht ewig auf mir lasten und mich zu Boden zwingen.
Ich bin Ritter.
Ich fühle mich leer.
Dabei bin ich nicht allein. Jeder Schritt und Tritt von mir wird überwacht. Wenn Eveliina sich nicht zufällig auch zum Gebet in die Kapelle verirrt, wenn ich dort Knie oder ganz dringend ein Buch aus der Bibliothek benötigt, wenn ich dort sitze - dann ist es Heinrik, der mit dem vertrauten Singsang seiner Rüstung meine Wege überwacht.
Ich hoffe allerdings diesmal einige Haken geschlagen zu haben und wirklich allein zu sein. In den letzten Tagen habe ich immer wieder Orte aufgesucht, die für Thelor und mich eine Bedeutung hatten. Mein Haus in Berchgard habe ich heute von außen betrachtet. Verglichen zur Burg kommt es mir so winzig vor. Verglichen mit jetzt kommt mir das Glück darin so riesig vor. Als ich dort wohnte, war mein Leben vollständig. Als ich dort auszog begann meine Welt sich an den Säumen zu lösen, ich bemerkte die losen Fäden nur nicht. Oder doch?
Ich war noch nie gut in Handarbeiten.

So stand ich auf dieser Landzunge kurz vor Wolffenbrück. Der Orkberg rechts von mir, das Meer vor mir und zu meinen Füßen Klippen. Diesen Ort hatte mir Thelor gezeigt, als es noch kein Wir geben durfte. Wir wussten, wir finden uns hier. Wir wussten, hier können wir nachdenken in Ruhe. Ursprünglich war es Lilians Ort gewesen, sie hatte ihn Thelor gezeigt. Ich vermisse sie immer noch. Ihre ewige Suche nach ihren Stiefeln, die goldenen Haare und die tiefe Klugheit, die nicht in Jahren dachte, sondern in Jahrzehnten.
Sie war Thelors beste Freundin gewesen. Ob sie sich nun wiedergefunden hatten? Es mochte viel möglich sein, auch Wunder im Namen der Herrin.
Der Wind zog an meinen Haaren und ich griff danach um den Zopf wieder zu richten. Mein Haar war schon immer dick gewesen, von satter rostbrauner Farbe, womöglich das Schönste an mir. Wenn ich die Augen schloss, konnte ich immer noch seine Hand in diesem Haar fühlen. Wenn ich die Luft anhielt, festigt der Griff und gleich...

Ich griff nach meinem Dolch am Gurt. Es brauchte nur wenige Bewegungen mit der scharfen Klinge und der Zopf ruhte in meiner Hand. Die Klippen lagen vor mir, nicht so steil wie in Wellenberg, aber es war das gleiche Wasser. Salzig, tief und eiskalt.
Nur noch kurz ruhte mein Blick auf dem, was ich von mir abgetrennt hatte, dann fand es seinen Weg die Klippen hinab, in die schäumende Gischt und in die Ewigkeit des Blaus. Noch immer kann ich nicht sagen, warum ich das tat oder ob es einen tieferen Sinn haben sollte. Es war ein Impuls, den ich nicht bereue. Mein Kopf fühlte sich nun leicht an. Frei.
Als ich den Dolch wieder sicherte, fühlte ich etwas in der Gurttasche. Gedankenlos griff ich danach und starrte das zerknitterte und gesiegelte Schreiben an. Darauf stand immer noch nur mein Name in Thelors Handschrift.
Es war Zeit.
Mit klammen Fingern brach ich das Siegel und öffnete die Faltung langsam und bedächtig. Was ich sah, zog mir den Boden unter den Füßen weg. Aus winzigen kleinen gezeichneten Edelsteinen hatte er eine Fingerhuthblüte aufgemalt. So wie jene, die er mir aus Edelsteinen in ein Kästchen gelegt hatte, als mein erstes Geschenk von ihm.
Darunter standen nur wenige Worte gefolgt von seinem Namen


Lebe glücklich.

Thelor


Ich fand meine Tränen.

Mein Fass läuft wieder voll.
Salzig und warm.


Zuletzt bearbeitet von Helisande von Alsted am 11 Okt 2019 16:22, insgesamt einmal bearbeitet
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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 22 Mai 2020 17:06    Titel:
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22. Eintrag

22. Eluviar 263

Die Zeit in all ihrer Bewegung ist an mir vorbeigezogen, ein bunter und teilweise dunkler und bedrohlicher Blättereigen, der mit das Gefühl gibt selbst still zu stehen. Wenn ich auf den Zinnen der Burg stehe, so erscheint mit einiges davon beinahe unwirklich. Unwirklich und umwoben wie ein Teil einer alten Legende, die man Kindern am Feuer erzählt. Dennoch war ich dabei. Ich war dabei wie Isidor, der Alka Alatariens durch das Adoraner Tor brach. Ich war dabei wie Seine Majestät Ador von Alumenas vor den Augen seiner jungen Gattin einen im Grunde aussichtslosen Kampf gegen seinen Bruder führte. Ich bezeugte, wie Temora ihren Streiter erwählte und ihm ihre Kraft schenkte. Ich wurde zu Boden geschleudert, als Alatar und Temora selbst am Himmel kämpften.
Ich lebe nun unter dem Riß am Firmament, forsche unbeholfen über rote Kristalle und betrauere tote Gardisten. Ich wünsche mir nichts mehr im Moment als einen Geist zu sehen, den Geist eines alten Ritters. Ich sehe die Ritterschaft wachsen und das Regiment ausbluten.
Ich habe mich der blauen Flamme, der Herrin gestellt.
Ich habe meine Eide, die ich Thelor bei unserm Eheschluss gab und die die Kirche bezeugte nicht gebrochen. Zu meiner Schande, nicht aus Mangel an Gelegenheit. Die Herrin sah in mein Herz, aber sie berührte es nicht. Mein Ehering erwärmte sich, aber ich blieb unverletzt. Sie sah meinen Kampf mit mir, meine Sehnsucht und mein immer noch brennende Trauer darin.

Ich bin nun 30 Jahre alt.
Ich trage noch immer meinen Ehering. Ich werde ihn bis zum 3. Goldblatt dieses Jahres tragen. Bis dahin haben alle Wunder Zeit zu geschehen, bis dahin hat das Schicksal Zeit seinen Verrat an mir zu sühnen. Doch sobald dieser Tag verstrichen ist, werde ich darum bitten mich zur Witwe zu erklären. Ich weiß nicht, was dann sein wird. Ich weiß nicht, was dann aus der Baronie und meinen Titeln wird. Ich weiß nur, dass ich diesen Schwebezustand dann ein Jahr gelebt habe.
Tristoban wird dann so Temora will Ritter sein, ich werde meine Pflicht ihm gegenüber erfüllt haben. Eine Pflicht, die ich mit Freuden erfülle und nicht missen möchte.

Am 03. Goldblatt wird der letzte Eintrag hier erfolgen. Dann endet dieser Teil meines Lebens, ich weiß nicht welcher neue dann beginnen wird. Womöglich erlebe ich diesen Tag nicht einmal selbst.
Ich werde ihn erleben, denn die Männer der Ritterschaft, allen voran Heinrik haben es sich zum Ziel gemacht, mich zu schützen. Sie spüren gerade, dass die ruhigen Zeiten mit mir vorbei sind. Sie beobachten mit Zweispalt, dass ich zu jeder Zeit plötzlich aus dem Tor der Burg preschen kann um in irgendein Verhängnis zu reiten. Vorzugsweise allein, außer sie sind schnell genug.
Sie hatten sich an die ruhigen Zeiten gewöhnt.
Ich nicht.
Die Zeit ist an mir vorbeigezogen, wie ein Reigen an Bildern, der mir das Gefühl gibt still zu stehen. Ich hasse den Stillstand. Unser Herz steht nie still, es schlägt immer. Wenn es stehen bleibt, dann sterben wir.
Die Zeit ist an mir vorbeigezogen, getragen und gefüllt mit übernommen Pflichten, Gesprächen, Beratungen, Trauer und dem Wachsen meines Sohnes.
Ich stehe nicht mehr still.
Ich bin Baronin.
Ich bin Ritter.
Ich bin Offizier.
Ich bin Helisande.
Ich bin der Drache.
Und ich bin nun wieder in Bewegung.

Ich ziehe an der Zeit vorbei und fülle meine mit dem, was mit die Schildmaid an Tugend und Eluive an Talenten gab. Ich trage meinen Ehering wie meine Narben, als Orden aus einem verlorenen Kampf.
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