Temora hilf!

[Sanija Drienko]

22. Schwalbenkunft 262

Liebes Tagebuch. Seit einigen Wochen verbringe ich mein Leben in Adoran. Hier ist es schön. Viele Läden, schöne Häuser, nette Leute. Ich glaube, es war eine ganz gute Idee, meine Heimat zu verlassen und die anstrengende Schifffahrt nach Gerimor zu beschreiten. Angefangen hab ich als Rattentöterin in Bajard. Der Kerl, dem der verseuchte Keller unterhalb des Gasthauses gehört, schreit so laut, dass er kaum zu überhören ist. Dabei sind die putzigen Viecher relativ harmlos. Vielleicht hat er eine Phobie, so wie ich vor Spinnen. Auf jeden Fall hat er für jeden erlegten Nager gut gezahlt.

Nach und nach hatte ich meine Münzen zusammen, um mir in einer adoranischen Schmiede eine silberne Plattenrüstung herstellen zu lassen. Die Schmiedin war so freundlich und erlaubte mir, die fehlenden fünf Kronen nachzuzahlen, was ich in kürzester Zeit auch tat. Ich mag keine Schulden haben. Die Rüstung fühlt sich gut an, so wie meine heimatliche Platte aus Verite. Nur dass sie hübscher aussieht als dieses gewöhnungsbedürftige Giftgrün. Ja, da bin ich ganz Mädchen! Nicht nur der Schutz, sondern auch die Optik muss stimmen!

Witzig war neulich auch ein Saufgelage im Garten der adoranischen Stadtstube. Zwei kampffertige Kameraden habe ich dadurch auch kennengelernt und ihrer Höhlenführung sei dank sogar meinen ersten Drachen gesehen. Einen - echten - verdammten - kleinen - Drachen! Wahnsinn oder? Gespürt habe ich das Schuppenvieh allerdings auch. Eine Pranke hat mir ordentlich die Wange aufgekratzt. Kann daran gelegen haben, dass ich durch die gefühlten fünf Liter Zwergenbier von davor alles doppelt sah. Lustig war es dennoch. Mir brummt immer noch der Schädel!

Das war's soweit, ich melde mich bald wieder bei dir. Du weißt ja: Tagebuchschreiben ist nur etwas für echte taffe Kriegerinnen!