Doryan Dunst

[Doryan Dunst]

Doryan warf die Fackel ins offene Tor der leeren Stallung. Schnell entzündete sich herumliegendes Heu und er sah noch eine ganze Weile zu, wie sich die Flammen ausbreiteten. Es war schwer, doch musste er Abschied nehmen.
Kurz nach dem sein Vater gestorben war, hatte der Knecht seine Arbeit gekündigt und war fort gegangen. So hatte es Doryan endgültig aufgegeben die Felder zu bestellen und sich auf die Viehzucht konzentriert, bis vor wenigen Nächten, eine Bande Viehdiebe vorüber kam und alles davon trieb bis auf eine alte Kuh die sich kaum noch auf den Beinen halten konnte und den wenigen Schweinen, die er besaß. Doch alle Pferde und Rinder waren ihm genommen worden. Er wollte sowieso nie der große Landwirt werden und hatte den Hof nach Vaters Tod nur weiter geführt, weil er wusste, wie viel seinem alten Herrn an dem Hof gelegenen hatteDoryan holte den Brief hervor, denn er in den Hosenbund gesteckt hatte und wedelte ihn wie einen Fächer, ganz langsam immer wieder gegen die Fingerkuppen seiner linken Hand. Ein nachdenklicher Gesichtsausdruck legte sich auf seine Züge ehe er schließlich nickte, den Brief wieder verstaute und sich vom dem brennenden Hof abwandte.

Eine Tage danach befand er sich auf einem Schiff nach Lameriast. Er wusste nichts von dieser Insel, nur das er dort hoffentlich Morianna wieder sehen würde. Brei dem leichten Seegang und dem Gedanken an Morianna fielen ihm die die Augen zu und die Erinnerung an ihre erste Begegnung und die darauf folgende Zeit auf dem Hof kehrt zurück. Doryans Vater war skeptisch gewesen. Aus nicht ersichtlichem Grunde wollte er damals dem Mädchen verwähren einige Zeit auf dem Hof hoff unter zu kommen. Und selbst nachdem Doryan seinen Vater überredet hatte, war dieser immer auf der Hut gewesen und hatte Morianna keine Sekunde aus den Augen gelassen. Doryan selbst genoss die Zeit mit Morianna als Helferin an seiner Seite sehr. Trotz der zurückhaltend, schüchternen Art, selbst seinem Vater gegenüber, des damals 15 Jährigen, konnte er mit dem vermeintlich älteren Mädel offen umgehen. Oft hatte er insgeheim gewünscht das Morianna nie weiter ziehen würde. Um so schmerzlicher war der Abschied gewesen, als der Tag gekommen war das sie sich verabschiedete. Wieder war er mit seinem Vater alleine auf dem Hof zurückgelassen. Die Viehzucht und das bestellen der Felder hatte er von nun an noch mehr gehasst als schon zuvor. Doryan war Geschick für das verarbeiten von Holz und so ging er oft seiner Nebenbeschäftigung mehr nach, als das er seinem Vater half den Hof zu bewirtschaften. Erst als sein Vater ernsthaft krank wurde und die Arbeit alleine mit dem Knecht nicht mehr bewältigen konnte, half er wieder richtig mit und stellte sein eigenes Interesse wieder an zweite Stelle.

Schroff wurde er an der Schulter gerüttelt. „Junge, wir legen gleich an. Lameriast wartet auf dich.“ Erklang es ebenso schroff in seinen Gedanken. Doryan öffnete die Augen und blinzelte einige male der Sonne entgegen, vor der sich die dunkle Scheme eines Seemannes absetzte. „Habt dank “, erwiderte Doryan, als er sich schließlich wieder in der Realität angekommen war, mit leiser Stimme, fast schon geflüstert. Er erhob sich und blickte zum, noch einige Hundert Meter entfernen, Ufer. Da war er also… Lameriast. Es sah von weitem irgendwie wild aus. Doryan hoffte, das Morianna seinen Brief, den er einige Tage vor seiner Abreise entsendet hatte, bekommen hatte und das sie noch hier war…