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Der belehrte Gelehrte...
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Amras Telur





 Beitrag Verfasst am: 12 Feb 2005 11:36    Titel: Der belehrte Gelehrte...
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Amras Telur wuchs in einem Dorf auf, abgeschieden von jedweder Zivilisation. Es war nicht groß, nur wenige kleine und mittelgroße Hütten säumten den saftig grünen Landstrich. Nein, er war nicht ganz Grün. Hin und wieder sprießte goldgelber Weizen in Form von großen Feldern aus der Erde. Eine Vielzahl der Dorfbewohner brachten ihre Familie durch das landwirtschaftliche Geschäft über die Runden, so auch Amras Vater. Von allen Bürgern, besaß er die meisten und dazu noch größten Felder. Dabei baute er nicht nur Weizen an, auch eine Vielzahl von Gemüsearten und Kräuter. Das bedeutete Arbeit – Tag für Tag. Nicht nur für Amras' 2 Geschwister, seinen Vater und seiner Mutter. Obwohl er der jüngste in der Familie war, musste er ebenso anpacken, wie all die anderen. Bereits im Morgengrauen begann die Arbeit. Harken, Sähen und wenn es dann endlich soweit war, auch ernten. Doch am meisten begeisterten Amras die vielen Kräuter, die sein Vater im Kräutergarten züchtete. Diese unscheinbaren Pflänzchen waren so unterschiedlich in Form, Farbe und Wirkung, dass sie ihm schon fast geheimnisvoll erschienen. Normalerweise verwendete sie nur seine Mutter als Würzungsmittel für Suppen und andere Gerichte. Selten kam es auch vor, dass Amras' Vater zwei, drei Sträuche trocknete und sie in ferne Landen exportierte doch heute wollte jemand ganz anderes von ihnen Gebrauch machen.
“AAAAMMRAAAS!” schrie der Vater aus dem kleinen Kräutergarten hervor. Der 17-jährige war gerade dabei etwas Stroh zu bündeln, doch er ließ es sofort liegen und rannte schnurstracks dem Schrei entgegen. “Vater? Ihr habt mich gerufen?”
“Da bist du Lümmel ja... ich habe hier eine Aufgabe für dich. Pass auf ich zeig es dir...”
Der Vater ging zu einem der kleinen Beete, welches zunächst vollkommen leer erschien. Auf der Beetoberfläche war kein einzigstes Pflänzchen zu sehen. Der Vater nahm eine kleine Schaufel und tunkte sie vorsichtig in die weiche Erde. Dann hob er sie kurz an um etwas im Inneren des Beetes zu lockern. Mit äußerster Vorsicht brachte er eine kleine aber dennoch recht dicke Wurzel an die Oberfläche. “Mach es vorsichtig, stichst du in die Wurzel an, ist sie wertlos, verstanden? Hast du alle Wurzeln geerntet gehst du damit zu Herrn Landow. Er wohnt... achwas, das dürftes du wissen... . Und falls er denkt, er könne mich um meinen Lohn betrügen, nur weil DU ihm die Wurzeln bringst, dann richtest du ihm einen schönen Gruß von mir aus. 2000 Goldstücke und keinen Taler weniger!” Mit diesen Worten stampfte Amras' Vater nach draußen aufs Feld.
Die eigentliche Arbeit ging recht schnell von statten. Eine Wurzel, die er aus anfänglicher Unsicherheit ausversehen anstach, ließ er einfach in seiner Hosentasche verschwinden. Als er alle Wurzeln beisammen hatte, verfrachtete er sie in einem kleinem Korb und machte sich auf den Weg zu dem besagten Kunden. Amras wunderte sich ein wenig, warum gerade Herr Landow bestellte. Im Dorf nannte man ihn nur “den Weisen” da er schon ziemlich alt war und die Kinder des Dorfes im Lesen und Schreiben unterrichtete. Ansonsten lebte er ziemlich abgeschieden und zurückgezogen von all den anderen Dorfbewohnern. “Vielleicht benötigt er es für seine zahlreichen Heilsalben...” sinnierte Amras.
Er pochte dreimal kräftig gegen die stabile Holztür und blickte ungeduldig umher. Es dauerte nicht lange, bis sich die Tür unter heftigem Knärtzen auf tat und der Alte im Rahmen erschien. Wahrlich, schon sein faltenbedecktes Gesicht und die alten aber dennoch glühend blauen Augen strahlten gebietende Weisheit aus, die Amras in Ehrfurcht zergehen ließ. “Ich bringe die Wurzeln von meinem Vater, Herr Landow!”
Der Alte lächelte sanftmütig und verschwand wieder im Inneren seines Hauses: “Komm rein, mein Junge”. Obwohl Amras unsicher war, ließ er sich dies kein zweites mal sagen. Landows Stube ähnelte einem kleinen Labor und diente ihm anscheinend zugleich als Bibliothek. Amras stellte den Korb ab und blickte sogleich durch die vielen Regale, die mit allerlei Tränken in den verschiedensten Farben gefüllt waren. “Ihr beschäftigt euch mit der Alchemie?”
“Nun, ich lasse mein Wirken nur ungern auf diese Tätigkeit reduzieren... Sagen wir.. ich beschäftige mich mit dem Wissen.” Landow schmunzelte etwas, während er die Wurzeln sortierte. “Richtig, ihr seid Gelehrter!” Amras schlenderte zu den Bücherregalen und ließ seine neugierigen Blicke über die Wälzer schweifen. “Nachtschatten und seine Wut”, “Chemische Reaktionen der Brennsessel”, “Heilsalben selbst gemacht”. “Gelehrter... oder Belehrter!” Landow schmunzelte erneut. “Kennst du die Wirkung dieser Wurzeln?” Amras schüttelte den Kopf. “Es sind Ginseng Wurzeln. Sie werden bevorzugt in der Heilmedizin eingesetzt. Komm, ich zeig es dir...” Der Alte nahm eine Wurzel und ging an seinen Arbeitstisch. Dort raspelte er die Wurzel in einen kleinen Mörser, wo er sie erneut mit einem mächtigen Stößel zerkleinerte. Dann nahm er eine kleine Phiole und füllte diese samt Wasser mit den kleinen Ginsengstückchen. “Damit sich die Wirkung auf das Wasser entfalten kann, erhitze ich das ganze, übrigens sorgt die Ginsengwurzel auch für eine gelb-oange Färbung.” Amras beäugte erstaunt, wie Landow die Phiole über die lodernde Flamme einer Kerze hielt und sich das Wasser ganz langsam in einen gelben Ton verfärbte. Irgendwann siebte er den Trank in eine zweite, leere Phiole ab und hielt sie Amras vor die Nase. “Sie hilft einem, jegliche Schmerzen, wenigstens bis zu einem gewissen Grad zu ertragen...”
Landow zeigte ihm noch viele andere Dinge in seinem Hause und Amras entschied schon als er zur Tür gebracht worden war, dass er ihn schon bald wieder besuchen würde – und er wusste auch schon genau wie. Er nahm sich 100 von den bezahlten 2000 Goldstücken und versprach seinem Vater, er würde am nächsten Tag die restlichen Taler eintreiben. Glücklicherweise war Amras bei Herrn Landow immer willkommen. Amras hatte das Gefühl, dass es diesem alten Mann sogar ein bisschen Glücklich machte, Gesellschaft zu genießen. So blieb es nicht bei diesen beiden Tagen – Amras besuchte den Weisen immer öfters und steigerte sich immer weiter in seine Lehren hinein. Im Laufe der Zeit lernte er, wie Mensch und Tier im Notfall zu verartzten war. Wie legt man Bandagen an? Welche Kräuter helfen in welcher Situation welchen Schmerz zu lindern? Und selbst dabei blieb es nicht. Neben einer umfassenden Kräuterkunde, genoss Amras auch eine alchemistische Lehre.
Es gab aber auch Tage, an denen Amras einfach nur gespannt den Geschichten des Herrn Landow lauschte und sich von seinem unglaublichen Wissen überwältigen hat lassen. Er wusste soviel über die Welt und die Götter, dass Amras das Gefühl hatte, der Wissendurst dieses alten Mannes, würde nie gestillt werden. Genausowenig, wie sein eigener nie gestillt werden konnte...
Alles war einfach nur perfekt... bis zu dem Tage, an dem Amras all sein gesammeltes Wissen unter Beweis stellen musste... doch es war kein Spiel.
Es war am später Nachmittag. Amras war gerade bei Herrn Landow, der ihm einiges über die Sprachen anderer Kulturen vermittelt hatte. Als er die Türe zum Familienhof öffnete bot sich ihm ein grauenhafter Anblick: sein Vater lag blutüberströmt auf dem Esstisch inmitten des großen Wohnzimmers. Um ihm herum stand Gror, Johann und seine Mutter. Letze Beiden schrien hysterisch und weinten hilflos wie sie doch waren. Und Gror, Amras ältester Bruder Gror, stand einfach nur da und starrte fassungslos auf den leblosen Körper seines Vaters.
Amras rannte auf den Tisch zu, die Sohlen seiner Stiefel benetzten sich mit dickflüssigem Blut, das von dem Tisch bereits nach unten auf den Boden geflossen war. “Ruhig... RUHIG! Was ist passiert Gror!?” Gror zeigte mit nacktem Zeigefinger auf eine riesige, weit geöffnete Wunde die sich auf dem Körper des Vaters vom Bauch bis hin zur Brust erstreckte. “Vater... er... auf dem Feld und dann... er kippte einfach um, er muss auf seine Sichel gefallen sein.... ich.. weiß nicht..”
Amras stöhnte leise aus und ging kurzzeitig in sich. “Schmerzen lindern, Wunden schließen... und... es ist...” Er blickte seinen Vater ein zweites mal und dann wusste er was zu tun war. “Gror, hole aus meinem Zimmer Mörser und Stösel... und vergiss die Kerze nicht. Johann, du holst Ginseng und ein paar Schwarzperlen aus dem Kräutergarten. Sie sind beide im Beet 6! Mutter, fülle den Badezuber mit Wasser – mit eiskaltem Wasser... und dann brauche ich noch ein paar Handtücher!”
Seine Geschwister und die Mutter verschwanden. Amras drückte seine flache Hand auf die Stirn seines Vaters und nickte. “Halte durch, Vater!” Johann war der erste, der wieder da war. “Hör zu Johann, wenn Gror meine Sachen dabei hat, wirst du die Wurzeln in dem Mörser zerkleinern, verstanden?” Amras ließ ihm keine Zeit zur Antwort. Stattdessen riss er seinem Bruder die Schwarzperlen aus der Hand und ging mit ihnen in die Küche um sich dort einen freien Tisch zu suchen. Dort platzierte er sie rasch und begann sie mit bloßer Hand zu zerquetschen. Die Perlen platzten eine nach der anderen auf – ein marmeladiger Brei bildete sich langsam aber sicher unter Amras Faust. Eine Hand faltete er nun zu einer Schale, mit der anderen Hand schaufelte er den Brei in die freie. Als er wieder das Nebenzimmer betrat erblickte er schon die anderen Familienmitglieder. Johann stampfte weiterhin kräftig, Gror hatte sich für einen Moment hingesetzt und seine Mutter kam gerade mit den Handtüchern herein. “Gror - füll das Fläschchen mit Wasser und Mutter – tunke eines der Handtücher in das Wasser und lege es ihm über die Stirn!”Als Amras wieder vor seinem Vater stand, ließ er den dickflüssigen Brei vorsichtig in die Wunde tropfen. Vormals Rot, erkannte man nun nnurnoch einen langen schwarzen Strich auf dem Bauch des Vaters. “Was soll ich nun tun Amras?” fragte Johann unsicher und streckte ihm den zermahlenen Ginseng entgegen. “Nun höre gut zu, und mache nichts falsch... Du gibst nun den Ginseng in das Wasserfläschchen, dass Gror da in der Hand hat. Dann erhitzt du es mittels der Kerze aber nicht zu lang! An der Farbe des Wasser erkennst du, wann es fertig ist. Es muss sich komplett gelb-orange gefärbt haben. Ist es soweit, siebst du die Flüssigkeit in eine neue Ampulle ab und flösst es ihm dann ein. Und nun brauche ich meine Ruhe!”
Amras schloss die Augen und legte beide Hände auf die Wunde seines Vaters. Er kehrte in sich und versuchte sich ganz gar auf die Wunde zu konzentrieren. Aus seinem Mund flossen leise Worte, die er selbst nicht zu verstehe vermochte. Plötzlich brodelte die breiige Masse unter seinen Händen, Amras konnte fühlen, wie sie sich dem Fleisch seines Vaters annahm. Nurlangsam und unter gnadenloser Anstrengung verschwand der Schwarzperlenbrei und hinterließ nahezu unversehrtes Fleisch. Obwohl Amras merkte, das der Brei unter seiner Hand schnwindete, und er immer mehr Haut spüren konnte, konnte er sich nicht für seinen Vater freuen. Viel zu sehr war er damit beschäftigt, diesen tranceähnlichen Zustand aufrecht zuhalten um sein Werk endlich zu vollenden. Mit dem letzten Tropfen schwand auch Amras' Kraft. Er riss die Augen auf und taumelte orientierungslos zurück. Erst nach wenigen Augenblicken konnte er sich wieder fangen und das erste was er sah, war sein Bruder, der den Trank vorsichtig in des Vaters Mund träufeln ließ. “Die Sonne hat ihm diesen Schlag versetzt... Wir müssen ihn kühlen... Bringt ihn in den Zuber – SCHNELL!”


Dieser Vorfall liegt nunmer ganze 36 Jahre zurück. Amras Vater hat damals überlebt doch die Jahre rafften vieler seiner Geliebten dahin. Als Herr Landow starb, nahm Amras mit Stolz seinen Platz ein, doch irgendwann erkannte er, dass er als Gelehrter keine Verwendung mehr für das Dorf und die Gemeinschaft fand. Er wollte die Theorie in Praxis umwandeln, wollte sehen und weitergeben, was er all die Jahre gelernt hat. Und reisen, durch die Ländereien Alathairs. Er wollte Städte sehen, die er sonst nur aus dem Buch kannte – Städte, Städte wie Varuna.
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