Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
Alecia Rundhammer
|
Verfasst am: 09 Aug 2016 02:42 Titel: Geteiltes Leid ist halbes Leid!...Manchmal |
|
|
Dunkelheit, Stille, das beklemmende Gefühl der Einsamkeit. Eine Aufgabe, eine Frage, eine Antwort.
Da sitze ich, schaukle mit meinem Stuhl hin und her. Lediglich das Kerzenlicht, hier auf dem Tisch, erhellt den dunklen Raum noch etwas. Gähnende Leere, das Blatt sollte eigentlich voll sein mit Notizen und was steht dort? Nichts. Einfach gar nichts. Das drehen des Kohlestift's wird mich höchstwahrscheinlich auch nicht weiter bringen, aber es beruhigt die Finger. Wenigstens sie hängen somit einer mehr oder minder sinnvollen Tätigkeit nach.
'Was suchst du?'
Ein rollen der Augäpfel wird man erkennen können und das aufplustern der Backen.
'Lass mich in Frieden.'
'Na komm, denkst du ich verschwinde einfach?'
'Ich sagte du sollst dich verpissen, geh mir aus dem Sinn!'
Ein helles Kichern erfüllt den Raum, die Finger greifen den Kohlestift enger. So eng, dass das Weiß der Knochen an den dünnen Fingern schon hervortritt. Er zerbricht.
Ein wütenden schnaufen ist zu hören.
'Was willst du hören Hm? Das ich sie zeige? Alle?'
'Vielleicht?'
'Ordnung, hierfür brauch ich Ordnung. Vielleicht ein bisschen hier und ein bisschen dort, vielleicht. Mutter sagte immer Ordnung sei das halbe Leben.'
'Deine Mutter ist nicht hier. Also was interessiert es dich was sie denkt?'
'Vielleicht ist es aber auch etwas ganz anderes, vielleicht muss ich mich diesmal klarer ausdrücken.'
'Klarer?'
'Ja.'
Nun gesellt sich noch eine weitere Stimme hinzu, sie klingt liebend und verzweifelt zugleich.
'Du musst das nicht tun, es gibt auch andere Möglichkeiten.'
'Nein, ich will sie nicht verlieren, weder sie noch mich.'
'Du musst nur du selbst sein.'
'Das bin ich....lasst mich in Ruhe, ich will euch nicht hören, nicht jetzt.'
Die Stille kehrt zurück, Ruhe....Dunkelheit. Es ist Nacht.
Wie schleppend, ich hasse es aufstehen zu müssen wo ich doch gerade erst lag. Ich hatte mich schon längst entschlossen, es war schon längst getan. Aber das Gespräch am gestrigen Abend hatte mir nur gezeigt das es noch Zeit brauchte, das ein oder andere brauchte noch Zeit. Vielleicht etwas mehr, vielleicht etwas weniger, aber ganz bestimmt wird es Zeit benötigen.
'Jaja ich weiß, deine Mutter sagte immer....'
'Richtig, kommt Zeit, kommt Rat.'
'Deine Mutter war scheiße Altklug, ich mochte sie nie.'
'Als würde mich interessieren was du magst und was nicht.'
Morgen ist ein neuer Tag, wir werden sehen was kommt.
Zuletzt bearbeitet von Alecia Rundhammer am 09 Aug 2016 10:25, insgesamt einmal bearbeitet |
|
Nach oben » |
|
|
Alecia Rundhammer
|
Verfasst am: 11 Sep 2016 22:32 Titel: |
|
|
Nur der sanfter Lichtschimmer, welcher von einer Kerze aus der Ecke in den Raum dringt, spiegelt die Schatten der Möbel auf den Wänden der Zimmer wieder. Hier und da bewegen sie sich, als wären sie ruhelose Geister welche ihr Leben im Schatten tristen, wartend darauf das etwas ihre Aufmerksamkeit erweckt.
Unruhig bewegt sich der Körper der jungen Frau im Schlaf versunken hin und her, der Brustkorb bäumt sich mit den schnellen und schweren Atemzügen in immer kürzerem Abstand auf. Die Finger verkrampfen sich, als wollen sie versuchen etwas zu ergreifen. Ein dünner Schleier aus Tropfen ziert die Sonnengebräunte Haut, der Gesichtsausdruck wirkt alles andere als friedlich.
Einen Schritt nach dem anderen, leise ist das knirschen des Drecks unter ihren Sohlen zu vernehmen welches nachgebend zur Seite sinkt bei dem Gewicht des Körpers. Die Augen wandern über die Leere der Straßen. Außer dem Mondschein erhellt nichts, aber auch garnichts die Hauswände. Nichts zeugt von Leben in dem Dorf in welchem sie lebt. Die Lippen pressen sich leicht zusammen während die Augen sich suchend verengen um in den Schatten etwas bekanntes zu erkennen. Das heulen eines Wolfes erklingt, das rascheln wild schlagender Flügel, das sanfte Wehen des Windes welches die Äste in den Kronen der Bäume zu einem liebevollen Tanz auffordert. Während all jene Töne dem ganzen etwas Leben einhauchen, so ist es auch sie See welche mit dem fortwährend erklingenden Rauschen das Gesamtbild noch untermalt.
Nach einer Weile des Gehens wird sie im Augenwinkel einen Schatten vorbei huschen sehen, recht flink hastet sie jenem Schatten hinterher. Eine junge Frau, mit hellem, leicht gelocktem Haar welches ihr weit über die Schultern den Rücken hinab fällt und vom Wind getragen hin und her wippt. Das Leinenkleid welches sie um ihren Körper trägt umspielt die Silhouette und bewegt sich mit ihrem schnellen Schritt mit. Sie rennt, sie rennt direkt auf ein Haus zu.....auf ihr Haus, auf das ihrer Familie. Doch etwas war anders, es sah düsterer aus, Glanzlos, verloren und verlassen. So wie die Gassen durch welche sie soeben gewandert war. Das junge Mädchen verschwand hinter der Türe. Einige Atemzüge lang hielt sie inne, lies das Augenpaar über die Fassade wandern, ehe die Hand den Türknauf erreicht und begleitet von einem quietschen der Scharniere, die Türe aufgezogen wird. Sie tritt ein.
Der Verkaufsraum welcher normalerweise voller Leben ist, wirkt wie ausgestorben, hier und dort zeugte der Staub und die Spinnenweben von der Trägheit welche sich in das Leben geschlichen hatte. Eine Person saß auf dem Werksstuhl, der Körper wirkte erschlafft, als wäre ihm jegliche Kraft für ein aufrechtes Sitzen gestohlen worden. Der Gestank von Verwesung bohrte sich in ihre Nasenflügel. Doch ihre Schritte führen genau dorthin, an jene Werkbank an welcher ihr Bruder stets voller Kraft seinem Tagwerk nachging. Je näher sie kam umso mehr bemerkte sie den Widerstand in ihrem Körper, als wolle er sich gegen jene Neugierde wehren.
'Geh Kind, geh hinaus, fliehe.'
'Nein schau es dir an! Geh hin, schau was sich dahinter befindet. Neugierde ist etwas wichtiges. Hör nicht auf sie!'
'Aber was ist wenn ich nicht mehr zurück kann? Was ist wenn ich mich im Sog all dem was ich vor mir sehe verliere?'
'Verloren ist nur wer verloren sein will.'
'Kind dreh dich um'
Zu spät, jegliche Worte waren verlorene Zeit denn sie verweilte direkt neben jenem Stuhl, das Haupt drehte sich langsam zur Seite, die Augen weiten sich bei jenem Anblick. Es war eindeutig ihr Bruder. Jegliches Leben was aus ihm gewichen. Die Gestalt welche dort vor ihr verweilte, zusammengesackt auf einem Stuhl, die Unterarme auf der Lehne als würden sie darauf warten sich wieder aufdrücken zu wollen. Musternd huschen die Augen über ihn, ihr Blick taxiert die Brust und jene Stelle wo das Herz ruhte, dort...genau dort war ein Loch, als hätte ihm jemand das Herz herausgerissen. Sogleich wandte sie den Blick ab und stolperte einige Schritte zurück, die Hand auf den Mund drückend um ein Würgen zu unterdrücken. Noch während sie mit jedem Schritt versuchte Abstand zu gewinnen stieß sie mit dem Rücken an die Wand des Kellerabgangs. Eiligen Schrittes ging sie hinunter, nicht ahnend was sie dort erwarten würde, aber dennoch vorerst einmal weg von dem was dort Oben war. Die Augen brauchten eine Weile bis sie sich an den sanften Kerzenschimmer im Kellergewölbe gewöhnt hatte. Abermals kam ihr der beißende Gestank von Verwesung entgegen welcher ihr die Kehle zuschnürte und ihr fast den Atem nahm. Die Finger tasteten sich an der Wand entlang, halt suchend während sie gegen den Würgreiz ankämpfte. Sie war selten so geruchsempfindlich und einiges gewohnt, aber es war ein so intensiv beißender Geruch das selbst das süßliche in ihm kaum noch wahrnehmbar war. Inmitten des Raumes stand sie wieder, diese Frau mit dem blonden Haar, mit dem Rücken in ihre Richtung. Als ihre Schritte ins stocken geraten, wird Bewegung in die Frau kehren, sie dreht sich langsam um, direkt in ihre Richtung blickend. Das Kleid welches ihren Körper ziert ist vom Herzen ab mit Blut getränkt als hätte man auch ihr das Herz herausgerissen. Dunkles Blut, Tränen gleich, rinnt die Augenwinkel hinab über die Wange zum Kinn.
'Schwester' erklingt es zischelnd.
Von einem lauten Schrei begleitet setzt sie sich aufrecht. Die Schweißperlen rinnen ihr die Stirn hinab, der Atem geht stoßweise.
'Eva' kommt es gepresst über ihre Lippen.
'Alecia? Was ist denn? Wieso schreist du denn so?' Felicia saß neben ihr, die Hand auf ihre Schulter gelegt. Der eigene Blick jedoch wanderte in Richtung ihrer Hände und für einen Bruchteil einer Sekunde hätte sie schwören können das diese mit Blut verschmiert im Kerzenlicht schimmern. |
|
Nach oben » |
|
|
Alecia Rundhammer
|
Verfasst am: 17 Aug 2017 07:49 Titel: |
|
|
'Steh auf, steh endlich auf'
Sie dreht sich von einer Seite zur anderen, das Kopfkissen über ihren Kopf ziehend. Ein leises Stöhnen erklingt als sie wohl die schmerzenden Glieder spürt.
'Du faules Stück, steh auf oder denkst du etwa du hast dich so verausgabt das du nun Ruhe hast?'
Die Finger gleiten zu ihren Ohren, schützend, so als wolle sie versuchen mit jener Geste die Stimmen in ihrem Kopf auszuschließen.
'Du hast zu tun, zu tun hast du, also steh gefälligst auf!'
Ruckartig wird sie sich erheben, die Füße landen auf dem kalten Steinboden, flüchtig geht ein Schauer über ihren Rücken, die Hände verfangen sich in dem langen, leicht gelockten schwarzen Haar. Ein fluchendes Brummen kommt aus ihrer Kehle.
'Ist ja gut, ist ja gut. Halt die Fresse, ich steh ja schon auf.'
Die Stimme erhebend wird sie dann aufstehen und sich gen Türe schleppen, ein Blick wandert zu ihrer Schwester welche wohl noch Seelenruhig in ihrem Bett liegt und in der Welt des Traumes verweilt.
'Sie erträgt dich nur, sie ist mit dir weil du das gleiche erbärmliche Schicksal ertragen musst.'
Die Lippen pressen sich aufeinander während die Hand zu der Türklinke wandert, das schwere Holz aufziehend, verschwindet sie nach nur einem Wimpernschlag hinter der wieder verschlossenen Türe. Langsamen Schrittes schleppt sie sich empor, eine Treppenstufe nach der anderen erklimmend. Ein theatralisch, langgezogenes Seufzen entweicht ihren Lippen, wie von ferner Hand geführt wird sie sich einen Tee aufgießen sich etwas zu essen machen, die Augen ruhen hierbei gänzlich in weiter Ferne, nicht ansatzweise wird sie die Aufmerksamkeit dem eigentlichen Tun widmen.
Als beides geschafft zu sein scheint, werden die Füße sie zur Bank tragen, sich darauf niederlassend, wohl eher in die Ecke verkrümelnd und die Beine an sich ziehend.
Endlich ist es wieder ruhig, endlich kann ich einen Gedanken fassen, ihn ergreifen, ihn für mich halten um ihn nicht gleich wieder aus den Fingern entrissen zu kriegen. Heute war es anders, heute war es Still auf einer Seite, nur das krächzende Stimmgewirr hatte sich in ihrem Schädel verfangen, ein Klang voller Disharmonie, Zweifel und Selbsthass. Es bringt mich aus dem Gleichgewicht, aus meinem Gleichgewicht und zieht mich runter. Ich hatte gehofft das sie schläft, erschlagen durch den Kampf am Abend, zermürbt und müde, ja sogar erschöpft. Aber erschöpft fühlte nur ich mich, ich fühlte mich wahnsinnig erschöpft und meine Glieder, all meine Glieder fühlten sich als wären sie aus Blei und übersät von hunderten blauen Flecken. Der Übungskampf war gut, aber ich war nicht im geringsten soweit, dass ich behaupten könnte ich wäre in Übung, nein ich war in der Nahrungskette noch ziemlich weit unten, zumindest was die Kampfkünste anging. 'Du bist ganz unten Kindchen, ganz unten und du hast aufgegeben, nicht er, DU!'
Ja ich hatte aufgegeben gestern, meine Arme hatten schon gezittert, keine Kraft mehr dieses aus Holz gefertigte Schwert und Schild zu halten, die Schwäche hatte mich überrannt.
Aber immerhin hatte ich dennoch meine Künste verbessert, in allen Bereichen und zu guter Letzt auch im Schreinern. Heute ist dennoch kein guter Tag, noch nicht, vielleicht wird er besser werden, vielleicht wird das ein oder andere meine Laune noch heben um nicht noch weiter hinabzusinken in den strudelnden Sumpf des Irrsinns.
Ich kann ihr heute nicht in die Augen sehen, ich sollte nach dem Tee aufbrechen und mich anderem widmen, viel zu sehr ziehen mich die Gedanken herunte, morgen...morgen wird sicher ein besserer Tag sein.
Ich hatte ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen, einige Tage nicht, dabei kam es mir vor wie Wochen. Vielleicht sehe ich ihn in Bajard wieder? Seine Warnung zu trotz würde ich nochmals in seinem Gebiet nach ihm Ausschau halten. Der weil vertreibe ich mir eben die Zeit mit anderen Dingen, interessant vermag wohl auch der Fuchs sein welcher derzeit im Hafenviertel seine Wege zieht, ich bin gespannt wie lange er sein Revier verteidigen wird.
Der letzte Schluck des Tee's rinnt die Kehle hinab ehe sich der schlaksige Körper erhebt, die Bank wird wieder zurecht gerückt, genau geradlinig gegenüber des Tisches stehend. Die Tasse wird gespült und ordentlich in die akkuraten Reihen der restlichen Tassen gestellt. Dann wendet sie sich und verschwindet hinter der Haustür, die Flucht ins Freie zumindest für diesen Tag. |
|
Nach oben » |
|
|
Alecia Rundhammer
|
Verfasst am: 10 Nov 2017 19:39 Titel: |
|
|
*Die Finger streichen sanft über den Stoff des seidenen Kleides, bis dahin eben wo sie bei den kleinen Stickereien ankommt, welche sich auf eine merkwürdige Art und Weise wie kleine Narbengeflechte anfühlen.*
'Wo ist das Weib schon wieder, sie soll den Zuper mit ihrer Schwester leeren, diese Göre treibt mich noch zur Weißglut!'
Es ist nicht so dass ich das Gebrüll meiner Eltern nicht wahrgenommen hätte, es ist nicht so als hätte ich nicht registriert dass unsere Mutter schon lange aufgegeben hatte mich zu erziehen. Dass es sie verstörte alles hundert mal zu erklären oder Aufgaben in einem fortlaufenden Prozess zu wiederholen, ja ich verstand es. Die Ewigkeit die es dauerte bis man vorgedrungen war um mich aus meinen eigenen Gedanken zu reißen, wenn ich gänzlich in meiner Welt zu sein schien, hoffnungslos verloren im Strudel der hin und her zerrenden Gespräche im endlos scheinenden Stuhlkreis. Kein Führer welcher DAS Zepter ergreift, keiner welcher der König zu sein vermag, nein, nur chaotische Wesenszüge.
'Wie sollen wir das Weib nur jemals an einen Mann bringen? Sie wird uns arm machen, wenigstens ist ihre Schwester nicht so!'
Feli, das gute Herz, die liebliche Seele, die welche gänzlich von Feen getragen in den Tag hinein lebt. Sie sah all die Facetten und liebte sie wie Eine, schon eh und je, nie war es anders, nie wird es anders sein. Als würde sie ein Buch lesen wo sie das Ende schon längst weiß, dennoch spannend jede einzelne Zeile aufsaugt und jeden Schreibfehler oder misslungene Textwahl einfach akzeptiert. Ja so war sie und sie würde sicher all dem gerecht werden, ihre Arbeit tätigen und dem Pfad des heilenden Wissens folgen, so wie ihre Mutter.
'Was soll denn aus ihr werden hm? Sieh sie dir an!'
Ich war mit Dreck und Blut beschmiert gewesen, ja an diesen Mittag konnte ich mich nur zu gut erinnern, ich hatte mich Tage danach nicht auf meinen Hintern setzen können so sehr brannte die Schläge welche darauf nieder ging. Ich konnte von Glück sprechen dass man damals nicht tiefer in die Wälder ging um zu kontrollieren was dort geschehen war, aber ich war mir sicher dass das kleine Tier welches so zappelnd auf sein qualvolles Ende gewartet hatte, letzenendes im Magen eines anderen Tieres gelandet war. Jemand hatte es gefangen und ihm das Bein abgerissen, ich versuchte es damals wieder anzunähen oder auf irgendeine Art zu reparieren.....vielleicht war ich aber auch nur in Panik geraten, weil es mich selbst überrannt hatte...weil es war als hätte man meine eigenen Taten vor mir versteckt. So verwirrend es klingen mag und so verwirrend es wirkte, so verwirrt war ich selbst und so überrannte mich für diesen Augenblick das Gefühl der Panik als es verkrampft versuchte den Lebensfaden zu halten, das letzte mal zappeln und die dazu aufgerissenen Augen, die den Schreck noch immer in sich trugen.
Zu sehen wie das Leben aus einem gezogen wird, oder von dannen zieht, ja dies war noch immer ein interessanter Anblick. Die letzten Atemzüge zu begleiten in den verschiedensten Situationen. Es ist interessant wie unterschiedlich ein jeder reagiert wie verschieden die Facetten des Todes sein können und wie sehr sie einen an das Objekt binden, fesselnd, ergreifend....mit einem Hauch der eisigen Kälte wenn der letzte Atemzug über die Lippen geht. Ja....das war faszinierend und verstörend zugleich, zumindest zur damaligen Zeit.
Mittlerweile jedoch war es anders, ich hatte gelernt, ich hatte meinen Weg gewählt. Das dieser von gewissen Gegensätzen geprägt war, die dennoch zu einem Ziel führten, war mir in manchen Momenten vielleicht nicht immer bewusst. Je nachdem wie erleuchtet meine Sicht auf gewisse Dinge eben war. Auch wenn sie in dem einen Moment in der Vergangenheit schwelgten, so konnte es sein das meine Gedanken sich doch recht zügig wieder an die Realität gewöhnten und sich eine Klarheit darin auftat, auch wenn diese dennoch von einer verworrenen Verästelung umgeben zu sein scheint.
*Das grüngelbe Augenpaar hatte abermals den glasigen, nicht anwesenden Schein, als würde sie in eine andere Welt abgedriftet sein und dort wohl ihren ganz eigenen Gedankengängen folgen.*
'Du hast einen Termin, wir müssen uns aufrichten, wir haben eine Aufgabe Kindchen'
'Chrchrchrchr' hallt es tief lachend durch die Dunkelheit ehe die krächzende leise Stimme an ihre Ohren dringt'sieh nur, versuchst du etwas zu unterdrücken hm? Denk an deine Aufgabe, ja aber an die, die wirklich wichtig ist du bist es schuldig, du hast es gehört wie es flennte. Ein wehleidiges Weib, so wie du, weich und instabil, stell dich gefälligst nicht so dumm an und erfülle deine Pflicht.'
*Die Wimpern schlagen auf und nieder während sie die Brauen zusammen zieht. Nachdenklich wandert der Blick nochmals über das Kleid ehe sich ein sanftes Lächeln auf die Züge stiehlt. Galant in einer weichen, fließenden Bewegung erhebt sie sich, die Finger streichen nochmals den seidenen Stoff glatt. Ein tiefer Atemzug folgt, die Wimpern schließen sich und ein die Gesichtszüge gleiten in eine konzentrierte Härte welche zuvor nicht vorhanden war, als würde sie einen kleinen eigenen Kampf ausfechten. Nach einigen Atemzügen schlägt sie die Augenlider empor, das Grüngelb wandert aufmerksam durch den Raum während ein Schmunzeln die Mundwinkel umspielt. Stille. Die Hände greifen zu dem roten Umhang, ihn umlegend und mit der Brosche verschließend, der Stoff wird über das Haupt gelegt und so macht sie sich auf den Weg hinaus aus den dreckigen Gassen des Hafenviertels.*
Zuletzt bearbeitet von Alecia Rundhammer am 10 Nov 2017 19:41, insgesamt einmal bearbeitet |
|
Nach oben » |
|
|
Alecia Rundhammer
|
Verfasst am: 18 Feb 2018 23:47 Titel: |
|
|
Alles verworren und anders, alles verwirrend und unklar, alles unstetig und dennoch in einem Fluss bleibend. Irgendwie war es Alles und dennoch Nichts.
Die Augen riefen, nein sie schrien, sie brüllten mir entgegen damit aufzuhören und wie so oft war ich nicht die Herrin der Lage derer eben jenes zu vollführen gegönnt war...dem ein Ende zu setzen.
Schwalben zogen über die Dächer, der Frühling war zurückgekehrt und füllte den Boden mit Leben.
Wo er doch immer lebte ...doch der Zyklus ist eben ein ganz anderer. Eluive hatte die Jahreszeiten erschaffen um allem einen Abschnitt zuzuteilen, der Frühling, der Sommer, der Herbst und der Winter. Ein jeder hatte seine speziellen Aufgaben die er, zumeist, auch erfüllte.
So wie alles auf dieser Welt schien jeder seine Auflage zu haben, der eine konnte daraus fliehen und sich neues schaffen, des anderen Weg war so gut verwurzelt dass er nicht mehr auf Abwege geraten können würde. Sie beide hatten solche Wege gewählt, tief verwurzelte, niemals endend wirkende Wege die einmal, wie bei einem Schwebebalken, ganz schmal wurden und kurz darauf wohl wieder etwas mehr Bewegung zu ließen.
Ich war mir bewusst dass auch sein Weg nicht einfach war und von Tücken heimgesucht wurde, aber trotz all den Schwierigkeiten fand man eine Blase die für mich eine Art Schutzwall darstellte und mich von dem Rest, meist, für einige Augenblicke abkapselte.
'Er ist noch immer eine Gefahr für uns. Ich war so kurz davor, so kurz uns dieses Problem vom Leib zu schaffen! So kurz! kommt es krächzend.
'Nun hast du noch zwei davon. Dieses elendig Versprechen, diese elendigen, bindende Worte.' Ein fauchen erklingt ehe sich ein pfeifender Ton in die Ohren legt und alle Geräusche um sie herum dumpf werden lässt.'So nah und du schwaches, weiches Ding kämpfst dennoch, pah! Schwach, elendig und schwach, du Hure deiner Gefühle! Wie du gewinselt hast als ich es zu Ende brachte, ein schwaches Glied in unserem Körper bist du, mehr nicht!' die Finger greifen in das Haar, es raufend, ein gequältes Seufzen erklingt ehe die Finger langsam in das Gesicht gleiten und jenes mit denn Händen verdecken.
Ich mag nichts sehen, nichts hören, nichts fühlen nichts riechen....manchmal wünschte ich jene Blase würde mich immer umgeben, so dass ich weit weg von dem Wechsel der Zügel in meiner ganz eigenen Welt verkehren könnte. Wenn es nur so einfach wäre, wenn die Bilder nicht dennoch stets ein Teil von mir wären und ich nicht dennoch wüsste was ich tue und weshalb, nur eben nicht immer ohne jegliche Kontrolle. Einfach würde das alles nicht werden, dessen war ich mit bewusst und meine Achtsamkeit musste noch höher und sensibler sein, ich musste mich stetig bei Verstand halten denn den Kopf zu verlieren stand auf keiner meiner Wunschlisten.
Nun musste ich teilen, nicht das ich es nicht gewohnt wäre, immerhin wuchs ich mit einer Schar von Geschwistern auf und ein jeder dieser hatte seinen eigenen Schädel, Konfrontationen waren in meiner Kindheit an der Tagesordnung. Ja mittlerweile war es jedoch eine andere Situation und ich ein anderer Mensch, wir waren anders. Dann war da noch dieser Schmerz in deren Augen, dieses Leid, welches sich um und in der Iris wie eine Krankheit ausbreitete. Während der eine Teil in mir sich mit allen Fasern zu wehren schien, nahm der andere es wahr und fühlte Mitleid.
Und nun sitze ich hier, mitten in der Nacht, umwoben von Gefühlen und dem Schrecken der sich durch meine Träume fraß. Die Gedanken abschweifend zu dem Szenario welches Szenen ihres eigenen Erlebnisses wiedergeben kann wiederspiegelten und Gedanken und Sorgen der Zukunft vereinten.
Ein dunkler Raum, ja, nicht unbekannt und dennoch in seiner eigenen Form einer Befremdlichkeit ähnlich. Die Schatten welche sich durch das flackern der brennenden Kerzen an den Wänden wiederspiegeln ziehen wie ruhelose Geister über das dunkle Gestein. Leise klackern die Fingernägel auf dem Glas auf und ab in welchem die Augen dadurch in eine leichte Bewegung geraten und sanft hin und her schwimmen. Ein zucken der Mundwinkel vermag das vom Kerzenschein umwobene Gesicht umspielen. Die schreie welche sich wie in das Mark eingebrannt haben erklingen in ihren Ohren. Ein schluchzen vermag sich mit in jenes Geschrei mischen und wie aus dem Nichts löst sich das Gestein der Räumlichkeiten auf, es zerfällt, schwebt davon und formt sich von neuem in eine gänzlich andere Umgebung. Diesmal ist es ihr mehr als bekannt. Ein Kinderlachen, verzerrt, als würde es einem Tunnelsystem entspringen, dann ein lauter schrei der sich durch Mark und Gebein zieht. Ich sitze nicht, nein ich laufe, ich renne, die Treppen hinauf, mein Name wird gerufen, laut, immer lauter, die Stimme kann ich zuordnen sie klingt flehend, bettelnd.....dann folgt das krächzende Gekicher. Die Hände empor hebend erblicke sind diese mit einer dunkelroten Suppe beklebt welche schlingend hinab gen Elle läuft, der eisenhaltige, wohl bekannte Geruch steigt mir in die Nase.
'Wir holen uns was wir wollen, ja das tun wir!' erklingt die krächzende Stimme.....
Auch das Herz hat seine Philosophie, –
das Mitleid seine Poesie, –
der Eros seinen Wahnsinn: den Haß.
Polybios Dimitrakopoulos (1864 - 1922), griechischer Theaterschriftsteller
Zuletzt bearbeitet von Alecia Rundhammer am 18 Feb 2018 23:49, insgesamt 2-mal bearbeitet |
|
Nach oben » |
|
|
Alecia Rundhammer
|
Verfasst am: 22 März 2018 12:12 Titel: |
|
|
Diesen unsagbar schmerzhaften Druck in meinem Schädel, als würde er kurz davor sein zu platzen und sich in tausend kleine Splitter zu zersetzen. Der Alkohol dämpfte all das zwar, aber das unterdrücken dessen in mir, ließ das alles nicht besser werden. Es schien eher als wären die Ausbrüche unangekündigter, willenloser als zuvor. Das führte jedoch auch dazu, dass ich mich nicht davor abschotten konnte, ich war dem allem also hilflos ausgeliefert und das durcheinander welches eine solche Situation hinterließ war oftmals um einiges schlimmer. Also blieb mir nur die Hoffnung dass die Eskalationen nicht zu viel Chaos hinterlassen würde und es nicht zu auffällig war. Ich war noch immer in den Hallen anderer und lebte Freundesgleich in einer gewissen Harmonie, wobei wir jene auch tatsächlich ausdrückten. Für die außen wird es so wirken, für mich Innen war ich froh über meinen Anker welcher mir bei unruhiger See den Halt gewährte.
Ja es war keine Sache die man so einfach abtun könnte, nein es war etwas, dass wenn es nicht mehr existent wäre, tiefe Krater hinterlassen würde die von gleichem oder ähnlichem Gefühl nie wieder gefüllt werden könnten. Ich glaube sogar dass ich jene nie wieder füllen wollte. Doch einfach war das sicher nicht, die ganze Konstruktion belief sich nicht im Rahmen des einfachen, nein es war eher ein gewisses immer währendes Chaos auf der einen Seite und auf der Anderen, war da dieses Gefühl der ausgeglichenen Ruhe.
So viele Worte waren schon gesprochen worden und so oft waren die selben Lippen, über welche die Worte drangen, auch jene welche die Worte wieder versiegelten.
Nun war so vieles anders, so vieles völlig anders als zuvor. In ihrer wilden Konstruktion die von den chaotischen Wesen betrieben wurde, fand sich ein Dritter Part ein. Ein kleines Wesen, verletzlich, gütig, stark, tapfer...ja so unendlich tapfer und dennoch von der Unsicherheit eines Kindes geprägt. Wie sich alles entwickeln wird bleibt offen, leicht würde es so oder so nicht werden. Doch ein Versprechen sollte man, wenn gegeben, halten. Das kleine Wesen schien sich wohl zu fühlen und lebte sich in die neuen Begebenheiten recht schnell ein, so wie auch er, ganz anders als ich. Für mich zogen sich die Tage und der Kampf in mir tobte immer wieder, als wäre es ein regelrechter nicht endend wollender Schneesturm. Aber ich gab mein bestes.
Die Seuche welche gerade über das gesamte Land zog hatte auch Menschen aus dem näheren Umfeld ergriffen. Aus irgendeinem Grund war es auf eine ganz eigene Art lähmend zu sehen wie sie dahin siechten und einem im Grunde nicht viel übrig blieb als den Sand der Zeit weiter durch die Finger rieseln zu lassen.
'Einzig und allein eine Schande ist es dass ihre Seelen verloren sind! Du dummes Ding du!' zischt es aus dem hinteren ihres Schädels und wieder wandert die Hand zu den Schläfen, jene reibend.
Es hatte nicht lange gedauert bis das nächste Augenpaar in die Reihen einzog, hübsch waren sie alle anzusehen, auch wenn die triste Leere darin eine gewisse Traurigkeit wiederspiegelte.
Das schwere Holz wurde zur Seite geschoben und gab, den Blick von Oben herab, auf die herumflitzenden Fischgattung frei. Wenn man sie so schwimmen sah, würde der Gedanke niemals aufkommen, dass sich hinter dem Fischmaul kleine, Messerscharfe Zähne verbargen.
Die aus Metall gefertigte Zange greifend, wird sie den zappelnden Fisch aus dem Eimer voller Wasser nehmen und ihn in das Becken tunken, dann lässt sie ihn frei. Für einige Augenblicke wird sich das Wasser in eine aufgewühlt See verwandeln, wie wild schwimmen sie um ihre Beute, ehe nach einigen Momenten auch wieder Ruhe einkehrt. Der Fisch war weg, als hätte er nie existiert. Gemächlich wird das schwere Holz zurück geschoben und sie kehrt zurück zu ihren Schreibtisch. Das Pergament an sich nehmend wird sie beginnen einige Zeilen aufzusetzen.
Zitat: | Guten Tag Lynn,
wir haben Lydia soweit über alles aufgeklärt und wie es wirkt, hat sie sich eingelebt und findet sich langsam mit allem zurecht. Wir hoffen du kommst zu deiner Erholung welche du dir so sehr ersehnst. Wir haben den Kontakt zu Lyos aufgenommen, wir sind guter Dinge das alles seine Wege gehen wird. Vielleicht schaffst du es ja zu Lydia's Geburtstag für einen Tag vorbei zu schauen, falls nicht werden wir ihr dennoch ein Geschenk übergeben welches von deinen Händen kommt.
gez.
Alecia Rundhammer |
Das Pergament wird sie Rollen und mit einem Siegel versehen. Ihr Weg führt sie sodann wieder gen Oberfläche zur Poststelle. Der Bote, welcher das Schreiben in Empfang nimmt, wird jenes wohl dann auch zu Lynn bringen.
|
|
Nach oben » |
|
|
Alecia Rundhammer
|
Verfasst am: 02 Apr 2018 13:51 Titel: |
|
|
Die Namen die du trägst, nennen dich nicht.
Ich hatte mich schon früh am Morgen auf den Weg gemacht, ich hatte bemerkt dass es neben mir still geworden war. Natürlich bekam ich immer mal wieder mit wie er des Nachts noch den Weg in Höhlen fand, sei es um seinen Geist zu beruhigen oder seine Gedanken einzudämmen ...wobei das Eine das Andere wohl nicht auszuschließen vermochte.
Seit die Familie fast täglich an Fülle gewann und aus der alten Heimat den Weg zurück fanden, wobei zurück die falsche Wortwahl ist, nein viel mehr fanden sie zu einem Teil der Familie zurück, eben jener welche sich hier angesiedelt hatte.
Nun eben seit jenen Tagen vermochte das ungute Gefühl in mir vermehrt aufkeimen, dass nun der Kreis der Angriffsflächen, sich eben auch ausgeweitet hatte. Es waren nicht nur mehr meine Geschwister, nein es waren nun auch Menschen hinzugekommen die mit mir gemeinsam unter einem Dach lebten und so sehr ich mich abzuschotten versuchte, so schwerer fiel es mir von Tag zu Tag eben jene Grenze auch aufrecht zu halten.
Es gab also nicht nur die sachlichen Gespräche, nein, dass was man so gerne als Zwischenmenschlichkeit bezeichnet, jenes war es was eben genau das Gefühl hervorrief und es erschwerte Dinge im Keim zu ersticken. Das noch unangenehmere Gefühl dabei war, dass sich mittlerweile die Grenzen ab und an vermengten, hier und da hatte ich das ungute Gefühl trotz Anwesenheit einfach nichts zu fühlen....als würde ich mich selbst vor eben jenen Versuchen zu entfernen. Diese Art des Selbstschutzes jedoch sorgte dafür, dass etwas in mir den Weg leichter nach draußen fand und meiner Kontrolle nach und nach entwich.
Du hast eine Person getroffen,
die dich für ihre eigenen Zwecke besitzen wollte, aber stattdessen ... verliebt sie sich. Das ist die Person die ich bin. Und das Monster.
Namen sind so schändlich unbedeutend wenn man bedenkt dass sie keinerlei Tiefgang in sich tragen und lediglich einer Benennung gleich kommen. Diese Benennung kann die Fühler in alle Richtungen ausbreiten, sei es nun gut oder schlecht was man über jenen Namen sagt, es heißt eben nicht dass sich die Vorwürfe auch widerspiegeln.
Und so nahm ich das was man mir gab auf, ganz ohne auch nur dem Einfluss von außen zu lauschen, es war der Weg den ich ging und dieser verlief, wie die Wurzel eines Baumes, nicht nur stur in eine Richtung. Und selbst wenn der Obere Teil abgestorben zu sein vermag, so wird der Puls des Lebens dennoch in den Wurzeln von neuem erweckt werden bis auch der letzte Hauch hiervon in einer tiefen Stille versinken würde.
Ich könnte mir mittlerweile nicht mehr vorstellen ohne ihn diese Wege zu gehen und ein Teil von mir würde ihm wohl auch nicht erlauben diese Wege zu verlassen ohne dabei ein karges Ende zu finden. Was weniger den Ursprung eines Gefühles hatte sondern viel mehr den Ursprung eines Zwanges. Dieser Zwang hatte eine Handvoll willkürlicher Regungen die sich jedoch stets auf ein eigenes Ziel fokussierten und diese würden ihre Wege auch stets begleiten.
Dennoch, trotz all der Widrigkeiten umschlossen er die Rose mit den Dornen Stacheln und trug sie mit sich herum. Ein Spiel getränkt von einer Vielfalt die sich in keinster Weise an Grenzen hielt und dennoch stets in jenen lebte.
Zuletzt bearbeitet von Alecia Rundhammer am 02 Apr 2018 13:54, insgesamt einmal bearbeitet |
|
Nach oben » |
|
|
Alecia Rundhammer
|
Verfasst am: 31 Jul 2018 01:09 Titel: |
|
|
'Aleeeeciaaaaa, komm wir gehen raus! Lesen kannst du später auch noch, der Schnee bleibt nicht ewig liegen.'
Fröhliches und aufgewecktes Kinderlachen schallt gen mein Ohr. Ein genervtes ausatmen entweicht mir während ich es mir auf der knarzenden Holzbank wieder bequem mache.
Das leise Rascheln eines Blattes erklingt als ich die nächste Seite des Buches aufschlage und irgendwie, wirkt alles etwas befremdlich. Die zierlichen, kleinen Finger fahren die Schriftzüge nach während das aufmerksame, grüngelbe Augenpaar, weiter liest.
'Jetzt komm schon, du versauerst da drinnen noch, geh zu deinen Geschwistern!'
Das Augenrollen welches gepaart mit dem genervten Seufzen erklingt, untermalt das langsame aufstehen. Mit schleppend Schritten bege ich mich nach draußen.
Ja es war kalt, eisig, jeder Atemzug formte eine sichtbare Nebelwand die sich stetig wandelnd in der Luft verliert. Eine Gänsehaut legt sich über meinen gesamten Körper und wird von einem Frösteln begleitet. Ich kann mich noch ziemlich genau erinnern wie ich meinen Brüdern dabei zusah als sie sich wie verrückt gewordene Wilde durch den Schnee rollten und sich gegenseitig einseiften, während meine Schwertern die beiden mit Schneebällen bewarfen. Ich selbst, ich stand noch immer an der Hauswand, einige Schritte entfernt von der Tür, um nicht in den Blickwinkel meiner Mutter zu geraten. Ich weiß noch genau wie herzlich sie alle lachten, wie sie sich freuten und ihren Emotionen freien Lauf ließen.
Doch ich, ich hegte jenes Interesse nicht, ich hatte nicht das Bedürfnis mich nun dem Ganzen hinzugeben, also sah ich zu wie sich andere an ihren Emotionen ergötzen.
Erst als nach einiger Zeit der erste Schneeball mit voller Wucht meinen Brustkorb traf, riss es mich aus meinen Gedanken, es riss mich aus der Stille die in meinem Kopf herrschte, aus dem Nichts, in das Hier und Jetzt und da war ich nun.
Als hätte ich noch nie in meinem Leben an einer Schneeballschlacht teilgenommen, als hätte ich nicht die geringste Ahnung davon wie ich mit eben genau jener Misere umgehen solle, als wäre ich völlig überfordert mit eben genau dieser, garnicht so abstrakten, Situation.
Ich sehe noch jetzt die perplex drein sehenden Gesichter, die sich sichtlich fragten ob ich nun etwas zurück werfe oder hier nur weiter so dumm herum stehen wolle. Doch gänzlich anders als gedacht, rissen mich meine Füße aus der Starre und führten mich in Richtung Wald. Auch hier spürte ich wie die Augen mir folgten und eine gewisse Stille einkehrte.
Ich hörte, wie sich mein Gewicht in den Schnee drückte und Fußspuren hinterließ, welche sicherlich vom nächsten Schnee wieder weggewischt werden würden. Ich schob ein paar Äste zur Seite und verschwand zwischen den Bäumen....irgendwann dort, in ungefährer Nähe meiner Geschwister, denn ich hörte das Lachen noch was von einem 'Spielverderberin!' begleitet wurde, hielt ich kurz inne. Nur kurz verweilte ich an Ort und Stelle, die Augen pendeln zwischen dem was vor mir lag und dessen was hinter mir verweilte, ehe meine Füße mich wieder weiter in den Wald hinein trieben. Dort tat sich eine Lichtung auf welche inmitten ihres Daseins einen einzigen alten, kranken Baum bewahrte. Ein gar schon unwirkliches Bild tat sich vor meinen Augen auf, als wäre es in seiner eigenen Abstraktheit gefangen.
Ein seichter Nebelschleier zog sich über die Grashalme und bewegte sich in sanften wehenden Wellen über den Rasen, begleitet von einer sich stetig wandelnden Form. Inmitten eben jenes Nebelschleiers ragte dieser riesige, kahle und vom Mondschein in grau gehaltene Baum empor. Seine Äste ragten weit hinauf und vernestelten sich einigen Zweigen.
Der Baum war bekannt, der Baum hatte viele Namen und von den meisten Bewohnern war er geächtet. Man sprach vom Opferbaum, Galgenbaum oder vom Baum der ewig Vergessenen.
Meine Schritte führten mich weiter hinein in den Nebel und mit jedem Schritt trennte ich die sich wandelnde Luft entzwei welche sich nach mir sogleich wieder schloss, so als wäre ich diesen Weg nie gegangen. Ein leises wimmern war zu vernehmen, nicht menschlicher Natur, aber in unmittelbarer Nähe. Während meine Hand sich auf die Rinde des Baumes legte, schritt ich um den Stamm herum und erreichte eben jenes Wimmern, ein Welpe. Wieder vermag sich in das wimmern ein winseln mischen, die schwarzen Knopfaugen blicken mir entgegen während der Körper zitternd vor mir lag. Jedes andere Kind hätte wohl den Welpe genommen, hätte ihn Nachhause getragen, ihn gepflegt....ihn gehegt....aber ich saß da und blickte dem Tier zu wie es verendete. Sein letzter Atemzug, sein letzter Kampf und sein letzter Anblick dabei, war ich. Die Zeit flog davon und das um mich herum nahm ich garnicht wahr, ich war unfähig mich weiter zu bewegen, unfähig die Kontrolle meines Körpers wieder zu ergreifen. Ich spürte nur wie Hände mich irgendwann packten, mich empor hoben und davon trugen. Das Bild des Baumes entfernte sich und irgendwann brach mein zitternder Körper, in den Armen welche ihn trugen, zusammen.
Tränen rannen über meine Wangen, fragen polterten in meinem Kopf hin und her, Vorwürfe, Zweifel, Angst und trotz, dass die Erinnerungen so realistisch schienen waren sie verschwommener als alles andere was sich in meinen Gedanken verbarg. War es überhaupt geschehen? War es nur ein Geniestreich meiner Phantasie selbst?
All die Fragen und Bilder ließen mir keine Ruhe und so ging ich den Weg zurück in der Nacht als all jene schliefen, welche mir dies verboten hätten. Mein Körper war noch immer geschwächt von dem Fieber das ich mir in der eisigen Kälte eingefangen hatte, an jenem Tag als ich eher neben mir als in mir verweilte. Diesmal jedoch waren es meine Schritte, es waren meine Bewegungen, mein Atem, mein Körper. Ich fühlte und ich nahm die Umgebung um mich herum wahr, es fühlte sich nicht an als würde etwas anderes jene Situation erleben.
Am Baum angekommen entdeckte ich es, wie es da lag, steif gefroren, Tod. Ich hob es auf, grub mit einem Dolch und den bloßen, bald blutende und schmerzenden Händen ein kleines Loch in den zum Teil gefrorenen Waldboden. Dort legte ich es hinein und schob die klumpige Erde wieder darüber.
Ich hörte es lachen, ein krächzendes Lachen, verspielt aber auf seine eigene Art mit einem gewissen Unterton, der einem eine Gänsehaut in den Nacken trieb.
Wieder saß ich dort, über dem Grab auf welchem ich nach und nach einige Steine niederlegte, die Tränen rannen mir die Wange herunter, ich spürte diesen Druck, diesen Kloß in meinem Hals der mir weder das Schlucken noch das Atmen erleichterte.
In der Vergangenheit zu schwelgen ist wie Träumen zu folgen nur, dass jene nicht mehr abänderbar sind, sie haben sich in die Realität gedrückt und verweilen dort. Manche wie ein Stein am Bein, während andere wiederum die Flügel sind welche dich abheben lassen.
Ein grelles Licht drückt sich durch meine Augenlider und lässt mich langsam aus meinem Schlaf erwachen. Ein gedehntes Seufzen, gepaart von einem herzzerreißenden Gähnen. Die Arme in die Höhe gestreckt, gleiten meine Finger an dem kalten, nassen Rasen entlang. Die Brauen ziehen sich zusammen während ich blinzelnd das Augenpaar öffne und mich umzusehen beginne. Es war Taghell und während ein Teil des Schattens eines Geästs meinen Körper bedeckt, ragt die Sonne vom Himmel durch die Baumwimpfel auf mich hinab. Das Gezwitscher der Vögel dringt an meine Ohren getragen von dem sanften Klang des Windes welcher das seichte rauschen der Blätter mit sich trägt. Ich muss wohl wieder eingeschlafen sein, im nirgendwo, wo genau? Darüber war ich mir noch nicht im klaren. Langsam drücke ich mich empor und sehe mich um und während ich darüber nachdenke wo ich mich befand, spüre ich den Schmerz in meinem Kopf. Ein angestrengtes Ausatmen, dann setze ich meinen Weg langsam in jene Richtung fort, welche mir als sinnig erschien, dort wo eben Bajard liegt und es nach einiger Zeit auch lag. Dort angekommen lasse ich mir keine Zeit und begebe mich auf den Steg um das Schiff gen Adoran zu besteigen, Nachhause.
Zuhause nennen sie das, wo man lebt.
Zuhause, ist aber dort wo man gebunden ist an etwas, was weitaus wichtiger ist, etwas was die Existenz dessen was drumherum verweilt, nicht als allzu wichtig erscheinen lässt.
Jenes etwas hatte ich gefunden, schon vor einiger Zeit.
Etwas was mich von all dem anderen zumindest für einige Zeit verhüllte, etwas Bernstein in was ich versinken konnte.
Etwas das nicht fragte und wenn, nicht in Frage stellte.
Etwas was mich und meine Facetten besser kannte als die meisten anderen um mich herum.
Etwas wofür ich meinen Stand nun nach und nach festigen würde, damit ich meinen Platz hier finden würde. Zumindest um mich und ihn, hier nicht zu verlieren.
'Oh Kindchen, glaube nicht das es ein Ende hat, es hat erst begonnen.'
Meine Mundwinkel zucken kurz empor. Wieder erklingt das theatralische Seufzen welches ich über meine Lippen bringe und ich blicke über die Mauern der Stadt.
Mein Zuhause. |
|
Nach oben » |
|
|
Alecia Rundhammer
|
Verfasst am: 20 Aug 2018 10:34 Titel: |
|
|
Ein lauer Wind weht in das Fenster während in dem alten, verlassenen und zugestaubten Haus im Eck eine zusammengekauerte Person verweilt. Sanft hebt und senkt sich die dunkle Robe welche jene verhüllt, die Augen sind geschlossen während das weiße Haar ein Teil ihres Gesichtes verhüllt. Leises geflatter erfüllt den Raum ehe ein pechschwarzer Rabe sich neben der Frau niederlässt und mit dem Schnabel beginnt an den einzelnen Haarsträhnen zu zupfen. Nach einer Weile kommt Bewegung in die Gestalt, die Hand hebt sich an und versucht wohl, vom Schlaf noch betrunken, den Störenfried zur Seite zu schieben. Ein krächzen erklingt.
Ich vernahm in meiner traumlosen Nacht das Geräusch und die Bewegung welche mich vehement versuchte aus dem Nichts in die Realität zu locken. Ich war müde, unsagbar müde und schlapp. Es war nicht nur das brennende Pochen welches ich noch immer verspürte sondern, es kostete mich Kraft die Facette aufrecht zu erhalten.
Eine Facette die mehr ich war als es auf den ersten Blick vielleicht zu erkennen sein mochte. Ich hatte ein wahnsinniges Glück dass es nur eine oberflächliche Verletzung war welche ich von dem Kampf trug und mich mit einer Wucht wieder in das Hier und Jetzt beförderte. Ein Eingriff in das klerikale Gewebe welches meinen Körper wieder zu dem Formte was mich im eigentlichen ausmachte. Glück hatte ich auch, dass es keiner bemerkte, keiner jener welche uns als Gegner entgegen standen. Ich hatte mich durch den Wald zurück zum Lager geschleppt um dort einen Ort zu finden wo ich mich sammeln konnte. Den Schein zu wahren war kein leichtes, aber ein durchaus wichtiges Unterfangen. Ein einziger Fehler könnte mich alles kosten was ich mir aufgebaut hatte.
Ich spürte wie mein Herz pochte, das Atmen fiel mir schwer, es fühlte sich an, als würden tausend Steine auf meinem Brustkorb verweilen und ein Kloß in der Kehle das Atmen erschweren. Trotz der, nennen wir es Gewohnheit, was das Blut und den Tod angeht oder aber die unabdingbare Nähe zu Ihm selbst, war eine Schlacht jedesmal etwas Neues. Es war immer wieder eine neue Formation, eine neue und ungewohnte Szenerie, ein brennendes kribbeln unter der Haut welches den Puls höher schlagen ließ und die Konzentration ins unermessliche schärfte. Erst dann wenn alles zuende war, blieb da eine gewisse Leere zurück die die einen wieder in das Jetzt beförderte. Als würde sich jener Impuls schlafen legen und erst wieder zurückkehren wenn es an der Zeit war an die Oberfläche zu dringen.
Als das Leben sichtlich in den Körper der jungen Frau zurückgekehrt war, wird sie sich aufsetzen, die Hand greift in einer fließenden, gar weichen Bewegung zu den Stelzen des Vogels um das kleine, gefaltete Pergament von dort zu lesen. In aller Seelenruhe entfaltet Sie jenes und wird das Grüngelbe Augenpaar über die Zeilen wandern lassen. Nachdem auch die letzte Zeile des Augen Betrachters verlassen hat, wird jener Blick in Richtung des Fensters gleiten. Es war noch kurz vor der Dämmerung, nur ein leicht rötlicher Schleier bedeckte den Himmel und zeugte davon, dass bald der Tag in das Land brechen würde. Der schwarz gefiederte Vogel wird sich wieder zum Sims begeben und seinen Weg in die Freiheit finden um seinem Tagwerk nachzugehen. Sie selbst wird sich langsam empor drücken, die Maskerade anlegen und sich aus der Hintertüre schleichen um dem schattigen Weg des Waldes zu folgen. Die vielen Bäume liesen ihre Schatten wie groteske Gestalten wirken welche, dem Augenmerk nach, einen Versuch wagen könnten nach ein jedem zu greifen welcher sich auf dem Weg durch den Wald befand. Der schmale Körper welcher in der schwarzen Robe gehüllt, einen Schritt nach dem anderen wagt, wird sich leicht abstützend mit dem knöchrigen Stab vorwärts bewegen. Nach einer Weile wird man Stimmen vernehmen, zwei Männer die eine innige Unterhaltung über den Krieg hielten und sich sichtlich nicht einige waren wer der beiden Kontrahenten nun verdient hätte die Schlacht zu gewinnen.
'Nimm sie dir, Seelen für den dunklen Fürsten selbst und für dich die Kraft welche dir zusteht. Lass sie erleiden was du fühlst, halte ihnen vor Augen was sie erwarten wird im Schlund des Herrn!'
Die altbekannte Stimme welche sich widerhallend durch ihren Schädel bohrt, für einen Augenblick wird sie inne halten, ein schütteln geht durch ihren Körper als würde ihn eine Gänsehaut ereilen. Dann richtet sie sich auf und hebt das Haupt empor. Durch den Schatten der Haube wird das nun eher kalt dreinblickende Augenpaar aufmerksam und hungrig in Richtung der Beiden blicken. Die Finger lösen sich einzeln von dem Stab und kommen in tippendem und unruhigem Rhythmus auf dem knöchrigen Stab auf. Dann setzt sich die dunkle Gestalt mit fliesenden Schritten in Bewegung. Leise vermag man das rascheln der Robe vernehmen und das stetig wiederkehrende, schmatzende Tocken des Stabes welcher auf der nassen Erde aufkommt.
'Ihr zweifelt die Gewinner der beiden Reiche an. Seid zu feige Euer Leben selbst für eines zu geben und vergesst hierbei den einzig wahren Gewinner der Schlacht gänzlich.'
Die Stimme welche an die Ohren der beiden Herren dringt wird einen dissharmonischen, kalten Klang haben welchem zwar an Bass fehlt, jedoch von einem leisen, kaum hörbaren krächzen begleitet wird.
Die Augen der beiden Herren weiten sich und werden die Dienerin mit einem entsetzen im Blicke ansehen. Noch während sie einen weiteren Schritt nach vorn tätigt, wird sie die Hand ausstrecken und in Richtung des mollig wirkenden Mannes anheben. Leise wispernd dringen Worte über ihre Lippen während das Augenpaar ihn anstarrt und noch während sie den ersten Stoß klerikaler Energie entsendet um sich einen Weg in den Körper zu bahnen wird sie auch schon den Stab anheben und jenen auf den zweiten, eher schlaksig wirkenden Mann richten. Auch hier wird sie klerikale Energie entsenden welche die Beiden vor Schmerz aufschreien lässt. Sie beginne ihre Arme zu reiben als würde sie versuchen tausend Ameisen von ihrer Haut zu streichen die immer wieder stechende Schmerzen zurück lassen. Ein zweiter Stoß folgt und der Schmerz der beiden Kontrahenten wird sich vermehren, sie sacken in die Knie, flehende Blicke richten sich auf die Dienerin während der eine hektisch bittende Worte vor sich herstammelt.
Die Frau beugt sich nach vorne, die Arme senkend, die Bindung jedoch nicht lösend, eine Hand wird sie auf einen der Männer legen und somit ihre Blessuren auf ihn übertragen. Ein keuchen erklingt als sich auch der Schmerz bei ihr wieder bemerkbar macht, erst kurz darauf spürte sie wie jener Schmerz schwindet. Einer der Männer wird während ihrer Heilung ihre Hand zu greifen versuchen um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen, was ihm wohl auch für einen Moment gelingen mag. Nicht all zu lange wird jenes hin und her der Anwesenden die eigentliche Ruhe des Waldes stören. Dann jedoch kehrt jene Stille zurück in den Wald, nur das krächzen der Raben wird für einen Moment die sonstige, nächtliche Stille durchbrechen.
Zurück bleiben jene Gestalten, auf dem Boden liegende Wegelagerer welche keinen unnötigen Tod hatten, zumindest nicht in den Augen der Dienerin selbst.
Die schwarze Gestalt wird sodann wieder den Weg zurück finden....ein weiterer Tag im Lager....ein weiterer Tag im Krieg....ein weiterer Tag für den dunklen Fürsten selbst.
Zuletzt bearbeitet von Alecia Rundhammer am 20 Aug 2018 12:41, insgesamt einmal bearbeitet |
|
Nach oben » |
|
|
Alecia Rundhammer
|
Verfasst am: 18 Sep 2018 10:08 Titel: |
|
|
In einem Gefühl gefangen zu sein, kennt ihr das? Als würde es sich wie brennendes Feuer vom Herzen an ausbreiten und den Körper nach und nach in seine Gefangenschaft ziehen. Verschlossen für all die besänftigenden Töne welche einen wieder aus jener Gefangenschaft reißen.
Ja, genau so fühlte es sich an. Die Zügel zu halten und das Pferd mit der Kleinen durch die Gegend zu führen, lenkten mich dabei in keinster Weise ab. Es war zu Beginn wie ein pochen, ein ungutes Gefühl welches mich nach und nach aufzufressen begann und ich konnte rein garnichts dagegen tun, ich war dem gänzlich Hilflos ausgeliefert. Ich spürte wie die Stränge der Kontrolle nach und nach meinen Händen entwichen. Zurück blieb lediglich dieses geballte, bekannte Gefühl, der Impuls der mehr Schaden hinterlassen würde als Ruhe.
So oft fechte ich jenen Inneren Kampf aus aber schon lange nicht mehr war der Drang so groß und wirkte so unbezwingbar wie am gestrigen Abend. Nur ein einziges Wort wäre wohl der Tropfen auf dem heißen Stein gewesen, der lediglich kurz darauf von einem Zischen begleitet, alles zum erliegen gebracht hätte. Der das Jetzt, wie es ist, aus den Fugen gerissen hätte, der all das was man aufgebaut hatte zerstört hätte.
Es war so viel passiert die letzten Wochen und immer wieder musste ich zugeben, dass die Übergänge zwischen mir und Ihr zur schleichenden Natur wurden, ich hatte lange nicht mehr all das so gut unter Kontrolle. Spürte zwar dass das was wir vollbrachten, sich nach und nach perfektionierte, aber es gleichsam eben auch schwieriger wurde gewisse Schübe zu kontrollieren. Die Übergänge ließen mich immer wieder an den zu erinnernden Gefühlen zweifeln und schufen damit eine gefühlte Frequenz die einem schrillen, unnachgiebigen, hohen Klang glichen, dissharmonisch.
Ein weiterer Begleiter war wohl auch das Unbehagen falls ich mich jener Kontrolle in meiner Anstellung entsagte, wenn sich unsere Vorstellungen bezüglich jener Anstellung irgendwann scheiden sollten oder aber, ein Zwischenfall etwas entlocken könnte.
Gefahr wurde zu einem stetigen Begleiter. Nicht das mich jenes schockte, nein, ich war mir von Beginn an bewusst dass es immer wieder an gewisse Herausforungen geknüpft war. Waren uns bewusst, dass wir unser Dasein aufrecht halten mussten, dass nur ein kleiner Funke das Boot zum wanken bringen könnte und es gekentert, dem Strom des Lebens gänzlich ausgeliefert wäre. Ja Vorsicht, Gefahr, Kontrolle....Begleiter eines Weges welcher eine Balance erforderte, eine Balance welche nur ein einziger Sturm nieder ringen könnte.
Der Tanztee stand bevor und wir steckten mitten in der Vorbereitung für eben jenen, das Treiben auf der Burg, das Rücken der Möbel, die Wache welche unruhig ihren Weg über das Gemäuer zogen. Immer mit dem stetigen Gefühl im Nacken dass ein weiterer Angriff auf eben jene im Raum stand. Doch es blieb ruhig. Der letzte Krieg war noch nicht lange vorüber und das pendeln zwischen den Fraktionen hatte einiges an Erfahrungen gebracht, kämpferisch als auch Menschlich. Nach und nach formten wir unsere Künste zur Vollkommenheit, zumindest soweit es uns möglich war.
Und dann war da noch Er, jener welcher wohl den aktuellen, inneren Kampf am besten zu beurteilen weiß. Jener welcher zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden weiß da er die Zwiespältigkeit der Persönlichkeiten wohl mittlerweile am besten zu unterscheiden weiß. Er hatte sich damit wohl nicht das leichteste Werk an seine Seite gebunden, er hatte sich, mit großer Sicherheit gar, etwas zur Seite gelockt welches in seiner ganz eigenen Art nicht nur stets ein Spiegel seines eigenen Ich's war, nein wohl auch die Höhen und Abgründe immer wieder auf ein neues zu einer Realität werden ließen. Und jetzt, wo noch etwas weiteres in den Kreis gedrungen ist, welches den Gefahren ausgesetzt werden könnte, würde es die Lasten nicht leichter machen welche zu tragen waren.
Die Wege die wir gehen könnten einfacher sein. Doch wären sie es, würde man sich viele Lehrstunden stehlen, welche sich im Nachhinein, wohl nicht nur als Vorteile herausstellen würden. |
|
Nach oben » |
|
|
Alecia Rundhammer
|
Verfasst am: 24 Sep 2018 09:56 Titel: |
|
|
Stille. Unsagbar erdrückende Stille, als hätte man sämtliche Klänge des Weltlichen abgezogen. Kein Wind, kein rauschen des Blätterwerks, kein plätschern des Wassers welcher unaufhörlich seinen Weg durch den Kanal zieht, kein zwitschern der Vögel welche sich unterhaltend in den Baumwipfeln treffen, kein Herzschlag des eigenen Körper's, kein Atem welcher den Brustkorb zum heben und senken bringt. Nein, eine Stille welche unnatürlicher nicht sein könnte und das obwohl sich das Bild vor ihren Augen in einem natürlichen Zyklus bewegen wird, die Blätter wehen vom Wind getragen hin und her, die Raben welche auf den Ästen verweilen rucken mit den Köpfen in ihre Richtung, das Wasser in dem Fluss neben ihr fließt. Ja, alles ist in Bewegung, lediglich die Geräusche fehlen, stattdessen mischt sich nach und nach ein basshaltiges Dröhnen in jene Stille, sie durchbrechend, aber weniger als würde man es hören, eher als würde man es fühlen, Mark und Gebein berührend. Dunkle Wolken schieben sich vor das strahlende Sonnenlicht welches zuvor kunstvolle Schatten auf den Boden zeichnete, schwarze, düstere Wolken welches jegliches Licht raubten und nur noch eine Dunkelheit übrig ließen. Ein Blitz durchbricht jene Dunkelheit und lässt die Schatten der Bäume wie greifende Hände aussehen, als würden diese jederzeit bereit sein nach der dort verweilenden Gestalt zu greifen. Langsam setzt sich jene Gestalt wieder in Bewegung, den immer wieder von den Blitzen erleuchteten Weg entlang schreitend. Der Blick des grüngelben Augenpaares ruht auf dem kleinen Häuschen welches mehr recht als schlecht dort aufgebaut wurde. Die Wände aus Holz und Lehm wurden eher schräg gebaut und das Dach, welches aus Stroh gebunden wurde, scheint auch nicht alle Tropfen des Regen's aufzuhalten welcher sich nun bahnbrechend vom Himmel stürzte. Die Schritte werden schneller. Die Kleidung saugt sich nach und nach mit dem Wasser voll, rasend schnell vermehrt sich jener Regen und füllt den Weg mit großen Wasserlachen. Alles wird schwerer, alles matschiger und mit jedem Schritt welchen sie näher kommt wird das Dröhnen lauter, unerträglicher, so als würde es direkt aus dem Inneren jenes Hauses dringen. Jeder Blitz lässt die Äste noch näher zu ihr greifen, sie fangen wollend und nach und nach wird sich Angst breit machen, wird ihr Herz umschließen und das Atmen erschweren. Hektisch wird sie die Türe des alten Hauses öffnen und jene wieder hinter sich schließen.
Im Inneren ankommen wird dort wieder diese Stille herrschen, erst nach einigen Augenblicken wird eine ihr bekannte Stimme erklingen. Die Tür beginnt zu wackeln, als würde jemand dagegen hämmern, die Stimme erklingt verzweifelt, schreiend.
'Alecia! Öffne die Türe! Öffne sie! Alecia du musst die Türe öffnen!'
Und sie versuchte es, sie versuchte die Türe zu öffnen, aber sie war verschlossen. Der Körper der jungen Frau stemmte sich gegen die Türe, sie aufdrücken wollend, doch keinen Millimeter bewegte diese sich. Wieder erhellt ein Blitz den Raum und vor ihr war keine Türe mehr, sondern eine Wand, eine aus Lehm und Holz. Ein schmerzerfüllter Schrei zerbricht die Stille und schnürt ihr die Kehle zu. Jene Stimme würde sie immer wieder erkennen, jene begleitet sie schon ihr ganzes Leben, doch es ist eine andere als jene zuvor.
Ein Fenster, hektisch tastend wird sie sich zu dem Fenster begeben und das Grüngelb hinausblicken lassen. Ein Sturm wie ihn selten einer gesehen hatte und große, groteske Gestalten und Schatten stürmten auf die kleine Gruppe an Menschen zu. Ihre Hände prallten Angstvoll gegen das Glas, versuchend es zu zerstören und bei jedem Schlag welcher das Glas durchbrach, wuchs es wie aus fremder Hand wieder zu, lediglich die Schnitte ins Fleisch, die blieben. Das warme Rot floss über die Hände und tränkte den Boden, die Panik ließ jedoch keinen klaren Gedanken fassen und als die Schatten sich über die Gruppe legten und die Schreie abermals die Stille zerrissen, wurde es schwarz vor ihren Augen.
Die Finger tasten sich am nassen Gras entlang, ein brummeln erklingt welches missmutiger nicht sein könnte. Die Kälte war bis in die Knochen zu spüren, der Herbst hielt Einzug ins Lande und es war nur zu hoffen, dass der Körper es unbeschadet überstehen würde. Die Knochen schmerzten, der Waldboden vermochte alles andere als bequem zu sein. Das rascheln des Blätterwerkes welches sich nach und nach von der Kleidung löste als sie sich aufsetzte, spielte sich wie auch der morgendliche Gesang der Vögel, im Einklang ab, mit dem Lied der Natur. Die Finger, durchgefroren, zittrig, steif vor Kälte, strichen einige Strähnen aus dem Gesicht. Der Kopf dröhnte und die Erinnerungen an die letzte Nacht schienen wie hinfort gefegt, als wäre ein ganzer Abend wie weggefegt. Begleitet von einem angestrengten Seufzen richtet sich der Körper auf, die Hände beginnen den Dreck dürftig von der Kleidung zu klopfen ehe der Blick gen Himmel gleitet und nach einer Orientierung zu suchen beginnt. Dann setzen sich die Füße langsam in Bewegung in Richtung Heimat. |
|
Nach oben » |
|
|
Alecia Rundhammer
|
Verfasst am: 26 Okt 2018 13:33 Titel: |
|
|
Das Blut spritzte auf ihre Maske während sie weiter mit voller Kraft in den schon längst am Boden liegenden Leichnam einstach. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit ließ sie mit zittrigen Händen von ihrem Tun ab und begann das um sie herum wieder wahrzunehmen. Es war als würde die Realität, wie so oft, ganz unverfroren auf sie einstürzen, verlorene Frequenzen wieder wahrnehmen und die Umrisse um sie herum wieder ersichtlich werden lassen. Sie saß über der noch recht jungen Frau und starrte sie an. In das grüngelbe Augenpaar, welches noch zuvor diesen unsagbaren Durst in sich trug, wird langsam der in sich gekehrte, verletzliche Ausdruck zurückkehren.
Nach einer gefühlten Ewigkeit lehnte sie sich nach vorn, den Daumen in eine der Wunden drückend um das Blut aufzunehmen. Jener Finger legte sich sodann auf die Stirn um Sein Zeichen auf die von Schweiß bedeckte Haut zu malen. Kaum merklich bewegte sich hierbei das Lippenpaar, ein Gebet sprechend um Ihm zu senden was Ihm gehört.
In einer eher schleppenden Bewegung wird sie sich nach Oben drücken und den Weg in Richtung Nimmeruh gehen.
Es war wieder eine jener Nächte welche sie nicht schlafen ließ, eine jener Nächte wo die Träume realer schienen als das klägliche Leben selbst. Es gab vieles was sie in jenem Leben hielt, aber auch vieles was sie immer wieder in diesen Schlund zog, jener Schlund wo jegliche Kontrolle ferner schien als sie es wahr haben wollte.
Ein so feiner Übergang, hauchdünn, kaum merklich und ehe sie sich zur Wehr setzen konnte war die Türe schon geschlossen und ein Handeln nicht möglich. Was dann geschah war stets von einem Schleier umgeben der ihr die Sicht nicht gänzlich raubte, aber sie dennoch abschnitt, getrennt von ihrer eigenen Person.
'Ich nehme ihn mir, so wie auch alles andere.'
Verzerrt erklangen die Worte in ihrem Kopf von einem bitterbösen Lachen untermalt und wieder spürte sie wie die Kontrolle wich und wie sie in jenem von Schleier verhüllten Raum stand. Eine gefühlte Ewigkeit schreiend, stille Laute von sich gebend und mit dem erdrückenden Gefühl der Lasten auf den Schultern.
†††
Ein tiefer Atemzug folgt, dann ein zufriedenes nicken als der Rauch des verbrannten Stoffes in ihre Nase steigt. Ein zynisches zucken der Mundwinkel stiehlt sich in die Züge.
Endlich war es wieder soweit. Die Opfergaben waren dargebracht, ein jedes hatte seine Aufgabe und ein Jedes hatte somit seine Sinnhaftigkeit gefunden. Fleißig ist er und er wird einen wahrhaftigen nutzen bringen, nicht nur für den Herrn selbst, sondern auch für die Vorhaben welche noch vor uns liegen. Oh und wie gut zu wissen, dass genau Sie sich mit allen Mitteln versuchen wird zu wehren.
Wieder zucken die Mundwinkel empor während der Blick weiter der Opferung folgt. Als das letzte Stück seinen Weg in die Schale findet, heben sich die Arme empor. Das Grüngelb wird einen milchigen Ausdruck annehmen, als würde sie sich gänzlich der Trance und Konzentration hingeben und sich den dunklen, wappenden Wellen anpassen.
†††
Wenn du denkst du bist im Hier und Jetzt angekommen,
Wenn du denkst du kannst die Zügel wieder die deinen Nennen,
Und du mit Schrecken feststellst, dass du noch immer keine Handhabe hast.
†††
'Ich werde es mir einfach nehmen, so wie ich es immer tue, was deines ist, ist meines.'
Der Schlaf welcher sie nach dem kräftezehrenden Abend heimsuchte war nicht gänzlich von der totenstillen Ruhe durchzogen. Mitten in jener Traumlosen Nacht wird der Körper sich im Bett winden, als würden Krämpfe jenen heimsuchen. Und während jener Kampf sich vor dem Bernstein zutrug, wird er wohl auch nach einigen Momenten wieder abebben. Wieder kehrt die Ruhe ein, wieder kehrt diese Stille ein. Der Atem so flach als würde er kaum die Lungen füllen. |
|
Nach oben » |
|
|
Alecia Rundhammer
|
Verfasst am: 12 Nov 2018 13:52 Titel: |
|
|
Die Augen geschlossen folgt ein tiefer Atemzug, einer welcher des Klanges nach mehr Sorge in sich trug als Erleichterung. Die Fingerspitzen streichen sanft über die Maserung des Wasserbeckens, in welcher die gierigen Blicke der blutrünstigen Wesen das klare Blau füllten.
Stundenlang könnte ich diesen Tieren dabei zusehen wie sie sich im Wasser hin und her bewegen, manchmal jedoch ruhten diese, gänzlich auf einer Stelle schwimmend starren sie dabei in eine scheinbar völlige Leere. Eine Leere welche auch sein Blick in der letzten Zeit hin und wieder füllte, zumindest war es jene vom Nebel umwobene Leere welche sich wie ein Schleier um etwas kostbares legte, was sonst so viel erzählte.
Und ich verstand es, ich verstand, dass sich eben jene Nebelschwaden nach und nach zuzogen und das schon je eher geringe nach Außenkehren umso schwieriger machte.
Ich spürte dass sich langsam etwas zusammenzog, schon bevor die Worte die Lippen verließen. Ich spürte dass eine Veränderung kommen würde, irgendwann, nur war ich mir noch nicht bewusst wohin jene Veränderung uns führen würde und wie all das weiter seinen Weg gehen würde. Ich würde meinen Platz nicht verlassen können, so würde egal welcher Weg es sein würde, ein Teil des Weges nicht der meine sein. Das alles war nicht von einer Einfachheit geprägt und würde sicherlich ganze Welten verschieben, zumindest für unsere kleine, eigene Welt.
Das Wunder selbst ist die Balance zu halten, zwischen all dem was ist und was sein kann. Die Balance der Tänzerin welche die Füße vom Wind getragen über einen schmalen Steg bewegt.
Hin und her gezogen von den eigenen beiden Seiten welche sich wie herausragende Äste um ihre Arme zu schlingen versuchen, bereit sie jederzeit mit sich zu reißen. Aber wohin?
†††
Je mehr ich über uns nachdenke, desto weniger weiß ich, wer wir sind.
†††
Wer waren wir, wer war ich? Diese Frage konnte ich mir immer weniger beantworten, die letzten Monde waren geprägt von Höhen und Tiefen aber dennoch durchzog eine gleichbleibende Konstante all was was uns umgab. Etwas was uns den Boden unter den Füßen festigte, egal wie sehr mein Körper, gefangen, die Spur verlor. Etws hielt uns, etwas war da. Nicht nur das große und ganze was sich eh wie ein Seidentuch um uns legte und uns wachsen ließ, nein es war eine Konstante welche uns stütze und dafür sorgte dass mein Ich den Halt nicht verlor.
Doch niemals würde ich zulassen das sein Weg durch den meinen behindert würde, niemals würde ich zulassen dass das wachsen eines Baumes welcher die Wurzeln tief geschlagen hatte, verkümmern musste. Egal welcher Weg es sein würde, die Hand würde weiterhin bereit und offen dort verweilen wo sie zuvor war, gehalten und haltend.
†††
Die Fingerspitzen lösen sich von dem Holz und sie wird sich langsam nach oben drücken und vom Sessel erheben. Die Hand wird einer der Steine berühren und sie verlässt den Raum, ihren Raum, hinaustretend in die Welt welche sie dort wieder mit schier offenen Armen empfangen könnte. Doch im Haus war es still, lediglich das Plätschern des hinab fallenden und sich vereinenden Wassers, erfüllt den Raum. Der klang der Treppenstufen verebbt als sie dem Licht des Tages entgegen sieht. Sie hatte lange geruht, lange geschlafen, der Körper hat sich geholt was er benötigte und nun war es an der Zeit wieder ihrer eigentlichen Arbeit nachzugehen.
Tat sich doch nichts von selbst, nicht einmal in der Küche der Burg.
Zuletzt bearbeitet von Alecia Rundhammer am 12 Nov 2018 13:54, insgesamt einmal bearbeitet |
|
Nach oben » |
|
|
Alecia Rundhammer
|
Verfasst am: 12 Nov 2018 13:53 Titel: |
|
|
+++Löschen+++
Zuletzt bearbeitet von Alecia Rundhammer am 25 Dez 2018 01:47, insgesamt 12-mal bearbeitet |
|
Nach oben » |
|
|
Alecia Rundhammer
|
Verfasst am: 25 Dez 2018 01:47 Titel: |
|
|
Wie der Sand ,von einem Windstoß verweht, davon getragen... so ist es die Zeit welche wie der Wind einfach von dannen zieht. Manchmal ist es jedoch nicht nur ein Windstoß sondern ein Sturm welcher über die Dünen zieht und einfach alles hinfort reißt was nicht tief genug verwurzelt ist.
So scheint es derzeit, es scheint als würden die Tage einfach hinfort ziehen und in den wenigen Nächten wo ich den Weg in das traute Heim finde, wirkt es, als würden es nur ein Zeitfunken sein, welcher sich für einen flüchtigen Augenblick aufmacht um einen Moment der Ruhe zu schenken.
Ich versuche solche Augenblicke zu festigen, sie in mir aufzusaugen, aus Angst es würden immer weniger werden. Hin und her gerissen zwischen dem was ich vor mir habe und dem was mich hier hält, was mich an Ort und Stelle bindet, was meine Zeit einfach für einen Moment inne halten lässt. Über was ich mir im klaren bin ist, dass es auch wieder anders werden wird, das jene Momente der Ruhe auch wieder vermehrt zurückkehren würden, doch im Hier und Jetzt grenzt es an einer Unmöglichkeit. Nicht einmal eine kurze Korrespondenz ist mir möglich, als würde es einem nicht gegönnt sein. Ich spüre wie die Entfernung sich in der derzeitigen Lage durch mein Leib frisst und wie ich mich immer wieder ein Stück leerer fühle. Ich vermisse ihn, jede Faser seines Daseins. Noch ein paar wenige Tage dann war es geschafft, dann würde ich wieder gänzlich Heim kehren....zumindest vorerst. Zurück in die Wärme, zurück in meinen anderen Teil des Lebens und mit jenen Augenblicken werden auch meine klaren Momente wiederkehren und nicht weiter entzerrt zwischen meinen eigenen Wesen hin und her springen....die verschobene Wahrnehmung, das verzerrte Bild.
In letzter Zeit waren es gerade die Übergänge welche immer mehr ineinander verschwammen und all zu oft keinerlei wirkliche Grenze boten, als würde sich alles gänzlich vermischen, aber irgendwie in einem sehr klaren Rahmen existent sein. Auch waren es nicht definierbare Zeitgrenzen welche sich in unklaren Nebelschwaden vermengten und somit die eigentlich klaren Erlebnisse zu etwas unklarem machten, als würde mein Gehirn wichtige Momente in einem nicht erreichbaren Bereich gänzlich für sich aufbewahren, nicht aufgreifbar.
Das kratzen der Feder welche über das Papier wandert hallt in dem Gewölbe wider, lediglich das knistern des Feuers wird noch etwas mehr leben in den sonst eher kargen Raum bringen und ihn somit nicht gänzlich leer wirken lassen. Hin und wieder huscht das Augenpaar nachdenklich, gar abwesend blickend zu den eigenwillig tänzelnden Flammen des Feuers ehe sie wieder zu dem Stapel Büchern und dem Pergament zurückkehren.
Ich kann garnicht sagen wie viele Stunden, Tage oder gar Wochen ich nun schon hier verbringe oder wann ich das letzte mal ein wirkliches Gespräch geführt habe, geschweige denn die Grundbedürfnisse meines Körpers gestillt habe.
†††
„ER wird zufrieden sein, ja das wird er“
„Wird er? Ich vermute es gibt Dinge welche unerklärlich als auch unersättlich sind. Die Frage ist nur wohin es gehört“
„ER ist Alles, er ist was wir benötigen, das einzig wichtige was unser Leben bestimmt!“
„Das ist ER, ja das ist ER, daran würde ich nie zweifeln.“ Kurz vermag man im dämmernden Licht des Feuers ein rollen der Augen erkennen und ein seufzen vernehmen.
„Du Balg, du Dirne deiner Gefühle, ich werde sie dir austreiben irgendwann, ja das werde ich!“
†††
Stille. Es war die Stille welche nun wieder einkehrte und für einen Augenblick der Ruhe sorgte. Die Stimme verstumme. Zurück bleiben lediglich meine eigenen Gedanken, die mir so bekannte Stimme, eine welche ich nicht missen wollte, meine Vernunft?
Ist es so? Darf ich sie die Stimme der Vernunft nennen? Oder war es eher die Stimme des Gefühls, des Fühlens sozusagen, der Wahrnehmung. Denn im Gegenteil zur anderen nahm ich wahr, ich fühlte, spürte wenn es schmerzte oder wenn mich etwas überwältigte, dieses kribbeln welches Freude eben auslöste. Manchmal aber war eben genau dieses Gefühl gänzlich von dannen gewischt und dann liegt es an mir zu improvisieren. Ein Meisterstück welches ich über Jahre scheinbar trainiert hatte, denn den wenigsten fiel eine solche Veränderung auf. Es waren eher die Details welche, wer genau lauschen oder sehen würde, mich in solchen Momenten wohl verraten würden. Details welche nur Menschen kannten die viel Zeit mit mir verbrachten.
Die Feder wird zur Seite gelegt, die Lippen gespitzt und sie beginnt die Tinte trocken zu pusten. Als würde eben genau jenes genügen, wird sie sodann das Pergament rollen, es siegen und kurz darauf unter ihrer Robe verschwinden lassen. Die Bücher legt sie in aller Ruhe wieder zurück zum Ursprungsort, ehe sie dann die Gewölbe der alten Stätte, verlässt.
†††
|
|
Nach oben » |
|
|
|
|