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Vom Wein, dem lieben Vieh und dem einfachen Leben
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Graham Rhys Lemandt





 Beitrag Verfasst am: 14 Okt 2018 16:37    Titel: Vom Wein, dem lieben Vieh und dem einfachen Leben
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Abschied und Neuanfang – Tag 1

Milered war ein beschauliches Hafendorf. Etwas mehr als 100 Seelen lebten dort. Den Ort zu verlassen, der einem Zeit Lebens eine Heimstatt war, fiel nicht leicht, aber es gab dort keinen Platz mehr für Graham. Zerwürfnisse mit dem Arbeitgeber machten es ihm schwer, vor allem aber war es ein Ding der Unmöglichkeit eine neue Anstellung zu finden in einem so kleinen Ort, wo jeder jeden kannte und jedes Paar Hände seinen Platz hatte. Jedes Paar, außer Grahams, der zwar vom Wesen her ein weitestgehend friedfertiger Geselle war, aber ebenso seine Meinung kundtat, wenn ihm fehlende Wertschätzung und fehlerhafte Arbeit auffielen. Das mochte nicht immer gefallen, schon gar nicht dem Hofherrn, der zuweilen im Suff so seine Fehler hatte und beging. Der erste Fehler war bereits die Sauferei, dem folgten unweigerlich Weitere, und so kam, was kommen musste: Streitigkeiten zwischen Herrn und Knecht über Wochen und Monate hinweg. Irgendwann aber war es dem Herrn genug und warf den Knecht hinaus.

Da das Örtchen am Meer lag und sogar einen kleinen Hafen besaß, kaufte sich Graham von dem letzten Gold, das er besaß, eine Passage über das Meer. Dem Maat erklärte er nur, dass er woanders hinwollte, fort von hier, dahin, wo auch Landsleute zu finden waren, und eventuell Anstellung für einen guten und tüchtigen Knecht. Im Gepäck hatte er die Rezeptur für den Anbau und der Kelterei von gutem Shevanorer Wein. Als das Schiff ablegte, blieb sein Blick auf dem sattgrünen, furchtbaren Landstrich mit seinen Weinhängen ruhen, bis es nicht mehr zu sehen war. Wer wusste schon, ob er Shevanor noch einmal wiedersehen würde. Zurück ließ er eine Menge Erinnerungen, aber nicht viel mehr.

***

Die Reise verlief ereignislos und ruhig. Trotz der späten Jahreszeit blieben sie von den berüchtigten Herbststürmen verschont und legten sicher im Bajarder Hafen an. Das Fischerdorf erinnerte Graham ein wenig an Milered. Auch hier gab es einen Hof, nur wenige Seelen lebten dort und im ersten Moment war er fast versucht, dort zu bleiben, fand aber schon bald heraus, dass die Zukunft für ihn mit Sicherheit woanders lag. Viel Gepäck trug er nicht mit sich herum, so dass er es problemlos in die Verwahrung geben konnte. Es galt zunächst etwas zu verdienen und den Brief des Kapitäns abzugeben. Die Zuverlässigkeit unter Beweis stellen wollend suchte er die nächste Schneiderei am Hafen auf und erkundigte sich, wo er den Brief abzugeben hätte. Nach einem freundlichen Gespräch und einem ebenso freundlichen Austausch sowie kleinem Handel verließ er die Stube wieder, um eine gute Reuse reicher, die ihm sicherlich noch von einigem Wert sein würde. Es ging sich gut an in der neuen Heimat.

Die ersten Bekanntschaften schloss er ebenfalls bereits am ersten Tag. Obwohl er erschöpft von der Reise war, besorgte er sich gutes Holz. Es war leichter, wenn etwas Gold in der Katze war, also ging er dem Auftrag nach, den er erhalten hatte. Zwar war das nicht gerade seine Haupttätigkeit, aber Anstellung finden, bedurfte eben der Zeit und ein wenig Geduld. Er hatte bereits eine Empfehlung im Gepäck und wollte es dort zuerst versuchen. Aber bislang hatte er niemanden antreffen können. Also musste er sich behelfen. Selbst während er arbeitete, lernte er jemanden kennen. Einen Mann von äußerster Neugier getrieben, nicht unfreundlich, aber doch jemand, dem er allzu viel nicht direkt erzählen mochte. Nicht, dass er sich für so ungemein spannend hielt, oder Geheimnisse hatte, aber Fremden gleich sein ganzes Leben offenbaren, das war nicht seine Welt. Mochten andere es gerne so halten. Er blieb freundlich, lehnte aber ab einem bestimmten Punkt weitere Auskünfte dann doch ab. Vielleicht ergab es sich mal, dass er ihn wiedertraf. Er hatte sicher nichts dagegen. Sollte sich daraus eine nähere Bekanntschaft entwickeln, war er sicherlich auch auskunftsfreudiger – mit der Zeit.

Gegen Abend zog es ihn schon einmal näher an sein eigentliches Ziel heran. Weitere Bekanntschaften folgten, auch wenn er sich noch nicht sicher war, was er von all dem, was ihm da aufgetischt worden war, halten sollte. Darüber musste er noch nachdenken. Über einen Punkt ärgerte er sich jedenfalls, mehr über sich selbst, als über andere: Er hatte sich direkt am ersten Abend verleiten lassen, sich in Angelegenheiten einzumengen, die ihn absolut nichts angingen. So wurde der Vorsatz gefasst, sich in Zukunft mehr am Riemen zu reißen und zurückzunehmen. Alles in allem schienen es aber Menschen zu sein, mit denen ein Auskommen gut möglich sein könnte.

Erschöpft, gar völlig erschlagen vom Tag, suchte er sich einen Platz in den Stallungen. Noch war es warm genug, um im Heu zu nächtigen, und die Stallmagd hatte nichts dagegen einzuwenden gehabt. Zum ersten Mal seit der Abreise empfand er wieder ein Gefühl der Zufriedenheit. Es konnte nur noch besser werden. Davon war er inzwischen überzeugt.

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Graham Rhys Lemandt





 Beitrag Verfasst am: 17 Okt 2018 16:29    Titel:
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Tag 2 bis 5

Die nächsten zwei Tage verliefen weitestgehend ereignislos, wenn man einmal davon absah, dass er weiterhin Holz schlug, sobald und solang das Wetter es zuließ. Hinzu gesellte sich ein etwas längeres Gespräch mit der Bibliothekarin, wie er erfuhr. Auch wenn er es nicht sagte, aber sie schien ihm anders zu sein, als in größerer Runde. Entspannter, freundlicher, weniger stutenbissig. Die Gründe dafür hinterfragte er allerdings nicht, sondern behielt seine Entdeckung vorerst einmal für sich. Es ging ihn immerhin nichts an. Die Plauderei neben der Arbeit war angenehm, kurzweilig und hielt sie mehr ab, etwas zu tun, als ihn. Was sie dazu veranlasste, wusste er nicht. Vielleicht gefiel es ihr einfach. Während sie sprachen, kümmerte er sich um sein Holz, um die Schäfte und war im Grunde dankbar dafür, dass sie half die Zeit verstreichen zu lassen. Zäh wie kalter Honig floss sie dahin.
Irgendwann aber trennten sich die Wege der beiden wieder und jeder ging seiner Tätigkeit weiter nach. Wohin ihre sie verschlug, wusste er weder, noch machte er sich darüber Gedanken.

Seine Füße trugen ihn vielmehr zu einen der Höfe, in der Hoffnung, dass er dort wen antraf. An diesem Tag sollte das Glück doch einmal Einzug halten. Er erhielt Einlass und ein längeres Gespräch sollte folgen. Es war freundlich, herzlich und das Gefühl willkommen zu sein stellte sich recht schnell ein. Zwar warnte ihn eine leise Stimme, dass sich das auch schnell ins Gegenteil verkehren könnte, aber er ignorierte sie gekonnt. Er erhielt Arbeit, im Gegensatz dafür ein Zimmer und mindestens eine warme Mahlzeit am Tag. Das war ihm mehr als Lohn genug.

Nach einer ausführlichen Rundführung holte er seine paar Habseligkeiten und verstaute sie in seinem neuen Zimmer und machte sich daran aus den übriggebliebenen und ungenutzten Möbeln eine Einrichtung in der kleinen Kammer zu schaffen, die seinen geringen Ansprüchen genügte. Viel Platz hatte er nicht, aber er reichte ihm allemal aus. Was tat er in dem Zimmer auch schon groß? Schlafen, sich waschen, sich umkleiden. Mehr nicht. Nach erfolgreicher Einrichtung zog es ihn hinaus auf das Feld, wo er sich direkt an die Arbeit machte. Die Frage, wo er anzupacken hatte, stellte sich ihm nicht. Dafür hatte er in der Heimat schon genug gelernt. Er tat es einfach und war damit vollauf zufrieden.

Tags darauf begann der Morgen schon sehr früh, die Tiere wollten versorgt werden und meldeten sich entsprechend, einige mehr, einige weniger lautstark. Nach der Fütterung kümmerte er sich um das Ausmisten der Ställe, bereitete den leeren Stall für den Einzug eines neuen Gastes vor, und kümmerte sich hiernach zunächst einmal um das Feld, das Obst und die Bienenstöcke.
Dabei zwang er sich zur Gründlichkeit und Ruhe, denn im Inneren meldete sich eine leise Aufgeregtheit, die ihn nach getanem Werk auch alsbald fortführte vom Hof. Fort zum Pferdemarkt. Er hatte einen hübschen Hengst erhalten, der ihm helfen sollte, Lasten zu tragen, und mit dem Angesparten wollte er sich nun eine feine Stute dazu holen, bestenfalls eine Kräftige, Robuste und Gesunde. Es brauchte eine Weile, bis er ein Tier fand, das ihm gefiel und das Feilschen mit dem Händler begann. Es zog sich sicherlich über eine halbe Stunde hinweg, bis sie sich handelseinig wurden, Gold und Stute den Besitzer wechselten. Ein wenig verstimmt, weil er mehr hatte zahlen müssen, als er ursprünglich gewollt hatte, aber dennoch auf eigentümliche Art zufrieden, brachte er das Tier nach Hause.

Nach Hause.
Er war erst einen Tag hier, aber dennoch fühlte er sich schon ein Stück weit angekommen. Noch nicht ganz, so schnell ging das nicht, aber ein Stück weit. Er brachte die Stute, sein erstes eigenes Tier, in die fertige Stallung und stellte ihr den Hengst zur Seite. Etwas frisches Futter für beide, und dann ließ er sie allein. Die kommenden Tage würden zeigen, ob sie trächtig wurde und bereit war zu empfangen. Er hoffte es inständig.

Danach machte er sich daran die Pflanzen zu versorgen, aufzuräumen, das Feld rief erneut, es gab genug zu tun.

An einem der Abende erhielt er sogar schon Besuch, was die Herrin sicherlich verwunderte. Mit einem mulmigen Gefühl versuchte er seine eigene Unsicherheit zu überspielen, musste aber bald erkennen, dass er sich dahingehend keine Sorgen hätte machen brauchen. Eine Herrin, die nicht nur jünger war als er, sondern die er auch duzen und beim Vornamen nennen sollte. Wenn er es nicht ohnehin schon befremdlich fand derart freundlich behandelt zu werden, so setzte dieser Umstand dem Ganzen noch eine kleine Krone auf. Es gab für ihn genug, woran er sich noch gewöhnen musste. Vieles war scheinbar so anders hier als in seiner Heimat.

Als sich Stille über den Hof senkte, kehrten seine Gedanken zurück nach Shevanor, zurück zu den Hügeln voller Weinstöcke, dem satten Grün, der fruchtbaren Erde und verspürte einen leisen Hauch des Verlustes und des Heimwehs. Nur eine kurze Weile gab er sich dem hin, dann schob er diese Gefühle fort und schlief erschöpft vom Tag ein. Beim morgendlichen Erwachen in aller Herrgottsfrüh waren die düsteren Gedanken und Gefühle fort. Stattdessen empfand er eine erwartungsvoll gute Stimmung. Denn sein erster Weg nach dem Anziehen, Frühstück und Abwasch führte ihn in die Stallung zu den Pferden.

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Graham Rhys Lemandt





 Beitrag Verfasst am: 06 Nov 2018 09:25    Titel:
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Die folgenden drei Wochen

Die Tage waren angefüllt mit Arbeit. Es galt den Hof auf den Winter vorzubereiten, den Herbst noch für die letzten Ernten zu nutzen und darüber hinaus alles für das anstehende Herbstblutfest bereit stehen zu haben. Das hieß, den Acker regelmäßig zu bestellen, von dem zu erlösen, was man als Unkraut bezeichnete, wobei er auch diese Kräuter nicht einfach wegwarf, sondern aussortierte, welches davon noch von Nutzen sein konnte. Die einen kamen in einen Korb zum Trocknen, die anderen auf den Kompost zum Mist.

Es galt die Tiere zu versorgen. Füttern, Ställe ausmisten, nach den trächtigen Stuten sehen, die Fohlen an Menschenhand gewöhnen, Eier einsammeln, den letzten Honig für das Jahr sichern.
Auch die Topfpflanzen wurden nicht vergessen, gegossen, gehegt und gepflegt und wenn sich noch etwas Zeit zwischendurch fand, setzte er noch zusätzlich neuen Wein an, oder kümmerte sich darum einen möglichst guten Weinbrand herzustellen.

Es war zwar selten, aber dann und wann kam auch mal Besuch, oder er selbst ging mal Hallo sagen, auf ein Bier, ein wenig Gesellschaft und entspannte Unterhaltung aus. Er traf neue und alte Gesichter, verkaufte ein wenig der Ware vom Hof, oder übte sich mit sehr mäßigem Erfolg an der Schnitzerei. Das tat dem Ganzen aber kein Abbruch, da er ohnedies nicht vorhatte dies zu seiner eigentlichen Berufung werden zu lassen. Es war mehr ein Zeitvertreib, der noch ein paar Groschen mehr einbrachte. Wer ein Ziel vor Augen hatte, der arbeitete daran. Erst bis zu diesem, dann bis zum nächsten, und zu weiter. Ein Ziel hatte er immerhin vor Augen. Wann er dies erreichen würde, das stand zwar noch in den Sternen, aber er war da doch sehr zuversichtlich.

Beachtlich fand er, dass er wirklich gar nichts zu beklagen hatte. Die Leute nahmen ihn freundlich auf, am Hof lief es rund, und auch das Gespräch mit der Statthalterin war von Erfolg gekrönt gewesen. Mit diesem war es am Ende auch offiziell geworden: Er war ein Bürger des Reiches und damit wirklich und vollständig angekommen. Für einen Moment fragte er sich, wie es seinem Onkel inzwischen erging. Leise Sorge meldete sich, und er nahm sich vor, wenn es das Wetter zuließ, im Winter einmal in Milered vorbeizusehen.

Vorerst aber rückte der Tag des Herbstblutfestes näher und als er dann endlich gekommen war, half er die vorbereiteten Sachen auf das Packpferd zu bringen, den Stand aufzubauen und ebenso beim Verkauf. Es war ein guter Zeitvertreib und etwas ganz anderes als den Hof in Schuss zu halten. Er bekam die Gelegenheit neue Leute kennen zu lernen, inzwischen bekannte Gesichter wieder zu sehen und hatte das Gefühl einen ganz gesunden Verdienst zu erzielen mit den Dingen, die sie mitgebracht hatten. Natürlich fühlte er sich auch hier und da ordentlich geschmeichelt von den Komplimenten für das Essen und für die Getränke, durch das Lob für seinen Fleiß, kurz für die allgemein positive Resonanz, die er erhielt. Das war eine Bestätigung, die ihm in aller Deutlichkeit sagte, dass das, was er tat, Wert hatte und er darüber hinaus keine Sorge würde haben müssen, wenn er mal auf eigenen Beinen stand.

Nun, bei Licht besehen tat er das im Grunde jetzt schon. Er staunte noch immer fast jeden Tag darüber, wie viel Vertrauen Riah ihm entgegen brachte auf dem Hof. Andererseits hielt er diese Taktik auch für sehr geschickt, denn sie war ihm ein Ansporn es wirklich gut zu machen, Schlampigkeit nach Möglichkeit zu vermeiden und stets alles ordentlich zu hinterlassen.

Und bald? Bald würde er sein erstes Pferd verkaufen. Eines, dass er selbst zugeritten hatte. Er hatte wirklich keinerlei Gründe sich zu beklagen. Ganz gewiss würden sich über kurz oder lang auch gute Freund- und Bekanntschaften entwickeln und wer wusste es schon, vielleicht auch irgendwann einmal mehr als das.
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Graham Rhys Lemandt





 Beitrag Verfasst am: 09 Nov 2018 16:55    Titel:
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Ein paar Tage später

Es stimmt nicht, dass einen irgendwann nichts mehr überraschen konnte, es wurde nur seltener, dass dies passierte. Was ihn jedoch sehr überraschte, war die junge Frau am Gatter, von der er erfuhr, dass man sie zu ihm geschickt hatte, um nach Anstellung zu fragen. Das überraschte ihn in der Tat, denn immerhin war er selbst nur Knecht. Es warf die Frage auf, wie der Schattenmoorweiler inzwischen wahrgenommen wurde, allerdings schob er den Gedanken alsbald schon wieder fort.
Es wurde eine sehr nette Unterhaltung aus der anfänglichen Irritation und am Ende fügte es sich für die junge Frau auch zum Erfolg eine Anstellung zu erhalten. Das war sicher nicht ihm geschuldet gewesen, sondern seiner Herrin (die er nicht mehr so nennen durfte, obschon sie es war).

Seither war deutlich mehr Leben am Hof und für ihn etwas weniger zu tun. Das war schon sehr angenehm, wie er fand. Es war einfach jemand da, mit dem man mal plaudern konnte und auch eine Antwort erhielt. Tiere ersetzten eben keine anderen Menschen, auch wenn es treue und loyale Gefährten sein konnten. Es war schön, wenn man gewisse Dinge gemeinsam erledigte und nicht alleine, besonders wenn man sich gut verstand. Bislang gab es dahingehend auch keinen Grund zur Klage. Wenn er dann doch einmal Ruhe brauchte, ging er in den Wald, Holz holen.

So auch an diesem Tag, ungetrübt und guter Dinge, bis der Bär sich auf sein Pferd stürzte und er es an dem wilden Tier verlor. Ihm war nichts passiert, er war mit dem Schrecken davongekommen, aber das Tier hatte er verloren, was ihn sehr schmerzte. Es war eines der Hengste, die ihm am liebsten gewesen waren, weil er von ruhigem und geduldigem Gemüt gewesen war. Es tröstete ihm am Ende lediglich, dass der Bär ebenfalls das Zeitliche segnete, wenn auch leider etwas zu spät für den guten Gaul. Also machte er sich zuhause wieder angekommen daran, wenigstens eine Art von Dank und Entlohnung zusammenzustellen, die er einige Zeit später auch fortbrachte.

Was ihm zunehmend Sorgen bereitete, waren die Geschäfte am Hof. Es war nun schon zum zweiten oder dritten Mal vorgekommen, dass er Leute wegschicken musste. Im Stillen fragte er sich ernsthaft, ob das wirklich bei jedem Mal nötig gewesen wäre, allerdings lag ihm nach wie vor viel daran seine Herrin nicht in Probleme zu stürzen. Er hatte allerdings nicht den Eindruck, dass irgendeiner davon dem Reich feindlich gegenüberstand. Um das einzuschätzen reichte ein Gruß allein natürlich nicht aus. Es war mehr ein Bauchgefühl, das sich bei ihm meldete.

Darüber hinaus erkannte er zunehmend, dass es frisch Eingereisten schwer machte, so Fuß zu fassen, wenn sie zum Beispiel Flachs oder Nahrung benötigten, vielleicht sogar Kräuter, um sich in Alchemie zu schulen. Nicht jeder kam sofort bei jemandem aus dem Reich unter und hatte so die Chance darauf Ware zu erhalten. Nicht jeder, der hierher fand, hatte direkt Freunde hier oder fand gar schnell welche, die für ihn bürgen wollten. Wie viele von dieser Art Neuankömmlinge trieb das Geschäftsgebaren wohl fort in die Arme des Feindes? Und wie sehr schadete es der eigenen Wirtschaft, potentielle Kundschaft wegschicken zu müssen? Allerdings war es vermutlich müßig diese Fragen laut zu stellen und um eine annehmbarere Lösung zu bitten. Die Frage, die sich bei sowas aufwarf, war ohnehin die Frage, wie man dies bewerkstelligen sollte. Es stand auf niemandes Stirn woher er kam und ohne diese Maßnahmen war es vermutlich nicht mal möglich zu sehen, woher der- oder diejenige kam oder stammte. Dennoch, für die, die noch nirgendwo ein festes zuhause gefunden hatten, würde er sich dennoch eine gangbare Lösung wünschen. Einen Schrieb von der Garde, einkaufen zu dürfen oder ähnliches vielleicht, den sie sich dort abholen konnten.
Oder einen Schrieb von der hiesigen Verwaltung im Allgemeinen?
Vielleicht sprach er das Ganze doch einmal an, oder ob es eine Güterbegrenzung geben könnte, Handelsverbot auf spezielle Güter eben, die das Reich unbedingt benötigte. Irgendeine Idee würde ja vielleicht greifen und Umsetzung finden. Er musste ohnehin noch einmal zur Statthalterin. Vielleicht war das ja ein günstiger Zeitpunkt.
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Graham Rhys Lemandt





 Beitrag Verfasst am: 15 Nov 2018 14:19    Titel:
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Die vergangene Woche

Er war überaus dankbar und es wollte nicht enden. Gegenüber dem vorherigen Herrn und Hof war er hier eindeutig in einem regelrechten Paradies gelandet. Ein wenig fassungslos machte ihn diese unkomplizierte Art und Weise hier schon. Sowohl was den Umgang miteinander anging schien alles so einfach zu sein, als auch im Umgang mit eventuellen Plänen. Da hatte seine Herrin den Trinkabend auf unbestimmt verschoben, in den nächsten zwei Wochen wollte sie jedenfalls nicht loslegen, und überließ es ihm seine Weinprobe zu gestalten, wann und wie auch immer er es denn wollte.

Nun kümmerte er sich um eine leichte Aufstockung des Weinbestands und die Vorbereitung der kleinen handlichen Köstlichkeiten, die er dazu anreichen wollte. Einiges davon reifte bereits vor sich hin, wie der Käse, den er ausgeben wollte. Immerhin brauchte der seine Zeit, bis er fest und reif genug war und die passende Würze in sich aufgenommen hatte. Das Gleiche galt für den Schinken.
Er fand sogar noch eine Aufgabe für die Magd, um ihr etwas beizubringen dabei.

Während er seine Liste verfasste und an sie dachte, kam ihm auch der offenbar neu gewonnene Freund in den Sinn. Die beiden sorgten dafür, dass sich die konzentrierten Gesichtszüge lockerten und sich ein Lächeln einschlich, auch wenn es eine Spur an Nachdenklichkeit mit sich brachte.
Er stellte im Stillen fest, wie ihm beide zunehmend ans Herz wuchsen, und auch dass er beide nicht mehr missen wollte. Gleichzeitig vermutete er, dass sein Gefühl dazu nicht ganz dem entsprach, was sich der ein oder andere wirklich wünschte, aber das schob er einfach wieder fort und kritzelte weiter an seiner Liste. Ihm gefiel es ganz genau so, wie es war. Drei Freunde, fertig. Für mehr oder anderes hatte er sowieso keinen Platz und keine Zeit, ja, nicht einmal ein vages Interesse.

Allerdings brachte ihn die kleine Schwärmerei, die er sonst mitbekam durchaus zum Schmunzeln. Gelegentlich drängte sich ihm doch das Gefühl auf, er saß zwischen zwei 15-jährigen und er selbst war ebenfalls wieder so alt. Es war wirklich ein heiteres, sehr angenehmes Grüppchen, was sich da zusammengetan hatte, was auch dafür sorgte, dass er die Gedanken verdrängte, was sein würde, wenn er wirklich alles gelernt hatte, was es zu lernen gab und sich dann auf eigenen Beinen durch das Leben schlagen wollte. Das war sein großes Ziel, so sehr er sie alle auch schon ins Herz geschlossen hatte, sie und auch die Familie bei der er arbeitete. Davon wollte er sich nicht abbringen lassen.

Die Gedanken kehrten zu seiner Liste zurück, die er noch einmal in allen Punkten durchging. Zufrieden damit ging er in die Küche, legte sich seine Notizen dort hin, wo sie keinen Schaden nahmen, wenn er in der Küche hantierte, und machte sich an die Arbeit zu den weiteren Vorbereitungen und ließ sich dabei ganz auf das Gefühl der fast schon kindlichen Vorfreude ein.
Mitten im Kneten des Brotteiges hielt er inne und wurde blass. Verflixt und zugenäht, er hatte versäumt anzufragen, ob er ein Zelt aufstellen durfte!

Mit mehligen Fingern, den Teig legte er in eine gute Schüssel und deckte sie mit einem Tuch ab, suchte er sich Pergament und Schreibgut, und machte sich ans Werk. Das Resultat war ein kurzes Anschreiben an die Statthalterin nebst einer überschwänglichen Entschuldigung, und das auf einem bemehlten Stück Pergament. Nun, dann war das eben mal so. Der Schrieb verschwand mit etwas mehr vom Mehl in einen Umschlag und wurde wenig später einem Burschen übergeben, den er zum Rathaus schickte. Er hoffte wirklich inständig, es würde ihm nicht übelgenommen werden.
Ob ein weiterer Brief erforderlich wurde, musste er nun ohnedies abwarten, also ging er zurück in die Küche, kam erst jetzt auf die Idee sich mal die Hände zu waschen und verschwand in den Keller, um die Weinfässer aufzusuchen und nach dem Rechten zu sehen.
„Träumer“, schimpfte er sich leise selbst. „Gedanken beisammenhalten, dann passieren auch nicht solche Pannen. Von wegen souverän. Wenn sie mal wüsste. Ist auch nichts weiter als so tun, als wüsste ich, was zu tun ist, bei hoffnungsloser Ahnungslosigkeit.“
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Graham Rhys Lemandt





 Beitrag Verfasst am: 18 Nov 2018 16:01    Titel:
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Drei Tage später

Wenn er eines aus den letzten drei Tagen gelernt hatte, dann, dass er in Zukunft einfach an seinen eigenen Prinzipien und Vorsätzen festhalten sollte. Bestenfalls vermied er es in Zukunft auf derart fixe Ideen einzusteigen, wie die, irgendetwas herauszufinden, einerlei, was es herauszufinden galt.

„Keine Dramen hier im Haus“, sagte sie. Nein, natürlich nicht. Nur Katastrophen. Aber die waren ja schließlich dazu da wieder bereinigt zu werden und das Chaos danach aufzuräumen. Würde schon irgendwie klappen, mit der Zeit, irgendwann. Was hatte er sich auch dabei gedacht? Zugegeben: Nicht viel. Eigentlich hatte er gar nicht viel weiter voran gedacht als bis zur eigenen Nasenspitze. Wie ein Anfänger, oder ein 15-jähriger Junge. Oder Schlimmeres.

Neben der Tatsache, dass er in den nächsten Tagen vermutlich weder den einen Freund, noch die eine Freundin großartig sprechen oder sehen würde, weil er davon ausging, dass sie ihm beide aus den Weg gehen würden, wo sie nur konnten, war das Schlimmste am Ganzen die geweckte Neugier. Dem gegenüber stand ein fester Entschluss: Er wollte ihr nicht nachgehen, geschweige denn noch ein Quäntchen davon überdenken, oder sich auch nur annähernd noch damit beschäftigen.
Also stürzte er sich in die Arbeit am Hof, und wenn es dort nichts zu tun gab, verzog er sich entweder in den Wald, oder zum Schrein weiter südlich und verbrachte an beiden Orten dort Stunde um Stunde, bemüht die Gedanken auf etwas anderes zu lenken. Gebet oder Holz, Vieh oder Feld, die Vorbereitung der Weinprobe.

Was ihm einfiel, um das Dilemma zu richten, hatte er getan. Bei ihr lag ein Brief, der hoffentlich genug erklärte, und mit dem Freund hatte er gesprochen, auch wenn das Ende nicht so glücklich verlaufen war, zumal sie da auch gestört wurden und er es als Chance genutzt hatte, zu gehen, ohne dass noch ein ordentliches letztes Wort gesagt werden konnte. Das Einzige, was ihm nun blieb, war vermutlich zu warten, bis sie beide wieder bereit waren auf ihn zuzukommen.
Nun, Geduld war nicht gerade eines seiner stärksten Tugenden, aber er würde sich in selbiger fassen müssen. Wozu es führte, wenn jemand drängte, hatte er nun am eigenen Leib erfahren. Zumindest, wenn sich der andere auf das Drängen einließ. Das wollte er nicht. Nicht für andere, nicht für sich. Nicht noch einmal.

Und sonst? Sonst gab es ja schließlich nichts zu beklagen. Es war alles wunderbar. Der Hof war ordentlich, gut bestellt, die Verkäufe liefen gut, wenn er die Leute nicht gerade wegen einem fehlenden Bürgerbrief oder Leumund wieder wegschicken musste. Es war friedlich, keine groben Zwischenfälle, alles in allem also ein gutes Leben.

Als er zuhause ankam, griff er sich direkt das Getränk, das einen kleinen Begeisterungsschub ausgelöst hatte, auch wenn es ihm etwas bitter war, da es sich nicht einmal um einen Wein handelte. Aber eine Milch mit Honigschnaps einen kaltgestellten Thyren zu nennen, hatte etwas erheiternd Ironisches an sich, so dass er sich darauf eingelassen hatte. Das war an einem der schönen Abende gewesen. Allein der Gedanke ließ ihn den Glasinhalt zügig vernichten, und mit dem nächsten weitermachen.
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Graham Rhys Lemandt





 Beitrag Verfasst am: 27 Nov 2018 15:12    Titel:
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Eineinhalb Monde

Die morgendliche Arbeit war getan und nun saß er in der Küche vor der Saftpresse und drehte kräftig am Griff. Leise plätscherte der Heidelbeersaft in den Auffangbehälter, während er sich alle Mühe gab auch noch den letzten Rest herauszuquetschen. Dafür hielt er die Vorrichtung der Presse mit den Füßen fest und drehte kraftvoll mit beiden Händen. Er war in den letzten Vorbereitungen zum nächsten Abend, der Weinprobe. Vermutlich würde er die Nacht kaum schlafen, einfach weil er ständig darüber würde nachdenken müssen, ob er etwas vergessen hatte.

Das war auch mitunter der Grund gewesen, der ihn früher aus dem Bett getrieben hatte, auch wenn es an sich verlockend gewesen war, einfach liegen zu bleiben. Heute, über eine Woche nachdem er die Haare hätte raufen können vor lauter Katastrophe, sah die Welt ganz anders aus. Auch ganz anders, als er es selbst erwartet hatte. Eine Entwicklung, die sowohl überraschend war, als auch dafür sorgte, dass er manches Mal ratlos zurückblieb. Nein, ratlos war nicht das rechte Wort. Überfordert traf es schon eher. Aber er hatte ja reichlich Übung darin bei totaler Ahnungslosigkeit einen ordentlichen Eindruck zu hinterlassen. Das schien sogar zu funktionieren, irgendwie. Das Problem war nur, dass die Ahnung ihn deshalb so gut wie gar nicht einholte. Irgendwann hatte er auch einfach aufgegeben begreifen zu wollen, warum gerade ihm das passierte und einfach angenommen, dass es so war. Das war der Moment gewesen, wo sich die Sache begann zu entwickeln, in eine Richtung, die er sicher nicht für möglich gehalten hätte, geschweige denn je so geplant oder angedacht hatte.

Mit wenigen Handgriffen löste er den Auffangbehälter aus der Saftpresse und kippte den Inhalt erst einmal in einen Topf hinein. Danach füllte er den nächsten Schub an Früchten in die Presse, stellte den Behälter wieder hinein und begann die Arbeit von Neuem. Inzwischen hatte sich ein kleines Lächeln auf seine Züge gestohlen. Während des Saftpressens kehrten die Gedanken ein bei den eigenen Zukunftsplänen. Auch die fingen an schon Gestalt anzunehmen, auch wenn es noch gute anderthalb Monde dauern würde, bis er irgendwas davon in die Tat umsetzen konnte. Und selbst das war ein großes Vielleicht. Aber eines, das trotzdem Vorfreude schürte, alleine schon wegen der Tatsache, dass er bei der Umsetzung die Menschen bei sich haben würde, an denen ihm sehr viel lag.
Auch das würde so verlaufen, das alles seine Ordnung hatte. Außerdem war ihm wirklich wichtig, dass der Kontakt auch danach noch bestehen blieb mit der Familie, die ihn so wunderbar aufgenommen hatte. Mit einem leichten Schmunzeln ging ihm auf, dass er vielleicht etwas als Dank wiedergeben sollte und fing an zu überlegen, was das sein könnte. Vielleicht sollte er sich darüber auch mal mit Franzi austauschen. Er war sich irgendwie sicher, dass sie da mitmachen wollte.

Und dann war da noch Sol. Der Hengst war wirklich ein Prachtkerl. Er gefiel ihm ausgesprochen gut. So gut, dass er sich sicher war, wer ihn bekommen sollte. Da gab es gar keine Zweifel.
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Graham Rhys Lemandt





 Beitrag Verfasst am: 14 Dez 2018 19:22    Titel:
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Kleine Erfolge

Es war einiges passiert inzwischen. Nichts, was die Welt großartig bewegen würde, aber ihn dafür schon. Die freundschaftlichen Bande stärkten sich zunehmend, manch ein Verhältnis änderte sich mit den Tagen hier und da ein wenig oder auch ein wenig mehr. Es war in jedem Fall etwas, das ihn zumeist mit tief empfundener Zufriedenheit zurückließ. Lediglich um seine junge Herrin machte er sich etwas mehr Sorgen zurzeit. Die Entwicklung dort war nicht so rosig, wie er es sich für sie gewünscht hätte, und es blieb zu hoffen, dass es sich für sie bald wieder zum Besseren wendete.

Und nun? Nun hatte er alle Hände voll mit Vorbereitungen zu tun. Die kleinen Speisen und die Getränke für die Konferenz galt es fertig zu stellen. Die Getränke konnte er gut kühlstellen derzeit, auch die Essenssachen hielten sich gut frisch. Dafür war der Winter einfach sehr gut zu gebrauchen. Er hoffte indes beim All-Einen um Nachsicht, weil er die Dinge auch kosten musste, damit sie ordentlich schmeckten und er sicher noch einige Tage mit den Vorbereitungen und Zubereitungen befasst war, so dass die wenigen Tage nach der Fastenzeit nicht reichen würden, um pünktlich fertig zu werden. Er musste direkt beginnen, so ungünstig es auch sein mochte.

Etwas Scharfes für die Rashar, und ja, es war scharf genug, dass es seine Nase zum Laufen brachte und ihn rot anlaufen ließ. Viel Milch war danach nötig und vermutete oder hoffte, dass es so passte. Die Speckmaden für die letharischen Gäste zu besorgen war eine eigene besondere Herausforderung bei den Temperaturen, aber auch das war zu bewältigen.
Am einfachsten fiel ihm die Zusammenstellung für die Gäste menschlicher Natur, was natürlich nicht weiter verwunderlich war. Auch die Getränkezusammenstellung wurde beibehalten, wie er sie vorgestellt hatte. Er ergänzte lediglich noch um ein Getränk, von dem er hoffte, dass es ebenfalls etwas für die Rashar war. Eine große Ehre und Verantwortung, dieser Auftrag, und es machte ihn schon jetzt sehr nervös, auch wenn er sich zutraute es gut zu machen.

Alles in allem lenkte ihn das zumindest schon mal den ersten Tag über von anderen Dingen ab, die für ein paar Irrungen und Wirrungen gesorgt hatten in der letzten Zeit. Nicht, dass die sonderlich schlimm gewesen wären, manchmal auch ganz im Gegenteil, aber ganz allmählich wünschte er sich auch da wieder ein wenig mehr in sich ruhen zu können. Würde schon werden, da war er sich sicher. Nur wann, das war die Frage.

Hinzu kamen weitere Planungen für die Zukunft. Noch vier Wochen. Vier lange, lange Wochen. Grauenvoll. Aber auch spannend. Wie viele Zettel er inzwischen schon vollgeschmiert hatte mit Möglichkeiten, wie es aussehen könnte, wusste er nicht, aber es machte bei aller Ungeduld auch irgendwie Spaß.

Und nach dem von Arbeit angefüllten Tag saß er Abends einfach gerne im Kreis seiner Lieben und Freunde, unterhielt sich, tauschte sich über den Tag aus oder über die Neuigkeiten und genoss das eigene Glück, das er seit seiner Ankunft hier bereits haben durfte, in vollen Zügen.
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Graham Rhys Lemandt





 Beitrag Verfasst am: 12 Jan 2019 20:26    Titel:
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Es geht voran

Nur noch ganz wenige Tage bis das erste große Ziel für ihn erreicht war. Tage, die angefüllt sein würden mit Euphorie und Ungeduld, bis die Zeit endlich reif war. Ungeheuerlich. Erst war das das Gefühl gewesen, dass es sich ewig dahinzog, wie in einem Traum, an dem man auf der Stelle lief, obwohl man unbedingt vorankommen musste, um zu überleben. Und plötzlich ging alles so schnell, so unsagbar schnell.
Vielleicht lag es auch an den wunderbaren Menschen um ihn herum, dass die Zeit verging wie im Flug. Sie machten es ihm leicht jeden Tag von Neuem zu erleben. Es gab nichts zu beklagen, viel zu entdecken und zu erfahren, aber er konnte mit Fug und Recht behaupten, es waren ausgefüllte und schöne Tage gewesen, die auch ihre kleinen Erfolge hier und da mit sich gebracht hatten.
Zum Beispiel kam er in der Pferdezucht gut voran. Erst jüngst war sogar ein Fohlen geboren worden, dass an Wert vermutlich kaum zu übertreffen war. Der kleine Hengst mischte alles auf und sorgte für reichlich Trubel im Paddock. Vermutlich würde er in der Herde irgendwann das Sagen haben.

Neben diesem Erfolg gab es schon Aufträge. Ein charakterlich und körperlich gesunder Welpe musste her. Ebenso ein guter Hofhund, ein Stubentiger und noch einiges mehr. Er musste nach Shevanor, um dort gute Rinder zu erstehen und zu importieren.
Darüber hinaus stand bald schon wieder eine Konferenz an, auch wenn der Tag noch nicht festgelegt war, so musste er sich darauf doch vorbereiten, und dass alles während des Umzugs, der vor der Tür stand. Es galt bereits jetzt schon dafür die Sachen zusammen zu packen. Viel Arbeit, die er aber weder scheute, noch schreckte sie ihn. Es schürte eher noch die Ungeduld.

Natürlich war nicht alles nur wundervoll. Es gab auch das ein oder andere, was ihm Sorgen bereitete, oder worüber er sich so seine Gedanken machte. Allerdings konnte es das Gute nicht schmälern, es milderte die grauen Gedanken eher ab und schaffte Zuversicht in jeder Hinsicht. Ganz ohne Zweifel konnte er sagen, dass er eine gute Zeit hatte, an der es mit Sicherheit nichts auszusetzen gab.
Einzig die Aussicht in die Heimat zu reisen, hinterließ ein sehr mulmiges Gefühl. Was fand er wohl in Millered vor? Ob er da auf seinen Onkel traf? Sollte er weiterreisen in das nächste Dorf und sich lieber dort umsehen? Was würden die Dorfbewohner sagen?
Was würden seine Eltern sagen?

Nun, es war wohl an der Zeit das herauszufinden. Es nutzte nichts.
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Graham Rhys Lemandt





 Beitrag Verfasst am: 18 Jan 2019 05:07    Titel:
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Ein neues Heim

Die inzwischen dritte Nacht auf dem neuen Hof war angebrochen. Es roch noch alles sehr neu, es fühlte sich noch sehr neu und fremd und unwirklich an, aber dennoch war da auch schon das Gefühl von nach Hause kommen, wenn er durch die Tür in den großen einladenden Raum trat.
Es fehlten nur noch Kleinigkeiten, und das schon nach drei Tagen. Es war im Grunde fertig eingerichtet, heimelig und wunderbar. Die Rinder aus Shevanor waren sicher und gesund eingetroffen, in der Begleitung der Shevanorer Wolfshunde, einer gezüchteten Hunderasse, die den Wölfen sehr ähnlich sahen, aber vom Wesen her gut geeignet war einen Hof zu bewachen und sich sehr auf die Familie prägte, bei der sie lebten.
Unter ihnen war noch ein recht junges Tier, vielleicht drei oder vier Monde alt. Ein Welpe, der noch lernte stubenrein zu werden und noch hier und da erkennen musste, dass er sich unterzuordnen hatte. Nach ein paar Tagen schon hatte er feststellen dürfen, dass der Kleine im schönsten Rabaukenalter steckte und seine beiden großen Begleiter ordentlich forderte, wenn er unbedingt spielen wollte. Was aber auch gut zu beobachten war: Er ordnete sich den Älteren ohne Weiteres unter und so verhielt es sich nach zwei Tagen auch bereits schon bei ihm.
Immer, wenn er Zeit fand, beschäftigte er sich mit den Hunden, um sie an ihre neue Umgebung zu gewöhnen, an den Hof, an die Leute, die dort lebten und an die Regeln, denen sie hier unterworfen waren. Es war Arbeit, manchmal auch harte Arbeit, aber sie war es mehr als Wert. Genauso wie die Arbeit mit den Fohlen und Jungtieren bei den Pferden, oder auch bei den Rindern, die ihre eigene Sonderbehandlung hielten, indem sie jeden Tag tüchtig abgerieben wurden mit einer starken Wurzelbürste – fast schon einer Massage gleich.
Als er am zweiten Tag oben auf an der Kante zur Leiter saß und sich dort eine kleine Pause gönnte, bei dem er eine Scheibe Brot mit Wurst aß, kam ein vorwitziges Huhn an und meinte sein Bein als Hühnerstange missbrauchen zu müssen. Mit einiger Belustigung beobachtete er das unterfangen und ging dazu über dem Tier durchs Gefieder zu streichen. Ihre Artgenossen hielten lieber respektablen Abstand, außer es gab in der Nähe etwas aufzupicken.
Alles in allem konnte er mit den Tieren wirklich sehr zufrieden sein. Die Auswahl war sehr gelungen.

Wobei ihm aber deutlich mehr das Herz aufging, war bei der Reaktion von Franzi, als sie sich das erste Mal umsah. Trys hatte die Entstehung ja mitverfolgen können, immerhin hatte er fleißig geholfen die Möbel zu fertigen und aufzustellen. Franzi war am gestrigen Tag das erste Mal eingefallen, und das Freudengeschrei und -gequietsche wollte gar kein Ende mehr nehmen. Das war der Moment, wo er absolut sicher war, dass diese Entscheidung die Richtige war, auch wenn ihm Riah und ihr Hof ungemein fehlen würden. Aber er konnte ja jederzeit dorthin gehen und sie besuchen.

Jetzt konnte er sich daran machen, ein gutes Rind auszuwählen für die Hofsegnung, und die Dinge zu beschaffen, die das tägliche Leben so brauchte. Einen guten Teil hatte er schon erhalten, aber es fehlte eben wie immer noch an dies und das, oder schon jetzt an dies und das. Rohmaterial vor allem. Das war bei der Einrichtung des Hofs ordentlich geschrumpft, und es fehlten noch Fässchen für den Alkohol. Das aktuelle Lieblingsgetränk ließ sich darin sicher gut abfüllen und damit auch nach draußen in die Kälte stellen zum Frischhalten. Damit hatte es seinen Namen noch redlicher verdient.
Und der erste Wein war bereits fertig und stand zur Verkostung bereit. Die ersten Gerichte hatte er bereits aufgelistet, die dazu passten. Darüber hinaus erinnerte er sich, dass er noch Neues zusammenstellen musste für die nächste Konferenz. Stets mit dem gleichen abspeisen kam sicher nicht gut an und würde nur zu Langeweile führen. Und es musste auch Verköstigung für die Hofsegnung bereitstehen. Ohne Frage gab es also reichlich zu tun für ihn in den nächsten Tagen. Reichlich, aber er freute sich sehr darauf.

Es war die Wahrheit. Selbstgeschaffenes, mit eigenen Händen, hatte einfach den größten Wert, besonders dann, wenn man es mit denen teilen konnte, die einem wichtig waren.
Und sein Traum in der ersten Nacht im Haus: Nun, da blieb zu hoffen, dass es sich so erfüllte, wie geträumt. Das wäre ganz wunderbar.

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Graham Rhys Lemandt





 Beitrag Verfasst am: 27 Jan 2019 11:15    Titel:
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Ereignis über Ereignis

Jeder Tag hatte irgendeine neue Überraschung parat. Zumeist gute, aber die letzten zwei Tage warteten auch mit Traurigem und mit Sorge auf. Zunächst aber mal die guten Dinge. Die Besichtigung des Welpens hatte stattgefunden und dafür gesorgt, dass am nächsten Tag direkt wieder ein Besuch erfolgen musste. Da wusste das Mädchen offenbar sehr genau, was sie wollte und hielt die Eltern damit gut auf Trab. Der etwas leidende Blick der Ahad hatte für ihn insgeheim schon etwas an sich, dass ihn zum Schmunzeln brachte. Auch ein Pferd hatte die Ahad mitgebracht. Ein junger Hengst, der zwar schon soweit zugeritten war, dass man auf ihm sitzen konnte, aber er machte noch Schwierigkeiten in seinem jugendlichen Temperament. Eine kleine Herausforderung und weitere Aufgabe für ihn also.

Und offenbar wuchs das Vertrauen auch von anderer Seite, so dass er nun eine junge Jugendliche im Haus haben würde, die ihm helfen sollte, vor allem um den Umgang mit den Pferden zu lernen und sich ein eigenes zu verdienen. Ich war gespannt, wie gut wir uns verstehen würden und wie sehr der jugendliche Wahnsinn zwischendurch zuschlagen würde. Wie sehr auch immer, er freute sich darauf tatsächlich. Nun, und eigentlich sollte er noch einem Hund etwas beibringen. Leider hatte sich das etwas unglücklich gestaltet. Der arme Hund war beim Beschützen der kleinen Besitzerin leider ums Leben gekommen. Er fragte sich ernsthaft, welch verantwortungslose Menschen das waren, die direkt vor der Haustüre solche Viecher aufscheuchten, ohne vorher eine Warnung von sich zu geben.
Allerdings hatte er in der letzten Zeit ja auch allerhand Feinde dort flanieren sehen.
Der Verdacht lag nahe, dass diese Leute ebenfalls dazu gehörten. Laut dem Vicarius waren sie wohl auch über den Berg geflohen in Sicherheit, den die Kaluren ihnen sicher boten.

Was blieb, war den kleinen treuen Freund zu Grabe zu tragen und dem Kind möglichst ein wenig Trost und Halt zu geben. In seinem Pragmatismus gefangen, fragte er sich im Stillen zwar hin und wieder, ob so viel Sanftheit dabei gut war, aber er mischte sich da nicht ein und tat eben was getan werden musste. So kam es wohl auch, dass zwei gestandene Kerle da mit Spaten standen, warteten bis Mutter und Tochter vom Hund Abschied genommen hatten und danach das kleine Grab wieder zuschaufelten. Verrückt, aber so war es nun mal. Fehlte nur noch die kleine Seelenlaterne und vielleicht im Frühjahr eine Pflanze. Mal sehen, was sich finden ließ.

Als wäre das nicht schon genug gewesen, folgte Tags darauf das nächste Desaster, und das, obschon der Abend an und für sich zunächst sogar sehr schön gewesen war. In entspannter Runde malten die Kinder ihre Vorstellungen auf Tassen und Teller, die Erwachsenen machten fleißig selbiges mit und jeder konnte dann das ein oder andere Meisterwerk der ganz eigenen Art mitnehmen. Danach begleiteten alle die beiden Rashar in den RaKun und er bekam darüber hinaus noch eine Gelegenheit die Krarks und Schellacs zu begutachten, ja sogar auf Fellfühlung zu gehen mit den riesigen kuhartigen Tieren, die doch so ganz anders waren. Das Probieren einer Feuerbeere stellte sich als eine Herausforderung heraus. Er hatte schon gehört, dass sie scharf sein sollten, aber dass ihm davon die Tränen direkt kamen, das hatte er nicht so ganz erwartet. Dennoch stellte er für sich fest, dass er sie sehr schmackhaft fand und er hielt sie auch für eine gute Ergänzung an Würze für das ein oder andere Gericht. In jedem Fall war seine Nase danach mehr als frei.
Inständig hoffte er, dass MhaRashKal das Angebot wahrmachte und vorschlug einen Liefervertrag oder Handelsvertrag auszuhandeln und aufzusetzen. Einen Austausch mit den Rashar fände er jedenfalls mehr als höchstinteressant.

Bis dahin war noch alles wunderbar gewesen. Als sie dann zuletzt die ShriRaks besuchten und er gerade mitten in der Bewunderung der seltsam beeindruckenden Tiere vertieft war, hörte er, wie hinter ihm plötzlich etwas vor sich ging, das sich mehr beunruhigend anhörte. Als er nachsah, rief er kurz darauf direkt nach MhaRashKal, die hinten bei den Tieren war und davon nichts mitbekommen konnte. Neben dem RasharHo, dessen Namen er noch immer nicht wusste, und der kleinen RasharLo tauchten plötzlich große schleimig-knubbelige Tiere auf: Madenwurte. Und noch bevor es verhindert werden konnte, verschleppten sie das Mädchen der Rashar. In vollem Eifer und tatkräftigem Entschluss das Kind zu retten, wurde die aufgewühlte Erde, unter die die Wurte verschwunden waren, erst mit Händen, dann mit Schaufeln bearbeitet, um hinterher zu kommen.
Damit waren sie eine Weile beschäftigt, und irgendwann gab die Erde nach und MhaRashKal und er wären fast in den Tunnel reingerissen worden. Tatkräftige Hilfe verhinderte das und die zwei wurden heraufgezogen. In dem Moment tauchte RashNirr wieder auf, völlig derangiert und verletzt. Und als Distel schließlich loslief, um Lille zu holen, machte er selbst sich auf ihr zu folgen, zwar erschöpft und reichlich fertig, aber er wollte das Kind gerade nicht allein laufen lassen. Als er aufholte, sah er gerade noch, wie dann auch sie verschleppt wurde von diesen Biestern. Fluchend nahm er die Beine in die Hand, holte Lille und klärte sie rasch auch über Distels Situation auf. Er selbst blieb am Ende bei Smula, die Lille zuvor heimgebracht hatte und bemühte sich das Kind zu beruhigen. Erst der Hund, jetzt die Freundinnen. Er konnte nur erahnen, was in dem kleinen Ding vor sich ging.
So war es vermutlich auch wenig verwunderlich, dass sie am Ende, als endlich Meldung kam, dass die Kinder zurück seien, beide, und auch versorgt wurden, die Erschöpfung sie in den Schlaf trieb. Smula auf seinem Schoß, er auf dem Boden sitzend, an irgendeinen Schrank angelehnt.

Etwas später dann wurde er geweckt, als irgendwer eine Decke über sie beide legte und ihn irgendwas an der Stirn berührte. Schlaftrunken öffnete er die Augen, sah Lille an, die dann nochmal losging. Er brachte Smula inzwischen hoch ins Bett. Oder das was man so Bett nennen konnte, packte sich daneben und schlief recht bald wieder ein, trotz des kleinen Trubels, der sich einstellte, als Lille mit Enomis und Distel wiederkam, um letztere zu versorgen.

Wann genau er nach Hause aufbrach, wusste er nicht mehr. Nur, dass er nach der Einkehr direkt ins Bett fiel, verdreckt, voller Erde überall und absolut am Ende. Es war ihm egal, Hauptsache schlafen.
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Graham Rhys Lemandt





 Beitrag Verfasst am: 19 Mai 2019 17:19    Titel:
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Still

Erst gestern noch saß er am Tisch vor dem Kamin, sah in die Glut, die Flammen waren schon längst aus, und lauschte der Stille im Haus. Nicht zum ersten Mal. Die Gedanken kehrten zunehmend oft bei Erinnerungen ein, die inzwischen weit entfernt erschienen. Er vermisste sie, sehr, und erkannte zugleich, dass es ihn viel zu sehr aufrieb inzwischen. Also entschloss er sich, ganz sicher nicht leichten Herzens, ganz sicher nicht von jetzt auf gleich. Tatsächlich war das ein Prozess, der sich nun schon Wochen hinzog. Immer mal wieder war er mitten auf dem Acker stehen geblieben, immer mal wieder war ihm sogar das Essen vor lauter Gedankenlosigkeit angebrannt.
An dem Tag war es dann doch so weit. Er war nach unten gegangen, hatte sorgsam ihre Sachen zusammengesucht, zusammengelegt, ordentlich verpackt, sicher verstaut und ihr nachgeschickt. Wenn er denn etwas vergessen haben sollte, umso besser, dann hatte sie einen Grund nochmal aufzuschlagen. Wie gerne würde er mit ihr reden, ihre Stimme hören, ihr lachen, ihren Wutausbruch, egal, was davon, aber inzwischen war das Gefühl übermächtig, dass sie das Interesse verloren haben musste, oder es den Eltern so schlecht ging, dass eine Rückkehr einfach nicht mehr möglich war.
Seit Monden hatte er nichts mehr von ihr gehört, nicht einen Pieps. Aber vielleicht hielt sie ihn inzwischen ja für genauso desinteressiert. Immerhin hatte er auch irgendwann nicht mehr gefragt.

Und nun saß er hier vor dem Kamin, starrte in die Glut und hing Erinnerungen nach. Außer dem gelegentlichen Knacken des verbrannten Holzes, war nichts zu hören. Nichts.
Wo sich seine Magd rumtrieb, wusste er auch nicht. Seit Wochen hatte er sie nicht mehr gesehen.

Er selbst zog sich ebenso immer mehr zurück. Auch sein Mitbewohner schien sich einzuigeln, entweder hier oder in der Werkstatt. Gesehen hatten sie sich auch gefühlt ewig nicht mehr. Es fühlte sich mitten im Frühjahr an, als würde der Winter einkehren und seine dämpfende Decke aus Schnee auf alles legen. Oder als hätte das Glück den Auszug geprobt und wäre einfach fort, dahin, wo die Sonne schien.
Er sprach nicht drüber. Mit niemandem. Warum auch? Anderen in den Ohren liegen? Rumjammern? Was hatte das für einen Nutzen? Dafür brütete er vor sich hin. Nein, auch das hatte keinen Nutzen.

Es führte lediglich dazu, dass er sich dann doch dazu aufraffte und sich des Abends betrank, in guter Gesellschaft. Es war unterhaltsam gewesen, an sich sogar genug, um den Trübsinn mal zu vergessen. Genauso war es auch beim Besuch am Nachmittag gewesen. Da hatte er wenig Gelegenheit an sein eigenes Dilemma zu denken gehabt. Es war an sich also ein guter Tag, besser als manch andere.
Geplant war es ebenso wenig, so viel zu trinken. An sich hasste er ja den Suff, dank seines Onkels. Es war vielmehr einfach so passiert.

Nun saß er heute wieder am Tisch vor dem Kamin. Er stützte den schweren Kopf auf seine Hände auf und starrte mehr die Tischplatte an. Helle Sachen waren gerade nichts. Er hatte einen verdammten Kater, der sich so ausgewachsen hatte, dass in seinem Kopf tausend kleine Kaluren wohnten und munter gegen die Schädeldecke hämmerten. Es mussten Kaluren sein.
Ihm war Elend zumute. Und noch viel schlimmer, er wusste nur noch bruchstückhaft, was er für einen Mist von sich gegeben hatte, geschweige denn, was er angestellt hatte. Er hoffte einfach, es war nicht so schlimm, wie er befürchtete.

Tja, und mitten in seinem Elend, als er sich endlich aufraffte trotz Kater zum Feld zu gehen, da stand sie vor der Tür, als er sie öffnete, seine ehemalige Herrin, mit der Hoffnung auf Anstellung. Was sagte man dazu? Was sagte der Kater dazu? Der wurde verdrängt, standhaft. Ein Zimmer wurde hergerichtet, die Schlüssel zusammengesucht, Zeug zusammengetragen, alles gezeigt. Vielleicht war das Glück damit ja wieder eingezogen! Es konnte nur besser werden!
Und er musste mit dem Vergangenen einfach abschließen. Um seiner selbst willen. Vielleicht würde es ja wieder ein Wir geben, eine Zukunft, wenn sie doch noch zurückkam. Natürlich wünschte sein Herz sich das. Aber für jetzt war es erstmal vorbei. Es musste weitergehen. Irgendwie.

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