[Stabbau] Zwischen Luft, Geist und Stolz

[Zhenzrael Yazir]

Warmes Kerzenlicht erhellte das ansonsten dunkle und von Rauchschwaden geflutete Arbeitszimmer. Der Magier lehnte sich entspannt in seinem Sessel zurück und entließ den Qualm, ein Gemisch aus Wildkraut, Pilzen und Tabak, durch seine Nasenlöcher. Ein schlanker Rauchfaden züngelte sich von der zur Seite gelegten Pfeife empor. Er schloss einen Moment lang die glasigen Augen und lauschte den Geräuschen der Nacht. Für einen Augenblick ergab er sich der Illusion vielleicht doch noch einschlafen zu können. Wenige Atemzüge später öffnete er die leicht glasigen dunklen Augen wieder, als er feststellte das auch in dieser Nacht seine teure Freundin Insomnia die Oberhand hatte. Er erhob sich langsam aus dem Sessel, nahm seine Lederkladde mit den Planungen und Skizzen für den neuen Magierstab mit sich und legte diese im Hauptraum auf dem kleinen Tisch ab. Ein weiterer Gang versorgte den geplagten Magier mit einem Mocca, mit einem Schuss Zitrone, einer Wasserkaraffe und einer weiteren, für die kommenden Stunden gestopften Pfeife. Er sank in die Kissen hinab und nahm sich die Lederkladde zur Hand, um noch einmal die Notizen durchzugehen. Inspiriert durch die Unterrichte zur Artefaktur in der Academia Arcana, hatte er den Entschluss gefasst sich einen neuen Stab zu fertigen, anstatt auf den Alten zurückzugreifen den er dem Mudyr bei seiner Rückkehr an die Akademie ausgehändigt hatte. Immerhin sollte der Stab zu seinem Besitzer passen und nicht den einstigen Shojen Yazir beschreiben, sondern dem zukünftigen Shojen Yazir dienlich sein....

Der Corpus

Er hatte bereits in den vergangenen Wochen damit begonnen, seine Hände an schnitzende filigrane Arbeit zu gewöhnen und sich an verschiedensten Holzsorten ausprobiert. Während sein früherer Shojenstab noch aus Mahagoni gefertigt worden war, hatte er diesmal Zypresse bevorzugt. Beide Hölzern wurde eine gewisse Erhabenheit zugesprochen, beide waren auf Grund der feinen und besonderen Maserung recht kostspielig. Die Zypresse hatte er gewählt, auf Grund ihres rötlichen und zu den Yazir passenden Farbton, der dem Holz innewohnenden wohlriechenden Duft, der schnelle und starke Wuchs des Baumes und den energetischen Eigenschaften des Holzes.
Am gestrigen Tage hatte er seine Verlobte aufgesucht und ihre Hände, seine Vorstellungen, auf Pergament bringen lassen. Er hatte sich vorgenommen, den Stab selber mit Runen und Symbolen zu verzieren, dafür wollte er keine Hilfe. Allerdings kam er nicht umhin, Haniehs Hilfe in einem anderen Punkt einzufordern. Die junge, künstlerisch begabte und gerade mit Holzarbeit versierte Natifah, würde ihm das Holz besorgen, es in Form bringen und vor allem, den Stabkopf fertigen. Ihre Skizzen hatten seinem Auge sehr gefallen und so verblieb er gespannt, was die Umsetzung anbelangte. In seinen Vorstellungen, sollten auf den letzten 20 Fingerbreit vor dem Kopf des Stabes, ein Gewinde anfangen, das die Illusion erzeugen sollte als würde der Stab aus einer Schlange bestehen oder zu einer werden.

Die Energiespeicher

Bereits vor 5 Monaten hatte er seine junge Schülerin Nihal mit der Aufgabe betraut, ihm verschiedene Komponenten aufzutreiben. Die Versuchshölzer, Gold-, Silber- und Kupferdrähte und geschliffene Edelsteine. Es hatte eine Weile gedauert, doch schließlich hatte er die geschliffenen, von einer blauen Farbe beseelten Turmaline in Händen gehalten. Der Feinschmied von dem Nihal sie besorgt hatte, hatte sie nicht nur der Reinheit wegen geschliffen, sondern auch um ihnen eine ovale Form zu verleihen. Zhenzrael würde die Steine, in die Augen der Kobra einfassen.
Bereits während seiner Wachflüge, für Tempel und Armee, hatte es ihn bis zu den nördlichen Gebirgen der Durrah geführt. Er hatte den Umstand ausgenutzt, um nach seinen Spähflügen, noch viel höher ins Gebirge zu gelangen. Dort hatte er auf den Anbruch des neuen Morgens gewartet und die Edelsteine, in den strahlen der Morgensonne und den kalten, starken Gebirgswinden gebadet und sie so für ihre spätere Verwendung zu aktivieren.

Der Energiekreislauf

Er hatte bereits mit den Drähten und Metallen experimentiert und hatte sich letztlich für Gold entschieden. Gold war auf Grund der besonders geeigneten leitenden Fähigkeiten und der Affinität für Geistenergien, eine gute Ergänzung zu den luftaffinen Komponenten, die er dem Stab ansonsten hinzufügen würde. Seinem Vorhaben nach, würde er den Golddraht, in stundenlanger Kleinstarbeit, in das Holz des Stabes mit einem Hammer und viel Geduld, hineinarbeiten. So das der Draht einen geschlossenen Kreislauf ergeben konnte und gleichsam, als Zier funktionierte. Er würde vor allem die feinen Details und äußeren Ränder der Schnitzereien mit dem Golddraht säumen, wie ein Schneider es bei Gewändern tun würde.



... nachdem er seine Notizen überflogen, ein weiteres Pfeifchen zu Gemüte geführt und einen angemessenen Soll an Mocca getrunken hatte, legte er die Kladde für diese Nacht beiseite und widmete sich anderen Angelegenheiten, die ihn durch die schlaflose Nacht begleiten würden.