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Westwind
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » Westwind
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Mathilda Mandelbaum





 Beitrag Verfasst am: 19 Sep 2018 17:46    Titel: Westwind
Antworten mit Zitat

Seed – Wonderful Life

Der Morgen graute und Mathilda stand am Ufer des großen Meeres ganz im Westen Gerimors. Der Wind wehte durch das offene blonde Haar und die Augen waren geschlossen. Immer mehr glich sich ihr Atem dem regelmäßigen Rauschen der Brandung an und ihr Sein verwob sich mit dem, was sie umgab. Es waren der Geschehnisse so vieler, dass sie das Bedürfnis spürte, zu sich selbst finden zu müssen…

The Common Linnets – Calm after Storm



Zuhause
Wie im Nebel waren die Bilder und Erinnerungen, die doch kaum einen Wochenlauf her waren, da sie Ivit und den Gläubigen der Temora verließ. Sie hatte Ivit versprochen, sich alle Seiten anzuhören, bevor sie sich einem Glauben oder einer Seite zusprach. Doch als sie dort ankam, sicher, dass ihr eigenes Herz noch offen und ihre Gedanken frei waren, merkte sie schnell, dass jedes missachtende Wort über die Menschen im Westen ihre Wege deutlicher sichtbar machte. Das Gespräch hatte tatsächlich zu einer Klarheit geführt, wenngleich Mathilda der Abschied von Ivit schmerzte. Ihr Herz schlug zuerst für den Menschen. Sie waren für sie greifbar und das wahre Lebenselixier. Da Ivits Herz mehr für das göttliche denn das menschliche Sein zu schlagen schien, mussten sich ihre Wege hier wohl trennen. Wut, Trauer und Zweifel kamen in ihr hoch und überwältigten das sonst so sonnige Gemüt. Mathildas ersten Schritte auf westlichen Boden beruhigten sie zu ihrem eigenen Erstaunen und das Lächeln und die Leichtigkeit ihres Seins kehrten mit jedem Fußabdruck auf dem weichen Waldboden mehr und mehr zurück. Lächelnd hielt sie inne, zog die Stiefel aus und als ihre nackten Füße den moosbedeckten Waldboden berührten, erfüllte sie ein Strom der Energie und eine Sicherheit, die ihr zuvor nicht aufgefallen war. Ihre Schritte wurden schneller und schon lief sie, rannte gar. Äste streiften ihre Arme, Farne umschmeichelten ihre Beine und ihr Atem wurde immer schneller. Hier und da übersprang sie über einen umgefallenen Baum, wich einer Felsengruppe aus, scheuchte einige Rehe auf und erst als sie Höhe Düstersees war, verlangsamte sie ihren Lauf und fiel rücklings auf eine Lichtung. Es dauerte eine Weile ehe sich ihr Atem wieder besänftigt hatte und sie drehte den Kopf. Durch die Bäume konnte sie die Lichter Düstersees sehen und die Wut hatte sich in eine neue Kraft gewandelt. Als sie noch immer nackten Fußes durch das Tor trat und den Wachen zunickte, die sie mittlerweile meistens erkannten, führte ihre Wege lächelnd an der Statthalterin Amtsstube, auf leisen Sohlen an Demians Haus vorbei, in welchem kein Licht mehr brannte und gen Hof. Die bekannten Geräusche beruhigten sie zunehmend und sie sah nochmal nach den Tieren. Ja, hier war sie Zuhause!


Mathilda öffnete die Augen und sah auf die See hinaus. Die kalte Meeresbrise hatte ihre ohnehin stets rosigen Wangen rot gefärbt und die grünen Augen leuchteten mit den saftigen Wiesen um die Wette.

Lia- Fair Game

Irrungen und Wirrungen
Ohne großartig nachzudenken, führte sie ihren jungen Hengst Rimus gen Bajard. Er musste kräftiger werden, bevor sie ihn an Sattel und Gewicht gewöhnen wollte. Doch kurz vor Bajard entdeckte sie Seyar, der in angespannter Haltung und mit düsteren Absichten, wie es schien, eine Freundin der Merats in der Mangel hatte. Mathilda wusste nicht damit umzugehen. Sie hatte mittlerweile viel über die Rabendiener gelesen, aber es war etwas anderes, den meist charmanten jungen Mann in solch Zustand zu sehen. Befremdlich erschien er ihr in jenem Moment, hätte sie sich nie wirklich vorstellen können, dass er jemanden Schaden zufügen würde. Würde er ihr auch so wehtun können? Selten hatte Mathilda mit ihrer Art die schweren Panzer der Menschen nicht zu durchbrechen gewusst und selbst, wenn es so nicht ging, hatte sie oft einen Keim in ihre Herzen gesetzt, der eines Tages aufblühte und ihr Eintritt verschaffte. Natürlich hatte sie das nicht absichtlich gemacht… es war immer so geschehen. Menschen, die sich verschlossen, zogen Mathilda magisch an, weil sie irgendetwas Unbestimmtes in ihr auslösten. Und Seyars Verhalten führte nun unweigerlich zum Handeln. Mathildas Zunge war wieder nicht zu bändigen und sie mischte sich ein… natürlich. Und sie wusste, dass es Ärger geben würde und wenngleich sie die meisten Konsequenzen meist erahnte, konnte sie zu oft in ihrem Leben nicht anders, als es dennoch zu tun. Es war der blinde Fleck. Mathilda wollte nicht mal unbedingt die Frau beschützen, sondern sich und ihr Bild von Seyar und womöglich sogar Seyar selbst. Und Seyar ließ tatsächlich ab. Vermutlich, weil sich sein Zorn nun gegen Mathilda selbst wenden würde. Eine Merat kam hinzu und beleidigte Mathilda zutiefst und wieder kam der meratsche Schmerz, der es schaffte, Wut, Zorn und Zweifel in das sonnige Gemüt zu pflanzen. Das, wovor Ivit sie bewahren wollte, hatte bereits die zweite Merat in wenigen Tagen erreicht. Ironie des Schicksals. Seyar riss sich vermutlich sehr zusammen, aber die Wut war augenscheinlich. Mathilda war natürlich kleinlaut, aber auch ein wenig Stolz. Der Keim war bereits unter seinem Panzer gesät und er ahnt es wohl nicht mal. Mathilda war es gewohnt, dass Menschen sauer auf sie waren. Es würde entweder vergehen oder sie würde die Menschen nie mehr wiedersehen. Das war schon immer so und vermutlich der Grund, warum Mathilda so sehr an eben den Menschen hing, die sie so nahmen, wie sie war. Es gab nicht viele Zuhause in einem Leben. Und so sehr es sie schmerzte, dass Seyar einfach davon ging und sie nicht wissen konnte, ob sie ihn jemals wiedersah, führten sie ihre Füße wieder zu jenem Ort zurück, der die Ruhe nach jedweden Sturm bedeutete. Mathilda legte ihre Stirn gegen die weichen Nüstern ihres noch jungen Pferdes und fühlte das weiche Fell unter ihren Fingern. Jeder Sturm legte sich… irgendwann.
Gerade wollte sie sich abwenden und nach Hause zurückkehren, als sie spürte, dass dort noch mehr schlummerte, das sich aber anders anfühlte. Also setzte sich an den Rand der Klippe und ließ die Beine baumeln.


Once upon a time in the west – Ennio Moccicone (Django Unchained)


Bierelementare, Whiskey und….
Terren hatte sie, zu ihrer Überraschung, eingeladen, um ihn in die Taverne in Rahal zu begleiten, die er öffnen wollte. Lingor, der Knecht der Frau Verrar, der sich soeben bei Mathilda wegen der guten Nachbarschaft vorgestellte hatte, begleitete die beiden. Mathilda war erst wenige Male in der für sie riesigen Stadt gewesen und wieder versetzten sie die Bauwerke in Erstaunen. Die Taverne war so, wie sie sich immer eine vorgestellte hatte. Statthalterin Crain und Shianna erschienen und die Vicaria kam und noch eine Fanras, die scheinbar nicht mit dem Merat-Fanras-Clan allzuviel zu schaffen hatte. Wirklich vertrauen konnte Mathilda ihr nicht, da sie aber in Begleitung der Statthalterin von Düstersee kam, wollte sie zumindest jener vertrauen. Es wäre sicher ein geselliger Tavernenabend gewesen, aus welchem Mathilda sichtlich betrunken nach Hause getorkelt wäre…. Hätte…könnte..wäre da nicht dieser Lethar gewesen! Mathildas erster Kontakt mit einem Letharen und er würde sie lehren, Respekt zu zeigen. Mathilda missachtete wieder einmal mehr ihre eigene Naivität. Es endete, wie Mathildas loses Mundwerk manchmal endete. Sie hatte ihren Zeigefinger behalten, aber die nächsten Nächte waren geprägt von wirren Träumen über Bier, welches wie ein Geist aus der Flasche tritt, von loderndem Feuer, welches das gesamte Hafenviertel niederbrennen wollte und stinkenden Donnerbalkenwesen, die sich in jede Nische der Nase festsetzten. Ein wenig viel für sie.
Wieder ließ sie den Blick über das Meer schweifen und betrachtete, wie sich das Spiel der Farben veränderte, nachdem in ihrem Rücken die Sonne aufging und das glitzernde Wasser in verworrene Bilder wandelte. Sie ging die Klippen hinab und sprang das letzte Stück zum schmalen Sandsteinstreifen.



My way – Elvis Presley

……und ein Handel
Der letzte Abend stahl ein Lächeln von ihren Lippen und sie dachte an den Tee mit verheerender Wirkung, an das Haus von Enomis, welches so heimisch auf sie wirkte, an die kurzen Haare von Auri und welche Dramen sich demnächst wieder zwischen ihr und Demian abspielen würden und sie dachte an Terren und Zukunftsdeutungen. Der Liebestee, den Simona mutig und vielleicht ein wenig naiv getrunken hatte, verfehlte seine Wirkung nicht und Mathilda spürte, dass es sie verunsicherte. In dieser Hinsicht war sie noch ein Kind und sie konnte sich auch nicht vorstellen, dass sich das ändern würde. Terren, als einziger Mann im Raum, wurde zum Objekt der Begierde Simonas und Mathilda beobachtete die Situation mit gemischten Gefühlen. Es öffnete eine Tür, die vorher noch fest verschlossen war. Sie hatte noch nicht so viel Kontakt zu Männern gehabt und der allererste Kuss schien auch in weiter Ferne. Die Männer, die sie umgaben, hatten diese Tür jedenfalls bisher nicht geöffnet. Demian war wie ein Vater, Seyar verschloss sich vor der Welt der Gefühle, dass daran nicht zu denken war, Verol schien hauptsächlich am Handel interessiert zu sein… Und mit viel mehr Männern hatte sie keinen längeren Kontakt gepflegt. Und das sollte auch so bleiben. Die Tugendhaftigkeit und Ehrlichkeit waren Güter, die einem Menschen wie ihr, die sonst nichts vorzuweisen hatte, alles waren. Wer war sie noch, wenn sie selbst jene verlöre? Terren verstand sie! Und sie fühlte sich nicht nur deswegen sehr wohl in seiner Nähe. Von ihm hatte sie nichts zu befürchten und so kam es zu jenem Handel, der beiden einen Schutz bieten sollte, derer andere vielleicht nicht mal bedurften. Da aber nicht nur der Wunsch nach Sicherheit in ihrer beiden Herzen schlug, sondern auch das Feuer des Abenteuers, gingen sie noch spät am Abend an den Waldrand – natürlich in Sichtweite der Wachen des Anstands wegen – und Terren zeigte ihr den ersten Umgang mit Pfeil und Bogen. Im Fackellicht schaffte es Mathilda irgendwann auch tatsächlich den Baum zu treffen – meisterlich, nicht! Terren lobte sie brav und seine Kommentare machten die Schießübungen, die ihre ganze Aufmerksamkeit forderten, nicht einfacher, da er sie des Öfteren zum Lachen brachte. Als sich Mathilda gewahr wurde, wie spät es schon war, brachte Terren sie heim und sie verabschiedeten sich. Mathilda lag kurze Zeit später im Bett und sah in den fast klaren Sternenhimmel. Es war der Anfang einer wunderbaren Abenteuerreise und eines sehr beruhigenden Handels…


Mathilda musste unweigerlich Lachen, schlüpfte aus den Stiefeln – sah sich kurz um und als keiner da war – auch aus der Hose und sprang ins kalte Nass. Die Brandung empfing sie eisig und als sie immer noch lächelnd aus dem Meer stieg, freute sie sich auf den Morgen auf dem Hof und rannte zurück, auf dass die goldene Mähne ein wenig trocknen würde.
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Mathilda Mandelbaum





 Beitrag Verfasst am: 20 Sep 2018 15:51    Titel:
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(Some kind of wonderful - Michael Bublé)

Mathilda hatte nur einen Moment die Augen zugemacht, war dann wieder aufgesprungen und auf leisen Sohlen aus dem Haus geschlichen, obwohl doch keiner außer ihr hier war. Einen Umhang über das Nachthemd geworfen und auf nackten Füßen an dem Gardisten Einar mit einem merkwürdigen Lächeln vorbeigehuscht. Er schaute ihr schon etwas verwirrt nach, aber sie passierte das Tor oft zu sehr früher Stunde.

Als der leichte Lichtkegel Düstersees sie nicht mehr erfasste, ging sie gen Meer und setzt sich in den Sand, die Füße in die seichte Brandung stellend. Sie zog die Beine an und stützte den Kopf auf die Knie. Immer wieder versuchte sie irgendwelche Gedanken zu fassen, aber es gelang ihr nicht…

Etwas verzweifelt warf sie hier und da Kiesel ins Wasser und sah ihnen nach, wie sie untergingen. Einzig ein Gefühl war beständig, aber ihr so fremd und scheinbar unkontrollierbar, dass sie es kaum zu fassen bekam. Immer wieder stieg Aufregung in ihr hoch, trieb Röte auf ihre Wangen und ihr Magen verkrampfte sich.

Sie war sicher, dass dieses Gefühl im Bauch nicht mehr von der Trankverwechselung kam. Ach, was war sie froh, dass Lille kam und sie rettete. Es war ihr furchtbar unangenehm gewesen so kümmerlich herum zu sitzen. Das war so gar nicht ihre Art. Und als Fiete ihr dann noch Tee brachte, spätestens da, schämte sie sich in Grund und Boden. Aber als er sie sanft zum Feuer brachte und ihr keinesfalls das Gefühl gab, eine Last für ihn zu sein, da es ihr nicht gut ging, fühlte sie sich sogar einen Moment wahrlich geborgen und wieder einmal mehr Zuhause.


War sie zu weit gegangen? Sie dachte an das Gespräch mit Fiete zurück.. Nun ja.. Gespräch.. Sie fühlte sich von ihm herausgefordert und unterschätzt und wenngleich sie sich sonst nicht so hinreißen ließ, schien jener Abend, der ihre Gefühle ohnehin bereits entflammt hatte, ein schlechter Begleitung für solche kleinen Provokationen. Seine Reaktion hatte sie überrascht! Sie hatte damit gerechnet, dass er sie zurechtweisen würde und ihre ganzen Ideen von „dem Fiete“ als haltlos deklarierte. Aber dem war nicht so…. Und es war ihr deshalb, dass sie zu weit gegangen war. Aber er hatte gefragt und sie konnte weder gut lügen noch sich gut kontrollieren, wenn es um derlei Themen ging. Er wollte auch keine Entschuldigung von ihr, sondern erkannte ihre Ideen von „ihm“ an. Dennoch.. sie mochte ihn vom ersten Tag an, als er ihr, in gänzlich gespielter Manier, nachpfiff in Adoran. Irgendwas hatte ihr damals schon gesagt, dass er ein großartiger Schauspieler war. Und als sie ihn kürzlich anraunte wegen Ivit, hätte er erbost sein können, was ihr einfiele, ihn derart anzugehen. Aber… nichts dergleichen. Er sprach ehrlich und irgendwie liebevoll mit ihr. Fiete wäre sicher ein wunderbarer großer Bruder! Mit drei kleineren Geschwistern war es immer Mathildas Wunsch gewesen, einen großen Bruder zu haben….


Als sie den nächsten Kiesel werfen wollte, betrachtete sie ihre linke Hand und es war, als spüre sie die Seine immer noch, wie der Daumen über den Handrücken strich und er ihre Hand schlussendlich mit seinen beiden Händen umschloss. Wieder explodierten in ihr die Gefühle. Das alleine hätte für einen Abend.. ach.. für Wochen gereicht! Dann wanderte die rechte Hand zu ihren Lippen und tastete sie sachte ab, als könnte sie dort noch etwas entdecken, was längst verflogen war. Ihr erster Kuss.. und noch wenige Stunden zuvor, hätte sie nie damit gerechnet, dass es überhaupt jemals geschehen würde. Eigentlich hatte sie gedacht, wenn sie ihm sagte, wie unbedarft sie in dieser Hinsicht sei, könnte sie sich Zeit verschaffen. Aber.. als hätte Terren geahnt, dass es das Beste sein wird, sie sofort zu küssen, bevor es in ihr zu viel Gedanken und Sorgen geben würde… Sowieso.. wie konnte jemand, den sie erst so kurz kannte, alles so erstaunlich richtig machen….?

Aber was hatte sie erwartet? Mit Terren verlief alles so natürlich wie ein Fluss seinem Lauf folgt. Sie hatte kaum Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Weder in den letzten Wochen noch in den letzten drei Tagen und am allerwenigsten an diesem Abend…Sie hatte sich immer gedacht, dass sie einen Mann erst ewig kennen müsste, alles genau abwägen und dann aus der Vernunft heraus – wenn überhaupt – einen netten Herrn heiraten würde. So, wie das eben so sein musste… oder nicht?


Sie brauchte einen kühlen Kopf und so tat sie das, was sie immer tat, wenn nichts in ihr zur Ruhe kommen wollte… sich dem Meer überlassen. Sie legte den Umhang zur Seite und rannte ins Meer, um sich dann mit einem seichten Sprung auf den Rücken gleiten zu lassen. Gen Himmel schauend paddelten ihre Füße sie nahe des Ufers entlang. Das kühle Nass umspielte ihren Körper und brachte ein wenig Beruhigung in die aufgewühlte Seele. Immerhin war sie sicher, dass sie glücklich war, aber es war eine merkwürdige Beschreibung. Glücklich.. Das Wort passte nicht ganz. Sie schwamm wieder einige Züge hin und her, die Kälte gänzlich ignorierend. Die Gedanken an sein Gesicht, sein Lächeln, seine seichte Zurückhaltung und doch wieder forsche Art, seine Kühnheit und Ehrlichkeit ließen sie leise auflachen, als die Gefühle zu mächtig in ihr aufkamen. Schnell hielt sie eine Hand vor den Mund – als würde sie hier im Meer, mitten in der Nacht irgendjemand hören!

Verstohlen sah sie sich um und stieg aus dem Wasser, den Umhang um das nasse Nachthemd wickelnd und langsam ging sie gen Düstersee zurück. Ihre Füße hinterließen ein verräterisches Patschen, als sie durchnässt an Einar vorbei durchs Tor schlüpfte. Er schüttelte unmerklich den Kopf und erst als sie vorbei war, muss er wohl leicht geschmunzelt haben.

Auf dem Hof zog sie sich schnell trockene Sachen an und da die Sonne sowieso gerade aufging, machte sie sich ans Werk, wie jeden Morgen… Aber es war nicht, wie jeder Morgen… Sie sang vor sich hin, vergaß den Futtereimer irgendwo und suchte ihn ewig, stolperte über die Gießkanne, vergaß etwas zu essen und trank dann irgendwann, sichtlich erschöpft, einfach nur Milch. Ihr Rimus trottete hinter ihr her und wenn sie mal wieder irgendwo irgendwas vergessen hatte, rannte sie ihn regelmäßig fast um. Erst nach dem Mittag kam sie das erste Mal zur Ruhe und sah über den Hof.

Erschöpft lächelnd ließ sie sich am Apfelbaum nieder und döste eine Weile im Schatten…. Die Träume waren nicht weniger aufwühlend, doch aber von schönster Natur…
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Mathilda Mandelbaum





 Beitrag Verfasst am: 23 Sep 2018 01:20    Titel:
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Enya - Aniron

Von Rosen, Laternen, Briefen und ….Verwirrungen

Endlich war er weg…
Mathilda sah noch einmal den Weg entlang, ehe sie sich eine Leiter nahm, diese an den Apfelbaum stellte und begann die reifen roten Äpfel zu pflücken. Ihr Magen krampfte etwas und sie pflückte hastig weiter.
Natürlich freute sie sich nicht, dass er fort war! Die letzten Tage waren nur in solcher Schnelligkeit an ihr vorbei gezogen, dass sie, trotz der jetzt schon aufkeimenden Sehnsucht, die sie fast ärgerte, froh war, dass sie Zeit hatte ihre Gedanken zu sortieren. Sie stieg von der Leiter hinab, trug den Korb zur Vorratskiste und spürte Müdigkeit und Aufregung gleichermaßen. Etwas zog sie hinauf in ihr Zimmer, welches sie tagsüber normalerweise nie aufsuchte.

Oben angekommen, warf sie sich rücklinks aufs Bett und starrte die Decke an, griff sich den Kuschelbären, den Demian ihr vom Markt mitgebracht hatte, ehe ein betörender Duft von Rosen ihre Nase umströmte. Langsam, wohl wissend, woher der Duft stammte, drehte sie den Kopf nach rechts und sah zu diesem umwerfenden Strauß Rosen.
Dann glitt der Blick zu der Laterne und dem Brief. Der Bär wurde zur Seite gelegt, die Laterne, deren Laternenfuß bildet den Fels, gegen welchen die Gischt peitscht. Der Haltegriff eine Wasserfontäne. In das wellenförmig geblasene Glas wurden verschieden große Boote und Schiffe detailverliebt eingraviert, angezündet und der Brief ergriffen, um ihn wieder einmal zu lesen.
Während sie jenen las, lächelte sie, lachte sie und zwischendurch schaute sie auch ein wenig ernst, aber meistens lachte sie. Sie legte den Brief wieder auf das Nachtschränkchen und sah zur Laterne. Womit hatte sie all das nur verdient… und wie sollte sie das zurückgeben? Aber die Geschenke waren in jener Hinsicht nur Symbole dessen, was sich in den letzten Tagen zwischen ihnen beiden entwickelt hatte. Und das war wirklich schwer in Worte zu fassen. Neben der Tatsache, dass weder er noch sie in irgendeiner Weise damit gerechnet hätten, seit sie sich das erste Mal, das zweite und selbst das vierte Mal trafen und es sie beide scheinbar gleichermaßen überrascht hatte, war sonst alles wie der natürliche Fluss des Lebens. Vielleicht war da vom ersten Tag an eine Sympathie, ja, aber….
Einfach alles schien seinen Lauf zu nehmen, ohne, dass irgendetwas besprochen werden musste, ohne, dass es einen Moment der Anstrengung bedurfte. Dennoch war sie ein wenig unzufrieden, als sie sich auf die Seite warf und ihre Haare in ihr Gesicht fielen. Genervt pustete sie jene weg, die natürlich immer wieder ihren Weg dorthin zurück fanden. Was.. war bloß los mit ihr? So richtig erklären konnte sie es sich immer noch nicht, also war es auch eigentlich doch gar nicht so gut, dass er weg war..

Mathilda verdrehte verzweifelt die Augen und bemerkte, dass sie selbst in jenem Zustand unweigerlich herumlächelte. Sowieso musste sie in den letzten Tagen ein merkwürdiges Bild abgeben. Gute Laune hatte sie ja nun fast immer, aber sie lief die meisten Weg mehrfach, weil sie irgendwas vergessen hatte, lachte plötzlich vor sich hin oder führte Zwiegespräche mit sich selbst in der Hoffnung, dass das niemand so richtig mitbekam. Sie war, vor allem dann, wenn Terren nicht da war, hoffnungslos verwirrt. Und wenn er da war, verhielt es sich ähnlich, nur auf eine ganz andere Art und Weise. Gedankenverloren spielte sie an einer Haarsträhne und während sie jene betrachtete, lächelte sie unweigerlich auf. Es war doch alles gut! Es war nur so schrecklich unbekannt. Und das verwirrte sie. Verwirrungen solcher Art kannte sie nicht. Als sie wieder aufsprang, um ihrer Arbeit wieder nachzugehen, der einnehmende Geruch der Rosen langsam verblasste, fühlte sie sich, als würde sie schweben.
Und seitdem Magister Althan sie hatte schweben lassen, wusste sie, wie sich das anfühlen musste. Mit Terren war es, als schwebte sie die ganze Zeit und vermutlich war es das, was sie verwirrte. Sie war es nicht gewohnt, keinen festen Boden unter den Füßen zu haben.

Draußen angekommen, zog sie die Stiefel aus und fühlte einen Moment das Gras unter den Füßen. Langsam atmete sie aus und als sie einige Momente später wieder in die Stiefel schlüpfte, konnte sie zumindest ihrer Arbeit vernünftig nachgehen, wenngleich dieses merkwürdige Lächeln auf ihren Lippen nicht verebbte und der Blick ab und an gen Tor wanderte…. Was Rosen, Laternen und Briefe nicht alles anrichten konnten…verwirrend!
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Mathilda Mandelbaum





 Beitrag Verfasst am: 29 Sep 2018 20:02    Titel: Herbstwinde
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Mathilda saß auf dem leeren Marktstand, der vom Vorabend noch nicht abgebaut worden war und ließ die Beine baumeln. Sie wartete… worauf war ihr nicht gänzlich bewusst. Die ganzen vergangenen Tage hatte etwas Sehnsüchtiges und doch Undefinierbares.

Der Westwind frischte die Tage immer mehr auf und tastete sich ihren Weg unter die zu leichte Bluse und kurz schauderte ihr.

Ihr Blick glitt den Weg entlang und sie sprang vom Stand und folgte ihren Gedanken. Es war so ein wunderbares Fest gewesen und der Markt verlief reibungslos. Alles hatte ineinander gegriffen, wie Zahnräder und sie strich lächelnd durch die Gassen, an den nun leeren Ständen vorbei und erinnerte sich an das bunte Treiben des Vorabends.

So viele Gäste und wunderbare Stände hatte es gegeben. Das Hort des Wissens, Simona mit ihren schönen hölzernen Kunstwerken, die Letharen mit ihren außergewöhnlichen Möbelstücken, Luca mit der Taverne, die alle während des Feste zünftig versorgte und Verena mit den leckersten Gerichten und Getränken. Und Terren hatte mit seiner nicht einfach zu durchschauenden Rätselsuche durch Düstersee den ganzen Abend für spannende Jagden durch den Ort beigetragen.

Die Gäste waren ausgelassen und schienen glücklich. Krönender Abschluss war das Düsterseelied von Phreya, die es eigens auf alle Bewohner des Örtchens umgedichtet hatte. Sichtlich zufrieden gingen sowohl die Gäste als auch die Bewohner Düstersees nach Hause. Ja, hier war sie Zuhause.

Die Nacht gestaltete sich eines kleinen Abenteuer gleich und sie musste noch jetzt lachen, als sie an schleichende nackte Füße und Tarnvorkehrungen dachte, an unterdrückte Lachanfälle und erfüllende Gespräche, das dauerhafte Flackern der Flammen.

Sie bog um die Ecke zum Hof und sie lächelte, als sie Verena erblickte. Arbeit und Ablenkung waren heute ihre besten Gefährten. Glücklich und zufrieden machte sie sich an die Arbeit und schaut Verena immer wieder über die Schulter, um von ihr noch so einiges zu lernen.

Wieder zerrte der erste Herbstwind an ihrer Bluse und sie sah zum Himmel auf, der im klaren Blau erstrahlte, doch die Sonne hatte ihre Kraft ein wenig eingebüßt. Der Herbst nahte mit kleinen aber unaufhaltsamen Schritten…
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Mathilda Mandelbaum





 Beitrag Verfasst am: 17 Okt 2018 21:39    Titel:
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Nach diesem Tag lag Mathilda noch lange wach. Sie betrachtete Terrens Antlitz im Mondschein und dachte nach. Wenngleich ihr der Anblick immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zauberte, war sie auch angespannt und traurig, gar ein wenig wütend.

Sie hatte Loreen als ältere Schwester immer hoch angesehen und versucht ihr allen denkbaren Respekt zu zollen und trotzdem eine Freundschaft mit ihr aufzubauen. Fiete.. sie wusste gar nicht, wie sie das alles in Worte fassen sollte. War Fiete überhaupt in einem Menschenleben in Worte zu fassen? Er brachte sie heute ganz schön durcheinander und sie ließ sich provozieren. Irgendwie wollte er diese Gespräche doch oder nicht? Beide, Loreen und Fiete, stellten ihre Befindlichkeiten nun aber lange genug über Terrens und ihre. Ja, sie waren die Älteren und so wurden sie, fand sie, auch von Terren und ihr behandelt und wertgeschätzt. Aber was Mathilda auch tat, es schien falsch…

Kurz stieg wieder Wut in ihr auf und sie drückte den Kopf ins Kissen um Terren nicht zu wecken, wenngleich der erstickte Laut doch noch zu hören war. Erst als sie sicher war, dass er davon nicht wach geworden war, drehte sie den Kopf wieder und sein Anblick beruhigte sie sogleich.

Langsam und möglichst leise kletterte sie aus dem Bett, warf sich einen Umhang über und tapste auf nackten Sohlen nach unten. Dort suchte sie im Halbdunkeln Briefpapier, Feder und Tinte und schrieb einen Brief an ihre Familie:


Liebste Familie,
mein letzter Brief ist eine Weile her und Ihr könnt Euch sicher denken, dass ich hier viel zu tun habe. Es ist einfach wundervoll hier und es geht mir bestens. Ja, meine Lehre bei Fräulein Xardel macht gute Fortschritte und die Feldarbeit geht mir mittlerweile leichter von der Hand. Ich freue mich auf neue Aufgaben, die bald auf mich warten werden.
Ich werde Euch besuchen, um Euch jemanden vorzustellen. Sein Name ist Terren Kaloor und ich möchte, dass Ihr ihn kennen lernt, weil er mir unendlich wichtig ist. Alles weitere klären wir dann. Es wäre also schön, wenn Ihr das Gästezimmer vorbereitet oder Piet bei Finus schlafen kann. Wir werden zum Ende dieses Wochenlaufs schon bei Euch sein.
Ich vermisse Euch schrecklich und freue mich riesig auf Euch,


Mathilda


Sie pustete über den Brief bis er getrocknet war, faltete ihn in einen beschrifteten Briefumschlag und klebte ihn zu. Danach legte sie ihn auf das Schränkchen am Ausgang, um ihn gleich morgen zur Post zu bringen.
Leise schlich sie sich die Treppen hinauf und in ihr Zimmer, um möglichst leise den Umhang abzulegen und zu Terren unter die warme Decke zu kriechen und dort friedlich in seinen Armen endlich einzuschlafen.


Zuletzt bearbeitet von Mathilda Mandelbaum am 17 Okt 2018 21:43, insgesamt einmal bearbeitet
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