Bajard: Göttin vom Müll

[Sludig Rattler]

Der Sludig hat eine Katze im Zimmer seiner Herberge. Eine kleine, schon ganz verranzte aus Holz. Vom Müll hat er die einmal runtergeholt, hinten bei der Latrine neben dem Gasthof in Bajard. Es hat nicht lange gedauert, da hat er mit ihr zu reden angefangen, in den dunklen Stunden vor Tagesanbruch, wenn das Getrippel der Ratten in den wurmstichigen Trennwänden der Herberge unerträglich wurde.

Und es hat von da weg auch nicht mehr lange gedauert, bis er der Katze die ersten Fischopfer dargebracht hat. Von dem Tag an schienen die Ratten sein Zimmer zu meiden; das Getrippel wurde seltener, die Fallen blieben leer. Seitdem hält er die Katze für eine Gottheit.

Als er gestern Nacht von einer Gesellschaft im „Torkelnden Oger“ nachhause kam, fiel er bald danach in unruhigen Schlaf. Ihm träumte, dass er, bis zu den Knien im schwarzen Wasser, durch die Kanalisation Bajards watete. Bis zu einem riesigen, geschnitzten Thron auf dem ES hockte. Gebückt, der Körper von fettigem Fell überzogen, der nackte Schwanz, der den Boden peitschte. Es saß frech grinsend da und sah ihn an, mit seinen kleinen, bösen Augen.

„Schlag ihm den Kopf ab!“, fauchte eine Stimme. Als er die Augen aufriss, sah er im Licht einer fast heruntergebrannten Kerze die abgewetzte Katzenstatuette. „Kopf ab! Kopf ab!“, schien sie zu schreien. Irgendwo im Haus knarzten Dielen.