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"Eigentlich" und "Vielleicht"
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » "Eigentlich" und "Vielleicht"
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Ruth Merat





 Beitrag Verfasst am: 06 Jul 2018 08:28    Titel: "Eigentlich" und "Vielleicht"
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"Eigentlich" und die kleine Schwester "vielleicht".
Zwei Worte, die ausdrückten, was hätte sein können, wenn man sich anders entschieden hätte, oder wenn auch nur ein kleiner Schritt, ein Moment anders verlaufen wäre. Zwei Worte, die die Möglichkeiten ausdrücken konnten, die einem Menschen Glück, oder Unglück brachten.

"Eigentlich sollte ich gar nicht hier sein", dachte die Frau, die sich müde in der kargen Hütte an die Wand lehnte und daran herunter rutschte, bis sie sich setzen konnte. "Eigentlich war mir ein anderes Leben beschieden." Sie stopfte sich den löcherigen Umhang in ihrem Rücken zurecht, um es ein wenig bequemer zu haben.

"Vielleicht wäre es anders gekommen, wenn er mich an jenem Abend nicht so angeschaut hätte."

Jener Abend lag nun 15 Jahre zurück. Ihre Eltern hatten sie begleitet und sie hatte das Gefühl gehabt, dass sie zu einem Viehmarkt getrieben wurde, auf dem die Vorzüge einer besonders Erfolg versprechenden, jungen Kuh angepriesen wurden.

Ehemals auf dem Land beheimatet, waren die Meyenburgs vor einigen Jahren in die kleine Stadt gezogen. Und da es ihnen finanziell sehr gut ging, entwickelte ihre Mutter Ambitionen. Ruth sollte es mal zu etwas besserem bringen und was lag da näher, als eine vorteilhafte Ehe einzugehen?

Eigentlich hatte ihr der junge Karl gefallen, aber leider stammte er nur aus einer Familie von Kesselflickern, die ihr karges Dasein mit allerlei dubiosen Machenschaften fristete, während sie über Land zogen und laut rufend ihre Dienste anboten.

"Den kannst du dir aus dem Kopf schlagen!" hatte ihre Mutter gebrüllt, als sie die beiden zufällig hinter dem Gartenhaus entdeckt hatte, wo sie sich in aller Unschuld tief in die Augen geschaut hatten. Mit einigen saftigen Ohrfeigen hatte Mutter dann auch sogleich versucht, es selbst zu tun, das 'mit aus dem Kopf schlagen'.

Nun also die Merats. Eine Familie, die Ansehen hatte, wenn auch einen nicht ganz so guten Ruf. Eine große Familie, die sich wohl schon vor etlichen Jahren, in grauer Vorzeit zerstritten hatten und aus zwei Zweigen bestand. Wobei die Fanras einen noch schlechteren Ruf genossen. Viele Gerüchte rankten sich um den Streit und dessen Anlass. Man munkelte sogar, dass es zwischen den beiden Familien zu Morden gekommen sei.

Dennoch: Die Merats waren eine gute Partie. Jedenfalls war das die Meinung ihrer Mutter. Und dann war da Richard, an diesem Abend. Ein gutaussehender, dunkelhaariger Mann, ein paar Jahre älter nur, als sie.

"Vielleicht wäre es anders gekommen, wenn er mich an jenem Abend nicht so angeschaut hätte."


Zuletzt bearbeitet von Ruth Merat am 16 Jul 2018 08:28, insgesamt einmal bearbeitet
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Ruth Merat





 Beitrag Verfasst am: 16 Jul 2018 08:28    Titel: Ohne Wenn und Aber
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"Vielleicht wäre alles ganz anders gekommen, wenn ich damals nur einen Moment später aus dem Haus gegangen wäre - oder früher.

Vielleicht wäre alles ganz anders gekommen, wenn ich damals jemanden geschickt hätte, um diese kleine, völlig belanglose Besorgung auf dem Markt zu machen."

So, oder so ähnliche Gedanken waren ihr oft in den letzten Jahren durch den Kopf gegangen. Gedanken, die wohl jeder schon einmal hatte, der durch einen Unfall etwas verloren hatte. Ein Lidschlag nur, der den Verlauf eines ganzen Lebens verändern konnte. Aber war es wirklich so? Waren es nicht die Götter, die das Schicksal eines Menschen bestimmten?

Sie hatte getrauert. Sie hatte gebetet. Und nach der dritten oder vierten Fehlgeburt, begann sie zunächst mit ihrem Schicksal und dann ihrem Glauben zu hadern. Ihr ganzes Leben war darauf ausgerichtet, Richard einen gesunden Erben zu schenken. Sie selbst wünschte sich nichts sehnlicher, als ein oder vielleicht sogar mehrere Kinder zu haben.

Und je mehr Zeit ins Land strich, je öfter sie von diesen Fehlschlägen heimgesucht wurde, desto kälter wurde es in ihrer Ehe. Er sprach es nie aus, aber das musste er auch gar nicht. Sie merkte, wie er sich mehr und mehr von ihr abwandte und irgendwann verkam alles zur Farce. An die kalten, verachtenden Blicke und Worte Rilas' hatte sie sich schon früh gewöhnen müssen, aber irgendwann sah sie diesen Blick auch bei Richard.

"Eigentlich sollte ich gar nicht hier sein, aber ..."
"Vielleicht, wenn er mich nicht so angesehen hätte, damals ."

Und nun war sie hier, Teil der anderen Familie und sie wusste, dass es dieses Mal ohne Wenn und Aber sein würde. Dass es kein Zurück gab, dass sie endlich ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen musste.
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Ruth Merat





 Beitrag Verfasst am: 31 Aug 2018 08:25    Titel:
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Man sagt, dass der erste Traum in einem neuen Heim in Erfüllung geht.

Aber diesen Traum kannte sie nun schon. Seit etwas mehr als einem Wochenlauf kam er jede Nacht. Er ängstigte sie auf eine merkwürdige Art nicht einmal mehr. Dieses Gefühl des Ausgeliefertseins kannte sie nur zu gut. Sie verabscheute es. Und doch, ganz tief im Inneren, hinter den dunkelsten Flecken ihrer Seele lauerte etwas, von dem sie sich nicht sicher war, ob sie es abstoßen oder umarmen sollte.

Der Altar, sie sah ihn vor sich. Noch immer. Aber sie sah nicht sich. Sie spürte im Traum nur die Gefahr, die davon ausging. Und dann der kurze Schmerz, seitlich an ihrem Hals, das Gefühl von Ungläubigkeit, dass es doch geschehen war. Das Gefühl von Wehmut und Euphorie gleichermaßen. Das Gefühl, dass es endlich vorbei war und schließlich ... die Schwärze, gemischt mit Wärme, dann Hitze, die in ihren Adern zu explodieren schien. Luisa!

An dieser Stelle wachte sie auf, jedes Mal.

Man sagt, dass der erste Traum in einem neuen Heim in Erfüllung geht.

Nachdem sie wieder in den Schlaf fand, waren es weitaus erheiternde, auch sexuelle Träume - jedenfalls soweit sie sich am nächsten Morgen daran erinnern konnte. Und es spielten, soviel wusste sie noch, kleine Männer eine Rolle darin und ein Kobold, der auf einem Weberknecht ritt.
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