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Verse an K.
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » Verse an K.
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Karawyn





 Beitrag Verfasst am: 19 Jul 2013 22:36    Titel:
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Was in einem Traum begann...

"Nichts geschieht, ohne dass ein Traum vorausgeht."

Der Morgen war noch jung, die Sonne hatte gerade erst ihre Fühler ausgestreckt, die ersten hellen Strahlen ausgesandt um die Ausläufer der Nacht in ihre Schranken zu verweisen und die Stunden des Tages einzuläuten als sich der Lockenkopf vor der Feuerstelle im Keller, noch immer nicht wieder entzündet bewegte. Die vom Sonnenlicht aufgehellten Kringel reckten sich, streckten sich in die Höhe als wollten sie die kühle sie umgebende Luft erkunden, Vorhut der ihnen folgenden blauen müden Augen. Nur eine einzige Nacht war vergangen, die allererste, nachdem sie sich ihrem eigenen Drängen folgend für mehr als einen Wochenlauf auf Reisen begeben hatte, zu sich selbst hatte finden wollen... doch gefunden hatte sie das Licht erst mitten im tiefen Schwarz des unbeleuchteten Hauses, hatte sich unter den Zweifeln und Ängsten, dem sehnenden Zittern und Beben hervorgewühlt. Ein Fest in Adoran hatte die letzten Schritte eines steinigen Weges ins Rollen gebracht.
Ein Blick zur Seite enthüllte ihr die noch immer zerknautschten Kissen, die neben ihr noch einen letzten Funken der Wärme desjenigen in sich zu tragen versprachen der, sitzend, Löcher in die Finsternis starrend dort noch vor wenigen Momenten gesessen haben musste.


"Nun sieht der Mond in die richtige Richtung..."



Zusammengekauert wie ein Stück Elend, die Stimme rau und verletzlich, klein, als hätte eine größere nicht sichtbare Hand ihn zwischen unsichtbaren Fingern zusammengequetscht saß der Nachtwanderer gegen die Wand in ihrer Küche gelehnt, die Augen düster brütend, die dahinter verborgene Seele schwer gen Boden sinkend. Nie zuvor hatte Karawyn so um ihn gefürchtet, so gebangt ihn in der Finsternis versinken zu sehen, die ihn wie ein Schatten umgab, sich mit jedem Gedanken, nur ein namenloser dürrer Taugenichts zu sein, selbst tiefer und tiefer ziehend.

"Ich hätte immer dein Freund sein können... hätte dich aus der Ferne lieben können..."

Zweifel über Zweifel, die in jedem Wort mitschwangen... und die wie ein Blitz in das Herz der Tänzerin einschlugen. Wie hatte sie nur so dumm sein können und zweifeln...wie hatte der kleine Funken ein solch dunkles Leuchtfeuer in ihr entzünden können, dass den wunderbaren Moment, den Traum mit düsteren Gedanken verdarb... warum nur hatte sie nicht gesehen, dass die Lage, das gefangen sein zwischen Gefühlen und dem, was die Moral für rechtens empfand ihn auf seine eigene Art und Weise quälte.

Gedankenfetzen flackerten im Bruchteil einer Sekunde vor ihrem inneren Auge auf, entzündeten Lichtfunkenschwärme im unbeleuchteten Haus, die sie von tief innen wieder zu wärmen begannen, Bilder von zwei Händen die einander hielten, von einem Lachen, einem Paar Augen das ihr Halt gab und einem Lächeln, süßer als alle Zuckerblüten der Welt.
Ein Abend im späten Herbst an dem Ruben und sie nass bis auf die Haut im Keller gesessen hatten, während die Feuerstelle den Regen aus Mänteln, Strümpfen und Haaren vertrieb... Ein später Nachmittag, ein Abenteuer in den Höhlen vor Bajard, das einen Froschprinzen zur Familie hinzugefügt hatte... Eine Umarmung die den Schmerz und die Scham über das blaue Auge und den unnützen Arm verschwinden hatte lassen. ..Das leise Flüstern zahlloser Briefe die ihr von Anfang an von den in ihm erwachenden Gefühlen hätten Kunde tragen sollen... Blicke, Gedanken die so deutlich und doch vielleicht zu sehr hinter der eigenen Vorsicht verborgen lagen als dass sie vollkommen zu ihr durchgedrungen waren. ..Seine Hand die ihre fest umschlungen hielt, wenn er sie zu nächtlicher Stunde durch Wälder sicher nach hause brachte... Ein Kuss, kaum fassen wollend, kaum zu glauben bereit, dass das Glück ihm noch eine Chance bot...


"Wirst du mit dem Streit im Nachtvolk glücklich sein... Nein...
Wirst du glücklich sein wenn Yannick geht...Nein...
Es bleibt nur dass ich verschwinde..."


"Neeeiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnn......", begann jede Pore ihres Körpers aufzuschreien und der Drang, zu ihm zu gehen, die sichere Entfernung zwischen ihnen beiden zu überbrücken wurde zu stark. Es zerrte und zog an ihr bis sie glaubte zwischen den vielen Emotionen die auf sie einprasselten zerrissen zu werden und so wurde aus den Schritten ein Taumeln, aus dem eleganten Kniefall ein Zusammensacken und aus den liebevollen Worten, die sie ihm entgegnen wollte eine heisere Frage...
"Du liebst mich...?"
"Du...liebst... mich...?"

Er hatte ehrliche Gefühle für sie?
Noch bevor die Gedanken wieder einsetzen konnten, noch ehe sich das Gerüst aus Fragen, möglichen Folgen und Ängsten wieder über ihrem Kopf aufbauen konnte streckte sie die Arme nach ihm aus und zog ihn an sich.

_________________
Wir können nicht immer die Musik wählen, die das Leben für uns spielt, aber wir können wählen wie wir dazu tanzen.


Zuletzt bearbeitet von Karawyn am 19 Jul 2013 23:01, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Ruben Siluvaine





 Beitrag Verfasst am: 03 Jun 2018 16:45    Titel:
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Ein Pergament liegt vor einer gewissen Haustür in Schwingenstein. Es wurde einmal in der Mitte gefaltet und mit einem Stein beschwert, damit es nicht vom Wind weggeweht werden kann.


18.

Als deine Füß' den Stein einst trafen,
war sicher ihm 'ne Gottheit hold.
Doch wie könnte der Stein je schlafen,
wie sein, ohn' dass er weiter rollt?

So glücklich angeschubst vom Fuße
kam er erst richtig auf den Weg
und gänzlich ohne Abschiedsgrüße
war er, nunja, auf einmal – weg.

Wie undankbar, wie Stück um Stück
der Stein sein Glück hinter sich ließ.
Wie er so rollte, war's entzückend,
und er vergaß, was Glück mal hieß.

19.

Natürlich ahnst du's, kennst ihn lange,
dass der Stein nicht gewöhnlich ist,
tatsächlich ist mir etwas bange,
dass er's zu sehr nicht ... nicht nicht ist.

Natürlich ahnst du's, dass der Kiesel,
den du mal trafst, nur Unfug kann.
Er trägt tatsächlich selber Stiefel
und folgt dem alten Schlendrian.

Wie könnt' der Wanderer nur rasten,
ohn' dass er hätt' die Welt gesehen?
Hat dich zu oft, zu lang verlassen,
um dein Misstrau'n nicht zu verstehen.



Unten auf dem Pergament wäre noch Platz für drei weitere Strophen, doch dort findet sich nur eine - darunter viel Platz, als seien dort dem Verfasser die Worte ausgegangen. Dafür wurde ein Buchstabe mehrmals mit besonderer Sorgfalt nachgezogen.


21.

Es tut ihm leid, wird er wohl denken,
sich eingesteh'n die Schuld auch leis'.
Zu klein sind Worte und Geschenke;
das einzig Wahre ein Beweis.
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Karawyn





 Beitrag Verfasst am: 19 Jun 2018 07:55    Titel:
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"Unsere Leben mögen nicht zusammengepasst haben…aber sieh nur wie unsere Seelen miteinander tanzen."


Die Stille einer lauen Sommernacht breitete ihren Mantel aus den schönsten Farben über die kleine Siedlung am Hang der Berge des Klosters, legte ihr Kleid mit tausenden Sternen besetzt an und machte sich daran, einmal um den Himmel herum zu wandern, während sich unter ihr die Köpfe wehrlos in ihre Kissen schmiegten, ins Land der Träume sanken.
Am Rande Schwingensteins zwitscherte eine kleine Amsel ihre letzten müden Töne vom erfolgreichen Flug durch die wilden Beeren, ehe auch sie die gefiederten Flügel um sich breitete und den Kopf darunter verschwinden ließ. Das helle Flirren der Sonne verschwand und übergab sein Zepter dem leisen Summen der Nacht. Vor einem der Häuser, nicht viel größer oder viel kleiner als die anderen, saß eine junge Frau, den Rücken an die helle gekalkte Wand gelehnt, die Beine an sich gezogen und hatte den Blick zum Himmel gehoben.

Wann immer Karawyn den Blick vom hier und jetzt nahm, ihn zu den zahllosen hell leuchtenden Lichtern schickte, verlor sie sich in deren unendlicher Weite und konnte all das, was ihr auf der Seele brannte, für einen kurzen Augenblick vergessen. Die Schwingen des Schwan breiteten sich über ihre Gedanken, der Kelch goss sein schimmerndes Inneres über sie und das Buch wusste zahllose Geschichten, deren Sprache so alt wie die Welt und dennoch stets neu wie ein gerade geborenes Kind in ihrem Ohr erklang. Manchmal hatte die junge Schneiderin das Gefühl, einen Funken der Geheimnisse zu erblicken, die in der Unendlichkeit versteckt lagen, doch endete der Moment so schnell wie er begonnen hatte.

Das Rascheln von Papier unter ihren Fingerspitzen, verführerisch sehnend und gleichsam schmerzlich bekannt, lockte sie aus ihrem dunklen Meer zurück auf das kleine bestickte Kissen, das sie sich der Bequemlichkeit halber unter ihre Kehrseite geschoben hatte. Der Abend war inzwischen schon zu weit fortgeschritten, um die Buchstaben noch erkennen zu können und dennoch brauchte sie den Inhalt nicht zu sehen, hatte ihn längst oft genug gelesen um die Tintenspuren auch mit geschlossenen Augen nachfahren zu können. War es gestern, heute…oder schon ein paar Tage her gewesen, als sie am frühen Morgen die verräterische Spur seiner Anwesenheit an ihrer Vordertür bemerkt hatte?

So sehr sich Karawyn dagegen sträubte, so sehr sie ihrem Herz befahl sich zu beruhigen, so machtlos war sie doch gegen das plötzliche Gefühl des sich verengenden Brustkorbes. Ihr Herz war ein mieser Verräter, schlug es ihr doch plötzlich bis zum Hals, wollte auch nach tiefen Atemzügen keine Ruhe geben und schon die Erinnerung daran ließ den Moment wieder in greifbare Nähe rücken. Ja, er war zurück, zurück aus der weiten Welt, die ihn so lange verschluckt, die ihn mit zu einnehmenden Versprechungen geködert hatte, bis das Band eines Zuckerfadens und der Kuss einer langen Nacht zu einer leiser Erinnerung unter geschlossenen Lider zusammengefallen waren, wie das Licht einer Kerze, deren erloschene Flamme noch eine ganze Zeit weiter glimmt. Trotz des wenigen Restlichtes öffnete sie den letzten der Briefe und sah auf die nur wenigen erkennbaren Zeilen, sah auf die Lücke zwischen den oberen und den unteren Textzeilen und wusste um die vielen Dinge, die vielleicht für immer ungesagt würden bleiben.


Jahre waren vergangen…

Jahre hatten sie beide verändert, jeden für sich und doch auch beide in einer gewissen Art und Weise gemeinsam. War es damals ein kaum zu umgehendes Schicksal, eine Fügung der Sterne, dass zwei Seelen einander zu einem besonderen Tanz gefunden hatten, so wusste Karawyn heute, dass die sie verbindende Geschichte aus Annäherung und Verlust, aus zu vielen voneinander entfernt verbrachten Jahren und die noch immer füreinander schlagenden Herzen alles zugleich einfach und unglaublich kompliziert machten.

Konnte sie ihn gern haben?

Karawyn konnte sich ein bitteres Schmunzeln nicht verkneifen, spürte das Ziehen in ihrem Herzen, als habe sein Besuch es aus einem ruhigen Schlummer am Grunde der tiefen blauen See wieder zum Leben erweckt. Betrachtete man es genau, gab es die Frage nicht…nicht im eigentlichen Sinne, denn sie wusste seit dem ersten Anblick der dunklen, länger gewordenen Haare, der ein wenig schlaksigen Gestalt und der manchmal mehr grauen als blauen Augen, dass sie nie aufgehört hatte ihn im Herzen zu tragen. Mit seiner manchmal zurückhaltenden Art, sich selbst für weniger zu halten als er eigentlich war hatte er einen direkten Weg hineingefunden, ganz ohne Umwege, vorbei an allem, dass sie bis dahin zusammengehalten hatte. Vorbei an einer anderen Liebe, die das Meer mit sich genommen hatte, vorbei an jugendlichen Schwärmereien, die heut zu echten Freunden geworden waren und ohne Umschweife ins pulsierende schlagende Herz des Vollmondes. Sehr leicht schüttelte Karawyn den Kopf und fragte sich, wohin sie der Weg nun treiben würde.

Wollte sie ihn gern haben?

So sehr sie diese Frage auch drehte und wendete, sie auf den Kopf stellte um die empfindliche Unterseite zu betrachten und bis in die kleinsten Winkel vordrang, wie ein Forscher der die Risse in einer alten Vase betrachtet, so wenig wusste sie sich jetzt, zu diesem Zeitpunkt, einen Rat oder gar eine Antwort zu geben. Zu viele Jahre waren vergangen um dem leisen Zweifel in ihr nicht Nahrung zu geben, zu gut kannte sie das Sehnen der weiten unentdeckten Ferne, der man leicht erliegen konnte und zu sehr fürchtete sie sich davor, mit den Füßen inmitten eines prächtig schimmernden Scherbenhaufens zu stehen, dessen Funkeln die kleinen Tropfen Herzblut überdeckte. Aber barg nicht jeder Tag im Leben ein Risiko, konnte man nicht in der schönsten Idylle Leid finden, während im größten Schmerz oft etwas Neues entstand, das die Tränen zu trocknen wusste? Karawyn biss sich auf die Lippen, erinnerte sich an den Tod ihrer Mutter, an Leons Ende, an das Gefühl, als der junge Bote ihr schonungslos von Yannicks Tod erzählt hatte und zugleich an das warme Gefühl der Freundschaft, das sie mit den anderen im Nachtvolk verband, an das grenzenlose Staunen und Leuchten in den Augen, wann immer sie gemeinsam aufgetreten waren und an die nicht endende Liebe für ihren Sohn, auch wenn er nie das gleiche Blut tragen würde.
Rubens Bild waberte vor ihrem inneren Auge auf und auch ohne weiter nachzufragen wusste sie, dass die Entscheidung im Inneren schon getroffen war. Sie würde ihm die Chance geben…keine Chance sich zu beweisen, denn er sollte sich nicht zu jemandem machen, der er am Ende niemals sein wollte. Eine Chance zu sehen, ob das Leben an einem Ort ihm schmeckte, ehe sie das leise Flüstern und grenzenlose Pochen in ihrem Inneren wieder zuließ.


Die Zeit würde zeigen, ob aus dem, was in einem Traum begann mehr werden würde oder ob nach dem Erwachen nicht mehr als zwei übrig blieben, der Seelen zwar zusammen wie eine tanzten, nicht aber füreinander bestimmt waren.


_________________
Wir können nicht immer die Musik wählen, die das Leben für uns spielt, aber wir können wählen wie wir dazu tanzen.


Zuletzt bearbeitet von Karawyn am 20 Jun 2018 07:30, insgesamt 2-mal bearbeitet
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