Der versöhnliche Abschluss eines Tavernenabends

[Zarrak Feuerklinge]

Die Sonne stand schon ziemlich tief als Zarrak seinen Kopf aus dem Eingang streckte, er blinzelte, brummte dann missmutig und kletterte ganz aus der Höhle heraus. Er streckte sich ausgiebig und klopft sich den feinen Staub von der Kleidung, vergnügt machte er sich nun auf den Weg in die nächstgelegene Taverne.

Normalerweise mied er die Begegnung mit den Stelzen, doch schon oft hatte er das Glück gehabt das die vom Bier berauschten Bergarbeiter wie kleine Kinder sämtliche Geheimnisse preisgaben, vielleicht konnte er auch heute wieder Informationen aufschnappen und diese in glänzendes Gold umwandeln. Beim Gedanken daran zeigte sich ein gieriges Grinsen, welches er jedoch verbarg als er die Tür zu der Taverne auftrat. Die glasigen Blicke der Anwesenden trafen ihn sofort, Zarrak nickte nur knapp und wollte sich auf den Weg zu seinem Platz machen als das Wort „Kleinwüchsiger“ an sein Ohr drang. Er drehte sich nach der Quelle des Wortes um und bedachte den Mann mit einem grimmigen Blick, um dies auch noch zu untermauern fasste er demonstrativ prüfend an seine geschärfte Axt.

Der Mann ließ sich davon beeindrucken und blickte flugs wieder auf Bier, zufrieden setzte sich Zarrak in die Ecke und begann den Gesprächen zu lauschen. Mit der Zeit hatte er die Fähigkeit entwickelt sobald Worte wie „Wertvoll, Geheimnis und Schatz“ fielen, sich in die Unterhaltung einzuschalten um möglichst viele Angaben zu erhalten, doch an diesem Abend war die Ausbeute gleich null.

Griesgrämig umherschauend sah er plötzlich wie der Wirt mit einem Tablett auf ihn zulief.

„Was kann ich Euch bringen“, fragte er mit gespielter Beflissentlichkeit.

„Ein Bier“, raunzte Zarrak ihn an.

Nach einigen Minuten tauchte der Wirt wieder auf und stellte ihn den Krug vor die Nase, dann verschwand er wieder. Angewidert rümpfte Zarrak die Nase und holte unter dem Tisch seinen Krug hervor, an seinem Gürtel hatte er immer ein kleines Fässchen mit Zwergenbier, gedacht für Notfälle und dies war in Zarraks Augen einer, dies füllte er in den leeren Krug. Dann tauschte er die beiden Krüge aus und stellte den mit dem Gesöff neben sich auf die Bank.

Er leerte den Krug in einem Zug, knallte ihn auf den Tisch und entließ ihm gleichen Atemzug einen kolossalen Rülpser in die Freiheit. Auch das konnte seine Laune nur kurz heben, so wie es aussah würde er an diesem Abend wohl leer ausgehen, er kramte in einem kleinen Beutel herum und holte drei Asseln heraus welche er in das Bier tat das ihm der Wirt brachte, dann holte er tief Luft und ging zum Tresen.

„WIRT“, brüllte er für alle hörbar.

Der Wirt lugte über die Theke und sah auf den Zwerg.

„Ich werde dieses Bier nicht bezahlen, gerade wollte ich meine trockene Zwergenkehle befeuchten als ich sehen musste was sich noch in diesem Krug befand“, Zarrak setze einen empörten Blick auf und zeigte anklagend auf den Krug.

Als der Wirt in den Krug blickte weiteten sich seine Augen, er sah sich kurz um, um zu sehen ob die Szenerie beobachtet wurde, beugte sich zurück und gab dem Zwerg einen Beutel mit Gold. „Sag nichts“, flehte er fast, um den Ruf seiner Taverne bemüht.
Auch Zarrak senkte nun seine Stimme, nahm den Beutel entgegen und prüfte ihn wiegend. „Dann will ich darüber hinweg sehen, passt aber das nächste mal auf was sich alles noch in euren Fässern befindet außer Bier“, meinte Zarrak wohlwollend. Anschließend machte er kehrt und ging aus der Schankstube.

Die Nacht hatte nun vollends ihren dunklen Mantel über Alathair ausgebreitet. Nur in der Ferne konnte man ein schwaches Licht erkennen das offenbar von einer Laterne ausging. Da die Neugierde überwog folgte Zarrak dem Licht und kam zu einem Haus. Etwas abseits der Tür stand die Laterne, die Tür stand offen und auf dem Boden liegend konnte er Adalbert erkennen - ein versoffener Minenarbeiter aus der Gegend, der vor langer Zeit eine Goldader entdeckte und sich an dem neuen Reichtum fast zu Tode trank.

Immer noch seiner Neugier folgend trat Zarrak in das Haus und sah sich um, die Einrichtung war spärlich, ein Bett das sicher schon bessere Zeiten gesehen hatte, ein Schrank dessen Türen mehr schlecht als recht in den Angeln hingen, zerfetzte Teppiche...Dann fiel sein Blick eine Kiste, reichlich verziert und mit wunderschönen Gravuren. Er überlegte nicht lange, nahm den schnarchenden Adalbert die Schlüssel ab und suchte sich den richtigen.

Zarrak vermutete das der Trunkenbold vielleicht Minenpläne in der Truhe aufbewahrte, als es dann schließlich „Klick“ machte und er den Deckel der Kiste anhob entglitten ihm sämtliche Gesichtszüge. Seine buschigen Augenbrauen hoben sich erstaunt als seine Augen prüfend über den Inhalt der Kiste wanderten. Ein Schwert, einige Bananenschalen, und wertlose Papiere erblickten sie. Enttäuscht grummelte Zarrak allerlei zwergische Flüche in seinen Bart, dann beschloss er die Kiste kurzerhand mitzunehmen.

Schließlich hatte er jedes Recht dazu, eine so wertvolle Kiste befüllt man nicht mit wertlosen Tand, so begann er leise die Kiste leer zuräumen und zog sie zum Ausgang. Den betrunkenen Adalbert schob er ein wenig beiseite und schaffte die Kiste nach draußen.

Er krempelte die Ärmel hoch und machte sich auf den Heimweg.