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Chargeschichte - Owyn Llastobhar
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Owyn Llastobhar





 Beitrag Verfasst am: 13 Jun 2006 18:14    Titel: Chargeschichte - Owyn Llastobhar
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Jugendhafte Gedanken:

Die zarten Augenlider des jungen Mannes waren vielleicht gerade einmal bis zur Hälfte geschlossen, während die ruhigen, eisblauen Augen fast apathisch wirkend, auf das in dunklem Leder eingebundene Buch stierten. Des Öfteren konnte man jenen Zustand bei Owyn beobachten, da er im Allgemeinen den Großteil seiner freien Zeit diverser Literatur widmete. Gerade dieses recht groß ausgeprägte Interesse bedeutete wohl den größten Unterschied zu seinen beiden Brüdern Tarleed und Leith, wobei der erstere es vorzog seiner körperlichen Ertüchtigung in der Kampfeshalle, im Erdgeschoss oder dem Vergnügen mit der jungen, bildschönen Zofe nachzugehen. Es wäre wahrlich nicht das erste mal gewesen, wie erst fehlgeschlagene Versuche der Verschleierung, dann offenkundige lustvolle Geräusche in den dunklen Nächten der Insel Khimane an sein Ohr drangen. Doch schienen diese Laute in all den späten Stunden, bis dato nicht sonderlich sein Interesse zu erwecken, vielmehr betrachtete er diese ‚Ablenkung’ nahezu als Zeitverschwendung die wesentlich effektiver zu nutzen gewesen wäre. Letzterer und auch jüngerer Bruder Leith hingegen, war für ihn weniger durchsichtig und berechenbar als Tarleed, was ihn jedoch nicht unbedingt unsympathischer für den Knaben darstellen ließ.

Im Eigentlichen lag die Gemeinsamkeit der drei Brüder weniger bei ihren Charakterlichen Eigenschaften, die sich doch sehr deutlich von einander unterschieden, als in ihrem typischen Aussehen die durch die Geschehnisse der Vorfahren der Familie Llastobhar besiegelt war. Die Haarpracht jener, lag in einem schneeweißen Schimmer und die elfenbeinartige, blasse Haut unterschied sich nur bedingt in einigen leicht abweichenden Nuancen von dem Rest der Familie. Owyn’s seidenes, gepflegtes Haar war schon im Kindesalter, unaufhaltsam in die Länge gewachsen, somit er die längsten der Geschwister aufwies, doch vertrat jede einzelne Partei die eigenen Ansichten über schönem Aussehen und praktischer Handhabung. Der Körperbau des Jugendlichen war schon immer etwas schmächtig und hager ausgefallen, keinstenfalls dürr oder unansehnlich, sondern seinen filigranen Strukturen angemessen. Man hätte ihn als den Bestaussehensten der drei betiteln können, woraus er jedoch keinerlei nutzen zog, oder ziehen wollte, da er sich in diesem Alter recht wenig für das andere Geschlecht interessierte, eher eine gute Lektüre vorzog.

Die feingliedrigen Hände umschlangen in diesem Moment regelrecht das besagte Buch und hoch konzentriert verfolgte er jede einzelne Zeile der kleingedruckten Lettern, regelrecht eingehüllt in den Fängen der Wahrnehmungslosigkeit seiner direkten Umgebung die um ihn herum wie feine Schlieren zu verschwimmen schien. Doch die Realität beschloss ihn blitzartig wieder einzuholen, als er plötzlich eine auftauchende Gestaltenform in seinen Augenwinkeln wahrnahm. Ein leises theatralisches Seufzen entfloh Owyn’s Kehle, als er bemerkte dass sein älterer Bruder wieder einmal ungefragt und vor allem ruckartig sein Zimmer betrat. Tarleed wusste ganz genau, dass er in seiner Konzentration nicht gestört werden wollte, doch machte sich der teilweise doch rüpelhafte Kerl keinen Hehl daraus diese Bitte so oft wie möglich zu brechen. Mit einem tadelnden, sowohl auch amüsierten Grinsen auf den Gesichtszügen darüber, dass er seinen jüngeren Bruder wieder einmal bei etwas wichtigem gestört hatte begann dieser nun seine so oft wiederholte predigt. „Wie kannst du dich nur tagtäglich hinter den Büchern vergraben,“ ertönte es und in seinem Blick spiegelte sich ungeahnte Belustigung wieder, die verlauten ließ, dass er heute vielleicht sogar einen Schritt zu weit gehen würde. „Egal wie viel du liest, du wirst nie an Vater herankommen. Gib es doch endlich auf, Hasenfuß“ Jene Aussage war zuviel für Owyn, dessen Mundwinkel schon beim Beginn der Worte seines Bruders zu zucken begannen. Die eisblauen Augen schlossen sich einen kurzen Moment, ehe sie zuerst kampflustig dann auf einmal resignierend Tarleed entgegen leuchteten, denn egal was er nun von sich gab, würde es niemals reichen seinen Bruder das Wasser zu reichen oder gar eine befriedigende Antwort zu geben. „Verschwinde aus meinen Zimmer“, waren die schlichten Worte die er ihm darauf entgegen brachte und Tarleed das Gefühl gaben wieder einmal, wie sonst auch, die Gewinnerseite zu besuchen, dass auch sein ebenso plötzliches Verschwinden wie Auftauchen erklärte. Das Augenmerk lag nun auf der wieder geschlossenen, dunkelbraunen Eichentüre die fest und stark in ihrer Verankerung eingebracht und eigentlich ein eindringen als unmöglich darstellte, wenn man denn den Schlüssel zu jenem Schloß besaß. Doch diese wurden schon zu Kinderzeiten von den Eltern, Tuirean und Ginessea eingezogen und es würde sich auch in Zukunft nichts an der eingeschränkten Privatsphäre der Kinder ändern. Gerade das war der Grund, wieso ihm sein jüngerer Bruder genehmer war, denn dieser konnte zwar ebenso wenig Verständnis für den Bücherwurm aufbringen, wusste ihn jedoch in Frieden zu lassen und vor allem: Er ließ keine dümmlichen Kommentare vom Stapel.

Doch in gewisser Weise hielt Tarleed recht, zumindest in der Hinsicht dass er seinem Vater enorm nacheiferte. Es war wohl sein unausgesprochener großer Traum, einmal jenes Ansehen und die Macht des Vaters zu besitzen doch sollte dies kein leichtes Unterfangen darstellen. Immerhin waren die Charakterzüge alleine, schon recht unterschiedlich, da er weder die Dominanz noch die Strenge Tuirean’s besaß sondern zurückgezogen und gelassener Herkunft war. Einzig und allein das Streben nach Wissen und Macht stellte eine gewisse Verbindung der beiden dar und ebenso wurde das Potential der Magie des Vaters auf ihn übertragen, was jedoch in den tiefen Sphären seines Bewusstseins zu schlummern schien. Da gab es schon eher Eigenschaften seines Onkels, zweiten Grades die mit wachsendem Alter immer ausgeprägter, doch keinstenfalls in gleicher Größenform auftraten und eigentlich zuerst niemanden in der Familie groß auffielen. Zwar fing er sich in kürzeren Zeitabständen, strenge Blicke und auch kleinere Strafen ob seiner sarkastischen und zynischen Bemerkungen ein, wurde aber nur einmal und das eher spöttelnd mit Kailen in Verbindung gebracht. Eine immer währende Kühle durchzog seine eigentlich feinen, zarten Gesichtszüge und nur selten gelang es einer Person diese zu unterbrechen, wenn dann nur für einige Augenblicke wodurch meist ein süffisantes, kaum jemals ein warmes Lächeln auf seinen Lippen entstand.

Seine Gedankenschwelge wurden durch unruhiges und schnelles Getrappel auf den Fluren vor dem kleinen Zimmer unterbrochen was wieder einmal bedeuten sollte, dass sich das gesamte Personal auf den Weg in das Schlafgemach des jüngsten und gleichzeitig einzigen, weiblichen Geschwisterteils befand. Irgendetwas musst wieder geschehen sein, doch kümmerte es den zart Bleichhäutigen weniger, denn für was gab es das Personal. Nun konnte er die Fortsetzung seiner Beschäftigung jedenfalls zunächst beiseite legen, da die Unruhe in dem Anwesen sowie in ihm selbst, es als Unmöglich darstellen lies, noch einen klaren und konzentrierten Gedanken fassen zu können. Leise seufzend und elegant erhob sich Owyn von seinem Bett und trat zunächst orientierungslos einige Schritte in die Mitte des Raumes wo er eine störende, ins Gesicht gefallene, schneeweiße Strähne aus der Stirn hinter sein rechtes Ohr striff. Ein wenig Ablenkung würde ihm vielleicht gut tun, denn immerhin war es alles andere als ein Kinderspiel die Schriften aufmerksam und konzentriert zu verinnerlichen. Einige weitere, wohl durchdachte Schritte führten ihn an das Ende des Raumes und somit zu der großen, anmutigen Eichentüre. Ein klickendes Geräusch drang an seine Ohren, als die elfenbeinartige, filigrane Hand auf das kalte, reich verzierte Metall der Klinke auflag und jene bedacht gen Boden gedrückt wurde. Knarrend öffnete sich diese einen Spalt, durch den die zusammengezogenen eisblauen Augen hindurch spähten, jedoch keine Personen vernahmen und somit vollends geöffnet wurde um langsam über die Schwelle zu treten. Einen kurzen Augenblick hielt der gesamte Körper inne, als eine helle Stimme vom Erdgeschoss zu ihm hindurchdrang, die eindeutig seiner Mutter entsprach. „Kinder, das Familienessen ist angerichtet….“

Das Erwachen:

Ein lauer Sommerwind durchstriff in aller Seelenruhe das Eiland Khimae der Inselgruppe Laurend’dil, während sich Owyn auf dem kleinen, befestigten Pfad in Richtung des Anwesens zurück begab. Wieder einmal hatte er die kleine Bibliothek des Dorfes Morovan aufgesucht, um durch neue Lektüre seinen Wissensdurst bändigen zu können. Einige Zeit war vergangen und die Brüder waren alle mittlerweile auf dem besten Wege erwachsen zu werden, was man auch an den 17 Lenzen des Zweitgeborenen bemerken konnte. Doch eine innere Unzufriedenheit prägte den Charakter Owyn’s, denn so trug er zwar die Gabe seit frühen Kindestagen in sich, welche jedoch noch nie wirklich zum Ausbruch gekommen war. Es lag einfach außerhalb seines Verstandes, dass er alles dafür tat, um die Fußstapfen seines Vaters zu betreten, aber dafür nicht einmal die Früchte seines Fleißes ernten zu können. Diese Gedankenzüge, die nicht allzu selten in seinem Inneren auftauchten, stürzten ihn in tiefen Unmut und fast zornig ließ er die mittlerweile erreichte und geöffnete, schwere Türe im Eingangsbereich des Anwesens ins Schloss fallen.

Natürlich blieb dieses unangehme Geräusch nicht unentdeckt, sodass er einen ordentlichen Rüffel Tuirean’s kassierte, was ihm fast das familiäre Abendessen kosten ließ. Eher schlecht als Recht verbarg Owyn den aufkeimenden Trotz vor seinem Vater, denn er wusste genau das bei jedwaigen Widerworten noch schlimmeres auf ihn warten würde und er reumütig klein beigab. „Nun mach, dass du ins Esszimmer kommst“, dominant und befehlend wirkten die Worte des Familienoberhauptes und nur kurz darauf betrat Owyn das riesige Esszimmer mit der pompösen, dunklen Eichentafel, den dazugehören reich verzierten, gepolsterten Stühlen und beobachte das bunte Treiben der Bediensteten, die in aller Hektik das Essen anrichteten. Seine beiden Brüder sowie Ginessa hatten bereits ihren angestammten Plätze eingenommen somit nun die gesamte Familie, bis auf das kleine Schwesterchen, die schon zu Bett gebracht wurde, vorhanden war. Ein wenig spöttelnd ließ Tarleed einen seiner anstachelnden und eigentlich unnützen Sprüche vom Stapel. „Na Bücherwurm, haben wir mal wieder ein wenig länger gebraucht und in der Bibliothek Staub angesetzt?“ Worauf Owyn gerade die zusammengepressten Lippen öffnen wollte, um einen mehr als zynischen Ausspruch von sich zu geben, welcher jedoch von Tuirean im Keim erstickt wurde. „Seid bloß ruhig ihr beiden, sonst war es das mit dem Essen und ihr geht hungrig auf euer Zimmer“. Der Tonfall des Vaters verriet, dass dies keinstenfalls eine leere Drohung seinerseits darstellte, sondern beim nächsten Widerwort gnadenlos vollzogen wurde.

Das Machtwort gab somit den Verlauf des weiteren Schmauses an und fast wäre es ein gemütliches Beisammensein gewesen, selbst wenn dies gar unmöglich bei dieser durchtriebenen Kälte, die in der Luft lag, wäre. Doch der Vater selbst unterbrach diese unheimliche Stille und war im Inbegriff, die schlimmste Vorstellung Owyn’s zu erfüllen. „Doch Tarleed hat recht“ meinte er trocken, was Owyn aufblicken, und fast an einem Stück Brot verschlucken ließ. „Die ganze Zeit vergräbst du dich hinter deinen Schriften, doch sehe ich keine Ergebnisse. Tarleed werde ich demnächst zur Magierakademie Tirell auf Gerimor schicken“, er vollzog eine kurze Pause um ihn eindringlich anzusehen „Aber bei dir bin ich mir da nicht mehr sicher, ob es nicht genauso zwecklos wie bei deinem kleinen Bruder ist“, Leith Kaubewegungen stoppten abrupt doch im selben Moment fing er sich wieder und hielt es für besser, diese Aussage keinstenfalls zu kommentieren, obwohl man ihm ansehen konnte das es ihn getroffen hatte. Ganz anders Owyn, den die Worte seines großen Vorbilds wie ein Hammerschlag ins Gesicht trafen und ihn seinen Vater ernüchternd, wie ins kalte Wasser geworfen, mit den eisblauen Augen ansehen ließen. „Immerhin tu’ ich etwas dafür“, übertrat es zynisch seine Lippen, vielleicht extremer wie es ihm eigentlich lieb war, denn die Worte waren noch nicht ganz ausgesprochen, als sich Tuirean erhob und mit dem rechten Arm in Richtung Obergeschoss deutete. „Nicht in diesem Ton, verstanden. Rauf in dein Zimmer und Gnade dir Gott wenn ich dich heute noch einmal auf den Gängen erwische“! Die wütende und befehlende Tonlage ließ keinerlei Widerworte offen und mit wechselnder Gefühlslage ausgestattet trottete der junge Mann zur großen Eingangstreppe und stieg jene empor. Zorn, Wut doch auch Verzweiflung und Enttäuschung spiegelten sich in den feinen Zügen des porzellanartigen Gesichtes des Jungen wieder. Ein wahrer Ausbruch der Emotionen vereinnahmte den schlanken, blassen Körper und man hätte es für kaum möglich befunden, dass dieser im Moment sogar noch ein wenig bleicher wirkte. Seine filigranen Hände begannen zu zittern und wurden zu kleinen Fäusten geballt, die sich nur für kurze Augenblicke verkrampften, ehe die doch recht kurz gehaltenen Fingernägel verhinderten, dass lauwarmes Blut der Hand entsprang. Die eisblauen Augen wurden auf einmal immer blasser, zu einem blassen grau, bis jene wirkten, als wäre sein ganzes Leben ausgehaucht und genau so fühlte sich Owyn im Moment. Dieser Zustand war für ihn unbeschreiblich, gar wie in Trance nahm er nur noch die verzogenen Strukturen seines Zimmers war, als der Wunsch immer größer in ihm heranwuchs einfach nicht mehr vorhanden zu sein. Sein gesamter Körper bebte innerlich vor Machtlosigkeit und verschwommen dachte er neben sich zu stehen, ja gar sich selbst zu sehen als wäre er seinem Körper entwichen und dann war da noch diese ruhige, harmonische Musik in seinem Ohr. Ein halb aufgefülltes Glas mit Wasser auf der kleinen Kommode neben dem Bett begann leicht zu zittern und die Flüssigkeit geriet in Bewegung, bis ein kleiner kreisender Wirbel indessen entstand. Schlag auf Schlag klärte sich die Wahrnehmung des jungen Erwachsenen der starr in der Mitte des Raumes verweilte und nun das Haupt, fast mechanisch in Richtung des Boden neigte.

Sein Augenmerk fixierte wie vorherbestimmt den rechten Arm, der wie von einer fremden Macht leicht angehoben und fast vollkommen ausgestreckt wurde. Die zuvor halbgeschlossenen Augenlider wurden weit aufgerissen, doch die pure Angst wich einem gar endlos interessiertem wenn auch erschrockenem Blick als er ‚es’ vernahm. Zuerst schien es, als würde der Fingernagel des mittleren Fingers vergilben, ja fast altern ehe Owyn bemerkte das es ihm die restlichen gleich taten. Die Fingerkuppen wurden immer bleicher wobei die Haut alterte und feine Falten diese durchzogen, was sein Interesse nur noch weiter schürte. Die nachtschwarzen Pupillen weiteten sich in der nächsten Phase des Geschehens, dass mit ihm vonstatten ging und ein gleichzeitig unruhiges wie selbstsicheres Gefühl breitete sich ob der Absurdität in ihm aus. Wie durch eine säurehaltige Flüssigkeit wich das Fleisch von den dürren Fingerknochen und arbeitete sich unaufhaltsam über die Handfläche bis schließlich zu seinem Handgelenk vor. Eine knöcherne Hand kam zum Vorschein, doch war dies noch nicht das Ende, denn im selben Zug indem sich das Fleisch von den Armknochen löste, begannen die Fingerknochen nun vollständig zu verschwinden. Fasziniert beobachte er das treiben seines Körpers und trotzdessen seine Gedanken klar und geschärft waren, wollte es ihm nicht in den Sinn gelangen, was da nun gerade mit ihm geschah.

Sein aufschrecken aus diesem fast traumartigen Erlebnis wurde durch das plötzliche auftauchen einer Person in seinen Augenwinkeln besiegelt. Verwundert darüber, dass sein Vater kalt lächelnd in der Türschwelle stand, wurde ihm allmählich klar, dass dieser das gesamte Erlebnis verfolgt hatte. „Was….was….“, ertönten die schwächlichen Worte aus seiner zugeschnürten Kehle, indem er im Moment nicht einmal Ansatzweise daran dachte sein Augenmerk von seinem Vater zu nehmen. „Auf diesen Augenblick habe ich lange gewartet, ich habe schon fast aufgegeben daran zu glauben, doch nun ist es geschehen. Ich denke nun doch, dass du deinen Bruder begleiten wirst“, mit diesen ruhig und knapp gesprochenen Worten wandte er sich von dem verdutzten Owyn ab und schloss die Türe hinter sich. Einen Augenblick verbrachte dieser wie paralysiert, um das eben erlebte zu verarbeiten. Sein verwirrter Blick fiel plötzlich zurück auf den Arm, dessen Haut elfenbeinartig vor ihm erstrahlte, als wäre nie etwas gewesen. Nichts desto trotz breitete sich ein gar freudiges Lächeln auf den farblosen Lippen des Jungen aus, denn nun war die Zeit gekommen, in der er weiter nach seinem Vater streben konnte. Die Fußstapfen in seinen Gedanken waren buchstäblich näher gerückt. Schon bald sollten sein Bruder Tarleed und er sich auf den Weg zur Magierakademie Tirell auf Gerimor begeben. Doch es kam anders…

Der Aufbruch:

An diesem sonnigen Herbstmorgen sollte sich der große Tag für Owyn, auf den er nun mehrere Wochen wartete, abspielen. Mit einem ungewohnt warmen Lächeln trat der junge Mann auf den Vorhof des riesigen Anwesens und ließ durch einen langen Atemzug die Lungen mit frischem Sauerstoff versorgen. Neben ihn trat nun auch Tarleed auf den Vorplatz, dem jedoch dieser Moment regelrecht gleichgültig entgegen sah. Die beiden hatten sich bereits ausgiebig bei der Familie verabschiedet und irgendwie tat es Owyn leid, dass er seinen an sich, lieberen Bruder Leith auf dem Landsitz zurücklassen musste. Aber der Drang der Wissbegierigkeit vertrieb diesen Gedanken recht schnell, zusätzlich durch das Auftauchen des Vaters, der die beiden zum örtlichen Hafen bringen wollte.

Als sie im Hafen ankamen, lag das mittelgroße Schiff mit den riesigen Segeln bereits zum Auslaufen bereit und da sie recht spät dran waren, verlief das Verabschieden von seinem großen Vorbild recht zügig. „Lasst keine Schande über unser Haus kommen“, waren die letzten Worte Tuieran’s, die wie gewohnt kühl seinen Lippen entwichen. Die schmale Holzbrücke auf das Schiff wurde in aller Ruhe überquert und einige Augenblicke später wurden ihnen ihre Kajüten zugeteilt, die zwar klein, aber keinstenfalls schäbig waren. Owyn wies noch einige Müdigkeit von letzter Nacht nach, in der wegen der Aufregung kein Auge zubekam, somit er sich dazu entschied einen Moment ausruhen zu wollen. Die Augenlider schlossen sich und es war ihm in dieser Lage unmöglich gegen das schläfrige Gefühl anzukämpfen.

Etwas unsanft wurde er aus einem absurden, irrealen Traum gerissen, der ihn regelrecht von der Pritsche hochschrecken ließ. Das Schiff befand sich in einem enorm wankenden Zustand und mühselig konnte er sich auf den Beinen halten um die Passagierunterkünfte auf das Deck zu verlassen. Sie waren doch tatsächlich in einen gewaltigen Sturm geraten und die Mannschaft kämpfte mit aller Kraft gegen dieses Unwetter an. „Mach dass du rein kommst“, fuhr in Tarleed von hinten an, worauf Owyn tat, was sein älterer Bruder von ihm verlangte, da er keine Lust auf großartige Diskussionen mit ihm hatte. Das Unwetter verzog sich ebenso schnell wie es aufgetaucht war und eine weiterhin ruhige Überfahrt lag vor den beiden Llastobhar Brüdern, die schließlich nach einigen Wochen am Hafen Bajard’s sein Ende fand. Tarleed erfasste den Entschluss in der hiesigen Schenke, den Standort Tirell’s zu erfragen und Owyn gab keinerlei Widerworte. So war es doch die beste Idee. Die Taverne war jedoch bis auf einen einzelnen Gast zu jener frühen Morgenstunde verlassen, sodass sich die Frage von selbst erübrigt hatte, wen sie denn nun um Rat ansprechen sollten.

Der schon in die Jahre gekommene, alte Mann zog die Augenbrauen sachte empor, als er vernahm was die beiden jungen Herren von ihm wissen wollten. Anstatt ihnen jedoch den Weg zu weisen, unterbreitete er ihnen ein Angebot, dass zwar zunächst nicht in ihrem eigentlichen Sinne lag, jedoch auf seltsame Art und Weise keinerlei Widerworte zulassen sollte. Eine merkwürdige, doch keinstenfalls bösartige Aura ging von dem alten Herren aus, der sich als ein äußerst weisen und mächtigen seines Faches herausstellen sollte. So bot er ihnen an das Lied Eluive’s zu verstehen, dessen Nutzen zu unterweisen, wenn sie denn bereit waren diese Ausbildung in völliger Abgeschiedenheit an seinem Anwesen in den tiefen der Wälder zu vollziehen. Es ging eine solch starke Anziehung von diesem Mann aus, dass es den beiden unmöglich erschien, dieses verlockende Angebot abzulehnen und somit willigten sie ein.

Zwei Jahre lang verbrachten sie auf dem Anwesen des Herren, wurden von ihm unterrichtet und erledigten einige andere Arbeiten für ihn. Regelmäßig schrieben sie Briefe an ihre Eltern um von ihren Fortschritten zu erzählen, erwähnten jedoch niemals, dass sie statt der Akademie Tirell’s einen privaten Unterricht besuchten. Kontakt zur Aussenwelt wurde ihnen untersagt, da dies nur ihre Ausbildung und die Lehren verunreinigen würden. Die Briefe überbrachte der Mann selbst und auch um die Antwortbriefe kümmerte er sich. Doch nach dieser Zeit, Owyn war mittlerweile 19 Winter alt geworden, begann er an den Methoden des alten Mannes zu zweifeln. Der junge Erwachsene stellte seine Lehren in Frage und auch der Literarische Umfang seiner Bibliothek war ihm zu gering. Immerhin war es ihm immer noch unmöglich das Lied Eluive’s zu nutzen trotz der langen Zeit die er in der sogannten Lehre verbrachte, ja gar kam es ihm vor als würde der Mann die beiden nur ausnutzen und mit diesen Zweifeln entzürnte Owyn ihn so sehr, dass er vor die Wahl gestellt wurde.

Der junge Llastobhar entschied sich dafür, den abgeschiedenen Wald zu verlassen, um nun nach dieser Zeit, doch sein Studium in Tirell zu beginnen. Tarleed war dies völlig egal, da er wie gebannt unter den Lehren des alten Magiers, der sich als Hochstabler herausstellte, lebte und gab keinerlei Widerworte als Owyn seine persönlichen Dinge zusammenpackte und den Ort verließ. Er konnte jedoch bei seinem Aufbruch nicht wissen, dass Tirell mittlerweile dem Erdboden gleich gemacht wurde.....
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