Ein aussergewöhnlich sauberes Schreiben an Mariella

[Torjan Eichental]

Zu späterer Stund nimmt er ein Stück Pergament zur Hand, lässt kurz die Hand liebevoll über die präparierte Ziegenhaut streifen, bevor er zu schreiben beginnt:

"Der Krone und Reich zu Ehr, werte Mariella von Dornwald!"

Er hält inne. Die heißt doch nimmer Dornwald. Fixdadeibelnoamoi! Wieso müssen Leut, denen er ihren Namen grad erst amal nach Jahresläuf ins Hirn reinkriegt hat, den wieder ändern?

Schmerzlich blickt er auf das teure Pergament. Durchstreichen? Tät ned gut ausschaun.
Abschneiden!

Er kürzt die dünne Tierhaut und überlegt.

Da war doch was mit herzögliche Hoheit und ... Dunkelberg? Nein! Lichtental wars! Erfreut lächelt er über den Geistesblitz.
Erneut beginnt er zu schreiben, in mit sauberen Schnörkseln hübsch verzierter Schrift:

"Krone und Reich zu Ehr, werte herzögliche Hoheit Mariella von Lichtental!

I bin's, der Trankerl-Torjan, der sich an euch wend, mit einem demütigen Anliegen.

Im Ausbildungsplan vom Lichtentaler Lehrhospital ist auch der Ausbildungspunkt "Gift" vorgesehen, auf dass unseren Schülern und Interessierten - die Lehrstund wär öffentlich ausg'schrieben für alle in Lichtental - zu Bewusstsein 'bracht wird, mit was für Mitteln unser Feind fähig ist zu arbeiten und wie man sich dagegen schützen kann.

I bin einer, der gern praktisch die Gefahren vorführt und dabei ein Experiment, an mir selbst vorgeführt, zeigen will, des wos sehr sehr beindruckend ist und sicher im Gedächtnis von den Schülern hängenbleiben wird.

Da ich dafür a hochbrisantes Trankerl herstellen müsst, des wos i "a verbotenes Trankerl" nenn, dessen Rezeptur i auch noch niemand verraten hab und auch nie wem verraten würd, weil's a rechtschaffener Heiler oder Alchemist, der was auf sich halt, niemals herstellen oder die Rezeptur verraten würd - tät er selbst drauf kommen -, tät i um euer hochwollende Erlaubnis bitten, das für die Lehrstund herstellen und demonstrieren zu dürfen.

Weil - der Feind im dunklen Reich sche..." *streicht die letzten vier Buchstaben durch*
'Mist, hätt i lassen können', murmelt er am Schreibtisch im Büro, schreibt dann weiter:
"schert sich nix um solche Auflagen und oft genug wurden schon Anschläg verübt auf's lichte Volk, die die Leut in arge Bredullie 'bracht haben.

Es wär mir a rechte Freud, wenn euer herzögliche Hoheit es bewilligen würden, mir diese Demonstration einer schweren Vernichtung zu erlauben. Ka Angst, werte Mariella, i hab die Demonstration scho amoi in der Magier-Akademiea in Adoran als Gast-Dozent vorg'führt und habs überlebt.

So eure herzögliche Hoheit die Vorführung bewilligen täten, tät i mi und das ganze Hospital drüber echt freun. Und wenn eure herzögliche Hoheit der Vorführung beiwohnen täten, dann tät ma uns noch viel mehr freuen. Vielleicht wär's für euer herzögliche Hoheit auch a interessante Erfahrung.

Mög der Sternenvoda eure und dem Könich seine Weg behüten und alle, die ihm und euch nahe stehen.

Der
"

Sorgfältig wickelt er das Pergament zu einer Rolle, bindet einen dünnen Leinenstreifen drum und bittet einen der Stadtwache, das Schreiben der Mariella von Lichtental zu überbringen.

[Nyome van Belfa]

Nach ein paar Stunden ist ein Bote auf dem Weg zum Hospital um dort eine Botschaft für den Trankerl-Torjan abzugeben.

Zweiundzwanzigster Wechselwind, im Jahre 257
Adoran
Herzogliche Schreibstube derer von Lichtenthal


Ehre der schützenden Göttin Temora
Ehre dem Reich und seines Königs Ador I von Aluemans
Seid gegrüßt Trankerl-Torjan,

Eure Nachricht hat die Schreibstube der Herzogin von Lichtenthal erreicht und sie wird sobald möglich davon in Kentniss gesetzt.

Ihr werdet zu einem späteren Zeitpunkt über eine eventuelle Zusage, Absage oder Audienz in der Ihr vorsprechen dürft verständigt.

Hochachtungsvoll


herzögliche Sekretärin von Lichtenthal

im Namen ihrer herzöglichen Hoheit
Mariella von Lichtenthal

[Torjan Eichental]

Das Antwortschreiben hatte er entgegengenommen.
Als die herzögliche Mariella am Wehrtag anwesend war, wagte er nicht, sie darauf anzusprechen.
Auch sie richtete nicht diesbezüglich das Wort an ihn.
Er würde wohl abwarten müssen.
Und so hüllte er sich in Geduld.