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Erik Forstnam
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Erik Forstnam
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Erik Forstnam





 Beitrag Verfasst am: 25 Sep 2005 10:55    Titel: Erik Forstnam
Antworten mit Zitat

"Erik! Verdammt noch mal, hör gefälligst auf, dich rumzutreiben! Komm in die Werkstatt!"

Rufe wie diesen hatte er lange erdulden müssen. Seit er 10 Sommer alt war, hatte sein Vater ihn in die Werkstatt geholt und ihm das Schreinerhandwerk nahe gebracht. Seit er 10 Sommer alt war, stand er beinahe jeden Tag zum Hobeln und Sägen bereit, fertigte allerlei Möbel und Waffen aus Holz und durfte nur Pausen machen, um zu schlafen oder zu essen.
In den letzten Jahren war es immer schlimmer geworden. Sein Vater war nicht mehr der Jüngste und schien fanatisch besessen von dem Gedanken, ihn schnellsmöglich zu seinem Erben zu erziehen. Erik hatte keine Geschwister, und so war er der Einzige, der für den Fortbestand des Familienbetriebs sorgen konnte und musste. Und das bekam er zu spüren.
Doch als er etwa 14 Sommer alt war, wurden ihm andere Dinge wichtig als die Arbeit und seine Eltern. Häufig trieb er sich mit Freunden aus dem Dorf herum und machte die Gegend unsicher. Häufiger noch sah man ihn, wie er die Mädchen ärgerte oder ihnen mit einem breiten Grinsen hinterher pfiff. Doch ebenso oft sah man auch, wie der Vater dies mitbekam und ihn mit aller väterlichen Härte in die Werkstatt zurück drosch.

Er hatte viel gelernt, das ist wahr. Stühle und Hocker konnte er herstellen, die stabil genug waren, auch schwerere Kunden auszuhalten. Auch Tische und Bänke waren keine große Schwierigkeit für ihn. Sein Vater war ein großartiger Lehrmeister und Schreiner, das wussten die Leute aus dem Dorf, das wussten die Leute aus dem umliegenden Land und das wusste Erik.
Doch als der Sommer seines 16ten Lebensjahres gekommen war, entschied er für sich selbst, dass er lange genug bei seinem Vater gelernt hatte. Er war die ewigen Züchtigungen und Keileren mit seinem Vater leid, und er war neugierig auf die Welt und das, was dort draußen vor sich ging. In dem Dorf, in dem er groß geworden war, war nie viel von der Welt bekannt geworden. Und so stellte er seine Eltern schließlich vor vollendete Tatsachen, als er an seinem 16ten Geburtstag mit seinen wenigen Sachen über der Schulter das Dorf verließ.

Zwei lange Jahre befand sich Erik auf Wanderschaft. Er erreichte verschiedene Dörfer, lernte unterschiedliche Leute kennen und ging für manchmal ein paar Wochen, manchmal auch ein oder zwei Monate bei bekannten Schreinern in Lehre. Die einen brachten ihm neue Techniken bei, die er vorher so nie gesehen hatte, andere erklärten ihm den Nutzen und die Eigenschaften neuer Hölzer.
Zu den wichtigsten seiner Erfahrungen aus diesen Jahren zählte eine drei-monatige Lehre bei einem alten, kauzigen Schreiner, der in einer Waldhütte abgeschottet von der Zivilisation lebte. Er hatte ihn in einer Bar in einem kleinen Dorf nahe des Waldes kennen gelernt und ihn komischerweise sofort ins Herz geschlossen. In diesen drei Monaten lernte Erik von dem alten Mann die wahre Natur der Wälder und der Bäume kennen. Er lernte, die Macht dieser alten Riesen zu spüren und zu verstehen und schon bald entwickelte sich in ihm eine tiefe innere Hingezogenheit zur Natur der Wälder, die auch nach seinem Abschied aus diesem kleinen Waldreich tief in ihm verwurzelt blieb.

Seine begonnene Reise endete anders als beabsichtigt. Auf einem Schiff fuhr er über die See, um neue Länder kennen zu lernen. Der Kapitän des Schiffes war ein alter, lustiger Kerl, der nur zu gerne bereit war, Erik an Bord zu lassen, wenn er dafür das Schiffsdreck schrubbte. An langen Abenden erzählte er Geschichten von Klabautern und allerlei Seeungeheuern, denen er schon begegnet sei. Doch immer wirkte er dabei ernst, auch wenn die Matrosen und Erik herzhaft dabei lachten.
Als sie an Land gingen und Erik das Schiff verlassen wollte, wurde er vom Kapitän kurz zurückgehalten.
"Halt, mein Junge. Ich weiß, dass du nicht viel bei dir hast. Ich bitte dich darum um einen Gefallen. Nimm diesen Brief hier und bringe ihn zu meinem alten Freund, Falk Hinrah. Er wird dich für den Botengang entlohnen." Mit diesen Worten drückte er Erik einen Brief in die Hände und machte dann kehrt, um sein Schiff zu inspizieren.


Zuletzt bearbeitet von Erik Forstnam am 28 Sep 2005 11:26, insgesamt einmal bearbeitet
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Erik Forstnam





 Beitrag Verfasst am: 25 Sep 2005 18:01    Titel:
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Mit einem Brief in Händen und ohne Perspektive in diesem neuen Land verließt Erik das Schiff und wanderte sichtlich orientierungslos durch die Lande.
"Hinrah? Was ist das? Wo ist das? Was soll ich da?", fragte er sich, ratlos und durchaus geneigt, den Brief einfach in den nächsten Straßengraben zu werfen. Aber der alte Kapitän hatte ihn ohne zu Zögern mitgenommen und ihn wie einen Sohn behandelt, solange sie über das Meer gereist waren. Und dann war da noch die Aussicht auf eine Entlohnung im Hause Hinrah.
"Nun gut. So schwer kann es ja nicht sein, diese Person aufzutreiben. Hoffe ich.", murmelte er.
Schon einige Schritte außerhalb des Hafens traf er auf die ersten Menschen aus Alathair. Ein hochgewachsener Mann beschrieb ihm den Weg durch die Berge zum Clane Hinrah, vorbei an Ettins, den Doppelköpfigen und noch ein Stück weiter. Auch fand er an dieser Stelle einen Weggefährten mit dem selben Ziel. Eine erfreuliche Wendung.

Der Weg nach Varuna war bald gefunden. Zwar verliefen sich Erik und sein munterer Weggefährte zunächst beim nahegelegenden Temora-Kloster, doch kurz vor Einbruch der Dämmerung erreichten sie die nahe Stadt. Die Wachmänner hielten sie auf und informierten sie lang und breit über die Gesetze der Stadt, die Konsequenzen der Nichtbeachtung und sonstige kleine Dinge, auf die sie achten sollten. Einige Zeit nahm dieser Vorgang in Anspruch, bis die beiden endlich die Stadt betreten durften, nachdem sie geschworen hatten, die Gesetze zu befolgen.
In der Stadt trafen sie auf eine Dame, die scheinbar orientierungslos oder zumindest ohne Ziel durch die Straßen zu laufen schien. Sie stellte sich den beiden als Alliestra vor und schien willens, die beiden bei ihrer Suche nach dem Clan Hinrah zu begleiten und zu unterstützen, soweit es ihr möglich war. So begann die Suche der drei nach der Nadel im Heuhaufen.

Mehrere Leute sprachen sie an auf der suche nach einem 'Falk Hinrah' und seinem Aufenthaltsort. Die einen meinten "Nein, so jemanden kenne ich nicht, tut mir leid.". Andere gaben an, er sei "weiter im Norden zu finden, aber ich weiß auch nicht so genau, wo.". Ganz kluge Köpfe glaubten, sie müssten sinnvolle Ratschläge abgeben wie "Sucht doch einfach und belästigt nicht harmlose Passanten mit euren Fragen!". So irrten die drei eine Weile durch die Stadt, ohne wirklich weiter zu kommen.
Lediglich ein Mann half ihnen weiter. "Sucht doch an der Wegkreuzung!", meinte er. "Fragt den Kutscher, er wird wissen, wohin ihr wollt." So reisten die drei mit besagter Kutsche zu der Wegkreuzung, von der aus es nicht mehr weit sein sollte bis zum Clan.
Ruckelig und kein Schlagloch auslassend holperte die Kutsche in der dunklen Nacht dahin. Der Kutscher sang mehr schlecht als recht ein Volkslied, von dem keiner der drei den Text verstand. Auf die Frage, wie lange es noch dauere, meinte der Kutscher nur: "Gedulds eich, jungs Volk! Mia san da, wemma da san!"

Eine Weile später stoppte die Kutsche unsanft und der grausige Sänger drehte sich zu seinen Fahrgästen nach hinten. "Aussteign, liabe Leit! Mia san da!" Erleichtert sprangen die drei aus dem Wagen und gaben dem Kutscher sein sauber ersungenes Gold. "Eigentlich müssten wir Geld verlangen für diese Tortur", brummte Erik unzufrieden.
Rund herum war finstere Nacht. Die Vögel hatten sich bereits zur Ruhe gelegt und so drang kein Laut durch die Nacht, außer hin und wieder einem sanften Rascheln der umliegenen Bäume. Plötzlich fiel den dreien eine dunkle Gestalt am Wegesrand auf.
"Heda! Kann man euch helfen?", meinte die Gestalt mit einer rauhen und nicht besonders freundlich anmutenden Stimmung. Sofort sank Erik der Mut, war ihm doch klar, dass er gegen Diebespack und anderes Gesindel nur wenig Chancen hätte. Alliestra hingegen ergriff tapfer das Wort und fragte den fremden, in der Dunkelheit nur schemenhaft erkennbaren Mann nach dem Weg zum Clan Hinrah.
"Clan Hinrah?", meinte er mit einem ruahen Lachen. "Das ist nicht weit. Wir müssen durch den Wolfswald. Mhm... für 100 Goldstücke bringe ich euch hin. 100 für jeden von euch!"

300 Goldstücke? Nur für eine Führung? Obwohl es nicht mal weit sein sollte? Nach einigem Hin und Her wurden sich die drei einig, dass sie das Angebot lieber ausschlagen sollten. Schon allein, weil ihnen der Fremde nicht wirklich geheuer war. Wer weiß, was noch im dunkel der Nacht lauerte? Doch selbst würden sie den Weg sicher auch nicht finden, nicht mitten in der Nacht. so beschlossen die drei, die Nacht in der nahen Stadt Varuna zu verbringen und sich am nächsten Morgen auf die Suche nach dem Clanshaus zu begeben.
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Erik Forstnam





 Beitrag Verfasst am: 27 Sep 2005 18:58    Titel:
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Der nächste Morgen brach alsbald an und die drei machten sich auf den Weg, den gesuchten Ort und den damit verbundenen Lohn zu suchen. Und in der Tat währte die Suche nicht allzu lange - mitten auf dem Marktplatz von Varuna begegnete ihnen ein tapferer Krieger auf seinem Ross und lenkte dieses geradewegs auf die Ratlosen zu.

"Seid gegrüßt! Kann man euch helfen? Die Herren? Die Dame?", sprach er sie mit wohlklingender Stimme und freundlicher Miene an.

"Ja, das könnt ihr." Alliestra hatte wieder einmal die Führung übernommen. "Wärt ihr so freundlich, uns den Weg zum Clan Hinrah zu weisen?"

Der Mann lächelte und grinste scheinbar.

"Nun, der Weg ist nicht weit. Aber wenn ihr wollt, kann ich euch auch hinbringen. Der Weg ist nicht ganz ohne Gefahren und es dürfte euch schwer fallen, den Weg durch den Nebelwald zu finden..."

Die drei wirkten sichtlich bestürzt ob des schaurigen Namens, den der Wald trug. Doch da ihnen nichts anderes blieb und sie mehr als erfreut waren, einen so netten Führer zu finden, folgten sie ihm.

Der Weg war lang und immer wieder hielt der Reiter, damit die drei aufschließen konnten. "Bleibt dichter bei mir! Los, kommt, schneller!", rief er immer wieder nach ihnen. Der schlimmste Pfad der Reise aber war das Wegstück durch den Nebelwald. Dichter Nebel versperrte die Sicht, und immer wieder glaubte Erik, in den dichten Schwaden allerhand Gestalten und Figuren zu entdecken, die ihm einen Schauer über den Rücken jagten. Dort tauchte urplötzlich ein Baum aus dem nichts auf, riesig und mit Zeigen und Ästen wie gewaltige Arme, die sich nach einem ausstrecken und einen zermalmen wollen. Ab und an hatte er auch den Eindruck, merkwürdige Lichter zwischen Bäumen hin und her huschen zu sehen, und hier und da tauchte wie aus dem Nichts ein Hirsch auf, scheinbar neugierig, was da schon wieder Neues durch den Wald lief. Keine der Kreaturen schien Angst vor den Eindringlingen zu haben, als wüssten sie genau, dass niemand ihnen in diesem Wald ein Haar krümmen würde und könnte. Und irgendwie wusste Erik in seinem Inneren auch, dass dieser Wald anders war als die Wälder, die er bisher betreten hatte.

Der Weg durch den Nebelwald war nur kurz. und erleichtert atmeten die drei auf, als sie zusammen mit dem Reiter aus den Schwaden heraustraten und wieder das sonnige Tageslicht auf sie hereinbrach.
"Puh... geschafft!", machte Erik nur. Der Rest des Weges war nicht mehr weit, vorbei an einer steinernen Hütte sahen sie schon von weitem die gewaltigen hölzernen Palisaden, die Grenzen der Feste Grimwoulds, ihres Ziels. Ein eisernes Tor war der einzige Einlass in der ganzen weiten Holzpalisade, und es wirkte mächtig und uneinnehmbar. Kräftig schlug der freundliche Reiter gegen das Tor. Eine hübsche junge Dame, die Erik sogleich auffiel, öffnete ihnen. Kurz schilderte der Reiter der Dame, dass die drei jungen Leute zu Falk wollten, ehe er sich umdrehte und in den Nebelwald davonritt.

Die drei allerdings traten in die Feste und erblickten eine gewaltige hölzerne "Burg". Die junge Dame lotste die Gäste zu einer Tür und bat sie, einzutreten. Im Inneren erblickten sie einen großen, gemütlich dekorierten Raum. Hie und da lagen Felle am Boden, weich und kuschelig anzusehen. In der Mitte des Raumes befand sich ein Tisch, auf dem Getränke und Speisen ausgelegt waren, in der Mitte brannte ein kleines prasselndes Feuer. Um den Tisch herum standen Bänke und nur an einer Seite des Tisches waren vier große hölzerne Throne aufgestellt. In zweien dieser Throne saßen Personen, eine Dame, eher klein, aber schlank, und neben ihr ein Hüne, sicher über 2 Meter groß, wie Erik für sich selbst schätzte. Scheu traten die drei Gäste ein und setzten sich, wie der Hüne es ihnen anbot, ihm gegenüber auf die Bank.
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Erik Forstnam





 Beitrag Verfasst am: 29 Sep 2005 18:50    Titel:
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Da Gespräch kam nur schleppend in Gang. Zunächst hieß der fremde Hüne die drei Gäste willkommen, ehe er sie in das Ritual des Mettrinkens einwies: er nahm eine der Metflaschen, die nahe am Feuer standen, und entkorkte diese geschickt. Dann übergab er sowohl Korken als auch den ersten Schluck des Getränks in das Feuer, ehe er seine Kehle damit benetzte. Sichtlich irritiert und verwundert beobachteten Erik und seine Gefährten das Geschehen, wussten sie doch weder, mit wem sie es hier zu tun hatten, noch, welche Bräuche es hier gab.
Noch während der Hüne die Metflasche leerte, füllte sich der Raum mit weiteren Personen. Auch die Dame, die ihnen das Tor geöffnet hatte, nahm Platz. Ebenso eine Frau mit merkwürdig gefärbtem Haar, anmutig und mystisch zugleich, so schien es Erik.
Nun stellte sich der Hüne endlich vor, nachdem er sein Met-Faschen-Leerungs-Ritual beendet hatte. Wie erstaunt waren die drei doch, als sie sich plötzlich Falk Hinrah gegenübersahen, Abkömmling aus dem Blute des Thrail und Clanoberhaupt der Hinrahs. Auch seine Gattin, Caillean, stellte er vor, ebenso wie Laila Hinrah, die "mystische" Dame mit den gefärbten Haaren. Und auch die Tordame stellte sich den dreien endlich als Luciana vor, Schneiderin zu Grimwould.

Schleppend kamen die drei schließlich auf den Grund ihres Besuchs zu sprechen. Lucenius, der Weggefährte, den Erik am Hafen aufgeschnappt hatte, überreichte Falk den Brief, den dieser mit sichtlichem Interesse las.
"Hm... Eine Nachricht von Grim... da sieh an...", murmelte er leise, als er den Brief las. Dann steckte er den Brief weg und nickte zufrieden.
"Aye. Gut, dass du mir den Brief überbracht hast. Hat man dir Lohn dafür versprochen?"
"Ja, hat man. Aber man sagte mir nicht, wieviel."
"Hm... es ist ein gefährlicher Weg bis hierher und es sind gefährliche Zeiten. Nun... ich denke, ich werde euch den normalen Lohn verdoppeln. Seid ihr damit zufrieden?"
Lucenius und auch Erik, der ihm nun den Brief übergeben hatte, nickten.
"Gut. Nehmt nun dies als Lohn für eure Mühe."
Er gab beiden je einen kleinen Beutel mit Goldstücken, 1000 an der Zahl. Dann setzte er sich wieder auf seinen Thron neben Caillean, Oberste Clanshand und seine Frau.

"Nun...", begann er nach einer Weile wieder. "Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne noch ein Weilchen hier bleiben und uns helfen. Wir werden euch dafür natürlich entlohnen. Sollte jedoch einer von euch gehen wollen, wird euch jemand durch den Wald geleiten." Aufmerksam und wohl auch neugierig auf ihre Entscheidung musterte er die drei nun nicht mehr Fremden.
Caillean hingegen dachte gleich etwas praktischer. "Was seid ihr denn so von Beruf?", fragte sie geradeheraus.
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Erik Forstnam





 Beitrag Verfasst am: 06 Okt 2005 16:50    Titel:
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Beruf?

"Ich bin Feinschmiedin.", meldete sich Alliestra zu Wort. Cailleans Gesicht schien sich zu erhellen, beinahe so, als würde sie diese Nachricht äußerst erfreuen.
"Feinschmiedin, wie schön..." Dann wandte sie sich an Erik. "Und du? Was bist du von Beruf?"

Beruf? Erik betrachtete seine Schreinerei nie als Beruf. Mehr als Hobby. Bisher war das Herumreisen und Lernen sein "Beruf" gewesen. Jeden Tag hatte er an einem anderen Ort geschlafen, jeden Tag der Mädchen Herzen gebrochen, um sie am nächsten Tage zu verlassen. Jeden Tag neue Freunde und Familien kennen gelernt, um sie am nächsten Tage hinter sich zu lassen. Auch Feinde hatte er sich gemacht, nicht einmal wenige, doch auch diese ließ er hinter sich wie Erinnerungen an einen lange vergessenen Sommer.

Beruf? War die Schreinerei sein Beruf? Holz und Späne, Säge und Hammer, das war sein Metier, hier kannte er sich aus. Eiche, Birke und Walnuss, Hölzer aller Farben und Gerüche, Härten und Faserungen waren ihm viel wert. Ja, die Schreinerei war immer seine Leidenschaft gewesen, seit er seinen Vater zum ersten Mal in der Werkstatt arbeiten hatte sehen. Wie gut konnte er sich in diesem Augenblick an diese Stunde erinnern...

Seine Mutter hatte ihm damals aufgetragen, wieder einmal sein Zimmer aufzuräumen. Wie üblich für Jungen seines Alters räumte er eine Weile geschäftig auf, ehe er - nach einen kurzen Kontrollblick - aus dem Haus verschwand. Sollte doch seine Mutter aufräumen, wenn sie es schon so dringend sauber wollte! Er spazierte aus dem Haus, unschlüssig, wohin er sich wenden sollte und den neuen Tag erkunden konnte. Dabei waren ihm die Geräusche aus einer Werkstatt aufgefallen, die gleich ums Haus herum stand. Sein Vater arbeitete dort; mit einem munteren Liedchen auf den Lippen und fröhlichem Gesicht fuhrwerkte der herum und spannte einen neuen Stamm in den Sägebock, um ihn zu zersägen. Eine ganze Weile musste Erik so dagestanden haben. Zu beobachten, wie die Säge das Holz durchschnitt wie ein warmes Messer die morgendliche Butter, zu beobachten, wie sein Vater aus scheinbar unförmigen und starren Holzstämmen die wunderbarsten Kästen und Kommoden, Betten, Schränke und Tische herstellte, war für ihn beinahe ein Wunder.
Erst nach getaner Arbeit wurde er von seinem Vater bemerkt. Anscheinend hatte der den Glanz in Eriks Augen nicht missverstanden, denn schon am nächsten Tag begann seine lange und nicht immer sorgenfreie Lehre. Sein Vater war ein strenger und harter Lehrmeister, aber auch einer der Besten, die das Lande zu bieten hatte.

Dies alles schoß ihm durch den Kopf, als Caillean ihm diese Frage stellte.

"Ich? Ich bin Schreiner."

Auch hier schien sich ihre Miene kurz aufzuhellen. Dann wandte sie sich wohl an Lucenius, um auch ihn nach seinem Handwerk zu fragen. Dieser wand sich sichtlich, schien es ihn doch peinlich zu berühren, zuzugeben, dass es bei ihm nur zum Krieger gereicht hatte.

"Mein Vater meinte, ich sei zu dumm für ein Handwerk!", kam es über seine Lippen, wofür er sich sogleich einen klärenden Vortrag des hünenhaften Mannes einhandelte. Der Beruf des Kriegers sei keineswegs unehrenhafter als der eines Handwerkers, und wer Krieger als dumm bezeichne, habe ihn wohl noch nicht getroffen.

Nach dieser Vorstellungsrunde schien keiner der drei Gäste wirklich Lust zu haben, wieder durch den nebeligen und düsteren Wald nach Varuna zurückzukehren. So beschlossen sie, auf Grimwould zu bleiben, zumindest bis zum nächsten Tag. Lucenius begann seine kämpferischen Fertigkeiten zu üben, und Alliestra und Erik lernten sie Schätze der Hinrahschen Werkstätte kennen.

Doch so bald, wie er begonnen hatte, endete auch dieser Tag, und alle - Hinrahs wie Gäste - fielen in die Felle (oder Betten). Was nur sollten die nächsten Tage nicht alles bringen? Doch wer kann schon in die Zukunft sehen...
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Erik Forstnam





 Beitrag Verfasst am: 24 Jan 2006 18:02    Titel:
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Wie vieles nur war passiert. Erik hatte in den letzten Monaten des Winters so viel erlebt und gesehen, erfahren, gespürt... nie war ihm in den Sinn gekommen, mal wieder darüber nachzudenken. Erst mit dem Tode eines kleinen Jungen, Seymour, rückte sein Leben wieder vor sein inneres Auge.

Und was war nicht alles geschehen!

Er hatte die Liebe seines Lebens gefunden. Luciana. Und es hatte einige Zeit gedauert. Sie war es gewesen, die ihm damals das Tor zur Festung geöffnet hatte. Sie war es gewesen, die ihm damals in gemütlicher Runde einen Federhut geschneidert hatte, damit er sich zum Spaßvogel machen konnte. Hätte er damals schon gewusst, was sich entwickeln würde...
Der erste Kuss... er war Erinnas Erfolg gewesen. Erik hatte ihr viel zu verdanken - alles, was ihm etwas bedeutete. Denn nur durch Erinna war er zu ihr gelangt, der Liebe, die seitdem sein Herz erfüllte. Was anfänglich bei Küssen und einigen Zärtlichkeiten blieb, endete in einem nervösen Vormittag. Gestritten hatten sie sich, eine Lappalie war es gewesen. Erik wollte lediglich das Zimmer wieder ein wenig umräumen, eine Angewohnheit, die ihm durch senen Beruf als Schrener in die Wiege gelegt worden war. Luciana schien das weniger zu gefallen - zumindest fragen hätte er sie ja können. Es war wirklich eine Kleinigkeit gewesen, aber es hatte Kreise gezogen. Eine Woche hatten sie sich nicht gesehen, nich tmiteinaner gesprochen... dann dieser Nachmittag, als Erik um ihre Hand anhielt. Das erste Wiedersehen. Und ein Versprechen für die Ewigkeit.
Es war das Glück seines Lebens. Und nichts, nicht einmal ein Tod eines geliebten Menschen, war stärker als seine Liebe. Kein Ereignis der langen Zeit, zwischen dem ersten Besuch im Clan bis zum heutigen Zeitpunkt war ihm so fest und so wichtig im Gedächtnis, wie diese Frau.

Grimwould. Er war aufgenommen worden in den Clan der Tiefländer, war Clanshand und Schreiner. Wolf unter Wölfen. Teil des Rudels. Hatte wenig verstanden von dem Familiendasein, so kam es ihm vor, als er falsch gemacht hatte, was er nur konnte. Aber dennoch froh, unter ihnen zu sein. Er liebte seine neue Familie über alles - Falk, Cailly, Erinna, Freia, Sven, Leif, Aurora, Viola, Alliestra, Laila, Argos, Hedwig, Kahor... keinen von ihnen wollte er je mehr missen. Es hatte immer Schwierigkeiten gegeben, nicht immer war er selbst beteiligt gewesen - aber in welcher Familie geht schon alles rund? Er fühlte sich wohl. Meistens jedenfalls. Und das zählte doch...

Aber es gab auch Dinge, die schlimmer nicht hätten kommen können. Isgars Tod. Ermordet von Varunern. Oder? Die Rache folgte auf den Schritt. Das Pestlager, der Angriff auf Berchgard, vergossenes Blut... es saß ihm alles noch im Kopf. Und er verabscheute es.

Der Krieg. Varuna. Brennende Häuser, Untote, Verletzte und Getötete auf den Straßen, die stinkende ölige Rüstung, in die er gezwängt worden war. Eingesperrt in einer Stadt, umgeben von Stein und Eisen, Stahl, Waffen, Feinden... es war die Hölle auf Erden für ihn, doch er konnte ihr nicht entfliehen. Als einer der letzten schaffte er es, aus der Stadt zu kommen. Dieser Krieg, das unnötig vergossene Blut, das auch hier fließen musste, es würde ihm immer im Gedächtnis bleiben, als Mahnmal.

Seymours Tod. Auch dieser Tod schockierte Erik zutiefst und machte ihn beinahe krank. Vielmehr noch sein eigenes Unvermögen, über dem Schmerz zu stehen. Er war gebrochen. Hatte sich der Verzweiflung und der Trauer hingegeben. Hatte er nicht den Clan verraten damit? Nur Sorgen bereitet? Es quälte ihn die Nacht und er fand keine Ruhe.

So vieles war geschehen. Mitglied der Holzarbeiterzunft. Kunden aus allen Teilen Gerimors. Was würde noch kommen? Oder kommt nun endlich der Frühling nach einem langen und vereisten Winter?
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Erik Forstnam





 Beitrag Verfasst am: 03 Mai 2006 22:58    Titel:
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Zeit vergeht wie im Fluge, ob man sie nutzt, oder nicht.

Es war nicht das erste Mal, dass Erik dieser Satz durch den Kopf ging. Eigentlich war es doch noch gar nicht so lange her, seit er an den Gestaden zu Bajard an Land gegangen war. Seit er Alliestra und Lucenius getroffen hatte. Und seit er damals mit klopfendem Herzen und einem kleinen, salzigen Brief in der Hand an das große, mächtige Eisentor geklopft hatte, den Zugang nach Grimwould, der hölzernen Festung im Nebel.
Es kam ihm vor wie gestern, dass er in der Werkstatt stand und mit Freia scherzte. Oder mit Falk über die seltsamsten Dinge plauderte. Mit einem breiten Schmunzeln sinnierte er über die fröhlichen Lagerabende, bei denen Falk Geschichten aus seiner Heimat zum besten gab und neben Met und Fleisch auch der Spaß nicht zu kurz kam.

Und dann waren da diese ständigen Streitereien. Hauptthema war eigentlich immer Erinna gewesen, selbst, wenn sie einmal nicht namentlich genannt worden war. Nein, er tat ihr unrecht. Wenn er es recht bedachte, trug sie an der Sache mit Kahor keine Schuld. Auf eine seltsame Weise vermisste Erik das kleine, quirlige Mädchen dennoch. Er verdankte ihr eine Menge - unter anderem die Liebe seines Lebens. Und war nicht sie es immer gewesen, die den tristen Alltag im Clan aufgemuntert hatte? Es war schon seltsam, wie grimmig er noch vor wenigen Wochen an sie denken musste, und mit welcher Gelassenheit und Freude er sie nun sehen konnte. Was ein wenig Abstand nicht alles ausmachen konnte.

Abstand. Leider hilft Abstand nicht bei jedem Kummer, den man auf der Seele trägt. Den Tod des kleinen Seymour, der im Clan herumgereicht worden war wie eine Trophäe, der Verlust wertvoller Freunde, zuerst Alliestra, dann Erinna... Dann neue Tiefländer, neue "Familienmitglieder". Alle fremd, alle neuartig und alle viel zu schnell viel zu heimisch. Während sich die "Neuen" schon bald eingelebt und eingewohnt hatten, befiel Erik immer wieder ein drängendes Gefühl, dass er nie ganz verloren hatte - er fühlte sich bei diesen hühnenhaften "Barbaren" eigentlich nur als Gast.
Er wusste selbst nicht, womit das zusammenhing. Er hatte mit den Hinrahs gelacht und getrunken, gekämpft, gesungen und auch gearbeitet. Er hatte stets gewusst, dass er vielleicht ein "Wolf unter Wölfen" werden konnte, aber niemals ein Familiemitglied, ein Hinrah. Er würde stets ein Gast bleiben, ein Geduldeter. Eigentlich hatte er damit auch kein Problem, noch nie. Dennoch war es genau das, was ihn immer mehr vom Clan distanzierte.
Er machte wochenlange Märsche durch den umliegenden Wald, um wieder zurück zu finden zu sich selbst, zum Clan, Abstand zu gewinnen. Allein - es half nichts. Er begann sich unwohl zu fühlen, eingeengt, kontrolliert, bevormundet. Die hölzerne Festung wurde für ihn mehr und mehr zu einem Gefängnis aus stabilen, hölzernen Pfosten. Und die Zeit nahm ihm Stück für Stück die letzten Beile, mit denen er sich hätte befreien können.

Freiheit. Ein seltsamer Begriff. Ja, er fühlte sich nun frei. Er hatte den Schritt getan, hatte zusammen mit Luciana dem Clan den Rücken zugekehrt und sich selbst befreit. War es der richtige Weg? Es tat ihm in der Seele weh, einfach zu gehen, nur ein Brief und der Clansring blieben zurück. Kein Wort des Abschiedes, keine Worte der Erklärung. Er wusste, wieso. Nie hätte er es fertig gebracht, einem Falk Hinrah ins Gesicht zu sagen, wieso er ging, dass er ging. Noch bevor er angesetzt hätte, wäre sein Entschluß umgestoßen gewesen.
Freiheit. Es war nicht so, dass er jemals eingeengt gewesen wäre. Man ließ ihn arbeiten, essen, trinken, lachen... er hatte alles, was ein gutes Leben brauchte. Fast alles. Außer einer Perspektive. Immer mehr erkannte er die Weisheit seines Vaters, dem Geld, Wohlstand und ein zufriedenes Leben nie so wichtig gewesen waren wie eine berufliche Perspektive, irgendetwas, für das es sich zu arbeiten und zu leben lohnte.

Müde legte er sich in das weiche Kissen des großen Bettes zurück und ließ den Blick auf die schlafende Person neben sich gleiten. Lächelnd beobachtete er das Gesicht der kleinen, lieblichen Frau, als werde er nie müde, sie zu betrachten. Wie jeden Abend schmunzelte er über die kleinen Grübchen und die wirren Strähnen, die hie und da ins Gesicht standen und die sie mit einer barschen, aber dennoch fast nebensächlichen Geste im Schlafe beiseitewischte.
Der Traum vom eigenen Haus, dem Ort des eigenen Glücks. Lange Zeit hatte er davon im Clan geträumt, hatte geschuftet und gewerkt dafür. Doch es war wie verhext und verflucht, wann immer die Erfüllung des Traumes kurz bevorstand, immer kam etwas dazwischen. Brennende Dörfer, sumpfige Gelände - scheinbar wollten Temora, Eluive und wie sie alle heißen nicht, dass Erik sein Glück im Clan finden sollte. Scheinbar war alle Mühe vergebens. Die anfängliche Lust, die Leidenschaft, mit der er zu Werke gegangen war, Holz beschafft hatte und alles menschenmögliche in bewegung gesetzt hatte, war erloschen. Seine Arbeit wurde Routine, langweilig und mehr Last als Freude. "Erik, wir brauchen dies, Erik, davon ist nichts mehr da, Erik, das ist schon wieder kaputt, reparier dies, ersetze das..." War das seine Zukunft gewesen? Hatte er es sich so vorgestellt gehabt?

Endlich war er sein eigener Herr. Hier, in diesem kleinen Holzhaus am Wegkreuz, nur wenige Meilen nördlich von Varuna, wussten nur Luciana und er, wo was gelagert war. Hier konnte er endlich wieder arbeiten, wie er es gewohnt war - Aufträge annehmen, Möbel ausliefern, Gold sparen oder auch einfach einmal nur schnitzen, weil es ihm Spaß machte. Die kleinen Aufträge, die er ab und an für seine Frau erledigen musste, machten ihm Spaß, und er verzierte noch die kleinste Kiste mit kleinen Schnitzereien und anderen Spielerein.
Noch wichtiger: Endlich konnte er sich wieder einem ganz anderem Ziel widmen, der Perfektionierung seiner Schreinerkünste! Eines musste er gestehen, er hatte vieles gelernt im Clan. Aber soviel sie auch über Bäume und deren Verarbeitung wissen mochten, einen Meister der Schreinerkunst gab es nicht unter ihnen. Nun hatte er wieder Zeit und Muße, sich selbst um die letzten Verfeinerungen seiner Techniken zu kümmern und zuguterletzt endlich ein Meisterstück zu schaffen, das seiner Handwerkszunft würdig sein sollte.


Es gibt so viel zu tun. Ein Haus, eine Familie, ein Beruf - Die Zeit vergeht wie im Flug, zugutuerletzt holt sie uns ein.
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