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Zeit des Wandels
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » Zeit des Wandels
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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 04 Apr 2013 15:52    Titel: Zeit des Wandels
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Es knackte. Es klang wie das Bersten von Eis. Es knisterte, als sich die Verästelungen gemächlich ausbreiteten gleich Eisblumen am Rande eines Fensterglases. Es war nicht wahrnehmbar für die allermeisten, nicht für die Tiere der Welt, nicht für ihre Geister, nicht für die Menschen- und Elfenvölker oder die Kaluren unter dem Berg. Nicht einmal der Brudermörder und der Gefiederte spürten es und auch nicht die Brüder in Höhe und Tiefe. Aber für sie war es wie ein Glockenschlag.


Temora erhob sich und blickte auf Alathair hinab – freie Harmonie. Jahre hatte sie gewartet, Jahrhunderte… zu lang? Nein, sie hatte eine Stärke, die ihr Bruder entbehrte. In all der Zeit, die er durch die Welt wandelte, hatte er eins nicht gelernt: Geduld.
Hatte er geglaubt, sie sei blind? Hatte er ernsthaft angenommen, sie würde ihn frei schalten und walten lassen? Sie hatte erwartet, dass der verräterische Dämon ihre Absichten nicht durchschauen würde. Er war zu sehr getrieben von seinem Hunger und seiner Selbstüberschätzung. Bei ihrem Bruder war sie nicht so sicher gewesen, aber ein weiteres Mal hatte ihn sein Übereifer genau zu dem getrieben, was sie von ihm erwartet… nein, erhofft hatte. Den Menschen zu erscheinen wegen solch einer Lappalie!
Und die Fratze wühlte in der staubigen Dunkelheit. Mit jeder Regung rückte er seinem Untergang näher und war blind. Was hatte sie von ihm erwartet? Dass er seinen Kopf zu etwas anderem nutzte als fressen?
Gier – sie widerte sie an. Gier zu herrschen, Gier nach mehr Macht, Gier nach Anerkennung und Unterwerfung, Gier nach Seelen, nach Blut, Vernichtung.

Ja, fresst! Nur noch ein kleines Stück, nur noch einen Krümel, nur noch einen Tropfen… Spürt nicht das Gift, welches ihr euch selbst einverleibt! Das Licht, das ihr weckt, wird euer Gift sein!

Temora hob den Blick in die Gestirne. Sie fragte sich, was der Sternenvater tat, denn zweifellos hatte er gesehen, was sie gesehen hatte. Er schien sich zurückgezogen zu haben von allen Geschicken dieser Welt. Würde er nun handeln? Hatte er seinen Söhnen mitgeteilt, was bevorstand? Würden sie bereit sein und den Pakt erneuern? Es gab zu viele Fragen, auf die selbst sie keine Antworten hatte… noch nicht.

In einer Sache jedoch war sie sicher: Die Zeit der Beherrschung war vorüber, genug des Wartens! "Genießt euer Hochgefühl! Genieß es noch ein klein wenig, Bruder, wandle in deinem Stolz! Suhle dich in deiner Gerissenheit, Rabe!", flüsterte sie düster, während sie ihren Schild ergriff, "Gerechtigkeit soll euch ereilen!"


An diesem Tag verschwand das Schwert Temoras aus seinem Versteck. Unbemerkt knisterten die Risse. Wie viele Risse würde Alathair ertragen bis es zerbarst?


Zuletzt bearbeitet von Der Erzähler am 10 Aug 2021 20:37, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 05 Apr 2013 19:36    Titel:
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Leise, behutsam hatte es begonnen – unbemerkt vom Großteil der Welt. Sie vernahm den Schrecken, die Verzweiflung der Menschen, die Panik und Flucht der Tiere, aber es gab keinen anderen Weg.


Die Welt begann zu zerbrechen…

Es hätte ein Tag werden können wie jeder andere. Die Menschen auf Lameriast gingen ihrer Arbeit nach. Holzfäller, Bergarbeiter, Schmiede und Kesselflicker – auch wenn die großen Siedlungen auf der Insel längst aufgegeben worden waren – fleißige Hände traf man immer wieder an. Ebenso wie Schatzjäger oder Abenteurer und Streiter, die sich den Orks entgegenstellten, die Harpyien bekämpften oder in den verworrenen Höhlen des Feuerberges nach Drachen suchten. Auch das Volk der Thyren führte sein unabhängiges, raues Leben auf der Insel und man hätte die weitläufige Natur beinahe für idyllisch halten können, hätte man der Insel damit nicht Unrecht getan.
Doch all dies soll nun Vergangenheit sein.
Die Abenddämmerung war nicht mehr fern als die ersten Tiere unruhig wurden. Vögel erhoben sich in großen Schwärmen von der Insel um sie zu verlassen. Die Wildtiere begannen sich nach Nordosten zurückzuziehen. Selbst die Pferde der Arbeiter schienen unruhig zu werden. Schließlich brach Panik aus im Stall an der Lameriaster Mine – die Tiere rissen sich los um ihr Heil in der Flucht zu suchen. Wölfe begannen überall auf der Insel zu heulen – eine Warnung.
Erst war es nur ein schwaches Vibrieren, begleitet von einem tiefen Dröhnen, das mehr spürbar als hörbar war, schaukelte sich zu einem Zittern und schließlich zu heftigen Beben in immer kürzer werdenden Abständen auf. Jene die schliefen, wurden in ihren Nachtlagern durchgeschüttelt, Schindeln fielen von den Dächern, Wände bekamen Risse, das Meer wurde aufgewühlt, peitschte wütend gegen die Insel. Die Berge der Insel erzitterten und während in Wulfgard die Kräfte der Thyren und der gestrandeten Gäste vereint wurden, um die Geister zu unterstützen, begann die Insel auseinander zu brechen. Die verheerende Kraft der Beben wuchs noch weiter an und die ersten Gebäude stürzten in sich zusammen. Immer näher rückte das unheilvolle Knacken dem Thyrenland – alle verfügbare Kraft wurde bereitwillig dargeboten – und auch angenommen.
Nun treibt die Thyreninsel im Meer, Tiere, Gäste, Thyren sind vorerst in Sicherheit, doch was wird mit dem treibenden Stück Land geschehen? …
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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 07 Apr 2013 20:17    Titel:
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Er bebte. Es war nicht nur die Wut, es war die Furcht. Er war noch nicht erhaben über Furcht, sie brannte durch ihn wie der Schmerz. Die Macht, die er gefunden hatte, die er mit sich gerissen hatte, war immens gewesen… beträchtlich. Und er wusste nun, dass es nur ein Bruchstück gewesen war. Hätte sie gewollt, dass er vernichtet worden wäre… nichts wäre von ihm geblieben als ein Häufchen Asche in den Tiefen der Erde.

Er hatte sie falsch eingeschätzt. Er hatte gedacht sie wäre schwächer geworden in den Jahrhunderten ihrer Gefangenschaft. Aber selbst wenn es so war, jene Macht, die ihr verblieben war, ging über seine Erwartung weit hinaus. Kein Wunder, dass sie ihn hatte täuschen können! Täuschung… Hatte sie sie von vornherein geplant? Nein, das war unmöglich, sie konnte nicht sehen! Vielleicht war das Bruchstück auch verloren gegangen und begraben worden? Und er hatte es verkannt und ausgegraben. Ein kratzendes Lachen erklang. Er, der Verräter, wie sie ihn nannten, hatte etwas befreit, was wohl besser verborgen geblieben wäre.
Obwohl… er erkannte Düsternis, wenn er sie sah. Das Bruchstück war nicht erfüllt gewesen von dem schmerzlichen Strahlen, jener widerwärtigen Reinheit. Es war kein leuchtendes Bruchstück des Ganzen, es war verschattet und hart. Was war es? In mancherlei schien es ihm beinahe ähnlich zu sein und dann… Seine Klauen schabten über den Fels und hinterließen tiefe Scharten. Es hatte keinen Wert darüber zu grübeln.

Er wusste, er würde Varuna nicht länger halten können, jetzt nicht mehr. Die untoten Armeen dort würden fallen, aber es war ihm auch nicht mehr wichtig. Varuna hatte keinen Wert mehr für ihn, nachdem er sein Ziel erreicht hatte. Erreicht auf die eine oder andere Weise. Es war eine Niederlage, ja, es war keine Vernichtung!
Seine Diener waren stark, unnachgiebig, loyal und ohne Skrupel. Mit ihnen würde er etwas Neues erbauen, er war alles andere als geschlagen! Zornig zermalmte er einen Felsbrocken unter seinen Füßen. Er würde in den nächsten Tagen und Nächten genug Seelen bekommen, um wieder zu Kräften zu kommen und dann…



Leise knackte der Boden. Nun war er wieder zur Ruhe gekommen, zumindest schien es an der Oberfläche so. In den Tiefen der Welt zerbrachen Erdteile und wurden von flüssigem Stein überspült. Es kochte und brodelte in der Dunkelheit seit der erste Ruck getan worden war und nichts würde verhindern können, dass sich das Antlitz der Welt auf ewig verändern würde.
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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 09 Apr 2013 22:44    Titel:
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Ich sah in die Unendlichkeit und an ihrem tiefsten Grund mir selbst ins Angesicht…

Eluive, besorgt um die Vorgänge auf der Welt und bedroht durch Kra`thor, befreit sich aus der ihrem Gefängnis. Voller Entsetzen lauscht sie der zerrissenen Welt.

Ein Splitter nur, ein Stück, ein Teil… und doch ist ohne ihn das Werk nicht ganz.
So nah war er ihm … das Rauschen dunkler Schwingen klang mir schon im Ohr – unverwechselbar. Wie konnte er nur so weit kommen? War es leichtfertig ihn derart zu täuschen?
Nein… ich konnte nicht, durfte ihn nicht gewähren lassen. Alles wäre verloren … und ist es nun ohnedies.

Ein Kind im Licht, ein Kind in der Dunkelheit … von hohem Blute … und…
wie im Splitter eines Spiegels seh ich das Schauspiel ein weiteres Mal… von meinem Blut.
Warum führt der Dunkle des Dunklen Hand? Nimmt es denn nie ein Ende? Ach … wohl schneller als mir lieb ist.

Bruder in den Sternen – hörst du meine Klage? Spürst du meinen Schmerz?
Die Welt die ich erschaffen – nun bin ich selbst ihr Untergang. Kein Lebewohl, denn alles Leben wird nun enden… ihr Lachen, Weinen, Staunen … nichts davon wird bleiben als das Entsetzen des Endes – eingekerbt in den Flor der Ewigkeit. Der Kreis, der niemals enden sollte bricht nun doch und mit ihm ist jede Hoffnung, jeder Trost verloren.
Das Lachen des Kindes in den Armen der Mutter, der Duft des Frühlings der den Winter besiegt, das Gold der Ähren ebenso wie die behütende Dunkelheit des Schlafes, der silbern seine Träume webt. Die unbändige Freude über die die üppige Schönheit meiner Schöpfung. Diese Freude, die selbst die tiefste Tiefe stets berührte… vergangen, vergessen… bald.
Was bleibt mir noch zu tun? Es ist zu spät…

Diese Freiheit, mein Bruder, hat einen hohen Preis – einen zu hohen Preis.


Um ein Bruchstück ihrer Macht und ihrer Selbst beraubt, um Kra`thor davon abzuhalten Schreckliches anzurichten, trauert Eluive um ihre Schöpfung. Zwar ist sie frei, doch sieht sie die Welt in Trümmern.
In dieser Nacht scheint kein Feuer rechte Wärme spenden zu wollen, kein Wort wahren Trost zu vermitteln. Die Natur selbst stimmt ihr Klagelied an, den Abgesang der Welt…
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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 10 Apr 2013 21:03    Titel:
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Die freie Harmonie starb.
Hoch oben in der Stille der Sterne weilte Horteras und blickte hinab in die Geschichte der Welt. Seit der erste Riss über die Insel Lameriast gewandert war, beobachtete er erwägend die Geschehnisse. Schon immer hatte er versucht die Schöpfung seiner Schwester nicht zu stark zu beeinflussen, denn er fürchtete um die unwägbare Wirkung. Doch nun… Seine Liebe regte sich in ihrem Gefängnis, die Welt änderte sich auf einmal so rasch. Konnte er wirklich weiterhin seine Nichteinmischung aufrechterhalten am Ende aller Zeiten? Konnte er sie alle im Stich lassen? Würde er sich jemals verzeihen?
Schon immer hatte er geahnt, dass das Kommende eines Tages eintreffen würde. Er hatte es geahnt seit jenem Augenblick, als seine Schwester die freie Harmonie gesungen hatte. Er hatte sie gewarnt vor jenem, was sie beschwor, aber die Klänge waren so süß gewesen, so lieblich und rein, so voller Hingabe und Leben. Er war nicht fähig gewesen sie zu hindern. Er bereute es nicht, denn was sie geschaffen hatte war ein Meisterwerk – wie er es geliebt hatte ihre Wesen zu beobachten, ihr Streben, ihre Leidenschaft, ihr Straucheln, ihren Kampf. Er hatte die grausamsten Fehden gesehen, die unüberwindbare Liebe, Verluste, die selbst ihn zu Tränen gerührt hatten. Er hatte alles wahrgenommen. Nur eines bereute er, - dass er der geringste Teil davon gewesen war, dass er selbst nicht gekämpft hatte, verloren hatte, doch zumindest hatte er geliebt. Ja, er hatte geliebt… Seine Söhne, die Menschen, ihre Geschichten. Und über alles andere liebte er sie, das reinste Wesen, die Schöpferin, die Schwester, der Inbegriff seiner Liebe…


Die freie Harmonie starb.
Horteras sah Inseln zerbrechen und beobachtete wie die Bruchstücke der Welt von den Ozeanen verschluckt wurden. Bis zu den Sternen und Monden reichten die Schreckensschreie und verzweifelten Rufe der Geschöpfe. Er hörte seine Schwester weinen, sie hatte erkannt, dass ihr Handeln das Ende heraufbeschworen hatte. Nun hatte sie es erkannt! Er hätte sie warnen können, doch sein Wissen war sein Fluch, die Vorhersehung war immer sein Fluch gewesen. „Oh, meine Liebste…“, hauchte er von Kummer ergriffen und löste sich von den Sternen, um hinab zu eilen. Er hatte seine Entscheidung getroffen schon vor vielen Zeitaltern und in dieser Nacht des Leides musste er einstehen. Nein, die Vorhersehung war ein Segen. Es war ihm vergönnt gewesen seine Söhne, Phanodain und Cirmias, noch einmal zu sehen und die Tatsache, dass er über diese Nacht hinaus nichts erblickte, erfüllte Horteras mit einer ergebenen Stille. Sein Schicksal war besiegelt. Für sie… für sie und all die Geschichten, die er erfahren durfte, die Schönheit, die er hatte sehen dürfen, die Gefühle, die in ihm geweckt worden waren, musste er sich nun einmischen. Denn er könnte sie niemals verraten, niemals verlassen. Niemals aufhören zu lieben…


Die freie Harmonie starb.
Der Sternenvater erblickte den Riss, das bodenlose Loch, dass seine Schwester gerissen hatte, als sie sich befreit hatte. Er vernahm den Schrei der freien Geschöpfe und sah die Tränen seiner Liebe. Der Zeitpunkt war gekommen. Ach, wenn er sie doch nur noch einmal gesehen hätte, sie einmal hätte berühren dürfen…
Begleitet von einem Ruf der innigsten Hingabe für diese Schöpfung stürzte Horteras sich hinab in den Riss. Ihm war schmerzlich bewusst gewesen, dass diese Stunde kommen würde, dies sein Schicksal, seit ihm das Leben eingehaucht worden war. Doch hatte ihn nichts auf den unermesslichen Schmerz vorbereitet, als die gebündelte Kraft der zerbrechenden Welt auf ihn einschlug. Er spürte wie seine Macht sich zersplitterte und einen Teil der Wunden schloss, die aufgerissen worden waren. Und dann, vernahm er ihren Ruf, ihren Ruf voller Entsetzen, als Eluive zu ihm eilte, während seine Gestalt blasser und blasser wurde. Ihre Schönheit raubte ihm den Atem… wie sie es immer getan hatte. „Diese Wahl war die meinige, allein meine…“, hauchte er leise und der Wind trug die Worte mit dem silbernen Leuchten hinfort. „Verzeih mir!“, keuchte Eluive, „Verzeih mir, dass ich nicht auf dich hörte. Ich wünschte, ich habe mir immer gewünscht, an deiner Seite weilen zu können. Nur ein Lied noch, eine Geschichte…“ „Das schönste Lied wurde gesungen, die spannendste Geschichte erzählt. Und ich werde für alle Ewigkeiten an deiner Seite weilen, kein Versprechen bindet mich, nur meine Hingabe.“ Von seinem Körper blieb nur sein Kopf noch als silbriger Schweif stehen, lautlos bewegten sich seine Lippen und Eluive verstand. Eine Windböe trieb den schimmernden Dunst hinauf in die Dunkelheit des Himmels und verschwand. Sterne regneten in dieser Nacht vom Firmament.



Die freie Harmonie würde leben.
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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 11 Apr 2013 22:06    Titel:
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Die Wunden würden heilen...

Etwas splitterte, schnitt so tief in ihr Empfinden, dass sie nur einen Moment lang wünschte es würde enden – alles sollte enden. Das Lied, die Welt, das Leid – vor allem das Leid. Sie war die Schöpferin dieser Welt, die Herrin über alles Leben – sollte es doch verglühen, wie die Sternschnuppen, sein Lebewohl.
In dieser Nacht wanderte Eluive über die freie Harmonie, Sternsplitter glitzerten in ihrem Haar - ihre Tränen aber waren versiegt. Ihre Trauer war voller stummem Entsetzen, reichte weit hinaus über das Vergießen von Tränen. Wortlos blickte sie in den Himmel empor und schließlich weit über Ala´thair – ihre Schöpfung.
Tiefe Wunden zogen sich über die Welt – wie ein Spiegelbild ihres Innersten. Wie viele Leben waren genommen worden bevor er… ihr geliebter Bruder, ihr Hoffnungsstern, das seine gab? Ein letzter Blick nur war ihr vergönnt… seine Worte des Abschiedes – niemals würde sie sie vergessen.
Auch die Welt, die Wesen die auf ihr wandelten sollten ihn nicht vergessen, den Sternenvater, den Retter der freien Harmonie, ihren geliebten Bruder. So formte sie aus Liebe und Schmerz, aus Zuneigung und Erinnerungen eine neue Melodie, einen Stern, der heller strahlen sollte als all die anderen.
In seinem Funkeln fand sie ein wenig Trost und als er schließlich verblasste, weil die Nacht dem Tage wich, die Sonne ihre stetige Reise aufs Neue begann und das Land in goldenes Licht tauchte, obsiegte die unbändige, immerwährende Liebe der Mutter über den Schmerz.
Voller Güte betrachtete sie ihre Kinder, wandelte ungesehen, unbemerkt unter ihnen, bewunderte, was sie geschaffen hatte – nach so langer Zeit.
„Dein Opfer soll nicht vergebens sein, Bruder, die freie Harmonie soll leben!“
Eine Welle der bedingungslosen, aufrichtigen Liebe, wie nur eine Mutter sie empfinden kann, wogte über die Welt als die Schöpferin sich – der Sonne gleich – erhob.
Hoch über der Welt ließ sie ihre Stimme erklingen, nahm die geschwächte Melodie auf, verwob sie neu. Kein sterbliches Wesen würde den Kräften standhalten können, die nun durch das Gefüge der Harmonien fluteten. So schützte sie die Liedwirker, indem sie ihnen den Zugriff auf ihre Melodie versagte.
Gewaltige Macht – die ureigene Macht der Göttin – die Kraft der Heilung - ergoss sich über die Welt. Die tiefen Wunden im Angesicht Ala´thairs begannen sich zu schließen. Die Pflanzen legten sich wie ein schützender, heilender Verband über die aufgerissene Erde. Abgebrochene Landmassen fanden wieder zueinander, Land wurde aus den Meeren geboren –


...die Welt bekam ein neues Antlitz.
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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 16 Apr 2013 18:23    Titel:
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Aus totem Gras erhoben sich saftige, grüne Halme. Lieblich, voller Anmut und Schönheit reckten Blüten ihre Köpfe, in unzähligen Grüntönen schimmerte das junge Laub der Bäume. Wie gereinigt, nach einem Sommerregen – wie neu erstanden zeigte sich die Welt.
Für die Völker der Welt ist nicht mehr als ein Tag vergangen und doch wurde durch die göttliche Schöpfungskraft die Welt von ihren Wunden geheilt. Liedkundige werden vielleicht hier und dort einige neue Klänge in der großen, freien Harmonie entdecken.
Jedes Wesen, das fähig und willig ist, die Güte und Liebe Eluives zu spüren, wird dies in diesen Tagen tun können. Sei es im Anblick eines munter dahinplätschernden Bächleins, im Duft einer bisher ungekannten Blume oder einfach in der Freude die schrecklichen Ereignisse der letzten Tage überstanden zu haben.


„Ich schwöre dir, so wahr ich hier stehe, ich laufe gerade über den Anger, da schließt sich neben mir einer dieser Risse wie von Zauberhand, frisches, saftiges Gras legt sich darüber. Kniehoch ist es gewachsen! In nur einem Augenblick. Natürlich bleib´ ich sofort stehen, schaue mich um – und siehe da, hinter mir wächst ein Baum aus der Erde – schon mit Blättern bedeckt, schießt in die Höhe als ob er immer dorthin gehört hätte. Ich hole Luft – und zack! hängen reife Früchte an den Zweigen. Ja, glaub das ruhig – so wars!“

„Hast dus gehört? Die Alte vom Frühsonnhof behauptet steif und fest, sie sei aus ihrem halb verfallenen Haus hinaus um Wasser am Brunnen zu holen und als sie wiederkam, wäre die Hütte wie neu gebaut, mit unversehrtem Dach und einem wunderbar blühenden Vorgarten gewesen. Die ist doch völlig verrückt! Obwohl – hast du gesehen, was mit dem Gehöft vom Pichelbauern passiert ist?“

„Ich sags euch! Die Götter haben uns die Zeit gestohlen! So strafen sie unsre Missetaten! Nichts kann so schnell wachsen, nichts so schnell erbaut werden. Sie strafen uns! Betet um eure Rettung!“



Völlig erschöpft blickte sie auf die geheilte Welt, lauschte der Harmonie, die sie neuerlich gesungen, die sie erneuert hatte. Für die Göttin war es nur ein kurzer Moment gewesen – einen Lidschlag lang hatte sie das Rad des Lebens angehalten, war die Zeit versiegt. Lächelnd betrachtete sie ihre Geschöpfe – die Schönheit der Schöpfung, das Wunder das sie vollbracht hatte. Sie war unendlich müde … aber es gab noch etwas zu tun.
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Benedict Weber





 Beitrag Verfasst am: 29 Aug 2013 21:27    Titel:
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Die Welt war geheilt, die letzten Wunden geschlossen… sie war so müde.

Wie sehr hatte sie die so teuer erkaufte Freiheit genossen, hatte die Welt durchstreift, konnte sich kaum sattsehen an der Schönheit ihrer Schöpfung … tief saß die Trauer, ließ nicht von ihr ab.

Und da war noch der Splitter, jenes Bruchstück das durch die Klauen des Dämons aus den Tiefen der Erde gerissen wurde. Sie spürte es, es war ein Teil ihres Selbst und doch wandelte es ohne ihr Zutun im Verborgenen über die Welt. Sie konnte die Kraft spüren die darin pulsierte, das Verlangen zu jagen, die Stärke zu siegen und dafür dem Tod ins Angesicht zu blicken, es lag kein Hass in diesem Splitter, keine blinde Zerstörungswut, aber wenn sie jenen Teil berührte, spürte sie das Raubtier das den Tod brachte ohne zu bedauern, weil es notwendig war um das Rad des Lebens weiter zu drehen. Wie einladend, verlockend war die Dunkelheit… Ruhe und Schlaf brachte sie mit sich.

Wo aber die Dunkelheit wandelte, durfte das Licht nicht fehlen… so wanderte sie noch einmal über ihre Schöpfung, umarmte noch einmal jene, die bereit waren ihre Berührung anzunehmen…


Zuletzt bearbeitet von Benedict Weber am 29 Aug 2013 21:28, insgesamt einmal bearbeitet
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