Warnung! Gift!

[Liam Ecclesia]

Durch ganz Adoran laufen Boten und Rekruten der Garde um Aushänge an jede Wand zu hängen, bald sind überall in der Stadt Aushänge die verkünden:


WARNUNG! GIFT!

In Adoran sind Kuchen gefunden worden die vergiftet sind, esst nichts von Fremden! Sollte euch Solches angeboten werden oder wird eine Person beim verteilen von Essen gesichtet, ist sofort das Regiment zu informieren. Vergifteter Kuchen oder fremde Ware sind beim Regiment ebenso abzugeben.

Für das Lichtenthaler Regiment,

[Willardy Weidenkatz]

...und wäre die Situation nicht so unglaublich verschreckend und markerschütternd gewesen, so hätte sie am nächsten Tag über Sprüche wie "buntes Treiben in Adoran" oder "Farbenspiel" sogar geschmunzelt - so allerdings...

Mit einem sichtlich erfreuten Lächeln schnupperte sie nochmals an dem saftig-duftigen Blaubeerkuchen, ihre Lieblingssorte (!), welchen sie erst wenige Momente zuvor aus dem Postkasten gefischt hatte. Sorgfältig und liebevoll hatte man ihn verpackt und sie glaubte ganz genau zu wissen wer denn der geheimnisvolle Wohltäter war.

Erst vor einem Tag hatte sie beschlossen Sophia ein Geschenk zu machen und vollbrachte das Kunststück eine fein geschnitzte Drachenfigur in deren Briefkistchen zu stopfen, nachdem die Freundin ihr anvertraute, dass sie eine solche nur zu gerne besitzen würde. Der Kuchen musste doch folglich der Dank sein und die sehr saubere, schmucklose Verpackung in frisches Tuch deutete auch auf die liebgewonnene Nachbarin hin.

Mit sichtlicher Vorfreude biss sie hinein und schluckte selig seufzend - nur blieb ihr allein der Seufzer im Halse stecken, während der beachtliche Bissen langsam die Speiseröhre herabwanderte.
Irgendwie schmeckte der Kuchen... seltsam.
Dann überschlug sich schon alles und siedendheiß hallten die Worte Friedrichs in ihren Ohren, welcher beim Wachgang die Suppen der Armenspeisung kontrolliert hatte:
"Sicher muss man das alles überprüfen - in Bajard hat diese Talana Virr vergiftete Kuchen verteilt..."

Vergiftete Kuchen verteilt, vergiftete Kuchen verteilt, vergif... OGERSCHEISSE!
Mit wenigen Sätzen wollte sie zur Türe hasten, Hilfe holen, doch kaum setzte sie sich in Bewegung, begann die Welt mit einem gewaltigen Schaukelschwung durchzudrehen. Es wurde bunt, grell und verschwommen. Ihre eigenen Hände schienen einen giftgrünen Farbton anzunehmen und die heißgeliebte, blaue Blume in ihrer Vase leuchtete scharlachrot. Strauchelnd schaffte sie es zum Türknauf, riss daran und wollte hilfeschreiend hinausstürzen, als ihr erneut die Laute in der Kehle stecken blieben.
Ein garstiges, himmelblau-gelbes Zweikopfungetüm saß am Teich und starrte sabbernd zu ihr herüber, machte einen seltsam kleinen, doch merklichen Schritt auf sie zu. Schnell knallte die Türe wieder und gehetzt rettete sie sich ins Schlafzimmer, nur um festzustellen, dass zwei scheußliche Alptraumwesen aus den Stallungen zur Wohnung herüberlinsten - scheinbar waren die Pferde bereits gefressen?!
Aufbrüllend machte sich die Panik in ihr breit und ein wimmernder Klagelaut drang über die Lippen, dann tauchte sie ab - unters Bett. Schloss die Augen und betete, dass der Nachtmahr wieder verschwinden möge...