Aviel Amairwen
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Verfasst am: 24 März 2005 19:46 Titel: Neugier und ihre Folgen |
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Natürlich hatte ich die Worte ihrer Heiligkeit, der Erztemplerin noch im Ohr:
„Sicher Kind, nehme ich dich mit, wenn es nicht mehr gefährlich dort ist.“
Und natürlich ist meine Neugier größer, als ihre Worte laut sind.
So habe ich ihre Heiligkeit noch nie gesehen... wie sie gestützt auf ihrem Stab den Raum verläßt. Sie wirkt in diesem Moment, was sie im Grunde ist.. alt.
Wenn mich nicht alles täuscht, glaube ich sogar vernommen zu haben, wie ihre Stimme nah am brechen war. Ich sehe ihr nach, wie sie zum Gebet in die Kirche geht.. gebeugt, als würde eine schwere Last auf ihren Schultern liegen und so ist es wohl auch.
Es dauert nicht lang und ich habe mir etwas Proviant besorgt und meinen Wasserschlauch aufgefüllt. Vorsichtshalber habe ich jedoch meine Arbeitsrobe übergeworfen, ehe ich heimlich das Kloster verlasse.
Was ich suche? Den geschändeten Schrein der Demut.
Ich wage kaum zu hoffen, daß ich Auskunft bekomme, die ich aber benötige, denn ich habe nicht den Schimmer einer Ahnung, wo dieser Schrein liegt und wie lange ich unterwegs sein werde.
Entgegen meiner inneren Vorbereitung auf einen Überredungskampf, ist Falk aber nur allzu bereit mir den Schrein zu zeigen den ich sehen möchte... den der Tapferkeit. Ich habe mir diesen ausgesucht, weil ich hörte, daß die beiden nicht weit von einander entfernt liegen.
Es folgt ein langer Marsch ab einem Wegekreuz, wie er es nennt und weit in einen Wald hinein.
Wir treffen unerwartet eine Frau, bei der ich nicht umhin komme, sie unaufhörlich anzustarren, weil sie.. spitze Ohren! hat, bis mir der Grund meines hierseins wieder einfällt.
Ich habe Glück, so glaube ich, weil die beiden sich offenbar kennen und sich angeregt unterhalten, so das ich mich vorerst unbemerkt fort schleichen kann.
Ich gelange kurz darauf tatsächlich am Schrein der Tapferkeit an und begebe mich sogleich auf die Suche nach dem der Demut.
Wenn ich nur wüßte, in welche Richtung? Schnurstraks laufe ich los.
Natürlich weiß ich, daß Wölfe in den Wäldern hausen und daß sie in der Lage sind, sich fort zu bewegen. Ich weiß auch, daß sie sich Menschen nähern können.
Was ich nicht wußte ist, wie sie sich anfühlen!
Ich komme auch nicht wirklich dazu, diese Erfahrung zu machen, denn ehe meine Hand das Fell des Wolfes berühren kann, der mich anspringt, wird mein Geist von Schwärze in die Tiefe gerissen. Als ich meine Augen aufschlage, vernehme ich leisen Gesang und blicke in die Augen der spitzohrigen Frau.
Noch ehe ich mich für ihre Hilfe bedanken kann, stürmt ein weiterer Wolf auf die kleine Lichtung, einen mir fremden Mann angreifend und ich nehme ohne nachzudenken die Beine in die Hand und laufe los.
Fügung, oder Zufall... als ich das nächste Mal halt mache, um zu verschnaufen, sehe ich mich dem Schrein der Demut gegenüber. Und kurz darauf, der Frau und einem recht verärgerten Falk. Meine Knie werden weich bei dem Gedanken, er könne ihrer Heiligkeit von meinem Ausflug erzählen, jedoch verspricht er, es nicht zu tun. Ich atme auf und verspreche meinerseits nun an seiner Seite zu bleiben.
Immerhin weiß ich ja nun wo sich der Schrein befindet.
Einem nächsten Ausflug steht also nichts im Wege.
Zuerst jedoch muß ich nach Hause, darauf drängt zumindest die Spitzohrige, so wie sie darauf beharrt, daß Falk mich zurück bringt.
Alles nur das nicht!
Ich habe abermals Glück und werde von ihm nur bis Varuna begleitet.
Flugs mache ich mich auf den Heimweg zum Kloster und schleiche mich hinein.
Müde lasse ich mich auf mein Bett fallen und ehe meine Augen zufallen, nehme ich mir fest vor, gleich nach dem Aufstehen meine Robe zu waschen und die Heilerin in Varuna aufzusuchen, um mir etwas gegen die brennenden Kratzer geben zu lassen, ehe mich ihre Heiligkeit zu Gesicht bekommt. |
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