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Morgwen - Ein Leben im Zeichen des Mondes
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Morgwen





 Beitrag Verfasst am: 14 Dez 2005 13:15    Titel: Morgwen - Ein Leben im Zeichen des Mondes
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Diese Nacht war nicht wie all die anderen Nächte zuvor. Es mochte zum einen daran liegen, dass der glanzlose Himmel in pechschwarzer Dunkelheit versank. Der Mond hatte sich zurückgezogen, verbarg sein Antlitz vor den Augen der Welt und seine abertausenden Begleiter taten es ihm gleich. Doch die Nacht verdankte ihre Besonderheit auch der Tatsache, dass Morgwen sie nicht alleine verbringen musste. Zwar war sie niemals wirklich alleine, denn sie hatte stets ihre treue Schafsherde um sich, doch menschliche Gesellschaft war eine Seltenheit für die junge Hüterin geworden.

Der würzige Duft von gebratenem Wild lag in der klaren Abendluft und das lodernde Lagerfeuer erhellte die kleine Lichtung, auf der Morgwen zusammen mit ihren drei älteren Brüdern verweilte. Bizarre Schatten zuckten durch den sie umrandenden Wald , getrieben vom Spiel der farbenfrohen Flammen. Die Geschwister schwelgten in Erinnerungen, viel zu selten saß man zusammen am Feuer und genoß die Anwesenheit der Anderen. Auch wenn sie schon als Kinder kräftig am elterlichen Hofe mit anpacken mussten, so hatten sie doch eine unbeschwerte Kindheit genoßen. Und auch der typische immer wieder kehrende Zank unter Brüdern und Schwestern hatte der innigen Bindung der Vier zueinander über all die Jahre hinweg nichts anhaben können. Doch schließlich war der Tag gekommen, an denen die Eltern zu schwach wurden um den Hof am Laufen zu halten und die Aufgaben gingen nun ganz an die Kinder über. Während die drei Burschen die Stallungen mitsamt den Feldern und Äckern versorgten, war Morgwen für die kleine Schafsherde zuständig. Regelmäßig zog sie mit den Tieren gen der Berge, wo sich saftige Wiesen und klare Flüsse erstreckten. Die Entfernungen waren zu weit, als dass sie jeden Abend zu ihrer Familie zurückkehren konnte und so verbrachte sie manchmal mehrere Tage in der Einsamkeit der Natur.

Das fröhliche Lachen der Geschwister übertönte das laute Bellen des alten Hirtenhundes. Der treue Gefährte hatte schon zu Zeiten von Morgwens Vater die Tierherde beieiander gehalten und auch heute noch war trotz seines Alters mit Freude dabei. Die Schafe kannten den Kläffer, wußten um seine Aufgabe und fügten sich ihm. Doch heute klangen seine Laute anders, fremd und fast ängstlich. Unsicherheit machte sich unter den Tieren breit und auch das Gelächter der Vier verstummte. Das Gebelle des Hundes entfernte sich immer weiter, bis es schließlich in einem kläglichen Winseln unterging und sich eine eisige Stille über die kleine Lichtung legte. Und plötzlich trat Unruhe in die Schafsherde. Verstört scharrten sie mit den kleinen Hufen, schüttelten sich und stoben letztlich wild auseinander. Zeitgleich sprangen die Geschwister von ihren Plätzen auf, Blässe belegte ihre Wangen. Mehr als deutlich war die Panik der Tiere zu spüren, etwas stimmte nicht.

Zu dunkel war die Nacht und zu schummrig das Licht des inzwischen fast abgebrannten Lagerfeuers, als dass die Geschwister den Ring aus Schatten frühzeitig hätten bemerken können. Erst als sie eingekreist waren, erkannten sie das Unglück welches ihnen gegenüber stand. Gefletschte Zähne blitzten, kehliges Knurren ertönte. Erde wurde in die Luft gewirbelt unter dem verbitterten Überlebenskampf der im Grunde doch wehrlosen Schafe. Knochen barsten, Fleisch wurde gerissen. Zwei der Brüder griffen nach ihren kleinen Armbrüsten, der Dritte schnappte sich Morgwens Hirtenstab und schlug verzweifelt um sich. Ein Hagel von Bolzen surrte durch die Luft, woraufhin zwei Schatten zusammenbrachen. Verwirrt durch diesen unerwarteten Eingriff von seiten der Menschen, hielten die übrigen Schatten inne. Noch immer lauernd traten sie einige Schritte zurück, verschmolzen miteinander. Dann preschten sie plötzlich wieder nach vorn, teilten sich und schossen wie Pfeile an den Geschwistern vorbei. Zurück in den Wald, hinfort aus dem Blickfeld der Menschen.

Doch sie hinterliessen mehr als eine vernichtete Schafsherde. Morgwen, die Jüngste der Geschwister trug eine sickernde Risswunde an ihrem Oberschenkel davon. Die wollene Hose war zerfetzt und der Speichel des Tieres troff noch an den Wundrändern. Schnell handelten die drei Brüder und brachten ihre Schwester von der Lichtung hinab, zurück ins Tal und zum gemeinsamen Hof. Sorgfältig wuschen sie die Wunde aus und bedeckten sie mit sauberen Tüchern. Dann brachten sie Morgwen ins Bett, wo sie sich erholen sollte.

Alatars Blick ruhte auf der Szene und ein boshaftes Lachen umspielte seine Mundwinkel. Die Angst in den Herzen der Menschen war eine Wohltat für sein garstiges Wesen. Und erst die kleine Morgwen. Er badete in ihrem Schmerz über den Verlust ihrer Tiere, suhlte sich in ihrer Panik um das Leben ihrer Brüder. Doch was war das ? Seine Schatten wurden vetrieben. Alatar spie aus ob der nachfolgenden Fürsorge der Brüder um ihre Schwester. Die Verbundenheit der Vier hatten es ihnen ermöglicht dieser Situation zu entkommen und die Erkenntnis machte ihn rasend. Und so fasste er einen Plan. Ein Plan, der vor Niedertracht nur so troff.

Später in der Nacht wurde Morgwen von dem leisen Trommeln des fallenden Regens geweckt. Ihr junges Herz war erfüllt von Schmerz und Trauer um ihre verlorene Herde, die neben ihren Brüdern eine Familie für sie geworden war. Die Erinnerungen an das Geschehen im Wald waren schwach, doch nicht völlig ausgelöscht. Sie wusste, dass ihre Brüder das Geschehen unbeschadet überstanden hatte. Sie wollte aufstehen und zu ihnen gehen, doch eine plötzlich auftretende Schwärze vor ihren Augen ließ sie zurück in die weichen Kissen sinken. Ihr Herz pochte kräftig, so stark dass sie es bis in die letzte Phase der Peripherie ihres Körpers spürte. Das Atmen fiel ihr schwer und sie begann nach Luft zu ringen. Ihre Gedanken versanken in einem scheinbar undurchdringlichen Nebel und nur noch durch einen dichten Schleier nahm sie ihre Umgebung wahr. Ihre Augen brannten und heiße Tränenflüßigkeit sickerte aus den Augenwinkeln. Was war bloß los mit ihr?!

Der Gedanke an ihre Brüder ließ sie nicht los, sie musste zu ihnen. Sie brauchte ihre Hilfe. Sie wollte den Mund öffnen um zu rufen, doch ihrer Kehle entwich ein Knurren anstelle eines Schreies. Panik glomm in ihr auf und sie versuchte sich aus dem Bett zu bewegen, doch ihre Gliedmaßen gehorchten ihr nicht. Mit einem dumpfen Schlag knallte sie auf den harten Boden. Instinktiv hatte sie ihre Arme vor das Gesicht geschlagen und als sie ihre Augen wieder öffnete erblickte sie keine Hände, sondern Pfoten! Auf ihren Armen wuchsen Haare, so dicht wie Fell. Und auch der Rest ihres Körpers war besaumt damit. Die Kleidung die sie getragen hatte, lag zerfetzt in ihrem Bett. Der Schatten ihrer Nase hatte sich in das vordere Ende einer Schnauze gewandelt, aus der messerscharfe Zähne blitzten. Was geschah mit ihr?!

Morgwen versuchte sich von dem Boden aufzurichten, doch sie knickte ein. Erst nach dem dritten oder vierten Versuch stand sie wackelig und schwankend, fast wie betrunken auf vier Beinen. In ihren Ohren rauschte es und Hunger machte sich in ihr breit. Starker Hunger, Gier nach frischem Fleich. Hunger! Er zehrte und nagte an ihr, ließ sie sich gen der angelehnten Türe bewegen. Es war nicht sie, die sich fortbewegte, die Lust nach Blut trieb sie in die Stallungen der Kälber. Der Geruch des Viehs stieg stärker denn je in ihre Nase. Die jungen Tiere wichen vor ihr zurück, drückten sich an die Wand, suchten untereinander Schutz. Sie hatten Angst vor ihr, spürten die Gefahr, die von ihr aus ging. Irgendwo in einem kleinen Winkel ihres menschlichen Bewußtseins erschrak Morgwen bei diesem Gedanken, doch sie war schon in einen leichten Trab gefallen und steuerte direkt auf ein kleines Kalb zu, das am Rande der zusammengepferchten Tiere stand. Panisches Muhen drang an ihre Ohren und ihr Blick fiel genau in die großen schwarzen Augen des jungen Tieres. "Nein!", schrie es tief in ihr, doch die Gier überragte den menschlichen Verstand. "Ich will das nicht!", surrte es in ihren Gedanken, als sie schon das das Brechen kleiner Knochen in ihrem Kiefer vernahm.

Warm floß das frische Blut ihre Kehle hinab. Das kleine Kalb lag zerfleischt und zerissen vor ihr, die restlichen Tiere waren aus dem Stall geflohen. Morgwen fühlte sich elend, hätte am liebsten erbrochen. Und doch nagte sie weiter an dem frischen Fleisch. Und aus weiter Ferne drang ein gehässiges Lachen an ihr Gehör.
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 Beitrag Verfasst am: 21 Jan 2006 07:35    Titel:
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Heiss wie sengende Glut brannten sich die silbernen Tränen in die Haut von Morgwens Wangen. Der Mund war weit geöffnet und aus ihm drangen laute Schreie. Erfüllt von Schmerz, Trauer aber auch unbändiger Wut hallten sie in dem kleinen Tal wieder. Ihre blutverschmierten Hände krampften sich um den Kopf ihres ältesten Bruders, der in ihrem unbedeckten Schoss lag. Der Boden um sie herum war getränkt mit dem vergossenen Lebenssaft ihrer Geschwister und neben ihr dampfte ihr eigenes Erbrochenes in der morgendlichen Kühle. Der faulige Gestank des Todes lag über dem Gehöft und dicke Schmeissfliegen machten sich surrend über die zerstreuten Tier- und Menschenkadaver her. Eine Spur der Verwüstung zog sich über das Landgut, ausgetretene Türen, zerschlagene Fenster. Es war ein Kampf um Leben und Tod gewesen, der an diesem Ort gewütet hatte.

Über Morgwens Erinnerung jedoch lastete ein dunkler undurchdringlicher Schleier. Er hinderte sie daran zu verstehen was hier geschehen war. Manchmal wurde er durchbrochen von Gefühlen, die für den Bruchteil von Sekunden in ihr aufkeimten. Sie paarten sich mit Bilderfetzen, die vor ihrem geistigen Auge zuckten. Fleisch und Blut, Hunger und Gier. Panische Angst in menschlichen Augen, klagvolles Heulen. Sanftes Mondlicht, warmes weiches Fell. Gefrierende Kälte im Herzen. Es erschien unmöglich, die Teile dieses Puzzles zu einem klaren Bild zusammenzufügen. Und es lag noch ein weiteres erhebliches Puzzlestück vor ihr, nämlich die Schuld. Die Tatsache, dass sie als Einzige überlebt hatte, genügte ihr um sich selbst anzuklagen.

Wohl mehr aus Zufall als gewollt, glitt ihr starrer Blick vom Gesicht ihres Bruders ab und wanderte an sich selbst herab. Blutverkrustete nackte Haut schimmerte ihr entgegen, getränkt in die ersten Strahlen der morgendlichen Sonne. Unbedeckt bis auf den letzten Zentimeter kniete sie im aufgewühlten Staub. Es fiel ihr nicht leicht, ihre Finger vom Kopfe ihres Bruders zu lösen, doch letztlich ließ sie jenen sanft auf die Erde gleiten. Mit bebenden Lippen hauchte sie einen letzten Kuss auf den verzerrten Mund des Verstorbenen, dann erhob sie sich zaghaft. Je mehr sich der Gedanke des Todes in ihrem Kopf manifestierte, umso weniger wollte sie ihn wahrhaben.

Wie ein Ertrinkender nach Land suchend, eilte Morgwen in das Gut hinein, in ihr Zimmer. In ihr keimte die Hoffnung, sich selbst schlafend vorzufinden. Alles nur ein böser Traum. Doch stattdessen fand sie ihre Kleidung zerissen zwischen den zerwühlten Laken ihres Bettes wieder. Mit ihren dünnen Fingern griff sie danach, strich über den Stoff. Fast intuitiv hielt sie die Fetzen unter die Nase und roch daran. Der Geruch von Tier wand sich durch ihren Geruchssinn. Erschrocken ließ sie die Kleidungsstücke wieder fallen. Ungeschickt und geschwächt stolperte sie zu ihrem Kleiderschrank und riß einige Stücke heraus, die sie sich hektisch überwarf.

Und dann brach sie zusammen. Mit einem lauten Schlag traf ihr in sich zerfallener Körper auf dem hölzernen Boden auf. Die Wände brachen über sie ein, drängten sich auf sie zu. Ein gehässiges Lachen pulsierte in ihrem Kopf, nagte an ihrer angeschlagene Seele. Morgwen schlug die Hände über ihrem Kopf zusammen und vergrub das Gesicht in ihren eigenen Armen. Wieder öffnete sich ihr Mund und sie schrie.
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 Beitrag Verfasst am: 09 Feb 2006 19:40    Titel:
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Leidenschaftlich tanzende, in allen Aspekten des violetten Spektrums leuchtende Funken vereinten sich zu einem sprühenden Regen, ehe sie sich zu züngelnden Flammen zusammenfügten. Angefochten durch den frischen Morgenwind schlug das sengende Element gierig nach Allem, was sich in seiner Reichweite befand und fraß sich Stück für Stück durch das knochentrockene Holz der Wände des Gutsgebäudes. Erhitztes Glas barst klirrend in den Fensterrahmen und Splitter scharf wie geschliffene Klingen schossen umher. Laut krachend fielen Dielen und Balken den hungrigen Flammen zum Opfer. Unter einem lauten Zischen entbrannten die aufeinander gestapelten Heuballen lichterloh, als das Feuer seine Hand nach den Stallungen ausstreckte. Der sandige Boden des Hofes dampfte unter der enormen Hitze und die leblosen Körper, die nach wie vor die ursprünglich friedliche Natur des Anwesens verschandelten, gingen unter flackernden Funken auf, die sich begierig in das tote Fleisch wanden. Erst einzelne, sich dann zu dicken schweren Schwaden vereinigte Rauchwolken stiegen aus dem tosenden Flammenmeer auf und verdeckten die zaghaften Strahlen der Morgensonne.

Regungslos verharrte Morgwen auf ihrem Platz, nur wenige Meter von dem Geschehen entfernt. Auf ihren bleichen Wangen mischten sich still geweinte silberne Tränen mit schwarzem Ruß und malten dunkle Schlieren auf ihr Gesicht. Die zerstörerische Hitze zerrte erbarmungslos an ihr und ließ ihre hastig übergeworfene Kleidung flattern. Ohne jegliche Rücksicht auf das noch immer glimmende Leben in Morgwens Gestalt preschten garstige kleine Flammen auf sie zu und umringten sie. Scharf wie tausende von Nadelstichen zuckte der Schmerz in ihren Fußsohlen, als sich der Boden unter ihr mehr und mehr aufheizte. Der Gestank von verkohltem Fleisch und versengten Haaren vernebelte ihren Verstand und hüllte ihre gepeinigte Seele in einen rauchschwarzen Mantel. Der erstarrte Blick aus den nebelgrauen Augen zerfloß in unbegreiflicher Trauer und zeugte von auswegloser Verzweiflungen in dem jungen Herzen.

Alles um sie herum loderte. Ihre sorglose Vergangenheit fiel unter dem Todeswerk der Flammen, ihr Ich wurde unter den peitschenden Funken begraben. Sie selbst war ein einziges zischendes Feuerwerk. Doch alles was Morgwen verspürte war die eisige Kälte ihres Seelenleids. Und das Letzte, was in ihr Bewußtsein vordrang war das grausame Lachen aus einer noch grausameren Kehle.
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 Beitrag Verfasst am: 13 Feb 2006 15:22    Titel:
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Das Gefühl, von welchem Morgwen ergriffen wurde, als sie in dem eisklaren Wasser wieder zu Bewußtsein fand, ließ sich nicht mit Freude oder Erleichterung darüber, dem flammenden Tod von der Klinge gesprungen zu sein, vergleichen. Unfähig sich zu bewegen und alle Viere von sich gestreckt, trieb sie in den sanften Händen des nassen Elements. Das Gesicht war gen Himmel gerichtet und die steigende Sonne strahlte ihr unschuldig und nichtsahnend ins Gesicht. Kaum in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen, konnte sie nicht einschätzen welches Gefühl sie in dieser Situation empfinden sollte. Das Wasser hatte ihr Leben gerettet, doch war ein Leben, wie es ihr bevorstand, überhaupt lebenswert ? Sie hatte ihre Familie verloren, ihre Tiere und ihr Heim. Was war ihr das Leben noch wert ? Vor allem, wenn die Schuld immer wieder an ihrem Herzen nagte.

Unfähig nachzuvollziehen, wielange sie schon im Wasser trieb, verspürte Morgwen plötzlich sandigen Grund unter sich. Kitzelnd rieselten die kleinen Körner zwischen ihren Fingern hindurch und betteten ihren Körper weich. Mit einigen ungeschickten Bewegungen, an denen zu einem großen Teil die schwere und vollgetränkte Kleidung verantwortlich war, drehte sie sich auf den Bauch und krabbelte aus dem Wasser heraus auf die Wiese zu. Dort angekommen ließ sie sich einfach vornüber in das Gras sinken, das Gesicht schwer atmend auf den kühlen Boden gepresst.

Dem mühevollen Werk des frischen Windes hatte sie es zu verdanken, dass das schwere Nass langsam wieder aus ihrer Kleidung und ihrem Haar verschwand und die kleinen Perlen auf ihrer freiliegenden Haut trockneten. Doch je mehr sie trocknete, umso mehr intensivierte sich ein spannendes Gefühl auf ihrem Körper, so dass Morgwen sich genötigt fühlte ihre Position zu ändern. Sitzend konnte sie zum ersten Mal ihren Blick über sich selbst gleiten lassen. Von ihrer einstigen Kleidung waren nur noch schwarze und zerrissene Reste übrig, die lustlos an ihr hingen. Vorsichtig zupfte sie an einem der Fetzen, der sofort zerbröselte und zu Boden rieselte. Ein anderes Stück konnte sie mit zusammengebissenen Zähnen abziehen, es war fest mit ihrer Haut verschmolzen. Auf diese Weisen löste sie immer mehr Fetzen von sich, bis sie schließlich völlig entkleidet dasaß. Eine intensive Rötung überzog ihren Körper und an manchen Stellen hatte die Haut Blasen geworfen. Auch nässende Punkte zeigten sich, nämlich da, wo der Stoff gewaltsam von der Haut getrennt wurde. Den Mund vor Entsetzen weit geöffnet, sollte sie den Höhepunkt noch nicht erreicht haben. Der Anblick ihrer Füße ließ sie laut aufschluchzen. Die Konturen kaum noch erkennbar, belegte eine klebrige weißliche Substanz sowohl den Fußrücken als auch die Sohlen, die sich in Schlieren wand und am Rande in die Rötung des restlichen Körpers überging. Im Inneren der Substanz zeigten sich kohlefarbige Stellen.

Hastig wandte Morgwen den Blick ab und schlug die Hände vor ihr Gesicht. Sie konnte den Anblick ihrer eigenen Verstümmelung nicht ertragen. Einmal mehr glomm der Wunsch in ihr, neben ihren Brüdern den Tod gefunden zu haben. Bis zum Einbruch der Nacht rührte sich Morgwen nicht vom Flecke, verharrte weinend auf ihrem Platz. Erst als der Mond das Antlitz der Sonne vetrieb, kroch sie unter dem silbrigen Fluß von Tränen und unbedeckt, wie sie einst geschaffen wurde in das Dickicht des Waldes, einer unbekannten Zukunft entgegen.
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