Der Wind - Alhawa

[Faridah Masari]

i follow the wind.. east and west
i know i'll.. never never rest
'til i have found that.. happiness
in your good company

i've wished.. a thousand nights
to be in your.. heavenly light
that day i'll.. find my sight
in your good company
( entnommen :Yusuf Islam/Cat Stevens- Wind East and West)


Der Wind, er hatte ihr den Wind geschenkt. Oh, wie sie sich freute, wie sie sich darüber freute. Kein geeignetes Wort, das nur annähernd diese überschäumenden Gefühle in ihr beschreiben konnte. Wieder einmal verfluchte Faridah innerlich die Begrenztheit der Sprache, alles, das man gerade fühlte in Worte zu fassen. So musste einfaches 'Dhabir' genügen, in das sie all das versuchte, hineinzulegen, das sich in ihrem Inneren gerade abspielte. So lange hatte sie sich schon so ein prachtvolles Tier gewünscht, einen Mustang, der ihre Sehnsucht nach Ungebundenheit und Ausgelassenheit so tief in sich fühlte, wie sie selbst. Wie er da stand, so stolz und anmutig, sein braunes Fell im Mondlicht glänzte, die lange seidige Mähne, wie er sie anschaute, mit diesem Feuer in den Augen, als wüsste er genau, was in ihr vorging.

Ungeduldig sah sie dem Moment entgegen, an dem sie es endlich spüren durfte, mit jeder Faser ihres Körpers in sich aufnehmen. Den Wind auf ihrem Gesicht, in den Haaren, den Kleidern. Der aufwirbelnde Sand unter den davon galoppierenden Hufen. Faridah schmiegte ihr Gesicht in die Mähne des Mustangs, es immer noch nicht richtig glauben könnend. Aber es war wirklich, sie konnte es spüren, riechen, fühlen. Das leise Wiehern Alhawa's holte sie aus ihren Träumen zurück. Wieso hatte sie nur das Versprechen gegeben, den ersten Ausritt nicht alleine zu machen. Ein kurzer prüfender Blick gen Hazib, den Stallmeister. Niemand würde es erfahren. In ihren haselnussbraunen Augen blitzte es unternehmungslustig auf. Mit einem Kopfschütteln schob sie den Gedanken beiseite. Neda, das konnte sie Faris nicht antun. Er hatte ihr dieses Geschenk gemacht, und er sollte auch die Freude darüber mit ihr teilen, wenn sie es schon nicht in die richtigen Worte fassen konnte.

[Faris Yazir]

Ruhig lag er in der stille seines kleinen Kellerzimmers unterhalb der Kaserne. Kein Waffenlärm war zu hören, keine Übungen welche abgehalten wurden. Überhaupt war die Kaserne überraschend ruhig, viel stiller als er vermutet hätte. Das einfache Bett, welches ihm die Liegefläche bot war mit schweren Vorhängen vom Rest des Raumes abgetrennt, tauchte die kleine Schlafstädte in diffuses Dunkel das nur von den wenigen Kerzen schummrig erhellt wurde welche Licht spendeten.

„Du hast mir den Wind geschenkt, Faris!“ Die Stimme hallte immer und immer wieder durch seinen Jungen Verstand. Gepaart mit dem Augenblick, Faridahs Anblick und ihrem Lachen war es eine Erfahrung die sich wohl für die Ewigkeit in seinen Verstand gebrannt hatte. Wie hätte er auch anders gekonnt, nach einem Blick in ihre Augen als sie von eben jenen Traum berichtete. Das er Faridah auf seine Art verehrte stand außer Frage, wenn auch der Grund lange Zeit verborgen geblieben war. Der junge Menekaner hatte Stunden der Grübelei tapfer hinter sich gebracht bis er den Gedanken der unter der Oberfläche geschlummert hatte endlich in Worte fassen konnte. Faridah aus dem Hause Masari hatte ihm vom ersten Moment an ein Lächeln geschenkt das frei war von diesem 'Blick' dieser Note, welche die anderen an den Tag legten. Nein, oberflächlich betrachtet konnte er sich nicht beschweren, reagierte doch ein jeder durchaus freundlich auf den jungen Akemi bisher. Dennoch war es dieses Gewisse 'Etwas' in Wort und Tat das ihm jedes mal einen Schlag mitten ins Gesicht verpasste.

Nachdenklich drehte er die Muschel zwischen den Händen, fuhr mit den Finger über die leicht abgenutzte Oberfläche. Einige kleine Ecken waren heraus gebrochen und die Oberfläche wurde von einem kleinen Riss auf eine Art und Weise verziert welcher dieser einen Muschel noch mehr Wert verlieh, zumindest in seinen Augen. Faridah respektierte ihn, oder gab ihm zumindest das Gefühl und zwar völlig wertfrei. Ihr Handeln wurde von seinen Taten bestimmt und sie ließ sich nicht von Nebensächlichkeiten täuschen wie etwa sein tatsächliches Alter. Sie war kein Fuad Ifrey, der ihn zwar gern in der Reichsarmee willkommen hieß, allerdings nicht ohne zu betonen das er ihn nur in den hintersten Reihen sehen wollte. Schwer zu sagen ob aus falschem Schutzgefühl heraus oder einfach der Befürchtung das ein junger Spross der Yazir sich vielleicht schneller bewies als ihm lieb war? Sie war auch keine Khalida welche da befand ein wenig Demut würde ihm gut zu Gesicht stehen. Aus welchem Anlass heraus? Reichte es das sie ein Kleid gegen Rüstung und Säbel getauscht hatte? Das Kleid hätte ihr sicher besser gestanden , trotz oder gerade wegen des Hinterns und sie war nun einmal eine Frau. Natürlich hieß es das man mittler weilen wohl darüber hinweg zu sehen hatte aber niemand konnte ihm vorschreiben wie er empfand. Und Frauen mit Waffen waren einfach Grund verkehrt. Zeit seines Lebens brachte man damit zu die Menekanerinnen in ihrem Tun zu achten und ehren, sie zu behüten und zu schützen und dann sollten sie in der Schlachtreihe neben einem stehen? Wie wollte man da wieder Ordnung ins Glied bringen? Faris Gedanken zogen weiter ohne über die Zweideutigkeit in seinen Worten zu stolpern.

Faridah war auch keine Shirin oder ein Radeeh die es zwar lächelnd zu ließen das er die Klinge im Kampf führte. Radeeh zog sogar mit ihm, Seite an Seite während ihre Bögen sangen und die Klingen tief in Leiber schnitten. Doch gemeinsam in der Taverne verwehrte man ihm einen Schluck Kaktusschnapps. Nicht an ihrem 'Tisch' hieß es. Er hätte ihnen in jenem Moment am liebsten den verdammten Schnapps ins Gesicht geschüttet. Ein weiteres Mal würde eine Beleidigung dieser Art nicht sang und klanglos hingenommen werden.

Faridah war auch kein Sultan welcher ihm zwar Rache versprach aber im Gleichen Atemzug zu einer zukünftigen Priesterin zwang welche ihm zeigen sollte seine Wut zu lenken. Einer Frau noch dazu! Was wussten Frauen von dem Zorn den es brauchte um eine Waffe so zu führen das man zufrieden sein konnte? Und jene die es wussten.. nun.. siehe Khalida.

Nein, Faridah hatte ihm durch ihr Verhalten klar gemacht das es richtig war zu handeln wie er es tat. Faris folgte seinem Gewissen, zumindest war er davon überzeugt und jenes schien gut genug zu sein das die so stolze Menekanerin ihm Respekt entgegen brachte ohne dieses so verhasste 'Etwas' im Blick. Er wusste das ihr Handeln steht's im Zusammenhang zu seinen Taten stand ohne das sie etwas wie sein 'Alter' brauchte um einen hinreichenden Grund zu finden. „Es liegt nicht am Alter, Faris.. es liegt an deinem Verhalten.“ Ja, damit hatte sie recht, wenn vielleicht auch auf andere Art als ursprünglich beabsichtigt. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und für den Augenblick verflogen all die düsteren Gedanken. Er sah sie erneut vor sich, sah den Wind an ihren Kleidern reißen während sie zusammen durch die Wüste galoppierten. Alhawa hatte sie das Tier genannt welches er ihr gebracht hatte um ihren Traum zu erfüllen.

„Ich habe dir den Wind geschenkt Faridah und dafür das Meer erhalten“ flüsterte er leise in die Stille während die Muschel weiter durch seine Hände wanderte.