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Wieso einen Panther und Adler jagen oder; Firenas Leben
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Wieso einen Panther und Adler jagen oder; Firenas Leben
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Firena Darmar





 Beitrag Verfasst am: 23 Dez 2008 18:04    Titel: Wieso einen Panther und Adler jagen oder; Firenas Leben
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Der Panther

Rahal, die Stadt des Panthers. Eine Stadt von der man sagt, es gäbe keine Menschlichkeit in ihr, eine Stadt von der andere sagen, sie wäre die einzige wahre Stadt … nun man kann wohl von jedem ein wenig Wahrheit herauspicken.
Inmitten jener Stadt stand ein Waisenhaus, jedenfalls hatte es diesen Namen bekommen. Der Alka selbst, so sagte man, hatte den Bau des Gebäudes befohlen um den Straßenkindern und Findelkindern der Stadt einen Unterschlupf zu gewähren, ein nobles Unterfangen, etwas anderes konnte man nicht behaupten.
Doch vielleicht begann diese Theorie schon in jenem Moment zu bröckeln, als man einer ganz bestimmten Frau die Führung dieses Hauses überließ; Oberin Solda. Eine ehemalige Priesterin sollte sie gewesen sein, welche jedoch ihren Posten verlassen hatte und nun die Stelle der Hausmutter übernahm. Ihr wollte man all die Kinder anvertrauen und schon während des Bau des Waisenhauses wurde allen klar; dies waren nicht wenige.


Mit der Zeit war das Haus fertiggestellt worden, die ersten Kinder fanden Unterschlupf und anfangs gefiel es allen sehr gut, doch es waren nur jene ersten Wochen, jene kleine Fassaden die aufgebaut wurden. Anfangs kam der Alka öfters vorbei, er besah sich die Arbeit der Oberin aber gerade mit den aufkommenden Problemen der Reichsverräter aus Varuna änderte sich dies. Die Besuche wurden seltener und das Waisenhaus entwickelte sich zu dem, was es viele weitere Jahre sein sollte, bis in die heutige Zeit hin.
Die Oberin Solda selbst nämlich bemerkte, dass die Kontrollen immer lascher wurden, man vertraute ihr und ihrer Arbeit und so begannen sich Dinge in dem Haus zu verändern. Das Essen wurde rationalisiert, die Betten gegen Matten ausgetauscht und den Kindern wurde verboten das Haus zu verlassen. Der Unterricht, der früher einmal angedacht war, entfiel immer mehr bis er nur noch zum Schein abgehalten wurde, alles wurde soweit schön gehalten, dass der Alka auf seinen nun deutlich seltenen Besuchen keinen Verdacht schöpfen konnte.


Der Grund für das Handeln der Oberin war so simpel wie banal; sie hasste Kinder. Ganz gleich aus welchem Grund ein Kind ins Waisenhaus kam, es wurde schlecht behandelt.
In ihren Augen waren all jene Gören minderwertig, zu schwach um unter den Augen des Panthers zu leben und bei einigen besonderen Fällen zeigte sie dies auch sehr gerne.
Einer dieser Fälle war ein kleines Mädchen mit dem Namen Firena. Über ihre Eltern war nichts bekannt, das Kind wurde in einem alter von drei Jahren in einem Weidenkorb ganz klischeehaft vor die Türe des Hauses gesetzt wo man sie erst entdeckte, als sie sich die Seele aus den Lungen geschrien hatte. Man nahm das Kind auf, fütterte es durch aber ruhig war es selten.
Immer wieder schrie sie Nachts, wimmerte nach ihren Eltern und sie bescherte der Oberin wie auch den Helferinnen einige schlaflose Nächte; was den Helferinnen nichts ausmachte weil sie Mitleid mit dem armen Ding hatten, schlug sich im Falle Soldas ins Gegenteilige um; Firena wurde einer der besonderen Fälle. Wann immer es ging wurden ihr kleinere Arbeiten anfangs aufgetan, später summierten diese sich. Als sie alt genug war um fegen zu können, fegte sie die meiste Zeit die Räume und den Innenhof, sie räumte das Geschirr jedesmal ab und sie ging als letzte zu Bett.


Firena selbst machte dies nichts aus, sie kannte es nicht anders; es war Alltag und da die meisten Kinder von der Welt draußen nichts mehr mitbekamen, wurde auch niemals darüber nachgedacht dass die Frau Oberin etwas böses machen konnte. Vielleicht war es auch nur ihre Naivität die Anfangs noch in ihr vorherrschte, denn schließlich, so sagte man ihnen immer, würden sie vorbereitet werden für das spätere Leben in Rahal.
Das einzige was Firena immer sehr sauer aufstoßte und ihr weh tat, war die Tatsache dass man ihr nie etwas über ihre Eltern sagte. Immer wenn sie die Oberin fragte keifte diese sie an „Deine Eltern? Was interessiert es dich? Sie haben dich mir in die Hände gedrückt und gesagt was für eine Enttäuschung du seist und dass sie dich nicht lieben würden!“ die anderen Helferinnen schwiegen immer zu dem Thema, die Oberin hatte ihnen verboten etwas zu sagen.
Wäre es wenigstens dabei geblieben, wäre es vielleicht niemals zu jener einen Nacht gekommen, aber es war nicht dabei geblieben. Immer wieder warf ihr die Oberin vor, wieviel sie falsch mache, dass sie untüchtig sei und aus ihr niemals etwas werden würde. Doch das Bitterste folgte an jedem Abend wenn die Oberin vor dem Essen um den Tisch lief und ihre Predigt hielt.

„Der Panther ist unser Beschützer, ohne ihn würde unsere wundervolle Stadt nicht stehen und die Verräter und Mörder des Adlers würden herkommen und euch alle umbringen! Merkt euch das gut, Kinder! Der Adler würde jedem von euch sofort die Augen auspicken um euch dann, wenn ihr blind seid, langsam zu quälen! Nur der Panther wird euch beschützen, denn er ist mit uns allen und er liebt uns alle!“ und dann … ja dann war sie neben Firena stehen geblieben, sah demonstrativ hinab und zischte ihr zu „Außer dich! Der Panther liebt dich nicht, er wird dich fressen und zerreißen wenn du jemals alleine im Dunkeln bist! Keiner liebt dich … nicht einmal die große Mutter! Deine eigene Mutter hat dich nicht einmal geliebt!“


Jahrelang hatte sie diese Worte zu hören bekommen, jahrelang hatten sie sich in ihren Schädel gestampft und in ihren Kopf, in ihre Denkweise und wieso es gerade jener Abend war … sie konnte niemals darauf antworten. Sie war 14 Jahre alt gewesen und einmal mehr hatte die Predigt geendet wie jedesmal, doch an jenem Abend waren ihr die Tränen das Gesicht hinunter geflossen. An jenem Abend hatte sie geweint, und an jenem Abend hatte die Oberin sie dafür geschlagen. „Eine anständige Frau weint nicht!“ hatte sie gebrüllt aber ihre Worte waren dumpf, als ob sie weit entfernt von ihr waren.
Das ganze Geschehen um sie herum schien zu verschwimmen, ein Schleier legte sich das erste mal über ihre Augen und sie hörte das Gekreische eines Adlers, irgendwo in der Ferne. In jener Nacht konnte sie nicht schlafen, in jener Nacht konnte sie zum ersten mal die Schritte von draußen hören … Tipp … Tapp … Tipp …. Tapp ... und als sie aus dem Fenster hinausblickte, sah sie in zwei rote Augen, sah auf den dunklen, massigen Körper eines Panthers und von dieser Nacht an hörte sie ihn immer.

Sie hörte ihn beim Fegen des Hofes, sie hörte ihn beim Abräumen der Teller, sie hörte ihn sogar in ihrem Schlaf, er folgte ihr in die Träume … er versuchte zu ihr gelangen und sie wusste dass er es schaffen würde, früher oder später. Er würde sie jagen, die Frau Oberin würde es nicht verhindern, wie sie es bei den anderen Kindern tun würde, denn die Frau Oberin hatte eindeutig gesagt, dass Firena nicht einmal vom Panther geliebt wurde.


Nach jener Nacht hatte sie es nur noch wenige Wochen ausgehalten ehe sie geflüchtet war. Mitten in der Nacht hatte sie sich das gewagt, was sie sich niemals getraut hätte; sie verließ das Waisenhaus, sie floh in die Welt.
Natürlich würde der Panther sie nun jagen und zerfleischen aber vielleicht konnte sie ihm ja entfliehen … es war besser zu fliehen als wie eine Maus gefangen in der Ecke zu sitzen. Sie rannte fort, nur mit ihren Kleidern am Leib … und von dieser Nacht an sollten sie Firena verfolgen … Tagsüber der Adler und in der Nacht der Panther … die nächsten zwei Jahre sollte die Angst und die Panik immer weiter wachsen, die Angst die sich immer tiefer und tiefer hämmerte.

(wird fortgesetzt...)


Zuletzt bearbeitet von Firena Darmar am 25 Dez 2008 22:43, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Firena Darmar





 Beitrag Verfasst am: 25 Dez 2008 19:15    Titel: Der Adler ...
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Der Adler

Und so war sie auf der Flucht. Rahal hatte sie am gleichen Abend hinter sich gelassen, die Tore schnell passiert und die Wege fort von der großen Stadt genommen. Ein wenig schwer war ihr nun doch ums Herz; Rahal war ihre Heimat aber sie konnte nicht hierbleiben, nicht wo der Panther sie finden würde und wo die Oberin so drohend nahe war. Die feinen und dünnen Stoffschuhe traten gegen den harten Boden, die kleinen Kieselsteine welche diesen bedeckten, drückten sich durch die Sohle in ihren Fuß, doch sie ließ sich nicht aufhalten, immerhin musste sie genügend Abstand zu Rahal gewinnen, bevor der Panther erkennen würde, dass sie fort war.
Einen ganzen Tag lang lief sie ohne eine wirkliche Pause die Straße entlang, kürzte ab und zu ein wenig ab als sie die Wege verließ, sie brauchte Sicherheit und Gewissheit und die würde sie erst haben wenn sie weit, weit weg von Rahal war. Aber etwas in ihr traf mit diesem Gedanken auf Wiederstand … Was ist wenn der Panther es schon weiß? Die Oberin hat immer gesagt der Panther ist IMMER bei uns, selbst in unseren Träumen … was ist also wenn er nur wartet dass ich einschlafe? Was ist wenn er darauf lauert? … und dies war auch der erste Moment an dem sie sich selbst mit einer eisigen Kälte ermahnte … Du darfst nicht einschlafen!...
Sie hatte nicht geschlafen, anstelle am Ende des Tages eine Rast einzulegen, war sie weitergelaufen.
Firena war zwar wenig Schlaf gewohnt, aber gar keine Zeit zur Erholung zu haben, das war etwas, was ihr Körper nicht gewohnt war und so wurden ihre Bewegungen immer langsamer und unkoordinierter, ihre Konzentration wich immer mehr und auch ihre Aufmerksamkeit schwand nur so dahin, bis sie nicht mehr konnte und sich gegen einen Baum lehnte und einschlief.


Und in jener Nacht waren die Albträume gekommen. Sie konnte sich niemals gänzlich an sie erinnern, es waren Erinnerungsfetzen gepaart mit Horrorvisionen die sie heimzusuchen schienen.
Sie konnte sich erinnern wie die Oberin vor ihr stand und ihre Predigt hielt, immer und immer wieder und dann, ohne Vorwarnung blitzen aus einer dunklen Ecke zwei rot glühende Augen auf, ein Schatten stürmte auf sie zu und fiel sie an, warf sie zu Boden und alle schauten zu. Der Schatten begann sie zu zerreißen …


Und dann wurde sie plötzlich wach. Zu ihrem eigenen Erstaunen lag sie nicht mehr an den Baum gelehnt, sondern lag auf weichem Stroh, der Körper in eine warme Decke gewickelt.
Ihre Augen blickten in das Gesicht eines jungen Burschen der erleichtert aufzuatmen schien als sie ihn ansah. „Du bist wach, gut. Vater und ich dachten schon du stirbst uns weg, bei der Kälte die da draußen vorherrscht ist es fast ein Wunder dass du nicht erfroren bist“. Firena konnte sich nicht daran erinnern, dass ihr kalt gewesen wäre als sie unterwegs war aber das war in diesem Moment auch nicht sonderlich von Belang, sie blickte sich verwirrt um. Für einen Moment hatte se schon Angst, sie wäre wieder in Rahal, doch diese Furcht schien unbegründet.
Wie sie noch herausfinden sollte, war sie auf einem der vielen Bauernhöfe welche im Umland verteilt lagen. Der junge Mann der sie gefunden hatte hieß Jan und seinem Vater gehörte der Hof. Die beiden stellten keine allzu großen Fragen an Firena, sie boten ihr sogar zeitweise eine Unterkunft an, wenn sie sich auf dem Hof nützlich machen würde.


Das junge Mädchen hatte angenommen, es war vielleicht für die erste Zeit eine recht gute Lösung, sie brauchte ein wenig Gold und ohne Essen würde sie auch nicht weit kommen.
Und so packte sie auf dem Hof mit an, half bei den anstehenden Arbeiten so gut wie sie nur konnte und der Panther schien während des Tages und der Arbeit auch fern zu sein. Daraus schloss Firena eine simple Regel; der Panther konnte sie bei Tag nicht suchen, er musste warten bis die Dunkelheit gekommen war und das tat er auch, denn die Albträume nahmen nicht ab.
Doch fernab der Träume schien sich beinahe so etwas wie ein normales Leben für Firena zu entwickeln, aber der Schein sollte trügen, denn es gab ja noch den Adler, und eines Tages kam auch für diesen der Moment seines ersten Auftauchens.
Firena war gerade dabei einige Rüben auf dem Feld zu pflücken, die Hände waren voll Erde und in der linken hielt sie einen Dolch mit welchem sie die Rüben immer gleich von ihren Blättern befreite. Es war eine recht anstrengende Arbeit aber sie gab ihr genügend Ablenkung um nicht an den Panther zu denken und so war sie mehr als zufrieden. Sie hatte gerade eine des eingegrabenen Gemüses an den herausschauenden Blättern gepackt, als sie innehielt.

Sie wusste nicht wirklich wieso aber plötzlich kam es ihr wieder in den Sinn, als ob man ihr einen kalten Schwall Wasser ins Gesicht gespritzt hatte… Der Adler würde jedem von euch sofort die Augen auspicken um euch dann, wenn ihr blind seid, langsam zu quälen! …und als sie merkte dass ihre Finger die Blätter nicht mehr wirklich gegriffen hatten, hörte sie es.
Es war das Schlagen von Flügeln, das Gekreische aus der Ferne, es kam immer näher und es schien überall zu sein, es dröhnte in ihrem Kopf, immer und immer hallte es wieder und sie fühlte sich mit einem male so benommen. Ihre Augen huschten nervös hin und her und letztendlich fanden sie einen Punkt am Himmel, ein Punkt der immer näher und näher kam und dann konnte sie ihn ganz sehen; er war nicht größer als ein anderer Raubvogel, aber eine seltsame Aura umgab ihn.
Seine großen Flügel stürzten hinab auf sie und der spitze Schnabel wirkte bedrohlich, er erreichte sie und verfing sich in ihren Schultern, Firena schrie auf vor Angst, sie schlug die Hände vors Gesicht und wollte den Adler wegstoßen aber es gelang ihr nicht, sie war zu schwach, sie konnte das Tier nicht einmal berühren, es war as würde sie etwas davon abhalten.
Sie griff nach ihrem Dolch, fuchtelte damit herum, schlug nach dem Raubvogel doch dieser schrie nur laut auf und dann versenkte er seinen Schnabel in ihre Schulter, was folgte war ein schneidender, explosionsartiger Schmerz der ihr die Tränen in die Augen fließen ließ. Sie schrie nur lauter auf, fiel rückwärts und kniff die Augen zusammen, sie wusste er würde sie zerreißen … jeden Moment würde sie sterben. Firena fühlte wie warmes Blut ihre Schulter hinab lief, dort wo der Adler sie erwischt hatte und der Schmerz ebbte nicht ab.


Jan war aufs Feld gekommen um nach Firena zu sehen, doch als er ihren Schrei hörte, war er so schnell gerannt wie er nur konnte. Waren etwa Banditen aufgetaucht? Es wäre nicht das erste mal, aber sie würden es bereuen wenn sie das junge Mädchen angerührt hatten! Er erreichte das Feld und starrte verwirrt auf Firena die mit ihren Händen in die Luft schlug, ihre Augen waren geweitet und sie schrei beinahe panisch; Jan versuchte zu erkennen was ihr solche Angst einjagte aber er konnte nichts erkennen, nicht einmal eine Biene oder dergleichen flog vor dem aufgescheuchten Mädchen.
Er wollte zu ihr hintreten, sie fragen was los sei, als sie plötzlich ihren Dolch griff, ihn erhob … und ihn sich mit ganzer Kraft in die Schulter schlug, gefolgt von einem lauten und schmerzhaften Aufschrei der sie zu Boden gehen ließ. Nun rannte Jan auf sie zu, sie lag da, die Augen zusammengekniffen und wimmerte vor sich her, ganz gleich wie oft er sie anredete, ganz gleich wie oft er ihren Namen nannte, sie stammelte nur wirres Zeug und wimmerte immer lauter. Und so packte er sie, brachte sie Heim zu seinem Vater.

Firena wurde behandelt, ihre Schulter mehr schlecht als recht verbunden und die Wunde mit Alkohol desinfiziert, aber bleiben durfte sie nicht. Das seltsame Verhalten behagte dem alten Bauern nicht, er sprach von geistiger Verwirrung, schlechten Vorzeichen und einer missratenen Ernte die drohen würde und so musste sie gehen. Ihr Weg führte sie wieder weiter und alles schien gleich … der einzige Unterschied war, dass sie nun Nachts den Panther schleichen hörte … und tagsüber das Schlagen der Schwingen über sich vernahm. Und so setzte sich die Flucht fort …

wird fortgesetzt...


Zuletzt bearbeitet von Firena Darmar am 25 Dez 2008 22:44, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Firena Darmar





 Beitrag Verfasst am: 25 Dez 2008 22:46    Titel:
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Die Mutter



Auszug aus dem Tagebuch von Sonja Weidentau, freie Heilerin

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3. Alatner 249


Wenn ich auf die vergangene Woche zurückblicke, dann kann ich wohl sagen, dass es eine der seltsamsten und verrücktesten war, die ich jemals erlebt habe. Vor einigen Tagen, es war mitten in den frühsten Morgenstunden in diesem kalten Monat, klopfte es bei mir und zwei Männer brachten eine bewusstlose junge Frau in meine Stube. Sie wurde am Wegkreuz nahe dem Nebelwald aufgefunden und als ich den dürren Körper sah, war ich schon gewillt das arme Ding als Straßenkind abzustempeln, das einfach nur den falschen Schlafplatz ausgesucht hat.
Dass es sich dabei aber um mehr handeln muss zeigte schon der Verband an ihrer Schulter und einer an ihrem rechten Oberarm. Als wir sie in ein warmes Bett gesteckt hatten, machte ich mir die Mühe um unter die provisorischen Bandagen zu sehen und mir wurde beinahe schlecht.
Die Schulter wies eine Stichwunde auf, keine große aber dafür recht tiefe und wer immer diese behandelte, er hat es nicht gut gemacht.
Die Wunde war entzündet, schlecht verheilt und es mag bei dem Zustand des Mädchens an ein Wunder grenzen dass sie noch nicht eitert. Die Wunde am Oberarm ist nur sehr oberflächlich aber seltsamerweise sehr … künstlerisch, wenn ich es bizarr ausdrücken soll.
Erst dachte ich an Anhänger Alatars denn die Wunde weist die deutlich die Ähnlichkeit einer Pantherkralle auf, jedoch ist die Wunde zu exakt, als dass sie jemand Fremdes gemacht haben kann, denn selbst wenn sie nur oberflächlich zu sein scheint, hätte das Mädchen sich sicher gewehrt und eine solche Sorgfalt wäre nicht möglich gewesen.


Ich behandelte die Wunden so gut es ging, doch gerade die Schulterwunde wird unschöne Erinnerungen zurücklassen, wichtiger war mir jedoch, dass das Mädchen endlich aufwachte um mir zu erzählen woher sie diese Wunden hatte.
In einer Hinsicht wurde mein Wunsch erfüllt, sie wachte auf, doch zu einem Gespräch konnte ich sie nicht bringen. Ihr Blick war fiebrig und benommen, sie murmelte immer wieder etwas vor sich her, es fiel mir schwer sie zu verstehen und ganz gleich welche Fragen ich ihr stellte, sie gab wirre und zusammenhanglose Worte von sich, immer wieder nannte sie die Worte „Adler“ und „Panther“ aber diese so unterschiedlich dass mir kein Sinn im Geist entstehen wollte, sie schien mir an Fieber zu leiden und deshalb gab ich ihr Wadenwickel und kühlte ihre Stirn. Die nächsten zwei Tage zeigten kaum Besserung, das Mädchen schlief sehr viel, was eigentlich nicht unnormal ist bei Fieber doch sie schien den Fieberträumen erlegen zu sein, kaum eine Schlafphase verging ohne dass sie ängstlich aufschrie. Zwischendrin hatte sie immer wieder einige Wachphasen, ich konnte ihr etwas Brühe geben und durch einige wenige Fragen auch ihren Namen in Erfahrung bringen; Firena.
Sie sagt sie komme aus Rahal, was vielleicht die Wunde am Arm erklärt und dass sie von dort fort sei, wieso und weshalb konnte ich nicht erfahren. Was mich nun im Nachhinein immer wieder wundert, ist die unterschiedliche Aufmerksamkeit des Mädchens. In manchen Momenten sah sie mich an als wäre sie vollkommen klar. Als ob das Fieber, von dem ich mittlerweile bezweifle dass es Fieber war, ganz aus ihrem Körper verschwunden war.
In eben diesen Momenten erfuhr ich alles Wissenswerte über sie, auch dass sie in einem Waisenhaus aufgewachsen war, doch dann gab es eben auch wieder jene in denen sie an die Decke starrte und vor sich hinmurmelte. Die Bestätigung, dass es sich hierbei nicht um Fieber handeln konnte, gab sich mir dann sehr bald.


Es war mitten in der Nacht, als ich von einem Schluchzen erwachte. Ich ging in die Stube und fand Firena dort auf dem Bett sitzend, sie weinte und als ich näher trat und fragte was los sei, starrte sie in meine Richtung.
Als ich in jene Augen sah, sah ich kein Fieber, ich sah nur in zwei Augen die durch mich hindurch starrten und etwas betrachteten, was ich nicht sehen konnte … oder was gar nicht existierte. Was sie dann sagte wird mir wohl ewig im Gedächtnis bleiben; sie sagte mir, dass ich doch genau wisse was los sei, dass die Oberin ihr doch genau gesagt hatte dass niemand sie lieben würde, nicht einmal ich, dass selbst ich, die große Mutter ihr niemals Liebe schenken würde, weil sie diese nicht verdient hätte.
Die Tränen flossen ihr nur so über das Gesicht und ich konnte nicht anders, als sie in den Arm zu nehmen und dann endete alles plötzlich, sie lag in meinen Armen, friedlich und ruhig, für einen kurzen Moment hatte ich fast Angst sie hätte das Atmen aufgegeben, aber nein, sie schlief, sie war so ruhig wie ich sie keinen anderen Tag hier erlebt hatte. Ich saß die halbe Nacht bei ihr bis ich mich von ihr lösen konnte und selbst einige Stunden Schlaf brauchte.


Als ich sie am nächsten Tag darauf ansprach, wusste sie nichts mehr von alledem aber ich bemerkte, dass sie deutlich erfrischter aussah, erholter und ausgeschlafen. Ich konnte noch ein wenig mit ihr Sprechen, sie fragen woher sie die Wunden hatte aber die Antworten waren nicht sehr befriedigend.
Die Schulterwunde habe ihr ein Adler zugefügt, die am Arm ein Panther; beide zeugten jedoch nicht von der rohen Gewalt eines Tieres, denn mehr von einer Klinge, doch Firena glaubte felsenfest daran. Meine Vermutung, dass kein Fieber Schuld an ihrem Zustand war, festigte sich immer mehr, an jenem Morgen erfuhr ch sehr viel über ihre bisherigen Reisewege und darüber, dass sie vor jemanden flüchtete aber vor wem, konnte ich ihr nicht entlocken. Ich machte ihr das Angebot, bei mir zu bleiben, sich eine Weile zu erholen und wieder zu Kräften zu kommen und sie stimmte auch zu.
Dies ist nun einen Tag her. Heute Morgen, als ich mein Quartier verließ, fand ich die Stube leer vor. Von Firena keine Spur, sie ist verschwunden und weder mein Besitz noch irgendetwas anderes fehlt. Ich verstehe nicht genau was mit diesem Mädchen falsch ist, doch wird mir jene eine Nacht niemals aus dem Kopf gehen … jene eine Nacht in der ich für sie das Symbol der großen Mutter selbst war, und zu eben jener gehen meine Gebete um das Seelenheil dieses Kindes.


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Und in jener folgenden Nacht ließ sie sich in den kalten Schnee fallen und starrte hinauf in den sternenbefüllten Himmel. Ihre Augen waren so klar, so wach, wie selten zuvor die letzten Wochen. Sie sah zurück zu ihren Spuren im Schnee, die Spuren die sie von einem Menschen weggeführt hatten, der ihr zugehört hatte.
Und in jener einen Nacht, in einen dieser klaren Momente die sie fortan immer wieder hatte kniff sie die Augen zusammen, ballte die Hände zu Fäusten und schlug in den Schnee. Kleine Löcher bohrten sich durch diesen an der Stelle, wo die Tränen durch den Schnee drückten und sie wimmerte mit einem unterdrückten Schluchzen. „Helft mir doch … helft mir doch … bitte“

Und so entstand in all dem Nebel, in all der Angst und der Furcht, zusammengebraut über die Jahre hinweg ein klarer Funken der sie fortan begleitete, klein, aber vorhanden. Und so rappelte sie sich nach einer scheinbaren Ewigkeit auf und stapfte durch den Schnee um nach einer Sache zu suchen … Hilfe.

(wird fortgesetzt)


Zuletzt bearbeitet von Firena Darmar am 25 Dez 2008 23:48, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Firena Darmar





 Beitrag Verfasst am: 28 Dez 2008 01:22    Titel:
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Die erste Hilfe


Wenn man etwas realisiert, dann kann man sich besser darauf einstellen. Dies war eine Weisheit die Firena besser anwenden konnte den je. Seit sie, seit etwas in ihr drin, realisierte das etwas nicht mit ihr stimmte, dass manche dieser Schatten und Bilder nicht wirklich sein konnten, gab es jene lichten und klaren Momenten.
Sie waren nicht sehr oft vorhanden und wenn, dann konnte sie nie so recht sagen wieso sie gerade alles so sah, wie die Welt wirklich war, aber sie spürte wenn sich alles änderte. Anfangs war es noch sehr einfach zu spüren, die Bilder, die Geräusche, all das war anfangs noch seltener. Meistens hörte sie ab und an am Tag die Schwingen des Adlers und in der Dämmerung konnte sie aus den Augenwinkeln die Schatten des Panthers erkennen aber sie konnte die Übergänge spüren und sie erkennen, auch wenn es wenig brachte.
Zu Anfang konnte sie förmlich spüren wie die aufkeimende Furcht sie zu übermannen drohte, wenn die Panik anfing sie zu beherrschen und ihr Geist sich vernebelte, der Blick sich verschleierte und ihr Denken nur von einer Devise beherrscht wurde; Flucht.
Doch mit den kommenden Wochen, mit den Monaten, verging dieser klare Übergang. Dort wo einst ein Erkennen war, floss nun alles ineinander über, sie konnte nicht mehr wirklich sagen ob sie wachte oder träumte und jener Zustand der vollkommenen Klarheit wurde wieder seltener und rar aber es gab jene Momente und in jenen vergaß sie ihr Ziel nicht; die Suche nach Hilfe.


Immer wieder hatte sie Menschen getroffen die bereit waren ihr zu „helfen“, Menschen die Gold dafür verlangten, sogenannte Heiler die ihr Tinkturen, Kräuter und derlei versprachen, aber nichts davon war in der Lage ihren Zustand auch nur ansatzweise zu verbessern oder zu verändern und so blieb ihre Suche eine lange Zeit erfolglos, bis sie das erste mal richtig fündig geworden war.
Sein Name war Leoren, er war ein junger Prediger und Heilkundiger und sie hatte ihn an einem Abend getroffen, an welchem sie wieder auf ihrer Flucht gewesen war.
Den ganzen Tag über hatte sie den Adler über sich kreisen sehen, den ganzen Tag war sie gerannt, hatte sich keine Ruhe gegönnt, bis sie an jenem einen Abend förmlich in seine Arme gefallen war. Es war eher Zufall, er hatte sie angesprochen, hatte sie gefragt wieso sie denn so außer Atem sei und dann war sie zusammengebrochen. Weinend war sie in seine Arme gestolpert und hatte ihn angefleht er möge ihr helfen, sie kannte ihn weder, noch wusste sie welcher Profession er nachging, es war ein letzter Akt der Verzweiflung und er hatte geantwortet; „Das werde ich, wenn ich es vermag“


Leoren war der erste Mensch, der ihr wirklich helfen wollte ohne nach Gold oder dergleichen zu fragen. Er hatte ihr zugehört, hatte ihr wirres Geplapper mit einer Geduld angehört, die man als eisern betrachten konnte und er schaffte es auch, sie länger als einen Tag an einem Ort zu halten.
Stück für Stück hatte er ihren Worten gelauscht, hatte auch ihre Beschreibungen des Panthers und des Adlers zugehört und sich in den wenigen, klaren Momenten die Geschichte ihrer Vergangenheit anhörte, sich ihren Leidesweg, der nunmehr über ein Jahr andauerte, zusammenreimte und immer mehr begann er, Mitleid mit Firena zu kriegen. „Ich werde dir helfen … so gut ich kann“, jeden Abend hatte er ihr das gesagt. Ein Quartier hatte er ihr gemietet in einer Herberge, ein eigenes Bett und regelmäßige Mahlzeiten gab es, und wenn Leoren Zeit hatte war er bei ihr … weil er ihr helfen wollte … wollte und niemals konnte.

Er hatte ihr zugehört, ja, er hatte versucht sie zu verstehen, ja, aber so sehr er es auch versuchte, so oft er insgeheim in der Bibliothek des Klosters nach einer Antwort sucht, er fand keine Lösung, kein Heilmittel gegen die Ängste, gegen die Schatten.
Immer wieder hatte er versucht, den Glauben an Firena heran zu führen, in der Hoffnung dass jener ihr vielleicht helfen würde, aber es war alles andere als einfach das verängstigte Ding zu einem Glauben zu bewegen wenn er wusste, dass die leitende Figur seines Glaubens in den Angstmomenten Firenas keine sehr positive Rolle einnahm. Und so blieb ihm eines Abends nichts anderes übrig, als vor sie zu treten und ihr zu sagen, dass er ihr nicht helfen konnte, dass er nur im Glauben eine Lösung sah und er sie mit ins Kloster nehmen wolle, damit sie dort vielleicht einen neuen Ansatz finden könne.

Doch als er am nächsten Morgen in ihr Zimmer trat, war sie verschwunden. Keine Spur zeugte von ihr und selbst der Wirt hatte nur hilflos die Schultern gezuckt. Firena war geflohen, sie wollte nicht an einen Ort, wo ihre Ängste ihr so nahe waren, dass sie diese zerfleischen würden.
Die Ängste hatten wieder zugenommen, die klaren Momente waren seltener geworden aber die Hoffnung in ihr war noch nicht ganz gestorben. Irgendwo gab es jemanden der ihr helfen konnte … irgendwo in dieser weiten Welt und so würde sie jene Person weitersuchen, begleitet von Angst, Panik und Furcht … zur Flucht gezwungen …. Durch die Hoffnung am Leben gehalten.

Denn die gab es noch tief in ihr, Hoffnung.


Zuletzt bearbeitet von Firena Darmar am 28 Dez 2008 01:25, insgesamt einmal bearbeitet
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Firena Darmar





 Beitrag Verfasst am: 28 Dez 2008 16:45    Titel:
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Die zweite, dritte, vierte, fünfte ... tausendste Hilfe; Trotz und Hoffnung


Hoffnung, ein Konzept, welches in den meisten Lebenslagen eine treibende Kraft sein konnte, und so war sie es auch in Firenas Fall. Seit sie Leoren hinter sich gelassen hatte, seit sie von ihm förmlich geflohen war, hatte sie wieder keine einzige Stunde richtig schlafen können. Waren Anfangs noch einige klare Gedankengänge in ihr, welche versuchten die nächsten Schritte zu koordinieren, so waren diese nun erfüllt von einer unglaublichen Angst und Panik.
Immerhin hatte sie eine lange Zeit an einem Ort gelebt, ein gefundenes Fressen für den Panther und den Adler also und so musste sie so schnell wie nur möglich fort von ihnen, bevor sie ihre Flucht bemerken würden; bevor sie sich selbst wieder auf die Jagd machten.

Ihr Kopf dröhnte, Wellen der Benommenheit gingen durch ihren Geist und ihren Körper und der verschleierte Blick richtete sich beinahe tunnelartig voran. Kein Ziel, keine Struktur, keine Ordnung; nur weg, nur so schnell fort von allem, Chaos … aber Chaos welches ihr Leben retten würde, dessen war sie sich sicher. Ihre Füße waren nackt, sie war schlagartig aufgebrochen, bevor er sie zu einer Entscheidung zwingen konnte und sicher würde.
Er hatte ihr gesagt, sie solle eine Nacht in Ruhe darüber schlafen und sie wollte ihm vertrauen, sie wollte es so sehr aber die Erwähnung des Klosters, die Tatsache, dass dieser Ort Temora selbst geweiht war, dem Adler!, zerbrach dies alles. War Leoren vielleicht seit kurzer Zeit mit dem Adler im Bunde? Wieso hatte er sie dann nun plötzlich in das Kloster bringen wollen? Dort wo sie dem Adler so schutzlos ausgeliefert sein würde, dass kein Versteck helfen würde? Hatte er sie aufgegeben?
Er konnte ihr nicht helfen … er hatte es ihr gesagt, er sagte nur im Kloster könne man ihr helfen … Lügner!...er hatte gesagt dass man dort sicher einen Weg finden würde Firena von ihrem Leiden zu erlösen...Erlösen! Pah! Umbringen! Dem Adler zum Fraß vorwerfen! ...nein, sie konnte das nicht riskieren.
Und so war in der Nacht die Panik immer größer geworden, verschlang das letzte bisschen an Vertrauen und Hoffnung in Leoren und sie war gerannt.


Nun drückten sich ihre nackten Füße in den dreckigen und steinigen Fußweg, sie wusste nicht wirklich wohin sie lief, sie musste nur weg, sie musste andere finden die ihr helfen würden.
Doch jene Menschen fanden sich nicht, sie fanden sich einfach nicht. In ihrer Zeit hatte sie immer Individuen getroffen, die ihr helfen wollten und immer hatten sie das eine gewollt am Anfang „Erzählt mir von eurem Leiden ...“ ... Erzählt! Erzählt! Alles noch einmal durchleben, alles noch einmal mitmachen, alles noch einmal vor Augen führen!... immer und immer wieder wollte man von ihr dass sie ihre Ängste beschrieb, dass sie über ihre Vergangenheit sprach und alles erzählte … und wofür?
Am Ende waren die meisten ratlos, hatten mit den Schultern gezuckt und gesagt, sie würden ihr nicht helfen können. Manche verwiesen sie an das Kloster ... Wo der Adler auf dich wartet!... oder sie solle doch zurück nach Hause, versuchen ein ruhiges Leben zu beginnen ... Wo der Panther lauert!... aber in den meisten Fällen hatten sie sich zurückgezogen, hatten ihr gesagt wie leid es ihnen tun würde dass sie nicht helfen konnten, und sie gingen, sie gingen und sahen nicht zurück.


All diesen Schmerz zu durchleben, immer und immer wieder …. wie dreckig sie sich nach jeder Erzählung doch fühlte, wie sehr ihr Herz zu verkrampfen schien wenn sie von jener ersten Nacht sprach, an dem der Panther sie gefunden hatte.
Die Menschen wollten ihr helfen, ja, der gute Wille war da, aber sie konnten es nicht, konnte es denn niemand?! War all ihre Hoffnung zertrümmert worden? War all das, an dass sie sich geklammert hatte null und nichtig?!
Diese Gedankengänge begannen alles in ihr zu erdrücken, die Hoffnung, der Optimismus, die klaren Momente aber sie wollte nicht. Firena wollte der Angst, der Panik und der Furcht nicht ihr ganzes Leben geben, sie wollte nicht ein Leben lang rennen und in Ecken und in den Himmel starren, immer in Gedanken, was dort eigentlich alles auf sie lauerte.

Tief in ihr drin wusste sie, es gab so etwas wie eine Lösung, einen Weg den sie beschreiten konnte um nicht dem Wahnsinn zu erliegen. Ja, Wahnsinn, nichts anderes war es, der sie langsam einhüllte, der ihren Gedankenströmen die Furcht wie Gift einspritzte, Wahnsinn der sie erfüllte.
Manche der Menschen hatten ihr das ins Gesicht gesagt, ihr erklärt, dass sie nur eine Verrückte und Wahnsinnige sei und alles was sie sehen würde, nicht existierte … aber das stimmte nicht, der Panther, der Adler … sie beide existierten und sie jagten sie, sie konnte sie immer und immer wieder sehen, sie hören, sie erweckten eine ungeahnte Angst in ihr, so etwas MUSSTE real sein! Aber wie ihnen entkommen?
Das war meistens der nächste Gedankengang und der Wahnsinn, die Illusionen, sie waren längst akzeptiert, sie waren längst normal und richtig, sie waren keine Phantome mehr die sie jagten sondern lebendige Gestalten welche die Welt betraten und hinter ihr her waren.


Und so war sie auf der Flucht, immer und immer wieder. Ein seltenes Wechselspiel von wachen Momenten der Hoffnung und ewig scheinender Angst welche sie erfüllte wenn sie die Schatten aus den Augenwinkeln bemerkte.
Eines wusste sie jedoch immer mehr; Menschen die ihr helfen wollten, von jenen gab es viele. Doch jene taten ihr weh, jene zerstörten sie immer mehr und mehr, denn jene zwangen sie alles erneut zu durchleben, jene wollten von ihr, dass sie alles erneut vor ihrem Auge von Statten ging.
Sie wollte das nicht mehr, sie wollte nicht das letzte bisschen Klarheit in ihrem Kopf verebben lassen. Und so war neben der Hoffnung der Trotz, dass egal was sie versuchte, ein Erfolg niemals kommen würde. Und doch … irgendwo dort draußen musste es jemanden geben, jemanden der ihr helfen konnte … jemand den sie in ihren wachen Momenten förmlich anzustarren schien, jemand, der ihr den Willen zum Leben gab.

Es gab diese Person und sie würde sie finden, ganz gleich wie lange sie noch fliehen musste, ganz gleich wie sehr es sie von Innen zerfraß.
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Firena Darmar





 Beitrag Verfasst am: 29 Dez 2008 14:10    Titel:
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Der Wahn und seine Folgen

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Auszug aus dem Dienstbericht der Gardistin Jeralia Neurenburg, Stadtwache Varuna

Wie gewünscht hier der Bericht zu der inhaftierten Person in der zweiten Zelle. Der Name des Mädchens lautet Firena, ein Nachname ist nicht bekannt. Der Inhaftierten werden mehrere Vergehen vorgeworfen, wie hier aufgelistet:

Diebstahl
Anpreisung/Berufung des Panthers
Angriff auf eine Bürgerin.

Die Inhaftierte wurde bereits mehrmals aufgegriffen als sie innerhalb der Stadt Varunas immer wieder kleinere Diebstähle beging, in den meisten Fällen gingen diese jedoch nicht über den Klau von Nahrung hinaus, Goldbeträge wurden niemals als gestohlen gemeldet. Anfangs gingen Gardist Teron und ich davon aus, dass die Inhaftierte diese Diebstähle nur aus Hunger unternahm, jedoch passten einige Punkte nicht in dieses Schema; so der Diebstahl eines Federhutes, einer Gabel und einer Holzschüssel.

Jedesmal, wenn die Inhaftierte aufgegriffen wurde, versuchten wir ihre Lage zu klären, doch die meiste Zeit war sie recht wortkarg. Die wenigen Worte die sie von sich gab, waren meistens recht wirr und unverständlich und ich verwies die Dame an eine Heilerin. Es war in den kommenden Tagen daraufhin sehr ruhig, von der Inhaftierten fehlte jede Spur und ich ging davon aus, dass sie ihre problematische Lage wohl gelöst haben muss. Leider stellte sich diese Vermutung als Irrtum heraus; die Inhaftierte tauchte wieder auf.
Am gestrigen Tage wurde ich und Gardist Teron auf den Marktplatz der Stadt gerufen, wo die Inhaftierte zitternd und kreidebleich stand, sie erzählte immer und immer wieder davon dass der „Adler“ sie jagen würde und der Panther nur lauern würde.
Jeder Versuch sie anzusprechen scheiterte und sie wurde immer lauter, schrie einzelne Bürger an, welche sie beruhigen wollten und sagte der Panther selbst würde sie alle auch noch holen wenn sie nicht rennen würden.
Dies war der Moment an welchem wir die Inhaftierte entfernen wollten, doch als wir sie mit uns ziehen wollten, stürmte sie plötzlich vor, zog einen Dolch und ging auf eine Bürgerin los. Glücklicherweise konnte Gardist Teron schnell genug reagieren und sich zwischen die Inhaftierte und der Bürgerin bringen.

Die Inhaftierte wurde daraufhin unter Arrest gestellt. Seit sie jedoch in der Zelle sitzt, schreit sie ununterbrochen, jeder Versuch mit ihr zu sprechen scheiterte bereits im Ansatz, sie zittert stark und weint beinahe ununterbrochen. Ein Heiler wurde benachrichtigt und man wird sich um sie kümmern.

Gardistin, Neurenburg


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Sie hatte geschrien, sie hatte gebrüllt vor Angst. Sie hatte ihn gesehen, wieso war sie auch in die Stadt geflohen? Wieso gerade nach Varuna? War es etwa die Naivität, dass der Adler sie so nahe an seinem Domizil nicht bemerken würde?
Nun stand sie hier, auf diesem großen Platz und er kreiste über ihrem Kopf, er war dort. „KÖNNT IHR IHN NICHT SEHEN?!“ hatte sie gebrüllt, hatte gefleht dass man ihr half, dass man ihn fort brachte von ihr aber man hatte sie nur verständnislos angesehen.
Und dann … ja dann hatte der Adler sich auf die Schulter der Frau gesetzt, er saß da und krächzte sie höhnisch an … Das ist deine Chance … jetzt fühlt er sich sicher! Mach dem ein Ende, mach dieser verdammten Angst ein Ende!... und sie war voran gestürmt, bereit auf den Adler einzuhieben, seinen Schnabel zu zerschneiden und ihre eigene Freiheit abzusichern.
Doch genau in jenem Moment hatte man sie gepackt, sie fort gezerrt und egal wie sehr sie geschrien und gefleht hatte, man hatte ihr nicht zugehört, sie weggesperrt.


Nun saß sie hier, in einer Ecke auf dem Stroh und sie starrte an die Türe. Sie war alleine, sie war gefangen, sie wollten sie nicht rauslassen. Ganz gleich wie sehr sie gefleht und gebettelt hatte, ganz gleich wie oft sie schrie, sie hörten ihr nicht zu.
Und als dann eine kurze Stille eintrat, da konnte sie es vor ihrer Zellentür hören …Tipp...Tapp...Tipp...Tapp... er war hier, er war hier und er wartete … er wartete, nur auf sie. Sie kniff die Augen zusammen, wimmerte und der kleine, klare Gedanke legte sich zur Ruhe, er übergab der Angst den Vortritt, würde sich ausruhen bis die Suche nach Hilfe wieder aufgenommen werden konnte, denn es gab sie, es gab sie ganz bestimmt.

Und so saß sie in dieser Zelle, jeden Moment die Schritte vor der Türe hörend, jeden Moment darauf wartend, dass das Holz bersten würde und der Panther sie fressen würde.

Und so begann die schlimmste Zeit seit langem.



(OOC: Ende der Vorgeschichte zu Firenas Leben; wie es weitergeht kann man hier nachlesen http://www.alathair.de/forum/viewtopic.php?t=37499 )
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