Niia Sivija -Knospe der Dornenfeste

[Kat Ascardia]

Es war einst vor vielen Jahren... im Winter vor gerade mal 15 Wintern.
Schnee fiel vom Himmel und legte sich wie ein Teppich über diese Welt. Stille herrschte. Die Stille des Winters, wenn die Welt schläft... Stille, bis dann auf einmal der Schrei einer jungen Frau in dem Landen wieder hallten und schlussendlich von denen eines neuen Lebens abgelöst wurde...
In einem kleinen Häuschen am Rande eines Dorfes lag eine junge, einsame Frau dar nieder, an ihre dunkle Haut wurde ein Mädchen gedrückt, welche eine hellere Farbe trug als die schwarzhaarige, um sich an der Milch ihrer mütterlichen Brust zu laben... ein seltsames Bild muss dies abgegeben haben: Die Frau, lange, rabenschwarze Haare und eine dunkle Haut zeichneten ihr Sein und dieses kleine Bündel, mit den schneeweißen Haaren. Wahrlich, ein seltsames Bild.... doch so man die Geschichte kannte, so ward es wohl nicht verwunderlich...


Damals, vor gar mehreren Monden, in einem fernen Lande trafen sich jene schwarze Schönheit und einem weißhaarigen, edlen Jüngling... einem Mann von bleicher Haut, gleich Alabaster und Haaren so weiß wie der jungfräuliche Schnee. Doch mag er von hochgewachsener Statur und männlich breiter Schultern geziert sein.
Das gar ungleiche Paar schien wahrlich in innigem Gefühle einander zugetan, obwohl sie doch keine lange Zeit den anderen kannten. Der Frühling zog des Landes und eben so in die ihren Herzen der zwei Seelen... und in einer lauen Sommernacht, nachdem man auf einem Ball der Garde getanzt und getrunken hatte, musste es kommen, wie es kam und eine Nacht wurde einander in inniger Liebe verbracht. Eine Nacht, deren Frucht sich im Leibe der jungen Frau bettete und als jene verspürte, dass sie schwanger war, da entschloss sie sich alleine in die weiten des Landes zurück zu ziehen... Doch tat sie dies nicht aus Angst vor Ablehnung oder gar das jener junge Mann ihr keine Liebe entgegen bringen würde.
Nein...
...sie tat es, weil sie jenen baldigen Knappen so sehr liebte und wusste, das er für sie und das seine Blut, welches in ihrem Leibe heran wuchs alles zu geben bereit sein würde. Das er die seine Zukunft, das seine Leben und all jenes für seine Familie aufgeben würde...
Er würde es, dessen ward sie gewiss... ...und doch würde er leiden und seine Zukunft im Winde verstreut werden, wie die Asche der Verstorbenen. So verließ sie erneut das Land, welches nicht einmal ihre Heimat genannt, doch noch schlimmer... verließ sie ihren Geliebten...

Er sollte nie etwas erfahren...
...von seinem Blute... jenem friedlich, auf dem dunklen Leibe ihrer Mutter liegenden Mädchen mit den schneeweißen Haaren.

[Kat Ascardia]

Das Leben ward schön für die kleine Niia. Sie wuchs bei ihrer Mutter auf, welche sie über alles liebte und ihre Tochter behütete und pflegte und jedweder Zeiten über sie wachte. Nie mochte es dem weißhaarigen Mädchen an etwas fehlen, nicht einmal an einem Vater... Denn was sie nicht kannte, konnte sie nicht missen . Sie lehrte ihre Tochter gar vielerlei Dinge, sei es der Umgang mit ihrer Umwelt, oder allein das schätzen des Lebens und so die Mutter ihren Pflichten als ebensolche nachkam, ward sie selbiger Zeiten im Orte als Heilkundige tätig. Die Tätigkeit... welche die schwarzhaarige Schönheit gen Gerimor führte, um dort ihr Wissen zu mehren und ebenso... die Frucht ihrer Zukunft heim zu führen.
Das schöne, friedvolle Leben wäre wohl lange Zeiten fortgeführt worden, doch es sollte anders kommen... denn die Mutter der kleinen Niia erkrankte ihrerseits, angesteckt von einer Bedürftigen, welcher sie zu Hilfe geeilt. Und ihre Mutter erlag jenem düsteren Schlag, wie auch jene, welcher sie zur Hilfe angedacht.

Damals... ward Niia gerade 5 Jahre alt gewesen.

Auf Wunsch der Mutter hin, denn jene spüre ihr Ende wohl nahen, ward ihre beste Freundin gerufen. Jene ward selbst als Hausmädchen eines hochgeborenen Hauses angestellt, mochte sie sich nicht des weißhaarigen Mädchens annehmen... Doch eine Bitte vermochte sie erfüllen zu können: So ward die kleine Niia im Geleit der Bekannten Dame in das ferne Tairesh gesandt...

Gen Tiaresh...
Heimat des unwissenden Vaters.

Ein fremdes Land für die kleine und auch so sie ihre Mutter nicht sterben sah, wusste sie, dass die Frau, welche ihr Kind mehr liebte als ihr eigenes Leben, nicht mehr war.
Die Reise dauerte mehrere Tage und Niia vermochte kaum ein Wort zu sprechen, doch ihres jungen geistes lauschte sie immer und immer wieder den Worten ihrer geliebten Mutter, wie sie ihrer letzten Tage von ihrem Vater berichtete.
Doch auch diesmal kam es unverhofft... Denn des gewaltigen Anwesens des Hauses Llastobhar war eben nicht der junge Recke von damals anzutreffen. Doch ward die kleine Niia nach einer Zeit des Wartens, an der Seite ihrer Begleiterin, gen eines prachtvollen Saales geführt, in welchem Menschen sie empfingen... Fremde Menschen und doch so bekannt: ihrem Spiegelbilde gleich. Schneeweiße Haare auf dem Haupte. Doch ihre Haut... ward blass, von kränkelnder, doch ebenso porzellanebener Natur. Wie die ihres Vaters...

Und eben jener sollte geholt werden, aus der Grafschaft zu Hohenfels, wo er der seinen Knappschaft fröhnte. Unwissend über das seinige Blut, welches in Tiaresh wartete, mochte er, ob seiner Pflicht, jener Bitte der Familie nicht nachkommen. Und so begann eine weitere Reise des weißhaaigen Mädchens gen der Stadt, in welcher ihre Eltern einander kennenlernten.
An der Seite ihrer „neuen“ Familie: Der Großmutter, Ione, wie auch ihrer Tante, Shanna.