Die Kriegerin in Gold

[Xinthra]

Vor langer Zeit bereits hatte sie es in den alten Schriften der Nyame gelesen: Die Kriegerinnen, güldenen Antlitzes, verdienten nichts weniger als Gold auf ihrer Haut, auf dass ihre Feinde bereits aus der Ferne die stolzen Schwestern der Nyame fürchteten. Schon lange waren Cynthia und Torina auf der Suche nach einer Substanz, mit der man Rüstungen und Kleidung entsprechend färben konnte, ohne dass sie sich all zu leicht entfernen ließ.

Dass es an Respekt mangelte, den man sogar einem dahergelaufenen Bettler entgegenbringen würde, war Xinthra schon lange ein Dorn im Auge. Doch wer Respekt will, muss Taten sprechen lassen. Seitdem die neue Festung Sturmwipfel errichtet war und die Schwestern nun wehrhafter waren als je zuvor, hatten sie nichts mehr vollbracht. Die Tatsache, eine Pfandträgerin von Lameriast unter sich zu haben war bei den wenigsten Außenstehenden bekannt, ebensowenig wie deren Bedeutung. Erzählte man ihnen davon, war der Unglaube meist größer. Besonders von diesem selbsternannten Lameriaster Fürsten. Ein eingebildeter Fatzke, er schickte seine Männer umher und zeigte sich selbst kaum. So jemand will Anführer sein?

Leider waren viele Schwestern auf Reisen, zu viele, wie immer. Daran gewöhnen wollte sie sich nicht. Oft dachte sie ans Aufgeben, aber Nyame holte sie gnadenlos immer wieder ein. Wo ist dein Stolz geblieben? Du wolltest nie mehr weglaufen und tust genau das jetzt! waren häufig ihre Gedanken. Nicht selten schlief sie beim denken ein, auf ihrem Kaminsessel.

[Tajara Nair]

Diamant - vergoldet zur Zierde - das war das Geschenk an die pfandträgerin. Mit Stolz hob sie das edle Teil hoch und kleidete sich sodann darin. Die goldene Kettenrüstung schmiegte sich an ihre Haut - mit einem hemd darunter war es gar angenehm zu tragen - funkelnd stand sie so vor der Anführerin - die Ongemae nickte zufrieden. Ein harter Panzer der ihren Körper vor Unheil beschützen sollte.

Die goldene Kriegerin und die goldene Schützin standen sich gegenüber, betrachteten sich und waren stolz. Es war ein Anblick, der nicht selten Verzückung auslösen konnte. In einem Land wo Gold nichts bedeutete außer Zierde war es wahrlich ein Geschenk. Und damit waren sie gekleidet wie Prinzessinnen die in die Schlacht ziehen.

Was bedeutete ihnen prunk schon? Nichts Anderes als langer Verdienst und harte Arbeit. Schon sehr bald würde man wohl von den güldenen kriegerinenn auf ihren schnellen rössern sprechen, das Sonnenlicht sich in warmgoldenen Tönen wiederspiegelt in ihren Rüstungen ritten sie in den Kampf - oder aber sie waren schlichtweg betörende Erscheinungen.
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[Synessia Maydra]

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[Xinthra]

Schon die Zweite - und sie hatte sich ihre flammneue Rüstung färben lassen. Jedes einzelne Kettenglied strahlte auf wie ein Stern am Nachthimmel, die prächtige Armbrust an ihrem Rücken, ein wundervoller Anblick. Manch einer möge die Damen, die sich auf dem Weg nach Bajard befanden, für überheblich halten, kennen sie doch nicht deren Natur. Kaum einer außer einer Sonyame könnte den Stolz verstehen den eine Rüstung verleiht, strahlend wie die Sonne. Und doch war es gerade Bajard, das den beiden Schwestern nicht die Verachtung entgegen brachte, die sie hier erwartet hatten. Blicke folgten ihnen, dann und wann ein Nicken, erwiderte man den Augenkontakt. Niemals zuvor war es Xinthra angenehmer, so viele Augen auf sich zu spüren. Ob die Leute nun Stolz sehen, Überheblichkeit oder was auch immer. Sie wurden bemerkt. Allein durch ihre Anwesenheit.

[Tajara Nair]

Goldfarbe war selten anzufinden - doch in den Minen fanden sich genug Goldadern - und Goldstaub eignete sich hervorragend zum Anrühren jener kostbaren Farbe. In einem Land wo Gold nicht mehr bedeutete - ja es war ja nicht mal hartes schutzfähiges Metall - es war weich und immens schwer - war der "Luxus" von Goldfarbe durchaus gegeben.
Anfangs war es für Tajara befremdlich gewesen, dass Gold als Zahlungsmittel nichts taugte - gar verschwenderisch ging man mit dem Metall um und tauschte es nur bereitwillig gegen Ware. Doch das Gold der Städter war ohnehin minderwertig.
So mancher Wächterin Schild mochte für die Vorbeiziehenden warm erstrahlen - aus purem Gold schien es gefertigt, die Lanzen und Speere an ihren Spitzen mit ebenjenem Glanz - So sah das neue Gesicht jener Schwesternschaft nun aus, welche ihr Leben dem Schutz der Insel verschrieb.
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