Am Westtor zu Varuna

[Deornoth von Schwarzbruch]

Immer wieder kreiste das hoelzerne Ende der Hellebarde in dem Kies unter ihm, mit einem leicht gelangweilten Blick fixierte Deornoth den Drehmechanismus an der Wand gegenueber. Leise Schritte rissen ihn aus seinen Gedanken, bedaechtig hob er sein Kinn an und sein Blick viel auf einen naeherkommenden Herren der in eng-anliegendem, dunklem Leder gekleidet war. Als der Mann Deornoths gruene Augen wahrnahm senkte er verdaechtig schnell den Kopf nach unten und seine Schritte stockten einen kurzen Moment. Ein hoefliches Raeuspern verliess die Lippen des jungen Gardisten und liess den dunkelgewandeten Mann aufschauen.

"Entschuldigt, werter Herr? Eine kleine Kontrolle bevor ihr das Tor passiert..."

Mit einem desinteressierten Schulterzucken wuchtete der Mann seine Schultertasche auf den kleinen Tisch, der inmitten des Torbogens stand. Vorsichtig trat Deornoth naeher und oeffnete mit der freien Hand den Knopf der Tasche, hielt dann aber inne und blickte den Herren noch einmal pruefend-streng in die Augen. Ohne den Blick von dem Herren zu wenden oeffneten seine Haende langsam die lederne Tasche, erst jetzt schielte der Gardist in das Innere und brachte darauf sogleich eine kurze Armbrust zum Vorschein.

"Jaeger, nehme ich an?"

Deornoth konnte sehen wie sich leichtes Unbehagen im Gesicht des Mannes breit machte, dennoch nickte sein Gegenueber freundlich.

"So ist es. Ein Jaeger aus Bajard."
"Ueber das Suedtor haettet ihr einen kuerzeren Weg, nicht wahr?"
"Nunja, ich hab gehoert das der Wildbestand sich zu sehr auf die westlichen Waelder konzentriert hat und..."
"..aus diesem Grund werdet ihr sicher eine Jagderlaubnis vorzeigen koennen."
"Oh, selbstverstaendlich. Lasst mich kurz zu meinem Haus zurueckzukehren, ich trage das Schreiben nicht staendig bei mir."
"Das solltet ihr aber, werter Herr. Nun gut, dann sagt mir euren Namen... und da ihr ein Buerger Varunas seid koennt ihr mir sicherlich eure Hausnummer gleich ebenso mitteilen.

Deornoth merkte das der Blick des Mannes gefror und er sichtlich nach einer neuen Antwort rang. Noch bevor der Fremde seine Lippen oeffnen konnte hatte der junge Gardist die Spitze der Hellebarde auf ihn ausgerichtet.

"Spart euch selbst und mir die Ausreden, wir werden in der Garnison weiter darueber reden. Ihr werdet euch jetzt langsam umdrehen und 2-3 vom Torbogen zuruecktreten."

Die Stimme des jungen Mannes klang nun hoerbar unfreundlicher und das metallene Ende der Hellebarde beruehrte den Hals des verdaechtigen Mannes. Ohne ein Wort von sich zu geben drehte sich der dunkel Gewandete gehorsam um und begann langsam die Strasse entlang zu gehen, alle paar Schritte drueckte Deornoth die Metallspitze gegen den Ruecken des Verdaechtigen um ihm zu zeigen das er noch immer hinter ihm war.
Als Beide schliesslich den Gemeinschaftsraum der Garnison erreicht hatten hob Deornoth die Tasche des Mannes auf den Steintisch, oeffnete sie einen Spalt, sodass man den Inhalt gut auszumachen vermochte und deutete dem Herren dann auf einem der Stuehle Platz zu nehmen.

"Ich gebe euch jetzt die Chance euch zu erklaeren und ich wuerde euch raten die Wahrheit zu sprechen. Bin ich der Meinung das ihr mich anluegt, dann wird sich der Hauptman Eurer annehmen... und bei Temora, ihr werdet betteln das ich euch in den Kerker werfe... das heisst, wenn ihr nach den ersten paar Minuten mit dem alten Grisgram ueberhaupt noch in der Lage seid du betteln."

Seine Stimme war kalt, und die grasgruenen Augen blickten den Mann nun ungewohnt streng und fragend an. Deornoth stuetzt sich mit einer Hand auf den Steintisch und warf dem Verdaechtigen ein auffordendes Nicken zu.

[Alexiel Kaltar]

“Ich weis nicht worauf ihr hinaus wollt, entschuldigt...”
“Ihr wisst sehr wohl, worauf ihn hinaus will, strengt euch ein wenig an. Vielleicht sollte ich euch behilflich sein!” Deornoth knallte den Rucksack des Schützen auf den Tisch vor jenem. Ohne ein Wort zu verlieren, schnallte er die Tasche auf und kramte nach und nach einige Stücke heraus. Zunächst die Armbrust, welche Deornoth ebenso grob auf den Tisch wuchtete. “Eine Armbrust, für die ihr mit hoher Wahrscheinlich keine Lizens besitzt...” Seine Hand wanderte ein zweites mal in den Rucksack und brachte einige Bolzen hervor. Hinter den scharfen Spitzen der Bolzen war ein kleiner Kolben befestigt, so, wie man ihn von den Fackelspitzen her kennt. “Bolzen mit leicht entzündbaren Spitzen...” Nun konnte Deornoth nurnoch eine kleine Flasche Alkohol und zwei Feuersteine herausholen. Damit leerte er den Rucksack komplett. “Zwei Feuersteine und... schätzungsweise Alkohol...” Der Gardist platzierte sämtlichste Gegenstände auf dem Tisch – gut sichtbar für den Schützen. Noch bevor der Verdächtige darauf antworten konnte, wendete sich Deornoth um und schlenderte genüsslich langsam auf eine kleine Kiste am anderen Ende des Raumen zu. Knärtzend öffnete sich der Deckel der Kiste. “Hier, diesen Bolzen habt ihr verloren. Ich habe ihn für euch aufbewahrt!” Deornoth zog den verrußten, leicht abgebrannten Pfeil aus der Kiste und legte ihn zu den anderen Sachen auf den Tisch. “Das ist doch eurer? Zumindest ist er identisch mit den euren.” Der Gardist bäumte sich nun vor ihm auf, verschrenkte seine Arme vor der Brust und blickte ernst zu ihm herab. “Wo ward ihr zur gestrigen Nacht, als die Feuer über dem Gasthof loderten?” Sein Blick wurde immer eindringlicher – schon fast durchdringend. Der Schütze blickte nur nach unten auf die vielen Beweisstücke, die den Tisch zierten. “Wir wissen bereits, dass ihr Komplizen hattet. Vielmehr ward ihr der Komplize dieser üblen Tat... . Ich bin ehrlich: Hauptmann Alestra wird böse sein, sehr böse. Kooperiert ihr nicht, werdet ihr nicht nur für einige Jährchen unser Gast in der Kerkern zu Varuna sein, nein... er selbst wird euch die Zunge langziehen und sie ganz langsam abschneiden – sodass ihr nie wieder reden könnt. Also...?”
“Liam Alvarez!” schallte es plötzlich aus den Lippen des Schützen. “Liam Alvarez?”
“Jaja... so hat er sich bei mir vorgestellt” Deornoth trat nun etwas näher und stemmte sich mit beiden Armen, schon fast furchteinflössend, auf die hölzerne Tischplatte. “Erzählt mir mehr über ihn. Aussehen? Besonderheiten?”
“Besonderheiten? Nunja, was mir sofort ins Auge stach war seine unlaubliche Größe. Ein Zwei-Meter-Mann wenn ihr versteht was ich meine.. was nicht heißt das kräftig gebaut war. Er war vielmehr grazil, und für seine Größe beinahe etwas zu dürr. Blonder Lockenkopf, Brillenträger, viele, markante Sommersprossen auf den Wangen. Er hat einen besonders hervorstechenden Schönheitsfleck über der Oberlippe und... achja, er hat eine besonders dunkle, rauhe Stimme. Als ich ihn traf, trug er eine dunkle, weit geschnittene Robe. Sein Alter würde ich auf 35-40 schätzen.” Schnell griff Deornoth zur Papier und Feder um alles zu notieren. Die scharfe Spitze der Feder wanderte kratzend und doch grazil über das Pergament. “Könntet ihr ihn jederzeit wieder erkennen?” fragte Deornoth nebenbei, doch der Schütze nickte nur...