Lucenius

[Kalisha Deslon]

[Kalisha Deslon]

Der Wind spielte wirr mit ihren roten Locken. Das angefrorene Gras knirschte unter ihren Schritten. Es war früh an Morgen und die Bäume waren wie von Zuckerguss, von dem morgendlichen Tau bedeckt. Fast unheimlich wirkte die Stille im Wald. Innerlich sehnte sie sich nach dem Frühling, wenn die Vögel wieder ihr Lied zwitscherten und die Blumen aufblühen würden.. Der Geruch des Frühlings, wann würde es endlich wieder so weit sein? In ihrer Hand hielt sie Blumen. Es war schwer sie aufzutreiben, weit musste sie reisen und nun waren sie schon angefroren, doch verloren sie deshalb keineswegs an Schönheit. Sie hatte diesen Ort schon lange nicht mehr aufgesucht, mit jedem Schritt den sie näher an ihn heran kam, wurde ihr Herz schwerer. Dann war sie angekommen, im Frühling würde dies wieder eine wundersame Lichtung sein, von dem Blätterwerk der Bäume geschützt. Mit gesenkten Kopf lies sie sich auf ihre Knie sinken, an einem Baum legte sie die Blumen nieder. Sie wirkten wie ein unnatürlicher Farbfleck in der Winterlandschaft. Ihr Kopf sank voran, ihre Augen schlossen sich. Unbewusst faltete sie ihre Hände. Ihre Lippen bewegten sich, doch für ihr Umfeld würde es nur ein leises Wispern hervorrufen. Worte, tief in ihren Gedanken, nur geflüstert...

Ewig bleibst du in meinen Gedanken,
nicht als Priester Temoras, Eminenz van Sareth.
Nein, du wirst in meinem Herz als Lucenius, mein Geliebter, eingeschlossen.
Ich habe gelernt mit dem Schmerz zu Leben.
An manchen Tagen wünschte ich mir, ich würde bei dir sein,
wo du nun deine Ruhe gefunden hast.
Ich habe mich dem Regiment angeschlossen,
nun fange ich wieder von vorne an, - als Rekrutin.
Hörst du, ich versuche deinen Wunsch zu erfüllen: Ich Lebe weiter.
Auch wenn es mir schwer fällt, ich Lebe.
Leere hat mich umfasst seid deinem Tode,
vieles ist mir noch Gleichgültiger geworden als zuvor.
Du bleibst in meinem Herzen, bis wir uns wieder sehen,
Ruhe in Frieden, Lucenius.


Sie blieb mit gesenkten Kopf noch ein wenig sitzen, ehe sie sich aufrichtete und ihren Weg zurück ging – zurück nach Varuna, ihrer neuen Heimat.