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Eine Zeit der Wiederkehr
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Eine Zeit der Wiederkehr
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Nasira Masari





 Beitrag Verfasst am: 13 Okt 2007 18:53    Titel: Eine Zeit der Wiederkehr
Antworten mit Zitat

Meine geliebte Kleine, mein Wüstenstern!

Allzu lange haben wir nichts mehr von dir gehört, doch soll dieser Brief keine Anklage beinhalten, keinen Gram. Neda, in jenen Tagen gibt es wichtigeres, weshalb ich dir diese Zeilen zusende.
Meine Kleine, meine Jüngste. Stark wirst du sein müssen in dieser Zeit!
Bete zur gütigen Mutter, zur Allgegenwärtigen....

Dein Vater, Faarooq, ist schwer krank. Fieber und Krämpfe plagen ihn. Er ist schwach, mag kaum was zu sich zu nehmen. Der Heiler ist ratlos; er hat schon Boten zu anderen Oasen ausgesandt, um nach Rat zu fragen.

Meine kleine, liebe Nasira; wie gerne würden wir dich in dieser Zeit bei uns wissen. Doch du hast Verpflichtungen, der Erhabene wird dich wahrscheinlich nicht gehen lassen wollen.
Ich bitte dich ihn wenigstens zu fragen, ihn um eine Zeit des Fernbleibens zu erbitten. Vielleicht ist es das letzte Mal, dass du deinen Vater sehen und mit ihm reden kannst....

In unseren Herzen bist du bei uns!

In Liebe, mit einem Kusse....

Deine Mara





Heimat! Der Duft von süßlichen Blüten, von Tabak, Datteln, Lamas.
Das Klappern der Karren, das Lachen der Kinder und das Getratsche der alten Frauen ist von überall her zu vernehmen.
Ein letztes Mal atme ich tief durch, betrachte die Ansiedlung noch einmal von der erhöhten Ebene, ehe ich meinem treuen Kazaam die Sporen gebe und langsam lostrabe; hinter mir zwei Wachen der Armee des Erhabenen folgend.

Ich hatte tatsächlich die Erlaubnis erhalten; durfte nach Hause und meine Eltern besuchen! Radeh....tief im Herzen hoffte ich, dass es nicht mein letzter Besuch sein würde, bei dem ich ihn sehen würde.

Der Weg durch das Dorf.
Die Kinder bleiben mit offenen Münder stehen und blicken an den Rössern zu uns hoch. Die Frauen des Dorfes sehen in meine Richtungen, ich entdecke Finger, die auf mich zeigen...Getuschel....
Die Blicke der unverheirateten Männer; sie sehen mich auf einmal ganz anders an.
Nicht wie damals, als ich von hier fort ging.
Unbehagen durchfährt meinen Körper. Was ein paar feine Kleider und ein paar Soldaten aus einem machen können...erstaunlich.

Dann endlich vertraute Stimmen, jauchzend und voller Wärme:

„Meine Kleine! Meine Nasira! Salam meine Kleine...lass dich anschauen!“


Die sanfte Stimme meiner Mara, die Umarmungen von ihr und ihre feinen Berührungen. Tränen der Freude laufen über meine Wange; ich vermag kaum ein Wort zu sprechen. Doch Mara plappert wild drauf los, stellt mir tausend Fragen ohne eine Antwort abzuwarten. Ich kann es kaum glauben...ich bin Daheim. Endlich wieder Zuhause!

Radehs Hand ist kalt und bleich. In seinen Augen erkenne ich das Fieber, das in ihm gärt und ihn zu bezwingen versucht. Ich streiche ihm vorsichtig das Haar aus dem Gesicht, ehe ich einen kühlen Umschlag auf seine Stirn lege. Sein Husten hört sich fürchterlich an. Ob er wohl jene schreckliche Krankheit hat, vor der Ceem die Ansiedlungen warnen sollte?
Bilder tauchen auf....von Ceem, wie er bei uns in der Ansiedlung eintrifft, vielleicht sogar mit meinem Radeh sprach.
Schnell verwerfe ich den Gedanken; die Zeit der Trauer ist vorbei, es gilt, im Hier und Jetzt zu leben.


„Radeh, du bist stark. Bitte, bitte gib nicht auf! Bald, bald wird der Heiler...“

„Kleiner Wildfang, mein Wüstensturm...“
, nur leise kommen die Worte von seinen Lippen, bedächtig und behutsam, „Du bist heimgekehrt. Was trieb dich hier her, weg von deiner Bestimmung und deinem dir zugeteilten Platze?“

„Radeh.... Mara schrieb mir. Es ist alles in Ordnung. Der Erhabene sandte zwei gute Männer mit, um mich zu beschützen.“

„Dein Platz ist jetzt der Harem, Nasira. Du weißt doch noch, wie ich damals erzählte, von dem Erhabenen...sicher, damals war es noch ein anderer...doch die Traditionen sind noch die Gleichen...“

„Sch sch...still Radeh! Das Reden strengt dich an. Bitte...ruh dich aus. Später erklär ich dir alles, aiwa? Doch jetzt musst du dich ausruhen...“


Unsere Hütte, sie kommt mir so klein vor, so winzig. Die spärliche Einrichtung, Maras Stoffe auf einer der Tische aus einfachem Holz. Aiwa, der Palast hat mich verwöhnt, ich bin die einfachen Sachen nicht mehr gewohnt.
Meine Schwestern fragen beide genauso viel wie Mara. Beide sind mittlerweile verheiratet, ihre Männer sind freundlich. Zugegeben, ich war erstaunt, als ich sie gesehen hatte.


Der Wind ist mittlerweile etwas abgemildert. Radeh schläft. Er redet im Schlaf. Nur Satzfetzen dringen an mein Ohr, während ich mich an einer der komplizierten Nähte versuche, um nicht das Haus verlassen zu müssen:

„ ....Abeer Eluv` ....in deine Hände......dein Schutz....Kraft....“


Ich kenne das Gebet, das er im Schlafe spricht. Jedes Kind lernt es bereits, wächst damit auf und wird es für immer im Herzen tragen.

Eluive über uns allen,
so ehren wir deinen Namen und erweisen dir die Ehre.
Dein Wille geschehe, abeer Eluv`,
auf Erden wie auch in deinem Reiche.
Unser Schicksal in deinen Händen,
bedürfen wir deines Schutzes.
Vergib uns unsere Sünden,
wie wir auch vergeben den Sünden anderer.
Du erhälst uns, du legst deine Hände schützend über uns.
Denn du bist alles,
du bist die Kraft, die Herrlichkeit, die Ewigkeit.
Abeer Eluv`!


Ich spreche es leise mit, immer und immer wieder, hoffend, dass die Allgegenwärtige uns erhört und Radeh die Kraft geben mag.

Tage vergehen. Ich gehe nur selten hinaus. Ich fühle mich so hilflos den Blicken ausgeliefert, die die Leute mir zuwerfen. Noch vor einem halben Jahresumlauf sprachen sie normal mit mir, lachten mit mir und behandelten mich wie jeden anderen auch. Und nun? Sie sind respektvoller, bangen um jedes Wort, das sie zu mir sagen. Wieso müssen diese Wachen mir auch überall hin folgen? Man wird mich wohl kaum auf der Strasse überfallen! Und dann.... sehe ich wieder die gierigen Blicke der Männer und bin um den Schutz froh.


„Mein kleiner Wüstensturm. Aus dir ist wirklich eine Frau geworden. Du machst den Masari alle Ehre. Ich bin stolz auf dich!“

„Mein demütigster Dank. Doch ich bin nicht anders als alle anderen Frauen unserer Familie. Der äussere Schein trügt manchmal...“

„Du sollst deinem Vater doch nicht widersprechen.“
, ein schmales, schwaches Lächeln auf seinen Lippen tragend, „Du bist immer noch zu bescheiden. Es wird Zeit, dass du den nötigen Stolz besitzt und auch den anderen zeigst. Du bist noch zu verletzbar, zu schwach...“

„Radeh, bitte...“

„Neda, hör mir zu kleiner Sturm. Damals, als ich noch frisch war in der Armee des Erhabenen und jenem dienen sollte, da war ich auch bescheiden und immer freundlich. Ich hielt mich für einen, der nicht besser oder schlechter ist als alle anderen....“
, das Husten unterbricht ihn. Es klingt immer noch furchtbar, gar mag es etwas schlimmer geworden sein. Besorgt seh ich zu ihm und erneuere den kalten Umschlag.
„Zu dem Zeitpunkt war ich schwach!“, heißer, doch mit einer Festigkeit, wie ich sie schon so oft damals von ihm gehört hatte, fährt er nun fort, ein anderer Glanz vermischt sich in seinem Blick mit dem des Fiebers,
„Unser Sekban war ein harter Mann, unerbittlich in seinen Befehlen und seiner Art. Ich erkor, neda, vielmehr wollte Eluive wohl, dass er mein Mentor wurde...Er formte mich, zeigte mir, wie man seinen Stolz trägt, wie man sicher auftritt....wie man die Ehre erhält und verteidigt. Nur durch diesen Mann bin ich soweit gekommen, meine Kleine.“

„Aiwa Radeh, du hast uns früher sehr oft davon erzählt. Aber versteh doch...ich....bin nicht du!“


Ich habe gewiss die Worte nicht so heftig, nicht so emotionsvoll aussprechen wollen wie ich es getan habe. Er sieht mich an, lange...ohne ein Wort zu sagen. Schweißperlen bilden sich auf seiner Stirn, als ich stumm den Umschlag fortnehme und ihn auswaschen gehe. Die Perlen fließen schließlich an seinen Schläfen entlang, ehe ich sie wegwische, den Umschlag feucht und kühlend wieder auflege.

„Du glaubst, du wärst nicht wie dein alter Vater. Doch du trägst mehr von mir in dir, als du glaubst. Ich sehe deinen Ehrgeiz in den Augen, ich sehe, dass du unsere Gebete sprichst, unsere Lieder singst. Du bist durch und durch eine Masari und du wirst dich nicht dagegen wehren können.“


Mara erzählt mir viel. Sie erzählt mir von den Kunden, die sie besuchen, von den Karawanen und dem Alltag. Sie berichtet, wer wen geheiratet hat, wer wie viele Kinder bereits hat und welche Streiche sich die Kinder wieder ausgedacht haben.
Es sticht mir ins Herz, wenn ich bedenke, bald wieder fort zu müssen.

„Mara, früher, als du in meinem Alter warst...fandest du da nicht auch alles...eher....verwirrend?“

„Wie meinst du das mein Wüstenstern?“

„Nun...alles scheint auf einmal anders. Die Welt hat sich auf einmal geändert. Als ob man noch mal ganz von vorne anfangen müsste...verstehst du?"


Wie so oft wiegt sie sacht den Kopf hin und her, ehe sie mit schrägem Kopf verharrt, der Blick in die Weite. Wir sitzen, wie wir es zuvor so oft taten, bevor ich von hier weggegangen bin, abends auf den Stufen vor dem Haus; von hier hat sie uns früher immer beobachtet, wenn wir Schwestern miteinander auf der Strasse spielten. Die Sonne geht langsam unter, doch die Hitze wird wohl noch eine Weile erhalten bleiben, ehe man ins Haus sollte, der Kälte zu entkommen.

„Erwachsen werden ist nicht einfach, mein kleiner Stern. Du musst von nun an auf eigenen Beinen stehen, die Verantwortung für dich selbst tragen. Du stehst vor Aufgaben, die dir im ersten Moment vielleicht unüberwindbar erscheinen. Doch glaube mir, du wirst sie bewältigen und mit Stolz auf das Gelingen jener Aufgabe sehen können!“

Ich lese in den Momenten der Stille und der Ruhe viel. Alte Schriften über Saajid, über die Geschichte unseres Volkes. Ich muss mir wieder bewusst machen, wer ich bin, und das kann ich nur, wenn ich meinen Hintergrund kenne. Wenn Radeh schläft, setze ich mich an den Schreibtisch und lese. Ich leihe mir die Bücher von Nachbarn oder von den weisesten und ältesten des Dorfes.
Wenn ich nicht lese, dann lerne ich. Mara bringt mir jeden Tag etwas von der Sprache der Festländer bei. Sie verwirrt mich immer noch, diese Sprache.


„Ich habe ihn gesehen... Er war hier, im Dorf und hat von der Krankheit der Festländer berichtet.“

„Wer?“

„Du weißt genau, wen ich meine...sein Name war Ceem, aus dem Hause der Yazir, du hast von ihm erzählt in einem deiner Briefen an Mara.“


Da war er wieder. Der Name jenes Mannes, der sich in mein Herz genistet hat; der nie wieder zurückkehren würde. Er hat seinen Frieden bei Eluive gefunden; ich aber war erst auf dem Weg, ihn wieder zu finden. Saleema blickt mich lange an, sie scheint jeden Deut in meinen Augen zu erkennen.

„Er war ein guter Freund von mir.“

„Erzähl keine Märchen. Ich sehe es dir doch an der Nasenspitze an, was du von ihm hältst... Du magst ihn mehr, als dir lieb ist!“

„Kein Wort mehr! Unterstelle nichts, von dem du nichts weißt! Du weißt nicht, welche Konsequenzen deine Worte haben können!“


Aiwa, ich habe die Worte sicher mit einer gehörigen Mischung aus Zorn, Verletztheit und dem Gefühl des Entlarvens ausgesprochen und versucht, mich so vor den wahren Gefühlen zu verstecken. Rasch wende ich den Kopf in Richtung der Wachen; doch sie scheinen entweder nichts mitbekommen zu haben oder lassen es sich nicht anmerken.

„Es ist nicht wichtig, was ich für ihn empfinde.“, meine ich dann ruhiger, beherrschter zu ihr, „Mein Leben gehört dem Erhabenen und nur ihm diene ich. Außerdem...wird Ceem nie wieder zurückkehren nach Menek`Ur. Er ist nun bei Eluive; er ist gestorben im Kampfe, um das Leben Schwacher zu schützen und zu bewahren.“

Sterne. Sie leuchten heller als gewöhnlich und ein kräftiger Wind weht durch die Weiten der Wüste. Ich husche schnell wieder hinein in die Hütte, an das Bett des Vaters. Der Heiler hat endlich Antwort erhalten, weiß nun, wie er ihn behandeln kann.
Der Heiler sagt, dass jene Nacht etwas besonderes sei. Sie würde entscheiden über das Schicksal jedes Einzelnen, über Leben und Tod. Wir sollen beten und hoffen; er würde sich die Nacht über um den geliebten Vater kümmern.

Wir beten...wir hoffen....


Eluive über uns allen,
so ehren wir deinen Namen und erweisen dir die Ehre.
Dein Wille geschehe, abeer Eluv`,
auf Erden wie auch in deinem Reiche.
Unser Schicksal in deinen Händen,
bedürfen wir deines Schutzes.
Vergib uns unsere Sünden,
wie wir auch vergeben den Sünden anderer.
Du erhälst uns, du legst deine Hände schützend über uns.
Denn du bist alles,
du bist die Kraft, die Herrlichkeit, die Ewigkeit.
Abeer Eluv`!


Zuletzt bearbeitet von Nasira Masari am 28 Nov 2007 22:00, insgesamt einmal bearbeitet
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Nasira Masari





 Beitrag Verfasst am: 14 Okt 2007 16:06    Titel:
Antworten mit Zitat

„Weißt du eigentlich, warum ich dich immer Wüstensturm nenne?“

„Neda, Radeh. Warum? Bin ich etwa wilder, ungestümer als die anderen?“

Ein kehliges, heißeres Lachen, nur leise spricht die Stimme weiter:
„Neda. Du warst immer viel zu brav. Deine Schwestern hatten nur Unfug im Kopf. Und du? Du saßt am Fenster oder an der Wasserstelle in unserer Siedlung und träumtest vor dich hin. Neda, nicht weil du ungestüm bist nicht, weil man dich nicht bändigen mag....Es ist wegen deiner Leidenschaft.“

„Leidenschaft?“

„Aiwa. Weißt du noch; der Tag an dem deine Mara dein Talent entdeckte? Der Tag, an dem dein Schicksal mit zum Vorschein kam?“

„Sicher. Den Rock habe ich bis heute behalten.“

„Du trägst sie in dir, Nasira. Sie allein an dir ist nicht zu bändigen, keiner kann sie sich untertan machen. Nur du allein kannst sie beherrschen, jene Leidenschaft. Und deswegen bist du mein Wüstensturm, mein nicht zu bändigender und zu kontrollierender Sturm der Wüste.“



Leidenschaft vermag in vielem zu erkennen zu sein und sich in jedem von uns anders ausdrücken. Doch Radeh hat Unrecht; auch ich vermag sie nicht zu kontrollieren oder gar mich daran zu wagen, sie zu bändigen. Sie bricht aus, wann immer ihr danach ist, egal worum es sich handelt. Schon oft habe ich so manchen Fehler begangen, manche Sünde damit aufgenommen. Die Leidenschaft ist wie ein wildes Tier: Sie fletscht ihre Zähne, faucht, knurrt, wenn man sie einsperren will. Doch wenn man sie freilässt, wenn man nachgibt, wird man selbst zu dem Tier. Ich habe einfach vergessen, dem Tier eine Leine anzulegen und so die nötige Kontrolle zu entwickeln.

„Ich muss dich um einen großen Gefallen bitten, geliebte Schwester...“

„Das hörte sich letztes Mal aber ganz anders an.“

„Verzeih meine Worte; ich sprach sie in übereilter Weise und geprägt von meinen Emotionen aus. Bitte, Schwester! Wenn es nicht wichtig wäre, würde ich dich doch nicht fragen."


Saleema blickt mich lange an, als wolle sie den Wahrheitsgehalt meiner Worte prüfen, ehe ein Lächeln unter ihrem Schleier zu erkennen ist und die Augen ebenso freudig auffunkeln.

„Gut, kleine Schwester. Was kann ich für dich tun, um dein Herz zu erleichtern...Warte, lass es mich selbst herausfinden.“

Langsam nähert sie sich mir, Verwirrung und Erwartung zugleich in meinem Körper und Blick. Eine Hand legt sich auf meine Stirn, die andere in Höhe des Herzens. Ich schliesse die Augen, spreche im Inneren immer und immer wieder mein Begehr, meinen Wunsch zu ihr.
Auch Saleema schliesst ihre Augen, sich ganz und gar auf mich konzentrierend. Ich höre einen Singsang, eine Melodie, die ihr Eluive geschenkt hat. Langsam, mit leiser Stimme spricht sie zu mir:

„Dein Herz...es schlägt eine eigenartige Melodie. Dinge haben dich geprägt. Ereignisse, die sich mir nur schwammig darstellen. Warte...ich spüre Enttäuschung, Reue....“

Sie verstummt. Ich halte den Atem an. Ich wusste sofort, welche Bilder sich in ihr aufgetan haben mussten, welche Sünden sie gesehen hat. Langsam nimmt sie die Hände weg, die Augen öffnen sich und sehen mich nun ernst an.

„Du willst die Prozession? Nicht wahr? Dir ist bewusst, welches Ausmaß dies annimmt?“

„Aiwa, aber ich muss es tun. Ich kann die Dinge nicht rückgängig machen, aber....wenn Eluive will, so kann ich neu anfangen. Du wirst es doch für dich behalten?“

„Du weißt, dass ich nichts sagen werde. Nicht umsonst wirst du mich ausgewählt haben, nicht wahr?“


In jener Beziehung kann ich mich voll und ganz auf meine Schwestern verlassen. Wenn es um wichtige Dinge ging, wenn einem was fehlte oder in Not war, so war auf jeden Fall einer der Schwestern da, um zu helfen.
Saleema hat zum ersten Mal die Melodie Eluives mit 16 Sommern gehört. Danach beschlossen meine Eltern, sie zu einem angesehenen und alten Weisen zu schicken, der sich im Glauben und der Heilkunst auskannte. Sie lernte viel, kehrte zurück und gründete eine Familie.

Es ist noch früh am Abend, als ich auf die Strasse trete. Die Wachen habe ich weggeschickt, um Medizin zu holen für Radeh. Meine Schritte tragen mich rasch an den Nachbarn vorbei, an der noch so belebten Strasse hindurch. Ich ignoriere die Blicke, sehe stur auf den Weg vor mir. Immer weiter, ausserhalb der Ansiedlung, ausserhalb der Blicke Neugieriger. Ich gehe zu Fuß, der Sand knirscht unter den Sohlen. Irgendwo in der Weite hört man das Zischeln der Schlangen, das Scharren und Knurren von Tieren. Mein Schritt wird schneller; ich darf nicht zu spät kommen....

Ein guter Stundenlauf und etwas später bin ich am Ziel. Eine winzige, kleine Oase inmitten der Ödnis und der Sanddünen. Die Palmen wiegen sich sanft im Wind. Vorsichtig schlüpfe ich aus den Schuhen, spüre das kühle Gras unter meinen Fußsohlen. Eine frische Brise ist mittlerweile aufgekommen; langsam kündigt sich die Nacht an.

Ich trete zu dem kleinen See, der sich mittig der Oase befindet. Saleema ist schon anwesend; sie trägt ein einfaches Gewand, auf dem die Symbole der Allgegenwärtigen aufgestickt sind. Mir fällt sofort auf, dass es eine besondere Art des Stiches gewesen sein muss, mit der die Symbole in den Stoff gefädelt wurden. Seltsam, solche Gedanken vor so einem wichtigen Schritt.

Sie nickt mir auffordernd zu, ihre ganze Miene scheint konzentriert zu sein. Ihre Lippen bewegen sich; nur erahnen kann ich zu dem Zeitpunkt die Melodie, die sie wohl singen mag. Ich sehe nochmals gen See, sehe mir die Lichtspiele auf der Wasseroberfläche an, die von der untergehenden Sonne im Spiele mit dem aufgehenden Monde geworfen werden.
Langsam entkleide ich mich, Stück für Stück fällt gen Boden.

Saleema zündet nun Fackeln an, jene um den See aufstellend. Eine jedoch behält sie in der Hand und tritt auf mich zu. Noch immer ist sie am Singen, eine seltsame, entrückte Melodie, wie ich sie noch nie zuvor gehört habe. Ihre Finger berühren meine Stirn; ich schliesse die Augen und spüre eine eigenartige Kraft, die durch meinen Körper strömt. Sie steckt die Fackel direkt neben mir in den Boden, die andere Hand schlingt sich nun um meinen Nacken, jenen fest umgreifend. Langsam geht Saleema nun rückwärts, in den Seen hinein. Ich folge blind, ihr vertrauend und nur auf die Stimme und den Gesang hörend.

Der See ist furchtbar kalt. Alles an meinem Körper schreit auf vor Kälte, Gänsehaut bildet sich. Saleema scheint die Kälte nichts auszumachen, sie singt nun mit lauterer Stimme, scheint vollkommen eins zu sein mit Eluive und ihren Kräften. Ich tauche unter...Stille, nur ein dumpfes Summen von Saleema ist zu vernehmen. Ewige Momente, Saleema hat immer noch ihre Hand in meinem Nacken, die andere auf der Stirn, drückt mich so unter die Wasseroberfläche. Meine Lungen pressen sich gegen die Brust, bitten, flehen nach Luft. Ich will atmen, schlucke nur Wasser und werde glücklicherweise wieder heraufgezogen, nach Luft schnappend, um kurze Zeit wieder untergetaucht zu werden.

Die halbe Nacht mag so vergehen. Die Reinigung des Körpers muss bis in die kleinste Pore erfolgen, nichts darf ausgelassen, nichts unbesungen bleiben. Wir steigen hinaus; mir wird eine Toga gereicht, aus einfachen Leinen. Sie kratzt ein wenig.

Sie nimmt mich an der Hand, führt mich zu einem Platz, den sie zuvor eingerichtet hat. Kerze für Kerze wird angezündet, bis an jedem Palmenstamm wilde Geister, dunkle Schatten umherirren und zucken.
Ich knie mich nieder, beuge mich weit vor, die noch nasse Stirn berührt den Boden.
Das Gebet sollte nun folgen, das Gebet der Reue, der Vergebung:

Eluive, Allgegenwärtige, entdecke die Sünden,
entdecke die Dämonen, die uns heimsuchen,
entdecke sie,
zeige sie uns auf, in all ihren Facetten,
in all ihrem Dasein, damit wir begreifen.
Eluive, wir erbitten Gnade,
wir erbitten, jene Sünde von uns zu nehmen.
Unser Schicksal in deinen Händen,
so wirst du über uns richten;
entscheiden, ob es wert ist,
uns zu vergeben.

Abeer Eluv`!


Ich muss es laut sprechen, immer und immer wieder. Inbrunst breitet sich in meinem Körper aus, der Körper zittert vor Erregung, vor Erschöpfung, vor Kälte.
Der Wind wird rauher, die Nacht kälter. Die Schatten um uns herum nehmen groteske Formen an. Saleema singt, singt die Melodie der Allgegenwärtigen, unserer Mutter und Beschützerin Eluive. Ein, zwei Stundenläufe mögen so vergehen, ehe sie auf mich zutritt, meine nach vorne gestreckten Hände fasst und mich aufrichtet.

„Eluive, allgegenwärtig ist deine Macht, allgegenwärtig dein Sein! Nimm dich jener verirrten Seele an, zeige ihr auf, welch falschen Pfad sie begangen hat, welch Dämonen in ihr innewohnen und befreie sie davon. Denn jene Seele ersehnt den richtigen Weg, sie ersehnt den Dienst für dich! Hüterin über uns und all dem um uns herum, erbarme dich und zeige deine Macht.“

Dieser Glanz in Saleemas Blick, ihre Stimme; alles scheint auf einmal so irreal, so anders. Wir sitzen uns kniend gegenüber, meine Hände ruhen auf den Oberschenkeln, der Blick liegt fest in ihrem. Meine Atmung ist unruhig; noch immer zitter ich am ganzen Leib.
Zu ihrer Rechten und ihrer Linken liegen jeweils eine Schüssel, gefüllt mit Kräutern und ähnlichem. Sie nimmt eine der Schüsseln in ihre Hand, ohne den Blick abzuwenden, formt murmelnd, wieder zu singen beginnend, eine Kugel von den Kräutern und legt sie mir in den Mund. Es schmeckt bitter, doch man muss sie zunächst zerkauen, bevor man sie schlucken darf, so willl es das alte Ritual. Den Inhalt der anderen Schüssel, ein Pulver, zündet sie mit einer der Kerzen an. Weißer Rauch steigt auf, ein penetranter, merkwürdiger Geruch entwickelt sich. Mir wird schwindelig, ich muss die Augen schliessen. Die wechselnde Melodie der Schwester höre ich nur noch von Weitem..

Alles schwarz. Ich höre Lachen, unnatürlich und grotesk klingend. Auf einmal Funken, hässliche Fratzen umschwirren mich, lachen mich aus. Andere Bilder treten hervor, sausen an mir vorbei. Bilder von Ceem...Bilder vom Harem, vom Leben dort. Bilder meiner Sünden, meiner Taten. Die Fratzen, Kreaturen schwirren, lachen, greifen nach mir. Ich schreie, wehre mich.

Nie mehr will ich euch gehören! Nie mehr will ich euren Weg gehen! Fort! Verschwindet!

Sie sind stark, zerren an mir....Greifen mit großen Pranken nach mir, mit scharfen Krallen. Ein ekliger Geruch entwickelt sich, er macht mich schwach.

Neda, egal was ihr versucht, ich will euch widerstehen...

Treten, schlagen....einfach fort von ihnen, fort von den Bildern, fort von den Kreaturen!
Ihr Augen glühen: glühen rot und grün auf. Das Lachen wird schriller, unnatürlicher. Eine Pranke, so groß wie ich sein mag, umfasst meinen Körper, drückt zu. Ich bekomme keine Luft, alles wird zusammengepresst.

Atmen! Atme doch....wehr dich, drücke es hinfort, bevor sie dich voll und ganz für dich haben.

Gesichter tauchen aus dem dunklen auf, sehen mich an, kein Deut mag in ihren Augen zu erkennen sein. Muna...meine große Schwester, meine Schwester im Herzen und in der Seele, der Erhabene, Khalida, Saahir, Ceem....sie alle schwirren umher...ich rede zu ihnen, bitte, flehe um Hilfe.
Eine Stimme aus dem Nichts.... „ Es ist dein Kampf...nur du magst ihn bestreiten können!“

Ich wehre mich...wehre mich mit aller Kraft!

Aus der Weite ein Summen, eine sanfte Melodie, die erklingt. Die Dunkelheit bricht auf, gleißendes Licht verjagt die Dämonen, taucht die Bilder in ein mattes Licht.
Langsam komme ich zu mir...

Die Schwester hält mich im Arm, wiegt mich, singt immer noch unabwegig ihr Lied. Als sie mein Stöhnen vernimmt, meine Bewegungen der Lider registriert, verstummt sie, sieht mich schweigend an, mit angestrengter Miene lächelnd.

„Eluive, dank deiner Güte und deiner Allmächtigkeit.“

Sanft wischt sie die Schweißperlen von meiner Stirn, holt ein Döschen mit einer rötlich gefärbten Paste hervor und setzt mir mit einer sachten Bewegung einen Punkt auf die Stirne.
Mir ist immer noch etwas schwummrig zumute, nur mühsam kann ich mich aufrichten. Saleema stützt mich, hilft mir, zum See zu gehen.
Die ersten Sonnenstrahlen tasten sich bereits über die weite Sandebene, der neue Morgen hat begonnen.

„Die Dämonen waren stark in dir, für einige Moment dachte ich schon, sie würden dich zu ihnen reißen. Du hast sehr laut geschrieen, gestrampelt. Ich hatte meine Mühe, dich richtig fest zu halten.“ Mit einem Schmunzeln in der Stimme spricht sie die Worte, dabei zu mir sehend. Sie wirkt sehr müde, ausgelaugt....Es war also nicht nur für mich eine besondere Nacht gewesen.

4 Tage fasten; nur heiliges Wasser, dass ich von Saleema bekommen habe und eine der Kräuterpillen an jedem Abend. In der Nacht keinen Schlaf, sondern Beten, Meditieren.
Meine Mara bemerkte es wohl, stellte jedoch glücklicherweise keine Fragen.

Der fünfte Tag: Ich gehe zu Saleema, um den abschliessenden Segen zu empfangen. Sie malt mir mit anmutenden Pinselstrichen Ornamente auf Hände und Füße, mit Henna. Den Punkt auf der Stirne trage ich noch, sie erneuert ihn vorsichtshalber.

„Trage ihn noch einen Wochenlauf. Er ist das Fenster, in das die Allgegenwärtige ihr Licht durchfluten lässt und alle Dämonen und Sünden aus dir herauszieht.“

Ich laufe nicht; ich schwebe durch die Strassen unserer Siedlung. Alles ist auf einmal so viel klarer, alles ist auf einmal anders als zuvor. Ab heute beginne ich mein zweites Leben.....
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Nasira Masari





 Beitrag Verfasst am: 24 Okt 2007 14:40    Titel:
Antworten mit Zitat

Nacht....die Sterne leuchten klar und in ganzer Pracht. Kein Wind ist zu spüren, kein Laut zu vernehmen. Vorsichtig zünde ich die Kerze an und trete an das Bett des Vaters.

„Meine Kleine scheint wohl nicht schlafen zu können...“

„Aiwa Radeh. Ich wollte dich aber nicht wecken. Nur nach dir sehen...“

„Schon gut. Ich war bereits wach. Komm, helf mir auf, ich will die Sterne sehen.“


Ihm ging es besser. Eluive sei Dank, endlich hatte die Medizin angeschlagen. Ich kenne Radeh; sobald er wieder die wenigen Kräfte wiederfindet, möchte er am liebsten wieder aufstehen und so tun, als sei nichts gewesen. Sein Kämpferherz verbietet es ihm, Schwäche zu zeigen; und wenn er sie mal zeigen musste, so galt für ihn, jene schnell wieder zu überspielen.

Ich tue ihm ausnahmsweise mal den Gefallen und helfe ihm auf. Wir gehen ans Fenster, wo ich ihm einen Stuhl hinstelle.

„Schau nach oben. Siehst du jenen, der dort am hellsten leuchtet?“

Ein Nicken meinerseits, während meine Gedanken unwillkürlich zu Ceem gehen. Ob seine Seele nun in jenem Sterne liegt und zu mir herunter sieht?

„Meine Großmutter erzählte mir einst, dass in jedem Stern die Seele eines ungeborenen Kindes liegt. Natürlich nur Aberglauben, alte Märchen....aber wenn es stimmen sollte, so ist in jenem Stern die Seele, die einmal dein Kind haben wird.“

„Ich...ähm....e....es....es wird doch......noch d...d....dauern, bis...“


Er sieht mich an, lange. Ich komme mir vor, wie bei einem Verhör. Warum ist es mir auf einmal peinlich, über Familie und Kinder zu reden? Ich habe doch schon immer Familie gewollt...eine eigene mit vielen Kindern...mit einem Manne, der für mich sorgen kann.

Sein Blick bleibt nachdenklich auf mir und fällt nach einigen Momenten auf meine Hände. Das Henna würde noch Monate dort darauf verweilen...

„Nasira?“

„A....aiwa Radeh?“

„Was verheimlichst du mir? Dein Radeh ist vielleicht nicht mehr der Jüngste und war einige Zeit aufgrund des Fiebers nicht zum Denken möglich...Aber dein Verhalten macht mich hellhörig, öffnet wieder Geist und Ohren.“

„Es ist nichts Vater...“


Er seufzt. Ich kenne dieses Seufzen nur zu gut. Gleich würde wieder seine berühmt berüchtigte Rede beginnen.

„Nasira Masari, entsinne dich deines Standes und deiner Herkunft. Unsere Familie hat viele ehrbare Männer und Frauen hervorgebracht und es gilt, jene Ehre aufrechtzuerhalten! Ein Bruch...“

„...der Gesetze und Traditionen bedeutet ein Bruch der Familie, aiwa. Ich weiß Vater....Sorge dich nicht, es ist wirklich nichts....nicht mehr. Ich werde....nur erwachsen.“


Ich hauche ihm einen sanften Kuss auf die Stirn, ehe ich ihm wieder zu seinem Bett bringe.

„Manchmal ist es das, was wir gerne verhindern wollen...erwachsen werden.“, eine gewisse Melancholie liegt in seiner Stimme. Noch nie habe ich diesen Ton in seiner Stimme gehört.

Ein Räuspern, der Ton verfliegt so schnell, wie er gekommen war...

„Du wirst bald zurückkehren, um deine Aufgabe weiter zu erfüllen. Du willst doch den Erhabenen nicht zu lange warten lassen?“

„Neda, Radeh...“


Vernunft ist etwas, was dem Menschen zu gegeben wird. Er allein entscheidet, wie er sie zu gebrauchen hat. Im Moment wäre mir ein Haufen Dummheit lieber, als jegliche Vernunft. Alles in mir wehrt sich, zurück in die Mauern des Palastes zurückzukehren. Ich müsste wieder Abschied nehmen. Abschied von der Heimat, die ich doch erst wieder entdeckt und gefunden hatte. Hier hat sich mein Herz und meine Seele ausruhen können, hier habe ich das gefunden, wonach ich gesucht habe.


„Erzähl vom Harem Schwesterherz!“

„Oh...aiwa...wie ist es dort? Ist der Garten wirklich so schön, wie alle sagen?“

„Wenn ihr ihn sehen würdet, würdet ihr vor Ehrfurcht erstarren...es ist das Schönste, was Eluive in unserer zeit geschaffen und uns geschenkt hat.“

„Und der Erhabene? Erzähl von ihm!“

„Er ist ein gütiger Mensch. Sein Blick ruht stets sanft auf einem. Ich lerne viel...“

„Hat er dich denn schon mal...?“

„Neda! Saleema, wie kommst du nur auf so was? Schäm dich! Der Erhabene liebt nur die Esra, während wir nur den besonderen Schutz genießen dürfen.“


Ein Kichern und Gegacker schallt über den kleinen Hinterhof. Wir sitzen unter einer alten Dattelpalme, während mich Saleema und Thuraya weiter ausquetschen und Kichern. Ich muss einfach nur grinsen, die antworten kommen in schelmischen, feixendem Tone über meine Lippen, während die Augen freudig auffunkeln.

„Muss man dir auch alles aus der Nase ziehen! Du bist ja schlimmer als das sturste Maultier...erzähl doch!“

„Was wollt ihr denn hören?“

„Na einfach alles? Gibt es dort hübsche Wachmänner?“


Wieder ein Kichern und Gackern, ich stocke kurz, aber falle dann ins lachen mit ein...Bloß nicht an ihn denken...

„Ihr seid mir zwei! Verheiratet und dann noch an andere Männer denken!“

„Lass uns doch unseren Spaß...jetzt erzähl!“

„Na gut, ihr habt gewonnen! Ihr werdet mich ja doch nicht vorher in Ruhe lassen, bis eure Neugier gesättigt ist und ihr das habt, was ihr wollt...Gut, hört zu...und wehe, ihr fragt nochmal nach, ich sage es kein zweites Mal, aiwa?“

„Aiwa aiwa....jetz erzähl Frau Lehrerin! Wir hören dir zu...“

„Nun...der Palast ist riesig...ihr habt es ja sicherlich schon in den Briefen auch gelesen gehabt. Die Räume im Harem sind prunkvoll ausgestattet, nur die besten Stoffe, die feinsten Kissen...ich teile mir einen Raum mit Munaya, meiner Lehrerin im Nähen...“

„Da ist der Palast sooo riesig und du musst dir dein Zimmer mit jemanden teilen?“

„Hört auf zu Kichern! Aiwa, aber ich mache das freiwillig; denn sie ist nicht nur Lehrerin, sondern auch Freundin. Sie hat mir vieles beigebracht und mir beigestanden in schwerer Zeit. Sie wird außerdem bald den Harem verlassen...sie wird heiraten, wisst ihr?“

„Nun erzähl doch von den Wachen!“


Wieder Gekicher...ich muss unwillkürlich mitlachen. Ich fühle mich wie früher, als wir als Kinder durch die Strassen fegten und uns in den verschiedensten Winkeln der Siedlung irgendwelche Geschichten erzählten.

„Lasst das ja nicht eure Männer hören! Ihr habt ja die Wachen außerdem gesehen, die mich hierher begleitet haben. Es sind gute und tapfere Männer. Im Harem jedoch dürfen nur die Eunuchen und die weiblichen Wachen sich aufhalten...“

„Eunuchen?“
Thuraya prustet los, schon allein der Gedanke macht sie närrisch.

„Aiwa, Eunuchen. Aber von jenen werden es mit der Zeit auch immer weniger. Die weiblichen Wachen ersetzen jene vollständig mit der Zeit...eine von ihnen ist eine gute Freundin von mir.“

„Radeh würde dir bestimmt den Umgang verbieten, nicht, dass du auf dumme Gedanken kommst!“

„Was soll schon passieren? Ich würde mich mit einem Säbel so ungeschickt anstellen und mich am Ende noch selbst verletzen, neda! Da stelle ich lieber Rüstungen her, als sie anzuziehen...“


Das Gespräch schwankt zwischen Ernst und Spaß. Wir lachen, Kichern und wissen doch, dass es jeden Moment umschlagen könnte. Es passiert oft, wenn wir von Radeh anfangen...

„Radeh mag weibliche Soldaten nicht. Weißt du noch, als wir kleiner waren? Wie er an einem seiner freien Tage nach Hause kam und schimpfte, weil auf einmal Frauen in die Armee sollten?“

„Aiwa, er war den ganzen Abend schlecht gelaunt, nur Mara durfte in seine Nähe und mit ihm reden...“

„Ihm hat es gar nicht gefallen, dass du von ihr geschrieben hast!“

„Sie ist schon Sekban...“

„Na umso schlimmer!“

„Das ist doch nicht schlimm. Es ist doch gut, dass man auch Frauen die Gelegenheit gibt, sich zu beweisen.“


Das Kichern ist mit einem Male verebbt und wir schweigen. Langsam wandert mein Blick von den Schwestern zur Hintertüre unserer Hütte; dort, wo auch meine Schwestern hinsehen und das gleiche wie ich sehen würden: Unseren Radeh, mit angespannter Miene. Er sieht uns eine Weile an...wir schweigen, sehen zurück. Ich fühle mich wie ein kleines Kind, das etwas angestellt hat.
Dann dreht er sich um und geht ins Haus zurück.

Radeh ist seit je her empfindlich bei diesem Thema. Für ihn hat eine Frau nichts in den Reihen der Säbelschwinger zu suchen. Der angestammte Platz einer Frau sollte letztendlich als Ehefrau und Hüterin der Kinder sein; so, wie er es aus alter Zeit gewohnt ist. Als er noch ausgebildet hat, tat er sich schwer, als die ersten Frauen in den Unterricht kamen. Ob gewollt oder nicht, er hat jede von ihnen noch härter trainieren lassen, jede musste sich doppelt und dreifach ihm beweisen. Eines Tages jedoch...ist er nach hause gekommen und sagte: „Es ist vorbei. Ich habe den Kampf verloren.“ Er hat die Reihen der Armee verlassen und blieb Zuhause, bei seiner Familie. Wir haben nie den eigentlichen Grund erfahren...
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Saahir Ifrey





 Beitrag Verfasst am: 05 Nov 2007 22:04    Titel:
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„Aiwa, Schwester, es würde mich freuen, wenn ich für einen anderen Janitschar dort hingehen könnte und deine Botschaft überbringen und sie anschließend zu deiner Hochzeit mitzubringen!“, sprach ich zu Munaya, als diese mich bat in ihrem Namen zu Nasira zu gehen und ihr jene Botschaft zu überbringen. Musternd blickte sie mich dabei an, vermutete sie etwa, das ich nicht gehen dürfte? „Munaya, ich werde mit Fuad, unserem Stathalter und Oberhaupt der Familie über diese bitte reden, gewiss wird er mich gehen lassen, verlass dich darauf. Doch bitte richte mir meine Rüstung zurecht, ich werde sie in der Wüste brauchen!“
Lass dir etwas Einfallen Saahir.. einen Reiseplan! Soll ich Nachts reiten oder aber Tagsüber? Nun Nachts würde sicher mehr bringen und dann zur Mittagszeit, wo die Sonne am stärksten ist einen Schatten suchen und ausruhen, das Lama ist intelligent es wird vor der abreise genug Wasser trinken bis zur nächsten Oase, Aiwa! Dann brauche ich Kleidung einige Handtücher um die Sonne notfalls noch ein wenig abschirmen.. „Munaya, machst du mir bitte noch einige Handtücher und ein etwas größeres Stofftuch, damit ich mich zur Mittagszeit besser schützen kann? Aiwa? Dhabir, Schwester!“
Ein lächeln huschte über meine Lippen, als Muanya sich sogleich daran machte, und es mir auch nicht sehr viel später gab, in welcher Zeit ich meinen Gedanken nach hing. „Dhabir Munaya.. Ich werde Rechtzeitig mit ihr zu deiner Hochzeit zurück sein, Versprochen!“ Ich packte eilig die Sachen beisammen, verneigte mich vor ihr, um mich dann zu verabschieden.

Ich packte einige größere Früchte und auch einige Wasserschläuche ein, Armbrust und Bolzen, zwei Säbel, besonderst der Diamantenen von Ceem - mit diesem Säbel werde ich Ceem's Rani beschützen, denke ich!
Wenig später, kurz vor Einbruch der Dunkelheit war das Lama fertig bepackt, „Nun Saahir, hast du noch etwas vergessen?“ kam die Stimme in meinem Kopf „Oh, Aiwa, ich muss ja noch zu Fuad“ und so machte ich mich gleich auf dem weg dorthin.
Nach einem kurzem klopfen machte Fuad die Türe auf und bat mich nach der Begrüßung herein, er bietet mir einen Platz an, welchen ich dankbar auch annehme und mich setze. Nach einem kurzem Gespräch sagte Fuad schon, das ich gehen darf.. Neda das ich gehen muss! „Saahir, kommst du noch kurz mit zur Kaserne?“ Oh, was soll das nun heißen, sollte ich nicht los gehen? Neda, es ist ja nicht einmal richtig Dunkel und immer noch Warm, da kann ich auch noch mit gehen, daher antworte ich ihm mit einem freundlichem „Aiwa, Stathalter!“
So gingen wir zusammen zum Übungsplatzt der Kaserne, „Na ist das denn zu glauben?“ schoss es durch meinen Kopf, Khalida und Rasheeda in der Übungsarena und Khalida erliegt Rasheeda beinahe? Neda! Das konnte nicht sein und doch sehe ich es? Sekban Khalida beinahe einer Magierin im fechten unterlegen? Nun, wir werden es dann sehen.
Nach einem Kurzem Wortwechsel zwischen Raniya und Fuad, als Raniya wieder gegangen ist, wurde es plötzlich unheimlich kühl, das Wasser floss über den Steg, ein Sandsturm kam von Südwesten aus, „Neda, das kann nun doch nicht sein, gerade als ich los wollte!“ dachte ich laut, wütend, so das Fuad die Worte vernahm. Nun ging ich auf Anordnung des Sanjeens in das Bank-viertel und rief die Anwohner dort zusammen, „Alle zum Palast, sucht im Palast Unterschlupf, auf Anordnung des Sanjeens!“ Anschließend scheuchte ich alle dorthin, um mich dann selbst vor der Mauer bei Sahlim, Khalida, Fuad und Rasheeda gestellt habe.

Kurz darauf hörte der Sturm und auch das Wasser wieder auf, so ging ich nun zu meinem Lama und zog es mit zur Wüste hinaus, anschließend stieg ich auf und so ritten wir bis zum nächsten Mittag, um uns im Schatten der niedrigen Berg-hänge auszuruhen. Das Lange Tuch aus Stoff über mich und das Lama werfend, um noch weiter zu schützen. So schlief ich mit dem Lama eine weile, bis es allmählich wieder dunkler wurde, nahm eine Kleinigkeit vom Essen zu mir und gab auch dem Lama ein wenig Stroh und Wasser, während das Lama aß, aß ich selbst einige Früchte, um mich dann aufzusetzen und weiter zu reiten. Spät am Abend sah ich schon in der ferne die Fackeln, einer Siedlung, „könnte dies Nasira's Heimat sein? Nun jedenfalls sollte ich bei Tageslicht dort erscheinen, sonst macht es den Eindruck ich wäre ein einzelner Räuber, so ritt ich noch näher heran, um unweit der Siedlung ein kleines Lager aufzubauen. Anschließend schlief ich mich in dieser Nacht noch einmal richtig aus, um dann bei den ersten Sonnenstrahlen die kurze Entfernung zur Siedlung hinter mich zu bringen, meine Garde-Uniform angezogen und extra den Edlen Umhang, nur um bei Nasiras Vater, welcher einmal Sekban war nicht fehl am Platzt zu sein. Kaum kam ich an den Rand der Siedlung, wurde ich bereits umzingelt, von einigen Männern welche ihre Säbel in meine Richtung hielten, doch zog ich den meinen nicht und blickte mutig, mit allem gefasst zu dem vordersten Reiter auf.


Zuletzt bearbeitet von Saahir Ifrey am 05 Nov 2007 22:06, insgesamt einmal bearbeitet
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Nasira Masari





 Beitrag Verfasst am: 06 Nov 2007 23:32    Titel:
Antworten mit Zitat

Die ersten Sonnenstrahlen haben erst kürzlich den kühlen Sandboden berührt und wärmen ihn langsam auf, als ich aus dem Schlaf hochschrecke. Ich vernehme Stimmen, die sich laut über die Strasse erstrecken.
Stimmen von Soldaten....
Meine Füße tragen mich rasch aus dem Bett in meine Kleider und vor die Türe. Viele andere Frauen und Kinder folgen meinem Beispiel und sehen aus dem Fenster oder laufen ganz hinaus, den Wachen folgend. Mein Blick wandert über die Strasse, der Masse an Wachen, Frauen und Kindern hinterherblickend. Ein Schmunzeln huscht über meine Lippen, ehe ich die Stimme erhebe und ein Kind anspreche, dass gerade an mir vorbeihasten will:

„He Youssuf! Was ist denn los um diese frühe Stunde? Eine neue Karawane etwa?“

„Neda! Die Anderen meinen, da sei ein Mann mit Säbel und in Rüstung! Er soll angeblich gaaanz wichtig sein! Oder ein Mörder!“


Und schon huscht er weiter. Kopfschüttelnd sehe ich ihm nach, ein sachtes Lächeln. Ein Mörder; sowas kann auch nur in der Fantasie eines Kindes entstehen.
Langsam folge ich, mich den Stimmen nähernd, die sich am Rande der Siedlung erheben.
Nach und nach dringen die Worte an mich, sie immer mehr verstehend.

„Wie sollen wir das wissen? Tragt ihr Papiere mit bei euch, die das beweisen?“

„Der ehrenwerte Statthalter hat mir persönlich und in mündlicher Form die Erlaubnis gegeben. Ihr werdet jenem vertrauen müssen.“

„Wörter können voller Falschheit sein. Ihr wisst, um welche Person es sich handelt, die ihr sucht?“

„Natürlich, Herr. Es handelt sich um die hübsche Perle aus dem Hause der Masari, Tochter von Faarooq Masari und eine der Auserwählten, die in den Räumen des Harems wandeln und dem Erhabenen nahe sein darf.“

„Und dann solltet ihr ihr nahe kommen dürfen?“

„Ich sagte doch bereits, dass ich Nachricht für sie habe!“

Diese Stimme....in meinem Kopf nimmt die Stimme Form an; wandelt sich in eine Gestalt und entsteht vor meinem inneren Auge. Ich stocke.

Neda....es wird doch nicht?

Schnell dränge ich durch die Masse und schiebe mich nach ganz vorne, bis ich hinter einem der Wachmänner angelange, der mich zurückhält. Mein Blick schweift suchend nach vorne, die Stimme lokalisierend.
Mit einem Schlag breitet sich pure Freude in meinem Herzen auf, meine Schritte reissen sich aus dem Arm des Wachmannes zu Saahir.
Am liebsten würde ich ihm um den Hals fallen, so sehr freue ich mich über das bekannte Gesicht, das den weiten Weg hier her fand!

„Saahir! Mein Freund, was machst du denn hier?“

„Salam Nasira; ich habe viele Nachrichten zu überbringen an dich.“

„Komm, komm, erzähl!“


Ich vergesse alle Wachen, alle Massen um uns herum und packe ihn ums Handgelenk und ziehe ihn durch die Masse zu unserer Hütte. Etwas unbeholfen folgt er; wahrscheinlich hat er wohl kaum damit gerechnet, dass ich die Situation nicht erkläre.

Dem Anstand nach habe ich ihn natürlich vorzustellen. Radeh reibt sich über das Kinn, sieht ihn lange musternd an. Ein Blick wieder zu mir.
Mein Strahlen, mein ehrliches Nicken mag ihn beruhigen.

Saahir erzählt; erzählt von Menek’Ur, von den Stürmen, den Fluten und den letzten Geschehnissen. Ich höre ihm zu, stelle mir in meinem inneren Auge die Stadt vor, wie überall Pfützen prangen. Dann die Mauerreste, die man fand und die so viele Geheimnisse bergen.

Aiwa, Khalida und Munaya ging es zum Glück gut; sie waren nicht zu Schaden gekommen. Ich danke noch immer Eluive dafür in meinen Gebeten, sind sie doch beide etwas Besonderes und tragen in meinem Herzen stetig einen besonderen Platz.
Erleichterung macht sich in mir breit, ehe der nächste Schrecken folgt:

„Die Hochzeit? Oh bei der Gütigen, ich hätte sie fast verpasst. Dhabir, dass du gekommen bist. Es tut gut, einen Freund wiederzusehen, weißt du...“

„Dafür musst du nicht danken, Nasira. Für so etwas sind doch Freunde da. Und Munaya hat mich auch darum gebeten. Du weißt doch, wie viel du ihr bedeutest.“

„Oh, sie bedeutet mir genauso viel! Und deswegen tut es mir im Herzen weh, wenn ich daran denke, dass ich ihr nichts prunkvolles schenken kann!“

„Deine Anwesenheit wird Geschenk genug für sie sein, sei dir da gewiss.“

„Ach Saahir...“


Ich lache; lache herzlich und warm.
Es tut gut, die Worte eines Freundes zu hören.
Familie ist wichtig; sie gibt einem Halt und Wärme.
Familie bedeutet aber auch Verantwortung, bedeutet Tradition und Anstand.
Immer darauf bedacht, Radeh nicht zu enttäuschen und ihn nicht zu verärgern.
Kurzzeitig denke ich zurück an die Situation unter der Dattelpalme und den darauffolgenden Streit, als ich Khalida verteidigte....
Ich habe mich bei ihm entschuldigt danach; ob er mir wirklich verziehen hat?

Saahir bleibt ein paar Tage bei uns.
Wir müssen noch einiges vorbereiten, bevor wir wieder abreisen können. Langsam, aber stetig verschwindet die Angst vor der Rückkehr und wird zur freudigen Erwartung. Wie konnte ich doch diese Reise nur so lange verschieben? Vor was hatte ich mich gefürchtet? Ich kann es nicht beantworten...versuche es auch erst gar nicht, sondern denke an die nächsten Tage, wenn ich alle wieder sehen kann. Erst jetzt merke ich, wie sehr sie mir fehlen.

Saahir und ich reden viel, scherzen ab und an; ab und an beobachtet Radeh uns dabei. Seinen blick mag ich bis heute nicht deuten können.

An einem Abend, als Mara bei den Nachbarinnen ist, nimmt Radeh Saahir beiseite, um mit ihm alleine zu reden.
Sie sitzen im Garten; Radeh auf einem Holzschemel und Saahir auf dem Boden.Radeh scheint ihm Fragen zu stellen, viele Fragen, die Saahir bereitwillig beantwortet.
Ab und an blickt Radeh gen Fenster, aus dem ich herauslinse.

Ob er mich bemerkt?

Zumindest lässt er es sich nicht anmerken und redet weiter. Seine Mimik verrät die Wichtigkeit des Gespräches....

Bei der Gütigen, was hat er nur vor?
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Saahir Ifrey





 Beitrag Verfasst am: 07 Nov 2007 13:56    Titel:
Antworten mit Zitat

Nachdenklich folgte ich Faarooq in den Garten hinaus, als dieser mich bat ihm zu folgen. Schweigend setzte ich mich auf seinen stummen deut hin auf den Boden, um dann zu ihm Aufzublicken. Ohne umschweife begann der Alte an zu sprechen, „Saahir, so war doch dein name, nicht wahr Soldat?"

„Aiwa, dies ist mein Name“ folgte meine Antwort direkt darauf.

Immer wieder wechseln die gesprochene Worte der beiden abwechselnd

"Aus welchem hause? Ifrey oder? Ein wahrlich ehrenhaftes Haus..."

"Aiwa.. ich entstamme dem Stolzen Haus der Ifreys, in welcher die meisten dem Erhabenen in der Armee dienen.. oder aber mit ihrer Schneiderkunst!"

Ein leichtes Lächeln bildet sich auf den Zügen Farooqs, ehe er sachte nickt

" Ein Soldat, aiwa? du willst es doch sicher auch noch weit bringen, oder?"

"Aiwa, ich bin ein Janitschar der Armee des Erhabenens. Ein Jemaat bereits und doch strebe ich noch höhere Ziele an"
Meine Stimme ist immer ruhig und doch von einer gewissen Art Kampfeslust gefüllt.

"Solch Stimme kann nur von einem Manne kommen, der weiß, was er will."
Sein Blick wanderte kurz gen Fenster, wo ein Kopf schnell wieder verschwindet, ehe er ruhig, fast monoton fragte: "Du bist im heiratsfähigen Alter?"

Scheinbar lies ich mir das abwenden des Kopfes nicht anmerken, immer noch den Kopf in Faroogs Richtung gedreht, ohne den Blick abzuwenden begann ich dann langsam.
"Aiwa, ich bin schon seit einiger Zeit, im Heiratsfähigen Alter."

Ein weiteres Nicken, knapp nur, mag von Faarooq folgen.
"Ein Mann sollte ein festes Zu hause haben. Familie, Kinder...die Kinder erhalten die Familie in ihren Zügen und ihren Traditionen. Sicher sind sie dir auch vertraut, unsere Traditionen? Oder was hat dir Nasira alles erzählt? Sie ist manchmal so verträumt..."
Ein ruhiges Schnaufen, ehe er wieder zu Saahir sah

Ein sachtes lächeln, stahl sich auf die Worte hin auf meine Lippen, ehe ich langsam zur Antwort ansetzte.
"Nun, natürlich sind mir die Traditionen bekannt, so habe ich auch eine Schwester, welche im Harem des Erhabenens ist. Weiterhin wäre es ohne dieses Wissen nicht gut, für die Familie, jene nicht zu kennen oder nicht zu beachten, dies bringt die Familie, zu welche rich angehöre nur in ein Schlechteres Ansehen!"

Ein Schmunzeln, ehe Faarooq noch einmal nickte. Seine kräftigen, rauhen Hände reibten über den Spitzbart, den er trägt, ehe er den Turban zurecht rückt und fortfährt:
"Ich sehe, du bist ein wortgewandter Mann, Saahir Ifrey. Ich schätze kluge Worte, sie können manchmal wie eine Waffe wirken. Sicher hat dir Nasira einiges erzählt von uns, oder? Ich diente damals dem früheren Erhabenen....als es noch keine Frauen gab..."

"Aiwa, Nasira erzählte mir von eurer ehrvollen Aufgabe, als Sekban, bevor ihr euch zur ruhe hier nieder gelassen habt, auch gegen jenen 'Kampf' die Frauen der Armee fern zu halten." ein leichtes nicken dazu " Und natürlich erzählte sie mir auch einiges, über euch"

Das Lächeln schwindete, ehe Faarooq ruhig nachsetzte:
"So, was erzählte sie denn? Ich hoffe, sie hat mcih nicht allzu sehr verurteilt?"

"Neda, sie erzählte von euch nur Gutes, wie ihr die Ausbildung der Janitschare Vorangetrieben habt und Respekt bei den Janitscharen zu eurer zeit als Sekban geholt habt. Natürlich sind jene Janitschare gewiss noch immer Stolz, von euch ausgebildet worden zu sein!"

Die Miene Faarooqs wurde wieder ruhiger, entspannter, sogar wohl etwas heiter meint er: " Na wenn sie mich so gelobt hat, habe ich doch nicht alles falsch gemacht bei der Erziehung dieser drei Frechdachse! Sie scheint dir viel zu erzählen, ich habe euch beobachtet, Junge. Du weißt, dass sie meine letzte ist, die es zu verheiraten gilt?"

Ein langes schweigen folgte auf die Worte Faarooqs hin, scheinbar ein wenig Nachdenklich lag mein Blick auf ihm, ehe ich langsam zur Antwort ansetzte. "Aiwa, ihr scheint wahrlich keine Fehler gemacht zu haben, bei der Erziehung, jener drei Blüten, euren Töchtern, Nasira erzählte selbst, das sie schon einigen Unsinn getrieben hat, als kleineres Kind." dieses mal ein kurzes schweigen, das eher als zögern rüber kommen könnte, ehe er weiter spricht "Aiwa, ich weiss, das Nasira die letzte ist, die für euch zu verheiraten gilt.“

Der Blick Faarooqs lag nun fest auf dem für ihn so jung erscheinenden Soldaten.
ehe er fortsetzte:
"Sie war eine kleine Träumerin....sie hatte auch viel mit ihren Schwetsern herumgetrieben und angestellt. Sie kamen sehr an die Wildheit von Söhnen heran. Aber Nasira...sie trägt etwas besonderes in sich, findest du nicht?"

"Aiwa, sie hat etwas an sich, was nicht viele Perlen der Wüste besitzen, der Erhabene kann wahrhaftig stolz sein, sie im Harem zu haben!"

Ein weiteres Nicken folgte, er scheint nachzudenken, ehe er vorsichtig nachfragte:
"Sie würde sicher an deiner Seite gut aussehen, mein junger Soldat. Du dienst in einem ehrenvollen Beruf; dein Sold ist gesichert und du lebst selbstständig in einem Heim, soweit ich das mitbekommen habe. Doch sage mir wirklich und ehrlich, was du von meiner Tochter hältst..." nach einer Pause setzte er wieder an "oder vielmehr, ob du auch bereit wärst, dein leben für sie zu geben, um ihres zu schützen...."

Sichtlich überrascht, wohl weil ich nicht mit der frage Gerechnet hatte, wird Faarooq von mir mit geweiteten Augen angeblickt.. ein Schweigen das sich hinauszögerte, ehe ich es nach kurzer zeit brach. "Natürlich würde ich mein Leben aufgeben, um eure Tochter zu beschützen, sie ist mir in gewissen maßen mehr wie ein Schatz!" Kurz schweifte mein Blick zu dem Fenster ab, wohin Faarooq vorhin blickte, wobei ich kurz ein Gesicht erhaschte, welches schnell wieder verschwand.

Faarooq wiegte den Kopf kurz, ehe er nickte und gen Horizont blickte
"Du bist ein Guter Soldat, junger Mann. Eluive hat dir ihren Weg gezeigt und offenbart. Du wirst mal ein großer Mann, sei dir da gewiss. Meine Unterstützung sei dir sicher. Du lässt meinen kleinen Wüstensturm erstrahlen...und das ist gut so."
Er erhob sich und ging einige Schritte, ehe er sich umwendete und meint: " Ach ja, wenn ihr zurück seid...richte doch bitte einer gewissen Khalida etwas aus, aiwa?....Sie soll sich fernhalten von Nasira....Frauen, die sich für Kämpferinnen halten, sollen meiner Kleinen nicht schaden. Sie könnte nur Unfug in ihren Kopf säen."
Mit den Worten verschwand er vollends im Haus

Nachdenklich blickte ich Faarooq nach.. sichtliche Fassungslosigkeit und Nachdenklichkeit war meinem Gesicht abzulesen, wohl auch etwas das für Nasira als den Gesichtsausdruck bekannt sein sollte, das er nichts begriffen hatte.

Danach erhob ich mich und ging um das Haus zurück, zum Rand des Dorfes, wohin Nasira mir folgte, um mich dann sogleich anzusprechen: „Saahir, was sprach mein Vater eben mit dir?“ Zögernd Antwortete ich ihr darauf. „Verzeih Nasira, aber zuerst muss ich es selbst begreifen, dann wirst du es auch erfahren.


Zuletzt bearbeitet von Saahir Ifrey am 07 Nov 2007 14:01, insgesamt einmal bearbeitet
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Nasira Masari





 Beitrag Verfasst am: 12 Nov 2007 15:04    Titel:
Antworten mit Zitat

„Du hast Radeh widersprochen?“

„Ich habe nur meine Freundin verteidigt.“

„Du weißt doch, wie empfindlich er auf dieses Thema ist...und dann stellst du dich auch noch davor und verteidigst sie.“

„Aiwa. Aber ich kann nicht anders....außerdem habe ich mich doch entschuldigt.“

„Ihm wäre es sicherlich lieber gewesen, wenn du von diesem jungen Ifrey gesprochen hättest.“


Wie immer versucht Thuraya zu schlichten. Ihre Worte sind zugleich herausfordernd und amüsiert. Saleema und ich sehen verblüfft zu ihr, ehe sich auf den Zügen meiner Schwester ein breites Grinsen bildet.

„Aiwa, so jemanden wie ihn hätte ich auch gern zur Leibwache!“

„Fangt ihr denn schon wieder an? Er hat mir doch nur Nachricht von den Anderen gebracht.“

„Dafür seid ihr aber ein klein wenig zu vertraut, als dass er nur Bote sein kann.“

„Wir sind gute Freunde. Er war ein Kamerad Ceems...“

„Radeh denkt bestimmt etwas anderes!“


Sie kichern wieder vergnügt, während ich meinen Groll zu verdrängen suche. Dass sie es auch einfach nicht lassen können!
Ihre Gedanken drehen sich meist um das Unerreichbare; in jenem Fall um die Wachen der Armee des Erhabenen. Eine ganze Weile muss ich mir diese Feixereien anhören, ehe der Tag sich dem Ende neigt und die Pflichten einen wieder zur Trennung veranlassen.

Nur noch wenige Tage, ehe die Rückkehr beginnt.
Munaya wird heiraten und den Harem verlassen.
Wehmut erfasst mich bei dem Gedanken, den ich nicht wahrhaben will. Eine Nacht ohne meine Schwester, die sich meiner annahm....

Noch immer bin ich den Blicken meines Radehs ausgesetzt, wenn Saahir und ich miteinander sprechen.
Den Inhalt ihres Gespräches erfuhr ich bis heute noch von keinem der Beiden. Und doch scheint es von Bedeutung gewesen zu sein. Ich sehe es an ihren Blicken, merke es an ihrem Verhalten gegenüber.

Nach und nach landen meine Habseligkeiten und Geschenke, die ich von Mara und anderen aus dem Dorf erhalten habe, in meinen Taschen und Rucksäcken.
Bald ist es soweit...bald wird Kazaam wieder gesattelt sein und bald werden wir die Reise auf uns nehmen müssen.

Die Zeit der Wiederkehr endet und meine Pflichten rufen mich zurück. Zurück bleiben neue Erinnerungen an daheim; an meine Schwestern und meine geliebten Eltern...
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