FAQ Login
Suchen Profil
Mitgliederliste Benutzergruppen
Einloggen, um private Nachrichten zu lesen
        Login
Der Weg Korobars
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Der Weg Korobars
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Korobar-Janus Cyreas





 Beitrag Verfasst am: 13 Okt 2007 10:20    Titel: Der Weg Korobars
Antworten mit Zitat

Erster Teil

Erde. Stark wie der Fels, doch unter einem harten Hammerschlag zerbirst auch der härteste Stein.
Feuer. Ungezügelt, wütend und verzehrend, fällt es meist seinem eigenen Hunger zum Opfer.
Wasser. Ruhig, ausgeglichen, anpassungsfähig. Doch im Winter,verliert dies alles seine Bedeutung.
Wind. Ziellos, frei, launisch. Es kann dich zu neuen Ufern tragen, oder alte Glut neu entfachen.


Kapitel I – Keine Nacht wie jede Andere...

Dicke Schneeflocken fielen vom Wolkenverhangenen Himmel und begruben Tannen, Berge und Häuser unter ihrer kalten Last. Janus warf einen weiteren Holzscheid in das prasselnde Feuer und rutschte mit samt des Bärenfelles, welches vor dem Kamin ausgebreitet lag, etwas näher um seine Hände zu wärmen. Die Arbeit in den verschneiten Wäldern hatte ihm jegliches Gefühl aus den Fingern fahren lassen, jetzt kehrte es, zusammen mit einer wohltuenden Wärme, zurück. Verinas Essen lag ihm wie ein Stein im Bauch. Auch nach 6 Sommerwenden, die er sie an seiner Seite wusste, konnte er ihr immer noch nicht gestehen, dass ihr Wildbraten die Konsistenz einer gut geschmiedeten Zwergenrüstung hatte. Er lächelte bei dem Gedanken daran unter seinem dichten Bart und lies sich auf den plump Rücken fallen. Nachdenklich drehte er seinen Ehering am Finger. Momente wie diesen liebte er. Jene kurze Zeit die er komplett für sich hatte und die von wohltuender Ruhe gesegnet war.

Das laute Plärren seines Sohnes riss ihn aus seinen Gedanken und lies ihn erschreckt auffahren, denn diesmal schrie es nicht um die Brust seiner Mutter. Es hörte sich anders an, dumpf ... hohl. Sofort war auch Verina zur Stelle und zusammen eilten sie zum kleinen Bett ihres Sohnes, dass Janus in vielen mühsamen Arbeitsstunden aus einigen Baumstämmen gezimmert hatte. Das Kind war im Gesicht grün und blau angelaufen und hatte sich auf das unter ihm ausgebreitete Schafsfell erbrochen. Hektisch stürmte seine Frau zu ihrem einzigen Kind, hockte sich hin, legte es über ihr Knie und klopfte beherzt auf seinen Rücken, woraufhin ein lautes Husten gefolgt von einem neuerlichen Schrei erklang. „Wir müssen etwas tun Liebster, der Kleine wird sonst den Winter nicht überstehen. Sieh ihn dir doch an, so ... entkräftet“, sprach sie atemlos, die Angst stand ihr noch immer ins Gesicht geschrieben. Dabei presste sie das kleine Leben eng an ihre Brust und streichelte das kleine Köpfchen, während sie ihm beruhigend ins Ohr säuselte. „Er hat schon viel an Gewicht verloren“ fügte sie schluchzend hinzu. Janus nickte, er war schon immer eher wortkarg gewesen, doch er spürte, dass die Zeit gekommen war zwei Dinge zu tun. Er nahm seinen Sohn und seine Frau in die Arme, gab beiden einen Kuss auf die Stirn und sprach: „Ich verspreche euch, noch ehe die Sonne heute untergegangen ist, wird der kleine Korobar wieder gesund sein.“ Ein leichtes Lächeln stahl sich auf die Lippen seiner Frau und sie beruhigte sich langsam wieder. „Und ... wie willst du das anstellen? Jeder Medicus den wir aufsuchten war ratlos, oder nur begierig darauf die Münzen aus unseren Taschen im Tausch gegen wirkungslose Tinkturen zu ergattern.“ Janus nahm etwas Brot und Speck vom Tisch, zog seinen Lederwams über den Kopf und sprach im ruhigen Ton: „Jemand schuldet mir noch einen Gefallen, er ist unsere letzte Hoffnung. Sei so gut und hole mir meinen Weinschlauch und bette Korobar in einige Schafsfelle.“ Verina zögerte: „Wo willst du hin? Ich gebe dir den Kleinen nicht mit, wenn du dich auf den Weg, wohin du auch immer willst, betrinkst. Der Weinschlauch bleibt hier!“ Janus zuckte mit den Schultern, schritt an seiner Frau vorbei und nahm ein Messer zur Hand. Ein kurzer Schnitt und die Lederbänder die seinen Weinschlauch zusammen hielten waren zerteilt. „Leg das Fell dort hinein und den Kleinen dazu. Danach werde ich den Schlauch wieder zur Hälfte vernähen. Vertrau mir, er liegt dort drinnen so sicher und warm, wie in deinem Schoß, Liebste.“ Ein zögerliches Nicken folgte und als Gatte und Kind reisefertig waren, begleitete sie sie noch bis zur Tür. Ihr Mann schritt, das Bündel fest an die stämmige Brust gepresst hinaus in die tänzelnden Schneeflocken ... in die ahnungsvolle Dunkelheit einer noch jungen Nacht.

Kapitel II – Lohn einer beschwerlichen Wanderung

Janus Ziel war eine kleine Höhle an einem wunderschönen Hain, einen halben Tagesmarsch von seinem Heim entfernt. Gymir, der dort lebende Druide hatte noch eine alte Schuld bei ihm offen und nun war die passende Gelegenheit gekommen, um einen Gefallen einzufordern. Unter den Menschen, die unweit seines Hains lebten, wurde Gymir mit gemischten Gefühlen betrachtet. Jene Holzfäller und Jäger die versuchten Profit aus den Gaben der Natur zu schlagen, fürchteten den Zorn den riesenhaften Druiden, während jene die von seinen Heilkünsten profitiert hatten, in höchsten Tönen von ihm sprachen. Fakt war, dass jeder der in der Umgebung seines Hains mehr Wild erschlug, als er selbst zum Leben brauchen konnte oder mehr Holz aus den Wäldern nahm als er in einem ganzen Monat verfeuern konnte, spürte seinen Zorn.

Schon seit einiger Zeit waren Janus Zehen taub geworden. Der Winter war unbarmherziger geworden und der Schnee am Boden reichte ihm fasst bis zu den Knien. Langsam schälte sich eine hochgewachsene Eiche aus der Dunkelheit, dessen raue Borke vom spärlichen Schein seiner Fackel erleuchtet wurde. „Der Baum, Eluive sei gepriesen!“ murmelte er mit Blick aus seinem Sohn. Er konnte nicht mehr weit von Gymirs Heimstätte entfernt sein, damals hatte er den gleichen Weg genommen. Nach Norden stapfte er, dort wo der Schnee noch ungfräulich war, doch die Stunden vergingen und weder Hain noch Höhle kamen in Sicht. „Verdammt“ brummte Janus unzufrieden. „Verdammt bist du, verdammt bist du“ erklang es, einer einfachen Melodie gleich, hinter seinem Rücken. „Verdammt ist auch das Balg, dass du vor deiner Brust trägst – jaja!“ Die Stimme war ungewöhnlich hoch, an einigen Stellen sogar fasst krächzend. Hektisch wanderte Janus Blick von links nach rechts, über die mit Schnee bedeckten Baumkronen, zu den mächtigen Stämmen alter Steineichen. „Wer ist da?“ fragte er, nachdem er weder Spuren noch eine Gestalt hatte ausmachen können. Eine lange Pause folgte, dicke Schneeflocken sammelten sich auf Schulter und Kopf von Janus und die dumpfe Taubheit in seinen Zehen wich einem stechenden Schmerz, wie von Eisnadeln die langsam in sein Fleisch getrieben worden. „Du suchst den alten Brummbär, was? Denkst der könnte deinem Balg helfen – jaja!“ erklang es nun von hoch oben. „Glaubst der alte Gymir ist ein Frühaufsteher, was? Jaja.“ Korobar fing nun leise an zu weinen, entweder vor Angst oder vor Hunger. „Zeigt euch Herr, ich bin nur ein armer Reisender der sich in diesen verfluchten Wäldern verirrt hat.“ Mit einem leisen Blopp tauchte auf einem Ast, der unweit von Janus aus einer Birke herausragte, eine kleine Gestalt auf. Im morgendlichen Zwielicht war sein Gesicht nicht zu erkennen, doch konnte es kein Mensch, oder zumindest kein ausgewachsener Mann sein, da die Gestalt nicht höher als einen Schritt gewesen ist. „Hasst dich Verirrt? Armes Menschlein. Der gute Glit weiß aber wohin du gehen musst, um den alten Brummbären und seine Höhle zu finden- Jaja! In meiner grenzenlosen Güte werde ich dir helfen und nicht mehr als eine kleine Entschädigung verlangen. Jaja! Einen schönen, gar geschmackvollen Ring von höchster Güte trägst du um den Finger.“ Noch während die kleine Gestalt die Worte sprach sprang sie von ihrem Ast und landet auf dem Schnee. Eigentlich hätte sie mindestens bis zum Hals eingeschlossen sein, doch einem Elfen gleich bildete der Schnee unter seinen Füßen einen stabilen Boden. „Meinen Ehering, dass Zeichen der Liebe und Verbundenheit mit meiner Frau wollt ihr von mir?“ Das Gesicht des kleinen Wesens war nun deutlich zu erkennen.

Ungewöhnlich große Augen, traten aus dem übergroßen Schädel hervor, wie nur bis zur Hälfte im Sand vergrabene Steine. Dichtes, schwarzes Haar ersetzte eine Kopfbedeckung und fiel ihm in fettigen Strähnen über die schmalen Schultern. Der restliche Körper glich dem eines Kindes und war in schlecht zusammengeflicktes Leder gehüllt, auf dem vereinzelt etwas Moos und sogar ein paar kleine Farne wuchsen. Glit war ein Kobold, zumindest glaubte Janus ihn als einen solchen zu erkennen. Mehr als die Beschreibungen von Freunden, die bei einem guten Schluck Bärentod von merkwürdigen Begegnungen in den Wäldern plauderten, blieb ihm nicht um den Fremden zu erkennen.Etwas unbeholfen, mit tapsigen Schritten ging Glit auf Janus zu und versuchte etwas an dem Bündel, dass hin und wieder leise Laute von sich gab, zu ziehen. „Finger weg von meinem Sohn, kleines Wesen.“ Ein Stein trag Glit am Hinterkopf und lies hin nach vorn fallen, direkt in den Schnee. Nach einigen Herzschlägen rappelte er sich wieder auf, massierte mit einer Hand seinen Hinterkopf und drohte mit der anderen Hand, die er zu einer Faust geballt hatte, in die Richtung aus der der Stein vermutlich gekommen war. Hinter einem Baum trat eine kräftige Gestalt hervor, dessen breites Kreuz nur von einer besonders alten Steineiche mit mächtigen Stamm verdeckt worden sein konnte. „Belästigst du wieder friedfertige Reisende, Glit“ fragte der Unbekannte, mit einer Stimme die an einen Bären erinnerte. „Belästigen? Nein nein! Ich wollte dem freundlichen Fremden doch nur meine Hilfe anbieten, auf das er und sein Balg wohl behütet bei dir ankommen. Glit würde doch niemals jemanden belästigen!“ Sein Kopf drehte sich zu Janus und ein breites, überfreundliches Grinsen zierte seinen Schädel. „Verschwinde von hier!“ sprach der Fremde ruhig, aber bestimmt. Auch ein breites Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, als er spielerisch einen zweiten Stein, der deutlich größer war als der, der Glits Hinterkopf getroffen hatte, in seiner Handfläche auf und ab hüpfen lies. Wieder erklang ein leises Blopp und Glit war verschwunden.

Kapitel III – Eine schicksalhafte Fügung

Ob es nun der Wille der Götter war, oder nur bloßer Zufall konnte Janus nicht sagen. Doch der Fremde, der ihm gegen den lästigen Kobold geholfen hatte, entpuppte sich als Gymir. Mittlerweile waren mehrere Götterläufe ins Land gezogen und die groben Gesichtszüge des Druiden schienen noch etwas mehr vom launischen Wetter in den Bergen gegerbt worden zu sein. Mehrere lange Narben verliefen Kreuz und quer über sein Gesicht, jede für sich wohl eine spannende Geschichte wie janus vermutete. Das er für menschliche Verhältnisse ungewöhnlich groß war, war auch unter der ansässigen Dorfbevölkerung, die unweit seiner Höhle lebte, bekannt. Man erzählte er könne mühelos einen festen Stein in seiner Hand zerbrechen, ohne sich großartig anzustrengen. In der Zeit, die Janus mit Gymir verbracht hatte, hatte dieser zu ihm etwas Vertrauen gefasst und sprach von Zeit zu Zeit über das Druidentum. Er verstand die Erde als das Element, dass ihm am nächsten steht. Zweifellos entsprach dies vollkommen seinem Wesen und seinem Körper. Standhaft war er wie ein Fels, mit einer Geduld so endlos wie die Bergmassive in denen die Zwerge leben.

„Ich will keine Zeit verlieren alter Freund. Denn führt mich doch nicht nur der Wunsch mich einmal wieder mit dir zu unterhalten hierher, sondern ein großes Anliegen.“ Sie schritten zusammen auf die Höhle zu, die Gymir sein heim nannte. Von dem großen Felsvorsprung über ihnen floss, aus dem festen Stein, Wasser in einen halb gefrorenen See, der von schneebedeckten Bäumen umgeben war. „Es geht um deinen Sohn, richtig? Er ist krank und du erhoffst dir von mir Hilfe?“ fragte der alte Druide und schaute auf das Bündel vor Janus Brust. In der Höhle prasselte ein behagliches Feuer und Gymir bedeutete ihm einzutreten. Der Druide verzichtete auf wenige Annehmlichkeiten, die ein „zivilisierter“ Mensch in seinem Heim hatte. Überall waren Felle von großen und kleinen Tieren auf dem Höhlenboden und der Höhlenwand verteilt. Es war gute Sitte in den Kreisen der Druiden nur dann ein Tier zu töten, wenn der Hunger einen dazu trieb. Danach wurde ein Segensritual für das tote Tier gesprochen und jedes seiner Körperteile genutzt, sodass es nicht umsonst gestorben war. „Er ist schwer krank, niemand in den Städten vermochte ihn zu heilen, nun bist du die letzte Hoffnung von mir und meiner Frau, lieber Freund.“ Gymir nickte, ging zum hinteren Teil der Höhle, in der er wohl auch schlief, und kam mit einem kleinen Lederbeutel in der Hand zurück. Darin waren würfelförmige kleine Knochenschnitzereien die mit Runen versehen waren zu finden. Janus betete seinen Sohn in der Nähe der Feuerstelle auf einige Felle und setzte sich unweit von ihm auf den Boden. Gymir griff danach in einen anderen Ledersack, den er am Gürtel befestigt trug, holte ein paar getrocknete Kräuter hervor und warf sie in den Flammen. Ohne ein einziges Geräusch von sich zu geben verbrannten sie in den Flammen und verströhmten einen schweren Geruch, der entfernt an verbrannten Apfelkuchen erinnerte. Danach untersuchte er Korobar so gründlich er konnte. Janus war fasziniert wieviel Feingefühl in den mächtigen Pranken seines Freundes zu finden war. „Du wirst ein paar Tage bei mir bleiben müssen, wir werden einen Reinigungsritus durchführen und dann wird er, dass verspreche ich dir, wieder gesund sein. Doch zuvor, lass mich noch etwas versuchen.“ Mit diesen Worten entleerte er die Knochenstücke über Korobar, der daraufhin zu schreien anfing. Janus tätschelte den Kopf des Kindes, während Gymirs Augen immer größer wurden. „Bei Eluive“ murmelte er, als sein Blick auf die Runen fiel, „dass kann kein Zufall sein!“

Epilog zum ersten Teil – Ein Angebot

Am Abend des selben Tages tauchte der alte Druide das Kind in das eiskalte Wasser seines Hains. Janus hatte sich zuerst dagegen gesträubt, doch eingelenkt als Gymir ihm versicherte, dass das Kind keinen Schaden davontragen würde. Die Nacht verbrachten sie damit, über dem Kind in stiller Meditation sitzend einige seltene Kräuter im Feuer zu verbrennen. Am darauf folgenden Morgen verteilte Gymir die Asche über den jungen Korobar und schritt neuerlichs in das kalte Wasser mit dem plärrenden Kind. Essen durfte es in dieser Zeit nur ausgesuchte Beeren, die mit etwas Ziegenmilch und Quellwasser zu einem Brei zerstampft wurden. Erste Erfolge stellten sich ein, denn der kleine Korobar hatte sich noch kein einziges Mal übergeben, seitdem sie den Hain erreicht hatten. Am letzten Abend vor ihrer Abreise, gerade als die beiden Männer tief in der Meditation versunken waren, hörte Gymir ein leises Summen. Ein paar Töne, so spärlich sie doch gesät waren, entsprachen sie doch dem Klang vom Lied Eluvie, auf das sich der alte Druide während seiner Meditation konzentrierte. Es war eindeutig, die Knochen hatten zu ihm gesprochen und nun das, er musste Janus ins Vertrauen ziehen, auch wenn er wusste, dass es ihm vielleicht nicht gefallen würde.

„Dein Sohn, lieber Freund ist von Eluive berührt worden“ sprach er frei heraus und riss dabei Janus aus seiner Meditation die so tief war, dass sie fasst an Schlaf erinnerte. „Ich habe am ersten Abend die Knochen befragt, und sie sagten mir, welche Kräfte in deinem Nachkommen schlummern. Hörst du dieses Summen, welches manchmal von den Lippen des jungen Korobar erklingt? Ich weiß, du bist für das Lied, die Harmonie der großen Mutter, nicht sehr empfänglich, doch sage ich dir, dass dein Sohn sie hört. Ich könnte ihm beibringen, die Melodie zu kräftigen oder abzuschwächen – nicht zu verändern, sodass die Harmonie erhalten bleibt und er ... uralte Magie wirken kann. Ich bitte dich, sobald er den elften Winter erlebt hat, mich ihn ausbilden zu lassen“ Janus fühlte sich, als ob jemand einen Eimer voller eiskaltem Wasser über seinem Kopf entleert hatte. Bedeuteten diese Worte nicht, dass in seinem Sohn eine mächtige Gabe schlummert? War es vielleicht sogar Vorsehung, dass sein Kind krank wurde und ihm niemand anders als dieser verschrobene Druide helfen konnte? Würde es nicht bedeuten, dass wenn er bei Gymir in die Lehre ginge, er weg von zu Haus, weg von seiner Mutter und seinem Vater leben müsste? Konnte sein Sohn, wenn er erst elf Winter erlebt hatte, überhaupt ermessen welche Tragweite seine Entscheidung für sein späteres Leben haben würde?

Zweiter Teil

Kapitel I – Lehrjahre

Mittlerweile waren vier Winter ins Land gezogen, als er das erste Mal die Höhle betreten hatte, die er heute sein Heim nannte. Der gutmütige alte Druide hatte ihm damals einen gehörigen Schrecken eingejagt und die ersten sieben Sonnenläufe hatte er nur damit verbracht, heulend am Eingang der Höhle zu sitzen und auf die Rückkehr seiner Eltern zu warten. Obwohl er die Liebe zur Schöpfung der Mutter mit jedem Tag in seinem Leben gespührt hatte, vermochte er anfangs nicht zu sagen, ob die Lehre bei dem Druiden die richtige Entscheidung für ihn gewesen war. Doch mit der Zeit hatte er sich an das Leben mit Gymir und seinen Eigenarten angefreundet. Korobar war ungewöhnlich hager, im Vergleich zu seinem Vater, aber vor allem im Vergleich zu seinem Lehrmeister. Ein stürmisches Gemüt, dass so unvorhersehbar wie ein tobender Orkan war, hatte Gymir schon früh jeden Zweifel daran verlieren lassen, dass sein Schüler ein Sohn des Windes war. Er brach teilweise mit alten Konventionen der Druiden, indem er Karten von seiner Umgebung anfertigte. Der alte Druide hatte es anfangs versucht zu unterbinden, doch mit der Zeit aktzeptierte er die kleinen Eigenarten seines Schülers. „Ein wahrer Druide lernt vom Leben und hat sein Wissen im Kopf, nicht in einem Buch“ pflegte er stets zu sagen. Die große Mutter hat einen komischen Sinn für Humor, dachte er manchmal im stillen bei sich, als er darüber nachsinnierte wie grundverschieden er und sein Schüler waren. Er war ruhig, während der junge Korobar viel erzählte und meist lauthals zu lachen pflegte, wenn ihm etwas komisches in den Sinn kam.

„Nimm das“ sprach Gymir eines Morgens zu seinem Schüler und drückte ihm einen Flaschenkürbis in die Hand. „Und was soll ich damit tun, Meister?“ sprach der junge Mann mit hochgezogenen Augenbrauen, während er vorsichtig den Kürbis in der Hand wiegte. Ein boshaftes Grinsen machte sich auf dem Gesicht Gymirs breit, als er sagte: „Damit wirst du mir einen Fisch im Fluss fangen.“ Korobar stutzte. „Soll ich einen spitzen Stein in die Unterseite dieser Pflanze rammen um den Fisch aufzuspießen?“ „Nein“, antwortete Gymir grinsend. „Er bleibt unverändert!“
Es war ein warmer Sommertag und ein erfrischender Wind fegte über die schmale Lichtung, wo der kleine Bach entlang floss. Korobar zog seinen Lederwams aus, krempelte die Hose bis zu den Knien und stieg in das klare Wasser. Er spürte die vom Wasser glatt geschliffenen Steine unter seinen Füßen und wie das kühle Nass seine Haut umschmeichelte. Zuerst zaghaft, dann aber mit immer kräftigeren Stößen tauchte er den Kürbis in das Wasser, um einen Fisch dazwischen einzuklemmen. „Es funktioniert nicht, Meister“ brummelte Korobar, dessen ohnehin seidener Gemütsfaden unangenehm angespannt war. Gymir lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen an einem großen Baum und beobachtete das Treiben seines Schülers kommentarlos. Korobar mühte sich ab, doch Versuch um Versuch blieb erfolglos. Die Wiederpsrüchlichkeit dieser Aufgabe beschäftigte ihn schon den ganzen Tag. Einen Fisch mit einem Kürbis fangen? Das konnte einfach nicht klappen. Je mehr er darüber nachdachte, desto weniger plausibel schien ihm irgend eine Möglichkeit die zum Erfolg führen konnte. Dann geschah es, sein Verstand setzte aufgrund dieser unlösbaren Aufgabe aus. Er erlebte einen jenen leuchtenden Augenblicke die wenige Menschen überhaupt einmal erlebt haben. Jeder Gedanke, jeder Zweifel, jeder Ärger und jede Wut entschwebte seinen Geist und übrig blieb nur die Melodie Eluvies. Er spürte die Harmonik in seiner Umwelt, die Vielfalt und vollendete Schönheit der Schöpfung in jedem Stein, jedem Tropfen Wasser und jedem Blatt, dass von den Bäumen fiel. Gymir drehte seinem Schüler den Rücken zu, er erkannte das seine Aufgabe den gewünschten Erfolg gehabt hatte.

Es war ein gewöhnlicher Abend, den er und Gymir mit dem Schnitzen von kleinen Statuen aus heruntergefallenen Ästen vor dem Lagerfeuer verbrachten, als Gymir seine tiefe Stimme erhob: „Sag mir mein Junge, was verstehst du selbst unter dem Leben?“ Dabei hob er seinen Kopf nicht, sondern starrte weiter auf den sich unter seinen geschickten Schnitten formenden Ast. „Das Leben ist ein Kreis, der mit der Geburt beginnt und mit dem Tode endet um der gleichen Stelle wieder mit der geburt zu beginnen. Der Zeitraum zwischen Anfang und Ende steht uns zur Verfügung, um unser Leben zu Leben. Nachdem wir zurück zur Mutter gegangen sind, wird aus unseren Leibern wieder Erde, die die Grundlage für die Pflanzen darstellen. Diese ernähren wiederum uns und die Tiere, sodass unser Leben eigentlich mit dem Tode noch zu keinem Ende gekommen ist. Dann gibt es noch jene, die danach trachten aus dem Kreislauf auszubrechen und es sogar schaffen. Verabscheuungswürdige Kreaturen, die Kra`thor entweder übersehen, oder geschaffen hat. Sie stehen außerhalb der natürlichen Gesetze und sind daher „Unleben“, dass es nicht wert ist weiter auf unserem Boden zu wandeln.

Kapitel II – Ein steiniger Pfad...

Mit etwas Proviant, einem großen Gehstock sowie dicker Fellkleidung hatte Gymir ihn losgeschickt um, wie er es nannte: „Dich selbst zu finden.“ Es gab eine Tradition in den Kreisen der Druiden. Jungen Lehrlinge wurde, gemäß ihres Gemüts, Verhaltens und Körperbaus ein Element zugeordnet, dass am besten zu ihnen passte. Korobar hatte eine ungefähre Ahnung von dem, was ihn erwartete. Doch ebenso sollte er auf dieser Reise einen Begleiter, einen Gefährten in Form eines Tieres finden das sich seiner Seele annimmt. Dazu musste er den höchsten Berg in seiner Umgebung erklimmen, während Gymir daheim am gemütlichen Feuer vielleicht eine Pfeife schmauchte. Korobar riss seinen Unterarm in die Höhe, als der Wind zunahm und ihm dicke Schneeflocken ins Gesicht wehte. Nur langsam kam er in den letzten Tagen voran, doch immerhin war die Spitze des Berges Vinteraret schon in greifbare Nähe gerückt. Der Pfad der hinauf führte, wurde schon seit Jahrhunderten von Druiden benutzt und dementsprechend ehrte er den Berg sowie seinen Weg mit kleinen Opfergaben.

Plötzlich schlich ein weißer Wolf aus dem dichten Schneetreiben direkt auf ihn zu. Dickflüssiger Sabber tropfte aus seinem Maul, dass mehrere spitze Reißzähne beherbergte. Seine roten Augen schimmerten wie einsame Fackeln im Weiß den herunterkommenden Schnees. Seine Schritte waren bedächtig und umkreisten den jungen Druiden, der vor Angst wie angewurzelt auf dem Boden stand. Ein lautes Knurren erklang, dass sogar das Pfeifen des Windes mühelos übertönen konnte. Zu Anfang war die Lautstärke normal, doch mit der Zeit schwoll es zu einem ohrenbetäubenden Rauschen an, sodass Korobar die Handflächen vor seine Ohren pressen musste. Dann gab es eine kleine Erschütterung und der Wolf machte kehrt. Noch ehe der junge Druide sehen konnte was passiert war, begrub eine Lawine aus Schnee und Eis seinen hageren Körper unter sich. Die Welt verlor die Konturen, das grau-blau des Himmels verschwand zusammen mit allen anderen Farben. Übrig blieb nur Weiß.

Ein stechender Schmerz riss Korobar aus einem seeligen Schlummer, der für ihn in einigen Augenblicken wohl das Ende bedeutet hätte. Mühsam blinzelte er und verschaffte sich mit den Armen, aus denen mittlerweile jedes Gefühl gewichen war, einen Weg an die Oberfläche der Lawine. Als er den Kopf aus den Schneemassen streckte tapste ein schwarzer Rabe neben dem Loch umher, er musste wohl gedacht haben eine Mahlzeit zu bekommen. „So schnell bekommst du mich nicht, Elender!“ Mit diesen Worten stämmte sich Korobar aus dern Überresten der Lawine und sank atemlos zusammen. Er konnte spühren, wie langsam sein Herz schlug, aber wie lange er dort begraben lag konnte er nicht sagen. Der Gipfel war nurnoch einige hundert Schritt entfernt, er würde es schaffen ...

Kapitel III – Aufbruch ins Ungewisse

Der Gipfel der Vinteraret war nicht spitz, sondern ein Plateau auf dem man bequem stehen konnte. Auf wundersame Weise spielte das Schneetreiben nur außerhalb dieser Ebene mit ihm seine Spiele. Er stand auf massiven Felsboden, der an diesem Tag wohl noch keine Schneeflocken gesehen hatte. Nachdem er einige Zeit völlig planlos auf dem Gipfel herumgestanden und etwas von seinem Proviant gegessen hatte, kam jener weiße Wolf wieder in seine Nähe, der auch die Lawine ausgelöst hatte. Diesmal war Korobar vorbereitet. Die Hände krampften sich um den langen Stab, während sich sein Geist auf das Lied Eluvies konzentrierte. Er wusste nicht genau wie er die Melodie verstärkte, es passierte eher intuitiv als bewusst herbeigeführt – wie das Schlucken wenn Wasser die durstige Kehle heruntertropft. Mit ein paar knappen Worten sprach er einen Segenszauber auf sich selbst und hielt respektvollen Abstand zu dem Tier, welches ihn in immer enger werdenden Kreisen umrundete.

Sein Sprung erfolgte plötzlich, aber nicht unerwartet und so konnte Korobar dem Untier ausweichen und ihm noch während des Sprunges einen Schlag auf den Rücken verpassen. Der Wolf jaulte lautstark auf, knurrte danach aber nur um so zorniger. Danach täuschte er einen Sprung an, was für ein schlaues Tier, dachte sich Korobar, als er ins leere schlug und der Wolf sich in seinem Unterarm verbiss. Blut quoll aus den Wunden die die mächtigen Zähne des Wolfes in sein Fleisch schlugen. Korobar versuchte dem Tier einen Tritt zu verpassen, sodass es wenigstens von ihm ablassen würde, doch nichts geschah. Dann, nach endlos scheinenden Herzschlägen tauchte der Rabe auf, der ihn in der Lawine aufgeweckt hatte. Er landete auf dem Kopf des Wolfes und pickte mit dem langen, ebenholzfarbenen, Schnabel auf das rechte Auge seines Gegenübers. Der Wolf torckelte ziellos umher und der Rabe landete auf Korobars rechter Schulter. Ein Gefühl, dem am Fluss an jenem weit entfernten Sommertag gleich, durchströhmte ihn erneut. Er wusste was es zu tun galt, nahm den Stock auf, den er unter dem Biss des Wolfes hatte fallen gelassen und gab sich der Melodie Eluvies hin. An diesem Ort, wo das Leben nur spärlich vorhanden war, war es besonders schwierig eine derartige RanKe heraufzubeschwöhren. Ohne es zu sehen spührte Korobar tief unter dem Gestein die winzigen Funken des Lebens, der aufkommende Wind schürte diese Glut und Korobar verstärkte es mit seinem eigenen Willen. Als der Erdboden aufbrach überraschte dies den Wolf sosehr, dass er es nicht schaffte zur Seite zu springen. Fesste Ranken, die so aussahen als bräuchten sie Jahrzehnte um in dieser Stärke und Form zu wachsen, schlugen sich binnen einigen Augenblicken um die Läufe des Wolfes, der sich zwar nach leibeskräften wehrte, aber dem Griff nicht entkommen konnte.

„Gut gemacht“ erklang es hinter dem jungen Druiden, gefolgt von einer vertrauten Hand, die sich auf seine Schulter legte. „Du hasst dich besser geschlagen, als ich es in deinem Alter geschafft habe, mein Junge. Ich bin stolz auf dich.“ Korobar war sprachlos. Gymir hatte ihn die ganze zeit über beobachtet? Natürlich hatte er das, schließlich war dies ja eine Prüfung. „Sanja, du kannst dich zeigen die Prüfung ist vorbei.“ Der Wolf, der bis zu Gymirs Auftreten immernoch gegen die Rnaken gekämpft hatte verlor plötzlich sein Fell und wuchs in die Länge. Das spitze Maul versank im immer größer werdenden Schädel, während sich ein nackter Frauenleib aus dem Rest des Wolfes formte. Korobar löste den Lederriemen mit dem sein Umhang befestigt war und legte ihn über die entblößte Frau. „Sanja ist eine gute Freundin von mir, die schon seit vielen Jahren hier auf der Vinteraret lebt.“ „Du hasst mir ganz schön zugesetzt,“ sprach die Frau die sich mittlerweile wieder erheben konnte. Ihr rechtes Auge hatte sie zuammengekniffen und mit einer Hand stützte sie ihre Talie. Als sie Korobars besorgten Blick sah und seine entschuldigenden Worte hörte sprach sie: „Ich weiß den fähigsten Heiler an meiner Seite, als mach dir keine Sorgen“, dabei nickte sie zu Gymir.

Epilog

„Du warst mir ein treuer Schüler mein Junge. Heute wirst du mir ein guter Freund, denn dein Leben steht unter Einfluss der unvorhersehbaren Winde. Ich habe bis zu meinem zwanzigsten Winter bei meinem Meister gelernt und seinen hain übernommen, denn mein Weg ist der der Berg, des Fels ... der Erde. Ich bin beständig, während dich die Weite der Welt einlädt sie zu erkunden. Du hasst ein unstetes Wesen, aber ein gutes Herz mein Freund. Viele Abenteuer wirst du bestehen müssen, ferne Länder und große Wunder wirst du erblicken. Mein Heim ist auch für immer das deinige, doch kann ich dir nicht zumuten weiter das Leben an einem Fleck der Welt zu führen. Der Rabe auf deiner Schulter soll dir ein Gefährte sein. Er wird dir nicht von der Seite weichen und Kunde zu all jenen bringen, mit denen du sprechen willst. Er kann dir Auge, Ohr und ein treuer Freunde so wie ich sein.“
 Nach oben »
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Der Weg Korobars
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Seite 1 von 1

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.




phpBB theme/template by Tobias Braun
Copyright © Alathair



Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group
Deutsche Übersetzung von phpBB.de