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Vergangenheit und Zukunft - So Fern und doch so Nah
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Vergangenheit und Zukunft - So Fern und doch so Nah
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Leah Katuri





 Beitrag Verfasst am: 23 Aug 2007 16:38    Titel: Vergangenheit und Zukunft - So Fern und doch so Nah
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Es war Abends, als draussen der Regen einsetzte. Laut prasselnd schlugen die Tropfen auf den Fensterläden auf, während gleichzeitig der Wind unerbittlich an jenen rüttelte. Von der Ferne vernahm man das leise Grollen des aufkommenden Gewitters, dass sich seinen Weg durch die Länder bahnte. Leah war beim ersten Schlag hellwach und setzte sich aufrecht in dem kleinen Bettchen auf. Ihre Schwester Selina lag ruhig in neben ihr, ruhig atmend und wohl schon tief in Träumen. Leah strich sich hektisch eine ihrer braunen Strähnen aus dem Gesicht und zündete mit den kleinen Kinderhänden die neben ihr stehende Kerze an. Die blauen Augen leuchteten ängstlich auf, als ein weiteres Grollen zu vernehmen war und die ersten Lichtblitze durch die Ritzen des Fensterladens das kleine Zimmerchen erleuchteten.
Hastig umgriff Leah den Kerzenhalter und stieg aus dem Bett. Die kleinen Füße tappsten fast lautlos aus dem Zimmer und für einen Moment blieb sie zögernd auf dem Flur stehen. Zu ihren Eltern würde sie nicht gehen können; Vater wäre sicherlich böse auf sie, weil sie so ein Angsthase sei. Ihr Blick schweifte rasch zu der anderen Seite, wo die Zimmer der Brüder lagen.
„Carracas..“, flüsterte sie leise für sich und tappste nun hastig gen des Zimmers, in dem ihre Brüder schliefen. Carracas, Cedric und Alexander lagen ruhig in ihren Lagern und schliefen, von hier und dort vernahm man das leise Schnarchen der Jungs. Die kleine Gestalt des Kindes löschte rasch die Kerzenflamme und huschte in das Zimmer hinein, zu dem Bett von Carracas. Sie sah sofort, dass er wieder unruhig geträumt hatte, die Decke hatte er weggestrampelt und das junge Gesicht war errötet und verschwitzt. Sicherlich hatte er noch Schmerzen von Vaters heutiger Züchtigung...
Sanft rüttelte sie ihren älteren Bruder wach, leise flüsternd: „Carra...Carra...darf ich heute Nacht bei dir bleiben?“ Und ohne eine Antwort abzuwarten kuschelte sie sich neben ihren Bruder, der sie wie selbstverständlich dann in den Arm nahm, um die kleine Schwester zu beschützen....
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Leah Katuri





 Beitrag Verfasst am: 24 Aug 2007 21:28    Titel:
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„Cedric! Alex! Carra! Beeilt euch, der Weizen muss noch heute komplett abgeerntet und eingelagert werden...los los! Steht da nicht so faul herum, sondern strengt euch an!“ Die wütende und donnernde Stimme des Vaters erklang noch bis in die Stube hinein, in der Leah, Selina und Mutter saßen, die Stube säubernd und das Essen vorbereitend. Sorgenvoll sah Leah hinaus. „Mutti....warum ist Vati immer so zornig?", fragte sie schließlich die Mutter, sich dabei auf den Schoß von ihr setzend.
Mit einem gütigen Lächeln streichelte die schmale und so zerbrechlich erscheinende Frau dem Kind über den Schopf, dass nun 10 Sommer zählen mochte...es würde wohl noch eine Weile dauern, bis aus dem Kinde eine junge Frau werden würde und soweit war, das Haus und die Familie zu verlassen. Ein Blick der Mutter fiel zu Selina, die am Tisch saß und Gemüse schnitt. Mit ihren 16 Sommern war sie soweit und bald würde Vater die Hochzeit arrangieren und sie einem Manne zur Frau geben. Die Traditionen in dem Dorf waren seit jeher so festgesetzt und ein jeder sah sie als selbstverständlich an. Manch aussenstehender mochte sie als hart oder übertrieben ansehen, doch jeder Dorfbewohner stand für diese Regeln, Gesetze und Traditionen ein. Der Blick wendete sich wieder schweigend gen Leah, die sanfte Hand fuhr weiter über den Haarschopf des Kindes und ohne ein weiteres Wort sah sie aus dem Fenster hinaus, dem Gezeter des Vaters weiter zuhörend...und Leah verstand.

Leahs Mutter war zu sanftmütig und zart für diese Welt. Es war schon ein Glück, dass sie alle Geburten überlebt hatte. Fünf Kinder der Zahl hatten überlebt und wuchsen und gediehen nun. Doch ein jeder merkte, dass mit den Jahren auch die Zartheit jener Person immer zerbrechlicher schien. Ihr Gesicht wurde blasser und die Figur wurde dünn und dünner. In Leahs vierzehntem Lebensjahr wurde sie sehr krank; so krank, dass sie sich nicht mehr zu erholen vermochte und starb. Selina war zu jenem Zeitpunkt schon verheiratet, ihr ältester Bruder Alexander, er mochte nun 22 Sommer zählen, würde auch bald den Hof verlassen. So war es nun an ihr, dem drei Sommern älterem Bruder Carracas und dem zwei Sommern jüngerem Bruder Cedric, dem Vater auf dem Hof zu helfen und den Haushalt zu führen...
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Carracas Da´Kaar





 Beitrag Verfasst am: 24 Aug 2007 22:17    Titel:
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Ihr seht die Narben in meinen Zügen? Was glaubt ihr wie diese Entstanden sind? Keinen Einfall? Nun denn, lauscht ruhig meinen Worten, denn ich will euch die Geschichte erzählen, wie ich zu jenen Narben kam...

Eine Geschichte aus meiner Jugend...
Ich war damals noch recht jung... meine Mutter ward vor nicht einmal zwei Jahren gestorben... eine Krankheit. Ihr einst blühendes Wesen fiel zusehends und Schmerzen bemächtigten sich ihrer... zum Ende hin ward es wohl nur noch eine Qual für sie und der Tod eine Erlösung...
Doch mit ihrem Tod ward eine Lücke gerissen. Meine jüngere Schwester, Leah, verflucht sei ihre schandhafte Existenz, ward somit die einzige Frau, welche in meines Vatershaus verblieb und ihr ward es bestimmt die Lücke zu füllen, die durch Mutters Tod gerissen...
Arbeit auf dem Feld und das Kochen oblag nun ihr alleine. Oftmals frag ich mich, wie es gekommen wäre, wäre meine Mutter nicht gestorben.

Doch für ein "was wäre" ist in der Vergangenheit keinen Platz...

Ich schweife ab, denn ich wollte euch ja berichten, was es mit diesen Narben auf sich hat... Nun gut...
So ward ich auf der Jagd gewesen, das Mahl mit frischem Fleische zu versehen und trotz meiner jungen Jahre ward ich wohl durchaus geschickt mit dem Bogen.
Doch an jenem Tage sollte es wohl anders geschehen... Als ich nach Hause kam, warte dort bereits ein Manne aus dem Dorf. Älter als ich und schon mitten im Leben stehend, bat jener um die Hand meine jüngeren Schwester, Leah... Jene lauschte vor der Türe, welche lediglich einen Spalt offen stand und ihr so die Möglichkeit bot, den Worten der Männer zu folgen.
Mein Vater zögerte, ward sie doch nun die einzige Frau im Haushalt und es gab Aufgaben, welche von Männerhand nicht getan werden sollten... So entschied er sich nach nicht allzu langen Überlegungen gegen eine Hochzeit und wies den Mann von unserem Grunde...

Hätten wir geahnt was darauf folgen würde, hätten wir ihn gewissentlich schon vor Ort zu Tode geprügelt... Doch dazu kommen wir später....

Wie dem auch sei, Leah ward wohl glücklich über die Entscheidung unseres Vaters, wollte sie den Hof doch nicht mit Jenem verlassen und doch gab es Pflichten zu tun, auf dass sie sich an jene halten würde...

Einige Tage geschah nichts, doch dann sollte es sich eines Abends begeben, dass Leah zum ernten des Gemüses das Haus verließ. Es war nicht ungewöhnlich, dass sie bei jener Arbeit lange auf sich warten ließ, doch da es den Anschein hatte dieser Tage früh dunkel zu werden und man eine Frau in der Dunkelheit nicht alleine laufen lassen kann, mochte ich nach meiner Jagd nach ihr sehen. Es ward niemand im Hause zu gegen, so machte ich mich dann auf, den Köcher, wie den Bogen im Hause nieder legend. Vater ward wohl im Dorfe... So wollte ich dann Leah heim holen, doch noch bevor ich jenes Feld sah, hörte ich meine Schwester schreien und so beschleunigte ich meine Schritte, ja man könnte wohl bestens Gewissens sagen, dass ich die Pfade entlang rannte und bei dem Anblick der sich mir bot, ballte sich meine Faust... Jener schmierige Kerl, welcher um Leahs Hand angehalten hatte, stand über ihr, ein Messer in der Hand und einen geifernden, gierigen und wollüstigen Blick auf den ihren halbnackten Brüsten, welche kaum mehr verdeckt warden vom zerschlissenen Hemde...
Es ward wohl klar was folgen sollte... So rannte ich denn auf die Zwei zu und es gelang mir jenen Mann in ein Handgemenge zu verwickeln. Wahrlich, wir rangen miteinander, doch langsam schien jener die Oberhand zu gewinnen... Wohl gemerkt, ward ein ausgewachsener Manne, durch die Jahre der Feldarbeit gekräftigt und ich noch kaum der Jugend entwachsen...
Dann fuhr sein Messer herab und ich spürte nur noch Schmerzen... Wie Feuer rann es durch mein Gesicht, wo mir das Messer knapp neben dem Auge ins Fleisch gegangen... Einen Moment musste ich wohl still verharrt haben ob der Schmerzen und schon zog das Messer eine neue blutige Spur, erst da reagierte ich vollends...
Ich warf mich nach vorne und jener konnte meinem Gewicht nichts entgegen setzen und ging zu Boden. In Wut und Schmerz getrieben ergriff ich dessen Kopf an Haar und Ohr und rammte jenen mehrfach hart gen des Bodens, denn wohl hatte ich den Feldstein unter jenem erblickt, welcher sich vom Blute jenes Mannes wohl rot färben sollte... Ich nahm an ihn getötet zu haben, so entwand ich ihm die Klinge und mochte jene an mich nehmen, bevor ich mich um die meine, damals geliebte, Schwester sorgte...

Ich spürte... wie mir das Blut in die Augen rann... Ich sah ihren angstvollen und angeekelten Blick, ehe sie jene besiegte und mich voll Sorge an den Armen packte, dann nahm mir das Blut brennender Natur die Sicht...

Dennoch... Ich gestehe, die Erinnerung an die Momente zwischen dem Felde und jener Ankunft daheim ist sehr verschwommen... Mein Überwurf verdeckte nun den Oberleib Leahs und ich erinnere mich nur zu gut an meinen Vater, der mit unserem Bruder im Essraume weilte...
Leah vermochte erstaunt ruhig bleiben... Doch zog ich der blutenden Wunden die Aufmerksamkeit nur zu schnell auf mich. So diese Schande von Schwester sich damals an mich klammerte und ich, die ihre Unschuld um jeden Preis schützend, berichtete ob der Frage was geschah, dass ich von einer kleineren Bergesklippe fiel und das Gesicht im Sturz an einem scharfen Steine aufschnitt, während der Jagd nach einem jungen Wilde...
Ich ward unachtsam... ein Anfänger... eine Schande... alles, diesen Abends, der Worte meines Vaters...
Doch für die Ehre meiner Familie, die meine Schwester ihrer Unschuld und ihrem unberührten Leibe mit sich trug, war ich bereit diese Worte und die folgende Ohrfeige der Mahnung der meinen Unachtsamkeit zu tragen...

Der deutlich späten Abendstunden, es war sicher schon nach Mitternacht, saßen meine Schwester und ich noch im Essraume... Sie bestand darauf meine Wunden zu behandeln... wahrlich, solcher Dinge ward sie unnachgiebig und so lies ich es doch gerne geschehen... Wir redeten über all das, was der vorangegangenen Stunden verschwiegen blieb...
Damals... Zorn und Wut... irgendwie... Enttäuschung flammt immer wieder in mir auf, so ich an jene Zeit denke...



Am nächsten Tage sollten wir erfahren das der Hof jenes Mannes, welchen ich für Tod hielt leer stand... jener Manne musste wohl doch noch am leben gewesen sein und trotz der Kopfverletzung erahnt haben, dass der Dorfrat ihn ob seiner Taten zum Tode verurteilt hätte...
So hatte er wohl die Flucht ergriffen, der elende Feigling... Sollte ich ihn der meinen Rachezüge im Zeichen der Familienehre erneut angesichtig werden... seid versichert... Die seinen Augen werden keinerlei Weibe mehr erblicken und die seinen Hände niemals mehr eine solche anrühren...
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Leah Katuri





 Beitrag Verfasst am: 08 Sep 2007 23:13    Titel:
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„Pass auf, es wird weh tun.“ So sanft wie möglich legte sie das mit Wasser getränkte Tuch auf seine Wunde, um jene zu säubern.
Ein fluchendes Zischen und ein Zucken waren seine Antwort, doch hielt er danach weiter ruhig.
Vater und die Brüder waren bereits ins Bett gegangen, voller Unmut über die Worte und angeblichen Taten Carracas. Noch immer verstand sie nicht, warum er solch Bürde auf sich genommen hatte und dem Vater solche Lügen erzählte. Früher hätte man ihn sicherlich erwischt, die Lüge als solche enttarnt und ihn mit dem Gürtel gestraft.

„ Carra…Warum… warum hast du das getan?“, leise, fast hauchend verliessen die Worte ihre Lippen, der Blick auf das Tuch gerichtet, das sie inzwischen zum dritten Male auswringen musste.

„Was getan?“

„Du hast Vater angelogen? Warum? Er hätte….er hätte Firius…“
„Nenn diesen Namen nie wieder! Verstanden!?!“, scharf und voller Hass presste Carracas die Worte hervor. Sein Blick wirkte so fremdartig, anders als sie ihn sonst kannte und mit einem Nicken versorgte sie die Wunde am Auge, die wohl für immer zu sehen sein würde. Als sie vorsichtig die Salbe auftrug, deren Rezept noch von der Urgroßmutter stammte, begann er leise zu ihr zu sprechen, zu erklären:

„Vater hätte dir die Schuld gegeben, verstehst du?“, ein eisiges, kehliges Lachen folgte, als er ihren fragenden und erstaunten Blick sah, „Sicher, das war mir klar. Du fühlst dich noch wie ein Kind, deswegen verstehst du auch unsere Ängste nicht, unsere Sorgen, die wir uns um dich machen. Vater…er sieht in dir schon die Frau, zu der du langsam reifst. Und auch dieser….Dreckskerl hat es gesehen!“
Ein Griff zu der Weinflasche unterbrach seinen Satz, die Schmerzen durchzogen den ganzen Körper und stark pulsierte das Blut durch den Schädel.
Sie gab sich Mühe, wollte aber zugleich den heiß geliebten Bruder nicht verärgern. Schon seit sie denken konnte, war Carra immer für sie da gewesen. Sie wusste nicht warum oder gerade wieso sie beide so unzertrennlich geworden waren, aber sie liebte ihn über alles und von nun an jene Gewissheit mit sich tragen zu müssen, dass er jene Narben aufgrund des Schutzes für sie haben müsste, machte sie unruhig und ängstlich. Und nun seine Worte, die auf einmal so ernst, so voller Reife zu ihr ans Ohr klangen.

Ganz anders als früher, als sie noch durch die Scheune tobten und sich im Stroh versteckten. Oder der Tag, an dem sie die Kühe versehentlich aus dem Stall gelassen hatten und sie sie wieder eintreiben mussten. An jenem Tage hatte es fürchterlich geregnet und der Wind peitschte ihnen nur so die Tropfen ins Gesicht und doch lachten sie um die Wette. Ein Glück, dass Mutter sie damals in Schutz genommen hatte und sie keine Strafe erhielten… Und doch hatte Carra in jener Nacht wieder schlecht geschlafen gehabt.

„Er hätte behauptet, dass du jenen Mann gereizt hättest Leah. Er hätte dir die Schuld daran gegeben, dass dieser…. Kerl etwas lustvolles in dir sah. Nicht…er! Sondern du hättest die Schuld bekommen, glaub mir…ich wollte nicht, dass Vater dich strafen müsste, gar verwerflich denken würde…“

Nur langsam nickte sie, langsam verstand sie, warum er sie wieder mal geschützt hatte vor dem gemeinsamen Vater. Der Verband war schnell angelegt, er würde ihn einige Tage tragen müssen, von der Arbeit würde es jedoch kaum abhalten. Es war Erntezeit, jede Hand wurde gebraucht, auch wenn Carracas die nächsten Tage nur auf einem Auge sehen würde.
Nachdem er die Weinflasche geleert und die Wunde vollständig versorgt war, stand er langsam auf, der Blick glitt einmal an der Schwester auf und ab. Wahrlich, bald würde die volle Weiblichkeit in ihr erblühen und es würde noch mehr Männer geben, die ihre ungezügelten Blicke auf sie werfen würden. Er müsste dringend mit Vater reden, es galt, die Ehre der Familie zu wahren.
Langsam ging er auf sie zu, einen sanften und liebevollen Kuss auf ihre Stirn hauchend flüsterte er ihr zu:
„Dieser Abend und was geschah ist jetzt unser kleines Geheimnis….es wird uns ein Leben lang verbinden. Und meine Wunde bleibt ewiglich eine Erinnerung an meine kleine Schwester.“

Sie saß an jenem Abend noch lange allein in der Stube und betrachtete nachdenklich das Flackern der Feuerstelle, die mehr und mehr zu erlöschen drohte. Die Gedanken nahmen den Raum ein und ein Lächeln bildete sich auf den Lippen, wohl an frühe Kindertage denkend...

Und meine Wunde bleibt ewiglich eine Erinnerung an meine kleine Schwester…oh Bruder, wir beide brauchen einander zum schützen und zuhören und auf ewig wird dies so bleiben…
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Leah Katuri





 Beitrag Verfasst am: 05 Okt 2007 13:58    Titel:
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„Er wird dir ein guter Mann sein. Johann war immer freundlich und hilfsbereit. Weißt du noch, wie er einmal als kleiner Junge sich um diesen verletzten Vogel gekümmert hat? Er würde nie tun, was....“
Die Stimme der Schwester stockte, doch Leah wusste allzugut, was sie sagen wollte. Sie richtete den Blick von ihrer dampfenden Teetasse auf und blickte in das Gesicht Selinas. Noch immer war die Schwellung unter dem rechten Auge zu erkennen und die Schürfwunden an den Elbogen heilten nur langsam, da sie ständig wieder aufgingen.

„Wie lange willst du das dir nur antun? Irgendwann wird er dich umbringen.“

„Sein Vater und unserer haben es so entschieden, man darf sich nicht gegen die Tradition wehren. Und außerdem ist es nicht so schlimm.“

Immer wieder versuchte Leah es, immer wieder würde sie scheitern. Tief im Innern wusste sie, dass Selina Recht hatte. Die Tradition des Dorfes gebietete es so; wer die Regeln brach, der würde mit harten Strafen rechnen müssen. Im schlimmsten Falle gar mit dem Tode rechnen müssen. Die Eltern hatten über das Schicksal ihrer Töchter zu entscheiden, zu wählen, welcher Mann es sein soll. Selina bekam Gabriel, den Sohn des Schmiedes; ein Mann, der sie betrog, der gerne zu viel trank und der gerne mal die Beherrschung verlier. Doch Selina war stark und trug auch noch in der schwersten Zeit ein Lächeln auf den Lippen. Leah bewunderte diesen Überlebenswillen, diese verborgene Kraft.

„Vielleicht hast du Recht. Ich habe ihn in den letzten Jahren nicht mehr so oft gesehen oder mit ihm geredet, aber was man so von ihm hört....er scheint wirklich ein netter Kerl zu sein.“

Der Blick richtete sich wieder auf die Teetasse, als suche sie etwas darin.

„Ein paar Mädchen auf dem Dorf haben mich eingeladen, ich solle am Abend vor der Hochzeit doch in die Nachbarscheune kommen. Ein letztes Mal die Freiheit genießen und so...“ Nur murmelnd äußerte sie die Worte, darauf hoffend, dass die Schwester die versteckte Einladung verstehen würde.


Ein Abend vor der heimatlichen Feuerstelle:


Gezanke, laute Stimmen im Haus.

„Du wirst da nicht hingehen! Wer weiß, was diese Weibsbilder vor haben!“

„Das sind meine Freundinnen, verdammt nochmal!“

„Du sollst doch nicht fluchen! Und Freundin hin oder her, wenn sie in Scharen auftreten, sind Frauen immer gefährlich!“

„Du schmückst dich doch ständig mit ihnen! Ich will gar nicht wissen, wie viele du in Ungnade hast fallen lassen!“


Ein Sirren in der Luft, ein Klatschen. Mit einem Schmerzensseufzer fiel sie zu Boden, wobei sie sich mit einer Hand aufstüzte, die andere lag auf der Wange. Entgeistert sah sie zu ihrem großen Bruder auf, der sie mit ernstem, fast kühlem Blick ansah. Drohend kamen die worte von seinen Lippen:
„Nie wieder will ich sowas von dir hören, oder Gnade den Göttern! Die Diskussion ist beendet, du wirst hier bleiben. Vater würde es so oder so nie erlauben.“

Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um, ging hinaus zur Türe und war weg. Sie konnte es nicht begreifen, konnte es nicht verstehen.

Wir beide brauchen einander zum schützen und zuhören und auf ewig wird dies so bleiben... Ach Bruder, was ist nur aus dir geworden? Carra, mein Schützer, mein mir so vertrauter Mensch...Und nun? Du bist nun ein Mann, einer von ihnen, die über die Frau herrschen wollen.

Trotzig stand sie auf, sich immer noch über die Wange reibend. Er wusste wohl nicht, dass Vater ihr nach heftigem Einreden letztendlich doch die Einwilligung gegeben hatte.

Noch einmal sich unbeschwert fühlen, einmal genießen können....
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