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An die Geister des Waldes aus fernen Landen
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Kanubio Bunjam





 Beitrag Verfasst am: 06 Sep 2007 09:34    Titel: An die Geister des Waldes aus fernen Landen
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Briefe an die Geister des Waldes aus fernen Landen


*So bricht Kanubio auf in ferne Lande. Zeitig am Morgen besteigt er die Kutsche, um sich zu Land und zu See bis zu jener Stadt durchzukämpfen, in der er aufwuchs. In stillen Stunden greift er zu Pergament und Feder, um die Eindrücke dieser Reise seinen Freunden in der Heimat zu schildern.*


Meine lieben Freunde!

Zurückgezogen in die Kutsche, da draußen ein heftiger Regen niedergeht, schreibe ich euch ein paar Zeilen über meine bisherigen Erlebnisse.
Gestern begann meine Reise. Unterwegs sah ich viele große Wagen, die alle ihre Waren zu den Märkten brachten. Es ist schon erstaunlich, was da auf Straßen und Wegen unterwegs ist. Einen großen Leiterwagen mit Plane sah ich, da waren lauter Schafe drauf. Hinten hatte der Mann zwei Pergamente draufgenagelt. Auf dem einen stand: „Lebende Tiere“ und auf dem darunter: „mit Lüftung“.
Klar haben Schafe eine Lüftung – sonst würden sie doch durch ihre Winde im Bauch platzen. Aber warum schrieb dieser Mann das auf seinen Wagen drauf?

Wohl fast 15 Stunden dauerte die Fahrt in eine große Stadt, die sie Ankona nennen. Anfangs wurde mir etwas übel von dem Geschaukel in der Kutsche, war es doch wohl die längste Kutschenfahrt in meinem bisherigen Leben. Und die unberechenbaren Bewegungen einer weich gefederten Kutsche unterscheiden sich doch wesentlich von den ruhigen und voraussehbaren eines Schiffes. Dann aber gewöhnte ich mich daran und fand Gefallen an der Fahrt.

Leider fand mein Begleiter keinen Gefallen an dem Barden, den ich zu uns in die Kutsche geladen hatte. Er fand seine Lieder einschläfernd. Also entließ ich den Mann im ersten Dorf, in dem wir hielten, und wir setzten die Fahrt ohne musikalische Unterhaltung fort.

Allerdings gab es auch einige böse Männer, die unsere Kutsche jäh anhielten. Sie forderten doch tatsächlich Straßenzoll von uns. Für die erste Strecke in diesem Lande bis zu einer Stadt, die sie Wenezia nennen, nahmen sie uns elf Goldstücke und zwei Brotlaibe ab. Einige Zeit später mussten wir noch einmal bezahlen. Kurz vor der Stadt, die sie Ankona nennen, verlangten sie 18 Goldstücke und drei Äpfel. Hämisch grinsend meinten sie, dass wir auf unserer Rückreise noch einmal genauso viel bezahlen müssten.

Als wir bereits nach Einbruch der Dunkelheit in dieser großen Stadt, die sie Ankona nennen, ankamen, lenkten wir die Kutsche gen Hafen, doch durften wir in den Hafen nicht einfahren, denn ein Gardist der Stadt verwehrte uns die Zufahrt. Also suchten wir einen Platz für unser Nachtlager und fanden einen direkt neben dem Unterstand dieser Hafengardisten. Ich war mir unsicher, ob dort das Abstellen der Kutsche erlaubt wäre, waren doch da solche Verbotsschilder, wie man sie auch in Varuna findet, aber in einer Sprache, die ich nicht verstand. Also fragte mein Begleiter einen der Gardisten und dieser meinte, dass wir dort tatsächlich nicht unsere Pferde anbinden dürfen, doch 10 Schritt weiter, auf der anderen Seite des Hauses, welches in der Mitte des Platzes stand, hätte keiner etwas dagegen. Also stellten wir die Kutsche dort ab.

Ich rollte mich im Inneren der Kutsche zusammen und mein Begleiter schlief am Kutschbock. Mitten in der Nacht schreckte ich auf. Meine Hand fuhr sofort an den Schwertknauf, denn irgendjemand machte sich draußen an den Türen der Kutsche zu schaffen. Da sie aber fest verschlossen waren, entfernte sich der Unbekannte wieder und ich konnte meine Nachtruhe in weiterer Folge ungestört fortsetzen.

Heute Morgen machte ich einen Rundgang durch den Hafen. Am Pier plauderte ich mit einem Matrosen, der mich mit seiner Zahnlosigkeit an Alfons erinnerte. Er erzählte mir, dass er von einem Orte, die sie Monte Negro nennen, stamme und mit dem Schiff, auf dem er angeheuert hatte, ständig dieselbe Fährfahrt mache … hin … her … hin … her. Er arbeite tief im Bauch des Schiffes und seine Arbeit wäre eine recht schmutzige, erzählte er mir weiter. Er bot mir ein weißes Stäbchen an, gefüllt mit Tabakkraut, welches er entzündete, sich selbst auch eines und wir rauchten. Dann klagte er mir sein größtes Leid. Es hatte nie eine Frau, weil er doch mit diesem großen Fährschiff immer auf Fahrt wäre … hin … her … hin … her, und er hätte so gerne eine. Dann ging ein anderer Mann aufs Schiff, der fuchtelte wild und schrie etwas, was ich nicht verstand. Der Matrose verstand es auch nicht. Er verstehe die Leute auf dem Schiff überhaupt nicht, erzählte er mir, denn sie sprechen eine andere Sprache. Aber den drohenden Gebärden des anderen Mannes, der wohl ein Ranghöherer war, war zu entnehmen, dass er nicht plaudern, sondern auf dem Schiff seine Arbeit verrichten sollte. Also verließ er mich und ging an Bord. Ich hoffe für ihn, dass er nicht zu viel Schläge für seinen Müßiggang bekam.

In einem Laden fand ich viele nette Stücke, die zum Teil für Reisende und zum anderen Teil für Seeleute gefertigt wurden. Für nur fünf Goldstücke erstand ich eine nette Bootsmannspfeife. Nicht so eine, mit der man Tabak raucht, sondern eine, auf der man die Befehle zu pfeifen pflegt. Etwas abseits des Ladens versuchte ich sogleich, auf dieser Pfeife zu blasen, doch kein Ton kam heraus. Schon dachte ich, man hätte mich betrogen oder diese Pfeife wäre kaputt. Doch nach einigem heftigen Probieren gelang es mir tatsächlich, dem metallenen Röhrchen mit der Kugel daran einen Ton zu entlocken.

Nach einem kleinen Rundgang am langen Hafenpier entlang, wo ich einige schöne Stadttore bewundern konnte, kehrte ich in eine Taverne ein und gönnte mir eine braune Flüssigkeit, die sie Kaffee nennen, und ein Stück Gebäck dazu. Während ich aß, schoben sich dunkle Wolken über den Hafen und heftiger Wind kam auf. Also begab ich mich zurück zur Kutsche, in der ich nun sitze und schreibe. Inzwischen ist der Sturm so stark geworden, dass die Kutsche schwankt, als wäre sie ein Schiff und der Regen peitscht gegen ihre Fenster.

Doch hier im Trockenen sitzend, werde ich abwarten, bis mein Schiff einläuft. Wir haben beschlossen, unsere Kutsche mit einzuschiffen und der Kapitän hatte nichts gegen diese Idee, als ich ihn vor einigen Tagen darauf ansprach. Die Hafenformalitäten haben wir bereits erledigt und – genau wie in Varuna – für alles ein Pergament bekommen: Ein recht großes, wo draufsteht, in welchem Hafen die Kutsche ausgeladen werden soll. Ein ebenso großes, wo draufsteht, dass wir nicht in einer Kajüte sondern in dieser Kutsche schlafen werden. Diese beiden müssen wir an die Kutsche nageln. Dann haben wir jeder ein Pergament pro Person sowie für die Kutsche für die Passage hin und ein Pergament für die Passage zurück bekommen, aber gleich in dreifacher Ausfertigung, denn eines ist für die Hafengardisten, eines wäre beim an Bord gehen beim zuständigen Bootsmann abzugeben und eine Ausfertigung ist für uns selbst. Das Ganze hat man uns wiederum in ein größeres Pergament eingeschlagen, wohl damit es einfältigen Menschen wie mir leichter fällt, all diese Schriftstücke zusammenzuhalten.

* * * * * * * * * * * * *

Die Kutsche ist verladen und wir sind an Bord. Es ist herrlich, wieder schwankende Planken unter den Füßen zu haben und eine passable Brise zu spüren. Als wir ausliefen, trat kurz die Sonne am Himmel hervor, doch hielt sie sich nicht lange und düstere Wolken verschluckten ihre warmen Strahlen. Nun greifen die ersten Ausläufer einer dunklen, bedrohlichen Wolkenwand nach uns. Es regnet, doch die See bleibt ruhig. Nur an und ab ist eine kleine Welle mit einer Schaumkrone verziert.
Bald wird die Nacht hereinbrechen und es wird Ruhe unter Deck herrschen.

* * * * * * * * * * * *

Als ich bei aufsteigender Sonne aus dem Bullauge blickte, sah ich nicht viel. Dichter Nebel umgab das Schiff und der Regen peitschte über Deck. Wohlbehalten liefen wir in den Hafen ein. Sogleich sprangen uns Banner und Fahnen in Blau-Weiß gehalten ins Auge. Überhaupt findet man hier sehr viel in diesen Farben gestrichen. Möglich, dass gerade diese beiden Farben hier sehr günstig am Markt zu erstehen sind.

Es war gut, die Kutsche mitzunehmen, denn im Hafen war keine verfügbar. Wir fuhren eine kurze Strecke und erreichten ein kleines Fischerdorf, wo wir planen zwei Tage zu ruhen, um den Pferden Gelegenheit zu geben, sich von der Überfahrt zu erholen.

Vorerst ließen wir die Kutsche, die doch sechseinhalb Schritt misst, an geeigneter Stelle am Rand des Dorfes stehen, um einen guten Abstellplatz für sie und die Pferde vorab zu Fuß auszukundschaften. Dabei ging ein Wolkenbruch nieder, wie ich ihn gar selten erlebt habe. Später erzählte man uns, dass das Dorf seit über drei Mondläufen keinen Regen mehr gesehen hatte. Die Natur erfrischte sich an dem kühlenden Nass, die Erde sog gierig die Tropfen in sich hinein, der Vegetation würziger Geruch fuhr uns in die Nasen – doch mein Begleiter und ich waren klatschnass bis auf die Haut.

Nachdem wir einen guten Lagerplatz in einem kleinen Hain gegenüber einer Taverne entdeckt hatten, holten wir die Kutsche. Der Weg dorthin war sehr schmal. Wir mussten eine enge Kurve nach rechts nehmen. Kaum war die Kurve geschafft, sahen wir uns gegenüber eine wesentlich kleinere Kutsche, die den Weg in die Gegenrichtung zu der unsrigen nehmen wollte, doch aufgrund der Enge nicht an uns vorbeikam. Die Pferde standen sich Aug in Aug, wohl lediglich in der Entfernung eines größeren Brotlaibes, gegenüber.
Es wäre den anderen – Einheimische, keine Frage! – ein leichtes gewesen, ihre Kutsche an die 30 Schritt zurückzubringen, um uns passieren zu lassen. Doch war da eine Frau in der Kutsche, die sofort heftig zu kreischen und zu gestikulieren anfing. Der Mann am Kutschbock rührte keine Miene. Da uns ihr Gezeter unverständlich war und sie dies wohl bemerkte, wechselte sie in die hier übliche Handelssprache. Aber auch das beeindruckte uns in keinster Weise. Wir blieben stehen, ja begannen sogar heftig zu lachen über das merkwürdige Verhalten dieser Frau, was diese noch mehr in Rage versetzte.
Sodann gab sie ihrem Kutscher den Befehl, die Gardisten zu holen, was dieser auch prompt tat.
Wohl nicht ganz die Hälfte einer Stunde dauerte es, bis jene an dem Platze eintrafen. In dieser Zeit passierten natürlich Reiter und Volk zu Fuß die Stelle und jedem, der es hören wollte oder nicht, zeterte die Frau lautstark die Angelegenheit in die Ohren. Wir blieben ruhig und warteten ab.
Die beiden Gardisten hörten sich ebenfalls sehr gelassen ihr Anliegen, welches sie schaffte, in noch intensiverer Lautstärke vorzutragen, an. Wohl für die Dauer, wie man braucht, Miris Hühnern die Eier wegzunehmen, ließen sie die Dame plärren, dann wandten sie sich an uns und zu unserem Erstaunen sprachen sie neben der hier üblichen Handelssprache auch unsere Sprache. Nun war es ein leichtes, diesen Herren den Sachverhalt zu schildern.
Die Gardisten forderten unser Gegenüber auf, ihre Kutsche zurückzuschieben, doch da bissen sie bei der Dame auf Diamant. Hatte ihr Gezeter während der Amtshandlung gar nicht aufgehört, schrie sie nun abermals noch lauter mit hochrotem Kopf, dass man glauben konnte, gleich würde sie umfallen und am Versagen ihres Herzens sterben. So einigten wir uns mit den Hütern der öffentlichen Ordnung, dass wir zurückschieben, doch recht gemächlich, um unsere Kutsche nicht zu beschädigen.
Endlich, wohl fast nach der Dauer einer Stunde, kam die Einheimische an unserem Wagen vorbei und dann meinte der Gardist in entschuldigendem Tonfall zu mir, dass sie doch nur ein kleines Dorf, dass ihre Straßen nicht breit und die Leute nervös wären. Wohl versuchte der Mann, damit recht höflich etwas Bestimmtes auszudrücken, denn der Rest der hiesigen Einheimischen erschien uns sehr ruhig und gelassen ihr schweres Leben hinzunehmen und trotzdem in guter Laune ihr Tagwerk zu vollbringen.
Weiters rätseln wir seitdem, was der Kutscher der Dame wohl für Tränke zu sich nähme oder Kräuter rauche, um die ohrenbetäubenden Eskapaden dieser Furie dermaßen lethargisch hinzunehmen.

Nachdem wir unser Lager aufgeschlagen hatten, begab ich mich in das Dorf, das sich mir mit unzähligen Läden und Tavernen präsentierte. Vieles fand ich hier, auch einen sehr fähigen Schmied, dem ich eine seltsam geformte Waffe um nur 50 Goldstücke abkaufte – ein Ding, nicht Schwert, nicht Degen, und etwas gebogen, samt einer ledernen, recht augengefälligen Scheide. Weiters bot er mir einen niedlichen Dolch um gerade 7 Münzen an, den ich ebenfalls erstand.
So gewappnet erkundete ich weiter, was die Stände und Läden zu bieten hatten. Viel Gewürz – auch das von Dir, Simon, erwähnte Thymian fand ich und erstand ein Säckchen, um künftig meinen Fisch damit zu stopfen.

Sehr angetan hat es mir, dass der Delphin hier ein sehr hoch verehrtes Tier sein muss, denn überall entdeckt man seine Darstellung auf Tellern, Krügen, Tischtüchern, Bildern, Schmuckstücken und dergleichen. Kein anderes Tier findet man hier dermaßen oft abgebildet. Dennoch ist es merkwürdig, denn in den Häusern, in denen die Menschen ihre Gebete sprechen, ist es nur ganz selten zu finden.

Den Abend verbrachten mein Begleiter und ich in Yannis Taverne, wo ich vorzüglichen gegrillten Fisch zu mir nahm. Der Koch muss wohl ein wahrer Meister sein, denn nie zuvor aß ich Fisch auf solcherlei Art zubereitet.

Die nächste Strecke unserer Reise wird uns über Land führen. An ihrem Ende werden wir auf meine Heimatstadt treffen. Dazwischen ist jedoch eine Bergkette zu überwinden. Über enge Kurven wird es hoch hinauf gehen zu einer heiligen Stätte, wie man mir erzählte – ich hoffe, nicht auch dort auf jene Furie zu treffen. Auf der anderen Seite wird es bergab gehen, bis hinab zum Meer, danach ist eine Brücke zu passieren, denn diese Stadt liegt auf einer sehr langgezogenen Insel. Dort werden wir abermals unser Lager aufschlagen und ich nach meiner Mutter suchen.

Morgen Früh werde ich versuchen, im Hafen einen Kapitän aufzutreiben, der euch diese meine Botschaften transportiert, um sie euch schlussendlich ans Wegkreuz zustellen zu lassen. Ich hoffe, meine Worte erreichen euch bei guter Gesundheit, die Wälder in gutem Zustand und die Tiere darin lebend und frei von Tollwut.

So ich wieder Zeit finde, werde ich meine Berichte fortsetzen und euch berichten, wie es auf meiner Reise weitergeht.

Gehabt euch wohl, meine Freunde und erfreut euch eures Lebens. Ich tue es auch. Besonders nach dem fetten Essen, denn da pflegt dieses Volk ein recht angenehmes Getränk von glasklarer Farbe, hergestellt mit einem Gewürz, das sie Anis nennen, zu sich zu nehmen, welches das Fett im Magen wegbrennt und die gute Laune eines vollgefressenen Mannes hebt.

Stets an euch denkend meine Grüße

Kanubio

*Die Briefe gibt er den Kapitaenen jener Schiffe, die Gerimor ansteuern, mit der Bitte und einigen grosszuegug bemessenen Goldmuenzen, sie an den Wirt der Taverne am Wegkreuz weiterleiten zu lassen.*

(ooc: Die Vorkommnisse in diesem Brief sind Schilderungen wahrer Begebenheiten!)
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Nadua





 Beitrag Verfasst am: 08 Sep 2007 10:42    Titel:
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Es war schon spät am Abend, als Nadua aus dem Wald in Richtung Lager die Taverne am Wegekreuz passierte.
Sie war traurig und versunken in Gedanken, doch jeder Fliegenpilz den sie erntete brachte ihr ein kleines Lächeln zurück ins Gesicht.

"Hey Kleines" rief der Wirt über den Zaun hinweg, als er Nadua sah. "ich habe eine Nachricht für Euch"

Nadua erschrak ein wenig, doch genauso freute sie sich Post zu erhalten. Sie ging auf den Wirt zu und lächelte ihn freundlich wie immer an. Sie nahm das Pergament an sich und als Dank reichte sie ihm einiges Obst.
"Für Eure Müh. Das ist gesund" und wieder strahlte sie.

Sie überlegte, ob sie es wohl gleich lesen sollte. Entschied sich dann aber doch dafür, es im Lager zu tun. So stratzte sie wie immer barfuß von Dannen und konnte es wohl kaum abwarten zu erfahren, wer hier geschrieben hat.

Im Lager angekommen setzte sich sich sogleich ans Feuer und rollte das Pergament auf. Ihr Blick wanderte zuerst ans Ende und kurzer Aufschrei der Freude brach aus ihr heraus. "Kanubio... Post von Kanubio!"

Aufgeregt las sie seine Zeilen und war überwältigt von dem was ihm in diesem fernen Lande widerfahren ist. Sie las ihn mehrere Male, wohl um alles zu verstehen. So sass sie da und starrte ins Feuer. "Hoffentlich passiert ihm nichts" Simon war ja auch auf Reisen. Nadua hatte viel Verantwortung übertragen bekommen. Manchmal fühlte sie sich etwas überfordert, doch wollte sie beweisen, das sie es kann.

Sie nahm ein neues Pergament und fing an ihm zu antworten. Das Schreiben fällt ihr nicht sonderlich schwer. Auch wenn ihre Eltern nur einfache Leute waren, so brachten sie ihr den Umfang mit Feder und Tinte doch bei.

Ahoi Kanubio,

deine Zeilen haben uns erreicht und ich freue mich besonders, von dir zu lesen. Hier ist alles soweit in Ordnung. Du musst dir also um uns keine Sorgen machen. Und um mich schon gar nicht. Meinen Füssen geht es gut.
Heinrich ist versorgt, wie deine anderen Tiere auch. Ich schäre ihn auch täglich. Was für eine mühselige Arbeit das doch ist. Aber ich tu das gern. Leider ist Heinrich sehr still geworden. Ich glaube er vermisst dich.
Als ich gestern bei ihm war, kam ein Mann vorbei, der dich wohl kennt. Er heißt Barian oder so und meinte ich soll dich mal nach Arm abnehmen fragen. So ganz hab ich das nicht verstanden, aber ich bin mir sicher das du mich bestimmt aufklären wirst.
Simon ist nun auch auf großer Reise und ihn vermisse ich auch ganz stark. Warum müsst ihr alle auf einmal wegfahren?

*bei diesen Zeilen kullert eine Träne von ihrer Wange und tropft genau auf Simon´s Namen*

An jenem letzten Abend mit Simon, Lamiro, Sio, Alana und Hadwin trafen wir auf diesen Mordrak. Den, vor dem du mich mal gewarnt hast. Ich war erschrocken, wie Simon mit ihm redete. So böse hab ich ihn noch nie reden hörn. Mir wurde ganz anders. Leider ergab es sich nicht mehr, dass ich Simon danach fragen konnte.

Kanubio, ich habe einen Wunsch an dich. Bitte rede noch einmal mit Alana. Sprecht euch aus. Das liegt mir sehr am Herzen. Ich mag doch euch beide und fänd es schön, wenn wir mal gemeinsam wieder etwas unternehmen könnten. Sie hat sich inzwischen für diesen Bauern entschieden, diesen Lugario. Wie ich finde ein sehr netter Mensch. Es gibt so viele nette Menschen, findest du nicht auch?

Gestern hab ich auch noch den Schmied Thancred besucht. Da war auch noch eine nette Frau dabei. Sie heisst Amelie. Aber leider wurde ich etwas enttäuscht. Ich fragte Amelie nach der Fee, die Thancred eingesperrt hat und so erzählte sie mir, dass er wohl seine Frau damit meinte. Ich freu mich ja für ihn, aber dennoch war ich traurig. Der Schmied brachte mich zu seinem Haus. Der wohnt ganz in deiner Nähe. Er hat mir sogar etwas leckeres zu essen gekocht und Ziegenmilch gab es auch. Thancred hat uns eingeladen mal bei ihm vorbei zu schauen. Leider ist seine Frau noch etwas schwach, da sie sich wohl in Varuna angesteckt hat. Aber bis du zurück bist, sollte auch sie wieder gesund sein. Ich freue mich schon darauf.

Sonst gibt es hier nicht viel neues. So lange bist du auch noch nicht weg. Ich gebe mir Mühe alles zu tun, was du mir aufgetragen hast.
Also höre ich jetzt mit schreiben auf, räume hier im lager etwas auf und bringe diese nachricht gleich wieder zum Wirt, damit du schnell Antwort von mir hast.

Sei dir gewiss, dass wir alle dich vermissen. Ich wünsche dir, dass du all das erfährst, wo nach du immer gesucht hast. Und selbst wenn du scheiterst, denk daran, dass wir immer für dich da sein werden.

Nadua



Nadua rollte das Pergament, innenliegend mit einer Efeuranke fest zusammen, umwickelt es mit einem dünnen Lederband und machte sich sofort zurück zum Wegekreuz. Doch zuvor legte sie Kanubios Schreiben offen auf den Tisch im Gemeinschaftshaus, damit die anderen auch daran teilhaben konnten.
Beim Wirt angekommen übergab sie es ihm mit einem Haufen Goldtalern. Hatte sie doch kein Gefühl dafür wie viel das denn kosten würde. Doch um sicher zu gehen, gab sie ihm lieber etwas mehr als zu wenig.
"Findet bitte heraus wo das Schreiben an uns her kommt und überbringt es Kanubio Alossa"
Der Wirt belächelte Nadua, doch nickt er sanft und wollte alles Mögliche dafür tun, damit das Schreiben ankommt.


Nadua ging dann zurück in den Wald. Die Nächte wurde immer kühler, oder schien ihr das nur so?
Sie fühlte sich nicht einsam, doch allein. So bereitete sich sich ein Nachtlager aus Laub und Reisig und dachte langte nach. Dachte über Kanubios Erlebnisse nach, über Simons Reaktion auf Mordrak und über die Feen. Ja, die Feen. Sie wollte nicht drüber nach denken, doch immer wieder kehrte sie zurück. Sollte es doch nur eine Legende sein?
Sanft schlief sie mit diesen Bildern ein und malte sich aus wie sie wohl aussehen, diese kleine feinen Feenwesen.
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Kanubio Bunjam





 Beitrag Verfasst am: 08 Sep 2007 19:32    Titel:
Antworten mit Zitat

*Wohl müssen sich die beiden Schreiben gekreuzt haben, denn Antwort auf Naduas Brief befindet sich keine beim Wirten am Wegkreuz, doch trifft ein weiteres, recht zerfleddertes, zusammengerolltes Pergament bei diesem ein, auf dessen Aussenseite "An die Geister" steht und welches mit einer Schnur umwickelt ist, deren Enden mit einem Zierknoten verknüpft sind.*

Meine lieben Freunde!

Den heutigen Tag verbrachte ich damit, mir die Marktgassen dieses Dorfes anzusehen. Ich entdeckte einen Laden, der mein Herz höher schlagen ließ. In diesem fanden sich ausschließlich kleine bis ganz große Flaschen, in denen sich hochalkoholische Getränke befanden. Der Mann in dem Laden namens Byron erzählte mir, er hätte eine Destillerie und würde all diese Getränke selbst nach den alten Rezepten seiner Ahnen und Urahnen herstellen. Er zeigte mir auch drei Pergamente mit einer wundersamen Schrift beschrieben, die, ausgestellt von seinem Landesregenten, bestätigen würden, dass seine Getränke von höchster Qualität, lediglich aus natürlichen Zutaten und von besonderer Güte seien. Natürlich erstand ich einige dieser Buddeln eines Getränkes, das sie Uso nennen und ein anderes, das sie Brendi nennen.

Weiters erstand ich beim örtlichen Schmied noch einen weiteren Dolch, ein sehr schön gearbeitetes Stück um lediglich 25 Goldmünzen, bei einer alten Frau eine edel aussehende Tischdecke um nur 3 Goldstücke und eine seltsame Flöte um ebensoviel, die jedoch keine Löcher hat, sondern einen Stab, den man in ihr hin und her schiebt und damit die Tonhöhe verändert.

Wohl den ganzen Tag verbrachte ich sonst damit, durch die Gassen zu laufen, dazwischen auch in Tavernen einzukehren, um meinen Hunger und Durst zu stillen. Nun, bei Sonnenuntergang, sitze ich wieder in einer Taverne und bereite mich im Geiste auf meine morgige frühzeitige Abreise vor. Die Nachtruhe wird kurz, denn wir müssen zeitig anspannen und aufbrechen. Und so werde ich erst wieder an unserem Zielort Muße und Pergament finden, um euch mehr meiner Reiseeindrücke zu schilderen.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *

Tatsächlich bin ich an meinem Zielort angekommen, doch war die Reise sehr interessant und aufregend. Die erste Zeit fuhren wir flott bei Sonnenschein dahin, verfolgt von einer dunklen Wolkenwand, die nichts Gutes verhieß. Als wir Rast machten, um zu speisen, holte sie uns ein. Die weitere Fahrt verlief in argem Regen, dann heftigem Gewitter mit Blitzen und Donnergollen, was hierzulande bedeutet, recht langsam fahren zu müssen. Die Einheimischen warnen immer davor, schnell unterwegs zu sein, wenn die Straßen nass sind – und sie haben recht, denn alleine auf unserer Strecke sahen wir in diesen fünf Stunden, die wir durch heftigstes Gewitter fuhren, zwei Kutschen, die vom Weg abgekommen und im Straßengraben gelandet waren und jeweils zwei, die aufgrund der Pferdehufe, die auf den nassen Pflastersteinen keinen Halt mehr gefunden hatten, ineinander gekracht waren und arg zerstört wurden. Wir fuhren langsam, hielten die Pferde im Zaum, brauchten dadurch zwar viel länger, bewältigten den Weg dafür ohne Probleme.

Bereits in den letzten beiden Tagen hatten uns die Einheimischen von den großen Bränden berichtet, die in diesem Land während der letzten Wochenläufe gewütet hatten. Zum Teil seien diese durch unachtsam weggeworfene Flaschen verursacht worden, deren Flaschenböden die Strahlen der Sonne bündeln und so ein Feuer entfachen können… muss ich unbedingt mal probieren, wenn ich wieder daheim bin! Zum Teil hatten die Brände andere Ursachen: unachtsames Hantieren mit Feuer oder Brennendes nicht gut genug austreten. Oder aber, sie wurden von Brandstiftern gelegt. Ich fragte, ob man diese ergreifen konnte. Ja, antwortete man mir, man hätte zwei junge Burschen festgenommen, die im Verdacht stünden, aber auch eine achtzigjährige Frau, die – wie wohl immer wieder in den letzten siebzig Jahren – ihren Müll neben ihrem Haus verbrannt hätte.

Auf ungefähr halber Strecke sahen wir ein solches Feld der Vernichtung. Zwei Berge, an deren Fuße eine große Stadt liegt, waren völlig verwüstet und jegliches Leben darauf ausgerottet. Die Erde war schwarz, die Bäume verkohlt und kein einziger grüner Grashalm und keine einzige Blüte durchbrach das grauenhafte, grauschwarze Bild, das sich dem betrachtenden Auge bot, so weit der Blick reichte.

Als der Regen nachließ, befanden wir uns auf dem Weg hinauf zu einer heiligen Stätte dieser Einheimischen. Man könne dort ein Orakel befragen, wurde mir erzählt. Wir befragten es allerdings nicht, sondern sahen zu, unseren Weg so schnell als möglich hinter uns zu bringen. Als wir an jenem Ort vorbeifuhren, brach die Sonne durch und sofort erhob sich jener Regen, der eben noch den Wurzeln jener Bäume auf den spärlich bewaldeten Berghängen belebendes Wasser gespendet hatte, als weißer Nebel empor – zuerst zögernd, dann aber, als würden sich die riesigen Leiber mächtiger Geister aus der kargen Vegetation in den Himmel schwingen, um sich die Welt Untertan zu machen. Es war wahrlich ein imposantes Schauspiel, umso mehr, als sich jene Geisterleiber auch über den Fahrweg legten, aus dem es selbst dampfte, als würde die Welt gleich untergehen.

Je mehr der Sonnenuntergang nahte, umso näher kamen wir auch meiner Geburtsstadt und die nebelhaften Geistererscheinungen verschwanden wieder. Da man aber dort kein Lager aufschlagen darf, mussten wir uns einen Platz außerhalb der Stadtmauern suchen. Wir fanden einen, direkt am Meer gelegen, wo bereits einige andere lagerten. Und weil dies offenbar ein sehr beliebter Lagerplatz für Leute aus aller Herren Länder ist, gibt es auch einen Lagerplatzverwalter, der uns sehr freundlich empfing. So ließen wir uns nieder und richteten uns so gut es geht für die nächsten Tage ein. Vom Meer aus kann ich bereits zu jener Stadt hinüber sehen, in der ich die ersten sieben Jahre meines Lebens verbrachte. Ein seltsames Gefühl, wieder hier zu sein nach so langer Zeit.

Also gehabt euch wohl, meine Freunde, und passt immer auf, dass ihr das Lagerfeuer gewissenhaft löscht!

Ich denke stets an Euch.

Kanbuio
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Siobhan Dandreon





 Beitrag Verfasst am: 09 Sep 2007 13:04    Titel:
Antworten mit Zitat

*sie gibt im Hafen von Bajard einem Seemann ein eingerolltes Leder und bittet ihn, nach Kanubio in dessen Heimatstadt am Hafen ausschau zu halten.*

Den Namen der Geburtsstadt hatte sie von Nadua, die ihn wohl aus dem letzten Briefe oder so hatte. Hoffentlich hatte sie ihn richtig verstanden, und hoffentlich war der Hafen nicht so gross, dass man dort Kanubio nicht finden würde. Aber sicher würde er sich da umtun, schliesslich war die See seine Heimat lange Zeit gewesen.

Sie hatte ihm erst ein paar Wort am heutigen Morgen schreiben wollen, aber bereits nach den ersten verunglückten Versuchen und dem zweiten durchgebrochenen Kohlestift hatte sie aufgegeben. An ihrer statt hatte sie sich neben das Feuer gesetzt und mit Kohle und Asche, sowie etwas Erde, mit Finger, und anderen Utensilien auf ein helles dünnes Ledertuch angefangen zu zeichnen.

Zwei Hände die Sich umfassten, umwickelt mit einem tüchernen Band, Und neben den Händen zwei Gestalten.
Die eine weiblich mit wirrer kurzer Haarpracht, deren Schatten eher wölfische Züge hatte. Daneben ein hochgewachsener Mann mit sanften Zügen, der ein wenig von Ranken aus Efeu, und anderen Pflanzen umwuchert schien.

Beide Gestalten standen sich gegenüber und schauten sich an. Wohl in einer Art Höhle und als einzige Zeugen waren ein ungewöhnlich grosser Wolf, mit aschgrauer Schnauze und eine junge graziel wirkende dunkelgraue Pumakatze zu sehen.

Einzig die Worte
Für Kanubio den Seemann
von Siobhan und Lamiro
waren auf dem Bild zu sehen.
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Kanubio Bunjam





 Beitrag Verfasst am: 09 Sep 2007 18:44    Titel:
Antworten mit Zitat

*Abermals sind die Botschaften der Waldgeister nicht bei Kanubio eingetroffen, allerdings trifft wieder eine beim Wegkreuzwirten ein, die auf Abholung wartet. So jemand die fein verknotete Pergamentrolle entfaltet, bekommt er zu lesen:*

Meine lieben Freunde!

In unserem Lager trafen wir auf einen Barden, dem ehrenwerten TumleH, dem wir von unserer Reise erzählten und sogleich verfasste er eine Ode:


Abends entbiet' ich die Grüße
all denen, die weilen in Ellas,
protektortragend und reitend:
Kanubio dem Sucher,
Rudolfo dem Ritter.
Peppino dem Lasttier,
den Nashornkäfern
und allen
ellenischen Landschildkröten!

Gewinnen wird Kanubio an Kraft und an Wildheit
im Kampf genst ellen'sche Walküren
mit widerspenstigem Streitross
bar jeden Retourgangs.
Gewinnen wird Kanubio an Glumpert, Kramuri
beim Kauf von Geschmeiden und Waffen.
Notwendig wie einen Kropf.
Gewinnen wird Kanubio an Langmut und Weisheit
am Vorbild Rudolfos, des Ritters.

Befreit und erlöst vom Kaffee, diesem Heißen,
mit dem er gelernt zu betören
Berichte an unschuld'ge Reisende
braust Kanubio durch die Landschaft.

Am Abend am heimligen Feuer
mit Pergament und Feder konzipiert er
unsterbliche Epen
zum Ruhme der Kempen
und zur Erbauung
zukünft'ger Geschlechter!

Nie würd' ich es wagen
die Stimme erheben
entgegen Kanubio
Ist er - wie sag' ichs?
ein Abbild der eig'nen
verschwundenen .... ????


Keine Ahnung, was der Barde mit einigem von dem da meinte, aber es wird wohl so stimmen.

Ich vergaß euch zu erzählen von diesem wundersamen Baum, den ich in der Mitte einer großen Straße fand, noch bevor wir aufs Schiff gingen. Er ähnelte sehr unserem Lebensbaum und dem, der auf Lameriast steht. Ich vermute, dass sich die Menschen um die Bedeutung dieses Baumes bewusst waren und sind, denn sie holzten ihn nicht ab, als sie diese große Straße erbauten, sondern ließen ihn stehen und so gedeiht er weiter, obwohl unzählige Kutschen tagtäglich an ihm vorbeibrausen und er dort sicher keine ruhige Melodie lebt. Ob die Wurzeln dieses Baumes auch mit den beiden anderen verbunden sind?

Gestern war ich drüben in der Stadt. Da mein Reittier jedoch krank ist, musste ich zu Fuß gehen, ward also für eine Kurze Weile kein Waldläufer, sondern ein Straßenläufer. In der großen Stadt hat sich wenig verändert. Bei einem Schneider erstand ich frisches Gewand und bei einem Seiler einige Schritt Seil. Ich bestellte drei Schritt zweier verschiedenen Stärken, die er mit der Spannweite seiner Arme ausmaß, und er gab mir von jeder viereinhalb, ohne darüber nachzudenken. Für also neun Schritt Seil verlangte er dann zu meinem Erstaunen ein Goldstück, ein sehr wohlwollender Preis, den ich gerne bezahlte. Wozu ich mir Seile kaufe, werdet ihr euch nun fragen. Ich möchte wieder Knoten üben, denn ich merkte, dass ich schon wieder ganz aus der Übung bin. Außerdem kann man Seile auf Reisen immer brauchen.

Danach speisten wir in einer Taverne, von der aus wir die ein- und auslaufenden Schiffe im Hafen beobachten konnten.

In meiner eigentlichen Angelegenheit bin ich allerdings noch keinen Schritt weitergekommen. Zu sehr nehmen mich noch andere Dinge in Anspruch. Auch ist es in dieser Stadt üblich, dass sie erst des Abends zum Leben erwacht, ich also den Tag im Lager verbringe, dort das erstandene Klumpert, wie es der Barde nannte, ordne und mich einem müßigen Lagerleben am Ufer des ewig rauschenden Meeres hingebe.

Ich vermisse Euch!

Kanubio
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Kanubio Bunjam





 Beitrag Verfasst am: 11 Sep 2007 18:55    Titel:
Antworten mit Zitat

*Höchst erstaunt war er, Kanubio, als einer ins Lager vor der großen Stadt kam und nach ihm ausrief. Als er aufstand und sich meldete, drückte er ihm gleich zwei Dinge in die Hand: ein umschnürtes Pergament und ein gerolltes Leder. Dankend drückt Kanubio dem Boten einige Münzen in die Hand, setzt sich ans Ufer, zieht sich die Stiefel aus, lässt die Zehen ins Salzwasser hängen, entzündet, da es spät Nachts ist, eine Fackel neben sich und liest die Botschaften. Ein freudiges Lächeln überzieht sein Gesicht … Botschaften aus der Heimat, weit weg …
Er holt sich Pergament und Feder und beginnt im flackernden Feuer der Fackel zu schreiben:*


Liebe Freunde daheim!

Unter Palmen, wie auf Menek Ur, sitze ich hier in dunkler Nacht am Ufer der See, stetig rauschend spült die Brandung sanfte Wellen ans Ufer. Mir gegenüber in weiter Ferne, getrennt durch einen breiten Meereskanal, das Festland, beleuchtet von tausenden und abertausenden kleinen Lichtern in bunten Farben, zart flackernd ein jedes und in seiner Gesamtheit ein wunderbares, schier unglaubliches und unwirklich wirkendes Bild. Schemenhaft lassen sich noch die Umrisse der Berge erkennen, umgeben von einem zarten Hauch von Licht einer Sonne, die längst untergegangen ist. Es riecht so gar nicht nach Meer, sondern vielmehr nach Blütenduft von Blumen, die ihre Kelche nur des Nachts öffnen. Tagsüber sind sie fest verschlossen und verweigern den Insekten des Sonnenlichtes ihren süßen Nektar.
Grillen zirpen unermüdlich. Sonst ist außer dem Rauschen des Meeres nichts zu hören und die Nacht erscheint hier dunkler als irgendwo sonst auf der Welt, eine angenehme Dunkelheit und in keiner Weise beängstigend.
Ein Blick zum Himmel – klare Sternennacht, in der sich die Bilder am Himmel gut erkennen lassen. Der große und der kleine Wagen und wie sie alle heißen. Morgen wird es wieder ein klarer, sonnendurchfluteter Tag.

Bei meinen Spaziergängen am Morgen am Strand entlang spülte das Meer Geschenke für mich ans Ufer. Sepia … ein Teil des Tintenfisches, ein ovales, weißes Stück, das man Zimmervögeln gerne gibt, damit sie sich den Schnabel daran abwetzen. Und hübsche Muscheln sowie in allen Farben funkelnde Steine – so viele, dass ich sie gar nicht alle mitnehmen kann.

Heute brachte mir ein Bote eure Botschaften. Ich danke euch dafür.

Nadua, ich bin überzeugt davon, dass du es schaffst, das Lager in Ordnung zu halten. Vergiss nicht, deine Stiefel anzuziehen, wenn du durch den Wald läufst.
Quatzenhagen, dieser Quacksalber, wollte mir einst meinen Arm abnehmen, als ich zum ersten Mal die Tollwut abbekommen hatte und noch nicht mit der Krankheit umzugehen wusste.
Mordrak – dieser Tierschänder, kein Wunder, dass Simon gram wurde, als er ihm begegnete.
Und Alana … verfolgt sie mich bis hierher? Im Moment habe ich wichtigeres zu erledigen, als meine Gedanken an sie zu verschwenden.

Sio, aus deiner Botschaft werde ich nicht ganz schlau. Diese mit einem Tuch umschlungenen Hände … soll dies andeuten, dass du zu heiraten planst?
Wie auch immer, ich habe mich sehr über deine Zeichnungen und deine lieben Worte gefreut, weiß ich doch, wie schwer dir das Schreiben fällt.
Der Pflanzensprössling, den du diesem Schreiben beigelegt findest, wird, so er dir Reise überlebt und du ihn einsetzt, eine sehr große Pflanze, deren Saft – so erzählten mir die Einheimischen - zum einen der Schönheit dienen soll, wenn man ihn sich auf die Haut schmiert, zum anderen man aber auch einen guten Schnaps daraus brennen kann.
Ich danke dir für den Efeu. Gepresst zwischen Pergamenten erinnert er mich stets an Euch.

*Suchend zieht er durch die Landschaft, bis er zu einer riesigen Aloe kommt. Er sucht die Stelle ab, wo ihre Blätter in den Boden gehen und findet tatsächlich einen Spross, den er ausgräbt und dessen Wurzeln er mit einem feuchten Tuch umwickelt.*

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *

Heute war ein wunderbarer Tag. Mein Begleiter Rudolfo, der Schlaue, ritt heute in die Stadt, wo es einen Heiler gibt, der sich auf Reittiere spezialisiert hat. Rudolfo schilderte ihm das Leiden meines Pferdes und dieser Heiler gab ihm zwei Stäbchen, die Rudolfo meinem Pferd zu fressen gab. Als diese beiden in seinem Bauch waren, waren die Melodien in meinem Reittier wieder völlig im Einklang. Es trabte munter los und brachte mich sicher in die Stadt.

Es ist wahrlich ein ungewohntes Gefühl, sich in diesen Landen ganz ungerüstet auf ein Pferd zu setzen. Sogar wenn man lediglich einen Helm trägt, wird man von den Einheimischen schon schief angesehen.

Weiters habe ich heute erstmals das kleine Boot, das ich mir zugelegt habe, zu Wasser gelassen und bin damit in See gestochen – im wahrsten Sinne des Wortes, denn es ist ein Ruderboot. Die Strömung ist hier sehr stark, also muss ich kräftig pullen, um wenigstens auf der Stelle zu bleiben. Trotzdem ist es ein herrliches Gefühl, auf den Wellen zu schaukeln, ein Zustand, den ich lange vermisst habe.

Nachdem sich alle Dinge zum Guten gewendet haben, habe ich zur Sicherheit noch 20 Schritt an Seil erstanden, welches mir der Händler für nur 4 Münzen überlassen hat. Sicher ist sicher – Seil kann man immer brauchen.

Langsam ist es allerdings an der Zeit, dass ich mich meinem eigentlichen Zweck dieser Reise zuwende. Wohl werden die Erkundigungen einige Tage in Anspruch nehmen, da viel Zeit vergangen ist und sich vieles verändert hat.

Gehabt euch wohl, meine Freunde, ich denke stets an Euch.

Kanubio


*Dem Boten, den er seine Botschaft samt einigen Münzen übergibt, trägt er auf, dass er das Tuch, das um die Wurzeln der Pflanze gewickelt ist, stets feucht halten soll. Auf schnellstem Wege solle er sie und die Botschaft zum Wirt am Wegkreuz bringen.*
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Kanubio Bunjam





 Beitrag Verfasst am: 13 Sep 2007 18:46    Titel:
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*In einer Hafentaverne sitzt er und schreibt einmal mehr, was er erlebt und über seine Familie herausbekommen hat.*

Meine lieben Freunde!

Die Tage der Ruhe und des Müßigganges sind vorüber. Schweren Herzens wende ich mich nun dem eigentlichen Zweck meiner Reise zu und beginne damit, die Nachforschungen über den Verbleib meiner Muter anzustellen. Natürlich führte mich mein erster Weg in jene Gasse, in der das Haus stand, welches wir bewohnten. Doch dieses, so sagte man mir dort, gäbe es schon lange nicht mehr. Das gesamte ehemalige Armenviertel wurde mit all seinen brüchigen Baracken vor sieben Jahren niedergerissen, nur die kleine Kirche hat man stehen lassen. Den so frei gewordenen Grund parcellierte man und diese Flecken verkaufte die Stadt an solche, die sich verpflichteten, innerhalb eines Jahres ein schmuckes Haus, dessen Pläne man bereits beim Kauf des Bodens den Stadtvätern vorlegen musste, darauf zu errichten.

Auch das ist eine Art, die Ärmsten der Armen aus ihrer Unterkunft zu vertreiben, wobei ihnen sorgfältig und für alle Zukunft eine Rückkehr unmöglich gemacht wird.

Doch wo sind sie hin, all jene, die dort gelebt hatten? Ich suchte den Pfarrer auf, der noch derselbe wie damals war, doch um dieselben 11 Jahre gealtert wie ich selbst. Während ich allerdings – so hoffe ich doch – an Weisheit gewonnen habe, scheint sie dem Prediger abhanden gekommen zu sein. Greis und senil verbringt er seine Tage in stetig zunehmender geistiger Umnachtung dort in jenem kleinen Haus neben der Kirche in der Pflege und Obhut seiner immer noch gleichen Haushälterin. Man lässt die beiden in Ruhe gewähren, denn auf priesterlichen Beistand scheinen die neuen Bewohner dieses Viertels keinen Wert zu legen, so hochnäsig und abweisend, wie schon ihre Bediensteten auf meine Erkundigungen reagiert haben! Nur ein alter Stallknecht erzählte mir von den Geschehnissen vor sieben Jahren, als man das Viertel planierte.

Seine Bewohner hätten sich in alle Winde zerstreut. Viele hätten die Stadt für immer verlassen, was auch der Plan der Stadtväter gewesen wäre. Die Grundstücke hätten sich verkauft wie frisches Brot während einer Hungersnot und die neue Bebauung wäre schneller von statten gegangen als erwartet, da zu jener Zeit arge Raumnot innerhalb der Stadtmauern geherrscht hatte.

Einige der Armen sollen noch außerhalb der Stadtmauern leben, auf einem Hügel südöstlich der Stadt, wo sie sich im Wald notdürftige Hütten zusammengenagelt hätten oder in Höhlen wohnen. Doch erzählte mir der Alte auch von einem Brand, der in diesen Wäldern vor wenigen Wochenläufen gewütet und vieles zerstört haben soll.

Als wollten die Götter seine Erzählung unterstreichen, drehte der sanfte Wind, wandelte sich zu einer streifen Brise und düstere Wolken schoben sich über den Himmel, die jeglichen wärmenden Sonnenstrahl verschluckten. Also gab ich meine Nachforschungen für heute auf, denn es empfiehlt sich in diesen Landen nicht, bei Regen ins Gebirge zu reiten. Zu gerne sammelt sich das Wasser zu reißenden Sturzbächen, die sich unvorhersehbar ihren Weg den Berg hinab bahnen, ausgetretene Wege zum Bachbett werden lassen oder sie übermuren und verschlammen, sodass der Huf des Pferdes nicht mehr festen Halt am Boden findet und Pferd und Reiter leicht zu Sturz kommen. Also werde ich mich zurück ins Lager begeben, wo ich den morgigen Tag abwarten werde und auf besseres Wetter hoffe.

Gehabt euch Wohl, meine Freunde!

Kanubio

*Schnell sucht er einen Kapitän, der Kurs auf Gerimor nimmt und gibt ihm das Schreiben mit, bevor er noch eine Runde durch das Hafenviertel dreht.*
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Kanubio Bunjam





 Beitrag Verfasst am: 14 Sep 2007 18:37    Titel:
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*Kanubio beginnt einen Brief an seine Freunde zu schreiben, der jedoch noch nicht abgeschickt wird.*

Meine Lieben in der Heimat!

Nachdem ich gestern meine Botschaft an Euch einem Kapitän im Hafen mitgegeben hatte, besserte sich das Wetter schlagartig, doch war es zu spät, um noch ins Gebirge zu reiten. Also kehrte ich in eine Taverne ein, in der ich den Abend verbrachte. Neben allerhand Volk zechten da auch drei Gestalten, die nicht so recht ins Bild passten: gar zwielichtig und recht abgerissen in ihrer Erscheinung, doch den Beutel voller Goldstücke. Ich machte mich an sie heran und fragte sie zu späterer Stunde nach dem Verbleib der Menschen aus dem Armenviertel, worauf sie verschmitzt lachten, aber nicht so recht mit der Sprache rausrücken wollten. Erst als ich ihnen mit einigen Edelsteinen und ein paar Getränken die Zunge lockerte, bot sich einer von ihnen an, mich zu ihnen zu führen.

Heute Morgen traf ich mich mit dem Mann vor dem Stadttor. Wir ritten nur eine kurze Strecke hinauf in die Berge, doch schlugen wir einen Weg ein, den ich alleine nie gefunden hätte. Zuerst durchstreiften wir die für dieses Land so typische Vegetation: Ölbäume, umgeben von saftigem, grünen Buschwerk, zu dessen Wurzeln niedrige Wasser speichernde Pflanzen wucherten. Doch jäh änderte sich das Bild.


Unter den Hufen unserer Pferde knirschte schwarzer Staub und Asche. Was von einst hoch in den Himmel ragenden Bäumen übrig war, waren nur noch ausgebrannte, verkohlte Stümpfe. Versengt, wie nachschwarze gespenstische Schatten reckte totes Gebüsch sein blattloses Geäst der sengenden Sonne entgegen. So weit ich meinen Blick schweifen lassen konnte und noch weiter hatte das Feuer gewütet und alles Leben vollkommen vernichtet.
Wie immer strich eine sanfte Brise über die Landschaft, doch hier regte sich nichts. Die einzige Bewegung in dieser Wüste der Trostlosigkeit bildeten wir selbst sowie unsere Pferde und der Staub, den jeder Hufschlag aus der verbrannten Erde aufwirbelte. Kein Geräusch drang an unser Ohr – und wenn, war es ein eben von uns selbst abgebrochener toter Ast. Kein Blätterrauschen oder das Rascheln eines flüchtenden Tieres im Unterholz, denn es gab kein Unterholz mehr und auch keine Tiere. Nicht einmal eine Ameise.
Der Geruch, der mir noch immer in der Nase liegt, war ebenfalls vom Tode geprägt. Das war nicht der von frisch gesammeltem Holz, wie es aus unseren Lagerfeuern kommt, sondern einer, der bitter in der Nase steckt und nicht mehr rausgehen will. Übelkeit stieg in mir hoch und etwas drückte mir die Kehle zu, je weiter wir ritten und je höher wir kamen.

Da schon seit einigen Monatsläufen kein Tropfen Regen gefallen war, verblieb diese Stätte des Todes in ihrem trostlosen Zustand, ohne die geringste Hoffnung auf nährendes Nass, welches neuem Leben helfen könnte, aus dem trockenen, rissigen Boden zu dringen.


Irgendwo zwischen totem Gehölz und versengtem Gesträuch stießen wir auf einige Bretter, die – auf unergründlichen Wegen hierher gebracht – primitivst zusammengehalten und verbunden mit einigen Steinen wohl eher eine Reviersmarkierung darstellten als tatsächlich Schutz gegen Sonnenglut oder Regen boten, geschweige denn als Hütte bezeichnet werden konnten. Trostlos und völlig von jeglichem Leben verlassen erschien mir der Gebirgszug, doch als mein Begleiter einen schrillen Pfiff ertönen ließ, tauchten wie aus dem Nichts einige zerlumpte Gestalten um uns auf.

Im näher Kommen musterte ich sie. Verlebte Frauen, junge Männer und Greise, ja sogar Kinder mit großen, staunenden Augen. Wohl an die 15 Menschen lebten hier, doch meine Mutter war nicht darunter. Als ich einen entdeckte, der aufgrund seiner Körperfülle aus ihnen hervorstach, musste ich lachen. Ich erkannte ihn sofort wieder – den “Dicken“, jenen Jungen, der inzwischen zum Mann herangereift war, jenen Streuner und Tagedieb, der mich groß gezogen hatte!
All die Not und das trostlose Bild der toten Vegetation um mich vergessend, sprang ich vom Pferd und wir fielen einander mit Tränen in den Augen in die Arme.

Als ich wieder zu mir kam, packte ich all den Proviant aus, den ich mit mir führte und auch einige Flaschen dieses starken Getränks, das die Einheimischen sosehr schätzen, und verteilte alles an diese Leute. Inmitten einer Stätte des Todes feierten diese Menschen mit mir ein Freudenfest, wie es dieser Berg wohl noch nie erlebt hatte.

Plötzlich – die Sonne hatte gerade ihren Höchststand erreicht – wurde der Dicke sehr ernst und blickte mir tief in die Augen.
„Ich hab was für dich“, sagte er leise und huschte davon. Es dauerte wohl über eine Stunde, bis er wiederkam. Mit ernster Mine, aber auch sichtlich stolz überreichte er mir eine Schatulle, von der er noch schnell etwas Erdreich wegputzte. Sie musste ihrem Aussehen nach lange vergraben gewesen sein.

„Es ging alles so schnell“, erzählte er mir mit tonloser Stimme. „Sie kamen bei Nacht, trieben alle aus ihren Unterkünften und rissen die Häuser nieder. Als ich im Morgengrauen zurückkehrte und an den Trümmern eures Hauses vorbeilief, sah ich im Schutt etwas glitzern. Hab’s ausgegraben, hab’s mitgenommen und versteckt …“ Es klang wie eine Entschuldigung, als wäre es ihm peinlich.
„Und Florinel, meine Mutter?“ fragte ich ungeduldig. „Wo ist sie?“
Der Dicke zuckte mit den Schultern und schüttelte wortlos den Kopf.

Ich wandte mich der Schatulle zu. Ihr Schloss war aufgebrochen und natürlich wusste der Dicke, was sie enthielt. Als ich mir ihren Inhalt besah, stockte mein Atem und meine Augen wurden immer größer.

*Hier endet der Brief vorerst und wird weiter unten fortgesetzt.*


Zuletzt bearbeitet von Kanubio Bunjam am 16 Sep 2007 18:52, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Tithus Hemmel





 Beitrag Verfasst am: 14 Sep 2007 18:59    Titel:
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Der Inhalt der Schatulle Teil 1: - Geschenke und ein Brief

Innerhalb der Schatulle fanden sich Einige Briefe - dicke Umschläge mit etwas Enthalten. Geschenke vielleicht, Relikte. Vergangenes. Etwas, das man Kanubio wohl einst vorenthalten hatte. Aus welchem Grunde wusste wohl nur seine Mutter. Doch der Inhalt erzählte eine Gesichte...

Ein Anhänger fand sich in einem der kleineren Päckchen, Gefertigt aus Blutstein mit dem eingeritzten Symbol eines Speeres neben eines Blitzes. ffenbar ein Symbol. Er würde nicht wissen, dass der Söldnertrupp, dem der Verfasser der Briefe einst angehörte, jenes Symbol führte. Einst waren sie gefürchtet und geachtet. Denn so effizient und grausam sie arbeiteten - so verlässlich waren ihre Dienste.

Ein Anhänger mit einem grünen feingeschliffenen Smaragt fand sich in einem Anderen. "Für Florinel - für immer und einen Tag" war eingraviert. Ein Geschenk an seine Liebste. Romantisch wohl.

Und Briefe! Es fanden sich ungeheuer viele Briefe. Der unterste, der Älteste war bereits vor über 18 Jahren geschrieben worden. Und in jnem fand sich Folgendes zu lesen.

Geliebte Florinel! Geliebtes Kind!

Hart sind die Tage seit ich gezwungen war von dir wegzugehen. ich vermisse dein Gesicht, deine Stimme, dein Lächeln, deinen süßen Atem. All dies musste Platz machen für Tod und Zerstörung. All dies musste Platz machen für das, wofür ich verpflichtet wurde. Doch diesmal habe ich ernste Zweifel. Denn Alatars Schergen beauftragten uns und wir müssen dem Ruf Folge Leisten. Und diesesmal dürfen wir vor Frauen und Kindern keinen halt machen.

Schrecklich ist die Vorstellung für mich, dass ich Kindern die Mutter oder Müttern das Kind nehmen muss. Ein Gedanke, welchen ich einfach nicht ertrage. Ich ertrage den kampf nicht mehr. Ich will nicht mehr in die Hölle jetzt wo ich den Himmel kenne.

Doch bald wirst du ein gesundes Kind gebähren, und so die Götter wollen werde ich sodann wieder in deinen Armen landen und mein geliebtes Kind in Händen halten.

Ich liebe dich und jeder Gedanke gilt nur dir - nur dir und dem jungen Leben in deinem schönen Bauch.

In Liebe

Titus


Zuletzt bearbeitet von Tithus Hemmel am 15 Sep 2007 12:36, insgesamt einmal bearbeitet
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Tithus Hemmel





 Beitrag Verfasst am: 15 Sep 2007 12:45    Titel:
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Der Inhalt der Schatulle Teil 2: Noch mehr Briefe

Einige Briefe finden sich. Florinel hatte jene wohl einst sorgfältig aufgehoben. Obgleich der Verfasser der Briefe nicht sagen kann, weshalb. Vielleicht weiß es der Dicke. Warum hat Kanubios Mutter ihm die Briefe seines Vaters vorenthalten?

Gleichwohl - die meisten Briefe scheinen privater Natur an Florinel adressiert zu sein, jedoch finden sich auch etliche an dem Sohn des Verfassers gerichtet zu sein - hier einige Auszüge.

Mein lieber Sohn Kanubio!

Ich erfuhr von deiner Mutter dass du gesund bist und heranwächst. Das erfüllt mich mit Freude, vergeht kein Tag an dem ich nicht an dich denke.

Solltest du meine Worte einst verstehen können wirst du wohl sämtliche Briefe lesen können. Und somit mögen meine Worte in Zukunft für dich bedeutsam sein, kann ich nicht hier sein um für dich zu sorgen.

Ich bat deine Mutter, für dich zu sorgen und das zu tun, was für dich am Besten ist. Ich sah dich nur einen kurzen Augenblick, doch deine Bäckchen schenkten mir das süßeste Lächeln, das ich je gesehen habe. Doch musste ich wieder fortgehen.

Denn voll Scham ist mein Herz für all das Getane aus meinem Dasein als Söldner. Doch du sollst wissen, dass ich nicht vor dir und deiner Mutter fliehe sondern vor meiner Vergangenheit. Mir wurde ein neuer Weg gezeigt, der Weg Horteras'. Künftig wird wohl er mein Leben bestimmen, fand ich in Bruder Ernesto, einem geweihten Priester des Horteras meinen neuen Lehrmeister, der mir den Weg der Freiheit zeigt, den ich einst beschreiten werde, um auf meine Weise Gutes für die Menschen tun zu können.

In Zeiten der Not mögen meine Geschenke dir Trost spenden oder deinen Geldbeutel füllen. Gegenstände bemisst man nicht nach dem Wert des Geldes, sondern nach dem Wert für einem, das wird dir vermutlich bald klar werden, doch sollen sie dafür sorgen, dass du einst nicht hungern musst - oder im Idealfalle dir Trost spenden, wenn du traurig bist.

Mein Lieber Sohn, in Gedanken verweile ich stets bei dir.

Dein dich liebender Vater

Titus


Viele solcher Briefe mit weisen Ratschlägen und seinen erzählungen von seinem Dasein als Waldmönch gehen vor - etwa bis vor fünf Jahren. Der Briefkontakt zu Flurinel wurde rarer. Doch vielleicht mag Kanubio bereits ahnen, wer denn nun sein Vater sei.
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Kanubio Bunjam





 Beitrag Verfasst am: 16 Sep 2007 18:48    Titel:
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Völlig verwirrt schob Kanubio die Briefe und die Schmuckstücke in die Schatulle zurück. Unzählige Fragen wirbelten in seinem Kopf durcheinander.
Warum hatte seine Mutter ihm nie von dem Mann erzählt – er hatte sie doch so oft nach ihm gefragt? Sein Vater erst ein Söldner im Dienste Alatars – es jagte ihm einen Schauer über den Rücken -, dann ein Waldmönch? Also ein Mann des Schwertes – und doch keiner. Hatte seine Mutter auf diese Briefe geantwortet?
Was hatte das seltsame Zeichen in diesem schwarzen, leicht schimmernden Stein zu bedeuten?

Titus – er kannte einen Titus! Kurz vor seiner Abreise war er noch mit ihm in Bajards Taverne beisammen gesessen. Über den „Sternenvoda“ erzählt er und er kann Schinken unter seinen Händen entstehen lassen – ganz ohne einen Wassertropfen dafür zu verwenden!

Sollte dieser Titus sein Vater sein? Er konnte sich nicht vorstellen, dass sich diese Masse von Mann einst behände mit Waffen geschlagen, seine zarte Mutter geliebt und ihn dabei gezeugt haben soll. Und so er tatsächlich sein Vater wäre, warum hatte er nicht auf ihn reagiert, als er sich ihm damals am Rand des Wäldchens vor Bajard vorgestellt hatte? Sollte er seinen Namen über all die Jahre doch vergessen haben?
Wie würde der dicke Wanderpriester darauf reagieren, dass er sein Sohn wäre, wenn er sein Sohn wäre? Wie sollte er ihn ansprechen? Wie sollte er sich ihm offenbaren? Und … sollte er überhaupt …?
Wieder und wieder versuchte er sich, die Situation vorzustellen, wenn sie einander begegnen würden, doch endete seine Vorstellungskraft stets zwei Schritt vor Titus. Kanubio musste sich erst daran gewöhnen, sich als Sohn eines Vaters zu fühlen.

Wie in eine andere Welt entrückt, blickte er den Dicken an. „Ich muss gehen“, sagte er verstört. – „Geh nur“, lächelte der Dicke verständig. „Ich hab nichts anderes erwartet.“

Sorgfältig verstaute Kanubio die Schatulle in der Satteltasche und machte sich, die trostlose Umgebung um sich völlig ignorierend, auf den Weg ins Tal, die Schritte seines Pferdes in eine einsame Meeresbucht lenkend, wo er sich in aller Abgeschiedenheit und völlig ungestört den Inhalt der Schatulle wieder und wieder durchsah.

* * * * * * * * * * * * * * * * * *

Ohne ins Lager zurückgekehrt zu sein, ritt er anderntags abermals in die Berge, hinauf zu den verbrannten Hütten. Der Dicke erwartete ihn bereits. „Ich hab mir gedacht, dass du wiederkommst“, schmunzelte er.

Den halben Tag wälzten sie Gedanken, suchten nach Antworten auf Kanubios Fragen, versuchten die Vergangenheit zu rekonstruieren.
„Warum lebte Florinel so, wenn sie Schmuck hatte, den sie verkaufen konnte, um ein besseres Leben zu leben?“ fragte sich Kanubio. „Dieser Titus hätte sie doch unterstützt, das geht klar aus seinen Briefen hervor.“ – „In einem Viertel der Armen fragt keiner viel“, sinnierte der Dicke, „da gehst du in der grauen Masse unter – genau wie hier. Vielleicht wollte sie nicht gefunden werden, vielleicht versteckte sie sich und dich vor jemanden, vor etwas …“
Der Dicke könnte Recht haben. Wenn sein Vater Söldner gewesen war und getötet hatte, hatte er Feinde. Eine Frau mit einem kleinen Kind wäre ein gutes Ziel für einen Racheakt.

„Warum hat sie die Schatulle nicht mitgenommen?“ überlegte Kanubio weiter. – „Die Säuberungsaktion des Viertels fand bei Nacht statt. Vielleicht war sie – wie so oft – des Nachts nicht daheim“, sagte der Dicke. Auch das könnte stimmen.
„Wohin ging sie in jenen Nächten?“ fragte Kanubio ihn vorsichtig mit einem kurzen Seitenblick aus den Augenwinkeln. Der Dicke zuckte die Schultern. „Hat mich nie interessiert“, sagt er scheinbar gelangweilt. Hörte Kanubio da einen ausweichenden Unterton in seiner Stimme oder bildete er sich das nur ein? Er bohrte nicht weiter, sondern stellte seine nächste Frage: „Das Viertel wurde vor sieben Jahren niedergemacht – da fandest du die Schatulle -, aber der letzte Brief kam vor ungefähr fünf Jahren. Wie erklärst du das?“
Nun lachte der Dicke herzhaft. „Ich habe ihre Briefe abfangen lassen, war neugierig, wollte wissen, wie es weitergeht. Sie muss ihm wohl elf Jahre lang brav zurück geschrieben haben. Als dann keine Antwort mehr kam, hat’s Titus noch zwei Jahre durchgehalten und dann wohl aufgegeben.“
Eine Möglichkeit … immerhin …
„Wie hast du die Briefe abgefangen?“ wollte Kanubio wissen.
„Ach, ich hab da meine Beziehungen“, grinste der Dicke verschlagen. „Immerhin wusste ich ja auch sehr schnell, dass du in der Stadt bist. Nicht du hast die drei Männer in der Taverne gefunden, sondern sie dich. Ich ließ dich schon seit einigen Tagen beobachten, seit mir der alte Stallknecht erzählt hatte, dass da ein Kanubio im neuen Viertel herumläuft und nach einer Florinel sucht.“
Kanubio sah ihn überrascht an: „Du wusstest das?“ – „Natürlich“, winkte der Dicke ab. „Auch wenn es das Viertel nicht mehr gibt, wir sind immer und überall. Schade dass Florinel dich damals aufs Schiff brachte. Du hättest gut zu uns gepasst. Ich wollte dich zum Taschendieb ausbilden, so klein und zart, wie du warst, und so gut, wie du wegrennen konntest“, lachte der Dicke.
Kanubio verschlug es den Atem. Für einen Moment sprachlos und wohl auch leicht zornig sah er den Dicken an. Doch er versuchte, sich zu beherrschen und fragte weiter: „Weißt du, warum sie mich auf das Schiff brachte?“ – „Sie sagte nur zu mir, dass es an der Zeit wäre, dass du etwas lernen solltest und dass sie meine Dienste nicht mehr benötigen würde. Dann ging alles sehr schnell. Sie verkaufte eines der Schmuckstücke und brachte dich auf dieses Schiff. Ich vermute, sie brauchte das Geld, um den Kapitän zu bezahlen.“ – „Wofür?“ – „Keine Ahnung. Der ließ sich nie wieder hier im Hafen blicken. Fällt dir denn nichts auf?“ fragt ihn der Dicke plötzlich sehr ernst.
„Was meinst du? Mir fällt so viel auf, dass sich alles dreht in meinem Hirn!“
„Ich meine die Sprache“, sagte der Dicke nachdenklich. „Du bist hier geboren – vermute ich zumindest – aber du hast nie die Sprache gelernt, die hier gesprochen wird. Deine Mutter sprach sie selbst nur dann, wenn es unbedingt nötig war. Und sie suchte mich aus, dich zu erziehen, weil ich eure Sprache konnte. Sie machte zur Bedingung, dass ich nur in dieser Sprache mit dir reden durfte.“ – „Stimmt. Die Briefe sind in derselben Sprache und auch der Kapitän, zu dem sie mich gab, sprach sie“, setzte Kanubio des Dicken Gedanken fort. „Und dort, wo ich jetzt lebe …“ Der Dicke nickte nur zustimmend zu seinen Worten.

„Kennst du einen Titus oder einen Bruder Ernesto?“ fragte Kanubio.
„Einen Titus kenne ich, aber der ist kein Waldmönch oder Priester, sondern ein Fischer und mit Horteras hat der absolut nichts am Hut.“
„Ich kenne einen“, sagte Kanubio leise, „aber dass der mal ein blutrünstiger Söldner gewesen sein soll, kann ich mir absolut nicht vorstellen. Andererseits …“ Er verstummte innerlich aufgewühlt und schüttelte nachdenklich den Kopf.
„Frag ihn einfach“, sagte der Dicke in beruhigendem Tonfall. „Wenn er es ist, kennt er vielleicht die Antworten auf all deine Fragen.“

Kanubio nickte kurz, erhob sich und ging gedankenverloren zu seinem Pferd. Der Abschied der beiden war kurz und herzlich.
„Wie heißt du eigentlich?“ fragte ihn Kanubio lächelnd aus dem Sattel. – „Ich weiß nicht“, grinste der Dicke verschmitzt. „Hab’s vergessen.“
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Kanubio Bunjam





 Beitrag Verfasst am: 16 Sep 2007 18:50    Titel:
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*Erschien zuvor die Schrift bemüht ordentlich, zeigt sich ab hier ein völlig verändertes Schriftbild. Wohl ist der Rest des oben begonnenen und hier fortgesetzten Briefes an die Freunde in der Heimat sehr schnell und ohne lange zu überlegen zu Ende geschrieben worden.*

Ich fand Briefe und Schmuckstücke in der Schatulle. Briefe, die von meinem Vater geschrieben wurden, doch sind sie nicht mit seinem vollständigen Namen unterzeichnet. Briefe an meine Mutter und an mich. Die Zeilen erklären viel und doch werfen die Worte und Zeichen unzählige neue Fragen auf.
Ich traf den Dicken wieder. Er konnte mir auch nicht viel weiter helfen.

Ungeduldig warte ich auf mein Schiff und die Passage nach Gerimor, doch ist es noch nicht so weit. Die mir hier noch verbleibende Zeit werde ich nützen, um meine wirren Gedanken zu beruhigen.

Ich vermisse Euch und sehne mich zurück in die Heimat!

Kanubio

*Das zusammengerollte und mit einer einfachen Baumwollkordel verschnürte Pergament mit der Aufschrift „An die Geister, Gerimor, Taverne am Wegkreuz“ bringt er in den Hafen, wo er es mit ausreichenden Botenlöhnen einem Kapitän übergibt, dessen Kurs auf Bajard gerichtet ist.*
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Nadua





 Beitrag Verfasst am: 17 Sep 2007 19:42    Titel:
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Eine Tage sind vergangen, als Nadua mal wieder am Wegekreuz vorbei kommt. Die Nächte werden langsam immer kühler und so beschliesst sie, sich doch mal die Stiefel anzuziehen. Die Kapuze des Umhangs hat sie tief ins Gesicht gezogen und den Blick auf den Boden gerichtet.

Der Körperhaltung nach könnte man meinen Nadua geht etwas geknickt und versunken in Gedanken durch die Welt.
Plötzlich ertönt ein Ruf aus Richtung der Taverne. "Nadua, bist du es?"

Nadua hebt den Kopf, zieht sich die Kapuze etwas aus dem Gesicht und lächelt den Wirt freundlich wie immer an. Sie geht langsam auf ihn zu und sieht die Pergamente, mit denen der Wirt sie zu sich winkt.

"Das wird aber Zeit, dass du vorbei kommst. Schau nur, soviel Nachrichten für euch und einige liegen schon viele Tage hier." sagt er zu Nadua und überreicht ihr die Pergamente. Anders als sonst, nickt Nadua nur, gibt dem Wirt als Dank jedoch wieder einige Früchte.

"Habt Dank" sind ihre einzigen Worte. Mit den Schriften versteckt unter dem Umhang entschwindet sie in der Dunkelheit und macht sich auf den Weg ins Lager.

Dort angekommen, setzt sie sich ans Feuer. Sie macht ein Pergament nach dem anderen auf und liest sie aufmerksam durch.
Plötzlich springt sie mit weit aufgerissenen Augen auf. "Kanubio hat seinen Vater gefunden" sagt sie freudig, doch gleich fängt sie an zu grübeln. "Naja, gefunden noch nicht, aber wir werden ihm dabei helfen!", kommt es aus ihr herausgesprudelt.

Sie bringt die Briefe ins Gemeinschaftshaus, damit auch die anderen sie lesen können und entscheidet sich die Nacht im Lager zu verbringen.
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