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Mont´Mordre - Litanei des Todes
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Dox Mont´Mordre





 Beitrag Verfasst am: 13 Aug 2007 12:35    Titel: Mont´Mordre - Litanei des Todes
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Schuld wird in Blut vergolten - Die Anfänge eines Piraten




Die Flamme der Schädelkerze tanzte. Ihre Bewegungen waren von fast anmutiger Schönheit, schienen in endlosen Drehungen um den dünnen Docht zu zirkulieren. Beinahe, als wären sie in heller Aufregung angesichts ihrer kommenden Aufgabe. Sie war die einzige Lichtquelle an diesem Ort jenseits jeglicher Normalität. Mit geschlossenen Augen ging der Pirat Namens Dox vor der Kerze bedächtig auf die Knie und küsste das mattschwarze Amulett um seinen Hals. Die Blutrinne seines Degens war noch nicht gänzlich getrocknet. Das Gefühl von Trauer und gleichzeitigem Triumph lastete schwer auf seiner Brust. Dann hob er den Kopf, öffnete die Augen und betrachtete das Schauspiel der Flamme bis sein Blick glasig wurde. Das Gefühl das er bereits kannte setzte ein. Sein Körper wurde träge, seine Muskeln entspannten sich und all seine überflüssigen Gedanken wurden hinweggeschwemmt, während sein Geist ins Reich der Träume segelte und eine altbekannte Melodie seinen Lippen entsprang.



Blut an meiner Klinge
Rum in meinem Schlund
Im Sturm der Singsang tut -
Von Todgeweihten kund !
Mein Leben dem Piratentum
Meiner Heimat La Cabeza
Und wenn das Schiff es geht zukehr
Nie kehr Ich dir meinen Rücken !
Und sei um zu sinken
In das tiefe blaue Meer



Alte Erinnerungen ...


La Cabeza lag außergewöhnlich ruhig da. Nichts deutete darauf hin, dass in dieser Nacht etwas besonderes, gar außergewöhnliches, geschehen sollte. Das Mondlicht brach sich in milliarden glitzernder Diamanten in den an den Strand gespülten Wellen. Doch selbst sie vermochten nicht das gequälte Stöhnen zu übertönen das aus einer lose zusammengezimmerten Baracke neben Madame Minfays Badehaus drang. Ein nüchterner Zuhörer hätte vielleicht die undeutlich gestammelten Worte mehrerer Mädchen vernehmen können die da mit sich überschlagenden und dennoch bemüht leisen Stimmen durcheinander riefen.
"Ich kann bereits den Kopf sehen, nicht zu fassen!" - "Sei Still Kyra, willst du das sie dich ... sind das die Hände?"
Und wäre besagter Zuhörer zugegen gewesen, so wäre er sicher vor Neugier platzend zu einem der staubigen Fenster an der Südwand des Schuppens geeilt um einen neugierigen Blick hindurch zu werfen. Dort, im Licht einer gedämpften Laterne nur undeutlich zu erkennen, standen mehrere knapp bekleidete Damen um ein provisorisch errichtetes Lager herum auf das eine schweißüberströmte und sich qualvoll windende Frau gebettet war.
"Ophelia halte durch und sei in Pereras Namen leise!"
Ein dumpfes, aber offensichtlich wütendes Stöhnen war die Antwort das sich jedoch binnen weniger Augenblicke zu einem abgehackten Schrei steigerte, der für Augenblicke in der Luft hing um dann abrupt abzubrechen.
"Ich habe es ... Mädchen, Ich habe es!", ertönte die helle, an ein quieken erinnernde, Stimme einer wohlbeleibten Dame in dunkelroten Netzstrümpfen.
"Sie ist ohnmächtig, aber was in aller Welt ist ... Perera steh uns bei!"
Die letzten Worte gingen im vielfach überraschten Aufschrei der anderen Frauen unter. Tatsache war, dass in dieser Nacht die unehelichen und heimlich ausgetragenen Zwillinge der Dirne Ophelia das Licht, oder vielmehr, den Sternenhimmel über La Cabeza erblickten. Vor unzähligen Monden nahm ein Pirat der Insel Namens Camino Mont'Mordre die Dienste der äußerst geschickten, wie als verrufen geltenden Ophelia in Anspruch. Er wusste nicht, dass sein vom übermäßigen Rumgenuss gebeutelter Charme einen dermaßen prägenden Eindruck hinterlassen hatte, dass Ophelia in aller Heimlichkeit beschloss ein Kind, etwas ungewohnt einzigartiges auf einer Insel wie La Cabeza, zu empfangen. Ihr Plan gelang und in der kommenden Zeit erfuhr sie Unterstützung durch Madame Minfay und ihre Mädchen, einer eingeschworenen Gemeinschaft verruchter aber nicht unintelligenter Dirnen. Der Beschluss die Geburt vor den Piraten der Insel und insbesondere vor Perera geheim zu halten war trotz aller möglichen Konsequenzen schnell beschlossene Sache. Insbesondere auch, da jeder wusste das Camino Mont'Mordre über einen langen Zeitraum regelmäßiger Kunde Ophelias war. Eine Peinlichkeit, die man ihm ersparen wollte.
So wurden in dieser Nacht die Zwillinge Dox und Mirai geboren. Zwei Kinder die fortan unter der sengenden Sonne der Südsee, umgeben von Rum und Piraterie aber unter dem Schutz Madame Minfays und ihrer Mädchen aufwachsen sollten ...





„Auf und davon, den Wind im Rücken, das Ziel vor Augen!“
- Ophelia -


Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten seine Stirn, so dass er träge wie er war, erst das eine, dann das andere Auge aufschlug. Benommen setzte sich Dox auf, bemerkte erst jetzt das er sich in einer notdürftig befestigten Hängematte zwischen zwei Felsformationen befand und stürzte kopfüber in den von Wasser aufgeweichten Sand. Prustend und fluchend richtete er sich wieder auf, kämpfte einen Moment lang um sein Gleichgewicht und konzentrierte sich letztendlich mehr schlecht als recht darauf nicht erneut Bekanntschaft mit nassem Untergrund zu machen. Welcher Tag war heute? Fragte er sich während er mit unsicheren Schritten in eine nahe Felsnische trat. Etwas hatte ihn geweckt. Etwas, das mit dem heutigen Tag zu tun hatte. Umständlich klaubte er einen ledernen Beutel vom kühlen Gestein, griff hinein und förderte einen zerbrochenen Spiegel zu Tage. Eitel wie er war, wohlweislich ohne diesen Umstand jemals zuzugeben, blickte er in das von unzähligen Sprüngen verzierte Glas.
Was er sah gefiel ihm. Schwarzes, leicht zotteliges Haar das ihm in einer jugendlichen Tolle in die Stirn fiel und das Antlitz eines vielleicht zwanzig Sommer alten Burschens einrahmte. Dunkelblaue Bänder waren hier und dort in seinen Schopf geflochten. Ein ebenso schwarzer, jedoch sorgsam gestutzter, Bart umgab sein Kinn und seine Wangen. Seine sonnenverbrannte Haut war makellos und hob seine klaren, hellblauen Augen noch deutlicher hervor. Ein dünnes, aber humorloses Lächeln umspielte seine Lippen. Er war zugegebenermaßen nervös. Denn so schnell wie der Rausch des Rums verflog, so rasch kehrte auch die Erinnerung an den gestrigen Tag zurück. Heute würde er das erste Mal mit zur See fahren. Zwar war er schon des öfteren draußen gewesen, doch würde er diesmal mit Joaquin Amado Perera selbst auf Deck stehen. Der etwa zehn Sommer ältere Piratenanführer hatte in den vergangenen Tagen Ersatz für einen an die Haie verlorenen Maat gesucht und in ihm gefunden. Dox, der zwar wusste das er der Sohn eines Piraten und einer Dirne war, diesen Umstand aber auf Bitten seiner Mutter verschleierte, war einer der ersten unter den vielen Freiwilligen gewesen. Die "Tesoro Negro" war ein legendäres Schiff und viele rissen sich darum ein Teil der Mannschaft zu werden. Er wusste nicht was letztendlich ausschlaggebend gewesen war. Vielleicht die Tatsache, dass er sich in vielerlei Arbeiten auf La Cabeza profilieren konnte und durch besonders handwerkliches Geschick glänzte. Oder aber der Umstand, dass seine Abenteuerlust Inselbekannt war und ein Degen kein Fremdwerkzeug in seinen Händen darstellte. Zusammen mit seiner Schwester hatte er bereits in jungen Jahren primitive Flöße gebaut und diese zu Wasser gelassen. Einmal waren sie nur knapp der mörderischen Strömung außerhalb der Riffe La Cabezas entkommen. Dox ließ den Spiegel wieder im Beutel verschwinden, schulterte diesen und eilte den Strand empor in Richtung Hafen. Einen Moment lang, ließ er den Blick über "El Nicho" wandern. Heute werde ich dir alle Ehre machen Perera, dachte Dox und stürmte noch schneller voran. Nahe der Schnapsbrennerei wurde er gezwungen kurzzeitig inne zu halten, als er seine Schwester erblickte. Er duckte sich in den Schatten einer gewaltigen Farnpflanze und starrte aus mürrisch zusammengekniffenen Augen zu ihr herüber. Verspottet hatte sie ihn, als er ihr von seinen Plänen erzählt hatte auf der "Tesoro Negro" anzuheuern. Doch selbst der Anblick seiner Schwester konnte die Euphorie die plötzlich von ihm Besitz ergriffen hatte nicht dämpfen und das triumphierende Grinsen, das Augenblicke später sein Antlitz verzerrte schien unangreifbar. Sie würde ihr blaues Wunder erleben, sobald er zurückkehren würde. Seite an Seite mit Perera, den Degen lässig in seinem Waffengurt und den Bauch der Schiffes zum Bersten voll mit Gold. Als er es als sicher erachtete sein Versteck zu verlassen war die Mittagsstunde angebrochen. Im Hafen sammelten sich unzählige Männer und Frauen, verruchte Gestalten, Halsabschneider, Dirnen und Trunkenbolde. Und da lag auch das Schiff. Wie ein gestaltgewordener Traum ruhte die "Tesoro Negro" im türkisblau schimmernden Wasser des malerischen Hafens von La Cabeza. Die Segel gestreckt und die schwarze Fahne der Piraten gehisst, flatternd im aufkommenden Südwest Wind. Als er über die Planken eilte, fiel sein Blick auf eine ihm wohlbekannte Frau. Madame Minfay. Seine Mutter, die in letzter Zeit nicht mehr Herr ihrer alkoholverwirrten Sinne war, erwartete er ohnehin nicht. Als sie seinen Blick bemerkte, schenkte sie ihm einen ihrer seltenen, ehrlich gemeinten Anflüge eines Lächelns. Sein Spurt endete vor einem klapprigen Holzpodest, vor dem ein leicht gebeugter und ebenso klappriger Mann mit fettigem Haar, Augenklappe und weniger Zähnen im Mund als Pocken auf seinen Wangen, hockte. Dox wusste, dass dies der erste Maat der "Tesoro Negro" war. Als er vor ihn trat, huschten die Augen des Gegenübers prüfend über seine Statur. "Name?", brummte der Maat und kniff die Lippen anschließend zu einem schmalen, blutleeren Strich zusammen.
"Dox", erwiederte er, den Blick starr geradeaus gerichtet.
"Soso ... seltsamer Name", knurrte der Maat und musterte ihn aus seinem verbliebenen, misstrauisch zusammengekniffenen Auge.
„Bewaffnung?“
„Ich ... bin recht talentiert im Umgang mit dem Degen. Viele Übungskämpfe liegen hinter mir“, murmelte Dox, die Hände hinter seinem Rücken verschränkt um seine Nervosität nicht allzu offensichtlich zu zeigen.
„Degen soso ... na warte Bursche, da werden wir dich wohl ein wenig Pulverdampf schnuppern lassen müssen“ lachte der erste Maat urplötzlich und schlug ihm kameradschaftlich gegen die Seite.
„Na mach, dass du an Bord kommst Hampel. Deck schrubben, Leinen ölen, Segel einholen. Das werden deine ersten Aufgaben. Danach gehts ans Eingemachte.
Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen huschte Dox an ihm vorbei und begann sich wie die anderen Mitglieder der Besatzung über ein gesponnenes Hanfseil an Deck zu hangeln. Als er seinen Blick erneut über den Hafen wandern ließ, gewahrte er in der Ferne die Gestalt seiner Schwester, reglos unter einer Kokospalme stehend und seinen Blick erwidernd. Einen Moment hielt er inne, reckte dann so gut es ging den Daumen der linken Hand und hangelte sich weiter nach oben. Seine Muskeln begannen bereits spürbar zu erlahmen als die rettende Holzreling in Sichtweite kam. Gerade wollte er sich empor ziehen als sich ihm eine in kostbare Lederhandschuhe gehüllte Hand entgegen streckte. Dankbar ergriff er diese und ließ sich an Deck holen. Für einen Moment lang sah er nur die Weite und Pracht des Oberdecks, bis sein Blick auf den Mann fiel der ihn an Bord gezogen hatte. Ein Mann, der ihm sehr wohl bekannt war und dessen markante Gesichtszüge unvergessen sein sollten. Joaquin Amado Perera.
Als seine Stimme erklang und Käpt‘n Lorchen mit weit ausgreifenden Flügelschlägen von den Schultern seines Herrn Richtung Ausguck flog, fühlte sich Dox mehr als sicher den richtigen Entschluss gefasst zu haben.
„Willkommen an Bord der Tesoro Negro ...“


Zuletzt bearbeitet von Dox Mont´Mordre am 13 Aug 2007 15:06, insgesamt 4-mal bearbeitet
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Mirai Mont´Mordre





 Beitrag Verfasst am: 17 Aug 2007 15:37    Titel:
Antworten mit Zitat

Blut an meiner Klinge
Rum in meinem Schlund


Vertraute Klänge, eine noch vertrautere Stimme, die ein altes Piratenlied in beträchtlicher Lautstärke und mehreren falschen Tönen garniert sang, näherten sich. Mirai hob das rechte Augenlid, blinzelte mehrfach in die sengend helle Sonne. Kein Zweifel, Dox näherte sich. Und dem Klang nach hatte er bei seiner Arbeit in der Brennerei entweder die Dämpfe zu tief inhaliert oder unauffällig eine Flasche unter seinem weiten Hemd verschwinden lassen.

Im Sturm der Singsang tut -
Von Todgeweihten kund!


Der letzte Ton öffnete auch das linke Auge, missbilligend stützte sie sich mit den Ellbogen im Sand ab und starrte ihrem Bruder entgegen. Während sie vor ihrem geistigen Auge bereits die passenden Phrasen zurecht legte, um Dox angemessen zu empfangen, ertastete ihre Hand das neben ihr liegende Netz. Es würde wohl wenig eindrucksvoll klingen, ihn wegen seiner nachmittäglichen Trinkerei zu kritisieren, wenn er sie selbst dösend im Schatten vorfand. Das Netz wurde heran gezogen, über ihre Knie mit der hochgekrempelten, ausgebleichten Hose gelegt.

Mein Leben dem Piratentum
Meine Heimat La Cabeza


Es waren nur noch wenige Schritte, die die beiden Geschwister voneinander trennten. Mirai rümpfte die Nase, als erste Duftwolken durch die warme Luft zu ihr drangen. Betont arbeitsam senkte sie den Kopf über das Fischernetz, untersuchte mehrere gerissene Stellen um dann gekonnt in eben jenem Moment aufzublicken, in dem sie den größten Effekt erzielen würde. Doch ihre so sorgsam zurecht gelegten Worte verklangen ungehört, denn nun ließ sich der braungebrannte Jüngling neben ihr in den Sand sinken und sang andächtig die letzten Zeilen des Liedes, mit dem Mirai stets ihren nur aus Geschichten bekannten Vater verband.

Und wenn das Schiff es geht zukehr
Nie kehr ich dir meinen Rücken !
Und sei es um zu sinken
In das tiefe blaue Meer.


Als der letzte Ton verklang, blitzte ihr ein hellwaches, nüchternes Augenpaar entgegen. „Du hast gedacht, ich hätte getrunken.“ stellte Dox mit einem triumphierenden Blinzeln fest. Mirai antwortete mit einem Schnauben und einem Ellbogenstoß, dem allerdings die Schärfe fehlte. Das Lied hatte sie – wie stets – sentimental gestimmt. Ihre Mutter Ophelia hatte ihnen als Kinder immer wieder die Geschichte von dem faszinierenden Pirat Camino erzählt. Er hatte mit seinen Geschichten und den verwegenen blauen Augen ihr Herz gekapert, worunter sich die kleine Mirai stets etwas ausgesprochen schmerzhaftes vorstellte – sah sie doch immer wieder Trauer in den Augen ihrer Mutter aufblitzen. Der Alkohol, mit dem sich die Dirne ihr hartes Leben und die nicht immer glücklichen Erinnerungen versüßte, tat sein übrigens und ließ die in ihrer Jugend schöne Frau zu einem gleichgültigen alten Weib mit glanzlos stierenden Augen werden. Nein, Liebe war nichts Schönes oder gar Erstrebenswertes. Mochten sich die vornehmen Fräuleins in ihren Kemenaten umwerben lassen, denen der Kummer höchstens ein paar Tränen in ein besticktes Taschentuch entlockte. Für die Frauen des freien Volkes bedeutete Liebe auch Gefahr. Wer in einem Freudenhaus aufwuchs, wusste darüber Bescheid. Sie hatte nicht vor, in dieselbe Falle zu gehen. Ihr schwebte ein anderer Lebenspfad vor, einer der Freiheit und Reichtum verhieß. Insgeheim beneidete sie ihren Bruder um dessen Mut sich auf der „Tesoro Negro“ anheuern zu lassen. Wie gern würde sie an Bord dieses Schiffes stehen, das Haar vom Wind zerzaust und den Säbel an ihrer Hüfte. Zusehen wie die Konturen des Hafens von La Cabeza verschwammen, sich im Dunst der Hitze auflösten um der endlos scheinenden Weite des Meeres zu weichen. Und irgendwann würde Er neben ihr stehen, in der lässigen Pose an die Reling gelehnt, wie sie es schon so oft beobachtet hatte. Und dann…

Nun war sie es, die einen Stoss mit dem Ellbogen einsteckte, mitten in den Tagtraum hinein. „Träumst du, Schwesterchen, oder hast du getrunken?“ Dox grinste unverschämt und ließ sich genüsslich nach hinten sinken, die Arme im Nacken verschränkt. Sie zupfte an seinem Barthaar, was seine zuvor schläfrig gesenkten Wimpern in die Höhe schießen ließ. „Was liegst du hier herum? Ich will nicht schon wieder die Madame um ein Abendessen anbetteln. Wenn wir nicht bald einträglichere Arbeit finden, musst du wohl im Badehaus deinen hübschen Hin…“ Eine Handvoll Sand ergoss sich über Haare, Haut und in das lose Plappermaul Mirais. Ihr Geschimpfe und Gespucke wurde von Dox mit einem Lachen aus tiefster Kehle beantwortet, und er rollte, immer noch haltlos lachend zur Seite um den halbherzigen Angriffen auszuweichen. Als ihr Gemüt wieder gekühlt war, wurde auch er ernst. „Du hast ja Recht. Aber warte ab, die Fahrten mit der „Tesoro Negro“ werden einträglich, und wir schwimmen in Gold. Vielleicht kannst du auch irgendwo anheuern.“ Mirai ließ ein sehnsuchtsvolles Seufzen hören, gedankenverloren auf die türkis schillernde Bucht hinaus blickend. „Ja, vielleicht.“ Sie ließ das Netz und die begonnene Arbeit Arbeit sein, und sank neben ihrem Bruder in den verlockend weichen Sand. Wie sie so nebeneinander lagen, Mirais Kopf an der Schulter des jungen Mannes, war die Ähnlichkeit unverkennbar. Beide besaßen dieselben langen, schlanken Glieder, die gerade Nase und die vollen, stolz geschwungenen Lippen. Während Doxs blaue Augen allerdings träumerisch und erwartungsvoll in den Himmel sahen, war Mirais Blick ungewohnt sorgenvoll. Erst ein leises Summen riss sie aus ihren ernsten Betrachtungen der nahen Zukunft und entlockte ihr ein befreiendes Lachen. Was war sie nur für ein Dummkopf. Wann hatte stumpfes Grübeln schon jemandem geholfen? Der Tag war zu schön, um von Sorgen verdunkelt zu werden. Alles würde sich weisen, wie es immer gewesen war. Und sollte es sich zum Schlechten wenden – nun, dass war der Lauf der Dinge. Es bekümmerte sie noch nicht. Und so grub sie die Zehen in den Sand und summte die letzten Zeilen „ihres“ Liedes mit.

Nie kehr ich dir meinen Rücken
Und sei es um zu sinken
In das tiefe blaue Meer…
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