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Paias Vermächtnis - Kenne deinen Feind
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Paias Vermächtnis - Kenne deinen Feind
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Darna von Hohenfels





 Beitrag Verfasst am: 08 Aug 2007 15:06    Titel: Paias Vermächtnis - Kenne deinen Feind
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Der zweite Tag nun, den sie sich auf dem Weg befand, zu Fuß, in ihre Adlerritterrüstung gehüllt. Montag mitten in der Nacht war es gewesen, als sie ihr Haus vor den Ostmauern der Stadt verlassen hatte; Savea hatte sich noch beeilt, ihr die Tür zu öffnen, und Shaya hatte sich lieber in eine Ecke gedrückt.
Wütend hatte sie ihr Haus verlassen, und wenige Minuten vor dem Anlegen der Rüstung war sie viel wütender gewesen. "Ganz Rahal schafft das nicht...", hatte sie oben geknurrt, "aber die Magd in meinem Hause..."

Durchatmen. Schon jetzt lagen die Antworten nahe, die ihr die innere Ruhe wiedergeben konnten, es war ja auch nicht das erste Mal, daß jemand doch erfolgreich an dem Bollwerk der Selbstbeherrschung rüttelte. Trotzdem hatte in den letzten Tagen wieder das Gefühl massiv zugenommen, daß die beiden Mägde Dinge vor ihr verheimlichten, die der Verheimlichung nicht wert waren, sie anlogen oder die Worte im Mund verdrehten, um gerade so nicht zu lügen - es brachte sie auf die Palme.
"VERARSCHEN. kann. ich. mich. alleine!"
Das war die Quintessenz ihrer Meinung dazu gewesen, aber "verarschen" - daß sie dieses Wort alleine überhaupt jemals in den Mund nehmen würde...

"Ich bin angreifbar. Schon wieder die Nerven weggeschmirgelt, ganz langsam diesmal, Kleinigkeiten, und auch wieder nicht... Es können mich die Menschen leichter verletzen, die mir nahestehen, denen ich eine offene Seite zeige... und wieder will ich das nicht bereuen. Nicht hier. Nicht in meinem Heim. Nicht dort, wo ich die Rüstung mal ablegen können will."
Gerade legte sie sie an. Irgendwie kam es ihr falsch vor. "Du suchst gerade den Halt, den die Rüstung dir gibt, du legst sie nicht an, um sie zu füllen, sondern um darin Ruhe zu finden, weil sie dich stützt. Du trägst nicht die Rüstung, die Rüstung trägt dich. Das ist falsch rum."
Sie schnallte die Armschiene fest, hielt inne und schaute auf das glänzende Metall.
"Ein schützender Panzer, fürwahr..."
Bereits mit der Erkenntnis hatte sich etwas in ihr aufgerichtet und diesem Fehler großteils ein Ende bereit. Es war ihr aber nicht genug, um damit schon über die Ursache hinwegzugehen.
"Aber der Panzer muß von innen kommen."
Sie legte die Halsberge an und vergegenwärtigte sich ein weiteres Mal die Lehre der Trockenen Tränen: "An ihm wollen sich die wirklich Schwachen anlehnen..." - "Ja, und das sollen sie an mir können. Nicht an meiner Rüstung, während ich mich darinnen selbst verkrieche."
Leiser wiederholten ihre Lippen nochmal: "Er muß von innen kommen."

Es war die Zeit gekommen, Maßnahmen einzuleiten, aus den Lehren Konsequenzen zu ziehen. Sie wusste noch nicht genau, wie, sondern ahnte nur, daß es galt, aus den Schwächen endlich Stärken zu machen. "Wenn ich mir ihrer bewusst werde, kann ich sie analysieren, Schwachstellen finden und sie... besiegen. Kenne dich selber. Kenne deinen Feind."
Sie wusste noch nicht, wie, aber sie wusste, wo es seinen Anfang nehmen sollte. Sich seinen Schwächen zu stellen, hieß, den Weg der Tugenden zu gehen.
"Ihr bleibt hier", lauteten die wenigen Worte, und sie waren schneidend ausgesprochen, als sie das Haus verließ. Mochten sie ihr aus gutem Willen heraus noch so oft ungefragt und ungebeten am Hacken kleben... nein, diesmal nicht. Diese ersten Schritte mussten allein ihre sein.

Sie atmete tief die salzige Meerluft ein, und steckte die gesäuberte Klinge wieder weg. Keine der bedauernswert gebundenen, aber armseligen Wesen hatte mehr als einen Schlag vertragen. Sie spielten hier keine Rolle mehr.
Vor dem Symbol kniend, nahm sie sich so viel Zeit, wie sie brauchte, um die Ruhe in sich aufzunehmen - nicht zu lange, um der dunklen Saat in ihr zu fremd zu werden, sondern nur lange genug, um sie mit schützender Distanz zu betrachten.
"Gerechtigkeit, was sind die Schwächen, die an deinen Wurzeln nagen?"
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Darna von Hohenfels





 Beitrag Verfasst am: 09 Aug 2007 00:22    Titel:
Antworten mit Zitat

Sie wollte ihre eigenen Unzulänglichkeiten so nicht länger hinnehmen. "Du bist auch nur ein Mensch", hallte es immer wieder durch ihre Gedanken, und ja, das war richtig - doch es war nicht der Weisheit letzter Schluß. Immer wieder gab es Situationen, in denen sie hinterher feststellen musste, daß sie nicht den Tugenden gemäß gehandelt hatte. Aber warum? Und vor allem, ließen sich aus ihren eigenen Fehlern Hilfen für andere gewinnen? Konnte es gelingen, auf diese Weise Nutzen aus den Fehlern zu ziehen, nicht nur selbst gegen sich selber anzugehen, sondern Lucenius' Worten in der Krypta neues Gewicht zu verleihen?
"Aber in Zukunft wird man Euren Schritten folgen, Eurer Art, den Tugenden zu folgen."
Sie war nicht perfekt. Wenn sie inzwischen eines lernen und akzeptieren musste, dann das. Es war leicht, einem idealisierten Vorbild zu folgen. Doch gerade, wenn man die Fassade eines solchen Vorbildes bot, gab es Menschen, die umso energischer dahinter blicken wollten. Jene würden Fehler finden, denn sie ließen sich nicht immer vermeiden.
Und es galt nicht, sie jedesmal nur zu entschuldigen. Es galt, sich selbst mit ihnen zu konfrontieren und um die Auswege zu wissen. Sie konnte doch nur anderen raten, wie aus dem Sumpf zu finden war, wie sich Irrwege umkehren ließen... wenn sie selber wusste, wie eine solche Umkehr gelingen konnte.

Es hatte ihr immer leicht gefallen, die Dinge in Worte zu fassen, wie sie sein sollten. Und Texte, was die Tugenden darstellten, gab es dutzende und aberdutzende. Kaum ein Knappe oder Akoluth, der sich nicht daran versucht hätte - einschließlich ihr selber. Nun rang sie mit jedem Wort. Wie persönlich sollte sie werden? Es mochte die Identifizierung erleichtern, gleichzeitig mochte jemand dann sagen: "Das ist ihr Problem, ihre Schwäche, nicht die meine."
Würden ihre Worte begreiflich machen können, wovor sie warnen und was sie aufzeigen wollte? Betraf es überhaupt tatsächlich mehr als sie selbst? Ein wenig fürchtete sie den Moment, in dem sie diese Gedanken seiner Eminenz vorlegen würde, um sein...
Urteil darüber einzuholen. "Du kannst doch schon jetzt nicht wahrlich gerecht über deine eigenen Worte urteilen - denn es sind deine, deines Geistes Kind. Distanziere dich also."
Ab diesem Moment fiel ihr das Schreiben tatsächlich ein wenig leichter. "Wenn es falsch ist, wirst du es eben mit seiner Hilfe verbessern können."

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Es verliert den Blick für die Gerechtigkeit, wer selber betroffen ist und sich durch das Geschehen verletzt fühlt. Dafür muß man nicht direkt Geschädigter sein. Schon zu hohe Anteilnahme trübt den Blick. Sein Verlangen gilt der Gerechtigkeit, doch droht leicht, daß es ihm an Objektivität mangelt. Denn wer verletzt ist, wird dazu verleitet, auf sich selbst konzentriert zu handeln, also seine Seite mit höherer Aufmerksamkeit zu bedenken als die andere. Es kann am besten recht urteilen, wer selber aus einem Zustand der Ausgewogenheit betrachtet. So ist jedes Extrem ein Feind der Gerechtigkeit, denn schon das Vorhandensein des Extrems widerspricht ihrem Prinzip, dem Prinzip der Waage.
Gleichzeitig kann kein rechtes Urteil gefällt werden, kann nicht "allem recht getan" werden, wo nicht alles bekannt ist, was zu dem gehört, das beurteilt werden soll. Jedes Handeln hat Auswirkungen im Gefüge der Welt, die immer weiter reichen, als Sterbliche zu fassen vermögen. Nichts geschieht ohne Grund, und nichts bleibt ohne Konsequenzen.

Für das Scheitern gegeben sein müssen Betroffenheit oder mangelndes Wissen.
Emotionale Verletztheit unterhöhlt die Gerechtigkeit.
Gefühle starker Ausprägung verwehren den klaren Blick auf sie.

Mässigung und Umsicht sind somit wesentliche Schlüssel, die den Weg zur Gerechtigkeit freigeben. Willst du urteilen, so prüfe, ob du betroffen bist. Kannst du dem zu beurteilenden nicht mit ruhigem Gemüt gegenüberstehen, so prüfe, warum dem so ist. Erkenne dich und deine Beweggründe, so ist dir der Schlüssel gegeben, die nötige Distanz zu gewinnen.
Willst du urteilen, so prüfe, was du weißt. Alles, was sich deinem Verständnis entzieht, sollte deinen Argwohn wecken. Es gibt keine losen Fäden, und es fällt leicht, etwas für nicht wichtig zu erklären, nur weil einem die Gründe und Geschehnisse schleierhaft sind. Bedenke, selbst wenn du etwas für unwichtig erklärst, ist dies ein Urteil - du solltest also auch an diesem Punkt wissen, wovon du redest.
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Darna von Hohenfels





 Beitrag Verfasst am: 09 Aug 2007 18:50    Titel:
Antworten mit Zitat

Aufopferung. Sie hatte Nevyn hier erwartet, und sie blieb noch lange, nachdem er wieder gegangen war. Sie hatte sich auch nicht lange darüber wundern wollen, daß bei Vereinbarung dieses Treffens noch nicht abzusehen gewesen war, daß sie auch ohne Termin dann heute hier hätte weilen wollen - es passt eben.
Immer, wenn sie hier war, fühlte sie sich vermutlich wie ein Kapitän, der den Anker seines Schiffes berührt... ein Teil von ihr wusste hier immer einen Ort, der ihr ganz persönlichen Halt, Sicherheit und Ruhe gab. Sie fand sich hier wieder. Die Mahnung des diamantenen Kodex lautete, keine Tugend außer acht zu lassen und keine über alle anderen zu erheben. Aufopferung war auch nicht alles, und konnte nicht ohne das Zusammenwirken mit den anderen Tugenden bestehen. Es war nur jene, zu der sie als Person am leichtesten einen Zugang zu finden schien. "Du bist auch nur ein Mensch" - ja, da war es wieder. Alatars Werk und Paias Vermächtnis, daß es "nur" heißen musste.
Hatte sie sich je vor der Aufopferung versündigt? "Du weißt nicht, was du hast! Und haben kannst!", hallten ihr sofort Adrenalons Worte von einst durch die Ohren. Er hatte nicht ganz recht gehabt, aber...

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Es mißachtet jener den Geist der Aufopferung, wer den Wert einer Sache zu hoch oder zu niedrig schätzt. Geopfert werden kann nur etwas, über das man selber verfügen kann, sei dies Besitz oder Dinge, für die man die Verantwortung trägt. Es ist der Geizhals bekannt, der um seines persönlichen Reichtums willen sich an weltlichen Gütern festkrallt, während andere vor seinen Augen Not leiden. Er handelt genausowenig im Sinne der Aufopferung wie jener, der gedanken- und bedenkenlos etwas fortgibt, was für ihn selber wertlos ist. Dies mag im besten Falle spendabel sein - ein Opfer jedoch ist es nicht, und hat damit kaum moralisches Gewicht für diese Tugend.
Auch Blindheit für die tatsächlichen Bedürfnisse des anderen ist ein Versagen an der Tugend. Der Wert dessen, was du gibst, soll nicht nur erhalten bleiben, sondern sich durch die Gabe erhöhen. Aufopferung ist dort nötig, wo es gilt, einen bereits entstandenen Schaden zu beheben oder direkt drohenden größeren Schaden zu vermeiden. So ist es nicht im Sinne der Aufopferung, dir wertvolles Brot einem Dürstenden zu geben. Du verhinderst damit keinen Schaden, sondern forderst erst welchen durch dein eigenes Leid heraus.

Habgier und Verschwendung, sie beide bieten für die Aufopferung keinen Raum.

Wertschätzung und das Erkennen der Notwendigkeiten ebnen dir den Weg zu dieser Tugend.
Sei dir bewusst, daß nichts, was du geben kannst, wertlos ist oder leichtfertig hergegeben sein sollte, denn ist es guter Natur, so ist es Teil von Eluives Schöpfung - schätze sie nicht gering. Schätze sie auch nicht zu hoch, denn nichts ist allein deines Schaffens Werk, sondern alles Verliehen von der Schöpferin der Welt, kann gegeben wie genommen werden, ist oft selber vergänglicher Natur und steht unter einem höheren Willen. Halte dir alle möglichen Konsequenzen vor Augen, denn du willst etwas verändern, indem du von einer Stelle fortnimmst und woanders einfügst. Und groß wären Versagen und Leid, wo etwas wertvoll gegebenes ohne die erstrebte Wirkung verloren ist. Wahrhaftig erstrahlt dort der Verdienst der Tugend, wo die Freude über den Gewinn die Trauer über den Verlust überwiegt.
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