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Kleines Wüstenjuwel
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Jahwarah Bashir





 Beitrag Verfasst am: 07 Jun 2007 04:29    Titel: Kleines Wüstenjuwel
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Auszug aus der Kindheit

Das Farbenspiel hatte begonnen.
Es wiederholte sich in immer gleichen Abständen, zur immer gleichen Zeit.

Es war der Moment, in dem der lodernde Feuerball das glitzernde Meer küsste und sich darauf vorbereitete in ihm zu versinken. Das endlose satte Blau des wolkenlosen Himmels verwandelte sich in ein zartes Rot, dessen Ausläufer mit einem kräftigen Violett abschlossen. Ein verzerrtes Abbild spiegelte sich im Türkis des Ozeans und wandelte auch seine ursprüngliche Farbe in ein frohes Spiel. Es funkelte und strahlte, als hätte eine große Hand abertausende von Diamanten in die Wellen geworfen.

Die Stupsnase in die Luft gereckt, streckte Jahwarah ihr Gesicht dem Sonnenkuss entgegen. Eine sanfte Brise liebkoste die gebräunte Kinderhaut und ließ kaum erahnen, welch’ kalter Wind in wenigen Stunden durch die Nacht ziehen würde. Abend für Abend verbrachte die kleine Menekanerin auf dem Dach des Elternhauses, den runden Hintern auf ein weiches Kissen gebettet und eiferte dem Sonnenuntergang entgegen. In den Händen hielt sie immer – und es gab keine einzige Ausnahme – eine Juwelenkette ihrer Mutter Sanaya. Das Stibitzen des Schmuckstücks aus der kleinen Schatulle gehörte zu dem abendlichen Ritual des Mädchens dazu. Und sie war stolz darauf noch niemals dabei erwischt worden sein!

Jahwarah wusste nicht, dass die Mutter ihrem Treiben schon längst auf die Schliche gekommen war und Sanaya hatte auch kein Interesse daran ihre Tochter darüber in Kenntnis zu setzen. Sie ließ der Kleinen ihre Freude und erteilte damit ihrem mütterlichen Herzen selbst eine.

So blickte Jahwarah jeden Abend fasziniert in die geschliffenen Steine, die das himmlische Farbenspiel zu Tausenden brachen und neu reflektierten. Je nachdem wie sie die Juwelen drehte, entstanden neue Farbtöne und Muster. Den Trick hatte sie vor einigen Mondläufen von ihrem Bruder Ibraheem abgeschaut. Er hatte eine ähnliche Kette besessen, einem Mädchen hatte er sie schenken wollen. Als Jahwarah ihn beim Betrachten des Schmuckes ertappt hatte, offenbarte er ihr das Farbenwunder. Doch Rajeed, der Vater der Geschwister, hatte sie ihm weggenommen. Ganz erbost war er und seine donnernde Stimme war noch lange zu hören gewesen.

Seit diesem Tag hatte das Mädchen ihrer Bruder nicht wieder gesehen. Die Erwähnung seines Namens hatten ihr tadelnde Blicke und auch manches Mal eine Strafe eingebracht. So hatte Jahwarah es sich angewohnt Ibraheems Namen nur noch auszusprechen, wenn sie alleine war. Zum Beispiel jeden Abend auf dem Dach des elterlichen Hauses. Mit der Kette Sanayas in der Hand, hoffte sie ihn anlocken zu können, denn auch er war vom Farbenspiel der Steine begeistert gewesen. Außerdem schwor sie sich jeden Abend aufs Neue, dass sie ihrem Bruder eine Kette schenken würde sobald er zu ihr zurückkehrte. Sie würde den Schmuck selbst formen und schleifen, das nahm sie sich fest vor – ungeachtet der Tatsache, dass sie nicht einmal ansatzweise wusste wie sie das bewerkstelligen konnte.

„Jahwarah! Komm, es gibt Abendessen!“. So wie Jahwarah Abend für Abend die Juwelenkette entführte und auf dem Dach Platz fand, so erklang immer zur gleichen Zeit die glockenhelle mütterliche Stimme um zum Essen zu rufen. Stets kurz bevor der Feuerball vollends hinter dem Ozean abtauchte.

„Gleich! Ich will noch zusehen wie die Sonne verschwindet!“, rief das Mädchen daraufhin immer zurück, der Dialog war beiden Seiten wohl bekannt.

„Aber danach kommst du gleich herab, ja?!“, folgte es gewohnheitsgemäß aus dem Munde der Mutter, dabei schon den Rückweg gen Küche antretend. Sanaya wusste, dass ihr Sprössling dem Sonnenuntergang nicht bis zum Schluss zusah, sondern die
Zeit benötigte um die Juwelenkette wieder an ihren Platz zu bringen. Und sie spielte gerne dabei mit. Es war ein kleines Ritual von vielen und es verlieh dem Tag eine seiner kleinen Besonderheiten.

Nach dem Abendessen folgte das nächste Ritual, wenn Sanaya ihrer Tochter die Geschichte des Salzberges Cantar erzählte. Das Wüstenvolk hatte viele Geschichten zu bieten, doch die Entstehung des Salzberges gehörte seit jeher zu Jahwarah’s Favoriten. Immer wieder betonte die kleine Wüstendame, dass sie den Berg eines Tages besuchen und wie Saajid das Salz abbauen würde. Wenn sie erst einmal groß und stark genug war! Stets bedeckte Sanaya ihre Tochter daraufhin mit einem Lächeln ohne weiter darauf einzugehen.

„Schlaf schön, mein kleines Juwel!“

[...]
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Jahwarah Bashir





 Beitrag Verfasst am: 13 Jul 2007 07:26    Titel:
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Ende aller Kindertage – 16 Jahre

Er näherte sich unaufhaltsam.
Er war unvermeidbar.
Er würde kommen.
Ganz gleich ob sie wollte oder nicht.

Der 16. Geburtstag.
Das Ende ihrer Kindertage.
Das Ende des sorglosen Daseins.
Der Anfang. Ja, wovon eigentlich?

Die Geschichten über den berüchtigten 16. Geburtstag waren jedem Mädchen in Menek’ur bekannt. Mütter, Tanten und Cousinen bereiteten die jungen Sprösslinge seit jeher auf diesen Tag vor. Sie erzählten von der Pflicht einen Schleier zu tragen, das jugendliche Antlitz zu verhüllen. Sie sprachen von dem Gebot die Haare offen zu tragen als Zeichen dessen, dass man noch nicht verheiratet war. Sie mahnten vor der Notwendigkeit die Jungfräulichkeit zu wahren bis zum Tag der Ehe. Und sie schwärmten von der Möglichkeit in den Harem des Erhabenen aufgenommen zu werden. Ihm, dem Auserwählten nahe zu sein, ihm zu dienen. Gesang und Tanz perfektionieren zu können um ihm zu gefallen.

Auch an Jahwarah waren diese Geschichten nicht vorüber gegangen. Ihre Mutter gehörte zu eben jenen Frauen, die ihren Kindern nicht genug davon erzählen konnten. Und doch gab es einen Unterschied.

Während Sanaya ihrer Tochter die bald verbindlichen gesellschaftlichen Pflichten nur so predigte, verlor sie über den Harem des Emirs kein einzelnes Wort mehr.

Jahwarah erinnerte sich, dass dies nicht immer so war, vor vielen Jahren konnte ihre Mutter von dem Thema kaum genug bekommen und immer wieder hatte sie betont, dass auch Jahwarah eine edle Haremsdame werden würde. Doch es kam ein Augenblick, seitdem dieses Thema verstummt und nie wieder aufgekommen war – der Zeitpunkt von Ibraheems Verschwinden. Während die junge Wüstenblume damals froh darüber gewesen und so vermehrt in den Genuss von Geschichten über Cantar und das weiße Gold gekommen war, wurde ihr erst am Vorabend ihres 16. Geburtstages bewusst weshalb alles so geschehen ist.
Und die Erkenntnis war bitter.

Zum ersten Mal saß Jahwarah nicht alleine auf dem Dach des Elternhauses und betrachtete de Sonnenuntergang. Doch all’ die Schönheit des Farbenspiels und die wundersame Verwandlung der Welt waren an diesem Abend nebensächlich.

Die Hände ihrer aufblühenden Tochter haltend und immer wieder fest drückend, brach die langsam alternde Menekanerin das Schweigen der letzten Jahre. Sie öffnete die dunklen Vorhänge um Ibraheems Verschwinden und brachte Klärung.

In ein Mädchen war er damals verliebt gewesen, bis über beide Ohren. Doch der Vater des Mädchens hatte andere Pläne, Ibraheem war nicht der Mann, den seine Tochter ehelichen sollte. Er hatte den beiden den Umgang miteinander verboten, doch sie hielten sich nicht daran. Das Glück war ihnen nicht hold gewesen und der Vater des Mädchens erwischte die Beiden. Als die Wachen den jungen Ibraheem aus dem Hause werfen wollten, hatte er dem Vater seiner Angebeteten aus Wut und Unverständnis die Nase gebrochen. Der Emir selbst war es gewesen, der daraufhin einen Bann für fünf volle Jahre ausgesprochen hatte.

„Das ist nun über drei Jahre her. Doch die Schande seiner Verbannung liegt noch immer über uns, über deinem Vater und über mir. Und auch über dir“. Die Mundwinkel Sanayas waren schmerzhaft verzogen, die sonst vollen Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst. Die Qual der Schande war ihr ins Gesicht geschrieben. Ein Gesicht, welches sie all’ die Jahre vor Jahwarah verborgen hatte.

„Und weshalb erzählst du mir das genau heute? Genau an diesem Tag?“.

„Ich hätte dich so gerne als Haremsdame gesehen, Jahwarah. Es hätte mich so sehr mit Stolz erfüllt. Doch die Verbannung deines Bruders lässt es nicht zu. Die Schande liegt auch über dir und der Emir verweigert dir den Zutritt zu seinem heiligen Garten“.

Wo für einen Augenblick Licht herrschte, zogen wieder dunkle Wolken heran. Die Arme ihrer Mutter schlangen sich um Jahwarah, hielten sie und wollten sie nicht mehr von sich lassen.

Der Emir will dich nicht…

[...]
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Jahwarah Bashir





 Beitrag Verfasst am: 22 Jul 2007 06:56    Titel:
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Zeit heilt Wunden

„Doch mein Salz will er!“

Voller Elan feuerte Jahwarah ihre Picke auf das weißlich schimmernde Gestein und unter einem dumpfen Knallen löste sich ein enormer Brocken und kugelte zu Boden. Sie nahm ihn auf und legte ihn zu den bereits zuvor abgeschlagenen Stücken in einen stabilen Bastkorb. Bis zum Rand gefüllt war es damit an der Zeit sich dem zweiten Teil der Sache zuzuwenden. Aus einer Seitentasche ihrer ledernen Schürze nahm Jahwarah Hammer und Meisel und begann die groben Salzbrocken damit zu bearbeiten. Schwungvoll und kräftig ließ sie die Werkzeuge auf ihr Ziel niedersausen, als wolle sie mit jedem Schlag etwas beweisen.

Wollte sie das?
Hatte sie das nicht schon?
Zumindest zu einem Teil?

Eines Tages, wenn ich groß und stark bin, werde ich Cantar besuchen und das Salz abbauen wie Saajid!

Seit frühster Kindheit war dies ihr Wunsch gewesen. Und wo war sie nun?
Sie stand inmitten des Salzberges, spürte die Feuchtigkeit des weißen Staubes auf ihrer Haut, fühlte wie er das Gewebe ihrer Kleidung durchdrang. Sie war dort, wo sie immer hin wollte. Sie stand in den Fußstapfen Saajid’s!

Die Schmach vor geschlossenen Haremstoren zu stehen fraß nach wie vor an ihr. Doch mit jedem Körnchen Salz hatte sie das Gefühl diese abarbeiten zu können. Und irgendwann, davon war sie überzeugt, würde nichts mehr von diesem hässlichen Gefühl übrig sein. Sie würde sich selbst befreien.

So wie Ibraheem sich inzwischen von seiner Schande befreit hatte. Nach den Jahren der Verbannung war er zurückgekehrt in die Perle der Wüste und hatte sich seine Ehre nach und nach zurückerobert. Die versprochene Juwelenkette hatte sie ihm noch nicht fertigen können. Doch dies war nur noch eine Frage der Zeit.

Erwache, kleines Wüstenjuwel…
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