Charstory Valdr

[Valdr]

Valdr schreckte hoch. Wieder einer dieser Träume. Sie kamen immer häufiger und nun wurden sie deutlicher. War es die Dame im Wind die ihm diese Träume schickt? Wollte sie hin auf etwas vorbereiten oder warum hatte er diese Bilder in seinem Kopf? Anfangs sah er in den Träumen nur schemenhafte Gestalten, sah er jetzt ein weites Land und Tiefländer die sich um einen Mann sammelten. Ein Baum wurde von einem anderen Mann in einem Waldstück gepflanzt. Ein anderer stand mit seinem Jagdbogen in der Hand auf einem Felsen und sah in die Ferne. Dann sah er noch ein Dorf in dem Leben herrschte. Kinder rannten herrum. Alte erzählten Geschichten, Männer und Frauen gingen ihrem Handwerk nach.

Der junge Tiefländer stand auf und sah sich um. Leise hörte er den Wind durch die Gassen zwischen den Häuser wehen. In dem offenen Kamin der kleinen Hütte brannten noch schwach die Überreste eines am Abend noch grösseren Feuers, das nun nur noch ein wenig Licht und Wärme spendete. Er stand auf und ging zu dem kleinen Tisch in der Mitte des Raumes. Viele Sachen lagen darauf. Schäfte, Federn, Sehne und andere Materialien die dazu benötigt wurden um den Beruf des Bogenbauers auszuführen. Valdr giff zu einem Krug und füllte Wasser in einen Becher. Es war Sitte den ersten Schluck eines Getränkes den Ahnen zu spenden, das lernte man schon als kleines Kind. So ging er zu dem Kamin und kippte den ersten Schluck in das kleine Feuer um dann selber einen zu nehmen. Es zischte und eine kleine Rauchschwade stieg empor.
Er setzte sich an den Tisch, griff nach einer Pfeilspitze und drehte sie hin und her. Er dachte nach. In früheren Tagen hätte er Herjolf, seinen Vater wegen den Träumen um Rat gefragt. Asa, seine Mutter, kannte er nicht. Sie ging kurz nach seiner Geburt von ihm als sie einer schweren Krankheit erlag. Nun konnte er auch seinen Vater nicht mehr um Hilfe bitten, denn Herjolf war vor knappen 2 Sonnenwenden von ihm gegangen. In dem Dorf in dem sie lebten, eigentlich waren es nur einige wenige Hütten am Rande eines kleinen Sees, war Herjolf Bogenbauer und kümmerte sich noch um allerlei weitere Dinge. Hauptsächlich lebten ältere Leute hier und niemand gehörte einem Clan an. Irgendwie hatte man sich zusammengefunden und war geblieben. Eines Tage war Valdr´s Vater mit einem anderen Mann in den angrenzenden Wald aufgebrochen um Holz zu besorgen, denn die Vorräte des Dorfes war fast erschöpft. Hier fand er sein Ende. Ein Bär brach aus dem dichten Wald und bevor Herjolf reagieren konnte streckte ihn die Pranke des Bären nieder. Der andere schaffte es den Bär zu vertreiben und die Leiche Herjolf´s in das Dorf zu bringen. Es war eigenartig denn Bären waren hier seit vielen Jahren nicht mehr gesichtet worden. Seit diesem Tag ging Valdr nicht mehr in den Wald und auch die anderen mieden ihn. Um an das nötige Holz zu kommen nahm man einen weiteren Weg in Kauf, denn durch dieses Ereignis hatte sich der Geist des Ortes verändert und niemand traute dem Wald mehr. Nun war keiner mehr aus seiner Familie da und so kümmerte er sich um das reparieren und bauen von Bögen. Er hatte in seiner Jugend einiges von Herjolf gelernt, doch war er noch weit davon entfernt sich mit den Werken seines Vaters messen zu können.

Ein paar Tage später besuchte ein Fellhändler das Dorf. Valdr erfuhr von ihm, das der Clan Bunjam wieder zum Leben erwacht war und einige Männer dem Ruf folgten um Lameriast zu verteidigen so wie es in den alten Tagen war. Händler waren seltene aber gern gesehene Gäste in dem Dorf. Sie hatten immer Neuigkeiten dabei auch wenn einige nicht immer der ganzen Warheit entsprachen. Valdr verfiel wieder ins grübeln. Stimmten die Geschichten? Mochten das die Tiefländer aus seinem Traum sein? War das das Dorf welches er gesehen hatte? Es passte alles irgendwie zusammen. Vielleicht wollte die Dame im Wind das er sich dem Clan Bunjam anschloß und die Träume sollte ihn auf den Weg bringen. Doch warum gerade er?

Am nächsten Morgen suchte er den Ältesten des Dorfes auf. Er war so etwas wie ihr Anführer. Nicht weil er der stärkste war oder der Linie einer Herrscherfamile entsprang, sondern weil die meiste Lebenserfahung hatte und es keinen besseren im Dorf gab. Er berichtete ihm von seinen Träumen und seinem Vorhaben. Es war nicht leicht für den jungen Tiefländer. Auf der einen Seite wollte er das Dorf, seinen Geburtsort nicht im Stich lassen. Auf der anderen Seite wollte er aber wissen was es mit den Träumen auf sich hat und der einzigste Weg das zu erreichen lag darin auf die Reise zu gehen und den Clan Bunjam aufzusuchen. Der Alte nickte wissend bei Valdr Ausführungen. Er gab ihm zu verstehen das wenn die Dame im Wind ihm ein Zeichen sendet, er darauf hören soll, denn sie würde wissen was gut für ihn ist und warum sie etwas tat würde er nur erfahren wenn sie will das er es erfährt. Er versprach dem jungen Tiefländer immer einen Platz in der kleinen Gemeinschaft für ihn zu haben, egal wie sein Weg auch verlaufen würde.

Zurück in seiner Hütte, packte Valdr seinen Sachen zusammen. Kleidung, ein Bogen den sein Vater gebaut hatte und Proviant. Die Nacht war bereits herreingebrochen als er das Dorf Richtung Norden verlies. Er hatte keine Lust auf lange Verabschiedungen und Ratschläge der Anderen. Der Älteste würde ihnen schon erklären wo er hin ist, wenn sie fragen sollten. Durch den Händler hatte er den ungefähren Weg zu dem Ort erfahren zu dem die anderen Männer aufgebrochen waren. Er würde sie finden und erfahren ob seine Träume ihn hierhin gelenkt hatten...