Arzehl Gal´Mahon
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Verfasst am: 29 Jul 2005 22:31 Titel: Jeder Hund hat seinen Tag |
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Der Graf entlies ihn mit guten Wünschen, einem Beutel voll Gold und
einer unerwarteten Zukunft auf Macht und Reichtum.
Schwer nur konnte Arzehl seine Emotionen unterdrücken.
Im Gasthaus angekommen entledigte er sich seiner Gewänder und schlüpfte
in derbere Stoffe.
Er musste raus aus der Stadt. Hinter den Toren und ausserhalb der
Sichtweite der Wachen begann er zu rennen.
Zuerst schlacksig und unbeholfen.
Dann wurde sein Lauf geschmeidiger, schneller.
Seine Augen glasig und geweitet, wie ein Frosch den man aufbläst um
in zur subtilen Belustigung gegen eine Wand zu werfen, begann er
triumphierend zu kreischen.
Er lief mit dem Licht des fahlen Mondes in die Nacht und rasselnd
schoben seine Lungen schaumige Speichelfetzen aus seinem Mund.
Die Fassade aus Heuchelei und anerzogener Beherrschung glitt von ihm ab.
"Wer bist du?", raunte die Stimme.
Gal'Mahon hörte Fragmente von Liedern, die er nicht verstand.
Eine fremde und doch vertraute Melodie. Durchsetzt von
Schmerz und Missklang.
Seine Augäpfel drehten sich bis auf das geäderte Weiss.
Wie ein dürres Tier erreichte er den Waldrand und hastete blind in
die Dunkelheit, einem unsichtbaren Pfad folgend.
"Wer bist du?", raunte die Stimme.
"Schlacht ab das Schwein, schlagt es tot...Blut fliesst Rot",
sangen die Kinder.
Irgendwo in der konturlosen Schwärze des Waldes versagten seine
Muskeln unter der ungewohnten Folter ihren Dienst.
Arzehl fiel auf die Knie und grub seine Finger in den feuchten
Boden. Sein Brustkorb hob und senkte sich schmerzhaft doch immer
wieder presste er kehlige Laute hervor wie ein brünftiger Hirsch.
Er war die Made im Speck.
Die Schmeissfliege auf faulendem Fleisch.
Die Zecke im Ohr eines Hundes...das Furunkel am Arsch der Königin.
"WER BIST DU?", raunte die Stimme.
Hustend kippte sein hagerer Körper nach vorn. Dünne Fäden von Blut
mischten sich in den Speichel.
Sein Gesicht tief in Erde, Moos und welkes Laub vergraben, roch er
den Duft der Verwesung und hörte die scharrenden Laute der Toten,
die versuchten sich unter ihm empor zu graben.
Ihn zu fassen...
Ihn zu greifen...
Hinab zu ziehen...
Ihm zu huldigen...
"Wer bist du?", flüsterte die Stimme.
Er drehte sich auf die Seite.
Die Melodie verebbte.
"Ich bin der Dullahan Caillech"
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