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Torheit und Tugend
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Terren Kaloor





 Beitrag Verfasst am: 04 Apr 2018 09:57    Titel: Torheit und Tugend
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Er saß in seinem nun dunklen Zimmer. Etwas Licht vom Mond und den Fackeln des Tores von Bajard schienen durch sein Fenster. Zuviel hatte er heute getrunken, auch wenn er nicht betrunken war. Er wusste, wo der Unterschied lag. Das kleine Zimmer lag einsam in den Schatten und kurz überkam ihn ein Gefühl des Verloren-Sein. Bewegungen spiegelten sich an den Rändern seines Wahrnehmungsbereiches und die Hoffnung, jemanden zu sehen verflog zu einer Enttäuschung als es sich als Hirngespinst herausstellte.

Sein Kinn fand seine Hand und er stützte sich auf den Tisch ab, der Blick ging in die Ferne, durch die Wand und seine Gedanken schweiften zu den letzten Geschehnissen.

Es war einige Wochen her nun, dass er das Schiff unter den kalten Sonnenstrahlen des Winters verließ. Neugierig kam er auf diese Insel, hatte er schon vieles von ihr gehört. Seine Familie brauchte ihn nicht, auch wenn seine Mutter traurig war natürlich. Er verließ sie alle ungern, doch seine Eltern waren versorgt und er war ein wissbegieriger Geist, den es nie lange in einem ordentlichen Handwerk – so nannten es seine Eltern – aushielt. So gab die Mutter einen Kuss, der Vater seinen Segen und zwei Karten, die er mal als Bezahlung bekam und der Bruder eine selbstgeschmiedete Waffe. "Gerimor ist gefährlich. Trage sie und finde dein Glück. Und wenn du unsere verlorene Schwester findest, kümmer dich um sie, auch wenn sie es vielleicht nicht verdient hat", sagte jener große Bruder grummlig. Er hatte es ihr nie verziehen, doch innerlich sorgte er sich wohl doch. Terren bejahte brav und so stand er nun in diesem Fischerdorf namens Bajard, was für eine Weile nun seine Heimat werden sollte.

Schatzsuche, Entdeckungen und das ungestörte Reisen in der Wildnis hatte er sich vorgestellt. Aber er lernte schnell, dass es nicht so einfach war. Wegelagerer, Untote und der nie enden wollende Konflikt der Reiche ließen ihn wachsam und zynisch werden. Sein offener Geist blieb unverändert, doch er merkte, dass er sich wandelte. Körperlich nahm er an Kraft zu und er verrohte innerlich, denn er tötete diese Wegelager, Menschen, mittlerweile ohne Reue oder Scham.
Entscheidungen wurden von ihm abverlangt. Einige Leute hatte er ins Herz geschlossen, doch würden sie Feinde werden, sobald er sich entschied. Doch bevor er das tat, würde er sich verabschieden, als Freund. Dieser Konflikt würde keiner persönlichen Natur sein. Trauer und Wut zeigte sich in ihm, als er daran dachte, was für feine Menschen er kannte, auf beiden Seiten, vereint in ihrem Hass gegeneinander und doch so ähnlich. Manchmal fragte er sich, ob sich jemand die Mühe machte, auch mal so zu sehen. Aber vielleicht hätten sie dann keinen Mut mehr, sich gegenseitig zu hassen. Er wusste es nicht, er konnte es nicht verstehen, doch würde er sich entscheiden, denn er musste.

Wieder sprangen seine Gedanken zum Kern dessen, warum er vor diese Wahl gestellt wurde. Er fand seine Schwester und er freute sich ehrlich darüber. Sie hatte sich verändert, auch wenn er nur ein kleines Kind war, als er sie zuletzt sah. Doch er spürte die alte Wärme und Zuneigung, wie es nur die Familie bringen konnte. Aber auch Entsetzen zeigte sich in ihm, als er erkannte, was aus ihr geworden war. Sie wollte heiraten, erfreulich, doch mit ihrer Wahl war er sich unsicher, ob es die richtige war. Zuletzt wegen dem eben geführten Gespräch in dem dunklen Zimmer in Bajard. Er traute ihm kein Stück weit, gerade, wo er sein wahres Gesicht gezeigt hatte. Zu unerfahren war Terren um sich selbst rückzuversichern, das fiel ihm erst später ein, aber er würde Wege, Mittel und Verbündete finden, um ihn in Schach zu halten.

Sein Blick wanderte zur südlichen Wand. In dem Zimmer dahinter lebten seine ersten wirklichen Freunde auf dieser Insel. Er mochte beide Geschwister. Auch wenn er den Bruder schon lange nicht mehr sah, so unternahm er einiges mit der Schwester. Sie verstanden sich gut und konnten aufeinander verlassen. Wenn er genau hinhörte, bildete er sich ein, das Atmen der beiden im Schlaf zu vernehmen und kurz fühlte er sich nicht mehr so allein. Dann richteten sich seine Gedanken zum nördlichen Zimmer. Eine undurchschaubare Frau wohnte dort. Ebenfalls ein Angebot, ebenfalls war er unsicher, was er davon halten sollte. Doch er würde mehr erfahren, sobald er sich entschieden hatte.
Seine Gedanken richteten sich abwärts, gen den Bodens. Die Kartenlegerin schlief dort unten im Schankraum, wenn es die Wirtin erlaubte. Terren bat sie darum und bezahlte ab und an etwas Gold für die junge Frau – ohne ihr Wissen natürlich – damit sie dort nächtigen durfte. Er lächelte leicht und kurz. Er würde ihr eine "Aufgabe" geben demnächst, so sie wollte. Wusste er nicht, was sie tat und wo sie sich meistens aufhielt und was sie vor allem mit "ihm" zu schaffen hatte, war er sich sicher, dass ihr nichts schlechtes widerfahren sollte.

Die Gedanken wechselten.
Frauen. Ein leidiges Thema für Terren derzeit. Nicht, dass er nicht immer wieder versucht wäre und sich zu der einen oder anderen hingezogen fühlte, aber es würde ihm nichts nützen derzeit. Hatte er sich schon zum Gespött gemacht, weil er einigen etwas schenkte aus einer Laune heraus, weil er es für schön und richtig hielt. Viel musste er sich anhören: Frauenheld, Herzensbrecher...Hurenbock. So richtig konnte er es nie fassen, warum manche dies sagten und dachten, doch für sich selber war er rein. Er hatte nie falsche Hoffnungen gemacht, nie ein unlauteres Wort gesprochen und keine Tugend verletzt, die mit sowas einhergeht. Die Zeit würde es zeigen, wann er dazu bereit wäre, eine Familie zu gründen. Und das würde er tun, nur das. Mögen andere herumhuren wie sie wollten, doch das war kein Weg für ihn.

Welcher Weg auch der seine sein würde. Es war ein Weg der Geheimnisse, des aufgedeckten Wissens, des Beschützens und der ständigen Gefahr. Als er loszog von zu Hause, war er guter Dinge, reinen Herzens und auf der Suche nach Abenteuer. Dass es sich als ein Abenteuer der Schatten, der Lügen und des Verrats an dem, was er einst glaubte, herausstellte, realisierte er langsam.

Als er zum Bett ging, sich niederlegte und noch lange die Decke anstarrte, bevor er in einen Schlaf versinken konnte, fühlte er sich innerlich zerrissen und abgründig einsam.


Zuletzt bearbeitet von Terren Kaloor am 04 Apr 2018 10:01, insgesamt einmal bearbeitet
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Terren Kaloor





 Beitrag Verfasst am: 27 Apr 2018 11:01    Titel:
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Die Reise durch die Wildnis Gerimors war schön und aufregend, aber gleichzeitig auch entspannt und fernab von jeglichen Streitigkeiten. Es sang die Freiheit in seinem Herzen, nicht von Meinungen, Überzeugungen und Ansprüchen behelligt zu werden. Das war ihm am liebsten, alleine oder mit Gleichgesinnten fernab von irgendwelchen Konflikten Abenteuer zu erleben.

Natürlich war es eine naive Vorstellung und das war ihm bewusst. In der kurzen Zeit, die er auf dieser Insel verbrachte, veränderte sich sein Wesen schon, auch wenn er oft noch kindliche Anwandlungen zeigte. Aber das war so und wenn ihn einige für unreif hielten, so war ihm das letztendlich sogar recht. Es hatte so seine Vorteile unterschätzt zu werden. Aber in vielen Punkten hatten die Leute mit ihrer Meinung über ihn auch recht und so rückte er seinen Fokus, seine Gedanken während der Reise zurecht und nahm sich vor, zielstrebiger und sicherer aufzutreten.

Das alatarische Reich sprach ihn im Herzen noch immer nicht an. Er hatte viele nette Menschen dort kennengelernt und fühlte sich wohl bei ihnen. Doch es schien ihm immer, dass es zwei Persönlichkeiten gab: die privaten und dienstbeflissenen. Wenn einige von ihnen im Dienst sind, wirkten sie wie ganz andere Menschen und da wurde ihm immer bewusst, dass das alatarische Reich eine geballte Institution ist. Gnadenlos, funktionierend und wenig auf die Bedürfnisse des Einzelnen achtend. Doch er entschied sich. Sein Herz entschied sich für die Menschen, die dort lebten, allen voran seine Schwester. Er wollte ihr nah sein, wollte sie vor dieser Dunkelheit schützen, die sich dort herumtrieb und ihr das Geben, was sie schon zulange vermisste: eine Familie, auf die sie sich verlassen konnte. Doch auch wenn sein Herz mehr für die Menschen dort schlug als für Alatar, so verbannte er ihn nicht aus seinen Gedanken. "Freier Gedanke", sagte seine Mentorin, "wäre die Bedeutung dieses Namens."

Und frei wollte er sein und wenn dieser Aspekt einer von Alatar war, so wollte er ihm folgen und lernen über die Welt, die Götter und die Menschen. Auch stimmte er zu, dem Orden beizutreten und ihn zu unterstützen. Denn er müsse sich nicht verbiegen und seine Talente würden genutzt werden. Das war alles, was er wollte. Wissen ansammeln, etwas nützliches tun und anerkannt werden. Sie würde schon merken, dass er kein Prediger oder Missionar sein würde. Er war gespannt, zu was sie ihn einteilen würde.

Langsam begann er auch, seine Bande mit den Vertretern des lichten Reiches zu trennen, auch wenn es ihn schmerzte. Zwei Gänge hatte er noch zu tun, vor denen er sich scheute, die er aber tun würde. Die erste, die er traf und die ihm half würde er nochmal zum Abschied besuchen. Ein ausstehender Handel mit den Thyren musste noch abgeschlossen werden und sein Herz sackte herab. Er mochte dieses Volk und seine Bewohner und er hoffte, sich als Freund verabschieden zu können, sodass sie, falls es notwendig wurde, sich ehrenhaft gegenüber stehen konnten, ohne Hass und persönliche Feindschaft.

Viele Bekannte in Bajard wurden zu Freunden. Seine drei Nachbarn würden mit ihm kommen. Einige andere waren schon im Reich und warteten auf seinen Nachzug. Besonders hatte er die kleine Kartenlegerin ins Herz geschlossen. Er würde sie beschützen und ihr helfen, wo es ging. Vorsichtig wie mit einem kleinen Vogel. Seine Schwester begann schon zu sticheln, aber es war ihm egal. Terren machte sich kaum Gedanken darüber, wie er zu ihr stand. Es war natürlich für ihn, ihr Unterschlupf zu gewähren, sie zu verköstigen (auch wenn er gerne so tat, als würde sie alle Tricks anwenden müssen) und ihr Gesellschaft zu leisten. Es war auch sehr viel dran an ihrem Kartenlegen. Es hatte ihm schon geholfen, Entscheidungen zu treffen oder sich zumindest damit wohl zu fühlen. Er war ihr dankbar dafür und auf gewisse Weise war sie seine spirituelle Führerin, wo sie in anderen Bereichen eher unbedarft und kindlich wirkte. Doch machte er sich bewusst keine Gedanken darüber und akzeptierte dies unterbewusst für sich und nahm es als Teil seines Lebens an. Der Hütchenspieler schien nun auch umgänglicher und es wirkte so, als würde er nun auch Teil der Familie werden. Terren war es recht so, denn er wollte keinen Zwist mit ihm und freute sich über den Wandel. Doch ein Funken Wachsamkeit und Misstrauen blieb wohl für immer im Hinterkopf.

Nun war er eine Woche schon wieder da. Größtenteils verlief alles ereignislos, aber doch war er wieder mitten im Trubel. Eingekuschelt in eine warme Decke in einem Bett und einem Zimmer, das für ihn gedacht war, fühlte er sich seit langem wieder richtig zu Hause. Er würde die, die er mochte und liebte, beschützen, auch wenn er eine Heidenangst bekam. Froh war er schon, dass er nicht gegen einen Rabendiener antreten musste, doch er hätte es getan, um Loreen zu beschützen. Mit dem Erstaunen über die Erkenntnis dieser Hingabe, wobei er sonst jegliche Hingabe von sich absprach, schlief er auch im warmen Bett ein, dass nach Familie und Heimat roch. Kurz war noch vage das Bedürfnis (wohl auch dem Alkohol geschuldet), eine Geschichte gelesen und einen Gute Nacht Kuss zu bekommen.

Im Herzen war er doch noch ein Kind, so sehr er auch danach strebte, erwachsen zu wirken.
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Terren Kaloor





 Beitrag Verfasst am: 11 Mai 2018 10:54    Titel:
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Was für ein unglaubliches Gefühl! Das hatte er noch nie gespürt. Es war wunderbar, es war schön und eine innere Wärme durchdrang ihn. Er konnte garnicht mehr aufhören zu grinsen, als er sich am Morgen wusch. Irgendwie war das Leben doch wunderbar und großartig! War es das, was Loreen manchmal fühlte? Er hoffte es, denn dann ginge es ihr wirklich gut. Doch die Gedanken schweiften wieder zum gestrigen Abend, lange konnte er sich nicht mit dem Glück anderer gedanklich befassen. Zusehr kreiste er um sich gerade.

Dankbarkeit war ihm entgegen gekommen. Es wurde ihm gezeigt, dass er erwünscht war, dass sein Handeln geholfen hatte und anerkannt wurde. Anerkennung, stellte er fest, war das, was ihm fehlte. Anerkennung für das, was er war, was er tat und wie er war. Sicher, Loreen liebte ihn und er liebte sie, das ließ ihn eingies durchhalten und ertragen und auch das tun, was er sich vorgenommen hatte. Aber sie war seine Schwester und war da etwas voreingenommen. Er wollte auch Anerkennung von anderen Menschen. Bei einigen fühlte er, dass es in die Richtung ging, aber sicher war er sich nicht. Bei anderen war er sich sicher, dass sie sich nur über ihn lustig machten und für einen kleinen Jungen hielten. Doch gestern Abend am Feuer. Dankbare braune Augen, Vertrauen und ein Kuss auf die Wange reichten aus um jeglichen Zorn, jeglichen Frust zu verbannen und eine innere Zufriedenheit zu erschaffen, welche er bislang noch nicht für sich gespürt hatte. Sicher hatte er schon Küsse gehabt: mütterliche und schwesterliche. Aber auch von anderen Mädchen und Frauen, die ihn als Herausforderung betrachteten oder hübsch fanden. Doch das war nie etwas, was ihm wirklich solche Gefühle bescherte. Doch gestern Abend hatte seine Welt auf den Kopf gestellt. Er grinste weiter.

Doch eine Stimme flüsterte leise im Hinterkopf. Sie sprach vom dunklen Zorn den er zuvor verspürte und wie sehr er ihn genoss. Auf die Ungerechtigkeiten und Schlechtheiten der Menschen, die in ihm einen drolligen Kerl sahen, den man gerne um sich hatte. Nicht respektiert, eine hübsche Dekoration, mit netten Worten und lieben Geschenken. Nicht wichtig, nicht wichtig. Es war doch schön, seinen gesammelten Zorn auf Reeva abzuladen. Diese kleine überhebliche Frau, die sich für so schlau und besser hielt. Es tat gut mit ihr zu streiten, aber es reichte nicht. Zuviel Kontrolle, zuviel Bewusstsein. "Lass es raus! Doch sie war zu gut mit Worten und schaffte es mit ihren herben, kantigen Worten dich einzulullen. Falsche Freundlichkeit, sie manipuliert dich. Lass deinen Zorn raus!" Doch Terren ignorierte die zu diesem Zeitpunkt laute Stimme und riss sich zusammen. Sprach über zerstörerischen und falschen Zorn, dem er nicht die Kontrolle überlassen würde. Lenken solle er ihn, falsch wäre er nicht.

Sie gingen in das Bad. Es war ihm unangenehm so viele hübsche Frauen zu betrachten. Besonders Enomis und Lille in ihren Badekleidern waren sehr hübsch anzusehen. Er blickte woanders hin, es war unschicklich und sicher würde er nicht mitbaden. Das wäre peinlich geworden. Es klingelte und er sah die Gelegenheit rauszuschlüpfen, wenn Reeva öffnete und sich heimlich zu verdünnisieren. Die Tore hätten weit offen stehen können, mit Schildern die ihm den Weg nach draußen zeigten. Doch Rica stand da. Also blieb er, denn er sah sie lange nicht und freute sich über ihren Anblick. Sie wollte von ihm das Bad gezeigt bekommen und baden. Musste er noch mehr zur Decke schauen, doch wollte er ihr das Vergnügen nicht verwehren, freute sie sich doch darauf. Sie kleidete sich in der Umkleide um. Der Irre ging, versehentlich oder nicht, hinterher. Terren sah ihm kurz verdutzt nach, dann hörte er das Schreien von Rica und roter, dunkler Zorn erfüllte ihn. Er wehrte sich nicht gegen ihn, empfing ihn mit offenen Armen und zerrte den Kerl aus der Umkleide. Kraft, unbändige, sich gut anfühlende Kraft durchströmte Terren und er schlug auf den Kerl ein. Irgendwas schrie er selber noch und die Frauen um ihn herum auch. Er hörte nicht, es war egal. Der Rausch umfing ihn und er konnte ihn endlich rauslassen. Doch nur kurz, denn er wurde zurückgezerrt. Eine starke, raue Stimme hielt ihn an dem Platz. Er vertraute der Stimme. Sie regelte das, auch wenn er noch nicht klar denken konnte. Terren wurde nach draußen gezerrt.

Reeva war es. Schon wieder. Sie sagte etwas von Dummheit...Prügelei in einem anderen Haus vor der halben Garde. Wie solle er Loreen helfen, wie solle er ihr helfen, wenn er am Pranger, im Kerker oder am Galgen landete. Sie hatte Recht aber noch war der Zorn stark und sie prügelten sich nach ihrer Aufforderung, beziehungsweise ihrem Angriff – er gab wohl noch Widerworte - , eine Weile und der Zorn ließ nach. Zurück blieben Prellungen und Ohrfeigenabdrücke, Scham und Reue. Wie konnte er sich nur so gehen lassen. Woher hatte er plötzlich die Courage und die Kraft jemanden ohne einen Gedanken an Konsequenzen zu verschwenden zu verprügeln. Mit Hass, Zorn und dem Willen zu töten?

Er war ein kleiner Junge, das merkte er nun selber, der nicht wusste, wie es auf der Welt zuging. Der nächste Gang war schwer, er musste sich bei Lille entschuldigen. Doch er meinte jedes Wort ernst und er bereute es zutiefst, sich so vor ihr aufgeführt zu haben. Er wollte gut mit ihr stehen. Er mochte sie gerne. Sie nahm die Entschuldigung an, aber er spürte innerlich, dass sie enttäuscht war. So ging er mit Reeva und Aillidia nach Bajard. Er traf Loreen und sprach mit ihr. Er konnte wenig Gefühl zeigen nun, er war ermattet, zuviel hatte er heute gezeigt. Doch seine Schwester wäre nicht seine Schwester gewesen, wenn sie nicht mit ihrer unnachahmlichen Weise Terren etwas aufmuntern konnte. Was ginge es Reeva, das altkluge besserwisserische Weib, an, mit wem Terren sich prügele. Er solle nicht soviel auf sie hören. Er liebte seine Schwester noch mehr dafür. Aber er wusste nicht, ob sie recht hatte.

Am Feuer sah er Rica. Mit Alanna und Reeva. Reeva ging. Terren war unschlüssig, wie er auf Rica zugehen sollte. War sie ihm böse, hatte sie Angst vor ihm? Er war sicher nicht der angenehmste, als er ausgerastet war. Auf keinen Fall in der Welt wollte er sie von sich vertreiben. So blieb er im Schatten stehen, bevor er sich überwand hinzuzutreten. Alanna ging, als sie merkte, dass die beiden Austauschbedarf hatten. Er war ihr dankbar und bemerkte, dass sie wohl ihr Kind bekam. Er würde später mit ihr darüber reden. Jetzt war Rica wichtig.

Sie war verstört. Fiete kam noch kurz und tröstete sie, musste sich dann aber um seine eigenen Probleme kümmern. Immer dieses Drama. Es war Terren recht, er wollte mit Rica alleine sein, mit ihr sprechen. Es stellte sich raus, dass sie ihm dankbar war. Erleichterung. Unendliche Erleichterung durchzog Terren. Pjer kam und störte. Ging dann aber auch. Gelegenheit, Rica zu beobachten, wenn sie mit Pjer sprach. Irgendwie hatte Terren nur Augen für sie und Pjers Stimme war wie ein Brummen lästiger Hornissen. Ein glänzender Reif als sie wieder allein waren um ein schlankes Handgelenk. Sehr hübsch passte er. Er sagte wieder was dummes auf ihre Dankbarkeit, aber es war zum Glück nicht dumm genug um sie zu vertreiben. Die Nacht verbrachte er auf der Bettrolle auf dem harten Boden, alles schmerzte. Aber das leise Atmen aus dem Schlafzimmer entschädigte ihn. Es war schön, nicht alleine zu sein.

Er trocknete im Waschraum der Herberge sein Gesicht mit einem Tuch ab. Er grinste noch immer wie ein Blöder in sich hinein. Es war ein schönes Gefühl, für jemanden der Held zu sein.

Doch die dunkle, leise Stimme sprach, ungehört derzeit: "Du hast es genossen, ihn zu verprügeln. Du hast die Leidenschaft, den Hass und den Zorn genossen. Du wirst es wieder tun und ich werde da sein."


Zuletzt bearbeitet von Terren Kaloor am 11 Mai 2018 11:04, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Terren Kaloor





 Beitrag Verfasst am: 20 Mai 2018 13:07    Titel:
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Glühende Augen durchdrangen die Dunkelheit und folgten ihm auf Schritt und Tritt. Er rannte. Die Dunkelheit wich nicht, genauso wenig wie die Augen und das viele Klackern vieler Beine um ihn herum. Eine Wand vor ihm. Eine Wendung nach links und es ging weiter. Das Klackern kam näher, er spürte wie kleine Beine seine Hosenbeine hochkletterten. Ein Schatten eines riesigen Fußes neben sich. Sein Kopf dreht sich zur Seite und sah in das Antlitz des riesigen Ungeheuers.

Schweißgebadet erwachte Terren richtete sich schnell auf. Panisch sah er sich um. Das gemütliche Prasseln des langsam erlöschenden Feuers im Kamin und das weiche Fell waren beruhigend. Irgendjemand hatte noch nachgelegt, obwohl er es nicht mitbekommen hatte. Langsam atmete er aus. Noch allzu deutlich waren die Bilder des Traumes vor den Augen, die vielen Augen, die weißen haarigen Beine und der riesige massige Körper. Langsam schüttelte er den Kopf und zog die noch warme Decke enger um sich. Die Beine zog er an seinen Körper ran. Er war in Sicherheit. Ein neues Versteck, hier würde ihm nichts geschehen.

Seine Gedanken wanderten zum Vortag. Es gab sone und solche Tage, und dann gab es diese Tage, an denen mehrere Dinge geschahen. Die rothaarigen Schwestern bekamen Besuch von einer weiteren Schwester. Wirklich eine große Familie. Es war spannend und viele Leute kamen in dem Hof zu Besuch. Es wurde viel gescherzt, gelacht und gegessen und getrunken. Dann war er mit dem kleinen Mann noch nach Hause und hatte mit ihm über die wirklich wichtigen Dinge gesprochen. Es gab ein paar Aufmunterungen, Hilfeangebote und Klarstellungen. Es hatte Terren weitergebracht. Auch das Gespräch mit seiner Schwester vorher verlief eigentlich gut, er war zuversichtlich.

War er doch immer nervös, wenn er an die junge Frau mit der Gabe dachte. Wann sah er sie wieder? Letztens hatten sie einen neuen Trick geübt. Sie konnte es natürlich besser als er. Aber sie schien zufrieden, dass er es versuchte. Das war gut. Dann kam da noch der Treulose dazu. Die Karten wurden jenem gelegt und er bekam zu hören, was zu erwarten war. Wer sich selbst enttäuscht, wird nie etwas anderes erleben als Enttäuschung. Doch Terren hoffte auf eine bessere Zukunft für ihn, auch wenn es eine schwache Hoffnung war. Der Preis dafür war eine Rüstung für die Kartenlegerin. Doch welchen Preis sollte Terren dafür zahlen? Keinen, wenn es nach ihm ging. Er würde sehen, ob dennoch einer gefordert würde und wie er damit umging.

Liebte er sie? Diese Frage sollte er sich selber stellen. Vorher dachte er nicht so genau dran, vielleicht unterbewusst. Also nicht nur vielleicht, wo er genauer drüber nachdachte, er tat es schon. Wedelte es immer nur weg mit fadenscheinigen Gründen. Konnte er sie lieben ohne sie zu binden, wo sie doch gerade erst frei sein wollte? Der kleine Mann wusch ihm den Kopf. Er musste sie ja nicht einsperren, wenn er sie liebte. Innerlich ging er die Kriterien durch, die verschiedene Leute als Anhaltspunkt für Liebe nannten.

Er würde sie gerne wiedersehen. Aber sie kam, wie die Karten kommen. So wie sie es wollen und wann sie es wollen. Sicher würde er keinen Trick anwenden und sich selber blenden oder etwas erzwingen. Dem Schicksal konnte man kein Schnippchen schlagen nur entscheiden, wie die Reise verlief und wenn man es versuchte, gabs nur Ärger. Das hatte er schon in der Vergangenheit erlebt.

Lächelnd sah er zum Kaminfeuer, dann folgte sein Blick einer Hausspinne. Seufzend rückten seine schönen Gedanken dem weiteren Verlauf des gestrigen Abends. Die Statthalterin war umgezogen auf einen Hof. Es war ein schöner Hof und das Essen war gut. Es war eine gesellige Runde und der anwesende Dunkle schuf gewollt oder nicht mehrere Gelächter. Unanständiges Pack! Seine Versuche Anstand und Ordnung wieder reinzubringen sorgte dafür, dass der Giftzwerg auf seinen Schoß sprang und ihn küssen wollte. Der kleine Drecksack. Es entstand ein Gerangel, andere wetteten auf den Ausgang und seine Schwester tat so, als wäre das das peinlichste der Welt schon wieder. Aber es war diesmal kameradschaftlicher und weniger ernst als die vorherigen Auseinandersetzungen. Mit Blick zur älteren Schwester flüsterte Terren dem Giftzwerg seinen gemeinen Plan und beide erhoben sich, griffen sich sie, der kleine an den Beinen, der größere Kleine an den Armen und trugen sie zum Trog. Sie strampelte und zeterte. Es war herzerweichend. Mit einem Platsch landete sie im Wasser. Zornentbrannt gabs eine Ohrfeige für Terren – die letzte war schon sehr sehr lange her, als er ihr eine Puppe den Kopf abriss – und einen Eiertritt für den Kurzen, den er zum Glück abwenden konnte. Das wäre schmerzhaft geworden. Wütend und mit den Worten, dass keiner nach Hause zu kommen brauchte, ging sie tropfend davon. Ein wenig beschämt, dennoch gutgelaunt sah er ihr nach und wünschte dem Kleinen alles Gute, der nachgehen wollte. Als sie aus der Sicht waren drehte er sich um und sah in einen Albtraum.

Eine kleine Spinne auf des todessehnsüchtigen Mannes Schulter. Eine größere auf dem Vordach, die den Eingang zuwebte. Hatte er garnicht bei all dem Toben und Geschrei mitbekommen. Die anderen wirkten angeekelt aber noch entspannt. Bis einige Schindeln fielen. Dann noch mehr. In der Dunkelheit zeichnete sich ein dunklerer Körper vor dem Himmel ab, wie er über den Dachfirst kletterte. Er wurde immer größer und mehrere Dachschindeln fiellen knallend herunter. Terren erstarrte. Jeder erstarrte. Die riesige Spinne sprang runter. Raste auf die Hühner zu und saugte sie aus. Jeder rannte weg. Die Spinne kam hinterher. Der Todessehnsüchtige machte irgendwas, vermutlich Magie oder so einen Kram. Wurde gebissen. Alle verließen die Stadt. Terren war sich nicht mehr bewusst, was er tat. Er stand vor der älteren rothaarigen Schwester und der roten Winterfrau. Wohl irgensoein heldenhafter Schwachsinn, sie zu beschützen drang da noch durch. Eine Hand auf seiner Schulter beendete sein Zittern vor Angst. Er befolgte nur die Befehle der Statthalterin. Der Dunkle wirkte irgendwie panisch. Das war nicht gut. Eigentlich wollte er wegrennen und sich verstecken.

Kamen dann in der großen Stadt an, als die kleine abgeschottet wurde. Terren sollte die Wachen informieren und dann seine Schwester und den Kurzen warnen. Tat er. Dann drehte er durch. Er musste "Sie" suchen. Die Spinnen durften sie nicht erwischen. Warum sie das tun sollten? Egal, durften sie nicht. Vernunft drang kurz durch mit Stimmen. Er folgte ihnen. Wasser plätscherte irgendwo. Hauptsache weg von den Spinnen. Er hasste sie. Er hatte Angst. Waren dann in einem Versteck. Hier war es sicher. Mit der Zeit beruhigte er sich und schlief ein, bis der Traum ihn umfing. Schwächen musste er ablegen, das versprach er seiner Mentorin. Doch an diesem Abend kam eine neue dazu.

Entspannt wirkte er nun ein bisschen mehr. Ruhe kehrte in ihn ein. Er war sicher. Und es war ein Ort, wo er sehr gern sein wollte. Vermutlich musste er sich zusammenzureißen um hier nicht zu versumpfen.


Zuletzt bearbeitet von Terren Kaloor am 20 Mai 2018 13:16, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Terren Kaloor





 Beitrag Verfasst am: 02 Jun 2018 13:59    Titel:
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Gähnend und wohl ausgeruht erwachte Terren im Keller von Loreens Haus. Sie hatten sich entschlossen auf den Kissen und Fellen vor dem Kamin zu schlafen, wie früher einst zusammen. Viel hatten sie sich nicht zu sagen, denn sie waren beide sehr müde und schliefen schnell schnell, Loreen mit dem Plüschelch in den Armen, Terren in Kissen eingekuschelt. Jetzt war sie schon weg, aber ihre kalten Füße, die natürlich einen Weg zu ihm gefunden hatten, spürte er immernoch an seinen Beinen und aus irgendeinem Grund hatte er den Elch in seinen Armen. Nocheinmal gähnend erhob sich Terren aus den Kissen und zog sich andere Kleider an, da er in denen vom vorherigen Tag geschlafen hatte. So wusch und kämmte er sich und dachte an die vergangenen Tage und an die kommenden.

Seine Gefühlswelt war völlig durcheinander geraten, aber gleichzeitig wurde er dadurch auch viel selbstbewusster und zielgerichteter. Den Leuchtturm in Bajard würde er für immer in seiner Erinnerung behalten. Denn dort nahm es einen Wendepunkt und aus einem freundschaftlichen Gespräch wurde ein intimeres. Es hatte ihm eine gehörige Menge Mut gekostet, das auszusprechen, was sie fragte. Dass er nur an sie dachte und sie mochte und fragte, ob sie ihn denn auch mochte. Es gab viel Verlegenheit auf beiden Seiten und am Ende fragte er sie, ob er sie küssen dürfte. Sie zögerte und argumentierte, dass sie das nicht könne und wisse. Terren hatte zwar schon ab und an mal geküsst, aber so etwas wie mit ihr hatte er noch nie erlebt. Seine Hände zitterten und schwitzten, doch letztendlich lief sie vor seiner Frage nicht weg und so küsste er sie sanft, wenn es auch nur kurz war. Funkensprühen, Schmetterlinge, Explosionen von Farben und Gefühlen nahm er wahr. Es war wirklich schön. Auch hatte es wohl Eindruck auf sie gemacht, der angehaltene Atem ausgestoßen, die Hand auf die Brust. Und dann natürlich die obligatorische Flucht, aber mit dem Versprechen sich bald wieder zu sehen. Er sah ihr nach, einerseits voller Glück, aber andererseits auch vor Beklommenheit. Würde er sie wirklich wiedersehen? Aber es schien ihr auch gefallen zu haben. Er hoffte, nicht zu forsch gewesen zu sein und sie nicht vertrieben zu haben. Das waren zwei schreckliche Tage des Wartens. Weder traf er Loreen noch den Kurzen, noch sie. So vagabundierte er durch die Landen und öffnete auch eigenständig die Taverne im Hafen.

In der Taverne zu arbeiten machte ihm viel Freude und irgendwie lag ihm das auch. Er konnte gut mit den Gästen umgehen, auch wenn er manche Dinge wohl runterschlucken und ignorieren musste, doch schaffte er es auch, spaßige Bemerkungen und Frotzeleien zurückzugeben. Erstaunlich, wie sehr er sich gewandelt hatte in kurzer Zeit. Doch wusste er, dass er vielen Leuten das zu verdanken hatte. Es gab ein paar respektlose Äußerungen gegenüber einige Traditionen, die der zornige Drache aufrecht erhielt, doch Terren unterband das, so gut er es konnte. Er respektierte sie und ihr Wort galt in dieser Taverne. Ihm erschien auch, dass er viel Gewinne machte und zusammen mit dem Duftkobold zu arbeiten machte gleich noch mehr Spaß.

Terren zog eine Grimasse, als er sich das Gesicht wusch. Mit der kleinen rothaarigen verstand er sich gut, waren sie im Geiste doch ähnlich und hatten ähnliche Erfahrungen mit Kupplungsversuchen und älteren Geschwistern gemacht. Mit ihr konnte man vernünftig reden ohne sich von oben herab behandelt zu fühlen. So richtig wusste er auch nicht, was für Pläne seine Schwester verfolgte. Sie wusste um seine Gefühle, doch setzte sie immernoch alles daran, ihn mit den verschiedensten Frauen, mit denen er sich umgab, zu verkuppeln wo sie dachte, dass es eine gute Wahl war. Doch spätestens seit dem Kuss und dem Gespräch auf der Insel hatte er kein Interesse an so etwas mehr.

Die Insel. Natürlich trafen sie sich wieder. Beklommen und freudig zugleich begrüßte er sie, die Spannung wich aber schnell von ihm, als er das elfische Armband um ihr Handgelenk bemerkte. Sie würde es nicht tragen, wenn sie sich vom ihm distanzieren würde, so dachte er. Sie sprachen wie immer miteinander und nahmen die Fähre. Die Insel war wie immer schön und vulgär zugleich.Von dünnen Händen weitergezogen bevor er überhaupt dran denken konnte, gewisse Angebote im Hafen zu begreifen oder gar anzunehmen, suchten sie das Heim der Piratin auf, wegen der sie gekommen sind. Natürlich war sie nicht da. War ja zu erwarten von dreckigem Piratenpack. Versoffenes Gelumpe. Sie warteten eine Weile und Terren bat sie, eine Karte für ihn zu legen.

Der Magier

Das war wohl der wirkliche Punkt, an dem er sich veränderte. Selbstbewusstsein würde ihn zu Erfolg führen, egal was er tat. Den ersten Schritt tun, mutig vorangehen. Mit Ehrlichkeit und Wahrheit würde die Magie wirken. Er nahm es so in sich auf, wie man es nur tun konnte. Nicht, weil er dran glauben wollte oder es gut für sich fand. Es war natürlich, das anzunehmen, Zweifel abzulegen, zu dem zu stehen, was er wollte. Und es passte mal wieder die Faust aufs Auge. Die beiden hatten viel rumgedruckst und nicht angesprochen, was am Leuchtturm war. Aber mit der "Magie" der Karte fasste Terren den Mut und gestand ihr, dass es ihm der Kuss wirklich gefiel und dass er ihn gerne wiederholen möchte. Zweifel wurden geäußert und beiseite geschafft. Sie würden sich Zeit nehmen und nichts übereilen. Um einen weiteren Kuss bat er sie, doch wollte er dies nicht hier an einer offenen Stelle, wo betrunkene Piraten umherwankten. So gingen sie die Insel erkunden und Aprikosen von einem Baum pflücken. Sie machten Räuberleiter und just in dem Moment, wo er sie wieder herunterheben und seinen Plan durchführen wollte, musste dieser irre Pirat mit seiner Muskete und seinem Brüllen dazwischen kommen. Das Verhalten und Gebaren der Kartenlegerin rette sie wohl und brachte ihnen sogar eine Einladung ein. Er wusste nichtmal, ob es von ihr gespielt war oder ob sie wirklich Angst hatte, dennoch war deutlich, dass es den Piraten besänftigte.

Nach einer Weile nahmen sie wieder die Fähre, doch ging sie dann flugs ihrer Wege, ohne Kuss und ohne Warnung, dass sie nicht nach Adoran gehen solle. So hoffte er inständig, dass sie nicht dort war. Nachsehen gehen konnte er schlecht.

Viel sprach er mit dem Kurzen ihr Verhältnis zueinander öffnete sich. Er stand ihm mit Rat und Tat beiseite, was das Liebes- und Alltagsleben anging. Wie ein großer Bruder und er erwischte sich auch dabei, wie er schon zu ihm aufschaute und ihn zu respektieren lernte. Wusste er doch anfangs nicht, was Loreen an ihm fand, so verstand er es immer mehr. Ehrlich schien er es mit Terren zu meinen und wünschte ihm viel Erfolg und würde weiterhin mit Rat zur Seite stehen. Auf einmal fühlte es sich so an, als hätte er zwei Geschwister hier und nicht nur eines.

Loreen war natürlich noch immer die beste und wichtigste in seinem Leben. Er sah sie kaum in den letzten Tagen, doch gestern konnten sie mal wieder in Ruhe sprechen und es war schön, die vertraute Nähe zu spüren. Der schwesterliche Rat war immer wohltuend und nahm auch ein wenig die Sorgen und Zweifel, die er so verspürte. Es war schön, Familie zu haben. Das milderte den Schmerz, den er oft durch die Einsamkeit in Bajard und auf Gerimor verspürte. Terren war ein Mensch des Reisens, Wanderns und Entdeckens. Wochen- und monatelang konnte er alleine unterwegs sein ohne dass es ihn störte. Doch sehnte es ihm nach einer Gemeinschaft von Familie und Freunden, zu denen er zurückkehren konnte. Nach Liebe und Geborgenheit, die er schon seit einigen Jahren misste. Es wurde besser mit den dreien, welche er als seine Familie ansah und vielleicht gab es auch eine gute und geborgene Zukunft für sie alle. Er hoffte es sehr.

Bald stand die Reise zur alten Heimat an, zu Mutter und Vater und Geschwistern. Er würde einiges vorbereiten müssen dafür, sah er sie schon seit zwei Jahren nicht mehr. Auch dass Loreen und der Kurze mitkommen würden, freute ihn sehr, würde aber auch zu interessanten Spannungen führen. Mattes würde das größte Problem werden, aber da würde er schon für sorgen, dass er sich zurücknahm. Er hoffte die jungen Kartenlegerin zu treffen, bevor er abreiste. Einen Kuss wollte er gerne noch erleben bevor er fuhr und vielleicht, diese Hoffnung äußerte er nichtmal seiner Schwester gegenüber, würde sie sogar mitkommen.

Er rückte seine Kleider zurecht, zufrieden mit seiner morgendlichen Katzenwäsche, und begab sich nach draußen um seine Vorbereitungen zu erledigen.


Zuletzt bearbeitet von Terren Kaloor am 02 Jun 2018 13:59, insgesamt einmal bearbeitet
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Terren Kaloor





 Beitrag Verfasst am: 23 Jul 2018 15:32    Titel:
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Terren nahm seine Schatzsucherausrüstung an sich und kleidete sich in seiner Lederrüstung. Viel zu lange war er nicht mehr unterwegs und hatte es sich bequem gemacht. Ein fataler Fehler, wie es sich herausgestellt hatte. Er hatte die Schnauze vorerst voll von Leuten mit ihren Trieben, Dramen und Problemen. Das auch kaum einer normal sein konnte, das war echt selten in den letzten Tagen. Wenn er jetzt nicht losging und wieder in der Erde rumbuddelte, sich in der Nacht von dem Mond und Sternen leiten ließ, dann würde er wahnsinnig werden. Also ging er los, die Spitzhacke am Gürtel festgemacht, Dietriche bei sich und Karten in der Ledermappe, die vor Nässe schützt.
Doch so ganz konnte er noch nicht loslassen und so ordnete er in seiner einsamen Wanderung die Gedanken.


Sofort sprang ihm natürlich die Vicaria vor Augen. Er war fassungslos über sie. Es sollte nur ein ganz normaler Tavernenabend werden. Ein bisschen ausschenken, entspannen, Spaß haben und das eine oder andere Bier trinken. Das der Abend schon von vornherein schief ging, hätte ihm klar werden müssen, als die Kutsche sich verspätete und auch noch einen falschen Weg nahm. Also musste er dann, wo er rausgelassen wurde, rennen und konnte gerade so noch Enomis und Ailidia abfangen, bevor sie woanders hingingen. Irgendwas bot er ihnen an und setzte sich. Die Tür ging auf, der nächste kam, wurde bedient. Irgendwas wurde beredet. So ganz war er noch nicht da. Er nahm ein Bier nach Aufforderung und nahm einen Schluck und setzte sich wieder. Das geschah noch häufiger, dass er sich setzen wollte und immer sofort wieder aufsprang, weil die Tür aufging. Das war einer dieser vollen Abende und der erste, den er alleine bewältigen musste. Fiete und Loreen kamen auch, das war gut. Und es war richtig gut und fatal zugleich, wie sich später herausstellte. Es kamen auch ein paar alatarisch hohe Tiere. Terren kannte sich mit denen auch nicht aus und es war ihm auch prinzipiell egal, wer die waren. Ein Lethar, eine Magistra, ein Knappe und letztendlich die Vicaria. Er war höflich und respektvoll, wie man es so erwartete und bediente alle. Die Vicaria Falon empfand er als besonders schön und anziehend. Etwas, was ihn stark verwirrte. Normalerweise verspürte er solch eine Anziehung nur selten. Doch an diesem Abend waren es Augenaufschläge, leichte Bewegungen und ein bezauberndes Lächeln. Sie vermittelte Terren auch das Gefühl der Aufmerksamkeit, der Anerkennung und des Begehrens. Er wollte ihr durch das Haar streichen, ihr nah sein, ihre Aufmerksamkeit genießen. Doch war er außer Sicht von ihr, fiel dieses Bedürfnis wieder ab und hinterließ ein Gefühl der Verwunderung, des Bestürzens und der Scham, welches sofort wieder verschwand, wenn er ihr wieder näher kam. Das war doch verrückt und nicht normal. Irgendwann musste er raus. Auriane ging es wohl ähnlich, die auch wegen der Vicaria Gefühlsschwankungen hatte. Loreen kam um ihn zu fragen, was denn los sei und ob er seinen Spezialtee unter die Leute gebracht hätte. Terren verneinte und wunderte sich auch. Fiete war wohl auch nicht so ganz bei der Sache. Jedenfalls bat der junge Mann seine Schwester darum, auf ihn aufzupassen, damit er nichts dummes tat. Er bediente dann noch den großen Tisch eine Weile, bis Loreen ihn sehr rigoros und deutlich darauf hinwies, dass er lieber abkassieren und nach Hause gehen solle, bevor er jemanden, den er sehr mochte, untreu würde.

Was hatte er getan? Wie auch immer, gute Idee. Vielen Einnahmen, sehr seltsamer Abend. Gemischte Gefühle bei allen Gästen. Paarungshinweise vom Letharen an Fiete. Der Heimweg war eher frostig zwischen Loreen und Fiete, der wohl ein dringendes sexuelles Bedürfnis hatte, welches die Vicaria ausgelöst haben soll. So schlimm war es bei Terren nicht gewesen, er sehnte sich nur nach Nähe. Naja, Fiete ist eben Fiete. Es hat dann noch ganz schön gekracht zwischen ihm und Terrens Schwester, im wahrsten Sinne des Wortes. Dann hatte Terren noch was gesagt, was Fiete nicht hören wollte und es krachte nochmal. Drama, hurra. Es leben die komplizierten Beziehungen. Das Gespräch mit seiner Schwester war eher von Betrübnis und verflogener Wut durchzogen, doch sie reisten Fiete hinterher, damit sich das klärte. Terren blieb dann in Bajard. Genug für eine Nacht, genug für ein Jahr. Die Kopfschmerzen und das verwirrte und erschütterte Gemüt Terrens brauchten Ruhe.


"Damit du nicht untreu wirst."
Dieser Gedanke hallte durch seine Gedanken in dieser ruhelosen Nacht. Er war das erste Mal froh, dass sie nicht da war. Er schämte sich eh schon genug für diesen Abend, auch wenn er nicht wusste, was da genau passiert ist und warum viele einschließlich ihm die Kontrolle über sich verloren. Sie hätte ihn bestimmt für einen lüsternen Mann gehalten und wäre vor ihm geflohen. Aber war sie das nicht schon? Er wusste nicht, warum sie ihn mied. Dass es ihr wohl einigermaßen gut ging, erfuhr er schon zwischendurch mal. Sein Versprechen an sie, sich Zeit zu lassen und zu nehmen war ernst gemeint. Aber solange Zeit garnicht sehen, nagte an ihm. Er hoffte doch, dass sie ihn noch mochte und sich bald wieder zeigte. Sie würde ihm wieder Stärke geben und all den Mist der anderen vergessen lassen.

Terren setzte sich auf einen Stein, nachdem er ein paar Löcher gebuddelt hatte, wo er einen Schatz vermutete. Tatsächlich war vor ihm auch eine metallene Kiste nun, noch mit Erde und Wurzeln behangen. Er holte bei dem Gedanken an ihr die Kette mit den saphirnen Sternen heraus und betrachtete sie im Mondlicht. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, was in letzter Zeit wieder seltener geworden ist. Als er sie gesehen hatte, musste er sie gleich kaufen, weil sie ihn an sie erinnerte und dachte, dass sie ihr gut stehen würde. Nach all der Zeit war es eine Kette geworden um sie vor seinem inneren Auge entstehen zu lassen, wie ein Bild. Es war eine gute Erinnerung und immer wenn er sie hervorholte und im Sternenlicht glitzern ließ, hoffte er, dass sie den Weg wie auf dem Meer zu einem Leuchtturm finden würde.

Verrückte Leute überall. Die Schattenpanther haben sein Bajard angegriffen und angezündet. Ja, sein Bajard. Es war ein Dorf, dass er nun schon Heimat auf Gerimor nannte und er lebte dort, traf viele Leute und fühlte sich dort wohl. Es war wie ein persönlicher Angriff auf ihn. Und dann noch von Leuten, die sich der alatarischen Seite zuschrieben. Er hätte Mircea umbringen sollen, als er die Gelegenheit dazu hatte. Aber ja, das hätte nur Probleme gegeben. Aber nun hatte Bajard unter ihm und seinen völlig bescheuerten Kumpanen zu leiden. Mögen sie statt zu Alatar in Krathors fauligen Rachen wandern, wenn sie hoffentlich bald sterben!

Der Glaube. Terren war kein besonders gläubiger Mensch, aber er bemühte sich redlich, den Glauben an Alatar anzunehmen und viel davon zu lernen. Aber jedes mal, wenn er den Schritt zu einem wahren Glaubensbekenntnis tun wollte, passierte etwas, dass ihn wieder Abstand nehmen ließ. Gewalttätige Letharen, sich selbst völlig sinnlos opfernde Letharen, eine verzweifelte Frau die sich von Alatar verraten fühlte, eine wollüstige Vicaria der die Lehren Alatars anscheinend nicht mehr wichtig waren und völlig wild gewordene Irre die seine neu gewählte Heimat angriffen und zerstörten. Wäre nicht seine Schwester und andere gute Menschen, die er kennengelernt hat und die auch den Lehren Alatars nicht abfällig wurden und sich ordentlich verhielten, so würde er sich da auf alatarischer Seite sicher nicht mehr sehen lassen. "Aber habe Vertrauen, sei treu und gehe mit gutem Vorbild voran", wie jemand mal sagte. Terren würde sich nicht abschrecken lassen von all diesen Verrückten. Er würde seinen Platz und seinen Weg finden und wenns ewig dauern würde. Denn er sah auch, was Hingabe und Glaube bewirken konnten und dass die Lehren die vermittelt wurden, Sinn hatten und Zufriedenheit bringen konnten. Und dafür wollte er kämpfen, dass die Menschen sich wohl fühlten und zufrieden sein konnten.

Die Schatzkiste war befreit vom Dreck und dem störenden Schloss, welches den Inhalt verschlossen hielt. Drumherum lagen die Überreste von Skeletten und anderen Untoten. Sein Blick fiel in die Kiste und er nahm den mauen Schatz heraus. Schon lange ging er nicht mehr wegen dem Gewinn auf die Suche. Es machte ihm einfach Spaß, Verborgenes und Verstecktes zu finden und das Geheimnis zu knacken. Vielleicht brauchte er auch eine neue Herausforderung. Alte Ruinen mit alten Geschichten, vielleicht fand er dort mal etwas. Er brauchte Aufgaben, die ihn von Glaubensfragen und sexuellen Nichtigkeiten ablenkten. So würde er weiter an den Karten arbeiten, sie zeichnen und mit Details versehen und nach alten Geschichten und längst vergessenen Objekten suchen. Er würde seine Familie unterstützen, die er hier wiedergefunden hatte, und welche aus mehr als Loreen und ihm bestand, doch würde er sich niederen Triebgesteuertheit oder falschem Fanatismus der anderen nicht länger als nötig aussetzen. Sonst würde sein Zorn, der wieder lauter flüsterte seit dem letzten Mal, wo er sich ihm hingab, ihn wieder übernehmen und er würde etwas sehr dummes tun.
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Terren Kaloor





 Beitrag Verfasst am: 20 Sep 2018 11:33    Titel:
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Wirbelstürme kämpften in einem unerbittlichen Chaos miteinander in ihm. Boah, war das ein Gefühl. Irgendwie glaubte er, dass es ihn gleich zerreißt. Er warf die Stiefel einfach in die Ecke, man sah eh nichts mitten in der Nacht und Dunkelheit. Irgendwo griff er sich einen Zettel und einen Kohlestift und schmierte ein paar Worte drauf und legte ihn auf den Tisch. Dabei lächelte er aber zufrieden. Irgendwie war er dem Kurzen dankbar. Oder wer auch immer er gerade war. Aber letztlich war er dennoch er, oder? Nur irgendwie anders. Müsste er ihn mal fragen.
Irgendwie müsste er mal so einige Dinge fragen und wo er so darüber nachdachte, als er die Treppen hochstolperte, hatte er schon lange seine Gedanken nicht mehr geordnet. Fraglich, ob ihm das gerade heute Nacht gelingen würde, aber Schlafen würde er eh nicht können.

Bau, Taverne und Fäkal-Elementare

Irgendwie war er noch irritiert und leicht verunsichert von seinem Erlebnis in Bajard, als er zu der Baustelle in Grenzwarth gelangte. Die geistigen Echos und das Gefühl der Paranoia herrschten noch vor. Da war harte Arbeit beim Buddeln genau das richtige. So packte er mit an und schuf mit vielen anderen gemeinsam ein Fundament für einen Turm. Irgendwann verabschiedete er sich, um sich vorzubereiten für die Arbeit in der Taverne. Er wollte den Arbeitern einen schönen Feierabend geben können. Irgendwie hatte er auch eine Weile gebraucht in Düstersee, bis er sich gewaschen und umgezogen hatte. Aus einer Laune heraus ging er zum Hof noch, weil er an das Gespräch mit Mathilda vorher dachte und lud sie und ihren Nachbarn mit ein. Das war ein komischer Kauz und auch recht unanständig, wie sich später rausstellte. Aber naja, der ging schnell und war dann vergessen. Kerle. Manchmal schämte er sich fremd.

Der Betrieb war lustig und angenehm. Dann kam der Lethar. Ein recht umgänglicher Lethar aber er schien es auf Mathilda abgesehen zu haben. Sie fürchtete sich wohl ihren Finger zu verlieren nach seiner Androhung. Terren ermahnte ihn zumindest, dass er ihr nichts tun solle, aber ansonsten ließ er sie das schön allein ausbaden. Auch wenn ihm das seltsamerweise nicht so recht gefiel. Aber so war es halt. Der Lethyr präsentierte seine Kultur und sein Können und schuf aus dem Bier ein Elementar, was sich aus dem Krug herauswand und dann irgendwann zurück. Frau Crain und Terren verloren bei der Vorführung jedenfalls die Lust auf Bier für den Abend. Sie ging auf Schnaps über, er auf garnichts. Aber das schien den Letharen nur anzustacheln. So schuf er aus dem Kamin ein Feuerelementar und hörte Terrens Proteste nicht. Doch er verbannte ihn bald wieder. Dem Spuk ein Ende geglaubt, atmeten alle erleichtert aus, bis der Inhalt des Klos durch die Türritzen floss und sich zu einem Elementar unbeschreiblichen Geruchs in der Taverne bildete. Alle flohen hinter die Theke und Terren rastete aus. Ungeachtet des bestialischen Gestanks ging er auf den Letharen zu und schrie ihn an. Hatt er ihm sogar angedroht, ihn ins Hafenbecken zu werfen? Er war sich unsicher. Auf jeden Fall sprach er das Verbot aus irgendwas zu beschwören oder generell rumzuzaubern. Dann stapfte er durch die Taverne, bevor er Angst bekam und öffnete alle fenster und Türe, damit der Geruch rausging. Der Lethar hingegen stand mit hängendem Kopf und wie ein gescholtenes Kind da, kein elementar mehr in der Nähe. Das irritierte Terren etwas, dass ein Lethar sich so von ihm beeindrucken ließ. Jedenfalls sollte er mal Frau Wolfseiche schreiben, was vorgefallen war, kam ihm da in den Sinn. Sollte sie vermutlich wissen, was in ihrem Hause so passiert. Jedenfalls waren alle froh, als er weg war.

Gemeinschaft und Tee

Am nächsten Tag hatte er in Düstersee eine Weile gewartet. Natürlich waren es eigentlich immer nur Scherze, wenn er sich irgendwo selber einlud und durchschnorrte. Aber da es oft funktionierte, machte er sich das zur Gewohnheit und mittlerweile hatte er diesen Ruf auch irgendwie inne. Schlimm fand er es nicht, da die Leute ihn ja anscheinend gerne einluden. Manchmal mit etwas hintergründigeren Absichten vermutlich, da öffnete sich sein Geist langsam, aber letztlich entschied er ja immer selber, wie weit er irgendwo ging. Und wenn er fliehen musste. Kurz dachte er an das Bad und die "Gespräche" hinterher und schauderte. Gespräche konnte man es wirklich nicht nennen. Die eine hatte er angemotzt und ist abgehauen und der anderen hatte er irgendeinen haarsträubenden Unsinn erzählt. Auch wenn er das Gefühl hatte, dass sie verstand, worauf er hinauswollte. Klare Ansagen sahen jedenfalls anders aus. Jedenfalls wartete er eine Weile und spazierte durch Düstersee. In letzter Zeit verbrachte er viel Zeit hier und ging kaum noch woanders hin. Fay müsste er auch mal wieder besuchen, aber irgendwie war hier auch immer viel los. Aber sie war eine gute Freundin in vielerlei Lebenslagen und so würde er sie bald wieder besuchen. Hoffentlich war dann keine Elfe da, bei der er sich zum Apfel machte.

Nach einer Weile des Wartens beschloss er irgendwo hinzugehen. So trugen ihn seine Füße zu Frau Crains Haus, vielleicht gabs ja was zu tun oder auch ein nettes Gespräch. Es war jedenfalls viel los bei ihr. Auriane, die Vicaria und eine Simona. Das veränderte sich noch in der Zusammensetzung, die Vicaria wurde durch Mathilda ersetzt, was seiner Meinung nach eine deutliche Verbesserung war und die Gespräche lenkten sich hier und dorthin. Irgendwann packte Auriane ihren mitgebrachten Tee aus als Geschenke. Wohl einen zum guten Schlafen und einen für "Gesellschaft". Auf die Nachfrage hin, was das bedeuten solle, wusste sie keine Antwort. Terren sah Mathilda etwas über die Schulter, als sie die Etiketten las. Auf einem las er "Frauensegen". Seine Alarmglocken im Kopf schrillten. Wenn ein Tee so hieß und diese Färbung hatte, dann konnte das nichts gutes bedeuten. Schließlich hatte er noch immer gut verstaut und ganz tief irgendwo das Zeug von Loreen, was sie ihm mal unterjubeln wollte. Also irgendeiner, damit er sich "mal austoben" könne. So äußerte er seine Vermutung zugleich und sprach seine Warnung aus. Ungläubigkeit schlug ihm entgegen und auch ein wenig Verletztheit von Mathilda, als er sagte, dass er nicht dabei sein wolle, wenn sie oder irgendwer sonst das Zeug trank. Das ließ ihn kurz innehalten. Aber die Sache war zu wichtig! Naja, ungläubige Frauen! Musste man ihnen es beweisen. So wollte Simona es ausprobieren und zeigen, dass es Unsinn ist. Terren erklärte sich widerwillig einverstanden und erklärte, dass er es nicht ausnutzen oder sonstwas täte. Aber dass er vermutlich abhauen würde. Es wurde spektakulär. Er musste den Kopf schütteln als er daran dachte. Zu genau malte er sich das nicht mehr aus, nur die entsetzten udn fassungslosen Gesichter der anderen und das "verliebte" Gesicht Simonas zu ihm. Er war sogar nicht abgehauen und irgendwann wurde sie nach Hause geschickt. Das war heftig. Alle glaubten ihm nun und auch Mathilda schien nicht mehr so angepiekst, als sie sah, was geschah. Manchmal musste man den Menschen mit einer Keule klarmachen, dass man es ernst meinte. Es gab dann noch ein paar Unstimmigkeiten wegen eines Schlüssels, und die Runde löste sich dann bald auf.

Abendliche Gespräche, Handel und Übungen


Doch der Abend war noch nicht vorbei. Er ging ein paar Schritte mit Mathilda, die beiden waren die letzten die noch übrig blieben, und brachte sie zum Hof. Müde war er eh nicht und er hatte noch Lust auf Gesellschaft. So sprachen sie über viele Dinge, auch über die Auswirkungen eines solchen Tees, Spontanität, Überlegung, Tugend und Ehre. Solche Gespräche führte er wirklich selten und es war sehr angenehm, diese führen zu können. Sie erzählten sich auch von ihren Problemen, Nöten und Unsicherheiten und bald gingen sie einen Handel ein. Sie würden aufeinander achtgeben, damit keiner der beiden in Unanständigkeiten verwickelt wurden und sie sich gegenseitig halfen in schwierigen gesellschaftlichen Situationen. Irgendeine Stimme im Hinterkopf sagte ihm, dass das albern und kindisch wär und dass das ein Grundstein für etwas anderes werden könnte. Er taufte diese Stimme "Fiete", weil er sich bewusst war, was der zu sowas sagen würde. Wie recht er damit hatte, wurde ihm erst später bewusst. Doch alles nacheinander. Terren schob diese Stimme beiseite und schloss den Handel mit Handschlag ab. Das war eine gute Sache und es war schön, eine Verbündete zu haben. Fühlte sich ganz gut an der Handschlag. Irritiert schob er diesen Gedanken beiseite, sowie das gackernde Lachen im Hinterkopf.

Sie einigten sich darauf, dass er sie zu einer Schatzsuche mitnahm. Sie schien auch begeistert und steckte ihn damit an. Rüstung geholt, Waffen geholt und los gings. Aber halt. Sie hatte keine Rüstung und keine Waffen und so zeigte er ihr die Grundlagen des Bogenschießens an einem Baum. Sie brauchten eine Fackel, es war ja dunkel. Irgendwann traf sie ihn auch und Terren war zufrieden. Weiter weiter. Aber nein. Es war dunkel. Es wäre unanständig gewesen. Das war Teil des Vertrags. So kehrten sie wieder zurück und verabschiedeten sich mit einer erneuten Essenseinladung.

Kristalle, Familie, Arbeit

Wie selbstverständlich ging er am nächsten späten Nachmittag zum Hof. Das Essen schmeckte sehr gut. Es war sehr angenehm und dann wollten sie zur Schatzsuche aufbrechen. Nix. Das würde nie klappen. Sie trafen auf Verena und ihre nun fertig gezüchteten Kristalle. Sie bewunderten sie ausgiebig und einer gefiel Terren ganz gut und kaufte ihn sogar. Natürlich nach einem ausgiebigen Feilschen. Dass Verena dann sagte, dass ihr Geld bei Familie nicht so wichtig sei, erwischte ihn etwas auf dem kalten Fuß. So hatte er das noch nicht gesehen, aber er war ja oft hier und das so ausgesprochen zu bekommen fühlte sich gut an. Die familiäre Veränderung bei ihr und Demian war deutlich zu spüren und es freute ihn, dass sie liebevoll miteinander umgingen und sich nicht mehr anschrien. Sie sprachen noch über seltene Färbungen von Pflanzen und dergleichen und der Hof füllte sich.

Dann kam ein Rashar und wollte mit Frau Crain sprechen. Sie nahm Terren mit und zwischendurch wurde das Hofhorn von der Echse des Rashar gefressen. Das würde noch Ärger geben. Das gespräch verlief ganz gut. Feste wurden geplant und gemeinsame Aktivitäten. Es würde einiges verändern, wenn es so lief, wie geplant. Zu etwas positiven. Es hatte ihn sehr gefreut, dass die Statthalterin ihn mitnahm und er wirklich das Gefühl bekam, für sie zu arbeiten. Er hoffte nur, dass er nichts falsch machte und hielt meistens den Mund. Sie wusste schon, was sie tut. Nur manchmal fragte er nach, wenn sie etwas als gegeben hinnahm und er es nicht ganz verstand. Aber dafür war er ja auch da.

Wirbelstürme

Irgendwann saß er auf dem Hof mit Fiete und Mathilda allein, als alle anderen gingen. Das war skurril. Er hatte noch nie erlebt, wie jemand Fiete so sprachlos, überrascht und sogar verängstigt machen konnte. Mathilda hatte entweder wirklich eine Gabe im übernatürlichen Sinn oder konnte wirklich gut beobachten. Sie schien den Nagel mit ihrer Beschreibung von Fiete auf den Kopf zu treffen und auch viele Dinge, die Terren selbst noch nicht so bewusst an ihm wahrgenommen hatte oder dafür sehr lange brauchte. Das hatte sie in wenigen Tagen geschafft. Wirklich erstaunlich. Irgendwann sprach Fiete auch wieder, doch was und wie er sagte, verwirrte Terren nur umso mehr. Nach einer Weile dämmerte ihm, dass es ein anderer Teil von ihm sein musste, der wohl übernahm. War anscheinend so, wenn der normale Fiete mit irgendwas nicht zurecht kam. Er war schon eh anders, als Frau Crain und Terren ihm vorher von der Teegeschichte erzählten. Das schien ihn zu erzürnen und irgendwie wollte er nicht in der Haut eines gewissen Jemandes stecken.

Zurück zu den Wirbelstürmen. Wo war er gedanklich? Achja. Die erstaunliche Mathilda, irgendwie bewunderte er sie dafür und beobachtete die beiden still. Terren nickte ihr ab und an zu, wenn sie fragend zu ihm herüber sah, wohl unsicher ob sie fortfahren sollte mit ihren Worten. Das schien sie rückzuversichern. Natürlich bemerkte das ein Fiete, welcher auch immer, und fragte mal direkt danach. So erzählten sie von dem Handel, den sie getroffen hatte. Und Fiete erzählte irgendwas davon, dass der Handel in der Zukunft sicher ausgeweitet werden würde. Die Stimme im Kopf meldete sich wieder und sagte "Du hast es doch gewusst". Doch es war ihm nicht peinlich oder schlimm, er kannte Fiete und irgendwie machte ihm dieser Gedanke auch nichts aus. Auch wenn er noch verschloss, wieso.

Mathilda sollte Terren nun so analysieren wie Fiete. Teilweise gelang es ihr, aber in vielen Dingen irrte sie dann. Das schien Fiete zu erstaunen. Gefühle würden es behindern, dass sie ihn wirklich so unbefangen sehen konnte. Hurra! Hurra? Was war denn jetzt los!? Er blinzelte und lauschte den beiden still und Fiete meinte, sie sollten die zweite Hälfte der Wahrheit klären. Dann könne Terren ihr von Fiete erzählen.
Sie klärten die zweite Hälfte der Wahrheit. Irgendwie blieb da aber kein Gedanke für die Erklärungen über Fiete. Er erzählte ihr von seinen Enttäuschungen und Vorstellungen, die er hatte und wie es ihn zu dem machte, was er war. Es schien ihr nicht immer zu gefallen, dass er von der jungen Frau sprach, welche er sehr gerne mochte und es nun dennoch abgeschlossen hatte. Es war nicht richtig, gleich am ersten Abend von ihr zu erzählen, nachdem er sich ihr geöffnet hatte. Aber es war notwendig um zu verstehen. Auch den Zorn, dem er manchmal verfiel. Und auch da überraschte sie ihn mit Weisheit und Verständnis. Sie sprachen über einige Dinge und er wusste, dass es in Ordnung war. Alle Zweifel schob er beiseite. Es war schön, sich frei den Gefühlen hinzugeben, auch wenn er dennoch immernoch nicht den Kopf ausschaltete. Wieder machten sie einen Handel für den heutigen Abend. Und sie hielten sich daran. Was blieb war ein schönes Gefühl, der Gedanke an einem wunderbaren Abend und eine Hoffnung auf eine Zukunft, wie er sie sich immer wünschte und welche er schon fast aufgegeben hatte.

Natürlich war diese Stimme, die immer im Hinterkopf herumnörgelte wieder da und fragte ihn, ob ihn das nun wirklich überrasche. Er hat es doch geahnt, gespürt und vor allem gehofft. Als kleinen Heuchler schalt er sich selbst, aber es störte ihn nicht. Es ging gut aus, sehr gut sogar.

Gute Nacht

So lag er in seinem Bett in Loreens Haus und war das erste Mal seit langem wieder glücklich. War vielleicht doch kein Unsinn, was er gesagt hatte. Er hatte nicht gesucht, er hatte gefunden. Und selbst Fiete schien nichts dagegen zu haben, auch wenn er so auf sie reagierte. Terren hoffte nur, dass das keine Probleme gab in Zukunft. Es wäre schön, wenn mal alles friedlich und schön blieb. Traurigkeit und Einsamkeit sollen der Vergangenheit angehören. Irgendwann schlief er dann doch ein, mit dem Bild eines bestimmten Gesichts vor Augen und dem nachhallenden Gefühl und Geschmack auf den Lippen.
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Terren Kaloor





 Beitrag Verfasst am: 24 Sep 2018 11:40    Titel:
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Aua. Schmerzen durchzuckten seine Nase und wieder musste er sie berühren. Es machte es nicht besser, aber kurz lenkte die Veränderung des Schmerzes ab und brahcte trügerische Erleichterung für einen winzigen Augenblick. Sie war mittlerweile recht dick. Zwar hatte er sie notdürftig selber gerichtet und das Bluten hatte aufgehört, aber er würde sich gleich auf den Weg zu Lille machen. Das sollte sie sich doch lieber mal anschauen. Sein Blick wanderte zu den beiden Zetteln, die er schrieb. Er wollte mehr schreiben, auf beide, doch hatte er gerade kaum Geduld und so las er nochmal drüber und faltete beide ordentlich zusammen.

Noch saß er in der Küche von Verenas Hof, hier hatte er geschrieben. Am frühen Morgen, er konnte eh nicht schlafen wegen der Nase, hatte er Geräusche und Stimmen in seinem Zuhause bei Loreen bemerkt und mittlerweile konnte er auch Fietes leise Geräusche identifizieren. Zumindest wenn er nicht schlich. Also war er da, zurückgekommen oder garnicht weg. Das hatte Terren genügt um ihn einerseits zu beruhigen, andererseits stachelte es seine Wut an. Und so floh er erstmal. Sollte Fiete Loreen erklären, was passiert ist. Er hatte keine Lust mehr auf diesen Scheiß. Er floh natürlich nicht weit, denn er kam beim Hof an und frühstückte mit Mathilda. Eine schöne neue Gepflogenheit, die er gedachte in Zukunft fortzuführen. Auch wenn er nicht immer beim Frühstück mit Loreen und Fiete fehlen wollte. Aber gerade war ihm der Abstand recht. Das Essen fiel ihm schwer, er hatte keinen Appetit und so kaute er nur auf einem belegten Brot mit Schinken herum und trank einen Schluck der Milch. Sicher war es großartig und Mathildas Nähe hellte seine Laune deutlich auf. Terren versuchte natürlich, seine Stinklaune zu verbergen, da war er mittlerweile ganz gut drin. Aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie ihn dennoch durchschaute oder zumindest etwas ahnte. Sie war eine gute Seele und ob es an den Erfahrungen von gestern lag oder etwas anderem, so ließ sie ihn doch gewähren und wandte sich ihren morgendlichen Arbeiten zu. Er schrieb derweil eine Nachricht für Loreen, damit sie wusste, wo er war und dass er wiederkommen würde. Doch für heute würde er das Haus nicht mehr betreten.

Den anderen Brief ließ er auf dem Tisch liegen. Zur Sicherheit schrieb er Mathildas Namen drauf. Sie würde ihn sicher bald finden. Kurz lächelte er, doch er musste erstmal gehen. Seine Verfassung gestern Nacht hatte ihm gezeigt, dass er nicht mehr Herr seiner Sinne war und er wollte sie zu nichts Unüberlegtem drängen.

Also packte er seine Sachen und erhob sich, mit dem Brief für Loreen in der Hand. Ging aus der Küche, schaute in den Stall, auf das Feld und konnte Mathilda nicht sehen. Naja, er hatte im Brief ja geschrieben, wohin er ging, dann wusste sie Bescheid. Auch wenn es ihn mit Bedauern erfüllte, sie nicht nochmal zu sehen.

Es waren turbulente Tage gewesen, die sein Gefühlsleben mächtig durcheinander brachten. Erst dachte er noch, dass er als ewiger Junggeselle sterben müsse und dann kam es zu vielen Gesprächen, Zärtlichkeiten und liebevollen Zurückweisungen des Anstands wegen. Es war alles natürlich und doch hatte er das Gefühl, dass sie in gewisser Weise sich gegenseitig eine Mauer aufgebaut haben. Nicht nur nach außen, sondern auch zwischen sich. Keine hohe, keine dicke und breite. Aber eine, die sie auf Abstand hielt. Klare Gedanken fassen zu können viel ihm jedenfalls schwer und darum ging der Umgang mit Fiete wohl auch so schlimm bergab. Terren wollte sich nicht in die Beziehung zwischen ihm und Loreen einmischen. Er mochte Fiete und bei all den Worten, die jener sprach, wurde Terren Angst und Bange und so fing er ihn wieder ein, brachte ihn sogar irgendwo hin, wo er vermutlich geschlafen hätte und dann rutschte ihm ein erleichterter und sehr dummer Kommentar raus. Ein Kommentar, der zur Flucht anstachelte, die eine Rangelei nach sich zog, Terren die Nase brach und den Dunklen heraufbeschwor, der Mathilda und ihm mit dem Tode drohte. Und dann glücklicherweise abhaute. Wieder zog sich die Wut in ihm zusammen. Fiete war Fiete, aber der Mörder eine ganz andere Nummer. Eine, die nicht zu kontrollieren war. Innerlich wusste er, dass Fiete nichtmal was dafür konnte, aber so rational war er nicht. Zu aufgewühlt und wütend. Er wollte sogar wütend sein auf Fiete, aber letzten Endes konnte er sich zurückhalten und trat das an, was er immer tat, wenn Prügeln und Schreien nicht mehr half. Er rannte weg.

Nicht weit und nicht lange, das war ihm klar. Aber irgendwie war es eine Flucht und er schalt sich innerlich einen Feigling. Er wollte nicht, dass Fiete ging. Für Loreen, aber auch für sich. Denn Fiete war ihm ein Freund und eine Stütze geworden. In der letzten Nacht hatte er ihn fast einen Bruder genannt. Wer weiß, was das wieder bewirkt hätte. Und auch wollte er ihn für Mathilda da behalten, die in Fiete wer weiß was sah und ihn gerne als großen Bruder gewinnen wollte. Ihre Art war hinreißend und sie schaffte es auch, Fiete immer aus der Fassung zu bringen. Vermutlich würde sie ihn noch irgendwann besser lesen und helfen können, aber für den Augenblick war es neues wütendes Feuer, welches schon besänftigt schien, bevor sie in das Haus kam. Doch im Augenblick war seine einzige Möglichkeit die Wut auf Fiete zu beherrschen, Gleichgültigkeit zu ihm aufzubauen. Und bis er wieder ruhig war, würde er ihn versuchen zu meiden.

Einen Schritt nach dem anderen. Er musste auch klare Gedanken fassen. Es waren nun einige Dinge anders. Zum Einen Mathilda, für die er mehr Ruhe in sein Leben bringen musste. Zum anderen seine Arbeit. Im Kurierdienst konnte er nicht zornig und wankelmütig herumlaufen, das war zu gefährlich und unzuverlässig. Im Rathaus musste er Enomis gut repräsentieren, wenn er sie begleitete, einen kühlen Kopf bewahren und ihr mit klugem Ratschlag beistehen. Da konnte er nicht mit den Gedanken woanders herumhängen. Es gab vieles, was er nicht wollte, aber sie zu enttäuschen stand sehr weit oben auf der Liste der Dinge, die er niemals tun wollen würde. Da fiel ihm das Gespräch mit Auriane wieder ein und, der Fuß war schon fast durch das Tor Düstersee gesetzt, er machte kehrt zur Bankstube und ließ sich noch mehr Pergament geben um ihr noch eine Nachricht zu schreiben und sie vorher zu informieren.

Das getan, ging er dann wirklich los, Richtung Grenzwarth. Dort hockte er sich auf die Stufen des Hospitals und wartete, bis Lille Zeit hatte. Er wollte sie eh nochmal besuchen und sich für seinen letzten Auftritt entschuldigen. Aber eigentlich ohne blutige Nase. Wenn sie ihn dann entließ, würde er nach Bajard gehen und sich in sein mittlerweile wenig genutztes Zimmer verkriechen.

Auf den Stufen stützte er den Kopf in seinen Händen und folgte trüben Gedanken. Arme Loreen, arme Mathilda. Armer Terren. Und nach einer Weile des stillen Sitzen kam noch: Armer Fiete.
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Terren Kaloor





 Beitrag Verfasst am: 10 Okt 2018 12:20    Titel:
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Mit einem Lächeln warf er einen Brief ein. Der letzte war schon eine Weile her gewesen und das war schade. Sie sahen sich nun sehr oft und verbrachten auch die Nächte miteinander, da war ein Brief nun nicht mehr unbedingt notwendig. Doch heute war einer der geschäftigen Tage und so entschloss er sich, wieder einen zu schreiben. Terren wusste, dass die Zeilen eines Verliebten waren und sie inhaltlich garnicht so bedeutend waren, aber es fühlte sich richtig an und für ihn war es wichtig.

Die letzten Tage und Wochen vergingen wie im Fluge und waren erhellt von schönen und warmen Gefühlen. Er fühlte sich nach all der Zeit wirklich geborgen, zufrieden und zu Hause. Das lag zum großen Teil an Mathilda natürlich, aber auch seine Familie hier in Düstersee wuchs immer mehr zusammen und es freute ihn, dass die Streitigkeiten und Dramen nun langsam abnahmen. Es freute ihn auch sehr, dass Loreen nun scheinbar beruhigter und zufriedener schien. Alles nahm schöne Bahnen an. Auch die Aufnahme von Mathilda in die familiären Vorhaben war ein schöner Gedanke und Fiete schien auch recht angetan und begeistert. Gerade bei ihm freute sich Terren über den Wandel, den er vollzogen hatte. Er war offener, hörte sogar auf Terren in gewisser Weise und auch etwas ruhiger und besonnener. Das Familienleben tat ihm offenbar gut, auch wenn irgendwo die Gewissheit schlummerte, dass er auch andere Seiten hatte und die nicht verschwinden würden. Aber es würde sich ein Weg finden, damit umzugehen. Loreen hatte jedenfalls einen wunderbaren Einfluss auf ihn.

Als sein Weg zum Haus von Loreen führte, schweiften seine Gedanken aber mehr zu dem Wandel, welchen er selbst durchmachte gerade. Er war ein Abenteurer und Schatzsucher. Immer auf der Suche nach neuem Wissen und neuen Herausforderungen und Begegnungen. Das blieb er auch noch, aber seine rastlose Natur schwand langsam. War er vor einigen Mondläufen noch unruhig und schon wieder fast auf dem Weg seiner Wanderslust nachzugeben, so dachte er nun in keinster Weise mehr daran. Reichte ihm das Zimmer in Bajard noch vor kurzem, wollte er nun etwas festes haben. Kein kleines Zimmer mehr, was nur zum Schlafen und Essen da war. Ein Unterschlupf zwischen den Reisen und Abenteuern. Irgendwie ertappte er sich dabei, dass er nun ein festes Heim haben wollte, was er sein eigenes Heim nennen konnte. Das Zimmer bei Loreen kam dem am nächsten und er fühlte sich in dem Haus sehr wohl. Er hoffte auch, dass er es weiterhin Heim nennen konnte, doch mit den Gedanken an eine eigene Familie musste er größer denken. Und so sah er sich immer öfter nach einem schönen Haus um. Auch wenn es in Düstersee wohl derzeit eng aussah, wie er mit Bedauern feststellen musste.

Eine eigene Familie zu gründen war schon lange sein Bestreben gewesen, doch nun, wo es wirklich greifbar wurde, wurde ihm erst richtig bewusst, was dafür alles zu beachten war. Das Haus war etwas wichtiges. Vielleicht könnte sich das auch über den neuen Hof regeln lassen, doch da war auch viel Betrieb und viel zu tun. Ruhe konnte man da selten finden vermutlich. Das würde noch etwas Zeiten wohl.

Seine Hand wanderte zu der Gaze auf der linken Wange hoch. Es kribbelte leicht, wo nun die neue Haut langsam nachwuchs. Es schauderte ihn bei dem Gedanken, wie er sie erhielt. Diese Irre war nun im Rathaus eingekerkert, doch den Anblick, wie sie seinen Hautfetzen, den sie von seiner Wange abbiss, aß, würde er so schnell nicht vergessen. Bald würde dort eine Gerichtsverhandlung sein und er würde als Zeuge, oder vermutlich eher Betroffener, aussagen. Terren war nur sehr froh, dass sie nicht Verena angreifen konnte. Das wäre vermutlich übel ausgegangen und so war die Narbe wohl nur ein kleines Opfer. Es war aber auch eine Gelegenheit der Rechtssprechung des alatarischen Reiches beizuwohnen. Wieder etwas neues zu lernen. Es würde ihm auch helfen, Enomis besser zur Seite stehen zu können. Bei dem Gespräch mit Fiete versuchte er sich auch etwas Rat und Hilfe zu holen. Terren wollte alles richtig machen, doch bei solchen Dingen war er noch unbedarft. Aber der Rat half und brachte ihm Sicherheit. Er hoffte, dass er seine Arbeit gut machen könnte und würde sich dafür ins Zeug legen. Leise lachte Terren als er die Tür zum Haus aufschloss. Vor einem halben Jahr hätte er nichtmal daran gedacht, sich mit dem alatarischen Reich zu befassen. Es war immer der dunkle und gruselige Feind. Und nun sorgte er sich um die Bewohner, nahm deren Glaube an und arbeitete sogar als Angestellter in offiziellen Stellen. Es war erstaunlich, wie schnell sich die Dinge ändern konnten.

Und auch er selbst war erstaunt über seinen Wandel. Vom unabhängigen freien Abenteurer war er zu einem gebundenen und sorgenden Bürger geworden, der plante eine Familie zu gründen und sich Freunde, eine Bleibe und feste Aufgaben gesucht hatte. Er lächelte in sich hinein als er in die leere Küche und in das Wohnzimmer sah. Er war sehr froh, seine Schwester gefunden zu haben nach all den Jahren. Sie brauchte Familie, er brauchte sie genauso. Terren hatte ihr viel zu verdanken und vermutlich sagte er ihr das zu selten, aber er war ihr dankbar und versuchte es mit Kleinigkeiten zu zeigen. Gespräche und Versöhnungen mit Fiete, kleine Gesten, denn Geschenke durfte man ja hier nicht sagen, freundliche Worte und gemeinsame Zeit in dem Haus oder auf gemeinsamen Unternehmungen waren viel Wert. Es machte ihm Freude, wenn er sie glücklich sah und die neu aufkommenden Scherze gegenüber Mathilda zeigten ihm, dass Loreen sie schon im Herzen aufgenommen hatte.

Familie. Er würde Mathildas Familie besuchen. Ihr jüngerer Bruder Piet, der sonst nach ihr der älteste war, solle wohl etwas schwierig sein. Wie Mattes wohl. Kurz verzog Terren das Gesicht beim Gedanken an seinen eigenen großen Bruder. Es war ja nicht so, dass er ihn nicht mochte, aber er war echt eine blöde Nervensäge. Aber Mathilda sagte, dass in Piet ein Abenteurerherz schlug und so konnte Terren vielleicht einen Ansatz finden, ihn milde zu stimmen. So schlimm wie Mattes konnte er da ja nicht sein! Insgesamt war er sehr gespannt auf die geplante Reise, ihrer beider Familien zu besuchen. Seine Eltern würden bestimmt begeistert sein von ihr und auch mattes würde zufrieden sein. Ein wenig nervös war er ob Mathildas Familie, vor allem bei ihren Eltern. Aber insgeheim war er sich auch sicher, dass er mit ihnen auskommen würde. Mit ihrem Vater musste er auch etwas klären und so hoffte er auch, sich sein Wohlwollen zu erhaschen.

So nervös war er bei Rica nicht, weil er wusste, dass sie keine Eltern mehr hatte oder glaubte es zumindest. Aber es hatte sich ja auch nicht lange genug entwickelt, als dass er da noch mehr hätte erfahren können. Terren setzte sich auf das Sofa oben im Haus und legte den Kopf in den Nacken. Die romantischen Gefühl zu Rica waren mittlerweile auch verblasst, sowie die Wut und Enttäuschung über ihr plötzliches Verschwinden. Vermutlich war der Magier doch zuviel gewesen und er hatte sie vertrieben. Terren hoffte, dass es ihr gutging, wo auch immer sie war. Sie würden Freunde bleiben, wie sie es sich einst versprachen und sollte sie zurückkehren würde er sie auch wieder als Freundin betrachten. Doch die Liebe fiel auf jemand anderen und es fühlte sich vollkommen und richtig an. Es erfüllte ihn mit ganzer Seele und so trauerte er auch der kleinen Romanze in keinster Weise mehr nach. Die Karten liegen, wie sie kommen und daran änderte sich nichts. Er nahm es an und genoss es mit vollen Zügen. Dies war eine Zukunftvision, die ihm gefiel und welche er zu schützen gedachte.

Mit dem Magier und der Hohepriesterin an der Seite hoffte er, den Widrigkeiten trotzen zu können, denn sie haben ihm den bisherigen Weg gewiesen. Sein Blick wanderte aus dem Fenster Richtung Himmel und zu den Sternen, die er nicht sehen konnte. Vielleicht erfuhr er ihr Geheimnis eines Tages doch den Glauben an ihre Kraft bewahrte er in sich und hoffte, dass sie auch über eine junge Frau wachten. Denn sie sahen sie vielleicht und konnten ihr Kraft geben.
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