FAQ Login
Suchen Profil
Mitgliederliste Benutzergruppen
Einloggen, um private Nachrichten zu lesen
        Login
[Q] Blick hinter das Wesen der Dinge
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » [Q] Blick hinter das Wesen der Dinge
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 09 Aug 2019 22:50    Titel: [Q] Blick hinter das Wesen der Dinge
Antworten mit Zitat

Ich warte in der Dunkelheit
ich glühe in der Nacht.
Das was ich habe, ist die Zeit
von Schwärze gut bewacht.
Wenn einst das Licht mich füllt,
dann ist der Tag gekommen
an dem man mich enthüllt,
ich bin zu dir gekommen.
Dein, will ich sein
und du bist mein!


Wild und ungezähmt loderte das Feuer in den Bernsteinaugen.
Es sprach von Freiheit, von ungebrochenem Willen, von Stärke und dem berauschenden Gefühl eins mit einem mächtigen, tosenden Sturm zu sein. Tiefe Intelligenz und ruhiges Nachsinnen verbargen sich hinter den stürmischen Feuersböen und jene wiederum waren aus genauen Beobachtungen und Prüfungen geboren. Diese Augen vermittelten nicht nur Leidenschaft und unbeugsame Unabhängigkeit, nein, sie waren in erster Linie da, um zu sehen und zu erkennen.
Er hatte sie gesehen, schon vor langer langer Zeit und er hatte erkannt, was dort tief in ihrer Seele noch schlummerte, als er sie berührt - und auch jetzt noch nicht vollends erblüht war. Abwägen, reizen und ein wenig noch die Geduld auf die Folter spannen. So sehr, bis die Kraft erschöpft schien und die Müdigkeit nagte, dann erst waren sie alle bereit in der Tiefe die eigentliche Kraft, wie ein loderndes Zündholz, zu erkennen, um damit sich selbst zum flammenden Sturm zu verwandeln.

Doch jetzt, so beobachteten die Bernsteinaugen zufrieden, kam der Tag nahe, an dem sie die Müdigkeit und die Erschöpfung in die Tiefe riss und bereits jetzt schon zehrte sie unbewusst aus der Kraft des Zündholzes, dem Glauben. Obwohl er sie zerschlagen und ermattet in den Hallen gesehen hatte, so glimmte heute neue, frische Stärke in ihren Adern und trieb an zu neuen Taten. Interessante Geschehnisse, die wiederum seine Aufmerksamkeit haben sollten.
Da war dieses junge, hübsche, goldene Gesicht, dass nicht eine Miene verzog, als sie sich in der falschen Unschuld an ihn wandte. Jenes Gesicht, dass kein blindes, tumbes Vertrauen kannte - oh ja, sie hatte sich einen würdigen Gegner gesucht, kein jämmerliches Schaf, dass ängstlich blökend zur Schlachtbank trabte. Die Augen des Goldenen sahen auch, sie erkannten aber zu spät, dass er das Ziel war und nicht die Stadt hinter den Wäldern.
Feuersturmregen, Kristallschrillen, Klingengewirbel, Fledermausleder.
Als die sillbrig nachtblauen Umhänge hinter den fast lautlos herbeieilenden Kriegern wehten, da war es aber schon zu spät. Ein würdiger Gegner, ein goldenes und stolzes Antlitz, doch sie hatte gesiegt, das Zündholz ergriffen und den Feuersturm gefunden.

Die Bernsteinaugen schlossen sich einen Moment und gaben der sinnierenden Weisheit das Ruder, es galt zu wiegen und zu einem Ergebnis zu kommen. Als sie sich glimmend öffneten und die Dunkelheit durchdrangen, da war das Urteil gefällt: es war Zeit!

Ja, es war an der Zeit für einen Blick dahinter...
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 11 Aug 2019 02:13    Titel:
Antworten mit Zitat


    Lasst vergehen, was vergeht!
    Es vergeht, um wiederzukehren,
    es altert, um sich zu verjüngen,
    es trennt sich, um sich inniger zu vereinigen,
    es stirbt, um lebendiger zu werden.



    Die Dunkelheit der Höhle umfing mich wie ein feuchtes Tuch auf einer offenen Wunde. So wohltuend war es für meine Augen. So angenehm für meine Nase, den heimischen Schwefelgeruch mit einer Art Sicherheit zu verbinden. Mein Kopf schmerzte, es hämmerte gar unter der Oberfläche an meine Schädeldecke. Müdigkeit. Ausgelaugtheit. Erschöpfung. Schwäche. Seit einigen Tagen schon war ich mir nicht sicher, wie genau ich mich auf den Beinen hielt. Alles um mich herum schien über meinem Kopf einzubrechen und mich unter sich zu begraben. Doch das war nur das Gefühl welches sich nach Innen zog, etwas das nur aufmerksame Augen an mir erkennen konnten. Ich umgriff meinen Stab fester und hinterließ auf dem Erdboden die Vertiefungen des Stabendes, wenn ich mich auf ihn stützte. Ich gab alles was ich besaß für Ihn - meinen Schöpfer. Und nach all den Monden des Durchhaltens gab auch er mir etwas. Ich erinnerte mich dunkel, wenngleich es nur zwei Tage hergewesen war, dass ich im Tempel am Boden kauerte und meinen Körper nach letzten Kraftreserven durchstöberte. Immer wieder verschwamm mein Blick und täuschte meine Sinne, verunsicherte mich und ließ mich wahrlich daran glauben am Ende meiner Stärke angekommen zu sein. Doch kaum dass ich diesen Gedanken gefasst hatte, wurde mir ein zuerst verschwommenes, dann deutlicheres Bild zuteil. Ich sah einen Wald.. einen, nein, mehrere Bäume und konnte dennoch den kalten Stein des Tempelbodens unter mir fühlen. Ich sah eine Schatulle, welche in den Farben meiner Haut schimmerte. Nachtblau, durchzogen von kleinen, kaum sichtbaren Maserungen von Holz. Ich verspürte den Drang danach zu greifen, es an mich zu nehmen.. doch ehe ich auch nur eine Regung von mir geben konnte war das Bild verblasst. Eine Illusion die wahrscheinlich die Müdigkeit in meinen Kopf gepflanzt hatte.

    Der Abend am Zeichen Vaters sollte der Illusion Lügen strafen. Ich striff um das Gebilde herum und übersah die Umgebung. Betrachtete die Bäume nachdenklich und dachte darüber nach in welche Sackgasse ich mich verfangen hatte, als ich den Blick des durchscheinenden Schemen auf mir spürte - eindringlich, auffordernd, lauernd. Ohne mein Zutun setzten sich meine Beine in Bewegung und auf den Pantherschemen zu. Ich folgte ihm, ich spürte dass ich es wollte. Und dort, im Dickicht des Waldes schnupperte der Panther am Fuß eines Baumes und ließ mich den Spiegel meiner Haut erkennen. Verdeckt vom Gestrüpp und einer losen Baumwurzel lag es da. Makellos. Perfekt. Der Schemen entfernte sich zufrieden und ließ mich mit der Schatulle zurück, die wie ich feststellen musste, weder Öffnungen noch Schlösser besaß. Nichts. Ich hatte nicht viel Zeit daran herum zu probieren oder meinem ewiglichen Gedankenfluss nachzukommen. Ich erhob mich und wendete mich dem Aufbau zu.

    Ein weiterer Abend und eine weitere Nacht voller Schlaflosigkeit und offener Pläne verging. Termine, das Gebrabbel von Menschlingen welche nicht im Stande waren einem Templer Respekt zu zollen, mehr Termine, Ketzer.. Weihen. Es brodelte hinter meinen Schläfen und ließ meinem Kopf keine Ruhe. Ich wusste was ich wollte und dieses Etwas lag verborgen hinter einem lebendigen Wald. Um die Energien der Verblendeten zu vertreiben wollte ich einen Vetter. Gefangen in der ewigen Monotonie seines Lebens, dazu verdammt ein endloses Leben zu führen und sich hinter marmornen Wänden zu verstecken. Gülden, als hätte man ihn zu lange an einer Münze gerieben, widerlich harmonisch und stolz - zu stolz. Doch ich hatte meinen Plan zurecht gelegt und bediente mich einer Masche, die schon Jahrhunderte in den Adern meiner Geschwister verborgen lag. List und Täuschung. Es gab keine Pause für mich, diese hatte es nie gegeben und vor allem war ich nicht mit dem Ziel des Ausruhens in das Leth'Axorn gekommen. Wie ein wandelnder Schatten wurde ich von einer Fledermaus und meinem Bruder begleitet. Im Wind baumelnd, gesellte sich das Mäuschen zu den übrigen Tieren und bot die perfekte Tarnung. Das Vorhaben ging schneller als gedacht über die Bühne. Eine auf dem Boden kauernde Frau, eine verstellte Stimme und eine Blutphiole, welche ich über dem jämmerlichen Menschenfetzen vergossen hatte. Erst als die meisterliche Fledermaus ein grün schimmerndes Portal in den Wald riss und von einem Pfeil durchlöchert wurde wusste ich, dass es schnell gehen musste. Ich stieß den betäubten Elfen durch den Spalt und landete stolpernd, jedoch auf der anderen Seite, auf seinem Körper. Erst als er in Hexenstahlketten hinter einer Gittertür angekommen war, umschlungen von der schützenden Dunkelheit des Axorns, atmete ich zufrieden auf. Ich wusch die Malerei von meiner Haut und kümmerte mich um die verletzte Fledermaus.

    Jetzt, einen Tag später fühlte ich mich wie zwei Tage zuvor. Müde. Ausgelaugt. Erschöpft. Schwach. All meine Energie hatte ich in die Verbannung der Ketzergötter gelegt, während noch immer das Blut des Elfen an meinen Fingern klebte. Vielleicht war es auch mein eigenes, ich wusste es nicht. Doch ich war mir sicher dass die Unterstützung der Dienerin und der Rasharii mich davor bewahrt hatten, alles meiner Essenz zurück an Alatar zu geben. Ich war dazu geboren ihm bis zum Ende meiner sterblichen Hülle zu dienen, dazu geschaffen worden alles von mir zu opfern, wenn es von Nöten war. Eines jedoch hatte sich verändert.. das makellose Kästchen hatte sich geöffnet und mir seinen Inhalt preisgegeben. Ein schmaler, scheinbar ebenso perfekter Armreif welcher aus flüssigem Runenfeuer zu bestehen schien. Runen welche ich nicht zu entziffern vermochte, begleitet von einem Drang ihn um mein Handgelenk zu legen. Vielleicht war es unvorsichtig von mir - doch viel unvorsichtiger als ich die letzten zwei Jahresläufe mit meiner Hülle umgegangen war, hätte ich wohl nicht werden können.


    Des Nachts lag es schmückend und umarmend um mein Handgelenk. Hob sich nur allzu deutlich von meinem nackten, dunklen Leib ab und sank gemeinsam mit mir in einen lang ersehnten Schlaf, welchen ich schon viel zu lange hatte aufgeschoben. Nur Vater wusste, was er mit diesem Reif bezwecken wollte - doch ich war gemacht um ihm zu dienen und keiner seiner stillen Anweisungen zu trotzen.





Zuletzt bearbeitet von Anwa'qulae am 11 Aug 2019 02:23, insgesamt 3-mal bearbeitet
 Nach oben »
Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 11 Aug 2019 16:45    Titel:
Antworten mit Zitat

Lebe in Güte und lerne Vergebung
handle im Zeichen der Sterne Licht
doch achte stets auf deine Umgebung
und tritt ein fürs Recht, wo man es bricht.
Wer jedoch reißt der Gemeinschaft Tuch,
wer Schaden will deinen Geschwistern zusammen,
den aber treffe dein ewiger Fluch.
Ihn, so sollst du von Herzen verdammen!


Manches weiß man, weit bevor es geschieht. Keine vage Ahnung oder Hoffnung, keine wilde Prophezeihung oder verschleierte Vision, nein, ein klares und endgültiges Wissen. In diesem Fall wusste er, dass sein körperliches Leben verwirkt, sein Blut fließen und sein Klang zum Liede zurückkehren würde, als die dumpfe, klamme Schwärze des Axorn auf ihn einwirkte. Nicht, dass ihn eine solche Ahnung nicht bereits durchzogen hatte, als sie ihn angegriffen, durch das Portal stießen oder er den Kampf in der Reisebene verloren hatte, doch nun war es bittere Gewissheit.
Jede Träne die er hier aber weinte, wäre nur umsonst vergossen, jeder Schrei und Aufstand weit unter seiner Würde. Vielleicht hatten sie es von ihm erwartet, ein jämmerliches Flehen um das eigene Leben aber die Bestürzung, Zorn und Trauer legte er in die Hände seines Volkes.
Ja, hier schmerzte es doch in der Brust, wenn er daran dachte, was ihm damit genommen werden würde und was er zurückließ. Zwar hatte er sein Leben ganz und gar dem Schutze Ered Luins und dessen Grenzen gewidmet, doch aus genau diesen Gründen nie die Suche nach der einen, wunderbaren Seele für einen gemeinsamen Bund begonnen. Statt eine Familie zu gründen, nahm er sich der Hîn an, die die Ausbildung zum Maethor beginnen wollten und lehrte sie, sah sie wachsen und zu vollwertigen Mitgliedern eines stolzen Volkes unter Phanodains Segen werden. Seinen Wachplatz in diesem Volke, das er liebte und zu schützen schwor, ließ er nun zurück, würde ihn für einen jener freimachen, die er unterrichtet hatte... frei?
Das war er noch nicht und ein wenig davon würde sie, die dunkle Schwester aus einem verdorbenen Volke, ihm nehmen, indem sie ihn für finstere Machenschaften nutzte. Das war die einzige, wirklich brennende Schmach an dieser Art des finalen Kapitels - und da, auf den letzten Seiten schrieb er sein Lebensende plötzlich in rötlichen Lettern, denn diese war die Farbe der Wut und der Rache.

Als jedoch der allerletzte Satz verfasst wurde, da war die Geste bizarrerweise konträr von dem, was darin glomm. Ein Kuss und ruhig gesprochene Worte, geschrieben mit dem Seelenfunken der sie beide verband und von dem eigenen Herzblute kurz darauf besiegelt wurde:

"Rhachon le, Mornedhel!"


Auch dies sahen die Bernsteinaugen und schlossen sich einen Moment lang nachsinnend. Dieser gefallene Spielstein war unvorhergesehen, wie ein fälschlich in die Brühe geworfenes Kraut - doch gut, vielleicht würde es die Suppe nur noch ein wenig würzen.
Als sie sich öffneten glühten sie mit großer Erwartung und Spannung auf das, was sich nun entfalten würde. Runengewebe an einer schlanken, blauschwarzen Hand sogen heimlich aufleuchtend am gestählten Geiste und begannen etwas Neues hineinzuweben:

Die bisher unbekannte und gefährlich naiv-beschwingende Leichtigkeit des Übermuts namens unvorsichtige Leichtsinnigkeit. Sollte sie auf dieser Woge des kitzelndes Glücks schweben, während die goldenen Worte durch des Fuchses Beistand langsam zu wirken begannen...
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 12 Aug 2019 12:11    Titel:
Antworten mit Zitat


    Wer den Feind in seiner Gewalt hat und ihn nicht tötet, ist sein eigener Feind.


    Wie ein warmer, liebevoller Kuss hatte der Elf mir entgegen gehaucht. Seine Lippen auf meinem Pantherhelm abgelegt und etwas geflüstert das ich weder verstehen konnte noch wollte.
    "Rhachon le, Mornedhel!" Diese Feigheit, seine letzten Worte ungehört zu lassen, nur weil man den überheblichen Stolz besaß in der Sprache seines Volkes zu sprechen. Oder war es Schwäche, den eigenen Hass, die Rachsucht entweichen zu lassen? Vielleicht hatte er mir gedroht, mir den Untergang verkündet oder mich auch nur für meine Mühen gelobt - letzteres eher unwahrscheinlich. Ich war mir der Umstehenden bewusst gewesen, jedoch wusste ich auch um die Wirkung meiner eigenen Stimme. Wenn der Vetter nicht verständlich mit mir sprechen konnte, wieso sollte ich es anders tun? Ich lehnte mich vor, säuselte zischelnd etwas in sein Ohr und bemerkte im Rücken bereits das Zurückweichen meiner Verbündeten, welche den Schmerz in ihrem Kopf bereits spürten. "Xrul xu Atar." Mitleid? Nein, so etwas kannte ich nicht und doch hatte ich über dieses Opfer nachgedacht. Ich opferte einen Teil meines eigenen Blutes, wenn auch einen schwächlichen, stillstehenden Teil welcher einer ewiglichen Statue glich. Warum würde ich diesen Vetter opfern? Ganz klar, weil er sich gegen den wahren Weg von Fortkommen entschieden hatte, gegen ein vergängliches Leben und ein fehlendes Ziel, weil nichts in seinem Leben ein Ende besaß und er darüber hinaus einem anderen, fälschlichem Glauben folgte. Ich hatte ihm noch einen Augenblick angewidert entgegengeblickt, ehe ich den geküssten Pantherhelm mit dem Kommando ihn zu säubern, an einen Runenlosen drückte. Wenngleich wir Letharen nichts auf materielle Dinge gaben, hing ich tatsächlich mit meinem schwarzen Herzen an diesem Stück. Überzogen von letharischen Spruchbändern und Alataranrufungen, durchzogen von Blutkristallen, angefertigt von meinem verschollenen Bruder Xen'draxol. Umso schneller der polierte Helm zurück in meine Hände fand, umso gesünder wäre es für den Sagotri. Später hatte ich den Ritualdolch in sein Herz gestochen - kurz und schmerzlos. Ja, er war ein Vetter und mein unabdingbarerer Feind. Ich jedoch hatte nicht die Absicht gehabt etwas unschön qualvolles vor den Augen der Menschlinge zu vollziehen. Das Licht in seinen Augen war erloschen und für den Moment hatte ich nichts wahrgenommen als den Geruch von Blut. Völlig in meine Konzentration versunken, hatte ich mich auf den Stein der Kieselfresser fokussiert.

    Ich schrubbte an meiner Haut und benetzte die wunden Stellen mit dem Wasser des Sumpfes der eigenen Höhle. Ich sah in die wabbernde Spiegelung meines Gesichtes hinab und erinnerte mich an den grauen Schein, welcher in die Augen des Vettern Einzug gehalten hatte. Ich bekämpfte sie schon lange und stand für meinen Glauben und meine Geschwister ein.. dieses Grau jedoch, hätte ebenfalls meine Augen treffen können. Was hätte ich einer solchen Gruppe von Ketzern entgegensetzen können? Ich vertrieb die aufkommende Gänsehaut und tauchte meinen Körper unter die Oberfläche. Von menschlichen Gefühlen wie Glück oder Erleichterung spürte ich im Moment noch nichts.





Zuletzt bearbeitet von Anwa'qulae am 12 Aug 2019 15:50, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 15 Aug 2019 18:59    Titel:
Antworten mit Zitat

... und wieder glühte der Reifen auf, sog gierig an der Resolution der Trägerin und in Wechselwirkung damit begannen die in sindarin gesprochenen Worte weiterhin zu wirken.
Diesmal aber sandten die Runen Träume und jene waren von bitterem Geschmack und einem unwohligen Kribbeln im Nacken, welches das stolze Volk der Letharen so nicht kannte - nicht kennen sollte! - es sei denn, man wollte an ihren Wurzeln rütteln und sie in eine durch und durch menschliche Haut stecken.


Wie kommt es, dass es so ist wie es ist?
Liegt es daran, dass du bist wer du bist?
Was wär' ein Lethar ohne Hass oder List?
Was ist das, was da am Verstand heimlich frisst?
Kann es sein, dass man seine Pfade vergisst?
Ist es wahr, dass man die Ruhe vermisst?
Sind das deine Worte, du Pessimist?
- VERSAGERIN!- dein Werk ist purer Mist!
Sie verstreicht, Anwa, deine Gnadenfrist...


Und mit den Träumen vom vermeintlichen Versagen, kamen die Zweifel.
Zweifel am eigenen Sein und Handeln.
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 16 Aug 2019 02:10    Titel:
Antworten mit Zitat


    Verloren im Nichts,
    vergessen im Sein.
    Geworden zu dem,
    was ich hoffte NIE zu werden.
    Und doch zu schwach um es zu merken.



    Unruhig darliegend besah ich die Höhlendecke. Das Flüstern in meinem Kopf nahm zu, während ich sowohl die Tropfen beobachtete, welche sich von den spitz zulaufenden Stalagmiten hinabwanden als auch meinen Letharfen besah, welcher ruhig neben mir schlief. Hineingeschlichen hatte ich mich. Wie ein feiger Menschling, welcher in ein Haus einbrach um etwas an sich zu nehmen, was nicht ihm gehört. Völlige Dunkelheit hatte mich umgeben, sodass kein Flecken meiner Haut offensichtlich zu sehen war. Zusätzlich hatte ich mich in eine lockere Robe gehüllt. Spätestens diese würde dem aufmerksamen Mael'qil auffallen, wenn er des Morgens nach meinem Körper tastete. Kaum das ich mir der Stille bewusst wurde, schlug die leise und flüsternde, rügende und amüsierte Stimme in meinen Ohren wieder zu.
    "Er hört dir nicht zu.. du weißt, dass er enttäuscht ist." Ich streckte meine Hand in die Dunkelheit und versuchte den neu gewonnenen, silbrigen Schein an meiner Haut zu erkennen während das Flüstern, wie durch meine eigenen Gedanken gerufen, wieder zuschlug. "Blass siehst du aus.. Ist es weil dein Glaube schwindet? Deine Bindung?" Alles in meinem Körper wollte schreien! Schreien dass ich alles getan hatte um an diesem Punkt zu stehen, alles geopfert hatte was einst auch nur vage einem Leben gleichgekommen wäre. Konnte ich wirklich so falsch gelegen haben mit all meinen Ansichten und Taten? Entzog Vater mir seine Kraft so plötzlich weil ich einen falschen Weg eingeschlagen hatte? "Du verlierst die enge Bindung.. was hast du getan? Was war nicht genug? Versagerin!", preschte es abermals durch meinen Kopf und ließ mich selbst in bequemer Haltung etwas zusammenzucken. Was war nicht genug?



    Hatte ich Ihm nicht genügend Junge geschenkt, ehe ich meine Ausbildung aufgenommen hatte?
    Mich zu sehr der menschlichen Zuneigung hingegeben, was das Leben mit meinem Letharfen anging?
    Vielleicht doch noch zu wenig Zeit im Tempel Vaters verbracht?
    Ich hatte geglaubt und tat es noch immer mit ganzer Leibeskraft.. eigentlich.
    Meinem ersten Letharfen hatte ich mich wiedersetzt, war das die späte Strafe für mein Aufbäumen?
    Nie hatte ich die Templer vernachlässigt, war ich nun doch zu nachlässig gewesen - oder zu streng?
    War es falsch gewesen mein eigenes Blut, in Form meines verderbten Vetters, meinem Vater zu opfern?
    Was war, wenn ich unser ganzes Volk ins Verderben gestürzt hatte mit nur einem falschen Zug?
    War ich nicht gut genug um die Lethoryxae und den Lethoryx zu vertreten?
    Hatte ich Seine und meine Zeit wirklich verschwendet und.. versagt?
    Meine Bindung eingebüßt?



    Verärgert kratzte ich über die verblichene Haut meines Unterarmes und zog ihn nah an mich heran. Sie war so hell geworden, dass man sogar die Rötung darauf erkennen konnte. Die Nervosität in meinem Inneren ließ mich beinahe erschaudern. Zur Stimme in meinen Ohren gesellte sich die raue und widerliche Stimme Kaa'nyrs hinzu - Lethrixor des alten Nestes.
    "Du bist es, es ist dein Fehler. Dein Blut ist zu schwach, zu jämmerlich um diesen Fehler zu verdrängen! Du hast versagt!" Ohja, ich erinnerte mich an das Gesicht meiner Tochter. Die Fehlbildung ihrer Unterlippe, geerbt um die Schande ihres eigenen Vaters zu sein, weil er sie niemals verschweigen würde können. "Versagerin!", flüsterte auch die zweite Stimme wieder in meine Wahrnehmung. Ich erinnerte mich daran, die damalige Lethoryxae mit dem Weibchen fortgeschickt zu haben um das Junge nicht länger in meiner Gegenwart zu haben oder einem schwächlichen, menschlichen Gefühl wie Zuneigung zu meinem eigenen Kind zu verfallen. "Ich bin ein Lethrixor.. und du.. du bist ein Nichts!! Nun hast du auch das Balg zu einem unbedeutenden Nichts gemacht!" Aus meiner Kehle löste sich ein ungehaltenes und unzufriedenes Knurren, welches Zyd'arak die Schulter wechseln ließ, auf der er lag. "Hörst du Lethra?.. ein Nichts!" ''Es nicht wert..!'' Der verstörende Wortwechsel in meinem Kopf schnürte mir die Kehle zu, wie auch der Letharf sie damals zugedrückt hatte um mich von meinem jämmerlichen Leid zu befreien und meine Essenz zu Vater zu schicken. ''Ich werde dich umbringen!! Langsam und schmerzvoll!!'' Scheinbar war ich bereits in einen unruhigen Schlaf gesunken, der nur den Eindruck hinterlassen hatte, dass ich bei Bewusstsein war. Denn als ich die Bettdecke umklammerte und mir mit den eigenen Nägeln in die Handfläche bohrte, erwachte ich unter den zusammengebissenen Zähnen meiner eigenen, verzerrten Sprache. "Ich habe nicht versagt, ich habe alles für dich gegeben!!", antwortete ich der einen Stimme - dann ein Zischen in die andere dunkle Ecke, meine Worte von damals wiederholend. "Sie werden alle aussehen wie du! Es ist nicht deine Bestimmung die Saat Vaters zu sähen. Stark und Rein. Du bist nicht in der Lage daz..." Ich stockte, als mir klar wurde dass ich in die Leere der Dunkelheit knurrte und der Mael'qil nach mir tastete und befahl, endlich Ruhe zu geben. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und legte meinen Kopf wieder auf dem bereits feuchten Kissen ab. Mein Blick fiel auf das wabbernde Armband um mein Handgelenk, während ich immer wieder wegdämmerte. Dennoch drehte ich mich herum und schlang den Arm um den Körper Zyd'araks, um das Gesicht am vertraut riechenden, verfilzten Haar meines Mael'qils abzulegen.




Zuletzt bearbeitet von Anwa'qulae am 16 Aug 2019 02:12, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 21 Aug 2019 16:11    Titel:
Antworten mit Zitat

Im Nachhinein war es unmöglich zu sagen, was auch den zweiten Wall abgeschmettert hatte. Die Gebete vielleicht, die sie, auf nackten, klammen Steinen kauernd, weiterhin stoisch gesprochen und sich an den Glauben geklammert hatte? Oder aber ihr eigentlicher Kampf mit jener erbärmlichen Schwächenkombination namens Zweifel, Hadern, Unsicherheit? Zumindest schien diese Woge an unbekannten Emotionen überstanden, denn es war ruhig für den Moment, fast wieder ein wenig "normal". Seltsam, wie fehl dieses Wort plötzlich am Platz war, denn von einem letharischen Alltagszustand war sie noch weit entfernt. Immerhin wirkte da noch etwas Anderes, was die samtene Haut der Lethra nach und nach in einen vollends bizarren und unwirklichen Silberglanz bettete und ihr dennoch weiterhin die dunkle Farbe entzog. Blässe, die eine Müdigkeit mit sich brachte, bis... nunja, bis zur letzten Nacht.

Unbemerkt wieder, als sich doch ihre Lider herabdrückten begann der Reifen erneut sein seltsames Wirken und gab sich dem Feuersglimmen ganz und gar hin, nur um ihre Träume ein weiteres Mal in Schwärze zu tunken. Jene aber waren doch anders als die letzte Erfahrung. Statt schleichendem Zweifel oder heranprasselndem Übermut traf sie die Wucht der Emotion diesmal wie ein Schlag. Es begann mit dem alarmierenden Gefühl von akuter Gefahr, welches ihre scharfen Sinne sofort weckte und doch meldeten jene nur kurze Momente später, dass sich absolut niemand in ihrer Nähe befand. Niemand und nichts! Eine dunkle Vorahnung vielleicht...? Eine Vision gar?
Abschütteln ließ es sich nicht, im Gegenteil, trotz der scharfen Nachtkatzenaugen schienen wabernde Schatten in den Höhlenecken umher zu wandern und zum allerersten Mal in ihrem Leben gehorchte der Körper nicht, als sie aufstehen wollte, um jene zu erhaschen. Stattdessen war da dieses feine Zittern, wie sie es bei kleinen, menschlichen Kindern oder Gefangenen bereits gesehen hatte. Dieser winzige Tremor, der frostige Kälte mit sich zu bringen schien und binnen weniger Lidschläge sogar die Lippen beben ließ. Ihre Augen weiteten sich unweigerlich, als die erste Panikwoge sie erfasste - sie kannte bis dato nicht einmal recht das Wort "Panik", geschweige denn jenes Gefühl der absoluten Wehrlosigkeit.



Wohnhaft in der Dunkelheit
ein Schemen inmitten der Schatten
ich lasse die Wärme ermatten
bin ich zur Tat stets bereit.

Schauder lasse ich gleiten
aus Panik, nicht aus Lust
ich drücke sie zu, die Brust,
um das Mahl köstlich mir zu bereiten.

Wehre dich nur, wenn du noch kannst
ich rausche bereits in deinem Blut
es reißt dich mit die dunkelste Flut
denn ich bin es, deine Angst.


Ein amüsierter Funke glitzerte still in den Bernsteinaugen.
Diese Runde versprach interessant zu werden und die Beobachtungen wurden intensiver.
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 22 Aug 2019 14:47    Titel:
Antworten mit Zitat



    Es ist wie ein Sog, alles dreht sich.
    Meine Beine, mein Magen, mein Kopf gehorchen mir nicht mehr.
    Möchte mich nur noch verkriechen und vergessen.
    Habe Angst vor mir,
    Angst mich nicht gegen die Gedanken wehren zu können,
    die kommen, wenn ich mit mir alleine bin.



    Die Stimmen des Zweifels in mir hatten nachgelassen. Es war still und dennoch so laut wie ich es nie erlebt hatte. Jedes Kruscheln, jedes Knacken und jedes Schlurfen ließ mich schreckhaft zusammenzucken ohne dass ich die Kontrolle über diese Reaktionen hatte. Selbst die Dunkelheit hinterließ ein mulmiges Gefühl in meinen Eingeweiden welches mir die Luft zu nehmen schien. Meine Hände zitterten, meine Beine ließen mich unsicher stehen und mich immer mehr auf meinen Stab verlassen, als wäre ich plötzlich um fünfzig Jahre gealtert. Ich wusste dass der Mael'qil außerhalb der Höhle war und so zündete ich die umstehenden Kerzen an und stockte sie in gleichem Atemzug um viele weitere auf, sodass möglichst keine Ecke ohne Beleuchtung war. Müde und ausgelauft streifte ich mir meine Rüstteile vom Leib, welche scheinbar zunehmend schwerer wurden und setzte meinen Fuß auf die Stufe des Sumpfbeckens. Meine Augen wanderten an meinem Körper hinab und erfassten die fahle, helle Haut mit dem Schimmer einer frisch gefundenen Perle. Meine Schultern begannen unkontrolliert zu beben und meine Lippen in diesen Rhythmus mit einzuschließen. Meine dunkle Haut war gewichen.. hatte mich verlassen und war einfach hinausgesickert, wie die Farbe aus einem umgestürzten Tintenfass. War Vater es gewesen der mir dieses Erkennungsmerkmal entzogen hatte? Sollte es Stärke oder allumfassende Schwäche für mich bedeuten? Eine Belohnung um unauffälliger zwischen Menschen und Vettern zu wandeln oder doch nur eine Kennzeichnung für mein schwächliches Versagen? Ich umfasste die zitternden Schultern, mein Oberkörper fühlte sich an als würde ich zerbrechen. Ich sah zur Decke der Höhle empor als ich etwas feuchtes in meinem Gesicht spürte.. bis mir klar wurde das ich weinte. Mit dieser Erkenntnis stachelte ich nicht nur die unruhige Bewegung meines Körpers sondern ebenso meine Wut an, welche sich ihren Platz in meinem zugeschnürten Hals einforderte und mich empfinden ließ als würde ich jeden Augenblick daran ersticken. Was bei Vater war hier eigentlich los? Wofür erhielt ich diese Bestrafung? Ohne mein Zutun sank ich auf den Teppich hinab als meine Beine den Streik antraten und sich weigerten mich weiterhin aufrecht zu halten. Welch.. grausame Ironie.. dass ich hier auf dem Teppich saß, auf dem ich als Runenlose genächtigt hatte. Zusammengefercht wie der größte Drecksklumpen den man im Axorn finden konnte. Noch absurder machte es nur noch meine helle Haut, von der ich nicht sicher war ob sie mehr einem Menschen oder einer Elfe glich. Die Schatten der Flammen spiegelten sich im silbrigen Schimmer meines Körpers und machten den Anschein als würden sie mich überall berühren und festhalten, an mir zerren um mich in eine dunkle, lichtlose Ecke zu ziehen. Mein Kopf schüttelte sich panisch, als würde mein Leib sich automatisch gegen den Versuch der nicht vorhandenen Angreifer wehren wollen.

    Erst Minuten.. oder Stunden später hob ich meinen Kopf, den ich in den Armen vergraben hatte um in Sicherheit meines eigenen Leibes vor mich hin zu kauern.
    "Wie lächerlich du dich machst, Anwa'qulae", hörte ich die Stimme der Lethoryxae Ery'ae. Ich sah durch den Raum, als könnte ich in einem der schlängelnden Schatten etwas erkennen, das gewiss nur ich sah. Dann gesellte sich auch eine Erinnerung der Tetrarchin hinzu. "Vicaria, ihr solltet Euch all eurer Aspekte bewusst sein. Zu jedem Augenblick. Auch Schwächen können genutzt werden." Ein kluger Ratschlag den sie mir einmal gegeben hatte, als ich mir der Empfindungen meines Letharfen gegenüber unsicher gewesen war. Eine Ahnung wie ich diese neue Art von Schwäche nutzen könnte, hatte ich jedoch keinesfalls. Dennoch war die Tetrarchin fort. Sie alle waren es.. Ich kauerte mich wieder zusammen als ein Windzug sich pfeifend an einem Stalagmiten vorbei presste. Dann hob ich meine Augen zum Sumpfbecken an und starrte konzentriert und kritisch in das Wasser, welches nicht preisgab, was sich unter der Oberfläche befinden würde. Fast hektisch gehorchte mein Körper als ich mich aufrappelte und meine Robe, Handschuhe und meinen Helm griff. Ich musste hier raus.. an die Oberfläche.. Licht, ich brauchte Helligkeit ohne irgendwelche Schatten und Ungewissheit. Vor allem aber musste ich diese Verfehlung von heller Haut verstecken, soweit es mir möglich war.


 Nach oben »
Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 31 Aug 2019 13:18    Titel:
Antworten mit Zitat

Nun ist es spürbar nahe, das so finale Spiel
und jene die versagen, verlieren mehr als viel.
Mein Kind, dein Vater sieht dich, egal wohin du gehst
drum ist es unerlässlich, das du den Grund verstehst
weshalb die Prüfung stetig sich dir entgegen stellt:
du dienst dem einzig Wahren in dieser blinden Welt.

Dein Herz soll kräftig schlagen, im Einklang muss es sein
dein Wille dabei ist dann die größte Waffe dein.
Gesegnet und geliebt sind jene, die tapfer überwinden
die Schwächen dieser Erde, der Rest er muss verschwinden.
Drum gibt nicht auf und finde Kraft in Andacht wunderbar,
wenn Vater blicket zu dir - sein Name:
Alatar

Freiheit ist ein hohes Gut, das dir will mancher rauben,
bewahre sie und halte fest an deinem starken Glauben!


Zerbrochen die Angst, verschwunden die Panik. Als habe ein frischer Wind die hohen Höhlenhallen des Axorn von all dem widerlichen schmutzig-windenden Schmodder namens menschliche Furcht gereinigt. Sie wusste woher diese starke Brise kam - das Gebet und die nimmermüde Andacht hatte sie regelrecht beschworen und zugleich so kräftig beflügelt, dass sie den Stolz über diese gewonnene Schlacht den Blick stoisch ruhig durch den Tempel gleiten lassen hätte können...

Hätte... können... wäre die Lethra sich dessen denn überhaupt bewusst, wie sehr Mächte in und um sie herum bereits mit sich rangen. Aufgabe und Fluch, aus zwei vollkommen verschiedenen Seiten stammend, verzahnten sich mehr und mehr. Sie griffen bereits so fest ineinander über, dass mit der letzten Nacht, in welcher der verdammte Armreif emsiger den je glühte, um ihr eine letzte, große Probe zu stellen, zeitgleich die Schwäche sie seltsam durchzog und aus der bereits so blassen Haut der treuen Dienerin weitere Farbe zog, um sie durch einen wahrlich silbrigen Glanz zu ersetzen. Er erinnerte an Mondenschimmer zur Mitte der Nacht und ihm wohnte das feine Leuchten der blauen Berge "Ered Luin" bei...

Ein dumpfes Grollen erwachte in einer mächtigen Kehle, als den orangegoldenen Augen auch dies nicht verborgen blieb. Der erste Impuls war es, das spottende Blendwerk des Goldenen und seinem fuchsschwänzigen Herren zu zerstören und doch hielt er gleich im nächsten Augenblick inne.
Nein, sie hatte sich das Ganze eingebrockt und sie musste diese bittere Suppe selbst auslöffeln. Würde sie hier als Siegerin hervorgehen, so war sie bereit einen Platz zu besetzen, der zu lange verweist schien. Sollte sie aber versagen, so war sie die Falsche und der Verlust verschmerzbar.
Statt väterlicher Unterstützung gab er der Kraft des Bandes noch einen Stoß und als sie am nächsten Morgen erwachte, da klopfte das Herz so... seltsam weich, flattrig und hauchend zart. Ein Sehnen in der Brust, das bizarre Gefühl von Hingabe und der Suche nach Berührung, Liebkosung?!

Der Schrecken, der sich meldete, war neu.
Hilflosigkeit und das Bewusstsein, dass sie jenes starke Gefühl aus tiefstem Herzen hasste und verabscheute aber doch machtlos war gegen:


Liebe.
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 06 Sep 2019 10:31    Titel: Der wahre Pfad
Antworten mit Zitat


    Wann greift der Pfad auf dem wir wandeln nach unseren Schritten?
    Wann wird der Weg zu einem Fluss der nur eine Richtung kennt?
    Der Tod erwartet uns alle,
    aber kann man ihm entgehen?





    Meine Sinne wollten und wollten nicht klarer werden. Hatte ich eben noch Selbstzweifel enpfunden, empfand ich einen Augenblick später Angst und jetzt plötzlich etwas wie Zuneigung und den Wunsch nach Berührungen. Ich wusste nicht was stärker war.. mein Ekel mir selbst gegenüber oder die Sehnsucht nach meinem Letharfen. Mein Herz flatterte wie ein kleiner Vogel umher und mir vielen Sachen auf, die mich grundsätzlich einen Scheiß interessierten. Die strahlenden Augen, ein besonders glatt geschorener Kopf oder der Körperbau eines Letharfen. Meine Haut war nicht mehr nur blass, sie war fast weiß geworden. Anstatt dass sie fahl und aussagelos blieb, entwickelte sie aber immer mehr den Schimmer von Mondschein. Ich war mir nicht sicher ob es von dem Reif um mein Handgelenk kam, welcher sich immer stärker um mein Handgelenk zog oder dem Kuss des Vettern, welchen er mir mit unverständlichen Worten an den Pantherhelm gedrückt hatte. Doch ich hatte entschlossen dass ich diesen Armreif, diese Schwäche in mir, loswerden musste. Meine Haut löste bei umstehenden Geschwistern eine Art Schrecken aus, waren sie sich alle nicht mehr sicher wem sie gegenüber standen - schon garnicht wenn es um mein Verhalten ging. Dennoch hatten die angehende Letherixae und der angehende Junglethoryx sich in den Kopf gesetzt das Armband zu durchtrennen, wenngleich der Meister angeboten hatte für den Notfall auch meine Hand zu durchtrennen. Ich erinnerte mich an den Rückstoß der Lethra, als sie sich dem Reif genähert hatte, doch ich war in diesem Moment zu benommen gewesen um klar zu denken. Ich sah den Letharfen vor mir und vernahm eine Stimme in meinem Ohr welche so streng und doch so einhüllend und schmeichelnd war. Eine Stimme deren Klang ich nicht verblassen hören wollte.
    "Anwa'qulae.. erinnere dich -wem- deine Hingabe gilt und zeige es - Schwaechlinge werden nicht gebraucht!" Ich wusste wem meine Hingabe gehörte, auch wenn ich stetig den Namen 'Zyd'arak' in meinem Unterbewusstsein wahrnahm. Dennoch spürte ich trotz der Zweifel, trotz der Angst und der anderen Empfindung seit meiner ersten Rune Seinen Wiederhall. Ich spürte noch immer wie Sein und mein Zorn sich einen Weg durch meine Adern bahnte und auch in meinem jetzigen Zustand immer wieder durchdrang. Meine Finger kribbelten wenn ich mich auf ihn konzentrierte und die dunklen Schwaden meines Hasses zogen langsam aus meinem Körper. Die Stimmen um mich herum blendete ich aus und fokussierte mich mühsam auf meinen Schöpfer, welcher mir über die Jahre hinweg all meine Macht gegeben hatte. Und während ich mich auf das besann, was ich am besten konnte und wofür ich geschaffen worden war, merkte ich nicht wie der Reif um mein Handgelenk an Festigkeit verlor. Ich spürte lediglich wie ich mich mehr und mehr wieder wie Ich selbst fühlte. Stark, mit einer düsteren Mauer um all meine Empfindungen aufgebaut, kräftig, mit einem eisernen Willen meinem Vater auch weitere Jahrzehnte zu dienen. Selbstbewusst, sicher in meinem Tun und meinen Handlungen. Ja.. es flammte von Neuem in mir auf und verdichtete sich zu Entschlossenheit und ungebrochenem Willen. "ANWA'QULAE - WEM GEHOERST DU UND DEINE HINGABE?!" Mein Kopf senkte sich ehrfürchtig weiter zu Boden hinab, während meine Ohren unter der Stimme in meinem Kopf zuckten. Ich verehrte meinen Vater, ich empfand bedingungslose Zuneigung für Ihn, ich lebte und ich würde eines Tages für Ihn sterben. "Dir Vater, Dir allein!", antwortete ich ohne zu zögern und seit langer Zeit wieder mit fester Stimme. Die aufkommende Stille wurde durch das Abfallen des Armreifen durchtrennt. Klirrend und abschließend fiel er auf den Steinboden hinab und verlor sein stetiges Glimmen. Doch ich nahm noch etwas anderes wahr. Eine Präsenz welche ich stärker nicht fühlen hätte können, ein Knurren welches nur einen Ursprung haben konnte.. und dann diese Stimme, welche sich scheinbar durch unser aller Köpfe bohrte. "So kann sie nicht bleiben... es ist eine Schande. Du weisst, wer dir dieses... Geschenk... vermacht hat?'" Oh, ich hatte eine leise Vermutung, denn ich hatte diesen Vettern mit eigenen Händen umgebracht. Ich hatte ihm das geliebte unendliche Leben genommen um das Zeichen Alatars zu stärken. Ich nickte stumm, denn ich wusste dass Vater meine Gedanken schon lange Zeit vernahm. "Ich kann dir das nicht nehmen. Dabei bist du alleine.'" Ich schluckte einmal, bedacht darauf die richtigen Worte zu finden. "Wenn dass das Opfer ist was ich bringen muss um Dir nützlich zu sein, dann sei es so." Ich konnte die bernsteinfarbenen Augen auf mir spüren.. sie starrten mich an und bohrten sich in meinen Kopf. "Magst du dich denn dem Ganzen stellen? Ich brauche nur ein Wort..'" Dieses Mal zögerte ich keinen Moment. "Ich werde mich allem stellen, was man mir entgegensetzt Vater." Ich hörte das Knurren und sah aus den Augenwinkeln wie der Panther zum Sprung ansetzte. Ja, ich zog den Kopf ein wenig ein, doch ich war auf alles gefasst.



    Ein dunkler Gang in dem man das Wasser rauschen hörte, bildete sich vor meinen Augen ab. Es dauerte einen Moment bis ich mich an die Schwärze gewöhnt hatte und sich vor mir ein weiter Tunnel erstreckte, welchem ich instinktiv folgen wollte. Ich spürte, dass ich nicht mehr im Diesseits wandelte und war mir für einen Augenblick nicht sicher, ob so das Ende aussah. Das Ende meines Dienstes, das Ende meines Lebens. Dennoch schritt ich den langen Gang entlang und ließ mich von dichtem Nebel umfangen, welcher mir den Atem und die Sicht nahm. Erst als der Nebel sich einen Moment lichtete, sah ich die Gestalt, welche mir so unähnlich nicht mehr war. Meine blasse Haut glich der seinen, ebenfalls vom absurden Schimmer des Mondes überzogen. Es durchzog meinen Körper angewidert als ich den Kuss des Vettern spürte, als wäre er gerade eben erst passiert.
    "Du bist hier, Mornedhel.. endlich. Willkommen!" Ich brauchte einen Moment um meine Stimme kontrolliert zu sammeln. "Wo genau.. ist hier, Vetter?", fragte ich um mir einen Blick über meine Situation zu verschaffen. "Hier.. ist das Ende einer Existenz." Ich nickte langsam, genau zuhörend und schlussfolgerte weiterhin entschlossen. "Deiner Existenz... Du hast mir meine Farbe entzogen. Warum?", kam ich sogleich auf den Punkt, denn ich war mir mittlerweile mehr als sicher, dass dieses 'Geschenk' von ihm ausgegangen war. "Ich habe dir etwas gegeben. Etwas, das dir einst in die Wiege gelegt ward. Als deinesgleichen noch im Licht des Tages wandelten, Mornedhel. Eine Erinnerung. Ein Andenken." Der Elf kam näher und machte Anstalten mich berühren zu wollen. Nachdem meine Haut aber bereits ihre heimische Farbe verloren hatte, wich ich nicht zurück und ertrug den Schmerz, welcher sich wie kleine Blitze über meine Haut zog. "Man sollte nie vergessen was geschehen ist, egal wieviel Zeit vergangen ist. Doch irgendwann wird es Zeit seine eigenen Erinnerungen zu machen und nicht mehr in die Vergangenheit zu blicken." Ich hob mein Kinn ein wenig an um seinem Griff möglichst zu entkommen, ließ dabei die Rebellion in meiner Stimme deutlich verklingen. Sein Ausdruck hingegen wurde vom liebevollen, welches er zuvor besessen hatte, zu einem weniger friedlichem. "Oh, Mornedhel, so glaub mir.. Du wirst niemals vergessen." Nun war ich es, die ein überlegenes Grinsen aufsetzte und ebenso lieblich auf seine Worte hin antwortete: "Oh Vetter.. ich habe auch nichts davon gesagt das ich vergessen werde oder will, nicht wahr?" Ich konnte keinerlei Reaktion in seinen Augen lesen, während seine Hand weiterglitt und durch meine langen Haarsträhnen strich. "Dann wird es dir sicher nichts ausmachen, mein Andenken für immer zu bewahren.", erklang es gar triezend, ein gewisser Unterton in der Stimme. Natürlich war es mir egal, wie meine Hülle in Zukunft aussehen würde. Aber auf keinen Fall würde ich mich mit einem Vettern gleichsetzen wenn ich Alatar diente. "Ich bin ein Kind Alatars. Vor langer Zeit mag es eine Strafe gewesen sein, doch heute ist es mein Wille mich von Euresgleichen zu unterscheiden und sichtbar als Sein Kind angesehen zu werden. Im Gegensatz zu Euch leben wir den freien Willen, welchen ich an dieser Stelle einfordere!", ich hörte mich selbst im Nachgang knurren um die Worte zu unterstreichen. Er lehnte sich jedoch vor und trat plötzlich in seiner geisterhaften Erscheinung durch mich hindurch. Ich hörte seine Stimme nun nur noch in meinem Kopf, wie ein Flüstern fremder Worte, welche ich insgeheim schon immer verstanden hatte. Sie waren mir nur fremd geworden, eben wie diese helle Haut. "Wir werden sehen Mornedhel, wir werden sehen. Und nun Lebewohl." Ein eisiger Hauch zog durch meinen Körper und regte scheinbar die Zellen meines Körpers an die dunkle Farbe Vaters wieder freizusetzen. Meine Finger wurden dunkler und als ich das Gefühl hatte, die richtige Farbe zu besitzen, wurden sie abermals dunkler. Nur der silberne Schein blieb wie ein Netz aus Mondlicht auf meiner Haut zurück. Der Nebel lichtete sich nach einigen Momenten und ich war wieder allein im dunklen Gang dieser Höhle. Als auch die Stille sich ausbreitete, konzentrierte ich mich auf den einzigen Ort an dem ich sein wollte, stellte mir den dunklen Stein des Bodens vor, auf dem ich soviele Monde gekniet hatte. Und wieder riss meine Verbindung zu Vater mich fort und platzierte mich an dem einen, wahren Ort. Den Tempel des Leth'Axorns. Die Müdiglkeit der letzten Wochen saß in meinen Knochen und ich ließ mich zu Boden sinken, meinen Kopf gen Altar geneigt, als ich die einhüllende Stimme ein weiteres Mal wahrnahm: "Du bist auf dem richtigen Pfad, mein Kind, mein Werkzeug, meine Lethoryxae." Und mit diesen Worten meines Vaters wurde ich mir seiner Anwesenheit bewusster als je zuvor. Ich spürte ihn um mich herum und vor allem in mir. Besser und stärker hatte ich mich nie gefühlt. "Umea Vrylxum xu Atar.", flüsterte ich in die Tempelhalle und drückte mich zielstrebig in einen festen Stand empor.




Zuletzt bearbeitet von Anwa'qulae am 06 Sep 2019 10:31, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » [Q] Blick hinter das Wesen der Dinge
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Seite 1 von 1

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.




phpBB theme/template by Tobias Braun
Copyright © Alathair



Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group
Deutsche Übersetzung von phpBB.de