Fledermaus
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Verfasst am: 16 Dez 2017 01:11 Titel: Maskerade |
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Erfolg ist zum Teil planbar, zum Teil beruht er auf Glück und zum Teil darauf, am richtigen Ort zur richtigen Zeit die richtige Person erwischt zu haben, was zu einem großen Teil auch wieder auf Glück beruht. Geduld war auch wichtig. Dann hing es noch davon ab, ob man für das, was man plante, das richtige Fingerspitzengefühl hatte. An diesem Punkt scheiterten die meisten. Es schien, als wenn ihnen gar nicht bewusst war, welche Außenwirkung sie hatten und was diese Wirkung für Konsequenzen haben konnten. Sie schienen sich und ihr Handeln nicht zu reflektieren.
Unser Protagonist dieser Geschichte wiederum hatte manches Mal das Gefühl, sich regelrecht von außen zu beobachten. Das Lächeln sitzte, die Worte wurden möglichst wohl gewählt - nie zu weit gehen, doch weit genug, um die Informationen aus seinem Gegenüber zu ziehen. Es kann schnell und einfach gehen, wenn man die richtigen, sprich: die mitteilungsbedürftigen, Personen vor sich hatte. Es konnte aber auch dauern. Die Zeit vertrieb man sich im Festigen der Rolle, dem Niederschreiben der Informationshappen, die man so sammelte. Selbst Belanglosigkeiten fanden ihren Weg aufs Papier, denn so belanglos waren sie letztlich doch nicht. Ein Steckenpferd, eine Berufung, die Herkunft, der Glaube, jede noch so kleine Gestik, jede Rührung in der Mimik gab Aufschlüsse auf das Gegenüber. Je mehr man wusste, desto besser konnte man in sein Gegenüber eindringen, ohne dass dieser etwas davon spürte. Oder man nutzte es, um sein eigenes Puzzle zu einer real wirkenden, neuen Person zusammen zu setzen, die - hoffentlich - so glaubhaft wirkte, damit man in die passende Gesellschaft eintauchen konnte.
Er, besagter Protagonist, ließ die Personen von seinem inneren Auge nochmals Revue passieren - all jene, die er kennengelernt hatte, aber auch die eigenen Rollen, dann jedoch glitt der Blick aus dem Fenster hinaus in die Nacht, auf zum Himmel, an dem die Sterne schienen, ließ seine Gedanken schweifen, weit, weit fort. Hin zu der Person, zu der sich das Herz des Protagonisten sehnte. Süß fühlte sich diese Sehnsucht an, nicht schmerzerfüllt und ein feines Lächeln huschte über das Gesicht, was außerhalb dieser kargen vier Wände so wohlstudiert kontrolliert wurde. Einen flüchtigen Moment lang kostete der Protagonist diesen Moment der verliebten Schwäche aus, ehe er sich aber wieder besann. Die Trennung hatte auch ihr Gutes - er wusste sich besser auf seine Aufgabe zu konzentrieren, wenn die süße Ablenkung fern von ihm weilte.
Und so nahm der Federkiel mit Tinte bewaffnet wieder seinen Weg über das Papier, fügte ein paar Details hinzu ... |
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