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Nasses Grab
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Nasses Grab
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Lucia Quaidera





 Beitrag Verfasst am: 10 Apr 2022 12:46    Titel: Nasses Grab
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Gold! Gold! Gold! Gold! Gold!


Mit funkelnden Augen betrachtete die in einen wetterfesten Mantel gehüllte Gestalt die glitzernde Münze, schnippte sie mit den Fingern gut gelaunt in die Luft und fing sie wieder auf. Ein Schatten eines Haifisches war auffällig über den Rücken gestickt. Endlich, endlich schien es wieder aufwärtszugehen. Sie spürte das Gewicht der schweren Goldbeutel, die sie in ihren Taschen und Beutel unter ihrem Mantel am Körper versteckt trug. Die letzten Jahre war sie ziemlich blank gewesen, und das hatte sie in arge Bedrängnis gebracht. Die Gelegenheit, welche sie und Al ergriffen hatten und die sie von Gerimor und Cabeza weggeführt hatte, hatte sich am Ende als äußerst unlukrativ herausgestellt – im Gegenteil sogar: sie steckten ganz tief in der Kreide und mussten nun dringend einen dicken Batzen Gold anschleppen. Doch ohne einen Heller war es schwer Geschäfte machen. Also waren Al und sie letztlich zurück nach Gerimor gekommen, um ihr gehortetes Zeug zu Gold zu machen, immer die Schergen ihres Schuldners im Nacken. Es war viel Arbeit gewesen, aber nun hatten sie genug, um ihn auszuzahlen und sogar wieder eigene Wege zu gehen. Fröhlich wippte die bunte Hahnenfeder am Hut, als sie Richtung Hafen marschierte.

Gold! Gold! Gold! Gold! Gold!


Die Blätter des Ruders tauchten in rascher Abfolge ins Wasser. Sie ruderte so schnell sie nur konnte zurück zur Saratoga, die sie hier fortbringen würde. Das Schiff würde bald ablegen und sie musste sich sputen. Sie hatte solange es ging auf Al gewartet, aber er war nicht am vereinbarten Treffpunkt erschienen. Was hatte ihn nur aufgehalten? Konnte er nicht einmal pünktlich sein? "Verdammt, Al! Der grünäugige Klabauter soll dich holen, wenn das keinen guten Grund hat!" Missmutig tauchte sie die Ruder ins Wasser. Jetzt musste sie den ganzen Scheiß allein erledigen. Zum Glück hatte sie darauf bestanden auf das Gold aufzupassen. Bald wären die Schulden bezahlt, dann waren sie wieder frei!


2 Tage darauf:
Die Fahrt auf dem Dreimaster war bisher ruhig gewesen - kein Sturm, keine Flaute - der Wind war gut und wehte aus südöstlicher Richtung. Wenn es so weiterlief, würden sie in wenigen Tagen ihr Ziel erreichen. Plötzlich schallten Rufe aus dem Krähennest: „Sicht voraus!“

Alle sahen in die Richtung. Das Wasser kräuselte sich verdächtig. Etwas Großes bewegte sich unter der Wasseroberfläche in Richtung der Saratoga. Und das sehr schnell. „Eine Seeschlange! Die muss enorm sein!“, rief es panikerfüllt von oben. „Besetzt die Kanonen! Alle Mann an die Waffen!“ Der Käptn brüllte Befehle und es kam Bewegung in die Mannschaft. Lucia beteiligte sich und lud mit fliegenden Fingern alle Schusswaffen nach, die sie bei sich trug. Sie kannte das Prozedere. Der Schlange davonfahren zu wollen war aussichtslos, auch bei gutem Wind. Man musste sie abschießen oder zumindest mit einigen Kanonentreffern entmutigen.

In dem Moment brach der Kopf der Seeschlange in sprühender Gischt aus dem Wasser und warf einen Schatten über das Deck. Lu sah nach oben. Wassertropfen trafen sie im Gesicht. Sie hatte schon einige Seeschlangen gesehen in ihrem Leben auf See, aber niemals so eine Monstrosität. Der Kopf allein war fast so groß wie der Bug des Schiffs.

Sie riss die Muskete hoch, die mit einem Wellen durchbrechenden Hai verziert war, und zielte auf eines der beiden wagenradgroßen giftgelben Augen der Seeschlange, als diese ihren Leib über das Schiff hob und der Kopf auf der anderen Seite wieder ins Wasser tauchte. Der große Leib schwebte über dem Deck, streifte einen der Masten und knickte ihn um wie ein Zündholz. Matrosen schrien, aus den Augenwinkeln sah sie wie einer vom Mast zerquetscht wurde. Das Schiff schwankte, doch sie blieb stehen. Sie durften nicht zulassen, dass sich das Untier weiter ums Schiff wickelte.


Bumm! Bumm! Bumm!


Zeitgleich wurden mehrere Kanonen abgefeuert als der Leib der Schlange sich um das Schiff enger zog. Der Duft von Waffenöl und Schießpulver drängte sich in ihre Nase, als sie die Wange an den Stutzen presste und über den Lauf peilte. Ruhig Lu! Ruhig! beschwor sie sich selbst und tat einen langen Atemzug. Da! Der Seeschlangenkopf tauchte wieder aus den Wellen. Lucia krümmte den Finger und schrie lauthals: „Nimm das, Fischvieh!“ Es krachte laut, als die Kugel den Lauf verließ und in das Auge der Seeschlange traf. Das Tier bäumte sich auf und stieß einen markerschütternden Schrei aus. Fast zeitgleich hatte die Piratin schon ihre Muskete fallen lassen und die altgediente Pistole gezogen. In rascher Folge spuckt der dunkle Haifisch, der den Lauf darstellte, Kugeln auf den Kopf der Seeschlange.

Bumm! Bumm! Bumm!


Zwei trafen, eine ging weit vorbei. Doch das reichte. Der Kopf der Schlange krachte auf das Deck und Lucia sprang zur Seite. In dem Moment erkannte sie ihren Fehler. Planken krachten unter dem Gewicht des Kopfes, die Reling splitterte. Der Körper der Seeschlange erschlaffte und sein Gewicht ließ das Schiff zur Seite kippen. Sie hätte das Vieh nicht töten dürfen! Laut verfluchte sie sich selbst, als sie über die zersplitterte Reling der Saratoga rutschte. Kein Seil, kein Balken bremste den Sturz in die kalten Fluten.
Sie taucht ins kalte Wasser, sah die Wellen über sich zusammenschlagen und begann wilde Schwimmbewegungen zu machen. Doch das Gewicht des vielen Goldes in ihren Taschen zog sie unbarmherzig nach unten in die Schwärze der See, in ein tiefes, nasses Grab.

Gold! Gold! Gol..
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