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[Quest] Geschriebene Schätze aus vergangenen Zeiten
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » [Quest] Geschriebene Schätze aus vergangenen Zeiten
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Olwenna Riona Airril





 Beitrag Verfasst am: 03 Jan 2017 18:30    Titel: [Quest] Geschriebene Schätze aus vergangenen Zeiten
Antworten mit Zitat

Seit einigen Wochen, noch vor dem Jahreswechsel, hatte sich die betagte Eminenz mit den stechend klaren Adleraugen irgendwie regelrecht in der Bibliothek eingenistet und ging, laut Oceana, zumindest zum Schlafen dann doch auch wieder hinaus, das aber bisher nicht mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck... was wohl den Grund darstellte, warum sie mit den ersten lichtreicheren Morgenstunden auch schon wieder auf der Matte stand und erneut insbesondere alte Pergamente und staubigere Folianten wälzte.
Vermutlich hätte es ewig so weitergehen können, wenn dann nicht doch irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit der Fundus der Bibliothek ausreichend durchkämmt worden war - und auch das offensochtlich nicht zur Zufriedenheit der silberweißen Eminenz.

Lange drehte sie eine eher verwaschene und teilweise vollkommen vergilbte Karte in den Händen, die nur noch sehr vage angedeutete Gebäude einer scheinbar größeren Stadt präsentieren sollte, nur um irgendwann die Bibliothekarin zu sich zu winken.
Ernst richtete sie den Blick auf die ebenfalls nicht mehr wirklich junge Frau und sprach leise, doch eindringlich anweisende Worte...

"Als ich im Goldblatt in Adoran war, habe ich in das dortige Archiv gesehen und es ist eigentlich, was Karten betrifft, nicht allzu schlecht aufgestellt, denn Vieles, was in Varuna vermerkt wurde, konnte noch aus den vernichtenden Flammen Kryndlagors gerettet werden aber die eine Karte, die ich gesucht habe, fand ich dort eben nicht. Es war eine klare Abschrift jenes alten Pergaments hier und wahlweise ging sie doch verloren oder aber wurde entwendet."
Noch während die Bibliothekarin die Brauen hob, sprach die Eminenz mit kühler Mimik rasch weiter.
"Wie dem auch sei, ich erinnere mich sehr wohl daran, dass dort nicht nur eine Kirche der Temora, sondern auch eine Art hm... Schrein im Bereich der Grafenburg stand und auch wenn ich selber ihn damals nie betreten habe, so weiß ich um seine Wichtigkeit und bin mir sicher, dass auch dort Schriftstücke der Kirche hinterlegt worden sind, die vielleicht das Feuer überlebt haben könnten."
"Daher der Wunsch die neuere Abschrift der Karte aus den Adoraner Archiven zu holen?". fragte die Bibliothekarin freundlich nach und erntete ein Stirnrunzeln seitens Eminenz.
"Sicher, doch selbst wenn der Antrieb bis dahin nur die Neugierde einer alten Frau war, welche geistig manchmal gerne im Vergangenen schwelgt, so ist es für mich nun beunruhigend auch nur irgendwo die leiseste Vermutung zu hegen, dass diese Karte vielleicht in die falschen Hände hätte geraten könnten. Denn dann habe ich nicht alle Zeit der Welt, sondern muss zusehen, dass alter Wissensschatz so bald wie möglich aus den Trümmern geborgen und an die Kirche der Schwertmaid zurückgebracht wird!"
Nach derlei heftigten Worte zuckte die Bibliothekarin zusammen und erbleichte merklich.
"Ihr... verzeiht, Eure Eminenz, aber Ihr wollt doch nicht nach Va..."
Mit einer raschen Handgeste schnitt ihr die Angesprochene da das Wort auch wieder ab.
"Wo denkt Ihr hin? Die alten Knochen tragen mich noch ein wenig umher aber auf derlei Abenteuerqueste, womöglich noch mit Klettereien und Kampfgetümmel verbunden, begebe ich mich sicherlich nicht mehr. Das obliegt den Jüngeren..."
"Oh, soll ich also Hochwürden Aurea informieren?"
Einen Moment zögerte die alte Dame, dann aber schüttelte sie den Kopf leicht und murmelte sinnierend und etwas leiser zu sich selbst:
"Nein, ihr Platz ist hier bei mir, denke ich - sie wird sich vielleicht bald großen Aufgaben stellen müssen...", dann aber blinzelte sie, als wäre sie aus einem Tagtraum erwacht und fixierte die ärmste Bibliothekarin erneut mit durchdringenden Adlerblicken, also wolle sie ihr die nächsten Sätze regelrecht in den Kopf hineinflammen.
"Gebt den beiden Diakonen bescheid. Sowohl der Diakon Antorius, als auch die Diakonin Johanna sollen jene Suche nach dem verlorenen Schrein beschreiten und alles, was sie an Wissensschätzen mitnehmen und finden können, bergen. Ein kleiner Trupp an kampfestüchtigen Mannen sollte sie dringend begleiten, denn Varuna ist natürlich kein Ort für einen friedvollen Spaziergang aber sie müssen sich beide darauf gefasst machen, dass es sein könnte, dass der Ort nicht für jeden... nunja, betretbar sein könnte. Sagt ihnen auch, dass die Zeit eilt und sie noch vor dem Wochenende aufbrechen müssen. Ziel sind die ehemaligen Gemächer des Grafen Adrian von Hohenfels und dort sollen sie die Augen offen halten und jederzeit wachsam bleiben. Möge die Lichtbringerin für sie beide dort das verschleiernde Dunkel vertreiben..."
Andächtig wanderten die Blicke der Bibliothekarin nach derlei salbungsvollen Worten gen Raumdecke, doch wurde der feierliche Moment von einem Räuspern und ein paar eisigen Worten unterbrochen.
"Soll ich es Euch aufschreiben oder bringt ihr diese Nachricht nun an die Diakone...?"

Wenige Momente später huschte die ärmste Bibliothekarin bereits durch die Gänge, den Diakon Antorius und die Diakonin Johanna suchend, um ihnen die "Hiobsbotschaft" zu überbringen.
Auf nach Varuna, hieß es damit wohl...
_________________
Fiat justitia, et pereat mundus!
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Johanna Hohenhain





 Beitrag Verfasst am: 03 Jan 2017 18:59    Titel:
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Wie üblich kehrte die rothaarige Diakonin zur Zeit des Abendmahls in das Kloster ein. Bekannt war es, dass gerade in ihrem Haus Maurerarbeiten stattgefunden hatten und sie deshalb die letzten Tage oftmals mehrere Stunden am Tag eben jene und andere Arbeiten in ihrem Haus beaufsichtigte oder anderweitig ihre Wege durch das Herzogtum fand. Doch zum Essen, zu eben jener vereinenden Tradition am Tage, wenn die Gemeinschaft wieder zusammenkam und sich austauschte, war die Cellerarin gut abzufangen gewesen. Während sie nun half das schlichte Geschirr auf dem Tisch zu verteilen lauschte sie der besorgten und auch leicht aufgeregten Erzählung der Bibliothekarin. Sobald Geschichten die Bücher verließen und es gefährlich zu werden drohte, bekam sie rote Flecken und erzählte etwas schneller. Doch das machte sie gerade liebenswürdig.
Johanna lauschte sodenn der Geschichte und der Aufgabe, die man seitens ihrer Eminenz den Diakonen der Geweihtenschaft zukommen lassen wollte. Und für einen kurzen Moment dankte sie innerlich den Schmieden, die ihr gerade zum rechten Moment ihre Wehr gefertigt und angepasst hatten. Erst später, als der Schrecken "Varuna" sich legte, da stieg die Neugierde und die Flamme in ihr an um was für kostbare Schriften es sich handeln musste und was für Geheimnisse sie zu offenbaren wüssten, die sonst vielleicht für immer verloren gingen.
Nach dem Essen würde sie dem fleißig waltenden Diakon eine Nachricht hinterlegen um sich mit ihm abzustimmen.
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Antorius





 Beitrag Verfasst am: 03 Jan 2017 20:01    Titel:
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Er kehrte etwas verspätet von seinem Wachdienst im Regiment zum Abendmahl im Kloster ein. In die Finger kam langsam auch wieder Leben, während er schweigend der Erzählung lauschte und dabei ebenso dem Mahle vor sich seine Aufmerksamkeit schenkte. Die Luft hatte nach Schnee gerochen und er vermutete, dass es in der Nacht noch mehr schneien und das Unterfangen dadurch noch erheblich erschwert werden würde. Andererseits, wer traute sich bei solch einem Wetter freiwillig hinaus? so bestand durchaus die Möglichkeit ungestört in Varuna und um varuna sich umzusehen ohne allzuviel Aufmerksamkeit zu erregen. Dieser und andere Gedanken gingen ihm durch den Kopf während er langsam kaute, ab und an nickte, um zu bekunden, dass er aufmerksam folgte und auch zuhörte. Hm, ja auch sein Interesse war geweckt, wenn es dort etwas gab, was zurück in das Kloster seinen Weg finden sollte, so sollte es so sein. Er nahm das Schreiben an sich und legte seinen Vorschlag offen aus.
Sich an Johanna wendend würde er wohl schreiben, dass er einige Mannen des Regiments, selbstredend Frau Oberst und Fräulein Tiefenbruch gern bitten würde sie zu begleiten.

Später am Abend lag er noch lange wach. Varuna, er wusste was alles in Varuna lauern konnte und sich meist dann erhob, wenn man am Wenigsten damit rechnete. Ein tiefes Einatmen folgte jenen Gedankengängen. Man musste vorbereitet sein und so machte er sich gedanklich eine Liste, um sich gemäss der Anleitung "Der kleine Abenteurer" gewissenhaft vorzubereiten.

_________________
"Der Adler fliegt allein, der Rabe scharenweise;
Gesellschaft braucht der Tor, und Einsamkeit der Weise."
Friedrich Rückert


Zuletzt bearbeitet von Antorius am 03 Jan 2017 20:01, insgesamt einmal bearbeitet
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Antorius





 Beitrag Verfasst am: 06 Jan 2017 20:04    Titel:
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Sie waren alle gekommen, die er im Namen des Klosters geladen hatte und die Sorge ob jener Aufgabe die sie nach Varuna führen würde wurde etwas weniger. Sein Blick wanderte still über die Anwesenden und er lauschte Johannas Ansprache. Der Abend war ereignisreich und der Baron führte sie, beschützt von Regimentlern und Konzilisten zu jenem verborgenen Ort.
Dort wurde nach langem Erkunden und Forschen gefunden was gesucht wurde. Die beiden Diakone wurden von dem Wächter des Schreines mit einer Aufgabe betraut und so machten sie sich ans Werk.

… in der Nacht seiner Rückkehr in das Kloster schlief er recht unruhig. Immer wieder wachte er auf und sein Blick wanderte zu der Schriftrolle auf seinem Nachttische hin. Er träumte von diesem Erlebnis und er sah jeden Einzelnen, lebhaft vor sich. Sie hatten sich so viel Mühe gegeben und er wollte ihnen zum Dank etwas zurückgeben. So überlegte er, eine Messe in Schwingenstein vielleicht, um der Rückkehr des kostbaren Pergamentes zu begegnen? Er würde jenes den anderen Geweihten vorschlagen und einen Termin festlegen.
In seinem kleinen Tagebuch waren die Streiter dieses Abenteuers natürlich vermerkt worden: Johanna Hohenhain, Herr Mareaux, Luninara, Thelor von Gipfelsturm, Elinor Tiefenbruch, Heinrik Alsted, Denius Delgado, Gerwald Hasenpfote, Helisande von Senheit, Keylon Salberg und Nyome von Thronwall.
Es war einfach nicht mehr an Schlaf zu denken, er schob die Decke fort und streifte die Robe über. Ja, diese Schriftrolle faszinierte ihn. Er sollte versuchen die blassen Schriftzeichen zu entziffern und sich gleich ans Werk machen und das Gebet niederschreiben. So suchte er sich eine Feder , dann ein Pergament hervor. Die Kerze neben sich entzündete er und kurz seine Augen an den schwachen Schein sich gewöhnen lassend, setzte er sich. Ein leises Maunzen ertönte und seine Katze sprang auf seinen Schoss und machte es sich dort sichtlich bequem. Ein kurzes Lächeln, dann kraulte er sie geistesabwesend. Nun er würde zuerst einen Brief an ihre Eminenz schreiben und sie von der frohen Kunde unterrichten, dass eine alte Gebetsrolle in Varuna gefunden und wieder zum Kloster gefunden hatte.

“Der Herrin Segen und Schutz mit euch, eure ehrenwerte Eminenz Olwenna Riona Airril

Die Reise nach Varuna verlief erfolgreich. Es wurde eine alte Gebetsrolle
gefunden, doch bedauerlicherweise ist das Pergament sehr in
Mitleidenschaft gezogen worden.
So es euch genehm ist werde ich mich sofort daran machen und retten
was zu retten mir möglich ist und eine Abschrift der Schriftrolle für das
Kloster anfertigen.
Durch den freudigen Anlass, dass ein solch Kostbares wieder in den
Schoss der Kirche zurückgekehrt ist würde ich zur Feier dieses Anlasses
eine kleine Dankesmesse in der Klosterkirche zu Schwingenstein geben.

So möge die Herrin euch behüten und leiten!

Gez. Antorius


Natürlich war es nicht denkbar, ihre Eminenz um drei Uhr in der Frühe zu wecken und so schob er das Schriftstück unter ihrer Zimmertüre hindurch. Diesen Adleraugen würde es vermutlich nicht entgehen dass dort etwas am Boden lag und gewiss fand sich späte rjemand der sich für sie bücken, aufheben und überreichen würde.
Er rieb sich die klammen Hände und kehrte zurück in seine Kammer. Wenn er ehrlich war machte ihm die Kälte wenig aus, was ihn störte war der eisig schneidende Wind dazu. So beschleunigte er seine Schritte, zurück an den Tisch mit der Kerze, der Feder und der Tinte... und der Gebetsrolle.
Mit einem Lächeln entrollte er vorsichtig das alte Pergament und machte sich ans Werk. Es dauerte einige Stunden, wohl bis es hell wurde als er dann zufrieden auf die niedergeschriebenen Zeilen blickte. Leise las er das Gebet andächtig seiner Katze, die zufrieden auf seinem Schoss sich eingerollt hatte, vor.


Gebet eines Priesters - an einen Priester

Ein Priester soll sein
Ganz groß und ganz klein,
Vornehmen Sinn's
Wie aus Königsgeschlecht,
Einfach und schlicht
Wie ein Bauernknecht;
Ein Held, der sich selbst bezwungen,
Ein Mensch, der mit der Göttin gerungen;
Ein Quell von heiligem Leben,
Ein Sünder, dem die Göttin vergeben;
Ein Herr dem eignen Verlangen,
Ein Diener der Schwachen und Bangen;
Vor keinem Großen sich beugend,
Zu dem Geringsten sich neigend;
Ein Schüler von seinem Meister,
Ein Führer im Kampf der Geister;
Ein Bettler mit flehenden Händen,
Ein Herold mit goldenen Spenden;
Ein Mann auf den Kampfesstätten,
Ein Weib an den Krankenbetten;
Ein Greis im Schauen,
Ein Kind im Trauen;
Nach Höchstem trachtend;
Das Kleinste achtend;
Bestimmt zur Freude,
Vertraut dem Leide,
Weitab vom Neide:
Im Denken klar,
Im Reden wahr;
Des Friedens Freund,
Der Trägheit Feind;
Feststehend in sich –
Ganz anders als ich.


(Quelle des Gebets: aus einer mittelalterlichen Handschrift)
_________________
"Der Adler fliegt allein, der Rabe scharenweise;
Gesellschaft braucht der Tor, und Einsamkeit der Weise."
Friedrich Rückert


Zuletzt bearbeitet von Antorius am 14 Jan 2017 22:31, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Johanna Hohenhain





 Beitrag Verfasst am: 07 Jan 2017 17:58    Titel:
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    Still und ruhig war es in der kleinen, mehrstöckigen Bibliothek des Klosters, welche sich nördlich des Steingebäudes an den Felsen schmiegte, dem natürlichen Schutzwall jenen geheiligten Ortes.
    Sorgsam fassten Johannas Finger um trockene Ledereinbände, stapelten Bücher seitlich auf der schweren Eichenholzplatte. Leise raschelnden die Pergamentrollen als sie ebenfalls ihren Platz räumen mussten und dabei die umwickelten Stoffbänder federleicht hinter sich herzogen. Es war eine andächtige, tiefe Ruhe. So tief, dass die Ehrbarkeit und Geistigkeit dieser Räume darin eine undefinierte Stimme fanden. Feine Duftnoten von altem Pergament, Staub, Holz, Wachs und Stock brauchten kein Bild mehr für die Augen zu zeichnen, waren selbst ein Gemälde im Kopf der Diakonin, statt aus Farben aus Geruchsnuancen gemalt.
    Mit der flachen Hand wischt sie eine kaum sichtbare Spur an Staub von der durch Nutzung Kratzspuren tragenden Vollholzfläche und breitete nun die bereits zu verbleichen begonnene Karte vor sich aus. Kleine Sandsäckchen aus weichem Stoff, kaum wirklich als Gewicht zu bezeichnen, wurden auf die Ecken gelegt, sodass das dünne Pergament seinem Drang des Aufrollens vorerst nicht nachkommen konnte. Die frisch eingesetzten Kerzen im schlichten Eisenleuchter warfen ein sanft bewegtes Licht auf die Linien, die sich aus dunkler Tinte geschaffen über die gesamte Fläche zogen.
    Doch was sah sie da? Architektonische Zeichnungen, Messungen, zahlen, Raumumrisse, Skizzen von dekorativen Bauformen. Eine Sprache, die zu übersetzen Johanna noch nicht erlernt hatte. Doch war eine beschriebene Seite auch als solche zu erkennen, selbst wenn man die Sprache nicht zu entziffern wusste. Sie konnte sich nicht fokussieren, nicht die Gedanken logisch sammeln um rationale Zusammenhänge zu ziehen, die offenbar so ersichtlich vor ihr lagen.
    Schwer atmete Johanna durch, dabei ein leichtes Flackern in ihrer Brust verspürend. Unter einem schweren Lidschlag hob sich ihr Blick mit den bernsteinfarben leuchtenden Iriden auf und sie fand ihr eigenes halb verzerrtes Spiegelbild in den eingefassten Butzenscheiben wieder. Sie waren so kalt wie der Winterwind selbst, der gegen sie getrieben wurde und vermutlich war diese Kältebrücke auch der Grund für die ständige Bewegung der Kerzenflammen.
    Johanna musste die vergangen zwei Tage oft an das denken, was sie erlebt hatte - sie zusammen mit ihrem Glaubensbruder und ihren Begleitern. Dachte sie etwa zwei Jahre zurück, war sie von alledem so unglaublich fern gewesen, war im Haus ihrer Schwester in Eschenwegen einquartiert gewesen, noch bei ihrem Sohn und dem Plan. Dem Plan das Leben noch einmal zu ändern. Und wie es sich verändert hatte. So vieles. Vor allem war sie niemals Temora so nah gewesen und war sich diesem großen göttlichen Plan so gewahr geworden wie jetzt. Ein Schauer fuhr über ihre edelweiße Haut herab und sie strich mit ihren schlanken Fingern durch den eigenen Nacken, langsam unter einem Seufzen den Hals herab.
    Untote, brechende Knochen, geheime Gänge, unsichtbare Barrieren, tödliche Übergänge, umwerbende Gesteinsmasken, der Preis eines Kusses, schwarze Artefakte voller Schmerz und Gewalt, göttliche Wächter aus puren silbernen Licht und glänzenden Goldes... kniend vor ihnen. Die Herrin selbst, Temora, die Lichtträgerin, sie war dort gewesen. Sie war dort. In ihrer Vorsehung, in ihrem göttlichen Plan waren Antorius und Johanna bestimmt gewesen. So sollte es sein, so sollte es kommen, dass sie beide diesen Tag dort waren und etwas von der Göttin ausgewähltes selbst erhielten. Es war fast zu groß um es zu begreifen und zu fassen.
    Gestohlene Masken, Rabendiener, die Bitte um Vergebung, Herolde und Entfesselungen. Was würde noch alles auf sie zu kommen, auf sie alle? Ein Diener Temoras zu sein, sich für sie entschieden zu haben und auf ihrem Weg zu bleiben bedeutete mehr, als Johanna erahnt hatte.
    Nun beugte sie sich vor und stützte sich an der Tischkante ab, der Blick nun festen Willens auf der Zeichnung liegend. Und mit einem leichten Nicken erkannte sie, dass es sich auch um eine Karte handelte. Eine Karte, die sie erhalten sollte.
    Aber sie würde jemanden brauchen, der ihr bei der Übersetzung half.
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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 11 Jan 2017 20:46    Titel:
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Für viele Mitglieder der tapferen Exkursion nach Varuna waren die seltsamen Bilder, Geräusche und Erinnerungen, die sie visionsartig erhalten hatten, als sie auf ihre Kameraden unter der Erde warten mussten, nur noch ein schaler, ferner Hauch von Grusel. Ein Trugbild eben, welches sich nun wieder davongemacht hatte und nun eher wie ein schlechter, kurz Albtraum anmutete. Es war Vergangenheit, im wahrsten Sinne des Wortes, wie es schien und gehörte nicht mehr in das Hier und Jetzt. Man wischte die Szenen gedanklich nun so einfach fort, wie Staub von alten Möbeln und ähnlich leicht ließen sich die unangenehmen Gefühle davonpusten. Man beachtete sie nicht einmal, während sie woanders hinrieselten. Es war vorbei... oder?

Einigen Wenigen schien der seltsame Spaß geblieben, denn nun bereits beinahe einen Wochenlauf später tauchte hier und dort doch noch ein plötzliches Bild vom alten Varuna im Kopfe auf und verwirrte die Gedanken. In einigen Fällen war es vielleicht gar ein Geräusch, dass einen kurz aus dem Alltag riss, wie ein boshafter Spuk. Jene schoben die Erfahrungen meist rasch auf den "Ausflug" selbst - ja, war doch auch nur logisch, dass der Kopf sich noch mit dem Erlebten beschäftigte... oder?

Sicher, alles ganz natürlich und so simpel zu erklären, wären nur niemals diese Träume gekommen.

1. Keylon Salberg's Traum:

... du weißt nur, dass du rennen musst, dich eilen - schneller! Erst vor kurzem kam die Meldung, dass sie beinahe schon vor den Toren stehen. Rahal...Rahal? RAHAL! Sie greifen an und auch wenn gerade du als Ritter stets mit einer Eskalation der Situation in den letzten Tagen gerechnet hast, so kommt dieser Kriegseinbruch so plötzlich. Viel zu plötzlich! Wilde Gedanken, während du nunmehr nur noch keuchst und trotz Plattenrüstung voranstürzt.
- Wird Falk den Clan Hinrah rechtzeitig von Grimwould hierher bekommen?
- Wo solltest du als Nächstes hin?
- Wird dein so frischgebackener Knappe Cathal diesen Wahnsinn am Südtor überstehen?
- Adrian... du musst zu Adrian!
- Oh HERRIN und bitte bitte mach, dass Angelina und Tari wohlauf sind. Bitte bitte Herrin, was wenn...
Nackte Panik versucht dich zu ergreifen, während du bemüht versuchst deine Fassung weiter zu wahren. Es ist ein Geräusch, welches dich aus der klammen Angst reißt - ein helles, hohes, mannigfaltiges Sirren. Nur ein Blick in den Himmel und du weißt es:
Sie sind bereits am Osttor, es regnet tödliche Pfeile über Varuna - RAHAL IST DA!


2. Elinor Tiefenbruch's Traum

... geschafft fällst du ächzend auf das Bett, vergräbst das blasse, bartlose Burschengesicht in ein Kissen, welches so schneeweiß wie das eigene Haar ist und versuchst die Gedanken abzuschalten. "Feind der Familie" hatte er dich genannt, er, der eigentlich ein Collegus war - irgendwann einmal sogar fast ein Freund. Und weshalb? Wegen einem Streitgespräch, welches die Arcovenefica doch gelöst hatte. Das Verhalten war derart ungebürlich, dass er sich zuletzt selbst aus der Akademie katapultiert hatte - und das wollte etwas heißen! Selbst danach konnte er nicht aufhören, nannte dich ein "petzendes, kleines Kind" und Schlimmeres. Selbst die anderen Geschwister Dragenfurt wurden in das Ganze hineingezogen und plötzlich, so hieß es, würde es um Familienehre gehen. Als würdest du Familie nicht kennen, schätzen, lieben, doch das...
Ein Seufzen entweicht deinen Lippen und du beschließt nun doch endlich zu schlafen, ein wenig Ruhe zu finden.
Da schreckst du doch schon wieder hoch. Der Custos Imaginis glüht und du weißt, dass jemand deinen Wächterzauber aktiviert hat. EINDRINGLINGE?! Doch noch als du die Augen öffnest, spürst du das kalte Metall einer Dolchklinge in blutgieriger Eiseskälte an deinem Hals. Die weibliche Person über dir ist stark geschminkt, maskiert, vermummt und doch verraten sie die Augen und der starke Duft des Parfüms.
"Ich hätte nicht gedacht, dass du mich wirklich töten wollen würdest, Mariella", kommt langsam über deine Lippen und bringt kurz überrascht dazu, zu straucheln. Dann aber zuckt die Klinge erneut herab und du versuchst in letzter Sekunde einen Lähmungszauber, eine Paralyse zu weben, sonst....


3. Thelor von Gipfelsturm's Traum

Ein Lachen, nein DEIN Lachen durchdringt den düsteren, kalten Raum, als du noch einmal über die grellgrüne Phiole streichelst und dich an ihrer Farbe ergötzt. Oh, jaaaa, das ist der Lohn der Mühen und du wirst ihn in deiner unendlichen Güte sogar noch weiterschenken. Ach, was bist du eine gnädige, liebevolle Person. Du wirst in mit ganz Varuna, oho, GANZ VERDAMMTNOCHMAL VARUNA teilen. Ein weiterer, heller Lacher durchschneidet die schwarzen Räume und zerschneidet die dicke, staubige Stille darin wie ein Skalpell. Du packst dein Wassereimerchen zurecht und bindest die Schürze, das grauweiße Haar, welches eh nicht zu seinen eher jungen Zügen passt, wird unter einem Tuch verborgen und mit Hilfe seiner dunklen Gabe ist die Maske bald perfekt. Aus Wijay Loreen ist eine charmante, freundliche Bäuerin geworden, die nun doch endlich auf dem Weg sein müsste, um Wasser zu holen.
WASSER! Ein Eimer aus jedem verfluchten Brunnen, dieser elendigen Stadt. Dafür würdest du ja auch geben, ganz brav einige wenige Tropfen dieses hochwirksam-tödlichen Giftes.
Tod und Verderben würdest du verschenken, in deiner Gnade!
Wenn sie alle dann kränklich dahinsiechen sollten, dann spätestens würde man dir einen neuen, klangvollen Namen geben: PESTBRINGERIN.


4. Heinrik Alsted's Traum

... ein Flug über eine prächtige Stadt. Spielende Kinder auf den saftigen Wiesen im Freien, mehrere Bauernhöfe, an welche sich die Felder kuschelnd schmiegen. Winzige Punkte nur, diese Menschlein - ein wenig wie Ameisen. Hmmm und in der Stadt? Da tummelten sie sich am Marktplatz oder auf den vielen, unzähligen Gassen. Kleine Ameisen auf kleinen Ameisenstraßen in ihrem winzigen Ameisenhaufen.
Das Gewusel wird schneller und du weißt, dass sie dich dort oben gesehen haben. Sie werden deuten, starren, schreien, rennen auf ihren winzigen Ameisenbeinchen. Zu langsam, zu schwach, sinnbefreit.
Du holst tief Luft.
Du atmest hauchend aus.
Der kleine Ameisenhaufen brennt.
Die kleinen Ameisen schmelzen.
Du schmunzelst.


5. Helisande von Senheit's Traum

Dein Name ist Helisande. Du starrst auf den Stein. Ein Grab wie so viele Andere und doch ist es besonders, denn der, der darunter begraben liegt war dir Mentor, Vertrauter, Ritter - dein "Sir".
So vertraut, dieser Moment, so bekannt und gelebt und doch...?
Du versuchst den Namen auf dem Stein zu lesen, es sollte irgendetwas mit F sein, Fja... nein, da steht ein A und kurz danach ein R und es fällt dir wieder ein "Aradan Krenor", der hier nicht liegt, denn es war eine Feuerbestattung, der Stein nur rein symbolisch. Man hat dir gesagt er würde nun "bei den Ahnen" ruhen und obwohl du den Gedankengang im ersten Moment voll und ganz nachvollziehen kannst, scheint er dir im nächsten Augenblick wieder so fremd und weit weg. Aradan Krenor - eine menschliche Hülle in goldener Rüstung auf den Überresten der Treppe eines ungleich dunklen Tempels. Eine leere Hülle, wenn sie auch noch so im der Schwärze strahlte.
"Bei den Ahnen" oder doch "im ewigen Licht der Schwertmaid"?
Fort blieb fort irgendwo...
Du starrst auf den Stein. Ein Grab wie so viele Andere und doch ist es besonders, denn der, der darunter begraben liegt war dir Mentor, Vertrauter, Ritter - dein "Sir". Dein Name ist Darna.
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Thelor von Gipfelsturm





 Beitrag Verfasst am: 11 Jan 2017 22:16    Titel:
Antworten mit Zitat

Mitten in der Nacht schreckt er Schweißgebadet hoch.
Halb im Raum und Halb im Traum ruft er aus.

ADRIAN NEIN ICH WAR ES NICHT, ICH HAB DIE PEST NICHT NACH VARUNA GEBRACHT.

mit einer schnelleren bewegung Rumpelt er samt Felle aus dem Bett.

Adrian, Darna, Rafael,.... so glaubt mir doch ...... Ich habe den Brunnen nicht Vergiftet!


Als Helisande so nach im sehen kommt und versucht ihn aus diesen Unruhigen Träumen zu bekommen, schreckt er hoch und mit einem Blick versunken in Fernen Ländern und Geschichten blickt er durch sie hindurch ehe er sie wie aus dem nichts Anstaart und nach einigen Momenten einfach kurz mit APFELESSIG anbrüllt!
Danach dreht sich der Kronritter am Boden in die Felle ein und schläft die Restliche nacht durch als wäre nichts gewesen.
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Keylon von Salberg





 Beitrag Verfasst am: 11 Jan 2017 22:39    Titel:
Antworten mit Zitat

Die Lungen brannten in seinem Körper, so schnell er es vermochte rannte er durch Varuna.
Temora... Temora würde ihnen ... musste ihnen helfen. Ein Gebet auf den Lippen schickt er jede Wache der er begegnete zu den Toren.
Sie verriegeln, verbarrikadieren. Wie konnte Rahal sich so schnell und ungesehen auf den Weg machen. „Cathal .... nimmt dir die 10 Mann und schütz das Südtor. Du musst es halten. Egal wie.“ Er wusste das der junge Knappe sein Bestes geben würde. Er war einer der besten jungen Männer die er hatte als Knappe nehmen können ... Sein Weg führte ihn gen Palast.
Adrian würde dort sein. Alles in ihm schrie danach den Bruder den ... Grafen von Hohenfels zu schützen ... aber war er im Palast nicht in Sicherheit? Nein er musste zum Tor.
Er würde seinen Leuten nicht befehlen Stellung zu halten ohne das er selbst seinen Teil dazu beitragen würde. Oh Temora. Hoffentlich ging es seiner Familie... Angelina... Tari gut. Sie wohnten in einem Haus vor Varuna. Sie mussten Rahal aufhalten ... sie mussten es einfach...
Oh Temora steh uns bei.
Das Geräusch von hellem Sirren empfing ihn als er das Tor erreichte und tödliche Pfeile auf die Verteidiger her niederregneten.
Viel zu bald... viel zu bald hatte Rahal die Tore erreicht.
Schreiend riß er den Schild hoch über sich.

„Temoraaa sei uns gnädig“ brüllte er noch, bevor er schweißgebadet aus dem Bett sprang, noch eher er wirklich wach war.
Und es dauerte seine Zeit bis er wirklich wieder wusste wo er war.. wer er war.
Vor allem war alles in diesem Traum so real gewesen.
Er wischte sich über das Schweißnasse Gesicht und setzt sich auf sein Bett.
Es war als wäre er wirklich da gewesen ... Er hatte alles so glasklar gesehen.
Adrian ... den Grafen den er nie wirklich kennen gelernt hatte...
Eine Familie ... Angelina .. Tari? Kannte er nicht. Aber Cathal ...
Es gab mal einen Ritter Cathal.
Verwirrend... sehr verwirrend.
Er legte sich wieder ins Bett. Aber die Bilder die er in seinem Traum gesehen hatte, ließen ihn lange nicht schlafen.


Zuletzt bearbeitet von Keylon von Salberg am 11 Jan 2017 22:54, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Heinrik von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 12 Jan 2017 13:58    Titel:
Antworten mit Zitat

Man sieht den unruhigen Heinrik sich hin und her wälzen. Man mag förmlich spüren wie etwas fremdes Ihn bemächtigt und er dagegen kämpft.
Ein Blick in seinen Kopf zeigt einem Bilder von einem Empfang. Menschen tanzen, speisen und viel Gelächter ertönt von allen Enden und Ecken des Raumes in Berchgard. In seinen edleren Kleidern sieht man unter sich einen Kerl, rotbraunes Haar und der Bart sehr gepflegt. Er sieht mit einem teilnahmslosen Blick in die Runde. Soldatisch werden Risiken, Fluchtwege und die Hände, wie Augen, der Anwesenden gemustert. Ein Wort einer kleineren Frau, welche lächelnd zu ihm blickt. Sie hat eine Narbe auf der Wange und spricht wohlklingend. Ein Klang, welcher eine innere Wappnung in dem Kerl auslöst. Meist der Beginn einer Aufgabe wird es dem Betrachter klar, ohne zu wissen wieso. Eine blonde Frau von schöner Gestalt und mit hochnäsigem Blick mustert den auch sie überragenden Kerl und steht neben der kleineren Frau, die eine Größe ausstrahlt die alle im Raum übertrifft, dennoch schaut der Hüne ruhig. Man hört keine Worte, doch in ihm ist klar, die Blonde mit dem skeptischen Blick auf seine Kleidung und seine Gestalt, zu begleiten.
Wehr wird zurechtgerückt, Hut auf das frisch ausrasierte Haar gelegt und der Mantel angelegt. Erst der Blonden und dann sich selbst. Lächelnd blickt die kleine Riesin zu ihm und man geht eine Treppe herab zur Tür.
Dem geneigten Betrachter wird ein Riss auffallen und die verwirrten Blicke eines Wesens, welches hoch über einer Stadt dahinschwebt. Etwas deutet auf Unheil hin und hastig blickt sich das Wesen um. Überall Menschen. Auf Hügeln und in Straßen. Sie haben Angst vor dem Wesen was so hoch über ihnen dahingleitet.
Man spürt etwas rumoren, aufsteigen und sich seinen Weg durch das Wesen bahnen. Obwohl das Wesen scheinbar dagegen ankämpft öffnen sich das grausige Maul und Feuer bricht daraus hervor. Die Augen des Wesens sind geschlossen, verschlossen vor dem Gräuel, welches es anrichtet, doch dem Betrachter wie dem Träumer sind die Bilder gewahr. Das laute Lodern des Feuers, das Schreien der kleinen Menschen unter ihm und das kopflose Chaos, welches das Wesen anrichtet. Das Maul schließt sich und man kann nicht gegen die aufgezwungene Genugtuung ankämpfen, welche sich in einer Verzerrung des Mauls zu einem grausamen und tiefst zufriedenen Schmunzeln wiederspiegelt.

Der Kerl mit rotbraunen Haaren steht vor Adoran und hilft der blonden Dame die drei Stufen der Kutsche herab…

Der Kopf zeigt weitere Bilder eines Anfanges, eigentlich zweier Anfänge. Einer ist aus ihm heraus, der andere von einer anderen Macht dort gepflanzt. Ob es dem nun ruhiger liegenden Kerl klar sein wird oder nicht. Was immer bezweckt wurde, wurde vollbracht.


Zuletzt bearbeitet von Heinrik von Alsted am 12 Jan 2017 14:20, insgesamt einmal bearbeitet
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Elinor Tiefenbruch





 Beitrag Verfasst am: 12 Jan 2017 17:09    Titel:
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    Sie hatte schlecht geschlafen, gehörig schlecht geschlafen, schon in der Nacht auf den Abend, an dem sie – zu ihrem großen Vergnügen – abermals das Regiment bei der Prüfung eines Rekruten hatte unterstützen dürfen.
    Seit jener Unternehmung in Varuna war ihr das Schicksal jener Stadt, von der nichts geblieben war, als unheilvolle Ruinen, nicht aus dem Kopf gegangen. Es fiel ihr erschreckend leicht, sich die bröckelnden Mauern, die verbrannten Baumstümpfe, die eingestürzten Dächer und zerstörten Straßenzüge wieder ins Gedächtnis zu rufen. Kaum vorstellbar, dass es sich um eine Stadt gehandelt hatte, wie Adoran es heute war. Und doch war es plötzlich viel zu einfach, um eine Ecke Adorans zu biegen und sekundenlang lebhaft vor Augen zu haben, wie es dahinter aussehen mochte, würde die Stadt von einem vergleichbaren Schicksal ereilt werden.
    An die Träume der letzten Nacht hatte sie sich nicht erinnern können – doch schon am Morgen fühlte sie sich ungewohnt erschöpft. Vielleicht eine der Erkältungen, die umging, oder sie hatte schlicht zu lange über den Büchern gesessen. Nichts was ein Spaziergang an der frischen Luft und einige Tassen starker Tee nicht beheben konnten.

    Zu wenig Schlaf, und der unabsichtliche Hieb einer jener Helfer, die bei Rekrut Hasenpfotes Prüfung die Räuber im Hinterhalt gemiemt hatten, das war auch Elinors präferierte Erklärung für die Momente in jenem Gang im Keller des Regiments, in dem es ihr sekundenlang erschienen war, als befände sie sich ganz woanders, ohne dass es ihr unbekannt oder fremd erschienen wäre. Der starke Duft eines Parfüms drang ihr in die Nase, schien ihr – so selbstverständlich, wie es nur in Träumen war – vertraut genug um jene Person gleich zu erkennen, die ihr mit der kalten Klinge an ihrer Kehle nach dem Leben trachtete. Mariella...
    Und dann war es so schnell vorbei, wie es gekommen war, hinterließ Verlegenheit und Verwirrung, die schwer beiseite zu schieben waren.

    Mit gekrauster Stirn saß Elinor am Kamin im Gemeinschaftsraum des Konzils und beobachtete das Spiel der Flammen, lauschte dem leisen Knistern und Knacken des Holzes.
    Dann waren da ja noch jene Bilder, die sie vor sich gesehen hatte, als wären es ihre eigenen Erinnerungen, dort in Varuna. Die Schüler der Magie in ihren hellen Roben beim Unterricht. Und der Name, der ihr so selbstverständlich in den Sinn gekommen war, als wäre es ein alter Bekannter.
    Entschlossen griff sie zu ihrem Notizbuch, notierte akribisch alles, an das sie sich erinnerte, und unterstrich die darin vorkommenden Namen doppelt. Verwirrung und ungewöhnlichen Ereignissen begegnete man am besten, in dem man Licht ins Dunkle brachte. Und die beiden Namen waren die besten Punkte, um damit zu beginnen.
    Elinor erhob sich, griff nach ihrem Notizbuch, und verließ den Gemeinschaftsraum in Richtung Bibliothek.


Zuletzt bearbeitet von Elinor Tiefenbruch am 12 Jan 2017 19:35, insgesamt einmal bearbeitet
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Olwenna Riona Airril





 Beitrag Verfasst am: 12 Jan 2017 18:00    Titel:
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Derweilen schien die alte Dame in der Bibliothek diese Nacht nicht einmal an Schlaf denken zu wollen. Mit stoischer Ruhe durchforsteten die hellen, scharfen Adleraugen blicklich das vergilbte Stück Pergament, welches wohl einst eine wunderschön detaillierte Karte dargestellt haben musste. Behutsam nur strichen die runzeligen, schmalen Finger über das Manuskript und immer wieder wurde der ein oder andere Punkt mit der ein oder anderen noch vollständigeren Karte aus den Tiefen der Bibliothek verglichen. Doch auch wenn die eigene Sammlung so einiges an Schätzen zu bieten hatte, schien die (im wahrsten Sinne des Wortes) graue Eminenz nicht recht fündig zu werden und so beobachte Oceana, die Bibliothekarin, wieder einmal nur, wie sich die Laune des resoluten Mütterchens zunehmen verschlechterte. Die äußerte sich sicherlich nicht durch einen kindischen Wutausbruch oder patziges Gemaule und Gezeter, doch wurde die Miene der kleinen Eminenz mit jeder neu zusammengerollten und weggelegten Vergleichskarte ein wenig starrer und nach und nach dermaßen distanziert, dass schon ein gewisse Kälte darin lag.

"Das ist nicht möglich! Es kann sich hier nur um Gerimor handeln und dennoch finde ich keinen übereinstimmenden Flecken Erde!", die Frostigkeit war nun auch stimmlich zu hören und unweigerlich zuckte Oceana ein wenig zusammen, als sich der unterkühlte Blick in ihre Züge bohrte. "Waren das wirklich alle Karten, die Ihr auftreiben konntet?"
Was blieb ihr denn anderes übrig, als zu nicken und verzweifelt die Hände zu heben?
"Sicher, Eure Eminenz, dabei sind auch jene, welche ich mir aus den Adoraner Archiven geliehen habe. Quasi ganz Gerimor. Ich äh habe nur noch... na aber das ist wohl grober Unfug..."
Mit unwirscher Geste aus dem Handgelenk forderte sie die ältere Dame milde gereizt auf, weiterzusprechen und als da noch kein Wort über die Lippen der Bibliothekarin kam, half Olwenna auch verbal nach.
"Nur raus damit oder hat es Euch nun plötzlich die Sprache verschlagen?"
"Ich...", begann die arme Oceana stockend, "... habe nur noch eine ganz gewöhnliche, aktuelle Karte vom Kloster und der Umgebung, die wird da wohl wenig helfen."
Die Eminenz aber blinzelte, ihre Augen verengten sich einen Moment, dann jedoch wog sie den Kopf etwas und sagte nach einer kurzen Weile sehr zögerlich:
"Weshalb eigentlich nicht - die Wege der Götter sind auch für ihre Erdendiener oftmals schwer zu ergründen. Bringt die Karte her, ich werde zumindest mal einen Blick darauf werfen. Diese Nuss ist wirklich härter zu knacken als gedacht, doch nach wie vor vermute ich, dass sich der Aufwand mehr als nur lohnt und sich kein taubes Nüsschen dahinter verbirgt."

Gesagt, getan und so brachte Oceana nicht nur die Karte, sondern gleich auch eine weitere Kerze, denn sie ahnte, dass die Suche diesmal doch noch weiter als bis in die jetzigen, frühen Morgenstunden gehen müsste und die Laune der Eminenz nicht so bald besser werden würde.
Meist sind Vorahnungen schon nicht unbegründet und oftmals sind selbst Menschen, die sich doch so von den Tieren unterscheiden wollen, mit ihren Instinkten ganz gut bedient. In diesem Fall aber musste Oceana feststellen, dass es eben auch ganz anders kommen konnte, als geglaubt.
So etwa eine halbe Stunde, nachdem sie die Karte gebracht hatte, war das Jappsen zu hören und es klang nicht nach plötzlicher Atemnot, sondern ungläubigem Staunen. Noch ehe die Bibliothekarin nachfragen konnte, hatte die Eminenz beide Karten geschnappt und machte sich hastig auf dem Weg zur Türe. Im letzten Moment erinnerte sie sich wohl an die treue Mitstreiterin und drehte sich noch kurz zu Oceana um, jener rasch zubrabbelnd:

"Das Blutmal... auf beiden Karten ist es zu finden. Macht Sinn! Nun braucht die Diakonin nur noch einen fähigen Ortkundigen mit Abmessungsstrategien und Geduld, dann ist deutlich, wohin diese Karte führt... oho, ich muss es ihr gleich jetzt sagen!"
"Jetzt? Es ist... mit Verlaub erst etwas nach fünf Uhr morgens... Eure Eminenz."
Tatsächlich zögerte Olwenna einen kurzen Moment, dann aber schnaubte sie verächtlich und wandte sich murrend um.
"Sie ist eine Diakonin der Schwertmaid, sie muss zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit sein, wenn die Herrin eine Eingebung schickt und DAS, meine werte Oceana, kommt einer Vision zumindest recht nahe."
Damit machte sie sich auf und davon - es galt die erste Schale einer harten Nuss zu durchknacken... und obendrein die arme Diakonin Johanna Hohenhain zu wecken!
_________________
Fiat justitia, et pereat mundus!
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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 12 Jan 2017 18:45    Titel:
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"Apfelessig!"
Mit einem vollendeten Karpfengesicht wurde der nun offensichtlich komplett übergeschnappte Baron angestarrt. In einer Hand hielt sie noch den eher mäßig gelungenen Entwurf für ihr Ehegelübde. Als der Kerl es dann wagte ohne nähere Erklärung für seine Lautgebungen wieder einzuschlafen, gab sie es dann selbst auch drein und begab sich zur Ruhe.

"Apfelessig. Pff..."

War der Ausruf prophetisch gewesen womöglich? Denn wie ein tropfen beißender Säure und stechenden Geruches bahnten sich Gefühle und Eindrücke den Weg in ihren Schlaf. Eine andere Farbe beherrschte ihren Traum. Dort wo sonst Rot ihre Brust zierte, prunkte ein Blau. Kein unbekanntes Blau, aber auch nicht das Blau Gipfelsturms. Es war ein anderes hoheitlicheres Blau.
Trotz des Blaues ein Grab, welches das Epizentrum ihrer Gefühe, ihrer Sorgen darstellte. Das Grab eines Ritters.
"Fjalon!"
Doch auch der Ausruf brach den Bann des Schlafes nicht, er hielt sie weiter fest und zog mit seinen Fäden die Rosthaarige tiefer in seinen Bann.

Der Grabstein... so viele Blätter weg zu wischen. Der Name, der falsche Name. Die falsche Farbe.
Zeit.
Wie ein Gespenst.
Die Farben stimmen nicht, sie stimmen nicht.

Sie zuckte sicherlich mehrfach im Schlaf und geriet auch mit ihrer Decke in einen kleinen Ringkampf. Jene wollte einfach den Namen des Ritters nicht freigeben. Den wirklichen Namen. Oder den unwirklichen Namen?

Falsch!

"Ich bin kein Geist der nach toten Händen greift!"

Das Erwachen glich einem Luftholen nach dem Gefühle beinahe ertrunken zu sein. Die Hände tasteten nach den Armreifen, nach der eigenen gerade unglaublich juckenden Narbe im Gesicht und den roten Haaren.



Der gewittergraue Blick betrachtete mit leiser Verwunderung die eigenen Hände. Sie war Helisande, nicht Darna von Elbenau. Und doch waren sie beide über Zeit und Glauben hinweg verbunden. Oberst von Elbenau und Oberst von Senheit waren Frauen mit Verantwortung, Disziplin und Pflichtgefühl.

Herrin Temora, füge was du fügen musst
Lass geschehen, was geschehen soll.
Sei uns Schwert und Schild, Licht und Weg, Anfang und Ende.
Gedacht sei der Seele der Darna von Hohenfels, deines Paladins.
Meiner Schwester in der Zeit sei mein Gebet geweiht.



Später, viel später wird der Kronritter einer sehr blassen Ritterin gegenüberstehen, die ihm ruhig die Hände hin hält und mit aus dem Glauben gewachsener Überzeugung spricht.

"Ich glaube dir, Sir. Du hast nicht die Pest gebracht und den Brunnen vergiftet."

Dann nach kurzem Besinnen.

"Wer ist Ardan Krenor? Wir sollten Diakon Antorius aufsuchen. Meine Narbe juckt. Kein gutes Zeichen."


Zuletzt bearbeitet von Helisande von Alsted am 12 Jan 2017 18:49, insgesamt einmal bearbeitet
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Antorius





 Beitrag Verfasst am: 15 Jan 2017 20:20    Titel:
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An Schlaf war nicht zu denken, nicht nachdem die Messe durch ein schattenhaftes Wesen aus der Vergangenheit so abrupt unterbrochen worden war. Der Wyrm schien sie nicht wahrzunehmen als er mitten vor dem Altar landete, er an ihnen vorüberschritt, um sich dann wieder in die Lüfte zu erheben. Er glitt durch das Mauerwerk und ward verschwunden.
Antorius sah in die Gesichter der Anwesenden, der Schock und die Kälte die in seine Glieder gefahren waren, als des Wyrms Schwinge ihn durchdrungen hatte... es schien den Anderen ebenso ergangen zu sein. Die Gebetsrolle, hatte das Gebet jenes Wesen aus der Vergangenheit hierher geführt? War es wirklich ein Echo der Vergangenheit des mächtigen untoten Wyrms Kryndlagors gewesen? Die Wärme und das Licht kehrte in die Kirche zurück als er entschwunden war und dennoch, die welche er berührt hatte spürten die Kälte tief in ihrem Innern.
Die Worte Thelors bestätigten, was Andere schon leise aussprachen und vermuteten. Es war der untote Wyrm Kryndlagor gewesen, oder zumindest ein schemenhaftes Abbild. Antorius ahnte, dass dieses Wesen nicht real gewesen war, sondern in der Tat ein Echo der einstigen Vergangenheit. Der Wyrm hatte nicht auf sie reagiert, auch erfolgte kein Angriff als man sich mit Waffen gen ihn wenden wollte.
Doch wirkliche Beweise hatte er dafür nicht, er hielt es wohl als eine Ahnung, eine Eingebung vielleicht. Doch noch etwas Anderes hatte er deutlich gespürt, das etwas stärker wurde was seit der Lesung der Gebetsrolle entfesselt worden war. So stark, dass wenn man es nicht eindämmte und aufhielt dieses Echo in die Realität sickern könnte.
Doch nicht nur dieser Wyrm sondern alles was sich vermutlich um die Schlacht von Varuna her abgespielt hatte. Altes könnte sich erheben, die Gegenwart hier nachhaltig verändern und so wurde nach Verlegung in die Taverne, noch lange an diesem Abend darüber gesprochen.
Auch die Gebetsrolle hatte sich verändert, sie fühlte sich nunmehr kühl an, seltsam und sonderbar, er konnte es nicht genau deffinieren.
So verbrachte er die ganze Nacht damit die Schriftrolle auf anderweitge klerikale Einflüsse näher zu untersuchen.

_________________
"Der Adler fliegt allein, der Rabe scharenweise;
Gesellschaft braucht der Tor, und Einsamkeit der Weise."
Friedrich Rückert
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Johanna Hohenhain





 Beitrag Verfasst am: 15 Jan 2017 21:07    Titel:
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    Temora hatte sie mit einem ruhigen Schlaf gesegnet und ihr die Gnade von Träumen gewährt, die sie in Zeiten versetzten, wo sie friedvoll Liebe erfahren hatte. Noch oft gab es die Nächte, wo Unruhe sie packte, doch je näher sie ihr Herz an die Lichtherrin herangeführt hatte, desto mehr hatte sie auch durch das Gebet gelernt vor der Nachtruhe mit den Geschehnissen des Tages und den Schatten der Vergangenheit Frieden zu schließen – die Sorgen außen vor zu lassen. Es gelang nicht immer, aber immer häufiger.
    Daher erschien es ihr diese Nacht besonders grob, dass es an der Tür klopfte. Vermutlich musste die Bibliothekarin häufiger den schweren Metallring zum Anschlagen betätigen. Die Lautstärke nahm zu, begann wahrscheinlich zögerlich leise – die Nachtruhe der Nachbarn mit wahrend – und wurde nun so laut, dass Johanna davon erwachte. Zunächst war sie orientierungslos, machte nur schwach beschienene Kanten und Umrisse von Möbelstücken in der Dunkelheit aus. Der Umbau des Hauses war ihr noch so fürchterlich ungewohnt.
    Ein leises 'oh bitte... es ist so spät... so kalt...' drang durch die Fensterläden und sorgte dafür, dass die Diakonin sich nun eilte die Füße in die Pantoffeln zu stecken und sich ein wollendes Tuch um die Schultern zu binden, um gar in ihrem Nachtkleid nicht allzu entblößt dazustehen.
    Mit einer Kerze in der Hand bahnte sie sich den Weg zur Tür und ließ die frierende Glaubensschwester ein. Aus den kalten Winterwinden herausgeholt taute die müde Bibliothekarin auf und begann zu berichten und zu erzählen und sich mit einem Seufzen über die Strapazen des Abends auszulassen. Sie redete sich alles von der Seele, während Johanna unter leichtem Nicken zuhörte und hier und dort noch unter leisen Worten ihr diplomatisches Mitgefühl ausdrückte. Im und vor allem außerhalb des Klosters hatte man nicht viele Menschen um sich so frei zu fühlen. Gerade wenn man sich von einer Eminenz hatte scheuchen lassen. Es brauchte nicht lange, bis die rothaarige Frau sich warm angekleidet und sich mit leicht wirrem Zopf in das Kloster zurückbegeben hatte, eingeharkt bei der Bibliothekarin um den entgegen schlagenden Wind zu trotzen.


    Zum Ende des Folgetages ging die Karte zurück in ihren Besitz und wurde neuerlicher Musterungen unterzogen, hierbei nun mit dem neuen Wissen. Dass sie selbst keine Karten lesen konnte und sich im eigenen Zimmer noch verirrte war kein Geheimnis. Gerade für Temora nicht, die ihr ausgerechnet eine Karte zukommen ließ. Vielleicht war das mit ein Teil der Prüfung, von welcher Eminenz Olwenna gesprochen hatte, nachdem sie ihr so liebevoll den Arm tätschelte. Ein weises Fräulein hatte die Hochgeweihte sie genannt, und bekannt, dass Johanna vermutlich die härtere Nuss erwischt hatte. Bisher hatte diese Nuss aber keinen Schaden angerichtet und niemanden in unerfreulichen Aufruhr versetzt, wie die Prüfung, die ihrem Glaubensbruder auferlegt worden war. Sie wusste nur das aus seinen Berichten und das ließ ihr etwas unbehaglich werden. Geschichten von Echos und Verfolgungen im Geiste. Und bei ihr lag eine Karte... doch eine Karte wohin? Es war nun langsam an der Zeit Briefe zu beantworten und sich Hilfe zu holen. Manchmal konnte es auch Teil einer Prüfung sein Unterstützung da anzunehmen, wo sie wirklich von Nöten war um irgendwann selbst die benötigte Unterstützung zu sein, die angenommen wird.

    Also würden sie am Blutmal beginnen...
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Johanna Hohenhain





 Beitrag Verfasst am: 18 Jan 2017 17:21    Titel:
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    Sie hatte sich nicht nur im Geiste weiterentwickelt, sondern auch ein neues Körpergefühl erfahren. Beiweiten konnte sie nicht mit der Kraft, Ausdauer oder dem Geschick der Regimentler mithalten, aber die letzten Monate haben sie Muskeln spüren lassen, deren Existenz sie zuvor nie erahnt hatte. Der Körper der Anfang dreißig Jährigen hatte sich gestrafft und auch wenn sie sich überwinden musste, gab ihr die körperliche Betätigung auch etwas Belebendes. War Johanna zuvor zuletzt als Kind so viel gelaufen, so hatte sie nun gelernt einen schnellen Lauf in Rüstung durch dunkle Höhlen zu tätigen und erst danach unter Atemnot und Seitenstechen irgendwo niederzusinken. Vor einem Jahr noch schaffte sie gerade einmal fünfzig Schritt. Und mit der Übung sank auch ihre Angstschwelle, aber nicht die ihrer Vorsicht. Wo sie hinging, trug sie das Licht der Herrin mit hinein.
    An diesem Tag waren es die kühlen, modrigen Gänge und ruinösen Hallen der Gruft, die vom heimgesuchten Friedhof vor dem südlichen Varuna ausgingen. Krathor hatte hier seine Finger ausgestreckt und die Untoten waren dazu verflucht wie von Strippen gezogen immer wieder einem aggressiven, leidvollen Dasein zu frönen. Immer wieder führte es die Streiter des Lichtes herunter um zumindest für eine kurze Zeit Erlösung zu schenken. Auch sie ließ ihre blank geschliffene Klinge gegen rostigen Stahl fahren, durch vermoderte Roben von verwesten Skelettmagiern oder gegen die grauen Leiber von Leben saugenden Lichs – eine besonders boshafte Plage, denn sie bedienten sich der Nekromantie, erschufen sich unter den Untoten Sklaven. Die Einäugigen unter den Blinden.
    Und als sie sich durch die steinernen Räume bewegte, da wurde es auf einmal sehr still um die Diakonin. Das Knarzen, Scheppern und Tropfen verlor sich aus ihrem Aufmerksamkeitsfeld. Es wirkte, als sehe sie sich zum ersten Mal 'wirklich' um. Sehe die Wände, die Architektur, die Raumaufteilung, die Nischen und zerbrochenen Urnen, die gewölbten Kellerdecken... Sie wusste nicht, was es war, was ihr die Augen in diesem Moment öffnete, ihr wie ein Lichtstrahl die Gedanken aufklärte und ihr in ihren Kopf ein Bild setzte. Ein Bild von der Karte... diese Karte, die sie einfach nicht los ließ. Was war darauf zu sehen... war es etwa...?

    Noch am selben Abend, von der Herrin Schutz begleitet wieder wohl im Heim angelangt, verfasste Johanna einige Briefe, welche die Hilfe Anbietenden nach Schwingenstein einladen sollten. Nur eine kleine Gruppe.
    Das würde der nächste kleine Schritt zum Knacken der Nuss sein.
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