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Von musikalischen Schwalben und hungrigen Wölfen
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Von musikalischen Schwalben und hungrigen Wölfen
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Miw'Faervelin





 Beitrag Verfasst am: 11 Jan 2017 14:07    Titel:
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» Zufriedenheit kommt nicht von irgendwo «

Einige Wochenläufe in der Vergangenheit bis Heute
11. Hartung 260


Da lag das Dorf in der Abenddämmerung vor ihr. Ihre Füße schmerzten von der langen Reise und trotzt der vielen Zeit, die seither vergangen war, hatte sie den Weg zurück zu diesem Ort gefunden, der ihr einst viele Jahre ein Zuhause gewesen war.
Thalwende.
Natürlich erinnerte dieses Menschendorf sie unwillkürlich auch an den Verlust von Nórui'taen und ihren Eltern. Ihren ersten Kampf, ihr erstes Blutvergießen, ihr erstes Versagen. Die himmelblauen Augen schließend, hatte sie einige Momente verharren müssen um tief durchzuatmen – sie war im reinen mit sich selber, dieser Besuch in Thalwende sollte keine alten Gefühle wieder aufwirbeln, er sollte lediglich Fragen beantworten.

Irgendwann löste sie sich aus ihrer Starre um den Abstieg hinab in das Tal zu beginnen, schon von fernen hatte sie die feinen Veränderungen gesehen. Es war nicht überraschend, Menschen war schnelllebiger... es mussten gut 10-15 Jahre vergangen sein, genauer wusste sie es nicht.
Die Wehranlage um das Dorf herum war ausgeprägter, als sie es aus den alten Zeiten kannte, während damals lediglich ein Palisadenzaun mit Wachtürmchen das Dorf schützte, war es nun eine ausgeprägte, verstärkte Holzmauer mit mehreren Wachtürmen. Je näher sie Thalwende kam, je langsamer wurden ihre Schritte. Kurz keimten Zweifel in ihr hinauf, sie würde das Dorf nicht betreten können – doch so viele Jahre waren nicht vergangen. Die meisten müssten sich an sie erinnern, immerhin hatte sie lange genug zwischen ihnen gelebt. Tatsächlich erkannte einer der Wachleute sie auch und so dauerte es nicht lange, bis sie die Person traf, weswegen sie eigentlich Thalwende besuchen wollte.

»Miff! Du hast dich verändert!«

Eine Frau, die bestimmt schon die mittleren 40er erreicht haben musste, kam auf die Elfe zugelaufen. Ella war grau geworden und die Anzeichen von ersten, ernstzunehmenden Falten hatten sich in das Gesicht der Menschenfrau geschlichen und doch erkannte Mîw sie sofort wieder. Die Art zu gehen, die Art zu Reden, der Ausdruck der lebenslustigen Augen.

»Aduial vaer Ella, du hast dich nicht weniger verändert, mh?«

Die Mundwinkel der beiden zuckten fast gleichzeitig hinauf und irgendwie war Mîw erleichtert, das es der Menschenfrau, die sie hatte aufwachsen sehen, gut ging.


Sie verbrachte einige Umläufe in Thalwende, tatsächlich war es fast schon wieder ungewohnt, nicht zwischen Elfen, sondern zwischen Menschen zu leben. Wie schnell man sich doch an ein Umfeld gewöhnen konnte, aber vieles an den Dorf erinnerte sie auch noch an alte Zeiten und gerade Ellas kleine Tochter, Minerva, die zu Mîws Belustigung, nicht selten „Miv“ gerufen wurde, durfte sie kennen lernen und vermittelte ihr ein unbestimmtes Gefühl des „willkommen seins“.
Sie hatte auch Ella viel zu erzählen. Sie erzählte ihr von den Angriffen auf Ered Luin, von der Heimat die Stück für Stück in einem Flammenmeer zerstört wurde, von ihrem Sieg über den Drachen und den Neuaufbau der Stadt. Auch von Eludin erzählte sie, nachdem Ella speziell nach diesem gefragt hatte – auch wenn Mîws Antwort diesbezüglich eine gewisse Enttäuschung in ihrer alten Freundin zu entfachen schien.

»Ich habe mir schon damals gedacht, das er nicht nur ein alter Kindheitsfreund für dich ist oder ein simpler Bruder, wie die vielen anderen.«

Eine Augenbraue hinaufziehend hatte sie Ella fragend betrachtet, wie konnte sie das bemerkt haben, wo Mîw es selber noch nicht mal zu diesem Zeitpunkt geahnt hatte.

»Mae? Wie kommst du dazu? Ich habe nie wirklich viel über ihn geredet.«

»Ach Miff! In diesen Momenten merkt man, dass du doch irgendwo in dir versteckt eine ziemlich pragmatische... oder auch naive Seite hast. Du hast zwar nicht viel von ihm erzählt, aber es hat sich doch immer unterschieden und wenn du von alten Erinnerungen erzählt hast, war er so gut wie immer dabei, mh?«


Eine kleine Falte schlich sich auf die blassgoldene Stirn der Elfe und ein Brummeln quittierte die Aussage von Ella, welche ihr jedoch nur entgegen schmunzelte.

»Ich kann dich ehrlich gesagt nicht verstehen, Miff.«

»Mhrm, wieso?«

»Ich weiß das ihr unendlich mehr Zeit habt als wir Menschen und diese Dinge wohl besser überlegt sein sollen... und das man sich Zeit lassen kann, aber es macht fast den Eindruck, als hättest du eher angst.«


Während die kleinen Fingerchen von Minerva sich in das blaue Haare der Elfe verfingen, starrte diese mit angestrengt grübelnder Mimik zur Mutter – dann schürzt sie langsam die Lippen.

»Law, ich bin zufrieden, so wie es ist.«

Ella zog skeptisch wirkend eine Augenbraue empor, rollte dann aber schließlich nur mit den Augen und schüttelte den Kopf.

»Wie du meinst, Miff.«


Sie hätte gerne noch länger in Thalwende verbleiben wollen, aber wusste sie auch, dass sie nicht so lange aus ihrer Heimat fernbleiben konnte – es waren noch zu viele Dinge zu erledigen. Und auch „nur einen Kindheitsfreund“ durfte man vermissen!

Die Rückreise verlief Problemlos und der Anblick des Nuya'tans und Ered Luins erfüllte sie wieder mit einer gewissen Zufriedenheit. Langsam trugen ihre nackten Füße sie über den marmornen Boden, wobei sie gerade vor dem Haus, mit dem kleinen verräterischen Walderdbeerknödel, länger innehielt. Es war tatsächlich eine Weile her, dass sie eine gewisse Zeit zusammen verbracht hatten und doch war sie sich nicht sicher, ob sie es ändern wollen würde. Wahrscheinlich verharrte sie ein wenig zu lange vor dem Haus der beiden Brüder, denn irgendwann zückte sie ein kleines Zettelchen um es im Alchemieschrank zu verstauen.


    Der kleine Funke

    Immer weiter fliegt die Schwalbe fort,
    ein bläuliches Glitzern im Gefieder,
    ungesehen trotz der Lieder,
    die Wölfin verweilt an einem andren Ort.

    Es löst sich ein kleiner Funke leise,
    unbeständig und leicht verwirrt,
    vom Himmelblau zum Blassblau er irrt,
    verfangen auf Papier, wie die Beweise.

    Hadern und Zögern der Wölfin eigen sind,
    weiß nicht ob die Frage keimen würde,
    weiß nicht ob sie tragen kann die Bürde,
    hofft der Funke wird getragen vom Wind.

    Der Wind hinauf zum Himmel weht,
    den Funken langsam mit sich nimmt,
    Schwalbenflügel heiter schwingt,
    Wölfins Auge wachsam späht.

    So dringt die Frage langsam leise,
    Zweisamkeit der Wunsch sich trägt,
    Hoffnung die harrend schwebt,
    so macht er sich auf diese Reise.


Ein letzter argwöhnischer Blick galt dem Alchemieschrank, dann wandte sie sich ab um leise summend den Anstieg zu ihrem Heim zu überwinden. Es hatte sich einiges verändert, gwathel Amae schien den Leuchtturm bezogen zu haben und stattdessen war der Talagan Sha'layel zurück gekehrt. Mîw hatte den Braten gerochen und ihm sogleich ein Dach über seinen Kopf gegeben. Er wirkte zwar ein wenig... steif, sehr pragmatisch und rational, aber er war ein Talagan und von diesem würde sie sicherlich einiges lernen können.


Zuletzt bearbeitet von Miw'Faervelin am 21 Mai 2018 14:27, insgesamt einmal bearbeitet
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Miw'Faervelin





 Beitrag Verfasst am: 28 März 2017 09:56    Titel:
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» Der Weg nach Hause «

Einige Monde in der Vergangenheit bis Heute
28. Lenzing 260


Einige Zeit war verstrichen, für die Sterblichen wohl mehr, als für Mîw, die sich nur selten Gedanken um die Zeit an sich machte. Warum auch? Sie hatte genügend davon und doch erhaschte sie sich in den letzten Mondläufen immer dabei, wie sie darüber nachdachte, wie viel Zeit wohl schon vergangen war. Wie viel Zeit... seit wann?
Seit diesem einen Moment, wo sie sich zu etwas entschlossen hatte, was sie doch nicht umgesetzt hatte. Dieser kleine Moment des Versagens, den wohl keiner ihrer Geschwister mitbekommen hatte – umso merkwürdiger war wohl die plötzliche Abwesenheit der Talagan, deren Wege sich immer fern ab von den Eledhrim bewegten. Dort, wo sie für sich war, da wo sie nachdenken konnte. Ein Stück der Unbeschwertheit hatte sie aufgeben müssen, ein Preis für die Entscheidung und die Einsicht die sie erlangt hatte.


    Was ich will und was ich brauche

    Klingen die Schwalbenflügel zäh und leise,
    so weißt du, weit geführt hat dich deine Reise.
    Der goldene, naive Ton seinen Abschied fand,
    das entschlossene Blau seinen Weg hat erkannt.
    Enttäuschung über das Hadern und Bangen,
    der eigene Weg wurde nur zögernd gegangen.

    Monde strichen unaufhaltsam in das Land,
    lange die Wölfin hat gebraucht bis sie es fand.
    Stetig in Begleiter jener wirren Gedanken,
    die Vergangenheit brachte sie einst zum Wanken.
    Langsam aber stetig sie dem Klang folgte,
    bis sie niedersah auf das, was sie wollte.

    Was sie brauchte und was sie wollte,
    Eine Überlegung die ihren Tribut zollte,
    doch letztendlich die Einsicht war gefunden,
    durch einen festen Willen sie wurde gebunden,
    die Rückkehr in einem fröhlichen Ton erfolgte,
    Verändert hatte sich das, was sie einst wollte.


Langsam strich sie Barfuß durch das dichte, vertraute Grün des Nuya'tans, bis sie sich letztendlich vor dem Baumhaus ihrer Ninniacthel befand. Sie entschied sich nicht wie eine Irre zu Klopfen und Unruhe in die friedvolle Stille zu bringen, sondern steuerte lediglich die Schaukel neben dem gewaltigen Kirschbaum an. Leicht hin und her schwingend, zog sie schließlich die Lyra aus ihrem Rucksack und begann eine leise, vertraute Melodie vor sich her zu klimpern. Mehr brauchte sie nicht, um den Nuya'tan und den Eledhrim mitzuteilen, dass die Talagan nach Hause gefunden hatte.


Zuletzt bearbeitet von Miw'Faervelin am 21 Mai 2018 14:27, insgesamt einmal bearbeitet
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Miw'Faervelin





 Beitrag Verfasst am: 11 Aug 2017 07:52    Titel:
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» Ein Lied zum Himmel hinauf «

Gegenwart
11. Ashatar 260


Auch wenn sie es sich selber nicht so richtig eingestehen wollte, so merkte sie doch wie mit den Monden das fehlen der Melodie an ihr zerrte. Sie konnte Ansatzweise nachempfinden, wie Ninniacthel sich gefühlt hatte und leichte Gewissensbisse schlichen sich ein, dass sie in Vergangenheit nicht öfters an ihrer Seite gewesen war.
Dennoch war sie selten in Ered Luin, drehte oft in der Gestalt der goldenen Wölfin ihre Runden durch den Nuya'tan, umkreiste den großen See oder das Baumhaus ihrer Ninniacthel und beobachtete wie die Zeit unaufhaltsam durch das Blätterwerk kroch. Geschwister, die sie vor vielen Jahreszyklen zuletzt gesehen hatte oder an die sie sich gar nicht erinnern konnte, erreichen Ered Luin und füllten das Reich wieder mit ein bisschen mehr Leben - doch Mîw hatte nicht das Verlangen ihnen direkt unter die Augen zu treten. Sie verweilte als stumme Beobachterin und wenn ihre Pfoten sie doch mal zu ihrem Haus an den Klippen trugen, dann erfüllten die leisen Klänge von da aus die Umgebung, sodass der Wind die Melodie vermutlich über weite Teile von Ered Luin verstreuen würde.

So auch an diesem Morgen. Das leise Klimpern der Regenbogenglöckchen begleitete jeden Schritt, den sie sich über den Hang ihrem Heim näherte, doch ehe sie das marmorne Gebäude betrat, hinterließ sie wie eh und je, einer stummen Entschuldigung gleich, eine kleine Fruchtkugel auf den Tisch ihrer neuen Nachbarin. Dem Meer zugewandt, die Geige in den Händen harrte sie einen Moment aus, sammelte die nötige Kraft um die Worte über ihre Lippen bringen zu können, ehe die langsame Melodie einsetze und sich mit dem Wind verteilte.

    In Gedanken bin ich bei dir

    Klares rundes Blau dessen Wellen tanzen,
    erinnert mich stetig an dich,
    niemals auch nur genutzt eine der Chancen,
    als wäre das „wir“ selbstverständlich.

    Wahrscheinlich war es die Angst,
    vielleicht war ich feige?
    Als du dich zu verändern begannst,
    ging mein Mut mir langsam zur Neige.

    In Gedanken bin ich bei dir,
    Min elei nin ech arnin.
    Hoff' dieses Lied trägt dich zu mir,
    Lasto beth gûr lîn.

    Auch wenn ich mich stetig Frage,
    warum ich nie diesen Schritt habe getan.
    Ist es immer dieses eine, was ich mir sage,
    vielleicht ist es einfach nicht des Schicksals Plan?

    Die Lebenszweige verflochten,
    schon von jüngsten Jahren an,
    gab es einiges was wir ausfochten,
    wohl behütet des Herzens Drang.

    In Gedanken bin ich bei dir,
    Min elei nin ech arnin.
    Hoff' dieses Lied trägt dich zu mir,
    Lasto beth gûr lîn.

    Nun ist die Brücke gefallen,
    die Wege haben sich getrennt,
    die Gefühle sich zusammenballen,
    bis man ihnen doch davon rennt.

    Weder Hören noch Sehen,
    soweit das Himmelblau reicht,
    weder Fühlen noch Gehen,
    soweit die Spur noch verbleicht.

    In Gedanken bin ich bei dir,
    Min elei nin ech arnin.
    Hoff' dieses Lied trägt dich zu mir,
    Lasto beth gûr lîn.

    In Gedanken bin ich bei dir,
    bist du noch so fern,
    Hoff ich, dieses Lied bringt dich zu mir,
    bis hin zum höchsten Stern.

Eine Weile wurde die Melodie ohne den sanften Singsang noch gespielt, ehe auch die Geige wieder ihren Weg auf den marmornen Untergrund fand - es blieb lediglich zu hoffen, dass das Lied jenen erreichen würde, auch wenn er vermutlich viele Tagesreisen entfernt war - aber die Hoffnung... die Hoffnung verharrte.


Zuletzt bearbeitet von Miw'Faervelin am 21 Mai 2018 14:27, insgesamt einmal bearbeitet
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Miw'Faervelin





 Beitrag Verfasst am: 28 Apr 2018 21:32    Titel:
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» Auf einer neuen Art und Weise «

Einige Monde in der Vergangenheit bis zur Gegenwart
18. Wechselwind 261


Es war unglaublich schwer gewesen den Verlust jener Melodie zu verarbeiten um sie schließlich loszulassen und Mîw hatte unzählige Phasen durchlebt, bis sie an diesem Punkt angekommen war, an dem sie wieder die alte Unbeschwertheit empfand.
Sie hatte die meiste Zeit damit verbracht in ihrem sandfarbenen Fell durch das dichte Grün des Nuya'tans zu streifen oder sich ihren Melodien und künstlerischen Arbeiten hinzugeben. Ursprünglich wollte sie einfach nicht daran denken und sich somit ablenken, doch irgendwann wurde ihr klar, dass 'Vergessen' keine Option war, die ihr zur Verfügung stand. Sie schrieb Lieder und Gedichte, malte Bilder denen man ihren Schmerz anfühlen konnte und ohne das sie es am Anfang bemerkte, wurde es immer weniger, bis sie zum ersten Mal wieder einen Grund fand ehrlich zu lächeln. Das war der Punkt an dem sie glaubte wieder Sonne zu finden und an dem ihre Lieder und ihre Musik wieder positive Klänge annahmen.

Die Rückkehr vieler Geschwister war ein weiterer Grund, der sie wieder mit Freude erfüllte und so war es wohl auch für sie wieder Zeit aus dem Schatten des Nuya'tan zu treten, falls man ihre Hilfe benötigen würde. Vielleicht wäre es diesmal die endgültig neue Mîw sein, die dem Silbergrau nicht mehr nachtrauern würde.


    Fröhlichkeit

    Zwitschernd im Sonnenlicht,
    Heulend bei Mondschein,
    Kreisend über Meeresgicht,
    Singend bei einem Glas Wein.

    Lachend im Sommerregen,
    Schwimmend im Kristallsee,
    keine Sorgen hegen,
    sich niemals im Kreise dreh.

    Keine Stunden zählen,
    kein Blick zurück,
    niemals wieder wählen.
    entgegen dem Glück.

    Kleiner Wölfin Frohsinn,
    Melodie erfüllt den Raum,
    weiter zu den Sternen hin,
    Vergangenheit sei ein Traum.



Zuletzt bearbeitet von Miw'Faervelin am 21 Mai 2018 14:27, insgesamt einmal bearbeitet
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Miw'Faervelin





 Beitrag Verfasst am: 21 Mai 2018 14:10    Titel:
Antworten mit Zitat


» Sommernachtsmuscheln «

Frühe Vergangenheit
15. Eluviar 261


Wahrscheinlich war es ein wenig naiv von ihr zu denken, die Ruhe würde lange weilen – naiv zu denken, sie könnte ihr selbst so formen, wie sie es sich wünschen würde. Die ernste und rationale Illusion, die sie versucht hatte zu erschaffen, war nach wenigen Umläufen schon wieder im Nichts zerbröckelt und das kleine grüne Herz war aufgeblüht, wie die ersten Blüten des Frühlings. Hoffnungslos, trotz der Jahre, die sie nun schon auf dieser Welt verweilte, aber auf der anderen Seite... war es wirklich so schlimm?
Letztendlich war sie eine Talagan und sie sah ihre Aufgabe darin, das Leben ihrer Geschwister mit Freude zu füllen. Wenn man sie fragen würde, wie sie ihren Weg sah, hätte sie rasch eine klare Antworte dafür gefunden.

»Wir, die Telegain sind die Melodie und das Herz des Volkes der Eledhrim. Wir wollen der Faden sein der alles Vergangene zusammenhält und für die Zukunft verwahrt. Wir sind die, die für andere Lachen, wenn diese nicht können und weinen für die, die nicht weinen wollen. Unsere Künste spiegeln die Gefühle der Eledhrim wider und unsere Melodien und Werke lenken die Gemüter unserer Geschwister. Unsere Stimmen fliegen mit den Vögeln und unsere Melodien klingen mit dem Rauschen des Windes.«

Sie fühlte sich wohl mit den vielen Geschwistern, die ihren Weg zurück nach Ered Luin gefunden hatten und auch unter ihnen fanden sich kleine grüne Herzen, verborgen unter blassgoldener Haut. Saverandlir war einer von ihnen, der sie in ihrem Tun bestärkte der lindelschen Seite nachzugeben – sei es in ihren fröhlich, quirligen Werken oder gar beim Perlentauchen.
Mit einem Schmunzeln dachte sie an den Abend zurück, an dem er ihr die Aufgabe gestellt hatte, die größte und schönste Perle aus dem Meer zu fischen und natürlich war sie dieser Aufgabe voller Begeisterung nachgegangen. Ohne Zurückhaltung hatte sie sich in die Fluten gestürzt um nach und nach Muscheln an das Ufer zu befördern, an dem der aufmerksame Edhel verharrte um sie zu beobachten. Letztendlich hatte sie zwischen den schwingenden Seetang eine besonders große Muschel entdeckt, aber nach einem nachdenklichen Wortaustausch, beschlossen sie beide, dieses wunderschöne Geschöpft des Meeres wieder zu entlassen – manchmal musste man seine Neugierde zurückhalten können.
Dieser denkwürdige und doch sehr unterhaltsame Abend war es schließlich, den Miw unbedingt festhalten musste, auch weil sie Saverandlir etwas für sein Geschenk zurückgeben musste – so dauert es auch nicht lange, bis das Pergament mit schnörkeligen Buchstaben gefüllt wurde.

    Sommernachtsmuschel

    Sanftes Rauschen blauer Brandung,
    mattes Abendrot verblasst,
    dunkel ist des Himmels Gewandung,
    der Sterne Funkeln kennt kein Rast.

    Blasses Gold von Gischt umfangen,
    ihre dünnen Stofflagen sind durchnässt.
    Frohsinn färbt die hohen Wangen,
    eine Muschel ruht in der Hände Nest.

    Sein Haupt vom Winde wird umspielt,
    aufmerksamer Glanz der Seele Eigen,
    ein Geschöpf der Meere er erhielt,
    leise verdrängen Worte Schweigen.

    Zurück zum schützenden Seetang,
    zurück soll sie zum kalten Nass,
    jene Neugierde wehrt nicht lang,
    machte Platz dem rechten Maß.

    „Gefunden in den Wogen und unter den Wellen,
    gebracht zum hellen Sand und der Dämmerung Licht,
    kehre zurück unter Wasser und Fischen,
    in der nassen Heimat verborgen der Sicht.“

    Leiser Singsang erfüllt die Nacht,
    dunkles Blau verbirgt seine Gestalt,
    unter glücklicher Himmelblauer Wacht,
    die Muschel wieder ruht in des Seetangs Wald.

Sie würde es als Dankeschön vortragen und hoffen, dass es Anklang fand, denn hatte sie auch speziell seine Worte darin aufgenommen, die er an dem Abend leise vor sich her gesungen hatte, ehe er die Muschel wieder dem Meer übergab.

Neben dieser und vielen anderen erfreulichen Dingen, mischte sich aber auch eine Situation ein, die Miw für einige Atemzüge in eine Art Schockstarre verharren ließ. Da stand er einfach auf dem marmornen Untergrund, mit den blassblauen Augen und dem silberblau-grauen Haar, als wäre er nie weg gewesen, als hätte seine Forschungsreise seine Melodie nicht für Jahre aus ihrem Leben genommen.
Eludin.
Sie brauchte tatsächlich einige Atemzüge, bis sie sich wieder soweit gefasst hatte, dass sie ihm einfach überschwänglich umarmen musste – auch wenn sie wusste, das solche Gesten nie etwas für ihn gewesen waren, aber sie konnte nicht anders. Er lebte, er schien gesund, er war wieder da – das war alles was zählte und was ihre Fröhlichkeit in den kommenden Wochen nur noch mehr schüren würde.


Zuletzt bearbeitet von Miw'Faervelin am 21 Mai 2018 15:00, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Miw'Faervelin





 Beitrag Verfasst am: 30 Aug 2018 15:47    Titel:
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» Schönheit des Nebelwaldes «

Gegenwart
30. Ashatar 261


Der Nebelwald war eine Welt für sich. Er war nicht nur ein Wald, er war ein lebendiges Wesen welches dachte, fühlte und sich zu schützen wusste. Unwissende die ihn betraten verloren nicht selten das Licht ihres Lebens. Entweder verirrten sie sich im dunklen mystischem Grün und fanden nicht mehr den Weg hinaus, oder der Wald selber sorgte auf unterschiedlichste Art und Weisen dafür. Es war keine Bösartigkeit die dem Nuya'tan zu Grunde lag, sondern lediglich ein Schutz gegen unerwünschte Eindringlinge. Menschen die glaubten sie müssten im Wald Holz fällen gehen oder Tiere ohne Sinn und Verstand jagen, Wesen die glaubten nur Profit aus dieser Schönheit zu ziehen.
Die Talagan liebte diesen Wald. Sie liebste die kleinen funkelnden Lichter die sich im dunklen Dickicht zeigten, die verschiedensten wilden Blüten und unzähligen Früchte und die enorm hohen uralten Bäume die sich mit der Natur verschlungen hatten. So war es keine Seltenheit, dass sie oft ganze Wochenläufe damit verbrachte in diesem zu verweilen, manchmal waren es zwei nackte Füße, verziert von klingenden Regenbogenglöckchen, die sie über das sanfte Gras trugen, mal waren es vier sandfarbene Pfoten, die sich ihren Weg suchten. Gerade wenn sie sich der Wolfsseele hingab, so waren die Eindrücke des Nuya'tan umso intensiver und gar lebendiger.

Es war einer dieser spätsommerlichen Nachmittage, an dem die Sonne sich langsam gen Horizont kämpfte und von keiner Wolke in ihrer Sicht gehindert wurde. Die warmen Strahlen bedachten die sattgrünen Wipfel der unzähligen Bäumseelen des Nuya'tan und brachen sich im kristallklaren See, der ein Spiegel so vieler Dinge war, die in Vergangenheit schon dort passiert waren. Die Talagan saß gerne an diesem See und so auch an diesem Tag. Das himmelblaue Augenmerk, welches durchzogen war von winzigen goldenen Sprenkeln, als hätte man Goldstaub dort nieder rieseln lassen, wanderte über das Funkeln der Wasseroberfläche, während die Fingerspitzen über die zarten Saiten der Lyra wanderten um eine vielfältige, gar mystisch anmutende Melodie erzeugten. Die Klänge wurden eine ganze Weile durch die Weiten des Waldes geschickt, ehe sich die Stimme der Mitternachtsblauen dazu mischte.

    Der Nuya'tan

    Wie Wellen wiegt der Wind ganz sacht,
    filigrane Blätter in ihm sich fangen,
    rauschend und verspielt in seiner ganzen Pracht,
    nicht selten die Geister zusammen sangen.

    Ein Lied sanfter könnte es nicht sein,
    und die Macht gar grob mag erscheinen,
    doch lauscht man genau in den weiten Hain,
    erkennt man der Geister Unterschiede im feinen.

    Viele aber gehen blind durch diesen Wald,
    und viele hören dem Sein nicht zu,
    jeder denkt er wäre an seinem Ziel ganz bald,
    später aber Gefangener der Geister ohne Ruh.

    Melodien verlassen die grünen Kronen,
    beleben des Waldes weites Dach,
    eine Vielzahl von Flügelpaaren hier wohnen,
    für ein manches Ohr jedoch leider zu schwach.

    Gesang der Vögel die Morgensonne weckt,
    eine Melodie voller Frohsinn verhallt,
    im Inneren das Leben eines jeden sich reckt,
    Kraft die streckend hinauf sich wallt.

    Ein wildes Gewimmel findet sich am Grund,
    leise Tritte rascheln über trockenes Geäst,
    Farben huschen von weiß bis schwarzbunt,
    viele verschiedene Melodien hier haben ihr Nest.

    Doch erklingt des Wolfes Heulen,
    erhellt das Silber des Mondes die Nacht,
    bilden die Bäume deiner Seele Säulen,
    weißt du der Nuya'tan über dich wacht.
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