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Von musikalischen Schwalben und hungrigen Wölfen
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Von musikalischen Schwalben und hungrigen Wölfen
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Miw'Faervelin





 Beitrag Verfasst am: 20 Aug 2016 16:42    Titel: Von musikalischen Schwalben und hungrigen Wölfen
Antworten mit Zitat




»Stücke der Vergangenheit«


»Nana! Nana! Hast du das gesehen? Hast du?«
Den Übungsbogen in der einen Hand haltend, sprang die kleine Elfe auf und ab, während die himmelblauen Augen voller Begeisterung glänzten. Nach etlichen Versuchen hatte sie die Zielscheibe zum ersten Mal nicht vollkommen verfehlt – was offenbar ausreichte um eine ungeahnte Euphorie auszulösen, die sie offenbar mit ganz Ered Luin teilen wollte. Eine hochgewachsene Elfe mit kornfarbenen Haar schmunzelte sacht auf und streckte die Arme aus um die hibbelige, kleine Elfe auf die Arme zu nehmen.
»Mae, das habe ich kleine Sell.«
»Aber das ist kein Grund so euphorisch zu sein und es allen Gwe-edhil mitzuteilen, mae?«

Während die kleinen Elfenfinger sich in dem welligen Haar ihrer Mutter verfingen, pendelten die Äuglein zu einem größeren, stattlicheren Elfen, dessen Mimik von einer eher strengeren Natur gekennzeichnet war.
»Aber Adar, der Pfeil hat getroffen! Getroffen!«
»Mae und er wird auch noch in Zukunft viele Male treffen, Mîw.«
»Maer, warum gehen wir nicht eine Runde durch den Eryn spazieren?«

Die besänftigende Stimme ihrer Mutter unterbrach die aufwallende Diskussion zwischen Vater und Tochter in ihrem Keim und ließ nur eine leicht schmollende Mîw zurück. Es war nicht so, als würde Mîw ihren Vater nicht genau so sehr lieben, wie ihre Mutter oder jeden anderen Elfen, aber gerade weil sie ein eher unbekümmertes und sehr quirliges Elfenkind war, eckte sie wesentlich mehr bei ihrem Vater an, der ein sehr pragmatisches und rationales Verhalten an den Tag legte.

Schon als sie noch klein war, liebte Mîw den Nebelwald und alle seine Bewohner. Sie liebte es dem sanften Rauschen des Windes zu lauschen, der durch das dichte Blätterdachwerk strich, das Zwitschern der verschiedenen Vögel, die sich in die Melodie des Windes einmischten und das Knurren, Heulen, Fiepen, Blöken und alle anderen Geräusche die sich in die Natur mischten. Sie konnte stundenlang durch das Dickicht streichen oder mit den Waldelfenkindern spielen, was gerade ihrem Vater manchmal ein Dorn im Auge war. Es war nicht so, als würde er keine Zuneigung für die grünen Geschwister empfinden oder den Nebelwald schützen wollen, jedoch vertrat er die Ansicht, dass all der kindliche Übermut Mîw's nicht ihrer Herkunft entsprechend war – aber er sagte selten etwas, immerhin war sie noch ein Kind.

Vorsichtig spähten die himmelblauen Augen, mit den kleinen, gold glänzenden Sprenkeln am großen Baum vorbei, der so gewaltig vom Umfang her war, dass sie sich dreimal hätte hinter diesem verstecken können. Das Ziel ihrer Beobachtung war ein Elfenjunge, der sich im gleichen Alter wie sie befand und dessen Haupt von einem silbergrauen Ton war – gerade wenn die Sonnenstrahlen, wie es hier auf der kleinen Lichtung mit Teich der Fall war, das Haar erreichten, konnte Mîw den Blaustich erkennen.
»Eludiiiin!«
Mit einem großen Satz sprang die 10 jährige Elfe um den Baum herum, auf den Elfenjungen zu und... übersah die knorrige Wurzel am Boden. Strauchelnd kam sie Eludin immer näher, der sich erschrocken umgedreht hatte und ihr entgegen sah – aber nicht mehr reagieren konnte. Während Mîw mit der Nase den Uferboden küsste, landete Eludin rücklings im Teich.
»Mîw du...!«
erbost prustend plantsche der Elfenjunge sich wieder an das Ufer, während Mîw sich mit einen schuldbewussten Blick, aber einem kleinen Grinsen, auf der Mimik wieder aufrichtete.
»Naetheb enni Eludin.«
Mit einem kleinen Murren ließ der pitschnasse Eludin sich neben Mîw am Ufer nieder, die sich noch immer mit einer schuldbewussten Mimik die dreckige Nase rieb. Rasch aber kramte sie in ihrer Tasche umher, gar ganz hektisch als habe sie die Lösung für diese Unstimmigkeiten gefunden, während die blassblauen Augen des Elfenjungen sie einfach verstimmt betrachteten. Triumphierend zog die kleine Elfe eine Handvoll Kirschen aus ihrer Tasche, die sie ihn sogleich entgegen streckte – das brachte tatsächlich ein Schmunzeln auf das nasse Elfengesicht.
»Du bist zu stürmisch.«
»Mae, das sagt mein Adar auch immer.«

Mit einem schiefen Grinsen wurde sogleich eine der Kirschen vernichtet, während beide wieder ihren Blick auf den Teich richteten.
»Was wolltest du überhaupt?«
»Na ein Spiel spielen!«
»Und an was denkst du da?«

Nachdenklich tippelte Mîw sich einige Male mittels Zeigefinger gen das Kinn, während sie ihren Blick schweifen ließ – dann hüpften beide Augenbrauen hinauf.
»Baumklettern!«
»Bloß nicht! Du bist wie ein Wiesel und bist immer vor mir oben.«

Sie zog einen Schmollmund und zuckte mit den Schultern, während sie ihn auffordernd betrachtete – es löste ein kleines, resignierendes Seufzen bei Eludin aus.
»Wie wäre es mit einer Erynfaer-Suche?«
Nun war es Mîw, die weniger begeistert die Wangen aufblähte und dem Elfenjungen einen mürrischen Blick widmete.
»Law! Du weißt doch, dass sie eher zu dir kommen, als zu mir.«
»Meinst du... ich finde schneller einen Erynfaer, als du auf den großen Baum hier klettern kannst?«

Da trat ein gar begeistert wirkendes Leuchten in die Augen der jungen Elfe und sofort sprang sie auf ihre Füße. Mit einem Lachen rappelte der Elfenjunge sich ebenso auf – triumphierend ob seines diplomatischen Geschicks...


Zuletzt bearbeitet von Miw'Faervelin am 22 Aug 2016 22:04, insgesamt 4-mal bearbeitet
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Miw'Faervelin





 Beitrag Verfasst am: 22 Aug 2016 22:02    Titel:
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»Gegensätzlichkeiten«

Rund 85 Jahreszyklen in der Vergangenheit


Die Strahlen der Mittagssonne drangen ungehindert durch die Fenster in die Räumlichkeiten und ließen die Anwesenden einen Blick auf die tanzenden Staubkörnchen im Licht erhaschen. Der Raum war geprägt von zahllosen Regalen, die überfüllt waren mit den verschiedensten Büchern, vereinzelten Tischen und dazugehörigen Sitzgelegenheiten und... einer maßlos gelangweilten Mîw.
Diese hatte sich eines der Sitzkissen geschnappt und ihre Arme um jenes geschlungen, während sie der Länge nach auf den Boden lag und dem Elfenjungen, mit dem silbergrauen Haar, dabei zusah, wie er seelenruhig Buch um Buch durchblätterte, als wäre dass das spannendste der Welt.
Langweilig.
Anders war es einfach nicht zu beschreiben.
Mîw hatte schon längst aufgehört die Seiten mitzuzählen, die Eludin da förmlich verschlang und auch ihr gelegentliches Seufzen oder Brummeln, brachte ihn nicht aus der Ruhe – schon lange nicht mehr.
Die junge Elfe löste ihren Klammergriff um das Kissen und rollte sich mit einem gedehnten Seufzen auf den Rücken, die Arme weit von sich gestreckt lassend, während sie zur marmornen Decke hinauf starrte. Als würde sie wollen, dass man ihr förmlich ihr Leid ansah.
»Nochmal... wenn es dich zu sehr langweilt Mîw, dann geh doch in den Eryn oder ärger die Lindil wieder.«
Ohne aufzusehen hatte Eludin die Stimme erhoben, recht ruhig und monoton, als hätte er schon lange gelernt, eine genervte Mîw einfach zu ignorieren. Als würde sie seine Geduld auf die Probe stellen, entwich der Elfe erneut ein gedehntes Seufzen – gar theatralisch, als würde sie ihm unbedingt ihre schwerwiegend langweilige Situation deutlich machen wollen. Da schlichen sich tatsächlich die Anzeichen eines Schmunzelns auf die Gesichtszüge Eludins, die er jedoch beharrlich versuchte zu unterdrücken - er konnte nicht schon wieder nachgeben. Mîw aber erkannte den Ausdruck auf seiner Mimik sofort und ... sah ihre Chance.
In einer geschickten Bewegung wurde das Kissen gezückt und dem Elf gegen den Kopf geworfen, der sogleich mit einem bedepperten Blinzeln auf der Mimik den Blick gen Verursacherin richtete und einen Moment brauchte um sich zu fangen. Zuerst mit einem breiten Grinsen, dann mit einem zuckersüßen Lächeln quittierte Mîw den darauf folgenden bitterbösen Blick Eludins, der schließlich nur resignierend mit den Kopf schüttelte.
Triumphierend sprang die Jungelfe sogleich auf ihre Füße, die Brust vor stolz geschwellt, als habe sie gerade ein Duell gewonnen, ehe sie sogleich mit dem Zeigefinger auf ihn deutete.
»Genug gelesen du Langweiler! Lass uns was machen!«
Er wollte sich gerade mit einem ergebenen Schmunzeln auf den Lippen erheben, ehe eine andere, härtere Stimme durch die Räumlichkeiten schnitt.
»Mîw! Du sollst andere nicht vom Lernen abhalten! Deine Naneth und ich wollen mit dir reden.«
Ihrem Vater im Rücken, verzog die junge Elfe die Mimik, als hätte man gerade einen Eimer kaltes Wasser über sie ausgekippt und in einer resignierenden Geste sackten ihre Schultern hinab, ebenso wie ihr ausgestreckter Arm, der noch auf Eludin deutete. Während Eludin ihr ein aufmunterndes Lächeln schenkte, richtete sie sich gen ihrem Vater und widmete diesem ein kurzes Nicken.
»Mae Adar, ich komme!«
Das versprach ein endlos zäher Nachmittag zu werden.

...


Zuletzt bearbeitet von Miw'Faervelin am 23 Aug 2016 00:13, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Miw'Faervelin





 Beitrag Verfasst am: 26 Aug 2016 16:07    Titel:
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»Vom Wolf und der Schwalbe«

Rund 80 Jahreszyklen in der Vergangenheit


Wie ein Meer aus tausenden Diamanten glitzerte die Wasseroberfläche des Sees im Sonnenlicht und schimmernde Reflexionen der Umgebung tanzten auf den seichten Wellen hin und her. Der Wind strich in einer erfrischenden Brise durch den Wald, brachte allerlei Düfte mit sich und zerrte an dem sandfarbenen Fell der Wölfin, welche die Nase witternd in die Luft hielt.
Die Ohren zucken aufgeregt zur Seite als sie die Fährte ihres Opfer ausfindig gemacht hatte und sogleich spannte sie ihre Muskeln an um mit langen Sätzen durch das Unterholz zu jagen, bis sie eine kleinere Lichtung erreichte. Sogleich pendelten die goldenen Augen der Wölfin sich auf die Gestalt ein, die dort mit einem Buch saß und scheinbar ob der heranrasenden Gefahr, den Blick erhoben hatte. Als Eludins Augenpaar die Sandfarbene erfassten, zuckten seine Augenbrauen empor und mit einer reflexartigen Bewegung hatte er sich erhoben, das Buch zuklappend.
»Mîw law… wage es... hörst du! Nicht schon wieder!«
Aber es war zu spät - mit einem Grollen tief aus ihrer Kehle, hatte sie sich schon wieder mit kräftigen Sprüngen in Bewegung gesetzt und Eludin in eine Situation gebracht, in der er ein wildes, haariges Etwas auf sich zurasen sah. Fluchend fand er gerade noch Zeit sein Buch zu verstauen, ehe er sich auf eine hoffnungslose Flucht in Richtung Dickicht aufmachte. Es war den Waldbewohnern mit Sicherheit ein recht amüsantes Bild, wie ein junger Hochelf von einem freudigen, sandfarbenen Wolf durch das Dickicht gescheucht wurde und hier und da mischte sich das ein oder andere Kichern in die Melodie des Waldes.
Irgendwann, die Wölfin hatte Eludin bisher zweimal knapp verfehlt, wurde es ihm offensichtlich zu bunt und es dauert kaum einen Wimpernschlag lang, da war von dem Elfen nichts mehr übrig außer eine aufgeregt zwitschernde Schwalbe.
Einige Male spannte die Sandfarbene ihre Hinterläufe an um hoch in die Luft zu springen, nur um die Schwalbe irgendwie zu erwischen, die ihre Kreise immer höher in der Luft zog. Irgendwann lösten die Kreise der Schwalbe sich auf und mit einem aufgeregten Zwitschern flatterte sie tiefer in das Dickicht – die Wölfin folgte sofort und hetzte ihrem Ziel hinterher.
Wie ein Pfeil schoss die Schwalbe durch das Dickicht, immer wieder ruckartig innehaltend, um sicher zu gehen, dass ihr Gegner sie auch nicht verlieren würde, bis sie eine kleine Lichtung erreichten und die Schwalbe im Geäst eines Baumes verschwand. Gar ein wenig strauchelnd und stolpernd kam die Sandfarbene auf der Lichtung zum Stehen und schwenkte ihren Blick sogleich suchend umher. Das Nackenfell sichtlich gesträubt, verärgert über die entflohene Beute, stieß sie ein gedehntes Knurren aus und bekam gar nicht mit, wie die kleine Schwalbe sich bereits im Sturzflug befand.
Die Krallen des Vogels gruben sich in das Fell des Hinterkopfs und zerrten kurz an diesem, ehe sie rasch wieder das Weite suchte um nicht zu lange in Reichweite der Reißzähne zu sein, die nun schon wieder bedrohlich schnappten.
Leise zwitschernd ließ der Vogel sich schließlich auf einem stämmigeren Ast nieder, der weder von einem Wolf, noch von einem Elfen ohne weiteres erreicht werden konnte und man könnte fast sagen, dass ein belustigter Blick im Ausdruck der Augen zu erkennen war, während sie die tobende Fähe auf der Lichtung betrachteten.
Irgendwann würde das Raubtier ruhiger, starrte die Schwalbe für einige Momente regungslos an, ehe sich der Körper nach und nach zu verformen schien und schließlich eine fluchende Mîw preisgab.
»Law! Das ist unfair! So gewinnst du doch jedes mal!«
Leicht verärgert und mit einer ordentlichen Portion an kindlichen Trotz, starrte die Elfe zur Schwalbe hinauf, die das Gefieder nun ein wenig aufplusterte und dessen Körper sich schließlich nach und nach in die Länge zog, bis sich ein verschmitzt grinsender Elf manifestierte. Die Füße hinabbaumeln lassend, betrachtete Eludin die fahlblonde Elfe am Boden noch einen Moment, ehe er ihr ein breites Grinsen widmete und gemächlich anfing sein Buch hervorzukramen und aufzuschlagen – ganz so, als habe er vor, dort oben auf dem Ast, in Sicherheit vor Mîw, weiterzulesen. Sich rücklings an den Stamm lehnend und die Beine auf den Ast ausstreckend, fing er dann schlicht an, eine leise und unbestimmte Melodie vor sich her zu summen, während er im Buch blätterte.
Mîw blinzelte einige Male während sie den Vorgang der Bequemlichkeit beobachtete, als könnte sie nicht so wirklich fassen, was sie da sah. Ein paar Mal öffnete sie den Mund, als würde sie ihm irgendetwas an den Kopf werfen wollen, dann klappte sie ihn aber auch jedes mal wieder zu und zog schließlich eine Schnute.
Mit einem Murren wandte sie sich schließlich wieder ab, die Gestalt der Wölfin annehmend ... dieses eine Mal hatte er gewonnen, aber nur dieses eine Mal.

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Miw'Faervelin





 Beitrag Verfasst am: 28 Aug 2016 05:39    Titel:
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»Vom Anspannen und Entspannen – die Kunst des Bogenschießens«

Rund 65 Jahreszyklen in der Vergangenheit


Angestrengt starrte sie auf die Zielscheibe, die kaum zwanzig Schritte von ihr entfernt auf einem Podest stand und atmete ein wenig tiefer durch. Sie spürte wie ein Zittern durch ihre Arme ging, als sie den Bogen eine gefühlte Ewigkeit lang gespannt hielt und wie sich langsam ein prickelndes Brennen in ihren Muskeln ausbreitete, als jene sich gegen die ungewohnte Arbeit wehrten.
»Den Rücken gerade halten Mîw. Denk an deine Anspannung, lediglich die, für das Ausführen verantwortlichen, Muskeln dürfen sich beim Schuss bewegen. Ich will in deinem Stand oder der Hüfte keine Bewegungen sehen und schau nicht so angestrengt drein, entspann dich.«
Der Elf fasste in einer geübten Bewegung nach Mîws Ellenbogen und drückte diesen ein klein wenig höher, ebenso ihr Kinn – sie wirkte noch immer mehr verbissen, als entspannt.
»Denk immer daran, dass dein Zugarm und der Pfeil eine gedachte Linie ergeben sollen und du kannst nicht ordentlich und sicher zielen, wenn du deine Zughand nicht unterhalb deines Kieferknochens verankerst. Als wären sie 'eins' Mîw.«
Wieder griff die Hand des Lehrmeisters ein und korrigierte die Position ihrer Zughand, ehe die blassgrauen Augen zur Zielscheibe wanderten.
»Denk nicht zu viel über das Zielen nach. Das Zielen sollte eine Nebensächlichkeit für dich sein, es muss wie von selbst kommen. Denke lieber an deine Haltung um die nötige Kraft aus deiner Anspannung zu holen.«
Mit einem resignierenden Seufzen ließ die Elfe den Bogen sinken, ihre Muskeln jubelten ihr förmlich zu, als die Anspannung endlich nachließ und der Pfeil wieder von der lockeren Sehne genommen wurde. Das Augenmerk wurde gar in einer vorwurfsvollen Art und Weise zum weißhaarigen Elfen gerichtet, der sie nun tadelnd betrachtete.
»Wie soll ich mich denn gleichzeitig entspannen und anspannen? Das funktioniert doch nicht und wie soll ich Zielen, wenn ich nicht darüber nachdenken soll?«
Die Worte allerdings brachten ein schmales Schmunzeln auf die Gesichtszüge des Lehrmeisters und er tippte ihr mit dem Zeigefinger gen die Stirn.
»Wenn du deine ganze Aufmerksamkeit dafür verschwendest zu zielen, wirst du deine Haltung vernachlässigen und nicht die nötige Kraft und Anspannung aufbringen können um einen korrekten und effizienten Schuss abzuliefern. Das Zielen daher muss aus deinem Unterbewusstsein kommen, als würde der Pfeil deinen Gedanken folgen. Und du sollst deine Anspannung zwar wahren, aber dabei nicht verkrampfen. Es bringt dir nichts wenn du jede einzelne Muskelfaser verkrampfst, bei dem Versuch die Haltung aufrecht zu erhalten. Eine kontrollierte Haltung mit einer unerschütterlichen Anspannung ist das Ziel, ohne dabei zu verkrampfen. Denke an deine Atmung, atme durch den Bauch, bringe nicht zu viel Bewegung in deine Abläufe und nun noch einmal von vorne.«
Ein Seufzen entwich Mîw erneut, während sie nachdenklich auf ihren Bogen, samt Pfeil starrte. Noch immer spürte sie das unangenehme Kribbeln in ihren Muskeln, aber sie wollte auch nicht aufgeben – sie würde einen perfekten Ablauf bewerkstelligen!

Die Augen schließend, atmete sie tief durch – beruhigen und entspannen, die Ruhe selbst sein. Schwerer als gedacht. Denken... nein, nicht zu viel nachdenken! Zielsicher richtete sie ihren Blick nun auf die runde Zielscheibe, welche ihr ferner wirkte, als sie eigentlich war.
„Nur die Zielscheibe und ich – sonst befindet sich nichts an diesem Ort.“
Ein letzteres tiefes Durchatmen folgte, während sie ihren Stand nochmal korrigierte, bis er sich richtig und sicher anfühlte. Gerader Rücken, gerade Schultern, Kopf nach vorne – Mund geschlossen. Bauchatmung. In einer langsamen Bewegung griff sie mit drei Fingern nach der Sehne und brachte diese unter eine leichte Spannung. Sitzposition korrigieren – entspannen, nicht verkrampfen. Den Pfeil bloß nicht runterpurzeln lassen!
„Du kannst das Mîw!“
Sie spürte den erhöhten Druck auf die Hand, welche den Korpus des Bogens umgriffen hatte und sich nun leicht öffnete – immer daran denken die Reflexe zu unterdrücken, den Bogen zu umklammern, das endet nicht gut. Mehr Spannung auf den Bogen bringen, den Bogenarm auf das Ziel ausrichten – diese verdammte Zielscheibe.
„Ziehen! Zieh die Sehne, aber beweg dabei keinen unnötigen Muskel! Der Rest muss unbeweglich bleiben. Einatmen!“
Ihren Zugarm nun auf eine gerade Linie mit den gespannten Pfeil bringend, brachte sie den Bogen in die Ausgangsposition für den Abschuss – zielend. Sie spürte die Hand, welche die Sehne beherbergte, dicht an ihrem Kieferknochen und schloss nochmal für einen kleinen Moment die Augen.
„Ruhig bleiben, nun denk nicht über das Zielen nach! Ignoriere die quengelnden Muskeln, du hast es gleich geschafft!“
Spannung aufbauen - Rückenspannung, die Kraft aus der Rückenmuskulatur holen. Die Schulter des Zugarms muss minimal bewegt werden – ohne die Sehne zu bewegen! Einfach die schmerzenden Arme ignorieren.
„Kraft, noch mehr Kraft … lasse die Sehne gehen.“
Trotz der schmerzenden Muskeln schaffte sie es die Finger in einer ruhigen Bewegung von der Sehne zu nehmen, so das jene nach vorne schnellen konnte – samt Pfeil.

Der Bogen ruckte in der Bewegung nach vorne und wurde durch die Sehne bei der Schützin gehalten, die aber nur Augen für den Pfeil hatte der knapp den Rand der Zielscheibe noch getroffen hatte – erleichtert atmete sie durch und ließ die gesamte Anspannung in ihrem Körper fallen.
»Maer, damit können wir die nächste Zeit arbeiten, aber du denkst noch immer zu viel nach.«
Die Worte dämpften die aufkeimende Begeisterung in Mîw, die die Worte des Lehrmeisters mit einem Brummen quittierte. Bogenschießen war definitiv keine ihrer Lieblingsbeschäftigungen, sie fühlte sich mit dem Schwert viel sicherer und geübter, als mit diesem gebogenen Stück Holz, welches sie jedes mal auszulachen schien.
»Ich werde mein Bestes geben, Thorovan.«
Ein wohlwollendes Nicken folgte, während der Elf die einzelnen Pfeile aus der Zielscheibe rupfte, die Ergebnisse von weniger perfekteren Abläufen. Manchmal glaubte Mîw, dass es Thorovan mehr um den richtigen Ablauf gehen würde, als um das eigentliche Treffen des Ziels.
»Wir sehen uns im nächsten Wochenlauf wieder, Mîw.«
»Hannon le Thorovan für die hilfreichen Übungsstunden. No vae.«

Sie neigte in einer höflichen Geste ihr Haupt gen ihren Lehrmeister, der die Geste mit einem milden Lächeln erwiderte, ehe sie sich auf den Weg in den Nebelwald machte. Sie war sich ziemlich sicher, das der Weg, der für sie vorgesehen war, nicht auf den Künsten des Bogenschießens aufbaute – dazu fühlte es sich nicht gut genug an. Brummelnd schüttelte sie ihre Arme, die sich wie Wackelpudding anfühlten, während sie sich umständlich die Stiefel von den Füßen wackelte. Barfuß trat sie schließlich ihren Weg durch den Nebelwald an – auf der Suche nach Dingen, die mehr Spaß machten als das Zielen auf einer öden Scheibe aus Stroh.

...


Zuletzt bearbeitet von Miw'Faervelin am 28 Aug 2016 14:30, insgesamt einmal bearbeitet
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Miw'Faervelin





 Beitrag Verfasst am: 30 Aug 2016 23:58    Titel:
Antworten mit Zitat

»Vom Abschied nehmen«

Rund 45 Jahreszyklen in der Vergangenheit


Es war eigentlich nicht Mîws Art ihre Eltern zu belauschen. Natürlich war sie ein kleiner Sturkopf und auch sie hatte Phasen gehabt, wo sie am Rebellieren war – aber hier nun, in den frühen Abendstunden, an der Treppe des Hauses zu stehen und die Worte ihrer Eltern zu vernehmen, war eigentlich keine Absicht von ihr gewesen. Sie wäre auch einfach weitergegangen, oder hätte nicht hingehört, wenn ihr Name nicht gefallen wäre und dann war da dieses zähe und unerbittliche Neugierde, die sie wie angewurzelt stehen blieben ließ.
»... anders wird es Mîw aber nicht lernen, ich denke es ist das Beste wenn wir sie mitnehmen. Es ist eine optimale Gelegenheit.«
»Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, sie auf diese Reise mitzunehmen, sie kennt hier in Ered Luin alle, sie liebt den Nuya'tan und seine Bewohner. In Nórui'taen wird alles anders sein.«
»Aber vielleicht ist es ja genau das, was sie braucht um erwachsen zu werden? Neue Erfahrungen, neue Gesichter... vielleicht ein nicht so sorgenfreies Leben.«

Sie vernahm ein kleines Seufzen, welches sie ihrer Mutter zuordnen konnte und verkniff sich jegliche Geräusche – sie hielt gar die Luft an, so angespannt war sie in diesem Moment.
»Maer, ich hoffe du wirst Recht behalten, meleth e-guilen.«
»Im Herzen, meleth lin. Wir werden es ihr in den Morgenstunden sagen, dann wird sie bis zur Abreise am Abend noch genügend Zeit finden sich zu verabschieden...«

Die folgenden Worte vernahm sie gar nicht mehr, sie hatte sich auf die letzten Worte ihres Vaters festgefahren und dachte nur noch darüber nach, wie sie sein Vorhaben umgehen konnte. Erst als sie das Scharren von Stuhlbeinen vernahm, welche zurückgezogen wurden, löste sie ihre Starre und wandte sich wieder dem Ausgang zu – mit schnellen und doch lautlosen Schritten hatte sie das Haus verlassen. Nach etwas mehr als 60 Jahreszyklen wusste sie, wo sie Eludin um diese Zeit finden würde und in diesen Moment, wusste sie nicht, zu wem sie sonst sollte.

»Eludin!«
Sie fand ihn genau dort, wo sie es erwartet hatte, irgendwo zwischen den Büchern in der Bibliothek. Der silbergraue Schopf trug im flackernden Kerzenlicht einen eigenartigen rötlichen Schimmer und die Augen wirkten fast ein wenig genervt, als Mîw die Treppe hinaufstürmte um ihn erneut zu stören.
»Mîw, ich hab dir doch eben erst...«
Seine Worte stockten mitten im Satz als er die etwas zerwühlte Elfe betrachtete. Ihre Mimik, sonst immer von Freude und Schelm geprägt, wirkte gar verbittert – natürlich registrierte man nach einer solch langen Zeit, dass etwas nicht stimmte. Er klappte das Buch zu und zog, in einer skeptischen Geste, eine Augenbraue hinauf.
»Was ist los?«
Mit einem Seufzen ließ Mîw sich neben ihm, auf einen der Stühle, nieder und betrachtete für einen Moment die gesammelten Werke, die vor ihnen auf den Tisch zerstreut lagen. Das würde sie wahrscheinlich nie nachvollziehen können. Für einen Moment, der wahrscheinlich unendlich träge wirkte, zog sie eines der Bücher näher und blätterte in diesem herum – sinnlos. Eigentlich sah sie die Seiten gar nicht, erst die Stimme neben ihr riss sie wieder aus ihren Gedankengängen.
»Mîw, alles in Ordnung?«
»Law... mein Adar und meine Naneth wollen, das ich mit ihnen... in den morgigen Abendstunden Ered Luin verlassen, anscheinend... für eine längere Zeit.«

Während sie eher zögernd diese Worte über ihre Lippen brachte und das goldblaue Augenpaar langsam zur Seite schwenkte, um Eludin zu betrachten, zog jener nun beide Augenbrauen, in einer überraschten Geste, nach Oben. Irgendwann, nach einem Moment des Schweigens, als müssten die Worte erst mal ihr Ziel erreichen, zog er die Stirn kraus und schob die Augenbrauen zusammen.
»Warum?«
Mîw erkannte die Tonlage in der er nun sprach, sie zeugte davon, dass er weniger zufrieden mit dieser Offenbarung war, aber seiner Mimik konnte sie entnehmen, dass er es auch für etwas Unausweichliches hielt. Er akzeptierte solche Dinge wesentlich schneller als sie, aber wahrscheinlich war das auch gerade genau das Richtige, was sie brauchte. Akzeptanz.
»Offenbar ist Adar nicht mit meinem Verhalten einverstanden, du kennst... die alte Leier ja... vom Erwachsenwerden, er scheint es für einen guten Schritt zu halten.«
Etwas zähneknirschend hatte sie die Worte zum Elfen an ihrer Seite gerichtet, während sie noch immer, eher wahllos, in dem Buch herumblätterte und dieses nun wieder betrachtete – irgendeine Kräuterkunde, soviel hatte sie mitbekommen. Die Hand des Silberschopfes griff sanft in ihre Blätterwut ein und zog das Buch weit von Mîw weg, wo es zugeklappt ruhen blieb. Die Augen der Elfe folgten dem Kräuterkundewerk noch einen Moment, ehe sie wieder seitlich auf Eludin fielen, die Lippen leicht schürzend. Es änderte sich auch nicht, als jener ein Lächeln auf seine Mimik brachte, welches sonst so ansteckend wirkte – wenn er denn mal lächelte.
»Alles hat seinen Grund und somit wird das auch ein Teil des Weges sein, der für dich vorbestimmt ist.«
Auch wenn sie das gleiche Alter hatten, fühlte sie sich gerade in solchen Momenten um Jahrzehnte jünger... oder Eludin wirkte einfach um Jahrzehnte älter, als er eigentlich war. Lediglich ein resignierendes Seufzen drang über ihre Lippen und sie widmete den Büchern wieder einen sehnsüchtigen Blick, wohl um einfach etwas zu haben, womit sie in diesem Moment ihre Hände beschäftigen konnte. Auch wenn sie seinen Worten einen gewissen Wahrheitsgehalt zusprechen musste, war da noch diese eine drängende Frage, die sich sehr langsam ihre Kehle hinaufschob, eine Frage, die sie eigentlich auf verschiedenste Art und Weisen formulieren könnte – aber sie entschied sich für die simpelste.
»Und was ist... wenn ich gar nicht mehr zurückkomme?«
Sie verstand zuerst nicht, warum er hier wieder die Mundwinkel hinaufzog und ihr ein mildes Lächeln entgegenbrachte.
»Ach Mîw, irgendwann, wirst du wiederkommen. Vielleicht mögen Monde vergehen, vielleicht Jahrzehnte oder Jahrhunderte – aber Ered Luin und der Eryn werden dir schon nicht davonrennen. Sehe es einfach als eine wunderbare Gelegenheit neues zu entdecken.«
Eigentlich war da wieder der Drang, ihm einfach zu widersprechen, aber sie wollte weder eine Diskussion noch etwas Schlimmeres mit ihrer Uneinsichtigkeit beginnen – so nickte sie einfach, wenn auch mit einem kleinen Seufzen.
»Mae... irgendwann werde ich wiederkommen! Ganz sicher.«
Das Grinsen, welches sich auf Eludins Gesicht bildete, schwappte auch auf ihre Mimik über und den Rest der Nacht verbrachten sie damit, über alte Erinnerungen zu sprechen oder über zukünftige zu sinnieren. Am darauffolgenden Abend war dann letztendlich der Zeitpunkt gekommen, an dem Mîw Ered Luin für eine lange Zeit nicht mehr sehen würde.

...
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Miw'Faervelin





 Beitrag Verfasst am: 05 Sep 2016 04:47    Titel:
Antworten mit Zitat

»Von Nórui'taen und dem ersten Blut«

Rund 40 Jahreszyklen in der Vergangenheit


Nórui'taen war nicht unbedingt das, was Mîw sich vorgestellt hatte. Sie hatte eine strahlend weiße Stadt umgeben von vielen verschiedenen Grüntönen erwartet, aber das, was sich ihren Augen in den ersten Augenblicken offenbarte, wirkte mehr matt und steinig. Diese Enklave der Eledhrim befand sich auf dem Plateau eines Berges, dessen Namen laut ihres Volkes Orod Mall war – der goldene Berg. Die Steinstruktur hatte einen eigenartigen sandigen, gar goldenen Farbton, was dazu führte das auch die Stadt an sich mehr golden als, wie gewohnt, weiß wirkte. Das wenige Grün, welches sich nur schwerlich zwischen den steinernen Gebäuden und dem Geröll behaupten konnte, ließ einen fast den Eindruck der Trostlosigkeit vermitteln.
Mîw fragte sich sowieso, ob diese Ansammlung von Häusern als eine Stadt bezeichnet werden konnte – beim ersten Passieren von Nórui'taen zählte sie weniger als ein dutzend Gebäude und viele davon wirkten mehr wie Gemeinschaftsbauten. Die Verteidigungsanlagen waren jedoch stark ausgeprägt und selbst sie, als junge und unerfahrene Elfe, merkte die Anspannung die hier herrschte. Es war offensichtlich das hier nicht nur Frieden herrschte.
Ihre Mutter wurde, als Nestor ihres Volkes, direkt nach ihrer Ankunft zu einem Gebäude gebeten und Mîw glaubte Getuschel über Verletzte zu hören – es dauerte auch nur wenige Momente, da sollte sie ihrer Mutter zur Seite stehen. Sie war doch keine Heilerin! Während ihr Vater mit einigen gut Gerüsteten ihres Volkes in einem der größeren Gebäuden verschwand, wo Mîw sich eigentlich wünschte mitzudürfen, wandte sie sich jedoch dem Lazarett und ihrer Mutter zu.

In den darauffolgenden Monden half sie ihrer Mutter, so gut sie es konnte und doch war es eine Arbeit, die sie mehr mit Unbehagen erfüllte. Nicht weil sie ihren Geschwistern nicht helfen wollte, sondern vielmehr, weil sie das Gefühl hatte, an einer anderen Stelle mehr von Nutzen zu sein. Tatsächlich gab es auch wenig, worüber sie in dieser Zeit lachen konnte – den Meisten schien es hier schlicht an Humor zu fehlen und nicht nur einmal wünschte sie sich jemanden aus Ered Luin herbei. Nicht nur einmal wünschte sie sich den Bücherwurm Eludin herbei, mit dem sie über all das reden konnte. Nach und nach verstand sie, warum sie hier her mitgenommen wurde und sie litt in den ersten Monden gar darunter, es war fast so als würde dieses träge Trübe auf ihr eigentlich frohes Gemüt überschwappen. Der Tag, an dem ihr Vater sie zu den Übungsstunden bat, war wie eine Erlösung. Neben den regelmäßigen Schwertkampfübungen, die eine perfekte Ablenkung boten, gehörten mit der Zeit auch kleinere Kontrollgänge um den Orod Mall dazu. Die Bedrohung, vor der man sich zu schützen versuchte, hatte ihren Ursprung wohl tief im Wald und wie Mîw später erfuhr, war der Grund für diesen ganzen Kampf eine Art Artefakt welches im Orod Mall ruhte und welches geborgen werden sollte. Die genauen Umstände wurden ihr zwar grob erklärt, aber sie verstand es ohnehin nicht richtig und so konzentrierte sie sich darauf Nórui'taen und seine Bewohner zu schützen.

Es muss rund vier oder fünf Jahreszyklen nach ihrer Ankunft in Nórui'taen gewesen sein, als sich die Nacht ereignete, an die sie sich immer erinnern würde – eine Nacht dessen Einzelheiten sich ungnädig in ihre Erinnerungen fraßen und die sie bis heute wohl mit keinem teilte.
Die Baumgipfel kämpften bereits mit der untergehenden Sonne um die Vorherrschaft, dessen rötlicher Schein manche Winkel im Wald, wie unter Feuer stehend aussehen ließ. Die Gruppe, der Mîw zugeteilt wurde, bestand gerade mal aus einer handvoll Elfen, worunter ihr Vater als Maemagor zählte, sowie zwei Toerendír, die ihre Bögen stets unter einer leichten Anspannung hielten und ein Ithron, der seinen Stab so fest hielt, das Mîw zwischendrin glaubte das Knarren des Holzes zu hören. Die Rundgänge in frühen Abendstunden gehörten immer zu den riskanteren, da die Dämmerung dem Unbekannten viel Schutz bot – bisher war aber nie etwas passiert.
Das sich dies ändern würde, hätte Mîw wohl am wenigsten erwartet – vielleicht war das auch der Grund, der sie in den ersten Sekunden versteinern ließ, als wie aus dem Nichts ein Pfeil durch das Dickicht surrte und die Brust ihres Liedwebers durchbohrte. Die ersten Befehle die ihr Vater der Gruppe zurief, die Toerendír die sich mit einer unglaublichen Geschicklichkeit auf die Bäume schwangen und das bedrohliche Brüllen der Angreifer, die noch mit der Dunkelheit des Waldes verschmolzen waren – das alles verschwamm in den ersten Augenblick unter einem lähmenden Summen und erst, als ein weiterer Pfeil knapp ihren Kopf verfehlte und mit einem dumpfen Geräusch hinter ihr im Baum stecken blieb, erwachte sie aus der Starre. Das nächste heranrasende Geschoss konnte sie mit ihrem Schild blocken und die Wucht des Aufpralls zeugte von einem Angreifer, der über weit mehr Kraft verfügte, als sie es gewohnt war. Die Wesen, die sich schließlich aus der Dunkelheit schälten und aus dem Unterholz brachen, hatte Mîw so noch nie gesehen, sie wirkten wie eine Mischung aus einem Troll und einem Ork, aber irgendwie doch ganz anders. Sie überragten der Elfengruppe an Körpergröße, Kraft und ebenso in ihrer Anzahl – aber sie waren langsam und in den ersten Momenten wirkte es so, als würde es sich nicht um eine gefährliche Anzahl an Gegnern handeln. Aus den Augenwinkeln sah Mîw ihren Vater, wie er sich im Kampf mit diesen Kreaturen befand, sie sah die Schüsse der Waldwanderer aus den Bäumen regnen und auch der Ithron konnte noch mehrmals in das Lied eingreifen, ehe der Pfeil in seiner Brust seinen Tribut forderte.
Auch wenn sie mittlerweile aus der ersten Schockstarre erwacht war, so fühlte sich noch jede Körperbewegung ihrerseits unglaublich zäh und fordernd an – als würden Verstand und Körper nicht im Einklang arbeiten. Jeder Schwerthieb, jede Parade und jeder Schildblock fühlten sich beschwerlich und kraftlos an, aber sie wusste das sie in diesem Moment einfach funktionieren musste – das hier war ihr erster Kampf, das erste Blut welches sie vergießen würde und sie erinnerte sich an die Worte Thorovans.
»Denk nicht zu viel nach.«
Man hätte es wahrscheinlich mit einem Schalter vergleichen können, der in dem Moment umgelegt wurde, als sie alle unnötigen Gedanken beiseite schob und sich nur daraus konzentrierte den nächsten Schritt auszuführen. Ein nachlässig ausgeführter Hieb, den sie eigentlich parieren wollte, riss ihr das Schwert aus der Hand – unter normalen Umständen wäre das niemals passiert, doch das Blut, welches die Klinge und den Griff mittlerweile benetzte, hatten ihr den sicheren Sitz erschwert. Ihr dümmlich grinsender Gegner riss erneut seine Waffe empor, sie reagierte mit einem Hochreißen des Schildes – ein Fehler, das wusste sie, denn wenn die Keule mit aller Wucht des stärkeren Gegners auf ihr Schild donnern würde, würde ihr Körper nicht die Kraft aufbringen können dem zu widerstehen, aber es war ein Reflex, geschuldet durch einstudierte Bewegungen in den Übungsstunden.
Einer der Toerendír rettete sie indem er den Kopf des Wesens mit einem seiner Pfeile durchbohrte – der gewaltige Leib rumste vor Mîw in den matschigen Untergrund, doch sie konnte sich nicht erkenntlich zeigen. Zu einem ließ es die aktuelle Situation gar nicht zu, denn sobald eines der Wesen Bekanntschaft mit dem ewigen Schlaf machte, schien ein neues aus dem Unterholz zu brechen und zum anderen war es ein feindlicher Pfeil, der den Taurandír vom Baum holte.
Zeit schien keinerlei Bedeutung mehr zu haben, sie verschwamm im Lärm und ging in der Konzentration des Kampfes unter – aber es war schlicht kein Ende im Sicht. Das nächste, was sich klar herauskristallisierte und sich tief in ihren Erinnerungen verankerte, war ihr Vater, der der Übermacht des Gegners unterlag und seinem letzten Atemzug auf dieser Welt vollbrachte. Sie registrierte es war, konnte aber nicht entsprechend reagieren – sie war nun allein am Boden und da waren nur noch zwei Wörter des verbliebenen Taurandír aus den Bäumen, die sie aus der Gefahr rissen.
»DREGO! LAUF!«
Ihre Beine reagierten schneller, als sie sich ernsthaft darüber Gedanken machen konnte und sobald sie sich sicher war, in der Dunkelheit des Waldes ein wenig Tarnung erhalten zu haben, gab sie ihrer wölfischen Seite den Vorzug. Mit hämmernden Herzen raste sie durch den Wald, verlangte von ihren schmerzenden Muskeln jede Bewegung noch schneller und noch kraftvoller auszuführen, ehe sie durch das Dickicht der Baumkronen hinauf zur Spitze des Orod Mall schauen konnte. Die Pfoten gruben sich tief in den matschigen Untergrund als sie ruckartig in ihrer Bewegung innehielt und beinahe wäre sie dabei ins Stolpern gekommen – die Augen jedoch hatten sich auf Nórui'taen verfangen, welches heller leuchtete, als es der Fall sein sollte. Der Nachthimmel über der Enklave war erhellt vom Feuer und selbst vom Wald aus, konnte Mîw die bedrohlichen Rauchschwaden erkennen – sie stieß in der Gestalt des Wolfes ein langezogenes Heulen aus und hoffte darauf, eine Antwort zu erhalten.

...


Zuletzt bearbeitet von Miw'Faervelin am 05 Sep 2016 04:49, insgesamt einmal bearbeitet
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Miw'Faervelin





 Beitrag Verfasst am: 14 Sep 2016 07:34    Titel:
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» Vom Zweifeln und einem Entschluss «

Rund 35-30 Jahreszyklen in der Vergangenheit


Von der Klippe aus konnte sie das gesamte Tal überblicken, doch selbst der idyllische Anblick des endlos wirkenden Grüns oder der Wind, der an ihr zerrte, könnte ihr aufgewühltes Gemüt nicht trüben. Für wenige Momente erfasste sie der Wunsch, der Wind würde ihre Erinnerungen und die damit verbundene Schuld, mit sich reißen – doch es dauerte nur ein Wimpernschlag und sie besann sich wieder.
Sie hatte die vollen Monde irgendwann nicht mehr gezählt, die sie hatte aufgehen sehen oder die Zeiten, in der das Grün sein Laub verlor. Ihr Gefühl vermittelte ihr den Eindruck das alles erst vor wenigen Umläufen passiert war, doch ihr Verstand sagte ihr anhand von relevanten Fakten, das es mehr als drei Jahresläufe her sein musste – Fakten die sie nicht ignorieren konnte.
Drei Jahresläufe waren vergangen seitdem der goldschuppige Drache ihre Eltern mit sich genommen hatte, auf das sie ihre letzte Ruhe auf der Insel finden würden – Anrufbar als Ahnen für ihr Volk. Das was sie erblickte, nachdem sie den Wald und den Berghang hinter sich gebracht hatte, waren die brennenden Überreste Nórui'taens gewesen – bis heute konnte sie sich nicht erklären, wie es dazu gekommen war. Es stürzte über sie hinein, in einer solch rapiden Geschwindigkeit, dass sie die Details kaum wahrnehmen konnte und sie gab sich … zum Teil die Schuld. Sie brauchte ganze drei Jahresläufe, in denen die Schuld an ihr nagte und sie daran hinderte zurück nach Ered Luin zu kehren, bis sie zu diesem Punkt gelangte, an dem sie nun war.

Hinab auf das Tal blickend, den Wind auf ihrer Haut genießend, begrub sie ein Teil der Schuldgefühle tief in ihrem Bewusstsein und ließ sie von der Natur hinwegtrösten. Wie eine Melodie die immer leiser wurde, bis sie kaum noch mehr als ein Flüstern im Nichts war und sich der Entschluss in ihr formte, erst zurück nach Ered Luin zu kehren, wenn sie im Reinen mit sich selber war.
Sie wandte sich von der Klippe ab und ließ nichts weiter zurück als das Verklingen eines Wunsches und Fußspuren die sich zu Pfotenabdrücken verwandelten. Sie hatte keinen konkreten Plan, was sie in den nächsten Jahresläufen unternehmen würde – sie wollte nach einem Sinn, einem Grund suchen, weswegen sie in jener Nacht verschont wurde, warum gerade ihr, als schwächstes Glied in der Kette, ein Weiterleben erlaubt wurde. Gab es gar einen größeren Plan, von dem sie noch nichts wusste? Etwas was sie nicht mal ahnte? Würde Eludin es ihr Übel nehmen, das sie diese Gelegenheit Heim zu kehren, nicht nutze oder würde er es gar verstehen? Was war in den vergangenen Jahren aus dem Silberschopf, dem Bücherwurm geworden? Hatte er überhaupt an sie gedacht?
Zweifel.
Immer weiter und weiter formten sich ihre Sprünge, während sie durch das Dickicht raste, als würde sie davon wegrennen wollen, auch wenn sie wusste, dass es nichts brachte und sie wusste, dass sie irgendwo anfangen musste zu suchen – doch wo? Im Endeffekt konnte sie nicht direkt 'danach' suchen, es wurde ihr klar als sie den sichelförmigen Mond zwischen den Baumgipfeln empor klettern sah und die Geräusche der Nacht langsam überhand nahmen.
„Suche nach deinem Selbst. Finde dich selbst.“
Thorovan hatte ihr mal diese Worte gesagt und bis heute wusste sie nicht so richtig, wie sie das anstellen sollte.

Ruppig kam sie zum Stehen und geriet fast ins Stolpern als sie eine Wurzel übersah – doch der Anblick eines kleinen, von Licht erhellten, Dorfes war in ihr Sichtfeld getreten. Prüfend reckte sie ihre schwarze Schnauze in den Wind und versuchte etwas bekanntes zu wittern, doch alles was sie wahrnahm, war etwas... was sie lange nicht so intensiv gerochen hatte. Menschen – es war noch früh in der Nacht und so konnte sie von ihrer Position aus gut erkennen, wie das Dorfleben langsam ausklang und das Nachtleben seinen Einzug fang. Als würde ihr Magen sie ermutigen wollen, gab er ein Grollen von sich und Miw ließ sich einfach von ihrem Gefühl leiten. Die Gestalt der Elfe annehmend trat sie aus dem Wald – auf das Dorf zu. Vielleicht musste sie erst mehr über andere lernen, bevor sie sich selber finden konnte. Sie fasste sich ans Herz, ballte all ihren Mut zusammen und reckte ihr Kinn empor, sie hatte keinen Grund sich zu fürchten. Sie war eine Elleth, ein Kind der Eledhrim – sie war Mîw'Faervelin, Tochter von Nestor Belegyril und Maemagor Haerelon.

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Miw'Faervelin





 Beitrag Verfasst am: 25 Sep 2016 18:51    Titel:
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» Von neuen Blickwinkeln «

Rund 20 Jahreszyklen in der Vergangenheit


Die Menschen hatte eine eigenartige Art zu leben, das musste Mîw schon früh kennen lernen und doch blieb sie einige Jahre in dem Dorf, welches Tahlwende genannt wurde – warum?
Die Einwohner, dieses winzigen Dorfes, welches gerade mal aus einer handvoll Höfen und einem dutzend Wohnhäusern bestand, traten ihr offen entgegen. Natürlich spürte sie da ein gewisses Misstrauen unter den Dorfbewohnern, doch es war anders, als die Male, wo sie in einer großen Stadt der Menschen gewesen war. Die größte Barrikade bildete schlicht die Verständigung, während sie sich in der ersten Zeit irgendwie mühevoll mit Bildern und Gesten verständigte, trat irgendwann ein junges Mädchen an sie heran, welches ihr anbot, ihr die Handelssprache näher zu bringen. Natürlich hatte sie einen gewissen Grundstock der Handelssprache gelernt, oder besser gesagt... lernen sollen – aber sie war nie jemand gewesen der lange über ein Buch sitzen konnte.

»Miff!«

Ein kleines Zucken ging durch die spitzen Ohren der Elfe, als sie ihren Namen in solch entstellter Form vernahm – an die grobe Klanglage der menschlichen Stimme, würde sie sich wohl nie richtig gewöhnen können. Das Mädchen von gerade mal 15 Jahreswenden näherte sich ihr auf hüpfende Art und Weise, was ihre braunen Locken zum Springen brachte und wie immer glänzte es in ihren haselnussbraunen Augen verdächtig.
Diese kindliche Überschwänglichkeit und Sorglosigkeit brachten letztendlich doch ein sanftes Schmunzeln auf die blassgoldenen Gesichtszüge der Elfe, während sie sich in einer fließenden Bewegung zum Mädchen umdrehte und in die Hocke ging.

»Vinuial vaer Ella, chen gellon nin ceni. Man ceril?«

Die Worte von Mîw brachten das Mädchen ruckartig zum Stehen und die Lippen wurden in einer vorwurfsvollen Geste geschürzt. Die Ärmchen verschränkten sich vor der schmalen Brust und die Augenbrauen wurden nach und nach zusammengezogen, während sie die Elfe beleidigt anstarrte. Die Geste entlockte Mîw nun doch ein sanftes Auflachen und sie legte den Kopf ein klein wenig zur Seite, erneut zuckten ihre Ohrenspitzen sacht, während sie die einzelnen Worte auf der Handelssprache in ihrem Kopf zusammensuchte.

»Guten Morgen Ella, es ist schön dich zu sehen. Was machst du?«

Auch wenn die Stirn des braunhaarigen Lockenkopfs sich nun zuerst glättete, zogen die Augenbrauen sich danach ein wenig empor und sie wirkte noch immer ein wenig eingeschnappt – oder war es bekümmert?

»Das ist unfair Miff. Egal was du sagst, es klingt alles so schön! Ich möchte auch deine Sprache lernen!«

Die Elfe neigte den Kopf dezent auf die andere Seite und widmete Ella hier nur ein sanftes Lächeln, ehe sie sich wieder aufrichtete und das goldgesprenkelte Augenmerk über den Dorfplatz schweifen ließ.

»Wo ist deine Naneth und dein Ardar?«

»Lenk nicht ab Miff!«

Nun war Mîw es, die die Lippen schürzte und den Blick auf das Mädchen hinab richtete, die gute drei Köpfe kleiner war. Der Kopf wurde hin und her gewogen, ehe sie mit den Augen rollte und sich wieder in die Hocke begab um Ella zu betrachten – jene betrachtete die Elfe im ersten Moment, dann schlich sich so etwas wie Hoffnung in das Haselnussbraun ihrer Augen.

»Law. Es ist dir schlicht nicht möglich meine Sprache, so wie sie klingen sollte, zu sprechen. Du bist eine Adaneth, keine Elleth.«

Da wurde der Hoffnungsschimmer direkt im Keim erstickt und erneut zog sich ein Schmollmund über das Antlitz von Ella, was Mîw aber nur zum Schmunzeln brachte. Sie hob ihre Hand, mit den feingliedrigen, blassgoldenen Fingern an und patschte diese einmal auf den braunen Lockenkopf.

»Aber mach dir nichts draus, Draugiel. Ich bin dir sehr dankbar, dass du mir die Handelssprache in den letzten Jahren näher gebracht hast.«

Ein kleines Seufzen entwich den Lippen des Mädchens, dann zeichnete sich aber nach und nach ein kleines, munteres Lächeln auf ihrem Gesicht ab und ein festes Nicken folgte ob der Worte. Mîw wusste wie sehr es Ella gefiel wenn sie jene „Draugiel“ nannte, es war in der Sprache von ihrem Volk wohl eine grobe Bezeichnung für eine Tochter des Wolfes und da sie Mîw sehr an ihr eigenes, kindliches „Ich“ erinnerte, hielt sie diesen Namen für passend.
Sie hatte Glück das Ella so fasziniert und begeistert von der elfischen Kultur war, dass Mîws anfängliche Schwierigkeiten beim Lernen sie nicht weiter demotivierten und während das Menschenmädchen der Elfe die Handelssprache näher brachte, hatte Mîw die Erlaubnis der Eltern bekommen, Ella ein paar Schrittfolgen und Schwertgriffe beizubringen, sowie die Grundlagen des Bogenschießens. Tahlwende war so weit abgeschieden von den restlichen Handelsrouten und Dörfern, das die Bewohner sich fast vollständig allein um die Versorgung des Dorfes kümmerten und vielleicht war auch gerade das ein Grund, weswegen sie Mîw nicht mit vollkommener Abneigung gegenübertraten. So wie sie von Ella unterrichtet wurde und sie dafür Ella etwas beibrachte, so hielt sie es auch mit einigen anderen Dingen. Sie hatte eines der Tavernenzimmer bekommen, dafür dass sie mit den Männern auf die Jagd ging, sie lernte etwas über die Kultur der Menschen, während sie jenen – in ihren Augen – simple Sachen beibrachte, wie diverse Verbandstechniken oder welche Kräuter gegessen werden konnten, oder welche nicht. Dinge die im Nuya'tan und Ered Luin selbstverständlich von jedem gelernt wurden, schienen vielen Menschen fremd zu sein und tatsächlich vergaß sie für ein paar Monde die Sorgen, die sie plagten. Sie wurde wieder ruhiger, hörte auf sich bei jedem kleinsten Geräusch alarmierend in der Umgebung umzusehen und kam nach und nach wieder ins Reine mit sich selber.

»Miff? Willst du eigentlich nicht mal zurück nach Hause?«

Die Frage traf die Elfe unvorbereitet und mit einem verwirrten Blinzeln lenkte sie ihr himmelblaues Augenmerk zurück gen Ella, welche den Bogen gesenkt hatte und sie fragend musterte. Eine kleine Furche schlich sich nach und nach auf die Stirn, während Mîw den Kopf langsam zur Seite neigte und in diesem Moment schlicht nicht wusste, wie sie zu antworten hatte. Das Menschenmädchen pflückte den Pfeile von der Sehne und wedelte damit vor der goldenen Nase der Elfe hin und her, als würde sie deren Aufmerksamkeit damit erregen wollen.

»Hallooo! Miff! Denkst du nicht, dass du vermisst wirst?«

»Tegich nin netrass Ella... Renich i beth i pennen? Íron sîdh...«

Ella räusperte sich verhalten und versuchte die Elfe da frech mit dem Federende des Pfeile am Arm zu erwischen.

»Handelssprache, du singst schon wieder!«

Erneut wurde Mîw ob der Worte aus ihren Gedanken gerissen und ein schiefes Grinsen schlich sich nach und nach auf das Antlitz der jungen Kriegerin.

»Mae, es tut mir Leid... ich vergesse es noch viel zu oft, wenn ich in Gedanken bin.«

»Was wolltest du mir sagen?«

Ein abschließendes Kopfschütteln folgte, während sie dem Menschenmädchen nur ein sanftmütiges Lächeln widmete. Der Pfeil wurde ihr in einer geschickten und fließenden Bewegung entwendet und schließlich richtig herum wieder in die Hand gedrückt – während sie auf die Zielscheibe deutete.

»Es ist gut Ella, ich werde Heimkehren, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.«

Ella ignorierte die stumme Aufforderung zum Schießen und starrte die Elfe lediglich hartnäckig an – was Mîw gar ein resignierendes Seufzen entweichen ließ.

»Ich werde bald aufbrechen, doch will ich meine Reise noch für ein paar Jahre weiterführen, bis ich Heimkehre, mae? Und nun kommt, der Abend holt uns bald ein.«

Ein kleines Grummeln begleitete die Worte und weniger motiviert wandte Ella sich schließlich wieder den Übungen zu, während Mîw in ihren Gedanken schon längst wieder im Nuya'tan und Ered Luin verweilte.
Wie es wohl allen gehen würde?
Da war eine unbestimmte Sehnsucht heimzukehren, aber auf der anderen Seite, wusste sie tief in ihrem Inneren, dass der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen war. Es fühlte sich noch nicht richtig an, die kommenden Jahre, das Weiterführen der Reise, würde sie schon an ihren Zielpunkt bringen.

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Zuletzt bearbeitet von Miw'Faervelin am 25 Sep 2016 23:25, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Miw'Faervelin





 Beitrag Verfasst am: 01 Okt 2016 17:52    Titel:
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» Vom Zeitpunkt der Heimkehr «

Rund 8 Jahreszyklen in der Vergangenheit


Nachdenklich klappte sie das kleine Büchlein mit einer Hand zu und bettete es auf ihren Schoß, während sie im Schneidersitz, mit dem Rücken an einer großen Esche, verharrte und den Blick hinauf zum Sternenhimmel richtete. Es war eine ruhige Nacht, der volle Mond erhellte das Gebiet der kleinen Lichtung und gab neugierigen Augen die Dinge der Nacht preis.
Der Wind war nur eine sanfte Brise, die sich zäh durch das Blätterwerk des Waldes kämpfte und sich letztendlich im langen, fahlblonden Haar der Elfe verfing, welches hier im Mondschein einen eigenartig silbernen Glanz trug. Der Wind brachte die Erinnerungen vergangenen Zeiten mit sich und kündete von dem einsten Zwiespalt in dem sie sich befanden hatte. Anders, wie damals, hegte sie nicht mehr den Wunsch, der Wind würde ihre Gedanken, Erinnerungen und Gefühle davontragen – es war nur der sanfte Wind der streichelnd über ihre blassgoldene Haut fuhr, nicht mehr und nicht weniger.
Dennoch war sie nachdenklich gestimmt, auch wenn sie Tahlwende schon einige Jahre hinter sich gebracht hatte, schwangen ihre Erinnerungen immer wieder zur kleinen Ella zurück, die in der Zeit, die Mîw sie kannte, groß geworden war. Wie viele Jahresläufe hatte sie dort verbracht? Zehn.... 15 Jahresläufe? Sie hatte an einem Punkt aufgehört die Winter zu zählen, war sie die erste Zeit doch mehr damit beschäftigt gewesen, die eigenen Schuld reinzuwaschen, die sie sich selber auferlegt hatte.
Ella, die gerade mal fünf Jahresläufe alt gewesen war, als Mîw sie kennen gelernt hatte, war in der Zeit zu einer jungen Frau herangewachsen und hatte der Elfe vieles über die Welt der Menschen beibringen können.

Ein kleiner Funke in der Dunkelheit,
ein Bote der zukünftigen Heiterkeit,
ein Stern am weiten Himmelszelt,
ein neuer Weg in der weiten Welt.


Ella hatte einen Hang zum Dichten gehabt und auch wenn es normalerweise nicht Mîws Natur war, sich Büchern und Geschreibsel zu widmen, so hatte sie doch eine unbestimmte Vorliebe in Tahlwende dafür entwickelt. Vielleicht hatte sie, als sie Anfing selber kleine Reime zu verfassen, auch eine Art Ventil gefunden um das innere Gewusel zu bekämpfen. Jedes niedergeschriebene Wort war wie ein Spiegel ihrer Gefühle und so war es auf eine Art, die sie nicht richtig beschreiben konnte, etwas Befreiendes.

Ein Rascheln riss sie aus ihren Gedankengängen und das himmelblaue Augenmerk landete aufmerksam auf der erleuchteten Lichtung – Fuchswelpen hatten sich aus dem Unterholz geschält und tollten sich nun heiter durch das Gras, während die Mutter der Welpen wachsam folgte. Der Anblick zog die Mundwinkel der Elfe hinauf, so das sich ein sanftes Lächeln dort verfing und unweigerlich musste sie an Ered Luin und den Nuya'tan denken.

Ein Tal gefüllt mit der Vergangenheit,
lässt mich vermissen die Fröhlichkeit.
Ein kleiner Vogel so frech und klein,
weckt in mir den Wunsch dabei zu sein.
In das Tal, umgeben vom weiten Grün,
sollte ich mich um die Rückreise bemühn?


Sie griff wieder vorsichtig nach dem kleinen Buch und drückte es an ihre Lippen, während sich eine Falte auf ihre Stirn schob und der Blick noch immer auf den Fuchswelpen verharrte. Wie weit war sie von Zuhause entfernt? Würde sie überhaupt den Weg finden? Würde allein die Rückreise nicht sehr viele Monde in Anspruch nehmen?
Sie konnte allerdings diesen Drang nicht leugnen, der sich immer weiter in ihr aufbaute und so war der Entschluss gefasst. Auch wenn sie nicht den direkten Weg nehmen würde, würde sie ihre Rückreise nach Ered Luin antreten. Je nachdem... welchen Weg sie nehmen würde, wo sie verweilen würde... würde es wahrscheinlich Jahre dauern – aber das... war es wert und sie war sich sicher, dass sie bis zu ihrer Ankunft noch einiges erleben durfte.

Unter einem großen Stein, legte sie das Buch schließlich nieder und ließ es dort zurück, wie die Vergangenheit die es verarbeitete hatte – der Blick wurde nach vorne gerichtet und dieses Ventil, würde sie in naher Zukunft nicht mehr benötigen.
Hoffentlich.
Die Vorfreude den Nuya'tan und Ered Luin in ein paar Jahren wiederzusehen, verankerte sich fest an ihrem Herzen und ließ ihre Gedankenwelt in den nächsten Jahresläufen nicht mehr in Ruhe. Jeder Schritt, den sie Gerimor näher kam, näherte dieses Gefühl und dann... war der Tag gekommen, an dem sie zum ersten Mal seit rund 45 Jahresläufen wieder den Nuya'tan erblicken durfte.

...
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Miw'Faervelin





 Beitrag Verfasst am: 04 Okt 2016 20:42    Titel:
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» Von der Ankunft und neuen Dingen «

Rund zwei Mondläufe in der Vergangenheit


Mîw merkte schon beim Betreten des Nuya'tan, dass sich vieles verändert hatte – alles wirkte vertraut und doch fremd zugleich, es war ein komisches Gefühl, aber allein beim Anblick der weißen Stufen, die nach Ered Luin hinauf führten, spürte sie wie ihr Herz kleine Freudensprünge machte.
Sie verharrte eine Weile an den untersten Treppenstufen und betrachtete das Tor der weißen Stadt der Eledhrim, als würde sie sich jede Gegebenheit einprägen wollen – dann überwand sie die Stufen und das erste Tor der Stadt.
Kaum hatte sie einen Fuß auf den marmornen Untergrund getan, wurde ihre Aufmerksamkeit auf drei Geschwister gelenkt, die sich zu unterhalten schienen – auch als sich eine von ihnen umdrehte und Mîw sie als Lamentinu erkannte, konnte sie noch nicht richtig reagieren.
Wie sollte sie reagieren?
Wie sollte man reagieren, wenn man seine Familie nach etwas mehr als 35 Jahreszyklen wiedersah?
Lamentinu nahm ihr diese Entscheidung wohl ab, als sie ihr den Korb mit den Keksen entgegen streckte – entweder erinnerte sie sich an das verfressene Elfenkind von damals, oder es war ein glücklicher Zufall.
Mit einer gewissen Begeisterung hatte sie sich sogleich einen Keks geschnappt und das goldgesprenkelte Augenmerk auf die anderen beiden Geschwister gelenkt.
Arvinul und Eludin.
Sie hatte die Verwunderung auf ihrer Mimik hoffentlich verbergen können, als sie doch etwas länger als notwendig Eludin angestarrt hatte, ihn nach all der Zeit zu sehen war doch anders, als sie es sich vorgestellt hatte – da waren die gleichen blassblauen Augen, die sie so oft genervt, aber auch vergnügt in ihrer Kindheit und Jugend angestarrt hatten und doch wirkte auch an ihm etwas anders. Sie konnte nicht richtig definieren, was es war.
Lamentinu rettete sie erneut indem sie Mîws Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenkte und ihr von den Veränderungen erzählte, die Ered Luin in Zukunft noch erleben würde. Allerdings war die Botschaft von den drohenden Angriffen und den Verteidigungsanlagen, die deswegen gebaut werden sollten, nicht unbedingt ein Thema, welches Mîw willkommen war – unwillkürlich wurde sie an Nórui'taen erinnert und dem, was darauf folgte. Sie wusste nicht so recht wie sie darauf reagieren sollte, wieder einmal an diesem Abend ihrer Ankunft und kurz war es so, als wären jegliche Glücksgefühle in ihrem Inneren einfach verpufft.
Ein nachdenklicher Blick gen Eludin wurde gerichtet, in der Hoffnung, er würde nichts bemerken – dann starrte sie einfach zum Nachthimmel empor. Offensichtlich wirkte es, keiner der Anwesenden sprach sie auf ein vermeintlich merkwürdiges Verhalten an und so konnte sie die innere Anspannung ein wenig eher lösen.
Als Lamentinu sich zur Nacht verabschiedete, konnte Mîw es sich allerdings nicht nehmen lassen mehr über die drohenden, wie über die vergangenen, Angriffe herausfinden zu wollen. Auch wenn es ein Thema war, welches noch immer tief in ihrem Inneren schmerzte, nütze es nichts, wenn sie sich davor versperrte. Wenn sie in Ered Luin bleiben würde, würde sie sich damit auseinandersetzen müssen und den Moment abzuwarten, bis die feindlichen Truppen kamen, war wohl etwas zu spät.
So erfuhr sie von den Ophidianern die angegriffen hatten und dem feindlichen Drachen der Ered Luin und den Nebelwald bedrohte.
Ein Drache... natürlich ein Drache... wenn schon, dann ein richtiger Gegner, mh? Immerhin waren die Verluste des letzten Angriffs nicht zu groß gewesen, so das zumindest diese Antwort Mîw etwas erleichterte.

Während Eludin ihr Ered Luin, dem was aus der Stadt in ihrer Abwesenheit geworden war, zeigte, wanderten ihre Gedanken immer wieder ab und verfingen sich auf fernen Erinnerungsfetzen - sie wurde das Gefühl nicht los, dass etwas anders war, aber sie konnte nicht beschreiben oder definieren was und das ärgerte sie.
Die Schalmei, welche er scheinbar mittlerweile gerne bei sich trug, war nicht das, was sie störte – es wunderte sie ehrlich gesagt nicht mal sonderlich, dass er eine musikalische Seite entwickelt hatte. Er schien auch nicht weniger zielstrebig oder humorvoll zu sein, als noch zu ihrer Jugendzeit – auch wenn da diese höfliche Distanz herrschte, die sie schlicht auf die lange Zeit schob, die sie sich nicht gesehen hatte. Eine höfliche Distanz, die sie bei vielen Geschwistern registrierte, die sie nach all der langen Zeit wiedergesehen hatte und in den ersten Tagen waren es sehr viele alte, aber bekannte Gesichter gewesen.
Sie war sehr dankbar darüber, dass keiner ihrer Geschwister auf die Idee kam, genaueres über ihre Abwesenheit... über ihre Reise erfahren zu wollen.
Auf der einen Seite war sie dankbar, auf der anderen Seite stimmte es sie nachdenklich. Sie selber hatte größte Mühe ihre Neugierde hinabzukämpfen und nicht jeden, besonders Eludin, auszuquetschen, was er wo und wann getan hatte.

Sie versuchte in den ersten Tagen sich einzugewöhnen, was ihr anhand der vielen Leckereien – die sie so sehr vermisst hatte – und den vielen Geschwistern nicht sehr schwer viel. Selten verharrte sie allein im Nuya'tan oder in Ered Luin, oft traf sie auf altbekannte Gesichter und alle waren hilfsbereit. Ihre alte Rüstung und ihre alten Kleidungsstücke, die sie teilweise noch aus Thalwende hatte, wurden durch elfische Handwerkskunst ersetzt und es war, als würde sie mit den alten Kleidungsstücken auch ein Teil der Vergangenheit ablegen.
Ganz heimlich, verbuddelte sie tief in ihrer Truhe eine alten, verschlissenen Schal – welcher weder von der Machart, noch vom Aussehen her irgendwie besonders war, aber er hatte seinen ganz eigenen Wert. Er war eines der ersten Stücke aus Thalwende, die sie erhalten hatte – ein selbst gestrickter Schal, von der kleinen Ella. Sie brachte es schlicht nicht über ihr Herz, ihn, wie die anderen Dinge, wegzuschmeißen.
Ihre grünen Geschwister halfen ihr, schlicht mit deren offenherzigen Art, dass sich irgendwann wieder ein heimisches Gefühl bei Mîw einstellte und ihre unruhigen Gedanken immer öfters zur Ruhe kamen. Ganz im Gegenteil zu den ruhenden Gedanken, machte ihr Wesen einen kleinen Sprung zurück – so wurde sie wieder mehr hibbelig, mehr quirlig... mehr verfressen, als auf ihrer Reise – auch wenn sie wusste, dass dies eigentlich Charakterzüge waren, die eine Elleth nicht beherbergen sollte, aber sie fühlte sich schlicht wohl dabei und vielleicht lag es auch einfach daran, dass sie sich seit etwas mehr als 45 Jahreszyklen wieder rundum sicher und heimisch fühlte – so das sie einfach loslassen konnte.

Nach den ersten Umläufen legte sie auch das grüblerische Nachdenken ab, es hatte ehe keinen Zweck, nachdem sie einfach nicht herausfinden konnte, was genau sie an Eludins Veränderungen 'störte' und so fischte sie nach dem roten Faden und fing dort an, wo sie in ihrer Jugendzeit aufgehört hatte:
Eludin ärgern.
Und sei es nur eine Neckerei oder eine Stichelei, das war einerlei.
Sie war fast ein wenig erleichtert, dass er nicht abgeneigt davon schien und es ihr vielmehr oft mit gleicher Münze zurückzahlte – es wäre nicht vollständig in ihren Augen, wenn er es nicht tun würde. Etwas aber sagte ihr, das es so unbeschwert wie in ihrer Kindheit, nicht mehr sein würde – wieso oder warum, das konnte sie nicht definieren, es war einfach noch dieses vage Magengefühl.
Und sie war sich fast... ziemlich sicher, dass es nicht von den vielen Fruchtkugeln kam, die sie in den ersten Umläufen geradezu verschlungen hatte!

Während sie am See im Nuya'tan saß, betrachtete sie den schier unendlichen Sternenhimmel, lauschte dem Rascheln des Windes im Dickicht und hörte auf die vielen Klänge der Waldbewohner in der Dunkelheit – es waren viele Eindrücke, für so wenig Umläufe. Wie eine Sturmflut die über die hinwegschwappte, aber nicht mit sich zu reißen drohte – nein, sie war gerne hier, es war richtig nach Ered Luin zurückzukehren und all die altbekannten Gesichter zeugten von der Wahrheit hinter diesem Gefühl – die kommenden Umläufe würden zeigen, was sich ihr noch offenbarte. Vorerst, war sie einfach froh wieder hier zu sein.
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Miw'Faervelin





 Beitrag Verfasst am: 06 Okt 2016 23:14    Titel:
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» Von alten Gesichtern und kleinen Überraschungen «

Rund einen Mondlauf in der Vergangenheit


Heiter summend und barfuß, wie so oft in letzter Zeit, schlenderte Mîw den kleinen Weg zur Übungshalle entlang – schon vor dem Gebäude, zuckten ihre Ohren ein klein wenig, als sie verdächtige Geräusche aus dieser vernahm. Möglichst leise passierte sie die große Vorhalle, bis sie den Bereich mit den Puppen erreichte und dort auch schon den Urheber der Geräusche mit ihrem Augenmerk erfasste.
Aiuvariel!
Hah! Das war ausgezeichnet, denn dieser hatte nicht weniger Blödsinn im Kopf als sie und in ihrer Kindheit, mussten viele Geschwister wohl darunter leiden, wenn sie zusammen losgezogen waren. So vertieft schien der Bruder auch nicht, denn recht früh hatte er die Elfe mit einem Grinsen ausgemacht.
»Hilfe angriff der Bösen Vettern! Ach ne doch nur Mîw!«
Ein schlemisches Grinsen quittierte seinen Ausruf und sie richtete sich sogleich zu ihrer vollen, stolzen Größe auf.
»Ich bin mindestens genau so gefährlich!«
»Nur wenn ich ein Kuchenstück bin.«
»Na... vielleicht...«
»Seh ich aus wie ein Küchlein? Mein Bauch ist nicht so rund!«

Das Zwinkern ihres Gegenübers ließ Mîw die Lippen schürzen, ehe sich doch rasch wieder ein Grinsen auf ihren Lippen einfand und die Handgelenke in routinierter Manier, hinter ihrem Rücken gekreuzt wurden.
»Law, aber wer weiß was Eona mir in meine Tränke mischt und vielleicht, sehe ich dann ihn jedem ein Kuechlein!«
»Was Gwathel Shaera sagt MUSS wahr sein!«

Boa! Diese Verschwörung! Während Aiuvariel ihr nun frech mit dem Zeigefinger in den Bauch pieckste und ihr damit ein 'Pfff' entweichen ließ, wurde das Grinsen auf seinem Gesicht nur noch breiter und heiterer.
»Als ob... ich jemals... kugeln würde! Das Shaera das immer behauptet, ist ganz schön frech.«
»In jeder gut gemeinten Flunkerei steckt ein Krümmel Wahrheit... und bei dir sinds Kekskrümmel.«
»Wenn hier irgendwie Kekskrümmel sind, wäre das Verschwendung, wenn man sie nicht sofort vernichten würde!«

Als würde sie ihren Worten damit mehr Gewicht verleihen wollen, nickte sie einige Male und hob dabei den Zeigefinger an. Während zusätzlich noch eine Augenbraue angehoben wurde, schmunzelte Aiuvariel wieder schelmisch vor sich her.
»Stimmt... damit kann man Wühlmäuse anlocken, wie damals, weißt du noch?«
Die Wühlmäuse! Sie hätte es beinahe vergessen, wie sie damals, mit kaum neun Jahresläufen von einem älteren Aiuvariel dazu verlockt wurde Mühlmäuse zu suchen. Zusammen hatten sie mehrere Tage damit verbracht im Nuya'tan auf der Lauer zu liegen und immer wieder Kekskrümmel zu verteilen – sie erinnerte sich noch gut daran, wie ein paar der Lindil teils belustigt, teils misstrauisch das Ganze beobachtet hatten. Mit einem seelischen Glucksen versank sie kurz in diese Kindheitsszenarien, während sie sich ein paar der widerspenstigeren Strähnen aus dem Gesicht fischen musste.
»Ich bedaure es noch heute... dass mir die eine entwischt ist. Dabei wollte ich sie Eludin bringen.«
»Wäre es zu albern das zu wiederholen?«
»Wann... ist etwas zu albern?«




Während sie im ersten Mondlauf sehr viele verschiedene Gesichter wiedergesehen hatte, verbrachte sie wohl, vollkommen unterbewusst, die meiste Zeit mit Eludin – es erinnerte sie schlicht an die unbeschwerte Kindheit, wenn sie in seiner Nähe war und so war es vollkommen irrelevant ob sie zusammen die Höhlen erkundeten, die Fähigkeiten schulten oder die Edain besuchten um diverse Waren zu erhandeln.
Irgendwann war auch das Grübeln über die Veränderung seiner Person vollkommen eingestellt und an manchen Abenden fühlte sie sich fast zurückversetzt in alte Zeiten.
Dennoch war da dieser eine Abend, der sie irgendwie unvorbereitet und überraschend traf. Mit einer gewissen Zufriedenheit und Stolz hatte der Elf ihr das noch vollkommen leere Gebäude präsentiert und als sein „neues Haus“ betitelt – in dieser Sache war Mîw wohl wirklich eine Elleth, denn sie wollte sofort wissen, was er sich bezüglich der Einrichtung schon alles ausgedacht hatte. Das war immerhin das Schönste daran!
Die Antworten wie... Bücherregale... noch mehr Bücherregale... eine Leseecke und Ähnliches war jedoch keine Antwort, die Mîw sich erhofft hatte – auch wenn sie es sich eigentlich hätte denken können.
Eludin ohne Buch ging immerhin gar nicht!

»Laaaw.... das ist so öde! Ich hab dich schon viel zu viel lesen gesehen!«
Seine Augenbrauen zuckten empor, während die Stimme fast ein klein wenig vorwurfsvoll klang.
»Oh Miw!«
»Mh?«

Ein kurzes Blinzeln, dann zog sie ebenso ihre Augenbrauen hinauf – als Eludin jedoch nur mit einem leichten Grinsen die Hand anhob und eine abwinkende Geste vollführte, verzogen ihre Mundwinkel sich in den negativen Bereich und ein Grummeln entwich ihr.
Er wusste ganz genau, dass sie so nicht locker lassen würde!
»Was?«
Das blassblaue Augenpaar richtete sich über die Schulter, als er sich von ihr abwandte und wirkte in dieser Art und Weise gar tadelnd.
»Gut, dass ich noch keine Kissen habe, was?«
Auch wenn er rasch wieder das Gesicht abgewandt hatte, konnte Mîw ganz genau erkennen, wie sich gerade noch ein Grinsen auf seinem Gesicht abgezeichnet hatte – dieser Schuft! Als ob er damit davonkommen würde. Rasch war der Hut von ihrem Kopf gezückt und die Lippen empört gespitzt. Sie haderte auch nicht lange und so segelte ihr Hut elegant in Eludins Richtung, leider... verfehlte sie, so dass der Hut nur knapp an ihm vorbeisauste. Es reichte immerhin, damit er erschrocken zusammen zuckte und sich ruckartig wieder ihr entgegen richtete. Ein triumphierender Ausdruck prägte die Mimik der jungen Elfe, während sie das Kinn vorreckte.
»Miw!«
»Verlasse dich niemals auf fehlende Kissen!«


Sie alberten noch eine Weile umher und Mîw offenbarte köstlichen Kuchen, den sie von Taliara geschenkt bekommen hatte, als letztendlich die ausschlaggebende Frage fiel.
»Wo... ehm... Kommst du denn eigentlich unter? Seitdem du wieder hier bist?«
Sein Verhalten war irgendwie lustig, wie er konsequent versuchte sie nicht direkt anzusehen und stattdessen 'interessiert' die leeren Räumlichkeiten betrachtete – Mîw wusste worauf das hinauslaufen würde, sie war zwar manchmal ein wenig naiv und kindlich, aber sie hatte eine gute Beobachtungsgabe – zumindest war sie selber der Ansicht!
Vielleicht wollte sie Eludin ärgern, vielleicht musste sie wirklich erst einen Moment darüber nachdenken, wie sie antworten sollte – was es aber auch war, sie ließ sich alle Zeit der Welt, den Kopf auf die Seite zu neigen und ihre Stirn in nachdenkliche Furchen zu runzeln. Erst die Frage, ob sie eingeschlafen sei, ließ ein kleines Schmunzeln auf ihrem blassgoldenen Gesicht entstehen.
»Ich habe bisher eigentlich immer mal hier, mal da geschlafen. Was sich halt gerade ergeben hat... oder wo halt was zu Essen war.«
Sie bemerkte, wie er scheinbar um eine ernste Mimik bemüht war, doch ihre Worte förderten anscheinend wieder das amüsierte Grinsen auf das Gesicht des Elfens und nach einem kurzen Zögern hatte er sich aufgerappelt und war mittig in den Räumlichkeiten wieder in die Hocke gesunken. Als würde er sein Tun vor ihr verbergen wollen, drehte er ihr den Rücken zu und schien irgendetwas anzustellen. Die Stirn dezent in Falten legend, hatte sie sich vorgeneigt, die Knie an den Körper gezogen und die Arme um jene geschlungen – eine gewisse Neugierde konnte sie nicht verleugnen.
Schließlich, vielleicht ein wenig ruckartig, sprang er wieder auf die Füße und das himmelblaue Augenpaar von Mîw konnte ein paar Fruchtkugeln, geschickt drapiert auf dem Boden, erkennen. Sogleich zuckten ihre Mundwinkel unwillkürlich empor.
»Wirkt das ganze hier jetzt vielleicht etwas 'wohnlicher' für dich?«
Das Schmunzeln auf seiner Mimik, der Blick der blassblauen Augen malten ihr schließlich doch wieder ein breites, heiteres Grinsen auf die Mimik und mit einem zustimmenden Ausruf sprang sie auf die Füße.
Sie würden also zusammen hier wohnen und der kleine, kühle Schlüssel, um den sich ihre Hand schloss, war der letzte Beweis dafür.

...
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Miw'Faervelin





 Beitrag Verfasst am: 15 Okt 2016 21:42    Titel:
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» Von der Rückkehr zu alten Gewohnheiten «

Wenige Wochenläufe in der Vergangenheit


Ein Kissen hier, ein Schränkchen dort – Pflanzen in jeder Ecke. Grün musste es sein! Am Besten so grün wie der Nebelwald selber, doch das war wahrscheinlich schwer zu bewerkstelligen.
Tatsächlich nahm das Einrichten des Hauses einige Umläufe in Anspruch, so musste man sich über die Farben einig werden und auch das Aussuchen der Teppiche bei der Wüstentochter Nahlah war eine kleine Herausforderung. Wie zu erwarten war der Geschmack von Mîw, der es nicht zu bunt und wirbelig genug sein konnte, ein anderer von Eludin – ein Kompromiss war jedoch nach einigen Hin und Her gefunden und so zierten nach einigen Umläufen auch hübsche Teppiche und Läufer das Haus.
Die Pflanzen, die sie als aller erstes bei ihrer Lieblings-Adaneth Taliara geholt hatte, pflasterten nach kurzer Zeit jede Ecke des Hauses und am Liebsten hätte die junge Elfe das komplette Sortiment der Bäuerin aus Kronwalden mitgenommen. Aber dann wäre wohl kein Durchkommen mehr im kleinen Heim gewesen und sie vermutete, das auch Eludin es nicht sonderlich gut finden würde.
Irgendwann.... würde sie einfach noch Wandteppiche oder Bilder anfertigen lassen, die den Nebelwald zeigten – wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg …. oder so!

Als schließlich auch der kleine Hausteich... die kleine Wasserstelle im Haus platziert wurde, war Mîw zufrieden – alles passte zusammen, es ergab ein harmonisches, wenn auch verspieltes Bild und die Farben vermittelten einen heimischen Eindruck.
Es war perfekt!
Neben der Perfektionierung ihrer Kampfkünste – das Bogenschießen hatte sie noch immer vermieden – widmete sie sich auch dem Kochen. Eigentlich eine logische Konsequenz, die aus ihrem „Fresswahn“ resultierte, denn warum ständig auf der Suche nach Leckereien durch Ered Luin ziehen, wenn sie selber lernen könnte, jene anzufertigen?
Voller Tatendrang machte sie sich also daran und der, der darunter litt, war Eludin – dessen Haus permanenten Braten- und Fischgeruch ausgesetzt wurde. Die junge Elfe kümmerte diese Tatsache allerdings wenig, vielmehr begrüßte sie es, denn so hatte sie einen indirekten Weg gefunden um ihren Kindheitsfreund zu ärgern – natürlich, vollkommen unbeabsichtigt. In manchen Punkten wirkte das Zusammenleben der Beiden wohl vertraut und doch nicht wirklich verbunden. Sie genoss die heile Zeit, die in Ered Luin und ihrem Beisammensein herrschte und legte großen Wert darauf, diese beizubehalten. Ihrem Kindheitsfreund eine Freude zu bereiten, brachte ihr vergnügen – wenn seine Mimik zuerst überrascht und dann ganz erfreut wirkte, hatte es gar etwas Ansteckendes. So waren es diverse Kleinigkeiten die sie ihm von ihren Erkundungsreisen durch Gerimor mitbrachte, ob es ein verziertes Instrument von den Thyren war oder eine köstliche Kleinigkeit von den Wüstenkindern. Die Fruchtkugel-Ohrringe, die er ihr an einem Abend überreichte, hielt sie in Ehren – genau wie andere diverse Kleinigkeiten. Jedoch war es nicht so, als würde sie nur ihm diese Aufmerksamkeiten schenken – sie hatte allgemein eine Freude daran ihren Geschwistern etwas zu schenken, ob es ein ordentlicher Korb mit Verpflegung für die Handwerker war, oder allerlei nützliches für die Nestyr.

Mit der Zeit jedoch änderte sich etwas, was sie nicht richtig bestimmen konnte und das Gefühl, wieder etwas schreiben zu müssen, um dem inneren Chaos platz zu machen, drängte sich ihr auf.

Es sollte eigentlich eine Überraschung sein – eigentlich!

Nachdenklich, grüblerisch hatte sie einige Zeit damit verbracht die Zeilen zu verfassen, die sie Eludin zukommen lassen wollte – doch gerade, als sie diese platzieren wollte, tauchte er auf. Unglücklich! Sie hatte sich noch sie so ertappt und schuldig gefühlt, dass sie im ersten Moment nicht mal auf die eher belanglosen Bemerkungen eingehen konnte und dann, als er auch noch das Büchlein mit verwunderter Mimik erhaschte, wünschte sie sich im Erdboden zu versinken – sie hatte es schlicht nicht mehr rechtzeitig geschafft das Büchlein verschwinden zu lassen. Warum, wenn er es doch sowieso bekommen sollte?
Das konnte sie sich nicht beantworten, aber irgendwie bereitete es ihr Unbehagen dabei zu sein, wenn er die Zeilen, von ihr geschrieben, lesen würde.

»War das ein Buch?«

»Viiiellleicht?«


Sie konnte nicht Lügen, sie war eine miserable Lügnerin, wahrscheinlich war sie im Bogenschießen genau so schlecht, wie sie im Lügen war – absolut unkreativ und verräterisch.

»Viielleicht? Wenn du dir nicht ganz sicher bist... Sollen wir vielleicht nochmal nachsehen?«

Während Eludin mit angehobener Augenbraue näher getappst kam, konnte Mîw nur ertappt nach Luft schnappen und ein klägliches „Maeeee?“ von sich bringen – ehe sie den Griff um ihre Umhängetasche verfestigte, in der sich das Büchlein befand. Als würde sie die Tasche und damit das Buch vor ihrem Bruder beschützen wollen, zogen ihre Arme sich wie ein Schraubstock um diese – während Eludins Mimik mehr vergnügt wirkte, schlich sich unaufhaltsam eine dezente Röte auf die Nasenspitze der Elfe.

»Ehhh! Law! Das... nur ein Notzibuch«

»Versteckst du etwas vor mir? Ein Notizbuch? Seit wann benutzt du denn Notizbücher?«


Ein erstickter Quietscher entwich der kleinen Elfe und erneut keimte in ihr der Wunsch auf einfach unter den marmornen Platten des Hauses verschwinden zu können – die Lippen schürzend dachte sie einige Momente angestrengt nach, wie sie aus dieser Situation hinauskommen könnte.

»Das... eh... seit... kurzem. Also... es ist auch nicht so richtig für Notizen.«

Schlecht. Einfach nur schlecht und dennoch schien es Eludin zu amüsieren, der bei ihren Reaktionen die Lippen sacht aufeinander pressen musste, wahrscheinlich um sich ein Grinsen zu verkneifen – doch der unverhohlene Blick seinerseits, blieb nicht aus und bohrte sich ungnädig in Mîws Gemüt.

»Und was schreibst du da so rein?«

Statt zu antworten verhaspelte sie sich, wackelte ein wenig auf ihren Fußballen hin und her und lief schließlich hochrot an. So grün wie die Lindel waren, so rot war Mîw wohl im Gesicht, während sie Eludin anstarrte und gar reflexartig ein „Nichts!“ hervorbrachte, welches so Schnell aus hier herauspurzelte, dass sie sich im selben Augenblick ganz klein machte – wohl in der Hoffnung er würde diese offensichtliche Lüge nicht durchschauen. Wunschdenken.
Also resignierte sie... es hatte sowieso keinen Zweck und sie wollte mit ihrem Verhalten ihren Kindheitsfreund nicht verärgern.

»Sooo … so!«

»Aber... aber... du darfst nicht lachen, mae?«

»Natürlich nicht, Miwlein.«


Mit einem Lächeln auf den Lippen, welches ihr neuen Mut verlieh, spürte sie den ernsten und interessierten Blick des Elfens, während sie mit, für sie selber ungewohnt fahrigen, Bewegungen das Büchlein wieder aus der Tasche fische und es zögerlich Eludin entgegen streckte. Verunsicherte hatte sie noch einige Male zwischen dem blauen Buch und ihm hin und her gesehen, während er es vorsichtig an sich genommen hatte und es gar zärtlich behandelte.

»Es... Es ist auch eigentlich noch gar nicht richtig fertig... also... mae ich war noch am...«

Sie konnte den Satz nicht zu Ende bringen, zu ungnädig versagte ihr die Stimme und ein Herumkauen auf ihrer Unterlippe stellte sich ein, während sie Eludin dabei beobachtete, wie er die Zeilen aufmerksam aufnahm.

    „Hoch, hoch und immer weiter,
    aus der himmelsblauen Augen wachsam Sicht,
    sing die Schwalbe weiter heiter,
    fliegt munter selbst im Sternenlicht.

    Munter, munter und immer heiter,
    der goldenen Wölfin quirlig Kern,
    Frohsinn erwählt als ihren Begleiter,
    starrend hinauf zum blassen Stern.

    Wenn Mond und Stern sich treffen,
    unterm großen Himmelszelt,
    Vergangenes und Zukunft sich messen,
    erstarrt zumeist für sie die Welt.“


Es dauerte für Mîw wohl eine gefühlte Ewigkeit, ehe Eludin die blassblauen Augen wieder anhob und ihr einen gar empathisch, fast melancholisch wirkenden Blick widmete.

»Das ist wirklich schön, Miw. Ich wusste gar nicht... Ich wusste gar nicht, dass du so schreiben kannst. Ich... hätte gerne eine Abschrift.«

Die Worte trafen sie irgendwie unvorbereitet und so starrte sie im ersten Augenblick lediglich verplant blinzelnd und ungläubig zu ihrem Gegenüber – starrend, als würde sie die Worte von ihm nochmal für sich selber wiederholen, dann nickte sie jedoch einige Male rasch. Noch während das Beisammensein für diesen Abend langsam ausklang, keimte in ihr das Gefühl heran, etwas schrecklich Falsches getan zu haben und es drängte sie, Eona damit aufzusuchen.

Oh, Mîw – du doofes Ding, du!


Zuletzt bearbeitet von Miw'Faervelin am 18 Okt 2016 18:48, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Miw'Faervelin





 Beitrag Verfasst am: 18 Okt 2016 08:05    Titel:
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» Von sonderbaren Erkenntnissen «

Einige Umläufe in der Vergangenheit



»Oh Eona! Ich glaube... ich glaube ich habe etwas dummes gemacht!«

Tatsächlich hatte die kleine Elfe sich kaum einen Umlauf, nachdem er das Gedicht erhalten hatte, auf die Suche nach Eona gemacht um jener ihr unnötiges Leid zu klagen. Sie hatte in den letzten Umläufen viele Geschichten und Dinge gehört, die sie langsam verstehen ließen, dass ihr Kindheitsfreund sich gar nicht so großartig verändert hatte, sondern das lediglich ihr Blick sich geändert hatte und es sie glauben ließ.
Anders herum, wäre es ihr dennoch lieber gewesen!
Eonas silberne Augen harrten, nachdem Mîw ihr es erzählt hatte, irgendwie mit einem komischen Ausdruck auf der Schwester – einen Ausdruck, den sie nicht so richtig zuweisen konnte und erst als die Grüne ein „Ich wusste es!“ von sich ließ, war auch die Bedeutung des Ausdrucks zu verstehend: wissend.
Und mit Eonas und offensichtlich Fuinors Wissen, keimte irgendwie Panik in Mîw hinauf – Sie hatten es vermutet? War es so offensichtlich gewesen? Hatte sie sich so dämlich angestellt?

»Hm... fae denke das wir einen besseren Blick dafür haben derzeit.«

Wahrscheinlich stimmte es, man versteht die Dinge, mit denen man Erfahrung hat oder die man selber durchlebt, meist schneller und einfacher, als jemand, dem sie vollkommen fremd sind. Das machte es aber nicht unbedingt besser und so malte Mîw sich schon die gruseligsten Dinge in ihrem blassgoldenen Kopf aus, bis Eona sie unterbrach und ihre Gedanken zurück in die Realität holte.

»Uuuund?«

»Ich... weiß es nicht.....«

»Du weisst es nicht?«


Mîw raufte sich die geflochtenen Haare, wie sollte sie das denn wissen? Sie konnte doch nicht in die Köpfe von anderen sehen! Sie erzählte ihrer Schwester jedoch von den Befürchtungen und Gefühlen, die sie versuchte in den kleinen Gedichten zu verarbeiten. Von ihrer Angst, sie wäre einfach nur die kleine, wuselige und manchmal etwas ulkige Schwester, der man brav den Kopf tätscheln wollte – aber niemals mehr. Eonas Antwort, sie sollte mehr Zeit mit ihm verbringen, rang ihr nur ein schwaches Lächeln ab. Zeit, Zeit sollte sie als Elleth eigentlich genug haben, doch irgendwie konnte sie und scheinbar auch eher, keine erübrigen um wirklich mal einen Abend zusammen zu sein.
Mîw wollte Eona dennoch nicht weiter mit ihren kläglichen und wahrscheinlich total überzogenen Leiden volljammern und so lenkte sie das Gespräch auch schnell wieder in eine wesentlich heitere Richtung – der Streich, den sie Fuinor und Eludin spielen wollten.

Zuhause, im leeren Haus angekommen, wirbelten die Gedanken in ihrem kleinen Köpfchen aber auch schon wieder hin und her. Verfingen sich auf eine Vermutung dort und verharrten auf einer Befürchtung dort, das sie kurzzeitig den Wunsch hegte, sie könnte diese Sichtweise auf ihn einfach ablegen. Einfach weg – puff – und gut ist. Immerhin standen Ered Luin wahrscheinlich gefährliche und anstrengende Zeiten bevor, wenn der Drache mit seinen Schergen erneut angreifen würde und so war eigentlich keine Zeit für solche Dinge – sie musste an die Gemeinschaft denken.
Sie war ein Maethor – ein Schild der Eledhrim.
Ihr Schutz der anderen, war ihre Aufgabe.
Es war nicht ihre Aufgabe sich über irgendwelche irrationalen Dinge den Kopf zu zerbrechen und somit die eigentlichen Pflichten außer Acht zu lassen. Die Zeit würde weiterfließen und irgendwann würde sich vielleicht etwas Deutlicheres entwickeln. Sie schnappte sich das blaue Büchlein, welches schon das erste Gedicht beinhaltete und verließ wieder das Haus, diesmal sollte er sie nicht überraschen.
Nahe des Theaters ließ sie sich auf eine der Bänke nieder, betrachtete den Sternenhimmel und ließ ihre Gedanken schweifen, ehe sich langsam, nach und nach, der Text vervollständigte und kaum war er niedergeschrieben, fühlte sie sich zufriedener, leichter als zuvor und klappte das kleine Buch mit einem letzten Nicken zu.

    "Der Wölfins Entschluss

    Der kleinen Wölfin himmelblauer Sicht,
    sich nachdenklich verfängt auf der Sterne Licht,
    einer Frage sie geht auf ihren Grund,
    und sie nicht weiß, ob diese Worte je verlassen werden ihren Mund.

    Der kleinen Wölfin Gedanken sind fern,
    hängen auf einen blassen Stern,
    kreisen um diese eine, wichtige Frage,
    will sich nicht bringen in diese eine Lage.

    Der kleinen Wölfin Sorgen wiegen schwer,
    gehofft sie hat, es wäre mehr,
    gehofft sie hat, sie hätte Mut,
    aber alles was sie sieht, ist der Sterne Glut.

    Der kleinen Wölfin Augen sind verfangen,
    um diesen einen Stern sie will bangen,
    Hoffnung, sie verharrt in ihrem Herzen,
    die Hoffnung, das es niemals wird schmerzen.

    Die kleine Wölfin, sie fasst einen Entschluss,
    auf das der Stern nicht leiden muss,
    verbergen sie will ihren Kern,
    beobachten sie will ihren fernen Stern."
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Miw'Faervelin





 Beitrag Verfasst am: 22 Okt 2016 07:56    Titel:
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» Von der ersten Schlacht bis zur Zweiten«

Einige Umläufe in der Vergangenheit bis Heute
22. Goldblatt 259


Es gab eigentlich keine großen Unterschiede zwischen der ersten Schlacht, die Mîw in Ered Luin erlebte und der, die kaum zwei Umläufe her war. Wieder wurden Teile ihrer geliebten Heimat zerstört, wieder hatten die Eledhrim Verluste zu beklagen und wieder... nagte da ein gewisser Zweifel an ihr.

»Du hast getan, wozu Du in der Lage bist. Nichts anderes zählt und Du hast Deine Aufgabe mit bravur erfüllt. Zweifel, Enttäuschungen... oder anderes musst Du nicht hervor bringen. Du hast Deine Pflicht erfüllt und jene geschützt, die sich auf Dich verlassen haben, mehr können wir nicht von Dir verlangen. Der Angriff kam wie die vorherigen vermutlich unerwartet. Vorallem vergiss nicht...Du bist noch jung, Du hast noch eine Menge zu lernen.«

Sie wusste das die Worte von Maemagor Celeg'Glin die Wahrheit in sich trugen und so wurde das innere Chaos zwar ein wenig besänftigt, aber es änderte nichts daran, dass die junge Maethor sich an Nórui'taen erinnert fühlte und mit den Erinnerungen an die kleine Verteidigungsanlage auf dem Orod Mall, kamen auch die Schuldgefühle ihrem Vater gegenüber wieder. Man könnte es vermutlich als unvorsichtig beschreiben oder als gedankenlos, dass sie gerade gegenüber ihrem Kindheitsfreund erwähnte, sie hätte das Konstrukt, was ihre Metallsinger mithilfe der Kaluren gebaut hatten, schon mal gesehen. Sie hatte versucht mit schlichten, knappen – später sogar mit schroffen Antworten – von dieser Thematik wieder abzulenken, immerhin war die Sache um Nórui'taen noch immer eine Geschichte ihres Liedes, welche sie stets behütet hatte vor anderen. Natürlich blieb er jedoch hartnäckig, so hartnäckig wie Rost an einer alten Eisenstange, dass Mîw irgendwann einfach nachgab.

»Vielleicht... wenn wir irgendwann einen Moment der Ruhe haben... irgendwann, irgendwo... wenn die Zeit gekommen ist. Wenn wir wieder Zeit für uns haben und uns nicht den Kopf über solche Dinge zerbrechen müssen.«

Obwohl die Antwort so vage formuliert war, gab er sich letztendlich damit zufrieden – wahrscheinlich wusste er schlicht, das Mîw niemals lange eine Bitte von ihm ausschlagen konnte und so würde er vermutlich früher oder später die Geschichte von Nórui'taen vernehmen können. In diesem Moment, war sie tatsächlich ein wenig enttäuscht von Eludin – doch auch dieser Zustand würde nicht von langer Dauer sein. Im Vergleich zu dem, was die Eledhrim gerade erleiden mussten, kam ihr all ihre persönlichen Probleme sowieso klein und nichtig vor.
Der Kampf, der kaum zwei Umläufe zurück lag, hatte ihr einiges abverlangt und sie trug so viel Stolz auf ihren Schultern, das sie es vermied sich zu lange in der Nähe bestimmter Geschwister aufzuhalten und selbst Eludin nur längere Zeit in der Gestalt der sandfarbenen Wölfin unter die Augen trat – es war einfacher. Man wurde in keine ausführliche Unterhaltung verwickelt, die Wunden waren zum größten Teil unter dem langen, zotteligen Fell verborgen und einer Wölfin konnte man nur schwerlich die Mimik lesen – zumindest in dem Vergleich des offenen Buches von ihrem elfischen Körper.

Nachdem auch die erste Nacht nach dem zweiten Angriff ohne verdächtige Zwischenfälle verlaufen war, zog sie sich auch vom Nachtlager der Ithryn zurück, über die sie wie ein stummer Wächter gewacht hatte und widmete sich selber der Ruhe, die aktuell noch über den Nuya'tan hing.
Wie lang würde diese Ruhe ausharren?
Konnte man das, was geschehen war, nun als Sieg oder als eine Niederlage beschreiben?
Mîw befürchtete eher, das egal, wie viele Kreaturen sie niederschlagen würden, sie letztendlich doch verlieren würden und warum... warum wollte er Seline haben?

Ihre Stirn zog sich sacht in Falten und die himmelblauen Augen wanderten zum nächtlichen Sternenhimmel empor – unverändert wie eh und je, als hätte die Sterne nicht gesehen, was dem Eledhrim geschah. Die Fingerspitzen tasteten nach den kaputten Kettengliedern ihrer Rüstung und zogen diese, mit weniger Erfolg, ein wenig zurecht – sie musste dringend zu Gwanion oder Caraphinnor. Seit dem ersten Angriff war jede ihrer Bewegungen von dem leisen Klirren der Rüstung begleitet, es war nicht so, als hätte sie selber für sich entschieden, dass das Tragen einer Rüstung das sicherste war, was sie in diesen Zeiten machen konnte. Es war vielmehr ein Wunsch, einer Bitte, der sie nachgekommen war und auch die Geschehnisse in jener Nacht, um diesen Wunsch herum, hatte sie in ihrem blauen Büchlein aufgenommen...

    "Von Sorgen und Versprechen

    Ein klares Licht dringt durch das grüne Dach,
    der Mond am Himmelszelt erhellt die stille Nacht,
    im Hintergrund verharrt das Plätschern vom kleinen Bach,
    ein Spiegel gleich er ist von der Sterne Pracht.

    Ein bläuliches Schimmern trotzt geduldig,
    stummer Zeuge des Mondes Licht,
    der Blick, ein Funke – ganz unschuldig,
    Sorge zeichnet das vertraute Gesicht.

    Sorge? Geteilt ist dieser drängend Sinn,
    Blassblau und Himmelblau sich prüfend messen,
    Ein Zögern, ein Hadern und schon ist er dahin,
    Gedanken und Erinnerungen Vergangenem kaum vergessen.

    Eine Bitte, ein Wunsch fest gesprochen,
    Unwissenheit der Wölfin Qualen sind,
    ein Versprechen, welches wird nicht gebrochen,
    die Hoffnung das Flattern wäre blind.

    »Wenn es dir damit besser geht...«
    so dringt es langsam und leise,
    der Wind die Worte mit sich weht,
    verfangen im Sinn, gleich der Beweise.

    Ein Lächeln, gleich einer Welle,
    verharrend auf beider Gesichter,
    ein matter Abschied von der Quelle,
    eine Wölfin huscht in der Sterne Lichter."


Nachdenklich hatte sie über die Zeilen gestrichen, die nun schon einige Umläufe zurücklagen und wieder war ihr danach, etwas in dieses kleine, blaue Büchlein zu schreiben – doch in dieser Nacht würde sie ruhen.
Endlich.
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Miw'Faervelin





 Beitrag Verfasst am: 07 Dez 2016 07:15    Titel:
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» Und mit der Zeit kommen die Veränderungen «

Einige Umläufe in der Vergangenheit bis Heute
07. Alatner 259


Viel Zeit war geflossen, unauffällig und schnell wie ein kleiner Bergquell, dem keiner im ersten Moment Beachtung geschenkt hätte. Zeit war sowieso nebensächlich, kaum relevant – zumindest für das Volk der Eledhrim, jedoch flog auch jene nicht einfach vollkommen spurlos an ihnen vorbei.

Das neu erbaute Ered Luin lag im Schein der morgendlichen Sonne in einem rötlichen Schimmer vor ihrem himmelblauen Augenmerk, während sie, wie so oft in letzter Zeit, jede kleine Gegebenheit dieser neuen Heimat zu betrachten schien. Vorbei waren die Kämpfe um ihre Heimat und doch hatte sich eine ungewisse Unsicherheit in ihrem Inneren verankert. Neben dem Gefühl, das etwas nicht stimmte, mischten sich auch immer wieder die eigenen Selbstzweifel ein, die sie damals in Nórui'taen für sich gefunden hatte und die ihr sagten, dass sie etwas ändern musste um nützlicher zu sein.
Ihr Adar hatte sie zu einer passablen Schwerttänzerin gemacht und Thorovan hatte dafür gesorgt, das sie auch beim Bogenschießen nicht absolut verfehlte – aber sie hatte nicht das Gefühl, dass es ihr Pfad, ihre Bestimmung sein sollte, auch ihrem Adar zu folgen. Sie hatte es lange Zeit als eine Art Entschädigung oder Entschuldigung von ihrer Seite gesehen, neben all ihren 'unedhelischen' Verhaltenszügen immerhin den Pfad ihres Adars zu beschreiten, damit jener nicht vollständig enttäuscht sein würde – immerhin war er ein Maemagor ihres Volkes gewesen.
Sie würde sich auch liebend gerne selber als Wächter, als Schild der anderen Edhil und Lindil sehen, doch gerade der Kampf um Ered Luin hatte ihr gezeigt, dass sie dafür nicht gemacht war.

Zwischen den Kämpfen und der anhaltenden Trauer machte sie es sich zur Aufgabe mit kleinen Geschenken und Gedichten ihre Geschwister aufzuheitern – ein Lächeln in einer dunklen Zeit, ein kleines Lachen zwischen der Traurigkeit. Sie konnte es nicht mit ansehen, wie dieses dunkle Tuch der Trauer sich über ihre Geschwister legte, deren Traurigkeit, war ihre Traurigkeit und so war auch deren Freude und Glück, Mîws Quell der Freude und des Glücks. Immer öfters wurde die Waffe, nach den Kämpfen um Ered Luin, niedergelegt und zu Papier und Stift gegriffen – für Eonas Geschichtenabend verfasste sie eine eigene, kleine Geschichte vom anfangs nicht ganz so mutigen, kleinen Sternenwolf.

Der Entschluss diese, für sich entdeckte Gabe, in neue Bahnen zu lenken manifestierte sich nach und nach im Inneren der kleinen, quirligen Elfe und fand den Höhepunkt der Freude, als der Rat der Eledhrim ihr genehmigte die Strandtaverne leiten zu dürfen.
Jeder der diese Taverne, Mîws Herzstück, betreten würde, sollte sich erfreuen und zufrieden sein – einfacher gesagt, als getan!
Arbeit, Arbeit, Arbeit!
Und noch war sie gar nicht eröffnet, aber allein der Aufbau, die Organisation der „Strandtaverne zur Silberschwinge“ und alles was damit zusammenhing, waren Neuland für die junge Elleth. Hinzu kam, dass sie im neuen Ered Luin sich nicht mehr mit Eludin ein Heim teilte, sondern zu ihrer gwathel Amae gefunden hatte, die den Ausblick auf das Meer und den zerrenden Wind auf ihrem Balkon genau so genoss, wie Mîw es selber tat. Die Lage des Hauses hätte nicht besser sein können, hoch auf einem Hang, direkt an der Klippe mit Ausblick auf das unendliche Meer und ihrer Wolfsschwester an der Seite. Jedoch musste auch hier noch einiges gebaut und eingerichtet werden, vieles war im Feuer des Kampfes verloren gegangen, aber Mîw war positiv gestimmt, auch wenn die fehlende 'Nähe' zu ihrem Kindheitsfreund, aufgrund der räumlichen, neu geschaffenen Distanz, ab und an, an ihr nagte – oft dachte sie, er würde die Schwelle passieren, wenn es jedoch Amae tat, eine Gewohnheit wohl, die sie ablegen musste und sie hoffte, ihre gwathel würde das kurze Auffunkeln der Enttäuschung niemals wahrnehmen, denn immerhin lag es nicht an ihr.

Neben all dem Wahnsinn hatte sie tatsächlich mit der Zeit, schon während der Kämpfe um Ered Luin, eine Adaneth kennen gelernt, die sie an Ella erinnerte. Wie alt Ella wohl nun war? Lebte sie noch immer in Thalwende? Als sie damals das kleine Dorf der Edain betrat, kam ihr das braunhaarige Mädchen mit kaum fünf Jahresläufen springend und lachend entgegen, als sie schließlich wieder zu ihrer Reise aufbrach, war aus Ella eine junge Frau geworden von knapp 20 Jahresläufen... und das lag nun... 10 Jahreszyklen zurück? Wahrscheinlich war sie also noch am Leben, das beruhigte Mîw irgendwie und nicht weniger wünschte sie sich, das Dorf mal wieder zu sehen, im welchem sie das Leben der Edain und deren Sprache kennenlernen durfte. Sah sie in der Adaneth von der Arcana eine Art Spiegelbild der jungen Ella? War das wohl möglich der Grund, warum sie jene lieber in ihrer Nähe duldete als andere Edain?

Diese Fragen!
Ein Schnaufen entwich ihr und sie löste den Blick von Ered Luin, welches mittlerweile in sanften Marmortönen von der Vormittags-Sonne erhellt wurde. Der Wind fegte über das Tal, verfing sich in den langen, geflochtenen Zöpfen ihres Haares und ließ die Regenbogenglöckchen an ihrem Fußgelenk klingeln. Das Geräusch erinnerte sie an ihre Ninniacthel und gleichsam kam das schlechte Gewissen, dass sie jene schon lange nicht mehr im Stillen aufgesucht hatte. Das musste sie dringend nachholen, aber erst würde sie eine kleine Kostbarkeit für ihren Kindheitsfreund hinterlegen. Das Schwabelnamulett an sich, war zwar von filigraner und schöner Arbeit, jedoch waren die elfischen Schriftzeichen „Gurth ú-bôl neithad i pen côl nûr mi 'ûr în“ auf der Rückseite das, was wirklich bewegen sollte, ebenso wie das beigelegte Gedicht.

    Zu schätzen wissen

    Der Tod sagt man, kann das nicht rauben,
    was man tief in seinem Herzen trägt.
    Ist es das, an was wir wollen glauben,
    bis unsere letzte Stunde schlägt?

    Irrelevant – ich weiß es nicht!
    Aber von belang soll es heute nicht sein,
    denn ich sehe in dir immer ein Licht,
    egal wann, egal wo, egal wie klein.

    Ein Licht in dessen Nähe ich gern verweile,
    in dunklen, wie in hellen Zeiten,
    ganz ruhig und besonnen ohne Eile,
    so schätze ich an dir jede einzige deiner Seiten.


Mit einem kleinen Schmunzeln dachte sie an die Worte, die sie Cilia, der Adaneth der Arcana, erst vor geraumer Zeit entgegen gebracht hatte.
„Es ist alles gut so, wie es ist – bis es sich ändert, wenn es sich ändern soll.“
So war ist und so würde es sein, bis es sich anders ergeben würde und in der nächsten Zeit musste sie sich wieder mehr ihrer Ninniacthel und dem Musikunterricht widmen.


Zuletzt bearbeitet von Miw'Faervelin am 21 Mai 2018 14:26, insgesamt einmal bearbeitet
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