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Die Namenlose - Schiffbau auf La Cabeza
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Jaron Sylva





 Beitrag Verfasst am: 29 Apr 2016 11:08    Titel: Die Namenlose - Schiffbau auf La Cabeza
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Die Namenlose - Schiffbau auf La Cabeza

|| Geschichten über den Bau einer Brigg auf der Südmeer-Insel La Cabeza, ihre künftige Mannschaft und die Unbill, Handwerker für ihre Arbeit bezahlen zu müssen ||




Episode 1 - Prolog

Anfang des Jahres 259
Auf La Cabeza



Die Völker dieser Welt pflegten über ihre Ahnen und ihre eigene Geschichte zu singen, zu schreiben und zu berichten. In ausufernden und nicht selten blutrünstigen Epen weiß fast jeder Mensch, Elf, Zwerg oder dreckiger Lethar den Weg seines Volkes zu berichten - vom mythischen Anfang, bis zum vielleicht irgendwann einmal hereinbrechenden Untergang. Was die cabezianischen Piraten von solchen Epen halten, ist hinlänglich bekannt. Sie erzählen ihre eigene Geschichte lieber in frivolen Theaterstücken, alkoholschwangeren Erzählungen in der Hafenspelunke oder am Strand unter freiem Himmel. An Blut und Tod stehen sie indes ihren annalistischen Konterparts des Festlandes in nichts nach, ein Umstand, der erst jüngst seinen denkwürdigsten Niederschlag fand: Kapitän Raul Vincente Perera war tot!
Einst totgeglaubt und vergessen, mit einem verheerenden Pakt zurückgekehrt, aufgestiegen zu einem der bekanntesten Piraten überhaupt – das war die verfluchte Geißel der See höchst selbst. Doch ein Detail wurde ihm schließlich zum Verhängnis: Der Fluch. So mächtig und gefürchtet der Mann unter den Cabezianern auch war, all das hatte er teuer erkaufen müssen; Krathor hatte ihm einen Blutpakt dafür abgerungen, ihn zurück auf See zu schicken, mit einem Schiff, das die Welt bis dato nicht gesehen hatte.
„Bring mir Seelen, auf dass die deine frei sei!“
Und Raul wäre nicht ein Sohn des alten Perera, hätte er sie ihm nicht gebracht! Lange Jahre ging dieser Pakt gut, die Männer und Frauen banden sich über einen Blutpakt an das Schiff und ihren Kapitän, schickten jeden, den sie auf See umbrachten direkt zu Krathor – in dessen Reich sie selbst jedoch auch eingingen, sollten sie im Dienste Raul Vincente Pereras ihr Leben lassen. Das war der Pakt. Das war Rauls Verhängnis.
Die schwarzen Segel der Toro de la Muerte waren bis zu Beginn des Jahres 259 nur mehr selten gesetzt worden, wenig Beute wurde eingebracht und noch weit weniger Seelen. Das Glück schien den Alten verlassen zu haben, das spürten viele seiner Männer und offenbar auch er selbst, wieso sonst sollte er sich auch in seiner Kajüte einschließen, statt zu Kaperfahrten aufzubrechen? So ging es Mond für Mond, bis es dem Schöpfer des Schiffes, dem Buhler unter den Dunkelsten der Götter und Dämonen, zu „bunt“ wurde. Der Bruch des Paktes sah nur eine einzige Schuld vor, die in fulminanter Gewalt in einer Nacht des jungen neuen Jahres 259 eingefordert worden ist. Splitterndes Holz, ein Seufzen, wie man es von sinkenden Schiffen zu gut kennt, ein surreales Aufblitzen; zarte Wellen, die schon bald der spiegelglatten See weichen – mehr blieb nicht von einem der größten Piraten der Geschichte, der zu viel gewollt und zu viel dafür gesetzt hatte.
Seine Leute, die Männer und Frauen des freien Inselreichs La Cabeza, das vielerorts auf Gerimor als Sündenpfuhl und Drecksloch verschrien war, hatten nun ein existenzielles Problem. Ihr wichtigstes, schlagkräftigstes Kaperschiff, und damit den wichtigsten Arbeitgeber der Insel, gab es nicht mehr. Dass mit dem Tod Pereras auch die oberste Machtinstanz auf der Insel vakant war, erwies sich indes als weit geringeres Problem, wussten die Piraten sich doch stets gut selbst zu helfen. So dauerte es nicht lange, bis sich in Sitzungen der Bruderschaft der Plan herauskristallisierte, neue Schiffe zu bauen. Nicht mehr so große Dreidecker, wie es die Toro de la Muerte gewesen war, denn das war zum einen unrentabel, zum anderen war solch ein Kahn ohne die verfluchte Hilfe Krathors doch ziemlich schwerfällig. Und in einem waren sich die Cabezianer einig: Nie wieder ein Pakt mit Krathor oder sonst irgendjemandem! Also sollten es schnittige, wendige Zweimaster werden, die ein solides Mittelmaß zwischen Schnelligkeit, Manövrierbarkeit und Schlagkraft aufwiesen. So hatten sich schließlich im Frühjahr bereits mehrere Mannschaften gebildet, die an dem Projekt „neue Schiffe für La Cabeza“ tüfelten, eifrig Material heranschafften, Pläne sichteten und Personal für die zu leistenden Arbeiten warben.

Eines dieser „Projekte“ war eine Brigg, die keinen Namen tragen sollte...



_________________
Jaron "Lysander" Sylva, Kapitän der Namenlosen

"Krieg, Handel und Piraterie,/Dreieinig sind sie, nicht zu trennen."
Mephistopheles, Faust II
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 Beitrag Verfasst am: 03 Mai 2016 22:49    Titel:
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Die Namenlose - Schiffbau auf La Cabeza

|| Geschichten über den Bau einer Brigg auf der Südmeer-Insel La Cabeza, ihre künftige Mannschaft und die Unbill, Handwerker für ihre Arbeit bezahlen zu müssen ||


Episode 1, Kapitel 1

03. Eluviar 259
Auf La Cabeza


Bartos Arcoza, der an Abenden wie diesen, in denen kaum eine Seele durch die modrigen Gassen des kleinen Inselstaates La Cabezas wanderten und bereits schliefen oder am Festland ihrer zugetragenen Aufgaben nachgingen, langweilte sich, seiner tatkräftigen und impulsiven Natur gemäß, bis aufs Blut.
Es war ihm, als belächle Mahu, die Wahnsinne, ihn - wo auch immer sie gerade sein mochte - und erfreue sich ihrer perfiden Kreativität, den Alten leiden zu machen. Während für sie nichts weiter von Nöten gewesen war, durch einen einzigen luziferischen Ausspruch seinen Drang nach Selbstbestimmung für die Ewigkeit zu festigen und den verqueren Wunsch aus dem zeitlebens kultivierten Hass zum Ende hin der Liebe in all ihren Züge den Platz einzuräumen, als unüberwindbare und unerreichbare Konstante in sein Hirn zu sengen; so einfach es für sie gewesen war, so unendlich erschwerte es ihre Tat ihm an solchen Abenden nicht nach einem unerreichbaren Ausweg aus seiner Lage zu suchen.
Und für gewöhnlich hätte sich der Alte in solchen Augenblicken eine Aufgabe gesucht, die in den Augen vieler seiner Kameraden als schädlich für die Gemeinschaft gegolten hätte, wenn er nicht auf der kleinen abgeschiedenen Insel die Macht besessen hätte ihnen solche Urteile zu seinen Gunsten auszutreiben.
Aber nicht heute! Heute saß er in seiner Höhle und zählte 'sein' Geld. Er verglich das Zählen der Münzen mit dem Zählen der imaginären Schafe, wenn man darauf bedacht war seine Gedanken nicht zu sehr in die unerwünschten Ecken des Hirnes kriechen zu lassen. Und angesichts der fortscheitenden Erfolge bei der Materialbeschaffung und zu leistenden Heuer bereits involvierter Handwerker, die den Schiffsbau vorantreiben sollten, schien es ihm eine gute Idee, sich des bereits hundertfach abgezählten Bestands der Obuli ein weiteres Mal seiner Richtigkeit zu versichern.
Doch irgendwie empfand er auch diese Tätigkeit als äußerst unbefriedigend. Und als sich schon der Gram in sein Gemüt schlich und graue und meinst von Aggression begleitete Regenwölkchen über seinem Haupt zu bilden begannen, da keimte die einfachste und sinnvollste Idee in ihm.
Wenn nicht er, dachte er, in diesem Augenblick der Ablenkung verlangte, so würde niemand seiner Kameraden sich dazu herablassen die Materialien allein aus der Höhle hinaus und hin zur Werft zu tragen. Ja, er würde heute, als Zeichen seines guten Willens und als Ausgleich für viele Fehltritte, sich und seine Person dem Wohle der Gemeinschaft opfern. Er würde, verstieg er sich, mit diesem Akt eigentlich nicht notwendiger und nicht von einem Einzelnen zu verlangender Selbstlosigkeit und Hinhabe, seinen die Insel lähmenden Egoismus und damit sich selbst läutern.
Aber weil er vor sich selbst Ehrlichkeit verlangte, musste er sich eingestehen, dass 'Hugo' mit einzubeziehen einen kleinen Bruch seiner immens überbewerteten Entscheidung darstellte. Aber wen kümmerte schon so ein maginales Detail? Es würde ja doch keiner merken, wenn er es ihnen nicht selber gestand - oder? So weit aus sich heraus zu kommen und Ehrlichkeit vor anderen, wie vor sich selbst, zu praktizieren - soweit musste man ja nun wirklich nicht gehen, nein.
Unzählige Male belud er das kleine Boot, das ihn und seine Kameraden so häufig zu ihrem versteckten Hort gebracht hatte und bemühte sein gestriegeltes Packferd, dem hier und da bereits vor einzughaltender Erschöpfung die Hufe einknickten. Mit jedem Gang, entlud er die Taschen Hugos und brachte das Gut mit heroischem Lächeln und aberwitzigem Kraftaufwand der höhste Anerkennung mit sich bringen müsse, so schwante ihm, in die Lagerräume der Werft.
Hier stapelte er Holz, dort lagerte er Sehnen und andernorts einen Großteil der Eisenbarren, um sie den Handwerkern so einfach als möglich zugänglich zu machen, sobald sie mit dem Bau beginnen würden.
Stunde um Stunde trieb er Hugo und sich durch die Straßen La Cabezas. Stunde um Stunde krähte und jammerte hier und dort ein einsames verbittertes Weib und beklagte sich über den desaströsen Krach des auf dem Boden aufschlagenden Holzes und der beißenden Tritte der Perdehufe. Stunde um Stunde, gröhlte man zurück und drohte den sich mokierenden und schläfrigen Inselbewohnern.
Und als er schließlich erschöpft und verschwitzt und zitternd auf dem Stuhl vor dem Zeichentisch der Schiffsarchitekten niedersank, fühlte er sich ganz gelöst. Er hatte etwas Gutes getan. Etwas Sinnvolles. Etwas, das ihm den Respekt seiner 'Untertanen', so dachte er von ihnen, ganz sicher einmal auch ohne Gewalt sichern würde.
Er öffnete eine Schublade, griff ein paar Blätter heraus und legte sie auf den Tisch. Es war eine Sammlung verschiedener Baupläne. Viele der darauf konzipierten Schiffe kannte er. Es waren große Viermaster, Koggen, Klipper, Beiboote - namenlich der Plan einer Digini - und viele weitere unterschiedliche Arten kleinerer und größerer Segelschiffe.
Er erinnerte sich an die fachliche Entscheidung Jarons und wühlte aus dem unsortierten Assortiment die Pläne einer Brigg hervor. Er breitete sie aus und lächelte. Und mit dem Lächeln als freundlicher Begleiter, schlief er über den Plänen ein.



Zuletzt bearbeitet von am 04 Mai 2016 14:18, insgesamt einmal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 04 Mai 2016 19:29    Titel:
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Die Namenlose - Schiffbau auf La Cabeza

|| Geschichten über den Bau einer Brigg auf der Südmeer-Insel La Cabeza, ihre künftige Mannschaft und die Unbill, Handwerker für ihre Arbeit bezahlen zu müssen ||



Episode 1, Kapitel 2

04. Eluviar 259
Auf La Cabeza


Es wurde bereits wieder hell, als Sebastiano noch immer über den Plänen der Brigg hing. Immer seltener, immer kürzer verließ er die Höhle, immer länger wurden seine Nächte, der Berg der ausgedämpften Zigarillos höher und die Flaschen diverser Alkoholika leerer.
Doch war es nicht die Länge der Planken, die Höhe der Masten oder die Maße der Segel, die ihn interessierten – die Positionierung der Kanonen, Stückpforten und die Anbringung der Brooktaue raubten ihm die Nächte.
Wieder und wieder verwarf er die Anzahl und Aufstellung der verschiedensten Kanonen und Karronaden. So war die Brigg einmal zu überladen, dann wieder zu wenig schlagkräftig.
Eines zumindest stand fest: die Bewaffnung würde sich auf zwei Kanonendecks aufteilen, die selbe Anzahl von Geschützen auf Backbord und Steuerbord, zwei Jagdkanonen am Bug, sowie zwei am Achterdeck, auf sechs Uhr ausgerichtet, für die Flucht.
Unzufrieden, träge und angetrunken, zog er los über die Insel, suchte jedes Geschütz des Verteidigungsrings auf und wog die Vor- und Nachteile der jeweiligen Kanonen ab.
Er, als ehemaliger Geschützoffizier der Toro de la Muerte, war prädestiniert für diese Aufgabe, wenngleich ihm der Gedanke an die größte Schwierigkeit seines Auftrages Kopfzerbrechen bereitete – wie sollte er den alten Dolgan überzeugen, innerhalb kürzester Zeit über zwanzig Kanonen zu gießen?

So verweilte er einige Zeit bei einer 24-pfündigen Kanone, den Blick in Richtung Osten, dem Sonnenaufgang entgegen. Ein weiterer Zigarillo fand den Weg in den Mundwinkel, eh er gezielten Schrittes wieder zur Höhle zurückeilte. Der Entschluss war gefasst.
Konzentriert zeichnete er nach und nach die Stückpforten am unteren Deck sowie die Löcher im Freibord in den bereits bestehenden Plan. Ohne Rücksicht auf Verluste wurden Maße überzeichnet und weggestrichen. Mit einem letzten zufriedenen Nicken beschaute er sich den Plan und breitete ihn auf dem Tisch der Schiffsarchitekten aus, auf dass diese seine Vorstellungen umsetzen würden.
Je zehn 18-pfündige Kanonen auf Steuerbord und Backbord, vier am Hauptdeck, sechs unter Deck sollten das Gefecht tragen, zwei weitere am Achterdeck das Heck hinaus, die das Absetzen sicherten.
Zwei 12-Pfünder, durch das geringere Gewicht der Kugeln weitreichender, würden die Flucht eines Beuteschiffes unmöglich machen. Für das dem Entern vorausgehende Vorbereitungsfeuer brachte er noch mehrere Drehbassen deutlich kleineren Kalibers, welche mit einem Schildzapfen auf der Reling befestigt wurden, zu Papier.
Mit der Liste in Händen, trat er seinen Gang zur Festung an. Ein großer Humpen Bier würde den alten Grantelbart schon gefügig stimmen, dachte er sich, als er die Aufstellung der Kanonen Dolgan vortrug. Als Sebastianos Plädoyer endete, bereit, sich einer nicht enden wollenden Schimpftirade auszusetzen, stimmte der alte Zwerg der Insel ohne große Wiederworte zu – einzig die Mithilfe sowie die Bereitstellung von Mannstärke, wie auch Kupfer und Zink zum Gießen der Bronzekanonen mussten zugesichert werden.

Ein Leichtes, wie es sich herausstellen sollte, immerhin lagerten die bereitstehenden Materialien nur wenige Schritt‘ entfernt.
So hatte er seine Schuldigkeit fürs Erste getan, wartete nur noch auf den Aufruf zur Mitarbeit, der alsbald folgen sollte, um La Cabeza mit einem neuen Schiff und der ältesten, kampferprobtesten Mannschaft der Insel, zu alter Stärke zurück zu führen.
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Ohtis Gruenwald





 Beitrag Verfasst am: 05 Mai 2016 14:26    Titel:
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Die Namenlose - Schiffbau auf La Cabeza

|| Geschichten über den Bau einer Brigg auf der Südmeer-Insel La Cabeza, ihre künftige Mannschaft und die Unbill, Handwerker für ihre Arbeit bezahlen zu müssen ||



Episode 1, Kapitel 3

5.Eluviar 259
Bajard/Cabeza


Wieder einmal hatte er seinen Laden bis in die Nacht hinein offen gehalten und war grade mit dem vermeintlich letzten Kunden des Abends beschäftigt . Aber Ohtis sollte an diesem Abend so schnell noch keine Ruhe finden. Kurz bevor er schließen wollte klopfte es geräuschvoll an der Türe der Schreinerei und nach einer kurzen Bedenkzeit öffnete er dann. Eine ganze Truppe stand vor der Türe und eine Braue hebend betrachtete er diese einen Moment. Kannte er doch den einen oder anderen vom sehen oder auch von früheren Aufträgen. Ohtis hieß sie Platz zu nehmen und einen Moment zu warten bis er mit der Kundschaft fertig wäre ,ein wenig später widmete er dem Wortführer seine Aufmerksamkeit.

Wie sich herausstellte hatten seine Gäste größere Pläne und suchten dafür Handwerker die jene umsetzen würden. Nun gut ein so großes Schiff hatte Ohtis noch nie gebaut ,wohl mal einen Ruderkahn,einen Fischkutter oder einen kleinen Frachtsegler der Küstennah verkehrte.
Aber eine Brigg war doch etwas anderes,aber was war das Leben ohne Herausforderungen…..
Nun ging es ein wenig mehr ins Detail und die Besichtigung der ihm noch in Erinnerung gebliebenen Werft. Er wollte sie in Augenschein nehmen und inspizieren,jedoch wand er ein das sie wohl zu klein wäre für ein derartiges Schiff,kannte er sie doch noch aus früheren Zeiten.
Nach Worten seiner Gäste würde ein Werftumbau ,eine Vergrößerung zu diesem Zwecke in Betracht gezogen.

Blieben die Frage des Materials und der Handwerker, nun Holz so ergab das Gespräch wäre wohl kein allzugrosses Problem da die Holzvorräte wohl zu beschaffen wären . Vermutlich im Tausch gegen das inseleigene Mahagoniholz das es dort zu Genüge gab.
Ohtis erklärte sich bereit sich um die Handwerker zu kümmern und würde sehen das er einen weiteren Schreiner ,Schmiede und Segelmacher oder eben Schneider gewinnen würde für den Auftrag.

Noch am selben Abend versuchte er sein Glück beim Nachbarhaus der Schneiderei Nohlan,jedoch hatte er kein Glück .So durchstreifte er Bajard und versuchte sein Glück bei den Dantares und lud Brewera sowie ihren Bruder am folgenden Abend in sein Haus ein um das Vorhaben zu besprechen. Jedoch erschien sie allein ,der Bruder hatte wohl keine Interesse .So hieß es einen anderen Schreiner aufzutreiben. Nach einem netten Abend an der er Brewera den Auftrag darlegte und sie auch zustimmte mit zum Gelingen beizutragen ging Ohtis zufrieden zu Bett mit dem Wissen eine Schmiedin gewonnen zu haben für das Vorhaben.
Am nächsten Tag um die Abendzeit suchte er erneut die Schneiderei Nohlan auf und hatte Glück sie anzutreffen, so erläuterte Ohtis auch ihr den anstehenden Auftrag nachdem er sich
soweit vor getastet hatte das sie auch nicht abgeneigt wäre daran mitzuwirken. Zwar war sie in der Segelmacherei noch nicht so erfahren ,aber für eine Schneidermeisterin würde auch das wohl kein Problem sein.
Allerdings waren sie beide der gleichen Meinung das ein zweiter Schneider nicht schaden könne und so machten sie sich kurzerhand auf zu Ailidia Wintereich um sie zu gewinnen. Auch sie schien nicht abgeneigt ,eine ganze Weile unterhielten sie sich noch und auch wurde hin und her überlegt wenn man noch an Bord holen könne von den ortsansässigen Handwerkern. Und es galt zu besprechen ob einer Seiler aufgetrieben werden musste,schließlich benötigte so ein Schiff doch einiges an Tauen….

Nun Ohtis würde sich auch darum kümmern ,zuvor jedoch eine Mütze Schlaf ….und morgen würde er die Werft nochmal inspizieren.


Zuletzt bearbeitet von Ohtis Gruenwald am 05 Mai 2016 14:53, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Jaron Sylva





 Beitrag Verfasst am: 06 Mai 2016 10:47    Titel:
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Die Namenlose - Schiffbau auf La Cabeza

|| Geschichten über den Bau einer Brigg auf der Südmeer-Insel La Cabeza, ihre künftige Mannschaft und die Unbill, Handwerker für ihre Arbeit bezahlen zu müssen ||




Episode 1 – Kapitel 4

04.-06. Eluviar 259
Auf La Cabeza



Es war lange her, dass der Einbeinige einmal ein eigenes Schiff besessen hatte.
Kein großes oder überaus formschönes Schiff, aber sein eigenes. Ein Kutter war diese holde Schönheit – denn wahrlich, in seinen Augen war dieser bauchige, niedrig im Wasser liegende Kutter die schönste Dame der See, die er damals kannte – und hatte ihm so manch‘ guten Dienst erwiesen. Oft war er damit zum Fischen hinaus gefahren, hatte Schmuggelfahrten auf eigene Rechnung gemacht oder hatte Piraten und deren Komplizen im Schutze der Nacht zu oder aus den Reichen transportiert. Dieses Schiff hatte ihm viel geschenkt – und viel genommen. Als es sank, war sein rechtes Bein unterhalb des Knies mit ihm auf den Grund des Meeres gesunken. Das lag nun schon viele Jahre zurück und er hatte sich daran gewöhnt, ein Holzbein zu tragen. Nur an eines, das konnte und wollte er sich nicht gewöhnen: Noch einmal ein Schiff, das er führte, sinken zu lassen!

Ein hehrer Vorsatz, den er zu halten gedachte; der erste Schritt dazu galt der soliden Vorarbeit für das schon bald auf Kiel gelegte namenlose Schiff.
Da die Zimmerleute, die sie engagieren konnten, keine gelernten Schiffsbauer waren – wenn man vom Bootsbau einmal absah – würde es von großer Bedeutung sein, ordentliche Baupläne bereitzustellen. In ihrem Versteck hatten wir für derlei Angelegenheiten einen Platz eingerichtet, an dem zuletzt bereits Sebastiano die Nacht zum Tage werden ließ, als er sich um die Bestückung der Brigg gekümmert hatte. Da es sich gemeinsam besser arbeiten ließ, hatte sich Jaron zu ihm gesellt und bei Kerzenschein die Pläne durchgesehen, die sie schon hatten. Bartos hatte unter anderem einen Querschnitt des Rumpfs und der Basis des stehenden Guts aufgetan, den er sich näher besah. Ein Dreimaster, den der Zeichner des Plans irrwitzig als Brigg bezeichnet und damit Lügen strafte, war es doch klar als eine Bark kenntlich. Ein flottes Schiff, dessen Segelfläche sich ebenso leicht wie die der Brigg bedienen ließ, jedoch für ihre Zwecke zu groß ausfiel. So verbrachte der ehemalige erste Offizier der gesunkenen Toro de la Muerte die erste Nacht damit, den Plan abzuändern (denn der Grundstock, die Killienie, war durchaus solide) und ihren Bedürfnissen anzupassen. Der Aufbau an achtern, das erhöhte Achterdeck – für Briggs nicht unbedingt typisch – behielt er bei, denn es würde sich gut als Standort für die Drehbassen eignen, die Sebastiano parallel für die Bestückung einplante. Von dort aus würde man den Gegner kurz vor dem Entern bequem bestreichen können.





Ob sie tatsächlich zwei Kanonendecks verwenden sollten, dessen war er sich indes noch nicht so sicher, wie der einstige Geschützoffizier Sebastiano. Ein freies Oberdeck wäre ihm lieber gewesen, da die alltägliche Arbeit des Matrosen dadurch erleichtert worden und die Kanonen nicht so offen der salzigen Seeluft ausgesetzt wären. Wären sie nur im Kanonendeck unterhalb des Oberdecks aufgestellt, wären die Kanonen vor der Unbill der See geschützt, wann immer man die Stückpforten schloss und ließen sich an der Bordwand hochziehen und vertäuen, so dass mehr Platz außerhalb der Kämpfe bestand. Einfach, aber pragmatisch. Doch er verstand die Gedankengänge seines Kameraden. Zwar lag es nicht in ihrem Interesse, offene Seeschlachten auszufechten – denn die gewiss zu erwartenden Schäden an Schiff, Mannschaft und Ausrüstung waren teuer und schmälerten die Gewinnspanne -, sondern sie bestmöglich durch List zu vermeiden, jedoch musste man vorbereitet sein. Ein Batteriedeck war dadurch bei einem Schiff dieser Größe womöglich zu wenig, hatte Sebastiano zu Recht eingewandt. Also machte Jaron beim fertiggestellten Plan einen entsprechenden Vermerk für das Oberdeck, dass dort ebenso Stückpforten und Stellplätze für Lafetten und Brooktau-Verankerungen einzuplanen seien.

Den folgenden Tag und die Nacht vom 05. auf den 06. Brachte der Einbeinige damit zu, den Hafen abzulaufen, die Werft und das seichte Areal vor der Festung zu begutachten, ehe er sich letztlich um den Segelplan und die Takelage kümmerte.
Die Werft war gerade groß genug, um den Rumpf aufzusetzen und dann diese Rumpfbasis, die innerhalb der Werfthalle vielleicht gerade bis zur Wasserlinie hoch errichtet werden konnte, aus der Werft herauszuziehen und mittels Booten zur Fortsetzung der Bauarbeiten ins seichte Wasser vor der Festung zu schleppen. Es war zwar keine richtige Helling, aber für ihre Zwecke würde es genügen müssen. Erst, nachdem er die Route mehrmals abgefahren und sich sicher war, dass der Transport gelingen könne, begab er sich zurück in ihren Unterschlupf. Es war bereits Abend geworden, als er dort mit der Konzeption der Takelage und Segelflächen beginnen konnte. Die Namenlose sollte einen leicht rückwärtsgewandten Großmast erhalten, um dem dort angebrachten Schratsegel zu schmeicheln, zudem sollte ein Ausguck eingeplant werden. Neben einigen Rahsegeln an Groß- und Fockmast, gedachte er zudem, einige Stagsegel am Fockmast einzuplanen, um die Segeleigenschaften höher am Wind zu verbessern. Lage und Menge an laufendem Gut vermerkte er zuletzt so genau, wie irgend möglich, legte lieber noch ein paar Schritt‘ oben auf, um auf Nummer sicher zu gehen. Schließlich würde nur eine effiziente Gestaltung des laufenden Guts und der Schoten sicherstellen, dass mit minimaler Matrosenzahl maximale Effizienz in der Bedienung der Brigg erreicht werden konnte.

Erst, als sämtliche Pläne, Listen und Aufsichten abgeschlossen waren, fand er einen erholsamen Schlaf, der ihn für die letzten schlaflosen Tage entschädigen sollte. In den nächsten Tagen würden sie mit dem eigentlichen Bau endlich beginnen können, wenn erst einmal die Kielhölzer gesetzt wurden.

_________________
Jaron "Lysander" Sylva, Kapitän der Namenlosen

"Krieg, Handel und Piraterie,/Dreieinig sind sie, nicht zu trennen."
Mephistopheles, Faust II


Zuletzt bearbeitet von Jaron Sylva am 06 Mai 2016 10:58, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Philip Naram





 Beitrag Verfasst am: 26 Mai 2016 00:28    Titel:
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Die Namenlose - Schiffbau auf La Cabeza

|| Geschichten über den Bau einer Brigg auf der Südmeer-Insel La Cabeza, ihre künftige Mannschaft und die Unbill, Handwerker für ihre Arbeit bezahlen zu müssen ||



Episode 1 – Kapitel 5

25.-26. Eluviar 259
Auf La Cabeza


Die Nase zieht er hoch. Im Schneidersitz, ein Bein über das andere, hat er sich auf dem Steg Platz gemacht, sieht an, was da mal ein Schiff werden soll, eines, mit dem irgendwann in ferner, vielleicht naher Zukunft einer oder jener über die See segeln, oder wenigstens bis zum nächsten Ufer, kommen soll. Ganz so scheint er es nicht begriffen zu haben, was sie, die zukünftig dessen Crew sein wollen, mit so einem Ungetüm eigentlich anfangen wollen. Und so wirklich Ahnung vom Schiffsbau hat er eh nicht.
Er inspiziert: Das Holz, die Planken, die aus dem Holz gefertigt wurden, die Nägel, die halten müssten, die mal zu krumm, mal zu gerade sind - zumindest taugen sie nicht; wenigstens da ist er sich sicher. Er hat gesehen, wie schnell sie sich lösen, wenn nur ein einziger - wenn auch ein recht kräftiger Mann - auf die Planken einwirkt. Was werden wohl die Wellen dazu sagen ?
Ach, was weiß er denn über die Wellen. Aber doch weiß er, was es bedeutet, etwas zu fertigen, das nicht gleich dann zerbricht, sobald ein Schlag es trifft. Bei allen Göttern: Er hat bei Meistern sein Handwerk gelernt(!). Ihm ist doch bewusst, daß das, was da an Nägeln geliefert wurde nicht lange taugen wird.
Selbst ihm, der so dasitzt, am Rum nippend, getrockneten, halb vergammelten Fisch kauend - eine cabezanische Delikatesse; so wurde ihm gesagt -, daß das, was er da sieht, nicht taugen wird. Vielleicht wurde er deswegen angeheuert, um nicht zu sagen überredet.. gezwungen ?!. Wie dem auch sei. Er ist hier, vor der größten Aufgabe seines bisherigen Lebens sitzend.
Lieber noch ein Schluck aus der Flasche.
Es werden viele Nägel sein müssen. Und auch anderes; Alles, was nötig ist, um ein Schiff zu bauen, das den Ansprüchen der Crew gerecht werden soll. Es müssen Erze herangeschafft werden. Kohle, um diese Erze zu schmelzen. Eisen. Ja. Viel Eisen für die Nägel. Silber vielleicht ?. Gold. Verzierungen hat doch jedes Schiff, und jedes gute Schiff muss etwas Besonderes sein. Diamant - das wird gehörig mehr Schutz verschaffen. Nägel aus Diamant... nein.. zu schwer.. zu teuer... zu selten.
Zumindest Eisen muss es erst mal sein. Ausreichend Eisen. Die richtige Mischung aus Eisen und Kohle, damit die Nägel halten - und die richtige Art, sie zu fertigen.
Er fühlt, das Gerippe anstarrend, daß er etwas richtig machen, daß er helfen kann, dieses Werk zu vervollständigen, ein Teil davon, geborgen zu sein.


Zuletzt bearbeitet von Philip Naram am 26 Mai 2016 00:43, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Jaron Sylva





 Beitrag Verfasst am: 14 Jun 2016 20:59    Titel: Episode 1 – Kapitel 6: Abschluss der Vorbereitungen
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Episode 1 – Kapitel 6

Eluiviar 259
Auf La Cabeza und Gerimor



Der Zimmermann und Tischlermeister Othis hatte sich als ein zuverlässiger Mann erwiesen, wieder einmal. Der Einbeinige, der Tag und Nacht akribisch darauf achtete, dass die Vorbereitungen und Arbeitsschritte an der Namenlosen auch reibungslos und korrekt abliefen, hatte diese Landratte zunehmend ins Vertrauen genommen. Mittlerweile wusste Othis, worauf er achten musste und arbeitete zügig und mit Zuversicht; so auch als Mittler.
Lange hatte der Mannschaft um die Alten für ihr Unterfangen nämlich ein Schneider gefehlt, der sich neben der Verarbeitung von Segeltuch auch auf die Herstellung von Seilen verstand. Ende des vorigen Mondslaufs hatte er eine solche Vertreterin ihres Fachs namens Ailidia aufgetan, die sich auch zügig ans Werk machte. Gewiss, Jaron musste ihr im Detail auseinandersetzen, wie die einzelnen Segel aufgebaut waren, welche Maße sie hatten, welche Segelfläche er insgesamt anstrebte – und vor allem, dass sie bei allen Geistern der See kein zu leichtes Segeltuch verwenden dürfe! Erst ein Tuch, das im Laufe der Zeit unter dem Einfluss von See und Wetter bretthart wurde, war ein gutes Tuch. Insgesamt etwas mehr als 58 Quadratruten Segelfläche würden sich am Ende auf 13 Rah- und Stagsegel verschiedenster Ausführungen verteilen: Eine geballte Macht Mobilität, mit der bei jedem Wetter und Wind zu rechnen war. Doch kein Segel konnte funktionieren, ohne eingebracht, gesetzt oder ausgerichtet werden zu können – das laufende Gut war essentiell und nicht weniger zahlreich, als die Segel! Ob Fall, Schoten, Toppnanten, Geitaue, Niederholer, Brassen, Gordinge, Taljen und wie sie nicht alle hießen… allesamt Tauwerk verschiedenster Stärken und Längen. Und da waren wir noch gar nicht bei den Bestandteilen des stehenden Guts, wie Wanten oder Stagen! Bis in die Schwalbenkunft hinein standen und drillten zahlreiche Hilfsarbeiter – die Reepschläger – in ihrem Aufrag, geführt von der Schneiderin und überwacht vom einbeinigen Piraten, an den Reeperbahnen am cabezianischen Strand die Taue. Tag für Tag, Nacht für Nacht, Schicht um Schicht.
Zur selben Zeit schritt der Bau des Rumpfes voran, war bereits aus der Werft vor die Festung geschleppt worden, um stehendes Gut aufstellen, Decks einziehen und Einbauten montieren zu können.






Fortsetzung und mehr zu den eigentlichen Bauarbeiten in chronologischer Reihenfolge in den folgenden Episoden…

_________________
Jaron "Lysander" Sylva, Kapitän der Namenlosen

"Krieg, Handel und Piraterie,/Dreieinig sind sie, nicht zu trennen."
Mephistopheles, Faust II


Zuletzt bearbeitet von Jaron Sylva am 14 Jun 2016 23:56, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Jaron Sylva





 Beitrag Verfasst am: 22 Jun 2016 10:59    Titel: Episode 2 - Kapitel 1: Kiellegung
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Episode 2 – Kapitel 1

Anfang Schwalbenkunft 259
Auf La Cabeza



Bereits Ende Eluiviar waren alle Vorbereitungen abgeschlossen, so dass der Bau beginnen konnte. Lokalität war, wenig überraschend, für die erste Zeit die cabezianische Werft am Ostufer der Bucht.

Dort hatten die Männer all jenes Material aufgetürmt, das sie für die Errichtung des Rumpfes benötigten: Holz, teilweise vom Tischlermeister Othis schon in Form gebracht, Nägel, Stifte, Krampen, Werkzeug, Wolle und Pech für das Werg… der Einbeinige war zufrieden. So ein gut gefülltes Hellegatt hatte er zuletzt auf der Toro erlebt. – Möge die alte Dame ihren Frieden gefunden haben. Lange Nächte hatte der ehemalige Erste in dem Versteck der Alten darüber gebrütet, wie se die Bauabläufe am besten koordinieren und aufeinander abfolgen lassen sollten. Die Handwerker, welche sie angeheuert hatten, wussten wenig oder gar nichts über den Schiffbau, mussten von Anfang bis Ende angeleitet werden.

Einzig Othis hatte schon einmal eine Jolle gebaut, was für die vor ihnen liegende Aufgabe vorerst reichen würde: Es galt, die Kiellegung in die Tat umzusetzen, die Kielhölzer auf der Helling der Werft zu setzen und zu montieren; darüber hinaus mussten die Spanten gebaut und angesetzt werden, auf dass das Rumpfskelett seine Form erhalte. Das alte Holzbein hatte sich im Vorfeld schon ordentlich Kaffee und Wildkraut besorgt, um in den nächsten Tagen möglichst wenig Schlaf zu finden, denn diese Tage waren elementar für den Erfolg des Unterfangens. Ein Fehler, und die Stabilität und Integrität des gesamten Schiffes wären in Frage gestellt oder gleich dahin!



So trafen sich an einem frühen Morgen des jungen Schwalbenkunfts die Männer in der Werft, um ihr Werk zu beginnen. Neben den Seeleuten und Auftraggebern selbst, waren dies sämtliche Tischler beziehungsweise Zimmerleute und der Schmied aus dem Kontingent der angeheuerten Handwerker. Die übrigen Fachkräfte waren bereits daran, für künftige Arbeitsschritte Werkzeug und Material vorzubereiten und würden zur rechten Zeit dazu stoßen – doch nicht an jenem Tag.

Dieser Tag galt dem Beil und der Axt!
Zuerst wählten Othis und Jaron die richtigen Hölzer für den Kiel aus dem Vorrat aus; es musste lange genug trocken gelagert worden sein, von kräftigem Wuchs und Struktur sein. Der eine Mann brachte die Expertise aus dem Holzhandwerk, der andere jene aus der Seemannschaft – so war es ein Leichtes, die optimalen Werkstücke auszumachen. Währenddessen hatten die übrigen Männer, angefeuert von den liebreizenden Beschimpfungen des bärbeißigen Bartos bereits die Feuer angefacht und das Werkzeug griffbereit, für jede Schandtat zu haben. „Feuer?“, mag da manch ein Leser fragen, der noch nie zur See gefahren ist und bestenfalls das Schaukeln einer Kutsche als heftig bezeichnen könnte. Aye, Feuer würden die Männer zuvorderst brauchen. Denn die ersten Arbeitsschritte bei der Kiellegung bedurften viel Fingerspitzengefühls.

Jaron hatte lange abgewogen, ob der Balkenkiel weitestgehend gebogen oder gebaut werden sollte. Da es keinen Baum der Welt in einer Länge gab, als dass man aus dessen Stamm einen gesamten Kiel zimmern und über den Feuern biegen könnte, musste man ohnehin den Kiel aus einzelnen Stößen zusammensetzen oder, in der Sprache der Seeleute, „bauen“. Beides hatte seine Vor- und Nachteile. Die rein gebauten Kiele waren, wie auch die Spanten selber Art, zwar leicht herzustellen, in ihrer Stabilität jedoch auf Grund mäßiger Faserausrichtung des Holzes und der einzelnen Stöße weniger stabil, als gebogene. Dadurch bedarf es kräftigerer Ausführung und, im Falle der Spanten, derer mehr – was zu einem spürbaren Gewichtsanstieg führt. Gebogene Kiele, wenn man von einem Stamm ausginge, der lang genug dafür wäre – ein Gedankenkonstrukt – wären von äußerster Stabilität, da die Faserstruktur des Holzes gewahrt bliebe, der Kiel aus einem Stück über dem Feuer gebogen worden wäre. Nur gibt es eben keine Stämme, die lang genug dafür wären. Da Jaron aber seinen Kameraden versprochen hatte, ein optimales Schiff zu kreieren und ihr Vertrauen nicht mit Füßen treten wollte, beschloss er eine Mischung aus beiden Techniken: Der Kiel würde aus eben so vielen einzelnen Stößen gebaut, wie es gerade so nötig war, und die einzelnen Stöße würden mittels Hitzebiegung der Kielform angepasst. Ebenso würden sie bei den Spanten vorgehen – dort würde sich der Vorteil in Stabilität und Gewichtsersparnis erst richtig auszahlen!

Meister Othis und seine Kollegen machten sich zügig daran, die einzelnen Stöße für den Kiel zu bauen. Beile und Dechseln kamen zahlreich zum Einsatz, um aus den Stämmen die Balken zu schlagen – darauf hatte der Einbeinige nämlich ebenso bestanden. Gewiss, es wäre schneller gegangen, die Balken zu sägen, doch das Holz war meist stabiler, wenn man die Balken mit der Klinge schlug. Womöglich war das wieder einer dieser abergläubischen Angewohnheiten des Piraten, seine Kameraden kümmerten sich nicht darum, waren die meisten von ihnen in der Angelegenheit ja nicht besser. Bereits zwei Tage später stand der Kiel, sorgfältig unter Anleitung von Meister Othis aus den Stößen zusammengebaut, wobei diese jeweils durch Stifte, Krampen und Nägel miteinander verbunden wurden. Solch ein Kiel, hatte Jaron während dessen Errichtung den Bauenden erzählt, hatte in der Segeltauglichkeit des Schiffes eine essentielle Bedeutung: Die Takelung der Brigg war für sich allein stehend nicht optimal für das Segeln am Wind, doch mittels des Kiels – der extra deswegen auch etwas tiefer ausgeführt war – konnte der Lateralplan des Schiffs vergrößert werden. Die Unterwasserfläche des Rumpfes wurde dadurch vergrößert, die Abdrift, die sie beim Kurs am Wind zu erdulden hatten, stark verringert; die Segeleigenschaften der Brigg sollten somit deutlich verbessert werden.




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Jaron Sylva





 Beitrag Verfasst am: 29 Jun 2016 20:46    Titel: Episode 2 - Kapitel 2: Spanten, Beplankung und Kalfatern
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Episode 2 – Kapitel 2

Anfang/Mitte Schwalbenkunft 259
Auf La Cabeza



Mit der Montage des letzten Kielstoßes ging es auch für die Piraten selbst erstmals vermehrt ans Eingemachte.
Hatten bisher die Piraten nur Hilfs- oder Zuarbeiten geleistet oder die Administration übernommen, während die angeworbenen Handwerker die Hauptarbeit leisteten und leisten würden, sah es bei einem der folgenden Arbeitsschritte konträr aus. Die Männer mussten den eigentlichen Rumpf bauen, das heißt die Beplankung am Rumpfskelett aufbringen und verdämmen. Die Verdämmung, genauer gesagt, das Kalfatern, war ureigenste Aufgabe des Seemannes!



Hölzerner Kalfathammer, Kalfateisen und Dweiel hatte nicht nur der alte Einbeinige aufpoliert und zu diesen Tagen um den 10. Schwalbenkunft dabei, sondern auch jeder einzelne seiner Kameraden. Ehe es jedoch dazu kommen konnte, Pech zu erhitzen und Werg vorzubereiten, mussten die Zimmerleute ans Werk gehen: Die Beplankung, und davor die Spanten, waren die erste Baustelle. Jaron war mal mit dem innersten Kreis der Mannschaft, mal alleine lange Nächte am Austüfteln der Spezifikationen des Schiffskörpers gesessen, so auch der Beplankung. Es gab viele Möglichkeiten, diese vom Reißbrett in die Tat umzusetzen und der Einbeinige kannte sie alle aus erster Hand: Klinkerbauweise, Kraveelbauweise und eine Mischung aus beiden.
Bei der Klinkerbauweise überlappen sich die einzelnen Stöße der Planken, die vom fähigen Zimmermann dergestalt zueinander angeschmiegt werden, dass die Landung nahtlos verläuft. Wirkliche Dichtigkeit erlangt man bei geklinkerten Rümpfen allerdings erst unter Zuhilfenahme der Einbringung eines Wollfadens auf Höhe der Landung. Schiffe, die mit geklinkerten Rümpfen ausgestattet sind, wiesen formidable Segeleigenschaften am Wind auf, hatten sie doch durch ihre Oberfläche eine bessere Führigkeit. Auf Gerimor war diese Bauweise sehr weit verbreitet: Ruderboote, Fischerboote, kleinere Handelsschiffe und nicht zuletzt die Langschiffe der Thyren waren typische Vertreter. Bei den Handelsschiffen hatte sich noch vor Jarons Geburt, damals auf Drachenfels, eine neue Technik aufgetan: Man beplankte die Rümpfe oberhalb der Wasserlinie geklinkert, unterhalb kraveelt.

Kraveelte Rümpfe sind spiegelglatt und die Ausformung des Rumpfbaus, die sie für ihre namenlose Brigg auserkoren hatten. Überhaupt war es die mittlerweile bei nahezu sämtlichen Hochseeschiffen übliche Beplankung, überwogen die Vor- doch die Nachteile um Längen. Die Planken werden direkt übereinander Naht an Naht an den Spanten montiert, wobei es elementar ist, die Stöße versetzt zueinander zu orientieren. Die allgemeine Stabilität ist gegenüber der Klinkerbauweise deutlich erhöht, der Rumpfbau indes weit komplizierter und der Erhalt arbeitsintensiver. Die Planken müssen nicht nur angebogen, sondern auch an den auslaufenden Enden zu Bug und Heck verjüngt werden; die dauerhafte Dichtigkeit wird derweil nur durch Kalfatern erreicht, und das in regelmäßigen Abständen! Freilich gab es noch Mischformen und Verbesserungen, wie die doppelte Beplankung. Doch waren sie allesamt entweder zu teuer, unnötig kompliziert oder, wie im Falle der doppelten Beplankung, zu schwer für ihr Unterfangen und würden das Schiff unnötig verlangsamen.

Die nächsten Tage gehörten den Schmieden und Zimmerleuten um Meister Othis: Die Spanten wurden gebaut (Anmerkung für geneigte Leser: Gebaute Spanten, vgl. vorheriger Eintrag) und entlang des Kiels errichtet, gepaart mit Querverstrebungen und Längsspanten, um die Basis der Decks zu begründen und die Rumpfstabilität zu verbessern. Die Schmiede schmiedeten Nägel und Krampen, was das Zeug hielt, um für die Anbringung der Planken das Montagematerial zu liefern und Werkzeuge zu reparieren. Die Essen standen dieser Tage auch nachts nicht still. Es ging zügig, schon am 13. Schwalbenkunft konnte damit begonnen werden, die Planken anzubringen; rekordverdächtigte fünf Tage später war es soweit: Das Kalfatern der abgeschlossenen Kraveelbeplankung stand an.



Die ganze Mannschaft trat an, um diese dreckige, aber notwendige Arbeit durchzuführen. Alle trugen sie Kleidung, die entweder schon von Pechflecken nur so starrte oder saubere Arbeitskleidung, die es bald würde. Während die eine Hälfte sich darum mühte, das Pech in Bottichen unweit des Rumpfes zu erhitzen und das von den Schneiderin hergestellten Werg in verarbeitungsfähige Längen zu kürzen, kraxelte die andere schon die für diesen Zweck errichteten Gerüste oder Kräne hinauf. Mittels des Schöreisens, des dünnsten der Kalfateisen, setzten die Männer zuerst das Werg an die Kalfatfuge an, um es dann an die untere Plankennaht zu drücken und nach oben hineinzuschieben. Daraufhin schlugen sie es mit Kalfathammer ein und verdichteten es nachfolgend mit kräftigeren Kalfateisen, bis das Werg die rechte Dichte und Position erreicht hatte: Ein Erfahrungswert, der jedem Seemann früher oder später ins Blut überging. Der nächste Arbeitsschritt sah das vergießen mit dem erhitzten Pech vor, das mittels des Dweiel, einer Art überdimensionierter Pinsel mit pommeligem Abschluss, auf die Fugen gebracht werden musste. Dieses Abdichten ging grundsätzlich nicht ohne Flecken von dannen, egal wie erfahren der Seemann war, der ihn schwang.
So hallte die Werft bis Mitte Schwalbenkunft wider von den regelmäßigen Hammerschlägen der Kalfathämmer, dann und wann Flüchen armer Seeleute, die sich am Pech verbrannten und den Arbeiten der Zimmerleute an den Masten, die schon bald folgen würden, wenn das Schiff erst die Werft verlassen hatte. Bis dahin würden die Decks eingezogen, die Böden und der Rumpf beplankt und kalfatert sein. Alles bereit für das stehende Gut und all die weiteren Maßnahmen, die noch folgen mussten.



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Zuletzt bearbeitet von Jaron Sylva am 01 Jul 2016 16:44, insgesamt einmal bearbeitet
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Jaron Sylva





 Beitrag Verfasst am: 01 Jul 2016 16:43    Titel: Episode 2 - Kapitel 3: Stapellauf
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Episode 2 – Kapitel 3

Mitte Schwalbenkunft 259
Auf La Cabeza



Die Werft war der Mannschaft schon eine zweite Heimat geworden, als es an der Zeit war, sie wieder zu verlassen. Die Namenlose hatte einen vollständigen Rumpf erhalten: Kiel, Spanten, Beplankung, Decks und stabilisationsbedingte Vorrichtungen hatten zur Mitte des Mondlaufs ihre Vollendung erhalten.

Ein Mondlauf, der bisher von Akkord und Agonie gezeichnet war, hatte zügige Ergebnisse gebracht, auf die sie alle stolz sein konnten. Doch war es noch lange nicht vorbei! Es galt, die Errichtung der Masten zu beginnen und zuvor noch den Ballast im Rumpf einzulagern, der nach dem Stapellauf für die notwendige Stabilität im Waser sorgen würde.

Die Schmiede und Bergleute hatten dafür schon während der zurückliegenden Arbeiten an der Schiffshaut Sand und Steinkugeln (oft aus Marmor, wo man daran kam) herangeschafft, dazu sauber ausgewogene gußeiserne Barren, die allesamt in der Folge von den kräftigsten Männern der Mannschaft und via der Lastenkräne an Bord verbracht wurden. Die Alten hielten sich, eingedenk ihrer Rücken, dezent zurück und kümmerten sich lieber darum, dass die Einlagerung des Ballasts nach Plan verlief. Falsch verstaute oder gesicherte Last… und das Schiff könnte später kentern. Ein Risiko, das niemand in Kauf nehmen wollte!




Dank der soliden Organisation war der Ballast rasch unter Deck gebracht und ordentlich verstaut und gesichert worden, so dass nicht einmal eine Woche später schon an das stehende Gut gehen konnte. Da die Namenlose noch auf der Helling lag, gab das Dach der Werft ihnen logistische Grenzen in der Verwendbarkeit der Lastkräne auf: Zuerst sollten nur die Basen der Masten in die Mastfüße bzw. –spuren eingesetzt werden. Bekanntlich bestand der ein Schiffsmast aus mehreren Teilen, fand sich bei den Schiffen der Größenordnung, wie die Piraten sie zu bauen pflegten, bereits keine Bäume mehr, die der benötigten Länge und Stärke auch nur entfernt nahe kamen. Für die Untermasten hatten die Schreiner große, kräftig gewachsene Fichten auserkoren, ein vergleichsweise leichtes, aber strapazierbares Holz. Darauffolgend würden nach dem Stapellauf die einzelnen Stengen folgen, aus denen sich der gesamte Mast letztlich ergeben würde. Für den Moment galt die Aufmerksamkeit jedoch den Untermasten. Die Zimmerleute bauten sie aus dem Fichtenholz: Die zu langen Balken geschlagenen Stämme erhielten an den Schmalseiten jeweils eine gewinkelte Nut, die in den nächsten Arbeitsschritten der Verbindung der Teile zur Bildung des Mastkörpers diente. Eine komplizierte Arbeit, mit der schon im Eluive begonnen worden war; eine notwendige Arbeit, denn reine Pfahlmasten – aus einem Stamm gefertigt – waren einerseits zu klein und schmal, andererseits nicht strapazierfähig genug für ein Schiff dieser Größe. Diese Komposittechnik hatte sich der Einbeinige bei der Toro de la Muerte abgeschaut, eines der wenigen guten Dinge, die von diesem verfluchten Schiff bleiben sollten.



Die beiden Untermasten waren zur Mitte des Schwalbenkunfts also bereit fertig zur Montage und wurden von den Männern, die im Schweiße ihres Angesichts in den Laufrädern der Lastkräne liefen, in das Schiffsinnere gehievt. Einige Männer führten dabei mit langen Haken die Hölzer, auf dass sie die dafür vorgesehenen Öffnungen in den Decks schadlos passierten. Jaron Sylva höchstselbst ließ es sich dabei nicht nehmen, in die Mastspuren am Kiel jeweils eine cabezianische Golddublone zu legen, ehe die Untermasten dort abgesetzt wurden. Diese Opfergabe, gepaart mit Anrufungen der Seegeister, sollten Schiff und Mannschaft vor Schiffbruch und jeglicher Unbill auf hoher See in der Zukunft schützen… Meister Othis achtete darauf, dass gemäß der Anweisungen, die er erhalten hatte, die Untermasten nicht fest in den Mastspuren montiert wurden, sondern darin beweglich bleiben, auf dass sie im Wind arbeiten konnten. Zudem wurden die einzelnen Decks an den Mastpositionen mit Mastkragen abgedichtet.

So blieb es am Ende an dem Triumvirat aus Bartos, Sebastiano und Jaron, den Stapellauf in die Wege zu leiten: Eine Flasche Rum wurde am Rumpf scherbenreich geopfert, die Namenlosigkeit des Schiffes nochmals verkündet (was Jaron mit unzähligen apotropäischen Gegenmaßnahmen abzuschwächen suchte) und schließlich die Kanthölzer hinfort geschlagen, die das Schiff auf der Helling hielten.

Die Namenlose, noch bar jeder Aufbauten, war getauft und zu Wasser gelassen. Mittels einiger Barkassen und purer Muskelarbeit ruderte die Mannschaft die Brigg hinüber zu ihrem Stellplatz vor der Festung, die Jaron Sylva vor mehr als 10 Jahren mit dem alten Perera – möge er in Krathors Reich schmoren – erdacht und gebaut hatte, gezogen und dort vertäut. Vor Ort, im seichten Wasser, hatten sie extra einen Bauplatz eingerichtet – Stege, Lastkräne, Lagermöglichkeiten und, vor allem: ein freier Himmel über ihnen.

Bis zum Ende des Schwalbenkunfts würden sie mit den Maststengen und dem stehenden Gut beginnen können.



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 Beitrag Verfasst am: 25 Jul 2016 17:55    Titel: Episode 2 - Kapitel 4: Ruder und weitere Notwendigkeiten
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Episode 2 – Kapitel 4

Ende Schwalbenkunft/Anfang Cirmiasum 259
Auf La Cabeza



Ehe die Masten in die Höhe wachsen konnten, galt es noch eine einige Punkte abzuhaken.
Um die Stabilität der Masten auch in der schwersten See zu gewährleisten, mussten Stagen bei der Takelage eingeplant werden; Teil des stehenden Guts, all jenen Tauwerks, das Absteifungen an Bord ausmachte. Achter- und Vorstag, Backstagen, Saling, Pardunen… sie alle waren knüppelharte, mittels Materialstärke und Teer stahlhart versteifte Taue, so dick wie Arme.



Der Bugspriet war es nun, den es in diesem Kontext zu montieren galt. Die erste Spiere des Schiffs, die unter den wachsamen Augen der Piraten und unter den kundigen Händen Meister Othis gefertigt und schließlich auf das Schiff verbracht wurde. Diese Spiere wurde von den Männern mittels des Lastkrans auf den Vordersteven gesetzt und dort mittels Stiften und Vertäuung – unter anderem des Wasserstags - befestigt, ehe in einem zweiten Schritt eine schwächere Spiere, der Klüverbaum, auf dem Bugspriet folgte. Im Gegensatz zum Bugspriet, der fest wie Stahl sitzen musste, wurde der Klüverbaum allein durch Vertäuung und zusätzliche Verspannung mit dem Rumpf – mittels des Stampfstags – montiert, denn er musste bis zu einem gewissen Grad beweglich bleiben. Der Vorstag würde an diesen Spieren, die am Bug nun ihren Platz gefunden hatten, greifen und die Stabilität des Fockmasts gewährleisten. Alle weiteren Versteifungen würden ihren Ankerpunkt am Rumpfkörper finden, so dass hier keine nennenswerten Vorarbeiten mehr für die Masten zu leisten waren. Während eine Gruppe sich also um die weiteren Vorbereitungen für die Maststengen kümmerte – sie mussten nach Mast und Größe geordnet, sämtliche montageteile bereit gelegt werden – bemühte sich die andere Gruppe der Männer noch um die letzten Arbeiten, die es am Innen- und Außenleben des Schiffes noch zu tun gab, ehe es an Armierung und Segle gehen würde: Die mechanischen Bauteile.

Darunter sind all jene Bestandteile zu verstehen, die der Steuerung und Logistik des Schiffes dienen, im weitesten Sinne auch der Infrastruktur an Bord. Ruder, Kompasshaus, Anker und zugehörige Winde, Pumpen, Ofenplatz für die Kombüse.



Es gab grundsätzlich zwei technische Lösungen für die Umsetzung eines Ruders zur Richtungsänderung eines Schiffes. Bei kleineren Booten und bei manchen älteren Schiffstypen wie der Kogge, wurden seitlich am Heck angebrachte Ruder verwendet – meist eines, bisweilen zwei davon – und mittels einer Pinne bedient. Diese Form des Ruders war leicht herzustellen, da es keine Übertragung oder sonstige technische Raffinesse benötigte, jedoch warne sie vergleichsweise träge und reaktionsarm. Für ein Kaperschiff, das schnell und wendig geführt werden musste, also gänzlich ungeeignet. Die zweite Umsetzung war das sogenannte Heckruder, wie es sämtliche jüngeren Schiffstypen rund um Gerimor und in der ganzen Welt nutzten: Das Zentralruder am Heck. Davon gab es zwei Versionen, die maßgeblich von der Größe des Schiffs abhingen. Die ältere und technisch einfachere Variante war jene mit einer Pinne, die – da diese Ruder deutlich größer und schwerer waren als die Seitenruder – noch um einen Kolderstock erweitert wurde. Bei jenen Heckrudern konnte wenig schief gehen, sie warne nahezu unzerstörbar, da alle Teile aus massivem Holz bestanden, der einzige Nachteil war, dass der Rudergänger sich ständig und direkt der Kraft der See entgegenstemmen musste, um den Kurs zu halten. Bei schwerer See mussten die Männer deswegen sehr oft ausgetauscht werden – oder konnten schlicht den Kurs nicht halten, egal wie stark sie waren. Die Wahl fiel deswegen, darin waren sich die alten Seebären einig, deswegen auf die zweite, technisch versierte Variante: Das zentrale Heckruder mit Übertragung auf ein Steuerrad. Der Rudergänger stand hierbei am Steuerrad, dessen Bewegung mittels Seilen, die über Blöcke liefen, auf eine Spill geführt wurden. Diese Spill übertrug die Drehung auf das Ruder selbst. Der Vorteil dieser Umsetzung lag auf der Hand: Am Steuerrad konnte nicht nur mehr Kraft von einem Mann ausgeübt werden, es konnten zugleich mehrere Mann gleichzeitig den Kurs halten; zudem erzielte der Rudergänger durch die auf Blöcken laufende Übertragung weit mehr Zug auf das Ruder, konnte dadurch selbst bei schwerer See leichter und effizienter agieren. Und eben solch ein zentrales Heckruder mit Seilübertragung wurde in der namenlosen Brigg eingebaut. Unweit vom Steuerrad wurde das Kompasshäuschen errichtet: ein kleiner Verschlag, unter dessen Schutz vor Wind und Wetter der Kompass für den Steuermann untergebracht war, des Nachts der einzige beleuchtete Ort an Deck. Zudem fand sich unweit davon auch die Schiffsglocke.

Der Acker wurde, wie alle Anker in dieser Welt, aus Eisen, Holz und Ballast gebaut. Der eigentliche Korpus bestand aus massivem, schwerem Eichenholz und Eisen, mit Eisenbeschlägen verstärkt und von Stahlstiften gehalten, versehen mit Ballast, wie er auch im Schiffsbauch ruhte. Ein armdickes Tau hielt den Anker, es wurde über die zentral am Bug eingelassene Ankerspill geführt, an deren Seiten die Männer ihre Hölzer beim Einholen des Ankers hineinstecken konnten. Eine schweißtreibende Arbeit ähnlich jener, die die in diesen Wochen ebenso montierten Pumpen versprachen. Denn jedes Holzschiff, war es noch so gut erbaut, nahm früher oder später Wasser.




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 Beitrag Verfasst am: 27 Jul 2016 01:47    Titel: Episode 2 – Kapitel 5: Maststengen
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Episode 2 - Kapitel 5

Mitte/ Ende Cirmiasum 259
Auf La Cabeza



Die Schmiede waren noch dabei, die letzten Pumpen anzupassen und auf ihre Dichtigkeit zu prüfen, als unter Aufsicht und noch mehr Handanlegen von Meister Othis die ersten Maststengen ihren Weg an Bord fanden.

Stenge für Stenge, von Vertäuungen, Verzahnung und Stiften gehalten, wuchsen so die beiden Masten in den Himmel empor. Die Arbeiten gingen zügig voran, wenn man bedachte, dass die Männer für eine mehrere Mann hohe und Zentner schwere Spiere insgesamt kaum zwei Stunden brauchten. Doch sie hatten nicht vor, sich unnötig zu eilen, denn dieser Arbeitsschritt war mit einer der gefährlichsten: Schnell geriet ein Finger oder ein Arm zwischen die Hölzer, die am Lastkran herabhingen, oder fiel ein Mann nach einem Fehltritt in die Tiefe. Weder das eine, noch das andere geschah – da waren ihnen die Seegeister hold. Und so war es das Ganze wert, dass dafür eine Woche ins Land ging. Denn ein verlorener Mann für die Mannschaft war weit teurer, als ein verlorener Tag.



Die Masten wanden sich noch gefährlich, bogen sich sacht unter dem Einfluss des Windes, wenn eine Böe einmal etwas kräftiger ausfiel. Das Knarzen des Holzes und diese weichen Bewegungen bewiesen, dass die Stengen gut gearbeitet waren – die Festigkeit kam letztlich mit den Stagen, die als nächstes aufgebracht und verspannt wurden. Wanten, Pardunen und derlei mehr gaben letzten Endes den Masten die endgültige Stabilität und rundeten die Takelage fast ab. Fast, denn Teile des laufenden Guts fehlten schließlich noch – sie würden mit den Segeln folgen. In Vorbereitung auf dieselben brachten die Männer im letzten Arbeitsschritt dieser Akkordwochen die eisernen Lager für die Rahen und Gaffeln an jenen Spieren, die die Segel aufnehmen würden, und den Masten an.

Jetzt fehlten nur noch die Segel und die Ausstattung der Namenlosen. In Angelegenheit des letzteren hatte der ehemalige Geschützoffizier der Toro, Sebastiano, bereits bei Dolgan alle Vorbereitungen getroffen. Der Kurze würde ihnen das sicher ewig vorhalten, denn wie alle Zwerge war er von seinen Kunstwerken und natürlich sich selbst über alle Maßen überzeugt und trennte sich ungern von seinen Lieblingen.

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 Beitrag Verfasst am: 04 Nov 2016 15:07    Titel: Episode 2 – Kapitel 6: Ausstattung
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Episode 2 – Kapitel 6

Ashatar - Rabenmond 259
Auf La Cabeza



Die späten Sommermonate sahen ein reges Treiben bis in die höchsten Höhen der Masten. Das laufende Gut wurde in Position gebracht und sämtliche Segel gelangten an ihre jeweilige Stelle. Was folgte, waren wochenlange Probeläufe – sowohl im Dock, als auch in kurzen Testfahrten in der Bucht – um die Takelage auf ihre Tauglichkeit hin zu erproben und Nachbesserungen im Material vorzunehmen. All das ging für Jarons Geschmack deutlich zu langsam, aber war nun mal sein musste, musste sein. Er wollte schließlich wie alle andere, die am Bau beteiligt waren, ein effizientes und zuverlässiges Schiff.

An den Tagen, an denen keine Probeläufe geplant waren, hatte der Geschützoffizier Sebastiano die Überführung der schweren Kanonen und der Drehbassen in Angriff genommen. Ein Kampf für sich, musste er doch den sturen Zwergen, Herr und Meister über alle Drachenrohre diesseits und jenseits der See, dazu bringen, sie gefälligst auch an uns auszuhändigen. Doch der Mann wäre nicht Gouverneur geworden, wenn er nicht verhandeln könnte, so kam es, dass nach wenigen Wochen und viel schweißtreibender Arbeit sämtliche Kanonen an ihrem Platz sicher vertäut waren. Das Einschießen übernahm Sebastiano persönlich während den Probeläufen.

Auf Gerimor nahte schon der Winter, als es endlich soweit war. Die Namenlose war getakelt, komplett seetüchtig, bewaffnet und hatte ihre Probeläufe mit Bravour bestanden. Im Monatswechsel zum Rabenmond wurde an ihren finalen Liegeplatz in der Bucht gepullt, von dort aus würde es bald auf Kaperfahrt gehen.
Bis es soweit war, galt es jedoch, noch die Ausstattung zu vollenden und Proviant aufzunehmen…

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Zuletzt bearbeitet von Jaron Sylva am 04 Nov 2016 15:07, insgesamt einmal bearbeitet
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