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Gedankenstütze - Gedankengut
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Gedankenstütze - Gedankengut
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Dazen Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 16 Nov 2015 14:00    Titel: Gedankenstütze - Gedankengut
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    Tagebuch I – Eintrag I – Rabenmond 16, AD 258

    Bislang ging sich die ganze Kriegsvorbereitung für mich sehr entspannt an. Ohne eine tatsächliche Aufgabe in dem ganzen Spiel, hatte ich bislang zugesehen, gewartet, mich in Geduld gefasst, nichts gewusst, und war genauso ein ahnungsloser Tropf gewesen, wie ein jeder Bürger auch. Ich muss zugeben, es hat mich nicht einmal sonderlich gestört, und mich eben stattdessen anderen Aufgaben gewidmet, in dem festen Vertrauen zur rechten Zeit das zu erfahren, was ich erfahren sollte und musste, um meinen Anteil am Ganzen gut zu machen. Letztlich ist nun genau das eingetreten.

    Die Hektik bricht für mich erst jetzt aus, da ich die Ehre habe vertreten zu dürfen. Und was für eine Hektik! Nach einem knappen Brief seines des Hauptmanns und einem längeren Gespräch mit Muireall weiß ich, worum genau ich mich zu kümmern habe. Also habe ich mich bemüht, den Boten Zunder unterm Hintern zu machen, damit die Nachrichten alle Beteiligten rechtzeitig erreichen und hoffentlich möglichst viele an der ersten Übung zum Verhalten im Schlachtfeld am heutigen Tage teilnehmen.
    Ein paar davon erhalten außerdem eine zweite Nachricht – ausgesuchte Leute der Kralle für eine zweite Übung. Viel Zeit zum Abwägen, ob die Wahl nun die Richtige ist, bleibt mir da gar nicht, aber mir erscheinen die ausgewählten Personen als die geeignetsten zu sein. Das zumindest sagt mir die Logik und der schlichte Pragmatismus: Magier.
    Einmal mehr bin ich froh, mich in der Knappenzeit so ausführlich damit befasst zu haben, worin ihre Fähigkeiten liegen, auch wenn dies im Grunde dem Zufall und dem Unterricht zur Taktik geschuldet gewesen ist.
    Allerdings fehlt mir noch immer eine Rückmeldung, und ich muss mir nun überlegen, wen ich anstelle dessen dorthin setzen kann. Das Problem ist die Vorgabe zur leichten Rüstung, die gefordert ist und auch ohne jeden Zweifel Sinn macht für die anstehende Aufgabe. Die Leute in der Kralle, die eine solche tragen, sind zum Teil schon mit anderen Aufgaben betraut, und genau da liegt die Krux für mich. Aber im Zweifel werde ich, falls ich am heutigen Abend bei der Übung keinen Weiteren finden oder bitten kann, meine Rüstung gegen eine leichtere tauschen. Ganz getreu dem Motto: Was sein muss, muss sein. Da ich ohnehin nur die Vorbereitungen ausarbeite, all das schließlich nach Rückkehr des Hauptmanns zusammenfassend vorlege, auf dass er damit die beste Grundlage für weiteres zur Hand hat, wird es nicht schaden und ich auch nicht an anderer Stelle fehlen, wenn ich das alles richtig mitverfolgt habe.

    Die vorgesehene Taktik habe ich mir mit Interesse angehört. Die Überwindung hoher Hindernisse ist stets eine Herausforderung, eine weitere ist es ganz sicher sogar, dies in einer kleineren Gruppe durchzuziehen, bestenfalls unbemerkt und so ausgeführt, dass das Überraschungsmoment auf unserer Seite liegt. Noch schwieriger wird dieses Vorhaben nämlich, wenn wir mit massivem Widerstand zu rechnen haben.
    Die Aufteilung zu den Tätigkeiten, die gleichzeitig laufen werden, ist in meinen Augen im gesunden Maß an Risikofreudigkeit abgestimmt. Opfer würde es kosten, so oder so, aber das ist eben eine Tatsache, die uns allen klar ist, der wir ins Auge sehen und damit leben müssen, oder sterben.
    Alles in allem kann der Plan gelingen, wenn alle Zähne des Uhrwerks ineinander fassen. Mehr kann niemand erwarten, zumindest nicht den Plan an sich betreffend.

    Das Gespräch am gestrigen Tag war dafür ein ebenso interessantes wie aufschlussreiches gewesen. Es sind Worte gefallen, die ihre Berechtigung hatten, so finde ich, aber letztlich geht es mich nichts an und ich werde einen Dämonen tun, mich da einzumischen. Ist nicht mein Bereich, das zu tun, und letztlich ist das Ergebnis des Abends ja auch ganz brauchbar gewesen – zumindest meiner Meinung nach. Es füllte darüber hinaus einige kleinere oder größere Lücken zum Gesamtbild.

    Da fällt mir ein, dass ich noch mit Fann sprechen muss, wenn wir zwei ruhige Momente haben, also wohl heute nach der Übung. Da sie sich des einen Problems annehmen wollte, das für Unruhe in der Gruppe sorgte, ist es vielleicht auch nicht verkehrt, das andere gleich mit auf den Weg zu geben und da für Klarheit zu sorgen. Es galt noch ein oder zwei Leute aufzustellen.

    Alatar steh mir bei! Die Zeit ist so knapp, so ungemein knapp bemessen, dass ich befürchte, die Aufgaben, die im Grunde einfach sind, trotzdem nicht bewältigen kann, einfach weil ich an den Punkten auch auf die Zeit anderer angewiesen bin. Ich möchte ungern nachdrücklich verlangen müssen, dass sie alles andere stehen und liegen lassen. Das ist stets eine unschöne Grundlage für gute Zusammenarbeit.

    Nächster Eintrag folgt, wenn Weiteres umgesetzt wurde und mir die Zeit dazu bleibt.

      Randnotiz I: Eigene Gemeinschaft bei allem nicht vergessen. Klärungen: R., A., K. Gespräche; Umfrage fortsetzen; Vorversammlung Tribune; Versammlung.

      Randnotiz II: Projekt Tempelwache fortsetzen.



___________________________________________________
    Es reitet ein Ritter durch Nacht und Graus
    Nach seinem sichern Felsenhaus.
    Des Weges ist er kundig gut,
    Gar manchen Tag er ihn reiten thut.

    Ueber’n Gottesacker sein Roß ihn trägt,
    Und nimmer hat Furcht sein Herz bewegt.
    Und wenn er über den Todtenhof zieht,
    Da singt, er leis ein frommes Lied:

    „Aus der Tiefe ruf ich Herr zu dir,
    Gib Frieden Allen, die schlummern hier.” –
    Und einstmals ängstlich der Ritter sprengt
    Rasch über den Friedhof, vom Feind bedrängt.

    „Aus der Tiefe ruf ich Herr zu dir!
    Gib Schutz vor meinen Verfolgern mir!“
    Da sind die Todten all‘ erwacht,
    Da steigt’s empor aus der Gräber Nacht.

    Die Todten schwingen wild die Wehr,
    Und Schrecken bannt der Verfolger Heer.
    Sie sind vom starren Entsetzen stumm,
    Sie wenden zur schnellsten Flucht sich um.

    Die Todten hielten dem Ritter zu,
    Der oft gebetet für ihre Ruh.
    Der fromme Ritter durch Nacht und Graus
    Kam sicher nach seinem Felsenhaus.
    Ludwig Bechstein
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Dazen Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 18 Nov 2015 17:33    Titel:
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    Tagebuch I – Eintrag II – Rabenmond 18, AD 258

    Die Übungen sind soweit zufriedenstellend verlaufen, stellenweise auch sehr gut. Ich muss sogar eingestehen, dass ich mich trotz der ernsten Situation und der Tatsache, was es zu erreichen galt und wie viel davon abhing, sehr amüsiert habe, aller Plackerei zum Trotz.
    Das Einzige, was mir Sorge bereitet, ist die Tatsache, dass wir vielleicht nicht in voller Stärke ausrücken werden am Tag X, und das aus diversen Gründen heraus. Hinzu kommt die Tatsache, dass ich an diesem Tag all meine Entschlossenheit werde aufbieten müssen. Ihre Stimme am gestrigen Tag, geformt aus dem Lied heraus (wie ich später dann lernte, nachdem ich mich erst einmal annahm, ich würde nun doch wahnsinnig werden, da ich schon Stimmen hörte, die nicht die meinen waren) hatte Recht. Also nein, sie hat Recht. So muss es wohl heißen. Denn es waren ihre Gedanken gewesen, die sie mir im Stillen mitteilte.
    Ich muss zugeben, im Nachhinein lässt mich diese stille Belehrung lächeln. Es hat ein wenig den Eindruck, als könnte ich sie doch noch einmal bitten die Unterrichte fortzusetzen, die wir nun allzu lange Zeit ausgesetzt hatten aus diversen Gründen. Vielleicht nach dem Vorhaben. Ich werde sie jedenfalls Fragen.
    Wie schon gesagt, sie hatte Recht, auch wenn ich nicht wirklich Zweifel hege. Mir macht die von ihr erkannte Angst mehr zu schaffen, bin aber zuversichtlich und entschlossen ihr entgegen zu treten und sie zu meinem Vorteil zu wandeln, sollten wir dem begegnen, der uns bei dem Unterfangen ganz gewiss mit Abstand die meisten Probleme machen dürfte.

    Ich bin zufrieden mit dem Verlauf, zufrieden mit der Auswahl für die kommende Aufgabe, zufrieden mit den Übungen. Allein die Tatsache, dass ich zufrieden bin, ist für sich genommen schon ein Phänomen. Ich hoffe, dass sowohl General als auch Hauptmann ebenfalls zufrieden sind mit der erledigten Arbeit.

    Tatsächlich wünsche ich mir, ich könnte diese Zufriedenheit auf alles ausbreiten, was an Problemen da so herumliegt, bei allem was ich gestern aber wieder erfahren habe, scheint das wohl zu viel des Guten zu sein. Nun, wer mir diese Zufriedenheit nicht gönnte, würde sich dem eben stellen müssen. Wehe dem, der Ratschläge nicht befolgte, und sich das Maul über Höhere zerriss, weil er den Verstand irgendwo unterwegs an den nächstbesten Krämer verkauft hatte, um verbotenen Röcken nachzujagen. Wehe den Röcken, wenn sie angehoben werden und sich in den schlechten Reden ebenso befleißigen. Wehe dem.

    Aber jetzt gönne ich den geschundenen Muskeln und Knochen etwas Gutes, und nehme erst einmal ein sehr heißes Bad. Danach wird der Magen verwöhnt mit gutem Essen, und dann…
    … werde ich diesem Pack auf die Pelle rücken, das sich nicht zu benehmen weiß. Was wünsche ich mir im Stillen, sie hätte richtig getroffen, verdammt nochmal. Und just in dem Moment kommt mir doch Fanns Idee wieder in den Sinn. Vielleicht…

    Also, Alatar, steh mir bei für die nötige Selbstbeherrschung, Disziplin und lass mein Herz erkalten für die Dauer des kommenden Gesprächs.

___________________________________________________
    Eine Fackel will ich heben,
    Schwung und Schlag mit blankem Schwert,
    Leuchtend kämpfen, - das ist Leben,
    Und der Kampf ein Leben wert.
    Wilhelm Holzamer
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Dazen Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 23 Nov 2015 13:59    Titel:
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    Tagebuch I – Eintrag III – Rabenmond 23, AD 258

    Viel Zeit zum Schreiben bleibt nicht, dennoch will ich es nicht versäumen. Wo der erste Tag eine Katastrophe war, ist der zweite von einem deutlichen Aufschwung begleitet gewesen. Alles lief runder, wirklich alles; den Stolpersteinen, die hier und da immer mal wieder auftauchten zum Trotz. Wo ich mich am ersten Tag selber noch schwer tat mich in irgendeiner Form nützlich zu fühlen, nutzbringend zu positionieren, fiel es mir am zweiten Tag schon deutlich leichter.
    Natürlich war das niemand anderes Schuld, als denn meine eigene, auch wenn die Einsicht eine sehr ärgerliche Sache ist. Rückblickend betrachtet, möchte ich mir am liebsten selbst eins überziehen, wie oft ich mir selbst schon im Weg stand in der Vergangenheit.

    Sei es wie es sei. Fakt ist, mein Erzeuger mischt fleißig mit – natürlich auf der Gegenseite, wo sonst. Fakt ist, seine impertinente Arroganz kennt keine Grenzen. Fakt ist, ich hasse Stimmen in meinem Kopf. Fakt ist aber auch, ich mache mir darüber tatsächlich keine Gedanken, wem ich gegenüber stehe. Die anfängliche Befürchtung zu zögern hat sich nicht bestätigt. Das wiederum erfüllt mich mit einer gewissen Erleichterung. Allerdings muss ich mir auch eingestehen, dass ich ihm bislang nicht bewusst gegenüber gestanden bin, nicht im Kampf. Es ist allerdings an der Zeit einmal mehr den Befehl ausgeben zu lassen, Vögel vom Himmel zu holen, die keine Rabengestalt haben. Verdammter Falke. Zu dumm, dass es zu dunkel gewesen ist, das Vieh von Erzeuger genauer zu betrachten.

    Interessant ist auch die Tatsache, dass mir Senheit noch nicht vor das Schwert gerannt ist. Fast so, als wäre sie gar nicht da. Viel zu still, viel zu unauffällig. Da bin ich schon versucht mich zu fragen, ob sie sie weggesperrt haben.

    Gefangene haben wir gestern gemacht, und es lässt mir bewusst werden, wie viel Schwein Fames und ich vorgestern hatten nicht eingesackt worden zu sein. Aufgekommen war es kurzzeitig, der Gedanke war da gewesen, auch wenn die von Belfa es als Scherz deklarierte, so bin ich mir doch sehr sicher, dass es nur halb so viel Scherz war, und in mancherlei Kopf die Frage aufgekommen sein musste: „Warum eigentlich nicht?“ Müßig allerdings, wenn ich mich damit jetzt aufhalte. Sie haben uns gehen lassen, sind wir doch einfach mal dankbar dafür.

    Ich frage mich, ob Tendrick sich erinnern wird, wer sich alles um ihre Verletzung gekümmert hatte, und ob es für sie auch Rechnung trug. Irgendwie hege ich den Verdacht, dass ihre Dankbarkeit sich in Grenzen hält. Wo ihre Loyalitäten liegen, hat sie zumindest mal im Angesicht des Alkas selbst gezeigt. Mutig. Töricht vielleicht auch. Wie die kleine Regimentlerin sich entscheiden wird, sehen wir dann heute, aber ich vermute, die Antwort wird ähnlich lauten.
    Unser dritter Gast bleibt uns noch für ein Weilchen erhalten. Genug der Großzügigkeit für einen Tag. Innerlich ahne ich bereits, dass sich das rächen wird, aber so war nun einmal das Kriegsgeschäft. Auf Aktion folgte Reaktion. Wer den Takt angibt, liegt meistens vorne. Meistens.

    Meine stille Bewunderung indessen für Muireall. Mir war von Anfang an klar, dass sie ein immenses Potential besaß, aber erst jetzt zeigt sie es wirklich. Zweifellos etwas, was ich ihr niemals so sagen werde, weil ich mir zu gut ihren befremdeten Blick vorstellen kann, den ich dafür erntete. Genauso wie sie es befremden würde, wüsste sie, dass mir ein solches Vorbild gefehlt hatte in der letzten Zeit.
    Ich erinnere mich an ihre Frage – ich weiß gar nicht mehr, an wen sie sie gerichtet hatte – ob derjenige ein Vorbild habe. Der Moment hatte mich amüsiert, insbesondere die Verneinung. Aber vielleicht ist da auch jeder Mensch anders.
    Ich folgte ihr gerne, und das nicht, weil sie stets freundlich und nett und lobhudelnd zu mir war. Im Grunde erntete ich kaum eins seit ich sie kannte, allenfalls Rüge über Rüge. Aber sie konnte das durchaus in einer Art und Weise, die ich annehmen konnte und kann. Sicherlich habe ich viel über sie zu fluchen und zu meckern gehabt in der Vergangenheit, einiges davon hat sie auch zu hören bekommen, aber jetzt muss ich zugeben und eingestehen, dass ich der Hornochse im Ganzen bin, die ganze Zeit gewesen bin sogar.
    Immer diese unschönen Selbsterkenntnisse…

    Die Zusammenarbeit mit dem Letharfen funktioniert indes soweit reibungslos. Unbeliebt mache ich mich, wie üblich und stets, bei denen, deren Verhalten ich nicht billige und entsprechend dafür Sorge trage, dass es aufhört oder geändert wird. Es ist nicht alles alleine, kämpfen zu können, sondern eben auch zu sehen, wann der Zeitpunkt ist, den Kampf auch zu suchen, und wann dies zu unterlassen ist. Ist man selbst nicht in der Lage es zu erkennen, ist dem Kampfrausch verfallen, so sollte der Gehorsam, gemäß der Gebote, dennoch nicht vergessen sein. Aber nun, die Problematik wurde angesprochen, das habe ich durchaus mitbekommen. Ich hoffte, damit war das Thema vom Tisch. Ich selbst habe nicht vor das weiter zu vertiefen. Zum einen ist dafür keine Zeit, zum anderen ist es nicht allein mein Problem am Ende des Tages. War dann für den Moment unangenehm, aber ich hege die Hoffnung, es wurde verstanden und die weitere Zusammenarbeit verläuft reibungslos. Fehler unterliefen jedem einmal. Eine zweite Chance durfte jeder erhalten. Manche auch eine Dritte.

    Da fällt mir ein, ich muss mir unbedingt noch etwas für jemandes Schadenfreude einfallen lassen, einfach aus purer Nickeligkeit. Dieser kleine Scheißer…

      Randnotiz: Gefallen gut bei Fames. Mal sehen, wofür das noch nützlich ist.


___________________________________________________
    Ich sehe klar, was aus den Ketten
    Des Schicksals uns vermag zu retten:
    Wovon wir selbst die Schuld nicht tragen,
    Das kann uns nicht das Herz zernagen.

    Das können, rein, wir rein betrachten,
    Beweinen, würdigen, verachten,
    Wir können’s frei und groß ermessen,
    Und stark, den Schwachen gleich – vergessen!
    Leopold Schefer
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Dazen Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 25 Nov 2015 15:37    Titel:
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    Tagebuch I – Eintrag IV – Rabenmond 25, AD 258

    Der Morgen graut inzwischen und ich habe noch immer kein Auge zugetan. Der letzte Blick des Ordensmannes lässt mich nicht mehr los, nicht einmal während des Gebets. In meiner Erinnerung war er unbewaffnet. Inzwischen frage mich, ob mich meine Erinnerung trügt. Wieso sollte ein Mann auch auf dem Wehrgang einer Burg, die gerade gestürmt wird, unbewaffnet stehen?
    Andererseits war die Frage müßig, denn er ist tot. Ich muss feststellen, es ist etwas anderes, wenn ich ohne bewusstes Denken auf dem Schlachtfeld stehe und mich mit dem Feind schlage und ihn niedermache, oder wenn er vor mir steht, ich ihm noch die Wahl lasse zu leben oder zu sterben. Dieses bewusste Töten macht mir zu schaffen.
    Dieser Moment wird mir immer im Gedächtnis bleiben, das Gesicht dazu, ohne den Namen überhaupt zu kennen. Er ist tatsächlich einer derer, dessen Namen ich nicht erfahren habe. Ich stellte ihn vor die Wahl sich zu ergeben oder zu sterben. Er sah mir in die Augen und verweigerte sich, sagte, er würde lieber sterben als sich zu ergeben, und uns fehlte entschieden die Zeit sie mit Palaver zu vergeuden.
    Mit Befehlen und Kameraden im Nacken, direkt hinter mir der Ritter, den ich durch die Knappschaft begleitet hatte, der schon vorandrängte und mich damit zwangsläufig auch, da ich den Weg blockierte, so wie der Ordensmann vor mir auch, blieb mir nichts als ihn niederzumachen. Eine ganz bewusst getroffene Entscheidung. Von ihm und von mir. Ein schockierender Augenblick der Klarheit, ein Augenblick, in der dieser Mann all seine Entschlossenheit zeigte, der ich nur mit der gleichen Entschlossenheit begegnen konnte, wenn ich selbst nicht daran zugrunde gehen wollte.

    Allmächtiger, all die gesichtslosen Toten, was waren sie schon im Gegensatz zu diesem einen?

    Ich habe Ulfrik die Wahrheit gesagt. Es ist nichts wie im letzten Jahr, nichts wie vor Schwingenstein. An und für sich hätte ich es ihn nicht mal sagen brauchen, er hat es am eigenen Leib zu spüren bekommen. Ich kann mich glücklich schätzen, wenn dem keine Vergeltung folgen wird. Weder für das eine, noch für das andere. Allerdings bin ich mir sicher, dass das nichts als Wunschdenken ist. Nun, so ist dieses schmutzige Geschäft eben. Das ist der Weg, den ich gewählt habe, also werde ich ihn auch bis zum Ende gehen. Da ist kein Platz zum Zögern, Zweifeln oder gar Verzweifeln.
    Es nehmen, wie es kommt. Bis jetzt hatte ich Glück. Wie das nun einmal mit dem Glück so ist, ist es mal da, und dann bei den anderen. Bald wird das Rad sich weiter drehen, den anderen zu und von mir fort. Mal sehen, was daraus also folgt.
    Der Thyre sah jedenfalls furchtbar aus, als er gen Osten weiter ging. Verhindern hätte ich es nicht mal dann können, wäre ich von Anfang an zugegen gewesen. Er war nicht mein Gefangener, wurde mir nur bereits so zugerichtet übergeben. Und wofür? Für nichts. Er hatte sein Auge für nichts verloren. Für ein paar belanglose Sätze zwischen Feinden, die respektvoll miteinander umgehen. Was nutzte das? Wem nutzte das vor allem? Ihm ganz sicher nicht. Ein Schütze, ein Wolfsheuler, mit nur einem Auge und einer gebrochenen Nase, weil er Forderungen stellte, die er nicht hätte stellen sollen.
    Es ist einfach nicht die Zeit zum Reden, es ist die Zeit des Kampfes.

    Genauso wie dem Toten, wie Ulfrik, muss ich mich darüber hinaus der Tatsache stellen, dass ich meinem Erzeuger nicht das Schwert in den Balg gerammt habe, als ich die Gelegenheit hatte. Ich wüsste nicht mal zu sagen, warum nicht. Vielleicht, weil er mich auch gehen ließ vor ein paar Tagen. Vielleicht auch, wenn ich denn mal ehrlich zu mir selbst bin, weil ich mich auf das Bevorstehende konzentrieren musste und es sonst nicht mehr hinbekommen hätte. Alatar, vergib mir.
    Ich wäre an ihm gescheitert, und ich weiß es. Daran sollte ich unbedingt arbeiten. Darüber sollte ich unbedingt schweigen. Allen gegenüber.

    _____________________________________________________________
    Es gibt viele Arten der Stille;
    Die Stille des Lauschens,
    die Stille der Ruhe,
    die Stille der Nacht,
    die Stille der Träume,
    die Stille des Herzens,
    die Stille der Seele,
    die Stille der Andacht,
    die Stille der Meditation,
    die Stille im Gebet …

    … und es gibt –
    die Stille des Schocks,
    die Stille der Trauer,
    die Stille der Angst,
    die Stille des Abschieds
    und
    die entsetzliche Stille des Todes
    auf einem Trümmerfeld …
    R. Brunetti
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Dazen Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 01 Dez 2015 13:46    Titel:
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    Tagebuch I – Eintrag V – Alatner 01, AD 258

    Mit dem Alatner beginnen die heiligen alatarischen Feiertage, und mit ihnen kommt der erste verdammte Schnee. Als ob Sie die Tatsache mit dieser weißen kalten Decke vertuschen will, was Ihr Sohn auf dieser Welt zu erreichen versucht. Als ob Sie uns aus dem Lager vertreiben will. Als ob Er uns noch eine weitere Prüfung auferlegen will.

    „Fluche niemals über oder gegen die Götter“, hatte meine Mutter mir stets eingebläut. Und wehe, ich wagte es. Dann gab es Maulschellen, die sich gewaschen hatten. Manchmal fällt es mir wirklich schwer nicht in das unbedachte und doch von Herzen kommende Fluchen gegen die Schöpferin und Ihre Tochter einzufallen. Heute verstehe ich Mutters Zorn darüber weit besser, als es damals der Fall war. Ich habe gesehen, was Sie anrichten können, einerlei welcher Seite Sie nun angehören. Dagegen ist unser Wirken auf Erden wie ein Wassertropfen auf einem heißen Stein, oder eine Schneeflocke, die ins Lagerfeuer rieselt und verdampft.
    In Anbetracht dieser Größe, die sowohl die Götter als auch unser aller Bestimmung umfasst, nicht zu verzagen, ist manches Mal kein Leichtes. Und dennoch, oder gerade deshalb, bin ich stolz Teil dessen zu sein.

    Nun steht der Winter nicht mehr nur vor der Tür, er hat uns erreicht. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis wir die Zelte zusammenbauen und gehen werden müssen – bis zum Frühjahr. Die Chancen stehen also gut, lebend heimzukehren. Sie stehen auch gut, nicht völlig erfolglos heimzukehren. Die Burg ist noch immer unser.

    Für heute stehen die Befehle. Wir werden sehen, was der Tag bringt. Es wird jedenfalls kein leichter sein. Nicht, unter den gegebenen Bedingungen und im Hinblick auf die Tatsache, dass sich so einige unserer Leute wieder einmal entschieden haben, dem Krieg den Rücken zu kehren, die Pflicht gegenüber dem Reich zu vergessen und den warmen Kamin und das weiche Bett zuhause zu bevorzugen, während andere ihr Leben riskierten für eine Sache, zu der sie alle aufgerufen waren, beizutragen.
    Müßig, sich darüber zu ärgern, denn das gehört zu den Dingen, die sich niemals ändern werden. Es gibt einfach immer Menschen, die sich selbst näher sind als Pflicht und Verantwortung. So hart die Zeit gerade auch ist, ich genieße es dennoch, ganz im Gegensatz zum letzten Mal. Ich habe sicher nicht weniger zu tun, aber es gibt eben doch ein paar Dinge, die gänzlich anders sind als vor Schwingenstein. Und diese Unterschiede lassen sich nicht übersehen. Natürlich gibt es auch die, die sich nicht geändert haben. Aber es ist deutlich besser dieses Mal, zumindest meinem Empfinden nach.

    Und noch etwas hat der ganze Krieg mir, und damit auch der Gemeinschaft, eingebracht. Drei Neuzugänge, und ich gehe davon aus, dass Nummer Vier bald folgt. Und mindestens zwei davon bedürfen dann, wenn Ruhe einkehrt, einiges an … ich nenne es mal Zuwendung. Der Klugscheißer hat sich schon beschwert. Und er ist nicht allein befremdet von so mancher Aussage. Die Dringlichkeit daran zu arbeiten ist nur zu deutlich, aber steht derzeit dennoch hinten an. Damit müssen gerade alle leben. Mir sagt das allerdings auch, dass manche zu wenig zu tun haben, wenn sie noch Zeit finden sich über diese Dinge im Angesicht der gegenwärtigen Situation zu beschweren.

    Wie dem auch sei, meine Finger werden langsam steif von der Kälte. Ich setze zu anderer Zeit fort.

    ___________________________________________________
    Nacht und Tag im dichtesten Gewimmel
    Wirbelten die weißen Flocken nieder,
    Leise, leise. Aber nun am Himmel
    Dunkeln all die gold’nen Sterne wieder.

    Ein verzaubert Land im Morgenscheine
    Liegt das Feld und die verschneiten Höben.
    In der weiten fleckenlosen Reine
    Ist kein einz’ger dunkler Weg zu sehen.

    Ist es nicht, als ob in dieser Stunde
    Unsre Welt von keiner Sünde wusste?
    Und als ob zu einem heil’gen Bunde
    Sich der Himmel und die Erde küsste?
    Emil Besser


Zuletzt bearbeitet von Dazen Wolfseiche am 01 Dez 2015 13:47, insgesamt einmal bearbeitet
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Dazen Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 02 Dez 2015 12:46    Titel:
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    Tagebuch I – Eintrag VI – Alatner 02, AD 258 (Irgendwann zwischen Mitternacht und Morgengrauen)

    Immerhin ist mir nun in vollem Umfang bewusst, woher der Spruch kommt “Da hat es ihn aber kalt erwischt”. Das traf nun nicht nur auf mich zu, sondern auf uns alle. Wir hocken inzwischen dicht gedrängt aufeinander in der Adlerfestung und draußen brüllt der Sturm, der unser Lager binnen kürzester Frist in das reinste Chaos verwandelt hatte. Teils ist es abgebrannt, teils vom Winde verweht oder einfach unter der Schneelast zusammen gebrochen.
    Morgen werde ich nicht nur Schmerzen von der Schlacht davor haben, sondern auch Muskelkater, neben dem Kratzen im Hals mal ganz abgesehen, das sich ankündigt. Eine Rüstung hält eben keine Feuchtigkeit ab auf Dauer. Die kriegt unter das Metall in die wattierte Unterkleidung und nistet sich dort böse ein und vergeht deutlich langsamer in der Kälte, wenn keine Gelegenheit da ist, sich das Zeug auszuziehen, weil es ständig etwas zu tun gibt. Die Schlafenszeiten sind noch kürzer geworden, da immer wer herumbrüllt, irgendetwas ist und mit angepackt werden muss. Erholung gibt es nicht mehr, und die Enge geht mir schon jetzt furchtbar auf den Sack.
    Meine Zufriedenheit verpufft gerade in Wohlgefallen, aber allein den Umständen geschuldet gerade in dieser Festung festzuhängen, dicht an dicht, ohne Möglichkeit dem auch nur irgendwie entfliehen zu können. Die Tore sind unten, Ausgangssperre wegen des Sturms. Wer dort hinausgeht, wird nicht zurückkommen. Es bleibt nur warten bis dieser Schneesturm vorbei ist.

    Fann schläft, erschöpft und verletzt, unruhig. Ich hoffe, sie lässt sich vom Lärm nicht aus dieser geringen Erholung herauszerren, bezweifele es aber ehrlich gesagt. Genauso wie ich hoffe, dass sie schnell wieder auf die Beine kommt. Noch einmal möchte ich sie nicht durch den verdammten Schnee tragen müssen – noch viel weniger durch einen Schneesturm. (Ich werde es selbstverständlich dennoch tun, wenn es erforderlich ist, aber wer wünscht sich diese Anstrengung schon freiwillig.)
    Mir brummt noch immer der Schädel. Wer oder was auch immer mich dort erwischt hat, hat wirklich gut getroffen, aber ich habe ja bekanntlich einen Dickschädel. Wird also schon wieder. Ich schätze, ich habe noch Glück im Unglück gehabt. Meine Sicht trübt sich nicht ein bislang und ich hoffe, es bleibt auch so.

    Der Winter macht uns nun in aller Deutlichkeit klar, dass ein weiteres Vorankommen nicht möglich ist, solang die Witterung derart hart bleibt. So wie die Alatner der vergangenen Jahre sich gezeigt hatten, denke ich, wird sich daran allzu bald nichts ändern. Ich bin mir sicher, dass sich auch Muireall darüber im Klaren ist.
    Die Frage, die wir uns wohl nun stellen müssen, ist: Können wir die Festung bis zum Frühjahr halten, ohne andernorts Verluste hinnehmen zu müssen oder zu riskieren, und dann fortsetzen, wo wir so erfolgreich begonnen haben?
    Ich halte das für unwahrscheinlich. Grenzwarth ist noch immer eine Siedlung, die denkbar schlecht geschützt ist. Diese Siedlung wird für uns ein ums andere Mal ein Genickbruch bedeuten. Im Grunde gehört das Kaff eingefriedet und an anderer Stelle neu aufgebaut, wo es geschützter wäre für die Bewohner. Oder aber es gehört befestigt. Aber beides lässt sich ebenso wenig im Winter angehen, wie eine weitere Belagerung oder Eroberung nach Osten hin. Die Nachbarn dieses Landstrichs sind ein fortwährendes Kreuz.

    Hier geht inzwischen der Tumult wieder los. Ich werde wohl erst später wieder dazu kommen einige Zeilen zu verfassen. Mal sehen, ob ich den Lärm etwas vom Lazarett fortlenken und danach irgendwo kann.

    _____________________________________________________
    Schnee stob, des Winters kalter Hauch, der Frost,
    legte schon Raureif auf die Gräser, Zweige.
    Dazu ein Sturm blies heftig aus Nord-Ost,
    und von der nassen, weißen Last erfasst,
    begannen Bäume sich bedrückt zu beugen.

    Und plötzlich schien der Zauber mir verfolgen,
    die Schönheit, die ich sah in weißer Pracht,
    denn hart und feindlich spannte er den Bogen,
    dem Leben war er keineswegs gewogen,
    der Winter, der hier zeigte seine Macht.

    Ich fand das warme Feuer, ein Zuhause,
    wir Menschen wissen ja, wie wir uns schützen.
    Doch die Natur, das zarte Leben draußen,
    muss zittern, vielleicht sterben in dem Brausen,
    wenn hier ein Blizzard wirft die Speeresspitzen.

    Ist er vorbei, liegt friedlich da die Welt,
    im Unschuldsweiß glänzt dann die Winterbühne.
    Des Himmels Blau, von Sonnengold erhellt,
    der strahlend schöne Tag wirkt, wie bestellt;
    nur noch der Windbruch trübt die frohe Miene.
    Ingrid Herta Drewing
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Dazen Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 07 März 2016 16:50    Titel:
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    Tagebuch I – Eintrag VII – Lenzing 07,  AD 259

    Ich habe mich nun eine ganze Zeit lang bedeckt gehalten, mich nicht dazu durchringen können irgendetwas nieder zu schreiben. Der Wintereinbruch hatte uns zum Rückzug gezwungen. Die Ordensburg ist nicht mehr als eine abgebrannte Ruine. Mehr war nicht zu erreichen gewesen, gleichwohl ich einen anderen Weg gewählt hätte, als sie in ihre Einzelteile zu zerlegen. Sie wäre ein wertvoller strategischer Stützpunkt gewesen. Aber der Alka hatte anders entschieden. Wer also bin ich schon das anzuzweifeln. Genau, Dazen Wolfseiche, der geistig verwirrte von der Lethrusae geheilte Ritter.

    Lass den Zynismus sein, Dazen. Der steht einem alten Mann, aber nicht dir. – Worte meiner Mutter. Ich höre sie in solchen Momenten förmlich in meinen Ohren. Hohe Frau Mutter, ich kann dir versichern, ich fühle mich mit Mitte Zwanzig bereit so alt, dass ich es mir erlaube. Dies soll kein Spott sein. Es ist einfach eine Feststellung, zu der die ganzen Umstände führen, weshalb ich doch wieder zur Feder greife.
    Im Reich gibt es nicht wirklich etwas für Ritter zu tun. Wir sind zu einem Relikt vergangener Tage geworden. Die Umstrukturierung bricht unserer Daseinsberechtigung dezent das Genick. Ich bin unterbeschäftigt und untätig. Natürlich könnte ich mir meine eigenen Beschäftigungsfelder suchen, allerdings fehlt es mir inzwischen ungemein an der entsprechenden Motivationsgrundlage.

    Damit einhergehend ist es schlussendlich auch so, dass ich die Gemeinschaft aufgeben werde. Unwahrscheinlich, dass jemand anders dort die Führung übernehmen will, und mir geht der Elan inzwischen aus sie alle immer wieder in irgendeiner Art und Weise anzutreiben, damit es weitergeht. Die allgemeine Trägheit die Gemeinschaft betreffend, hat mich mittlerweile ebenso vollkommen erfasst, wie jeden anderen dort scheinbar auch.
    Möge der Clericus mir nachsehen, dass ich nach einigen Jahren des Weiterführens nun selbst aufgebe und jeden seiner Wege ziehen lasse. Es verbindet zu wenig mittlerweile, als dass es noch Sinn macht mehr Energie hinein zu stecken, insbesondere wenn es nur ein oder zwei tun.
    Die Bilanz, die ich aus den vergangenen paar Monden ziehe, ist keine gute mehr. Die Energie, die reingesteckt wird, zahlt sich nicht mehr aus, kehrt auch nicht zurück in irgendeiner anderen Form. Zeit, die Türen zu schließen, und zwar für immer.

    Dabei mache ich nicht einmal den Mitgliedern Vorwürfe. Ich denke, die Zeit ist einfach dafür reif. Dies ist nichts weiter als ein Entwicklungsprozess, in der sich die Gemeinschaft allmählich selbst überlebt hat. Neue Ziele hat dort kaum einer haben wollen, neue finden auch nicht, Veränderung anstreben lag einigen gar nicht, mit Veränderungen mitgehen ebenso wenig. Da bleibt es dann nicht aus, dass sich bei allem Wandel um einen herum, die Stagnation in der Gemeinschaft zu dessen Todesurteil führt. Mit Sicherheit auch ein Fehler, den ich mir auf die Karte schreiben muss, da nicht ausreichend gegen an gewirkt zu haben.

    Ich bin von all dem einfach müde und merke, wie ich immer mehr das Bedürfnis hege mich zurückzuziehen von allem. Keine Ahnung, ob für immer oder nur für eine gewisse Zeit. Ich schätze, wenn die Pflicht ruft, werde ich dem wieder folgen und versuchen gerecht zu werden – wie immer. Vielleicht finde ich irgendwann den Elan wieder, sei es für neue Aufgaben, für eine neue Gemeinschaft, für neue Ziele, für.. alles Mögliche. Im Moment brauche ich aber wohl erst einmal eine Pause von all dem und werde mich auf das Notwendige beschränken, das erwartet wird – wie die Übungen, die da kommen sollen, auch wenn mir selbst dazu der Antrieb fehlt.
    Allerdings kann ich schwer darüber schimpfen und klagen, dass sich nichts bewegt, und wenn sich endlich etwas, dann nicht erscheinen, nicht wahr? Als erfüllend empfinde ich das nicht, was auf uns zukommt, aber nun. Ritter sind immerhin noch so etwas wie Vorbilder in diesen Dingen, wenn auch sonst nur Relikte ohne Nachwuchs.

    Tatsächlich ist der Mangel an potentiellen Knappen besorgniserregend, insbesondere wenn die Entwicklung im Osten weiterhin dergestalt anhält.

    Die Hoffnung, dass sich die Stadt wieder aus dem Winterschlaf erheben wird, ist auch nur mäßig befriedigt worden bisher. Auf mich wirkt alles noch immer relativ ausgestorben. Das Gefühl, dass nichts oder nur unbefriedigend wenig zu tun ist, begleitet nicht nur mich. Vielleicht ist es bei mir so verstärkt da, weil es vor dem Wintereinbruch so ungemein hektisch zuging, dass wirklich gar kein Tag für Atempausen verblieb und es ständig was zu tun gab. Irgendwo brannte die Luft immer wegen irgendetwas.

    Eigentlich sollte ich wohl dankbar sein für diese unerträgliche Langeweile. Wer weiß schon, wann es wieder so hektisch zugeht und wir alle mehr zu tun haben werden, als uns lieb ist. Ich bin allerdings zu sehr von allem angeödet, fürchte ich.
    Das einzige, was mich neuerlich mit Freude erfüllt, ist die neu angesetzte Zucht. Die Zusammenarbeit mit der jungen Bäuerin klappt dahingehend wunderbar und ich kann mit Fug und Recht behaupten zufrieden zu sein. Mir ist noch immer nicht klar, wohin die Talraun verschwunden ist, wortlos, ohne jede Nachricht. Aber nun. Nicht wenige waren in den letzten Wochen kommentarlos, still und heimlich verschwunden und zeigten sich nicht mehr. Da war sie kein Ausnahmefall.
    Ich habe mich entsprechend umorientiert und muss gestehen, dass mich diese getroffene Entscheidung immerhin über jeden Ärger über den Verlust hinweggetröstet hat. Nein, eigentlich bin ich noch zufriedener als zuvor, also war es eine sehr gute Wendung.

    Ich habe die Zeit der Ruhe genutzt, um des Öfteren die stillen Schreine des Herrn im Reich aufzusuchen und dort zu verweilen. Die Winterkälte hat dabei für einen klaren Geist gesorgt, und ich hatte dort meine Ruhe, wurde nicht von etwaigen Templern behelligt, oder Besuchern des Tempels oder der Kapelle in Düstersee.
    Zuweilen suchte ich auch die Kapelle der Festung auf, um dort zu sitzen und meinen Gedanken nachzuhängen. Es gab wenige Zeiten in meinem Leben, in denen ich mich innerlich so ruhig fühlte. Diese Ruhe wurde auch nur dann und wann unterbrochen, zum Beispiel von etwaigen Einschusslöchern in der eigenen Haustüre. Wer mich jetzt sehen könnte, würde mich grinsen sehen, denn ich muss ehrlich gestehen, Fanns Reaktion darauf war im Nachhinein schwer erheiternd, zumindest für mich. Also eigentlich war es die Reaktion auf meine Nerverei, weil mich diese Tatsache schwer geärgert hatte.
    Nicht sehr ehrenhaft sich über ein eingeschmissenes Fenster zu erfreuen, das zu dem Haus unserer Ahad und ihrem Mann gehörte. Ich hatte Muireall allerdings auch noch nie brüllen hören, bis dahin. Dass Fann das geschafft hatte, fand ich schwer beeindruckend. Ganz sicher war das nichts, was ich loben sollte, aber.. ich muss gestehen, ich bin noch immer beeindruckt. Oh, und amüsiert darüber.
    Dass ich danach noch eine Abreibung bekam, zahle ich wirklich gerne als Preis.

    Die danach getroffene Entscheidung meinerseits ist auch nichts, was ich bereue und auch nach den vergangenen Wochen noch immer für sinnvoll erachte. Es schont die Nerven aller Beteiligten ungemein: Ich werde mich fernhalten, und das hat mehrere Gründe, die dafür sprechen, diese Entscheidung weiterzuverfolgen.
    So sehr ich Muireall schätze, so wenig werde ich mit ihrem Mann warm. Wo wir uns am Anfang noch verstanden hatten, ist das inzwischen einfach nicht mehr möglich. Das ist im übrigen eine beidseitige Geschichte. Dafür haben wir beide so unsere Gründe, schätze ich. Mir persönlich ist es einfach inzwischen ein Ding der Unmöglichkeit geworden da noch Energie hinein zu stecken, um ein angenehmes, brauchbares Verhältnis zueinander zu schaffen. Wie es ihm da genau geht, weiß ich nur aus den Erzählungen von Fann, muss aber gestehen, das Interesse daran ist von meiner Seite aus äußerst gering. Es will mit uns beiden einfach nicht passen. Muss es auch nicht. Fann kann meinethalben mit ihm befreundet sein, ihre Zeit mit ihm verschwenden, das ist ihre Sache. Ich muss mich dem ja nicht anschließen. Guten Tag und guten Weg.

    Ein weiterer Grund dieses Haus nicht mehr aufzusuchen, ist das ständige Gefühl ein unerwünschter Gast zu sein. Dieser Eindruck kommt sogar unabhängig von Jeans Anwesenheit auf. Keine Ahnung, ob dieses unangenehme Empfinden begründet war oder nicht. Wahrscheinlich nicht. Ich kann nicht mal greifen, wer oder was genau mir diesen Eindruck beschert. Ich habe dies aber auch zu keiner erwähnt, um niemandem vor den Kopf zu stoßen, zumal ich mir ständig vorhielt, dass ich mir das bestimmt nur einbildete, oder den Schwierigkeiten im Umgang mit Jean geschuldet ist – ich mir also selbst einrede.

    Der letzte Grund ist die für mich gegebene Tatsache, dass Muireall und ich uns langsam aber sicher voneinander entfernen, wenn man das denn überhaupt so nennen kann. Es gibt inzwischen einige Punkte, in denen wir uns nicht so einig sind, wie wir es noch vor einem oder zwei Jahren gewesen wären. Ich schätze, das ist auch eine Art der Weiterentwicklung, die wir beide mitmachen und jeder für sich da seinen eigenen Weg wählt. Nichts, was wirklich schlimm wäre, mir aber auffällt und mich nachdenklich stimmt.

    Wie stets fange ich dabei bei mir an. Ich grüble viel zu sehr darüber nach, ob ich mich noch auf dem richtigen Weg befinde. Ich zweifele also mal wieder an mir selbst, auch wenn ich mich schwer bemühe es Fann nicht zu zeigen, weil ich weiß, dass sie das hasst.

    Ich werde diese Zweifel erst einmal beiseite schieben, und mich die kommenden Tage um die Auflösung des prätorianischen Haushalts zu bemühen. Damit werde ich erst einmal genug zu tun haben, um für diese Zeit keine Langeweile aufkommen zu lassen.  Ein Vorhaben, das mir alles andere als leicht fallen wird, denn ich habe Jahre an Herzblut in diese Gemeinschaft gelegt. Allerdings möchte ich diese getroffene Entscheidung nicht wieder umschmeißen. Es ist schlicht und ergreifend an der Zeit ein Ende zu setzen, wo es doch niemand wirklich fortsetzen will. Was für einen Sinn also hat es noch an etwas festzuhalten, das nur noch so geringe Unterstützung erfuhr, dass ein Vorankommen in so weiter Ferne liegt, dass es bald schon unerreichbar scheint.

    Eines aber ist gewiss: Diese Gemeinschaft wird immer ein Teil von mir bleiben, die Menschen darin, ebenso die der anderen Völker, und insbesondere die Erinnerungen, das Erlebte, sowie insbesondere die Zeiten des Zusammenhalts und der Zusammenarbeit. Trotz des Ärgers, der immer wieder mal aufkam, waren das doch die besten Zeiten meines Lebens bislang. Und ich bezweifele offen in Zukunft bessere Zeiten zu erleben. Entgegen aller alatarischer Lehre und Art: Ich habe diese Gemeinschaft geliebt wie eine eigene Familie, mit all ihren Höhen und Tiefen. Ich werde sie zutiefst vermissen.

    _____________________________________________________
    Jede Zeit hat ihr Ende,
    jedes Ende ihre Zeit.

    Nachruf
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Dazen Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 15 Jun 2016 16:27    Titel:
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    Tagebuch I – Eintrag VIII – Schwalbenkunft  15,  AD 259

    Ich habe mir viel Zeit gelassen und mich sehr rar gemacht, zurückgezogen, nachgedacht, für einige Zeit sogar den Tempel gemieden, ganz entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten. Man kann auch getrost sagen, ich habe mich gehen lassen. Das wiederum ist ein Umstand, den ich mir nicht hätte erlauben dürfen, es aber dennoch tat, weil es für mich eine Notwendigkeit darstellte.
    Nur weil ich um den Tempel einen Bogen gemacht hatte, heißt das natürlich nicht, dass ich Abstand zum Glauben an den All-Einen und zu Ihm selbst nehme. Wer den Glauben mit der Muttermilch aufgesogen hatte, legt ihn nicht einfach so ab, nur weil er mit sich und der Welt eine Weile lang hadert. Allerdings dürfte Alatar jeden Grund haben mir ordentlich die Leviten zu lesen.

    Ob es blasphemisch ist, wenn ich sage, das hat Fann für ihn übernommen? Denn das hat sie, das hat sie auch völlig zu Recht. Da gibt es nicht einmal einen Grund ihr das übel zu nehmen. Sie war auch nicht die einzige, die mir für meine Antriebslosigkeit in den Hintern getreten hat.
    Das gehörte wohl zu mir, wie auch die Zweifel, die mich selten losließen. Die zu haben fiel mir manchmal wirklich allzu leicht. Umso schwerer ist es, sie für mich zu behalten, und anderen damit nicht auf die Nerven zu gehen.
    Jedes Mal, wenn ich mir dann die Frage stellte, ob ich die Zweifel nur aus Unzufriedenheit mit mir herumtrug, hatte ich keine klare Antwort. Auch wenn ich sie umformulierte, woher sie rührten, blieb die Frage unbeantwortet. So geht das nun schon seit Jahren. Selbst ein Zwiegespräch mit dem All-Einen brachte bislang noch keine Antwort. Manchmal habe ich das Gefühl dieser schon sehr nahe zu sein, manchmal so ungemein weit entfernt, dass ich selbst daran verzweifeln mag.

    Kürzlich erst habe ich beschlossen, einmal mehr die Zweifel selbige sein zu lassen und mir wieder eine gescheite und nutzbringende Aufgabe im Reich zu suchen. Es ist genug Zeit vergangen, in der ich mich dem Müßiggang hingegeben habe. Wobei das auch gelogen ist. Den morgendlichen Lauf behalte ich nach wie vor bei. Jeden Morgen auf ein Neues, eine Zeit lang ohne Begleitung, seit kurzem wieder mit, wobei jeder Lauf seither eine Geduldsprobe darstellt, da Kinderbeine eben nicht so schnell unterwegs sind. Und das Mädchen mag ja bereits einiges an Kondition haben, aber mithalten mit den Erwachsenen ist eben noch einmal etwas ganz eigenes.
    Allerdings habe ich mir auch dafür inzwischen eine Lösung überlegt. Da wir nicht nur zu zweit laufen, sondern einer der Landsknechte uns darüber hinaus noch begleitet, darf er das Kind sich gelegentlich mal auf den Rücken nehmen und mit zusätzlichem Gewicht laufen, sobald wir drohen zurückzufallen.
    Zwischendrin gönnen wir uns auch den Spaß das Kind zwischen uns zu schleppen, oder ich übernehme es selbst. Dann kann es wieder ein Stück selber über Stock und Stein laufen und steigen.
    Wer glaubt, nur der Landsknecht merkt die zusätzliche Belastung, der irrt im Übrigen. Ich habe ungemeinen Muskelkater in den letzten Tagen entwickelt. Genug, um morgens richtig mit mir kämpfen zu müssen aus den Federn zu kommen.

    Inzwischen gab es darüber hinaus viele neue Gesichter auf den Straßen. Es ist wirklich an der Zeit sie alle mal nach und nach aufzustöbern und kennen zu lernen. Mal sehen, was oder wer sich darunter befindet. Gegen ein Kennenlernen spricht schließlich nichts.
    Darüber hinaus habe ich noch anderweitige Pläne. Zwar gibt es die Prätorianer als solches nicht mehr, aber es schadet trotzdem nichts dann und wann mal zu schauen, ob es jemanden gibt, der sich von den westlichen Gebräuchen, Traditionen, Glaubensstatuten und so weiter interessiert. Außerdem hört man dort ja auch schon mal die ein oder andere Neuigkeit. Natürlich ist es inzwischen auch ein gewisses Risiko sich dort aufzuhalten, aber sei es drum. Ein bisschen Nervenkitzel braucht es halt auch so dann und wann.

    Die üblen Träume finden noch immer kein Ende. Es bleibt dabei. Jede Nacht schrecke ich mindestens einmal aus dem Schlaf hoch und habe die Bilder von Oswalds Tod vor Augen. Danach folgen direkt die Feuer, die um sich griffen, als der Sturm losging und uns in die Burg trieb.
    Alle Bemühungen das für mich zu verarbeiten wirken wenig erfolgreich, aber ich verliere darüber kein Wort nach außen hin. Fann bekommt sicherlich mit, wenn ich dann und wann plötzlich aufrecht im Bett sitze, oder im Schlaf zusammenzucke und dann wach bin, aber wir sprechen nicht darüber. Was gäbe es da auch zu sagen? Außerdem falle ich ihr schon mit anderen Dingen genug auf die Nerven. Eine Tatsache, die ich mir mal grundlegend abgewöhnen sollte.

    Es blieb noch die Idee, die mir irgendwann in den vergangenen Wochen gekommen war. Vielleicht kam nun allmählich doch mal die Zeit sich damit zu befassen und die Umsetzung dessen folgen zu lassen. Ich denke, für die endgültige Entscheidung hierzu werde ich mir erst einmal in zwei Tagen anhören, was es für Neuigkeiten gibt.

    Bis dahin heißt es für heute erst einmal zu unterrichten. Auch etwas, was ich länger nicht getan habe. Mal sehen, ob mir das noch soweit gelingt, dass am Ende alle zufrieden sind. Ich bin gespannt.

    _____________________________________________________
    Siege oder Niederlagen,
    Immer gilt es neu zu wagen.

    Richard Fedor Leopold Dehmel
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Dazen Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 29 Jul 2016 14:56    Titel:
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    Tagebuch I – Eintrag VIIII – Cirmiasum  29,  AD 259

    Seit ich meine Passivität aufgegeben hatte und wieder aktiv am Geschehen teilnahm, tat sich wieder einiges. In der Garde liefen die ersten Gespräche zur Tempelwache an, darüber hinaus traf sich die Bruderschaft in letzter Zeit regelmäßig für etwaige Planungen und wir hatten nun wieder einen Knappen in unseren Reihen zu verbuchen.
    Darüber hinaus hatten sich einige interessante Bekanntschaften ergeben und die Gespräche, die sich daraus entwickelten, eröffneten neue Blickwinkel zu diesem und jenem. Eine Sache, die ich immer öfter heraus hörte, war die Tatsache, dass es so einigen Leuten an Alternativen in den Gemeinschaften fehlte, und ich war gespannt darauf weiterzuverfolgen, was sich dahingehend tat.

    Natürlich regte es auch mich an mir meine Gedanken darüber zu machen. Sicherlich fehlte mir die Gemeinschaft, aber die Auflösung der Prätorianer hielt ich nach wie vor für den richtigen Schritt. Etwas Neues war dahingehend durchaus in Betracht zu ziehen, allerdings müssten sich dazu auch Leute finden, die bereit waren sich einzubringen und von sich aus etwas zu tun, und ebenso war es eine Notwendigkeit Ziele zu finden, die es zu beschreiten lohnte. Niemandem wäre damit geholfen alte Suppen neu aufzuwärmen.

    Allerdings war ich nicht soweit mich selbst an eine neue Gemeinschaft zu wagen und diese auf die Beine zu stellen. Gewiss gab es potentielle Mitwirker, die ich mir vorstellen konnte, aber noch einmal die Führung übernehmen? Noch einmal stetig hinterher sein müssen, damit irgendetwas lief? Denn letztlich würde genau das irgendwann wieder der Fall sein, wenn die erste Euphorie nachließ. Es war eine anstrengende Angelegenheit und es blieb grundsätzlich an der Führung hängen am Ende.

    Die steten Zweifel und meine Unzufriedenheit in den Tagen vor dem Entschluss die Prätorianer aufzulösen, waren mir noch allzu präsent. Natürlich gab es etwas in mir, dass sich so eine Gemeinschaft zurückwünschte, wie sie es in den Anfangszeiten gewesen war, als ich nach Gerimor kam, aber es wäre wohl Utopie zu glauben, dass ich derartiges in genau dieser Form auf die Beine stellen könnte. Die Leute hatten sich verändert, einige waren fort, andere machten sich überaus rar und waren nicht mehr wirklich präsent. Eine neue Gemeinschaft würde sich auch eher aus anderen Menschen zusammentun als die damaligen, und das alleine würde es schon anders sein lassen. Nicht unbedingt schlechter, aber anders. Darüber hinaus gingen die ganzen Ärgernisse irgendwann sicherlich von vorne los, denn das war ein stets wiederkehrendes Ding, so sicher wie das „So sei es“ im Tempel.
    Vielleicht war meine Betrachtungsweise dahingehend nach wie vor zu negativ, das mochte sein, aber die Erfahrung hing mir im Nacken, und noch war nicht genug Zeit verstrichen, um derartigem vollumfassend positiv und motiviert entgegen zu blicken. Ein Mitwirken konnte ich mir hingegen durchaus vorstellen. Aber bei dem, was wir an Gemeinschaften derzeit im Reich hatten, sah ich für mich keinen Platz, der annähernd zu mir passte, oder den ich in befriedigender Form auszufüllen vermocht hätte.
    Also hielt ich es so, wie ich es auch schon einmal in einer Gesprächsrunde kundtat: Wer mir so folgen wollte, konnte und durfte dies gerne tun, oder es lassen, wie er oder sie es auch immer halten mochte.

    Die größte Veränderung brachte allerdings wohl die letztens erst gemachte Offenbarung meiner Frau. Inzwischen hatte ich ein wenig Zeit gehabt darüber nachzudenken und musste doch das ein oder andere Mal kräftig schlucken. Zwar hatte ich nichts versprochen dahingehend (und es war von ihr auch nicht eingefordert worden), aber ich beschloss im Stillen für mich zunächst noch darüber zu schweigen, immerhin hatte sie sich selbst schwer genug damit getan es mir überhaupt zu sagen.
    Sie war – mitunter gerade von mir – damit bedrängt worden und ich nahm mir vor das erst einmal von ihr fern zu halten, so gut es halt ging.
    Ganz sicher gehörte das zu den Dingen, die mir bestimmt am schwersten fallen würden, sie nicht jeden oder jeden zweiten Tag damit zu konfrontieren, aber ich war festentschlossen es zumindest nur in den größtmöglichen Zeitabständen zu tun, oder eben, wenn sie von sich aus auf mich zukam.
    (Ich gebe zu, ich hoffte inständig, sie täte dies öfter mal in Zukunft, würde es mir nämlich leichter machen durchzuhalten.)

    Darüber hinaus hatte ich am gestrigen Abend noch eine Rückmeldung seitens der Clerica zum Knappen erhalten. Etwas, was ich mir ja auch durchaus von anderen Menschen aus dem Reich wünschen würde, einerlei ob nun Würdenträger oder nicht. Aber so wie die Dinge standen, musste ich mir die Informationen wohl selbst einholen. Das war dann wohl meine kleine Nebentätigkeit für seine Knappenzeit. Mochte er mir auch stetig Rückmeldung geben zu diesem und jenem, aber er durfte aus meiner Sicht sehr gerne das Gefühl haben, dass der Sack von Ritter über ihn besser informiert war, als er selbst.

    Es bleibt also abzuwarten, was noch so folgen wird in Zukunft. Möge dem All-Einen die Geschehnisse dieser Tag gefallen. Ich war, seit langer Zeit, rundum zufrieden, wenn auch mit leichter Atemnot und einer satten Portion Respekt vor dem, was da auf lange Sicht auf uns uns zukommen würde.

    _____________________________________________________
    Glaube braucht Fortschritt
    vom Fürwahrhalten zum Herzwissen.

    Peter Horton
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Dazen Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 17 Okt 2016 17:10    Titel:
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    Tagebuch I – Eintrag X – Goldblatt, 17, AD 259

    Es ist ein wenig abstrus, will ich meinen. Zum einen bilde ich aus, inzwischen nicht nur einen Knappen, sondern auch einen jungen Heranwachsenden, der den Mut fand um Anstellung als Page zu anzufragen. Zum anderen befinde ich mich selbst wieder in Ausbildung, was für mich wirklich eine wahre Herausforderung darstellt, aber dazu später mehr.

    Zuerst einmal muss ich wohl anmerken, dass die Ausbildung des Knappens aktuell eher schleppende Fortschritte macht, was an mehreren Faktoren liegt. Zum einen scheint an der einen Station nicht klar zu sein, was gewünscht ist – und sollte dort der Termin zur Klärung stattfinden, wird das hoffentlich gelöst sein. Der nächste Punkt ist eine gewisse Schreibträgheit zur zu erbringenden Hausaufgabe (oder vielmehr der Korrektur dessen), damit diese zu den Unterlagen hinzugefügt werden kann. Weiter hat er noch andere Aufgaben zu bewältigen, die vermutlich zu der Trägheit führen, aber soweit ich das überblicken kann, geht es dort allmählich voran. Am gestrigen Abend kam sogar die erste Frage bei mir durch, wo die Steine denn abzuliefern seien, die man gerne zum Wohle des Reiches abzugeben gedenke.
    Hinzu kommen außerdem noch die Pflichten in der Garde, und der Alltagsklüngel, wobei ich mir gut vorstellen kann, dass da auch einiges dabei sein wird, was ablenkt, anstatt antreibt – aber, wenn ich ehrlich zu mir selber bin: Die hatte ich damals ja auch.
    Es geht also seinen Weg, stellenweise verzögert und langsam, aber stetig, in etwa wie ein Stein, der sich allmählich zu Sand verwandelte, je weiter er vom Fluss getragen wurde.

    Dann gibt es noch den Burschen. Der bereitete selber keine Kopfzerbrechen. Wohl aber kann ich mir denken wie mein Patenkind reagieren wird, sobald sie davon erfährt. Aber im Grunde ist das eine Kleinigkeit, die schnell wieder beigelegt werden kann. Immerhin hat niemand ein Vorrecht oder Anrecht auf irgendwas und nur weil es einen Pagen gibt, heißt es nicht, dass Nummer II nicht irgendwann folgen kann. Es ist ja nichts in Stein gemeißelt, was das angeht. Hier sind Alter und Reife entscheidend, sowie einige andere Kriterien, die der Junge so zunächst einmal mit sich bringt. Der Rest wird sich fügen. Zuerst erst einmal gilt es, ihm einige rudimentäre Dinge näher zu bringen, dazu gehört auch der Glaube an den All-Einen, sowie der Umgang mit Waffe und Rüstung, sowie die Pflege dessen.
    Allein, was den Lehrplan für den Jungen angeht, gibt es so viel aufzuarbeiten, dass der Knappe daran sicher auch noch ein wenig Freude haben wird. Ich habe bereits jetzt schon beschlossen, dass er sich im Unterweisen üben darf, denn letztlich wird er das später einmal tun müssen, und auch das will gelernt sein. Lernen ist eins, lehren liegt auch nicht jedem.

    Alles in allem gäben die zwei mir schon genug zu tun, ich habe dennoch beschlossen der Garde meine Kraft ganz zur Verfügung zu stellen und nicht nur als Ausbilder der Knappen dort. Allein, was noch fehlt, ist die Prüfung. Bislang drücke ich mich noch ein wenig davor – die Bequemlichkeit will eben doch abgeschüttelt werden, die sich da eingeschlichen hat. Ich denke, es ist an der Zeit daran etwas zu ändern. Es stellt sich nur die Frage, wie ich das angehen möchte. Denn bei der Garde allein soll es gar nicht bleiben, ebenso wenig bei der Ausbildung. Darüber muss ich allerdings noch tiefergehend nachdenken.

    Natürlich kommt noch hinzu, dass ich mich selbst in Ausbildung befinde, in Rhetorik und Diplomatie. Ja, kaum zu glauben, aber ich befasse mich mit den Themen, die meinem eigenen Naturell eher zuwider laufen. Nichts desto trotz habe ich beschlossen mich darin zu schulen, immerhin hat dies auch mit Sprache zu tun und da die Gebote auch hier einen Weg aufweisen, gilt es auch diesen zu beschreiten nach bestem Wissen und Gewissen.
    Vermutlich werde ich noch viele Flüche herunterschlucken müssen deshalb, und auch in Ausübung von…
    Ich hoffe inständig nicht daran irgendwann zu ersticken und nicht allzu sehr und ausufernd zu fluchen, sobald ich die Haustüre hinter mir schließe. Bislang halte ich mich gut, wie ich finde.

    Selbst von Fann kommt bis jetzt dazu keinerlei Beschwerde – da kommen andere… wie soll ich es sagen... Ausfälligkeiten, und das auch aus ganz anderen Gründen. Sie passt, glaube ich, nicht mehr in ihre Rüstung, sie fühlt sich ungemein eingeschränkt in ihrer Bewegungsfreiheit und Handlungsfreiheit und das sorgt bei ihr für den Effekt, den auch eingesperrte Wildtiere zeigen. Sie wird gerade ungemein unleidlich, und das auch recht wahllos in jede Richtung, will mir scheinen. Ich lebe also mit einigen Geduldsproben derzeit – aber ich tu es trotzdem gerne, muss ich sagen. Aktuell möchte ich nicht davon reden, dass es mir durchgängig schwer fällt. Das tut es nur bedingt und in den ganz extremen Situationen.
    Außerdem, aber das sage ich besser nicht laut und halte dieses Tagebuch gut unter Verschluss, finde ich es zeitweise auch ungemein drollig, wenn sie so herumfaucht, nur um des Fauchens willen. Und wenn das Fauchen dann rum ist, dann kehrt sogar gelegentlich ein durchaus wärmerer Umgangston ein, zumindest in meine Richtung. Ob andere davon was haben, kann mir ja egal sein.

    Ich hab mich übrigens gestern ebenso amüsiert. Sie war nicht einmal zu den Bälgern unfreundlich, sondern mehr… ja, was soll ich sagen… erstaunlich führsorglich für ihr sonstiges Naturell. Irgendwas macht das heranwachsende Geschöpf in ihr offenbar, auch wenn ich noch nicht genau einzuschätzen weiß, was. Sie redet auch nicht darüber, außer ich bohre nach, und dann nur sehr ungern. Also lass ich sie meist damit in Ruhe. Ich achte nur darauf, dass sie nicht mehr am Rum süffelt. Hat ihr auch nicht gerade gefallen, aber ich habe noch die Worte meiner Base im Ohr. So ein wenig Mitverantwortung trage ich ja auch am Ganzen, will ich mal meinen.
    Es verspricht also noch recht interessant zu werden. Wie auch immer interessant hier nun auszulegen ist. Es könnte tatsächlich in jede erdenklich mögliche Richtung gehen. Mal sehen, welche es tatsächlich wird.

    _____________________________________________________
    Lehre bildet Geister;
    Doch Übung macht den Meister.

    Deutsches Sprichwort
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Dazen Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 17 Nov 2016 15:45    Titel:
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    Tagebuch I – Eintrag XI – Rabenmond 17,  AD 259

    Inzwischen werden es wieder mehr Unterweisungen und das Gefühl etwas Sinnvolles zu tun zu haben steigt. Auch beim morgendlichen Lauf und Waffengang werden es inzwischen mehr Leute, so dass ich dort auch einmal anders einteilen kann, und nicht grundsätzlich selbst dort stehen muss als Partner, immerhin folgen für mich noch ein oder zwei weitere Gänge danach.
    Hinzu kommt nun auch noch Reitunterricht. Der Vormittag ist damit schlicht und ergreifend voll. Ich sollte allerdings zusehen Joran noch mitzuteilen, dass er beim Reitunterricht teilnehmen soll, denn wenn ich den schon für Keyra gebe, kann der Bengel gleich mitmachen. Pferde kann ich schließlich genug dafür stellen.
    Es ist mir eine besondere Schadenfreude Keyra auf Plötze zu setzen. Die Stute ist inzwischen gut geschult und hat ein paar Tricks drauf, mit denen ich dafür sorgen kann, dass die reitfaule, stets ein bisschen abgelenkte Frau ein bisschen mehr an Konzentration für die Sache aufbringen muss. Träumereien im Sattel werden direkt bestraft. Da genügt ein Schnalzen für den Anfang und den Wechsel in eine ungemütlichere Gangart. Und wenn das irgendwann nicht mehr fruchtet, hat Plötze entschieden mehr zu bieten als das – aber das weiß das Fräulein Drugar ja nicht, noch nicht zumindest.
    Die Ertüchtigung tut nicht nur denen gut, die mitmachen, sondern natürlich auch mir. Versäumen will ich das ganz sicher nicht, und wenn meine Reitschüler dann soweit sind, dass wir Ausritte wagen können, habe ich genug Tiere, die bewegt werden müssen. Eine Aufgabe, genug für drei bis vier Leute.

    Die ganze Plackerei ist darüber hinaus ein hervorragender Ausgleich und hält mich entspannter, als wenn ich nichts oder wenig täte. Inzwischen halten sich die extremen Launen zuhause sogar in Grenzen und so dann und wann wird ein Lächeln seitens der eigenen Frau errungen, aber ich muss trotz allem eingestehen: Sie ist und bleibt eine tägliche Prüfung für mich in dem derzeitigen Zustand, in dem sie sich befindet. Immerhin wird sie wieder ein wenig versöhnlicher in meine Richtung, aber vielleicht sollte ich es nicht beschreien, wer weiß wie lang das anhält.

    Nebenbei verfolge ich mit eher stiller Zurückhaltung die Umtriebe der Kaluren, wobei ich mir noch nicht sicher bin, ob ich da die Verbündeten dazu zählen sollen. Den Berichten nach haben zwar einige davon mitgekämpft, aber ob sich das weiter halten wird, bleibt abzuwarten. Vergehende Zeit bedeutet schließlich auch immer Veränderung in die eine oder andere Richtung.
    Bei der letzten Auseinandersetzung war es mir nicht vergönnt gewesen teilzunehmen, daher halte ich mich an die Berichte und Erzählungen, die ich mir hier und da angehört habe oder anhöre. Als Privatfehde zwischen den Gemeinschaften der Schattenpanther und der dieser Vorgartenverzierung kann ich das Ganze nicht mehr betrachten. Im Grunde ist daraus schon ein zusätzlicher kleiner Krieg des Reiches gegen diesen vorlauten Bodenhobel und seinem Anhang geworden.
    Dabei fällt mir ein, ich sollte mir mal so einen kleinen Gartenzwerg anfertigen lassen, einfach weil es mich amüsiert. Vielleicht als Statue eines kleinen Bärtigen, der den eigenen Kopf unterm Arm geklemmt festhält und auf einem Bierfässchen sitzt. Das hätte durchaus etwas.

    Wie dem auch sei, ich bin tatsächlich noch nicht so weit, das Ganze als besorgniserregend zu empfinden. Selbst die neuste Marotte, die treffen sollte: Tote Katzen. Ich nehme an, die Ratten im Keller der Bodenhobel feiern nun ein großes Fest. Gegönnt sei es ihnen. Mochten sie ihnen die Pest mit reintragen. Das würde das Problem so schön von selbst auflösen, quasi mit lecker eitrigen schwarzen platzenden Beulen. Nun ja, Wunschtraum, das ist mir wohl klar, aber die Gedanken sind ja bekanntlich frei.

    Ärgerlich ist sicherlich aber der Tod der Panther, immerhin ist es ein Ihm heiliges Tier. Dennoch trifft es bei weitem nicht so hart, wie die Kaluren glauben, denn trotz allem sind es nun einmal Tiere und die kämpfen für gewöhnlich nicht mit, außer der All-Eine ist geneigt es ihnen zu befehlen. Es schwächt uns als solches also in der Regel eher nicht, sondern stärkt uns, denn es schürt den Zorn. Ich möchte ja nicht sagen, die Kurzen wären dumm, sie haben allerdings im Moment wirklich Pech beim Denken, scheint es mir, vor allem wenn es um vorausschauendes Denken geht. Nun das Pech anderer, ist unser Glück.

    Gleichwohl keimt natürlich der Gedanke auf, was sie wohl täten, wenn wir die Ausgänge Nilzadans mit Bärenkadaver vollstopften. Nicht, dass ich mir dahingehend unnötige Arbeit aufhalsen will. Es ist wirklich nur ein Gedankengang. Die Frage dahinter ist auch: Stört es den Gott, wie es auch die Kaluren kratzen würde? Stört es den All-Einen tatsächlich, dass ein paar Tiere verendet sind, solang die Streiter sich weiterhin für Seine Sache einsetzten? Interessante Frage. Ich glaube, ich werde Fenia mal wieder besuchen und mir anhören, was ihr dazu so einfällt.

    Und ich muss nach wie vor mit Muireall sprechen, denn Joran hat etwas erbeten, von dem ich mir erhoffe bei ihr mehr in Erfahrung bringen zu können. Durchaus eine interessante Frage, die mir auch hätte mal selber kommen können. Allerdings habe ich mich bis hierher selten mit Dingen aus der Vergangenheit beschäftigt, außer es ging um Taktiken oder neuerdings alte Reden und sonstige sterbensöde langweilige rhetorische Dinge.
    Dazu interessiert mich noch die Ansicht ihres Mannes zu dem jüngsten Fall, den ich erzählt bekommen habe. Genug zu tun ist also auf jeden Fall. Zeit, es in Angriff zu nehmen.
    Genauso wie noch der leidige Tanz aussteht, den ich mit dem Patenkind noch vor mir habe. Ich will mal annehmen, das wird jede Menge Zeter und Mordio geben. Nichts, worauf ich wirklich Lust habe, aber es nutzt auch nichts es weiter vor mich her zu schieben. Was erledigt ist, ist getan. Auf zum Angriff, Ritter!

    _____________________________________________________
    Lass das Gefühl der Macht niemals
    das Bewusstsein für Verantwortung verdrängen.

    unbekannt
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Dazen Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 16 Dez 2016 14:10    Titel:
Antworten mit Zitat

    Tagebuch I – Eintrag XII – 16. Alatner  AD 259

    Was wissen wir schon von unserer eigenen Geschichte? Der Geschichte unseres Landes, des Reiches, der eigenen Gemeinschaft, der wir vielleicht angehören, wie ich der Bruderschaft?
    Das, was wir selbst erlebt haben. Alles, was weiter zurück liegt von den Geschehnissen auf Gerimor ist nur bruchstückhaft bekannt oder gerät nach und nach in Vergessenheit.

    Varuna ist so ein Beispiel. Der ein oder andere weiß es noch, was dort geschehen war, was sich dort zutrug. Es war ein großer Sieg für das alatarische Reich gewesen. Kryndlagor hatte dazu beigetragen. Was aber hatte den Drachen zu diesem Pakt bewegt? Was uns? Was genau waren die Hintergründe von all dem?
    Allerdings war diese Geschichte eine derer, die mich im Augenblick noch nicht wirklich tiefgehender interessierten, wohl aber der Anteil, den die Bruderschaft an allem trug. Ich muss zugeben, der Bursche hatte Fragen gestellt, die bei mir weitere hervorgerufen haben und damit eine leise Unruhe an die Oberfläche getrieben.

    Er hatte nach der Geschichte der Bruderschaft gefragt, und das Wenige, das die Ahad davon zu berichten wusste, waren auch nicht mehr als Gerüchte und Vermutungen, aber nichts, was man als handfest bezeichnen könnte. Wie das mit meiner Neugier nun einmal so ist, ist die nun geweckt und verlangt nach Nahrung, Unterhaltung, Antworten.
    Das Einzige, was wirklich gewiss war: Die Bruderschaft wurde einstmals auf dem Festland schon gegründet. Wie sie entstand, warum, was der Ursprung des Ganzen gewesen war, dazu gab es vielerlei Erzählungen, utopische und weniger märchenhafte Geschichten, aber nichts schien den Tatsachen zu entsprechen. Manche wirkten etwas glaubhafter, aber keine hielt in seiner Vollständigkeit einer näheren Hinterfragung stand.
    Nun bleibt die Frage, ob sich hierzu etwas herausfinden lässt. Herausfinden werde ich es vermutlich nur, indem ich mich daran versuche. Ganz bestimmt hat der Bursche allerdings auch damit Recht, dass alles, was geschehen ist aufgeschrieben gehört für die Nachwelt. Also werde ich mich bemühen zumindest das, was ich selbst erleben durfte, festzuhalten. Das bedeutet auch die alten Tagebücher auszugraben und nochmal alles durchzusehen und festzuhalten, was an Relevanz darin zu finden ist. Anzufügen wären dem die leicht verfälschten Chroniken aus dem Osten zu den Rissen und Beben vor ein paar Jahren.

    Ich gebe zu, dass ich schon jetzt Mühe habe, mich an wirklich alle Einzelheiten zu erinnern, werde es also auffrischen müssen auf die eine oder andere Weise. Das alles scheint mir so unendlich lange her zu sein, dabei sind gerade einmal ein paar Jahre ins Land gegangen.
    Drei Jahre ziehen Drache und Wolf nun gemeinsam ihre Bahnen durch das Reich. Zwei Jahre davon sind wir bald verheiratet. Erst zwei Jahre, obschon mir die Vermählung unendlich lang her zu sein scheint.
    In den Jahren und auch die Jahre davor haben wir Geschichte geschrieben, auf die eine oder andere Weise, oder aber die Geschichte wurde geschrieben und fast nichts davon festgehalten.
    Es wird eine Quälerei sein das alles aufzuarbeiten, aber mein Entschluss steht. Der Bursche hat Recht. Wenigstens das, was jetzt geschieht, sollte nicht mehr in Vergessenheit geraten oder mit den Erinnerung Sterbender verblassen. Irgendetwas muss bleiben von dem, und sei es nur die Lehre aus dem, was gewesen ist und was wir wo in Zukunft vielleicht besser machen können.

    Einen Alka habe ich sterben, einen neuen kommen sehen, weiß, dass davor noch einige mehr gewesen sind. Ihre Namen habe ich mal gehört, aber einen Bezug konnte ich dazu nie wirklich herstellen. Ich habe zwei Ahad kennengelernt, die es schon gab, als ich auf Gerimor ankam, zwei Ritter sterben sehen, Knappen kommen und gehen sehen, drei Ritter und eine Ahad werden sehen. Was davor war, welche Namen dazu zählten, was ihre Geschichte beinhaltete: Keine Ahnung.
    Nichts davon wurde überliefert, nichts davon schien der Rede wert gewesen zu sein, um im Gedächtnis zu bleiben. Es fällt mir schwer, das zu glauben. Immerhin haben sich alle davon vor dem All-Einen irgendwie verdient gemacht. Allerdings gab es im Reich wohl kaum noch wen, der die Namen kannte. Zum Teil würde sicher die Ahad weiterhelfen können, aber wer darüber hinaus?

    Also blieb nichts anderes übrig, als wenigstens das festzuhalten, was ich selbst mitbekommen hatte. Erst einmal. Und dann konnte ich ja noch weitersehen.

    _____________________________________________________
    Die Macht der Erinnerung
    ist der Geist der Geschichte.

    Nicolai Frederik Severin Grundtvig
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Dazen Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 19 Dez 2016 14:49    Titel:
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    Tagebuch I – Eintrag XIII – 19. Alatner  AD 259

    Das Gespräch war zufriedenstellend verlaufen, ich denke, für beide Seiten. Es blieb also nur noch abzuwarten, ob das ausgesprochen Angebot wirklich wie angekündigt beherzigt und angenommen wurde oder nicht. Ich gehe allerdings davon aus, dass dies geschehen wird und bin da guter Dinge.

    Etwas anderes lenkt meine Aufmerksamkeit derzeit weit eher auf sich. Seit ein paar Tagen häuften sich die Meldungen aus der Bevölkerung von sich regenden Schatten, von Knurren, Fauchen und den gängigen Lauten, die Großkatzen von sich gaben.
    Zweifellos war und ist mir selbiges ebenso wenig entgangen und während das Pferd unter mir auf dem Heimweg von der Burg zurück nervös tänzelte, fühlte ich mich davon zwar nicht unbedingt beunruhigt, es erhöhte aber doch die Wachsamkeit enorm.

    So geht das nun seit einigen Abenden mit Anbruch der Dämmerung bis zum Morgengrauen, wenn die Sonne sich hervorwagt und die Dunkelheit vertreibt. Es treiben sich katzenhafte Schemen in den dunkelsten Ecken herum, geben Laut, aber mehr geschieht – bislang – nicht.
    Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber es ist mir zumindest eine Spur weit vertraut, denn das hatte ich schon einmal erlebt, allerdings bisher nur im Tempel und auch nur dann, wenn die Erhabene seinerzeit einen Segen gesprochen hatte, zumeist nach einer vorangegangenen Opferung. Nicht selten kam es dann vor, dass auch dort etwas in den dunklen Winkeln herumgeschlichen war, das sich ganz ähnlich anhörte. Ich nehme an, es sind die heiligen Tiere des All-Einen, auch jetzt, in ihrer schattenhaften Gestalt. Beschwören kann ich es allerdings nicht. Der Vergleich dazu liegt allerdings nahe.
    Das Einzige, was ich mir nicht beantworten kann, ist das „Warum“ und ob ich darüber, was gerade vor sich ging besorgt sein sollte. Bis jetzt allerdings sagen Vernunft und Bauch noch das Gleiche: Wachsam sein, ja, Befürchtungen nachjagen, nein.
    Es bleibt schlicht abzuwarten, was es damit auf sich hat. Gewiss wird sich da noch etwas offenbaren. Ob Er gedenkt zu strafen, wird sich ebenso schnell herausstellen, wie das Gegenteil davon. Vielleicht aber ist es auch eine Warnung vor etwas Kommendes, oder eine späte Reaktion Seiner, ob des Frevels gegenüber der abgeschlachteten Tiere? Letzteres erschien mir eher unwahrscheinlich, denn im Grunde sahen wir die Tiere als etwas Heiliges an, da Er gerne diese Gestalt für sich nutzte, wenn Er uns gegenüber trat. Ob Er selbst die Panther als solches für so wertvoll erachtete, ist da doch eher fraglich.
    Wenn ich bedenke, dass laut Schöpfungsgeschichte Eluive gerade Ihm die Tiere übertragen hatte, kann ich mir gut vorstellen, dass er dafür nicht so viel übrig hat und die Bedeutung dessen für Ihn eher als nichtig einzustufen ist.
    Das „Warum“ beantwortet es trotzdem nicht. Vermutlich müssen wir alle einfach abwarten, bis sich Weiteres auftut dazu, und bis dahin schlicht wachsam bleiben.

    Ich gebe allerdings zu, ich finde es eher aufregend, als erschreckend oder gar abschreckend. Von dem Zwergenaufstand abgesehen war es doch recht ruhig im Reich geworden. Wenn ich bedenke, wie turbulent es damals zuging, als ich hier ankam, war das zu heute wirklich gar kein Vergleich. Die Risse, die Beben, der Kampf der Götter in Varuna, die Unruhe des All-Einen, der neue Alka…
    Es hatte sich wirklich einiges zugetragen, was hier nun nicht einmal Erwähnung findet. Dahingegen war es das letzte Jahr über reichlich beschaulich zugegangen. Entsprechend gut tut es zu sehen, dass sich mehr bewegt, als ein paar Stummelbeinchen, denen es zu langweilig in ihrem Berg wurde.  

    _____________________________________________________
    Angst ist das große Tor für alle Gespenster dieser Welt.

    Manfred Hinrich
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Dazen Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 16 Jan 2017 15:46    Titel:
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    Tagebuch I – Eintrag XIV – 16. Hartung AD 260

    Nicht mehr ganz zwei Wochen, dann beginnt das fünfte Jahr für mich auf Gerimor. Vier ist es nun her, als ich hier ankam, den Clericus und Florentine kennenlernte, ebenso Thanaya. Vor mir steht ein Glas Shevanorer Wein, den ich in aller Ruhe genieße. Immer mal wieder muss ich feststellen, dass sie mir fehlen, alle drei. Ich vermisste zuweilen sogar das wandelnde Drama, Alin.
    Es gibt tatsächlich viele Namen, Menschen dahinter, die mir aus der Vergangenheit fehlten, die ich gerne wieder um mich hätte, aber die Zeit und die Wege, die wir alle gingen, hatten anderes für uns alle bereit gehalten. Mit ein bisschen Belustigung muss ich feststellen, dass ich wenigstens darin Durchhaltevermögen bewiesen habe. Und alle waren sie ja zum Glück nicht fort.
    Je’yuxalae war noch da, Muireall, Xen’draxol…
    Ich stelle gerade fest, dass mir nur die zwei aus der unmittelbaren Anfangszeit hier einfallen. Sollen sie es wirklich alleine gewesen sein? Verdammt, das sind wirklich wenige. Natürlich sind da noch andere Personen nach wie vor zugegen, die auch damals schon durchs Reich liefen, aber die Berührungspunkte waren zu der Zeit noch nicht so ausgeprägt gewesen. Auch da hatte sich das ein oder andere geändert.

    Tja, inzwischen trete ich den zweiten Knappen durch die Hölle der Knappschaft. Der erste Knappe macht seine Arbeit als Ritter und Hauptmann recht passabel, auch wenn wir uns da nicht immer einig sind und es schon mal zu hitzigen Debatten kommt, aber ich bin ganz im Stillen ja durchaus zufrieden, zumindest in den meisten Momenten. Möchte auch gar nicht wissen, in welchen Augenblicken davon ich ihm schwer auf die Nerven gehe.

    Wenn ich also zurückdenke, wie es zu Anfang war, gerade auch zwischen Muireall und mir, dann muss ich gestehen, hat sich sehr viel verändert. Auch das Verhältnis zu Je’yuxalae ist etwas sehr Spezielles geworden. Xen’draxol und ich hatten uns etwas voneinander entfernt, aber ich durfte im letzten Gespräch feststellen, dass es hier und da doch noch immer Gemeinsamkeiten gibt. Die Unterhaltung hat mir jedenfalls gut gefallen und mich feststellen lassen, dass sie mir zuweilen doch gefehlt haben, diese Gespräche mit ihm.

    Auf meinem Weg bis heute kamen und gingen viele, insbesondere aber schätzte ich die, die geblieben sind – so wie meine Frau zum Beispiel. Wenn ich bedenke, wie holprig es zu Anfang zuging, wie dämlich ich mich damals angestellt habe, was für Ärger ich mir selber hätte ersparen können in all der Zeit. Und trotzdem möchte ich nichts von den gemachten Erfahrungen missen. Gar nichts.

    Und nun war es an der Zeit, dass der Knappe das in Angriff nahm, was ich damals auch zu stemmen hatte. Das Führen einer Gemeinschaft neben allen wunderschönen Aufgaben des Knappendaseins. Die Erwartungshaltung knüpft da natürlich an dem an, was ich selbst zu leisten im Stande gewesen bin. Amüsant finde ich den Umgang zwischen der Ahad und dem Knappen. Sie hat viel von dem damaligen Umgang der Ritterin mit dem Knappen, was der jetzige Knappe aber nicht weiß, und so wie ich auch damals seine liebe Mühe damit hat, das überein zu bekommen, was sie da mit ihm anstellt, außer man bindet es ihm unverblümt auf die Nase. Bei aller scheinbaren Direktheit der Ahad, versteckt sich hinter ihren Aussagen noch so einiges mehr. Das zu erkennen und zu lernen, kostet mich heute noch Mühe zuweilen.
    Was mich daran erinnert, dass ich sie mal wieder um Unterweisung nötigen sollte.

    Was dem Knappen eine Herausforderung ist, wird es auch der Base sein. Sie bewegt sich mit den ersten Schritten auf den Tempel zu, oder vielmehr in diesen hinein. Sie hält die Clerica für unergründlich und mysteriös, weiß einiges nicht zu deuten und trotz der ersten Prüfungen ist die Neugier ungebrochen.
    Neben diesem steht ihr ein Weg harter Arbeit bevor, denn ihr fehlt es an vielem, um das durchzustehen, was ihr bevorsteht – und davon weiß selbst ich nur die Hälfe, wenn überhaupt. Aber daran lässt sich etwas ändern. Gestern hatte ich ihr angeboten, morgens nicht mitzulaufen, liegen zu bleiben, wegen ihrer Prüfung im Tempel, die sie doch sehr blass hatte zurückkehren lassen. Ich ahne also, was oder wem sie da begegnet sein muss. Das Angebot war allerdings eine Prüfung, eine weitere, und ich habe sie tatsächlich schlafen lassen. Die Strafe für ihr Nachlassen muss ich mir allerdings noch überlegen.

    Ich habe meine alten Aufzeichnungen hervorgeholt, meine damaligen Erkenntnisse zu diesem und jenem. Was für ein Unterschied vier Jahre ausmachen im Denken und Handeln ist wirklich faszinierend. Was man sich bewahrt von dem Gelernten ist nicht minder interessant.
    Und ich muss für mich feststellen, die derzeitigen Veränderungen beginnen mir Spaß zu machen. Hoffen wir, dass es sich mit dem bald kommenden Nachwuchs ebenso verhält.

    Alatar steh mir bei, lass die andere Base im Haus sein, wenn es soweit ist.

    _____________________________________________________
    Alles Geschaffene hinterlässt die Spuren des Schöpfers.
    Augustinus Aurelius
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Dazen Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 31 Jan 2017 16:59    Titel:
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    Tagebuch I – Eintrag XV – 31. Hartung  AD 260

    Ich stumpfe allmählich ab, fürchte ich. Am gestrigen Abend haben wir eine Thyrin festgesetzt.
    Es gab Zeiten, da hätte ich mir Gedanken darüber gemacht, wie es der Gefangenen ging, was sie dazu bewegte sich in Feindesland zu begeben – noch dazu alleine, wieso sie so töricht war sich mit der Wache von Grenzwarth anzulegen und auch noch einen davon niederzustrecken, wenn sie an sich doch wissen musste, was ihr dafür blühte. Heute erfüllt mich dem allen gegenüber eine mäßige Gleichgültigkeit.
    Die Haare wären mir wichtig gewesen, aber davon wusste sie offenbar nichts. Die Irritation war nicht gespielt gewesen, glaube ich. Und will man nicht an solche Dinge erinnern, verhandelt man auch nicht darüber.
    Alles, was danach folgte, war mir relativ einerlei. Relativ deshalb, weil ich wollte, dass sie nicht kaputt ging bevor der Statthalter sie richtete. Der neue Landsknecht schien mit diesem Wunsch so seine Probleme gehabt zu haben. Nicht, dass es mich kümmert, wenn die Thyrin Schmerzen litt, aber nicht kaputt machen heißt auch Köpfe nicht auf Steinplatten fallen zu lassen.

    (Mir ist auch nicht entgangen, dass der Landsknecht seine Klamotten vollblutete. Irgendwas scheint mit seiner Hand nicht in Ordnung zu sein. Ich bin nur mäßig interessiert, nachzuhaken. Vielleicht mache ich Korlay später darauf aufmerksam. Vielleicht gefällt mir sein Leid aber auch besser, mal sehen.)

    Ich weiß nicht, was diese Veränderung verursacht hat. Oswald? Vielleicht ein Stück weit. Möglich, dass ich durch ihn und seinen Tod gelernt habe das alles nicht mehr so nah an mich heran zu lassen, wenn es um einzelne Personen ging. In der Schlacht, wenn es viele waren, dann verloren sich die Gesichter, da merke ich mir nicht, wem ich gegenüber gestehe, außer es sind so außergewöhnliche Situationen, wie eben mit Oswald, dieser unbewaffnete, närrische und deshalb tote Tölpel auf der Wehr. Noch immer wachte ich wegen ihm in der Nacht auf. Hoffentlich hat Kra‘thor seine Seele verschlungen.

    Nun ja, am Ende der Woche findet die Thyrin ihr Ende in der heiligen Messe als Opfer für den All-Einen. Ich konnte diesen Opferungen nach wie vor nichts abgewinnen. Womöglich wird sich das in diesem Leben auch nicht mehr ändern. Nicht, weil es mich anrührt, das tut es nicht. Keine dieser Opferungen hat mich bislang um den Schlaf gebracht. Mich nicht. Ich frage mich gerade, wie es Elea damit gehen wird am Ende des Tages.
    Ich mochte sie nicht, weil sie einfach lebensverachtend waren, diese Opferungen. Bei Tieren ist das eine Sache, die können hinterher noch verzehrt werden im Zweifel, sofern man das passende Opfertier aussucht. Aber Menschen und ähnliche? Ich empfinde keine Skrupel, was das anbelangt, auch das ist es nicht. Ich finde darin allerdings auch keine Ehre.
    Eine Ehre dem All-Einen dienen zu dürfen, eine Ehre, in Seinem Namen Seine Ziele zu verfolgen, gewiss auch eine Ehre Ungläubigen den Tod zu bringen, sind sie nicht zu bekehren – aber sie sollen sich verdammt nochmal wehren, bevor sie sterben und nicht wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt werden.

    Allerdings muss ich auch zugeben, es stört mich nicht so sehr, wie noch vor vier Jahren. Auch hier stumpfe ich offensichtlich ab.

    Was mich aber noch immer in den Wahnsinn treibt und mich aufregen kann, ist meine Frau, zumindest im Moment mit ihrem Trotz nicht liegen bleiben zu wollen. Sie wird das verdammte Kind noch im Laufen verlieren! Mitten im Schnee! Auf dem Weg! Jede Wette! Völlig verrückt, diese Frau, und so verflucht stur!
    Alatar, ich bete inständig, sie und das Kind überleben diesen Mist gesund und munter und meine Befürchtungen bleiben das, was sie sind – eben Befürchtungen, die sich nicht erfüllen. Nicht auszumalen, wenn nicht.

    _____________________________________________________
    Möge Gott mich vor mir selbst beschützen.

    Michel de Montaigne


Zuletzt bearbeitet von Dazen Wolfseiche am 22 März 2017 11:51, insgesamt einmal bearbeitet
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