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Der Wind von Norden an der Eichen Gründe
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Ernst von Eichengrund





 Beitrag Verfasst am: 08 Jun 2015 13:27    Titel: Der Wind von Norden an der Eichen Gründe
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Der Weg ist das Ziel. Auch so einer der leicht dahergesagten Lebensweisheiten meines alten Herrn. Wer hätte gedacht das er mal so recht haben könnte? Es ist nunmehr zwei Wochen her, als der Herr Oberst ein Gespräch mit mir hatte führen wollen. Eigentlich war das nichts aussergewöhnliches, immerhin sprach der Sir immer mal wieder mit Unteroffizieren um Neuigkeiten über die Mannschaften zu erhalten. Doch dieses mal war es ein klein wenig anders als sonst. „Keine Uniform nötig, Korporal“, ja das hatte er gesagt... und es machte mich misstrauisch. Für gewöhnlich war der Oberst bedacht darauf mit der Uniform den richtigen Rahmen für Gespräche zu zeichnen. Wenn keine Uniform nötig wäre, wollte er mich privat sprechen. Das letzte mal als er das tat, war es -nach- der Beförderung zum Gardisten. Was im grossen und ganzen auch das einzige Mal war, wo ich mich daran erinnern könnte ein privates Gespräch ausserhalb des Dienstes mit ihm gewechselt zu haben. Von den zufälligen Begegnungen in der Stadt mit freundlichem Gruß, kurzer höflicher Erkundigung über das befinden und ähnlich kurzen Gesprächen einmal abgesehen. Sicherlich hatte ich die ein oder andere Situation nicht mehr im Kopf, aber grundsätzlich war es ungewöhnlich.

So traten wir hinauf in das Büro des Obersts und setzten uns. „Ist nicht so oft, das ihr mich ins Büro holt...“ was ein bescheuerter Anfang für ein Gespräch, ich hätte mich auf den Hinterkopf schlagen sollen, Vater hätte es gewiss getan. „Nein... Es ist auch nicht oft, dass man gezwungen ist, ein ernstes Wort zu wechseln.“ Wortwitz... ernstes Wort... nein sag es nicht... sag es... „Auch nicht oft das ihr euch an den Umspielungen meines Namens beteiligt.“ Natürlich. Ich konnte mich natürlich nicht zurücknehmen. Immerhin nahm es ihm der Sir offenkundig nicht übel, dennoch hatte das Gespräch eine seltsame Mischung aus Vertrautheit und einem unheilschwangerem Ereignis. Wie lange diente ich im Regiment, wie lange als Korporal... er wusste es genau, er hatte mich ausgebildet und befördert. „Eine lange Zeit.“ Ja... nicht gerade wenig, nicht so lange wie Endurael, aber lang. Der Sir bettete ein Bündel auf den Tisch, ein Umhang, ein Waffenrock in seinen Farben, den persönlichen Farben seines Ritterstandes. „Nach reiflicher Überlegung habe ich beschlossen, dass es an der Zeit ist, einen Knappen auszubilden. Wenn ihr dieser Knappe sein wollt, dann sagt es.“ Die Rädchen in seinem braunhaarigen Schädel schlugen an, eigentlich überdrehten sie sogar eine ganze Spur und ihm blieb fast die Luft weg. „Ich.... ehrlich?“ überdreht, ganz klar, nichtmal jetzt kriege ich einen vernünftigen Satz raus. Ich brauchte mehrere Ansätze und einen kurzen Anflug von soldatischer Direktheit, ehe ich die wahrscheinlich richtigen Worte fand.„So wie ich das sehe... seit ihr seid zwo Jahren mein Lehrer... wär' mir eine verdammte Ehre, Sir.“ der Sir nickte zufrieden und zeigte sogar einen Anflug eines lächelns. „Das freut mich zu hören. Dann nehme ich euch als Knappen in meinen Dienst.“ Es folgte eine Kaskade an Auflagen.... keine Frauen, Lederrüstung aus einfachem Wildleder, immerhin nicht im Dienst, seine Farben tragen, der Leibwächterdienst musste ausstehen, Nachteile die ihm nicht vollends passten, doch die Notwendigkeiten dahinter verstand er... zuweilen. Kein Waffengift, verständlich, das hätte er eh nicht wahrgenommen, trotz der Gesetzänderung...

Der einzige Umstand der nach dem Gespräch seinen Zustand hätte beschreiben können war:

Überwältigt.
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Ernst von Eichengrund





 Beitrag Verfasst am: 11 Jun 2015 11:30    Titel:
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So richtig angekommen war es immer noch nicht. Sicherlich, die Farbveränderung bei den Kleidern allein hüllte mich dauerhaft in die Gewissheit was geschehen ist, auch wenn das Blau des Ritters offenkundig ungewohnt war. Für jemanden der für für gewöhnlich eher Erdfarben mit Blattfarben mischte, eine neue visuelle Erfahrung. Ein wenig zeugte also auch das äussere die Wandlung an die ich durchlief, oder durchlaufen gewillt bin. Wandlung, Veränderung, Aufstieg vielleicht... so richtig erfassen vermochte ich das noch nicht. Das private Leben hatte neuerlich einen Knick abbekommen. Nicht, das es was neues wäre, das Dienst daran rüttelte, doch es war etwas anderes, wenn die Auflagen nicht durch Pläne eines Dienstplanes, sondern die Pläne meines Herrn waren. Ich gedachte die Auflagen ausnahmslos zu erfüllen, zähneknirschend vielleicht, zumindestens einige, aber ich würde mich selbst verraten, würde ich beginnen mich selbst zu sabotieren indem ich „einfachere Wege“ einschlage. Das wäre auch nicht das, was die kommenden Aufgaben von mir verlangen würden. Schwer ist der Weg und der Weg ist immer noch das Ziel... komisch, das kam doch schonmal in meinen Gehirnwindungen vor? Wahrscheinlich wiederholte sich alles auf eine gewisse Weise. Das ist zum einen ein Naturgesetz und zum anderen zeugt es von Beständigkeit. Doch soll das für den Moment nicht Teil meiner Gedanken sein.

Sir Vaughain mag es zu spazieren wenn er unterweist. Zugegebenermassen wunderte mich das im ersten Augenblick. Auf dem zweiten Blick aber, lernte man nicht nur die Umgebung dabei kennen und schätzen, mal abgesehen davon wie bekannt sie eigentlich schon sein sollte, sondern man traf auch Menschen dabei, die man im privaten Unterrichtsrahmen nicht getroffen hätte. Taliara... Emric... nur als einfache Beispiele des ersten 'Gehen-wir-ein-Stück'. Eine Einführung in das Selbstverständnis des Rittertums und dem Sinn seines Daseins. Ein Thema was meines Wissensstandes kaum in den mannigfaltigen Bücherwerken der Bibliothek gedeckt werden konnte. Sicher hatte der Hort des Wissens massenhaft Schriftwerk zu allen möglichen Themen, aber gerade diese Sparte hatte ich nie als sehr ausführlich befunden, sicherlich aus gutem Grund. Der Spaziergang mit eben den Begegnungen die wir dabei machten, half auf überraschende Art und Weise ein Antwort dabei zu finden. Sicher... der Ritter war ein Sinnbild des Reiches, eine Mischung aus jeder Sparte die es ausmacht. Sie sind in der Befehlshierarchie bei Kriegen involviert, sie sind Elitesoldaten im Auftrag von König und Reich, sie halten ihre Treue der Priesterschaft und der Göttin ebenso wie sie durch Vorbildfunktion zwischen Volk und Adel stehen. Als Adelige... vom Volk. Aber das war nur ein Teil... der offensichtliche Teil. Es ist auch eine Frage der Bemessung die man selbst vornehmen muss. Die Bemessung von Aktion und Reaktion, Person und Tat. Ähnlich das was er als Soldat immer tun musste, nur noch detaillierter, was ist Recht... und was ist Gerecht. Gedanken darüber hatte ich mir tatsächlich nie gemacht. Ich funktionierte im Rahmen der Gesetze. Ich blickte im privaten über den Tellerrand hinweg, das jedoch nur selten als Soldat. Die Person und der Soldat sind unterschiedlich, das war bei mir absolut Programm, ich trennte beides stets strikt. Das tut er nicht... und dabei kämpft der Ritter mit sich selbst gegen die Willkür die einen herabziehen kann. Die Willkür der anderen und vor allem aber der eigenen, die bei dem Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand entwickelt werden kann. Verwirrend, irgendwie. Man musste sich auch selbst beobachten um sich auch selbst zur Verantwortung ziehen zu können.

Das eigene Selbstbild war, was man mitformte in einer Ausbildung zum höheren. Es ist nicht nur Körper, Kraft, Geschicklichkeit und Waffenkunde, es ist auch der Geist und das eigene was geformt werden muss. Beides zusammen. Wie war das gleich? Wenn der Weg steinig und schwer ist, ist er es wert zu gehen. Daran war etwas dran... wie uns die Vergangenheit geprägt hat, so tut es die Gegenwart genauso und macht daraus das was wir in Zukunft sind. Dazu gehören auch Sorgen und Ängst genauso wie die Stärken die man mit sich bringt. Gelegenheiten die an einem vorbeiziehen sollte man wahr nehmen. Ja... das sollte man. Immer.
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Ernst von Eichengrund





 Beitrag Verfasst am: 18 Jun 2015 10:36    Titel:
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Der Schnitt durch die Knochen war mühselig. Zwar war das Schwert eine verdammt gute Arbeit, aber es war am Ende auch nur ein Schwert aus Eisen. Im Grunde genommen schnitt ich auch weniger als das ich trümmerte und brach. Eigenwillig wieder sozusagen ganz unten in der Nahrungskette der Nahkämpfer anzufangen. Den Sinn dahinter verstand ich allerdings recht schnell: Wer weniger geschützt ist durch eine schwere Rüstung, achtet viel mehr darauf sich zu bewegen um nicht getroffen zu werden, und je einfacher das Schwert, desto besser musste man es führen. Ich glaube ich machte mich ganz brauchbar, bei den Höhlenerkundungen mit dem Sir und den sich anschliessenden Gefährten.

Nichtsdestotrotz schmerzte mich mein Arm und mein Kopf, die Untoten waren den Umständen entsprechend leicht zu besiegen. Bei den Orks hatte ich es dann zu leicht genommen und wurde wegen meiner Unachtsamkeit mit einem fröhlichem Keulenhieb auf den Schädel bestraft. Grundsätzlich hatte das bei Lederkaputzen den ungmein unschönen Effekt das es verflixt schmerzhaft war, umso mehr verstand ich nun auch, warum Magier und andere eher Lederaffine Soldaten sich weit... WEIT... von dem Kampfgetümmel fernhielten. Mir war das leider nicht vergönnt, ich konnte auch zugegebenermassen nicht mit einem Bogen umgehen, abgesehen davon das dies mit Sicherheit nicht den Wünschen meines Herrn entsprochen hätte. Ich ergab mich sozusagen in der mir aufgetragenen Schwäche im Kampf und achtete bedeutend mehr auf meine Beinarbeit. Es kommt mir sogar so vor als wäre ich dadurch geschickter und bedachter, nur diese elenden Stolperdrähte der Orken... die würde ich wohl noch weiter übersehen, trotz all der Vorsicht die ich an den Tag lege.

Ausserdem beginne ich zu verstehen, warum der Sir mir nach und nach Bi-Händer empfiehlt. Sie sind nicht ganz die Stärke die ich habe, aber auf kurz oder lang werde ich mich auch damit auseinandersetzen müssen. Ich war immer ein Kämpfer der sich auf den Nahkampf mit Schild und Schwert mehr als ordentlich verstand. Vielleicht habe ich mich ein wenig zu sehr darauf ausgeruht. Der Kampf mit den verschiedenen Waffengattungen zu lernen war zeitaufwendig und mühsam, und dennoch habe ich nicht die volle Kunst so wirklich erfasst. Ein Versäumnis das ich nach holen würde. Ich betrachte die langen Schwerter nachdrücklich und ich weiss nicht welches mehr am Ende besser stehen wird. Das sogenannte Claymore? Das flüssige Katana? Das robuste aber einfache Zweihandschwert? Eine der grossen Äxte? Ich würde mich mit allen versuchen müssen, ehe ich eine Entscheidung treffe. Eine Waffe die zu mir passt, was meine körperlichen Vorzüge betont und deren Schwächen ich auszugleichen weiss. Ich werde mich eilen, ich werde dem nachkommen was man von mir erwartet.

Wir gehen ein Stück...
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Ernst von Eichengrund





 Beitrag Verfasst am: 05 Jul 2015 14:18    Titel:
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Kampftraining mit dem Sir ist anstrengend, mehr als ich am Anfang gedacht hätte. Ich bin bulliger als er, er dafür beweglicher. Die Schwäche und die Stärke des Bihänders haben wir Wort- und Bedeutungstechnisch hinter uns gelassen, dennoch blieb es im Hinterkopf mit der Order ein Schwert zu erstehen. Schild und Schwert, eigentlich eine meiner Paradedisziplinen, aber ich musste mal wieder auf die harte Tour lernen, das das nicht unbedingt etwas heissen mag. Mein Schildarm schmerzte angemessen stark, sicherlich bevorzuge ich seit jeher den Langschild, der Sir ist eher ein Freund der kleinen Schilde, sie sind handlicher und haben einen besseren Schwenkkreis, der einfache Holzgriff macht es flexibler als meine Schlaufenbefestigung. Ich muss zugeben ich bin wirklich überrascht wie sehr ich den Schwert und Schildkampf zwar ausgereift habe, aber die Finessen noch lange nicht alle beherrsche, Sir Vaughain verstand es noch dazu meine Schwächen noch zu erkennen bevor ich überhaupt wusste das ich eine Schwäche habe. Irgendwie kommt es mir so vor als wäre ich auf eine gewisse Art für ihn „Gläsern“. Knie beugen, das Schild leicht in Richtung des Gegners Bein angewinkelt... natürlich. Schlagabfolgen lernen, abläufe werden nach und nach auswendig gelernt, vom Körper wie vom Geist. So hielt ich es auch beim Training mit Rekruten. Trotzdem sind die Schläge mit den schweren Holzwaffen, gerade die festen Schläge recht schmerzhaft wenn sie von jemanden geführt werden, der weiss was er tut. Die Bewegungsabläufe, vor allem das ablenken immer an der gleichen Stelle werden ein paar Tage Spuren hinterlassen.

Und noch etwas kam zur Sprache: Die Rolle des Schwertes. Das Schwert ist eine sehr universelle Waffe , das ist seine Stärke aber zugleich auch seine Schwäche. Es war nicht so stabil wie ein Kriegshammer, und auch nicht so schnell wie ein Rapier. Es gibt unzählige Waffen, die auf ihre spezialisierte Weise besser sind als ein Schwert: Hieb und Stichwaffen, Waffen mit grossen Reichweiten und auch geringeren Reichweiten. Aber nichts ist so universell wie das Schwert. Das ist der Grund warum es -die- ritterliche Waffe ist. Es ist die Königsdiziplin des Ritters.

Der Sir erkannte mir an, das ich ein gewisses Geschick mit dem Schwert habe. Freilich, ich habe Kampferfahrung und habe schon einige Schlachten geschlagen, aber irgendwie fühlte ich mich bei so einem Direktvergleich wieder ein wenig wie ein Frischling. Das lustige daran war, das ich das eigentlich gut fand; ich war über die Jahre ein wenig in die Überzeugung abgeglitten, das man mir wahrscheinlich mit gewissen Waffen kaum noch etwas beibringen kann. Ich dachte auch eigentlich ich hätte die Tugend der Demut mehr verstanden und verinnerlicht. Pustekuchen. Wenn man nicht ständig auf sich selbst achtet, schleicht sich unschärfe ein. Selbstbeobachtung... Selbstverständnis. Der rote Faden und deswegen der Beginn und immer wieder auftretende Worthall einer ritterlichen Rolle im Gefüge dieser Welt.

Ich sitze auf meiner Bank in Berchgard und poliere meine neue Errungenschaft und mache mir über all das Gedanken, grüble darüber nach wie ich verdammte Axt noch eins ein Schwert herstellen soll. Auch so eine beiläufige Erwähnung die mir Sorgenfalten auf die Stirn zu zaubern vermag. Ich denke an Pflichten, denke an Aufgaben, denke an Tugenden und Blaue Tracht im gleichen Moment. Das Schwert in meiner Hand, ein Bi-Händer aus der Hand einer Kalurin. Gutes Schwert. Ich werde mich mit ihm anfreunden... bald werden wir wieder ein Stück gehen, schätze ich...
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Ernst von Eichengrund





 Beitrag Verfasst am: 12 Aug 2015 18:35    Titel:
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Kirchengeschichte. Das war wirklich ein neues Feld und eines was mir Spass bereiten würde, so dachte ich es jedenfalls. Die Eminenz erschien mir streng, aber freundlich. Ihre Hochwürden, müde wie so oft. Aber ich freute mich wirklich sie wiederzusehen, so wie Sie sich freute. Die letzte Zeit war zu entbehrungsreich in jeglicher Hinsicht, vor allem aber die Zeit an und für sich war rar gesäht. Zwischen Kampftraining, Unterweisungen durch Sir Vaughain und dem Dienst im Regiment schrumpften meine sozialen Kontakte und Besuche bei Freunden rapide. Zum einen war es erfüllend eine neue Aufgabe anzutreten und zu lernen, aber auch zum anderen einsamer. Ich versuche das Thema im Grunde genommen von mir fort zu schieben, auch wenn ich immer wieder mich dabei ertappe darüber nachzudenken das man irgendwie abgekapselter ist. So viel zu tun, so wenig Zeit. "Es ist wichtig Ernst zu sein.... Man muss auch in schwierigen Situationen Haltung bewahren...." schwoll mir in den Momenten wieder die rauhe tiefe Stimme meines alten Herrn in den Kopf. Wenn er wüsste das ich ihm dahingehend mittlerweile Recht gebe... würde er wahrscheinlich vor Stolz platzen. So Temora will... weiss er es schon.

Ihre Eminenz Olwenna Riona Airril ist eine kleine, zerbrechlich wirkende alte Dame, die gut und gerne - beim Alter von Frauen soll man ja Vorsicht walten lassen- über siebzig Jahrzehnte gesehen hatte. Ihre Augen sprechen von Intelligenz und Strenge, was auch in der Tonlage ihrer Stimme unterstrichen wird. Sie stellt Leute gerne vor Aufgaben, nicht zuletzt das Rätsel, was sie ihrer Hochwürden und mir stellte, machte das deutlich. Im grundsätzlichen... war es nicht unlösbar, gemeinsam kamen wir schnell darauf wo wir hin mussten. Doch was mich dort erwartete... welche Geschichte mich dort erwartete, darauf war ich nicht im mindesten gefasst. Ich hatte schon viele Fassetten des Glaubens gehört und auch gelernt. Ich war dem Kloster immer nahe gewesen, auch durch meine Leibwächterschaft dort. Ich machte mir wahrscheinlich nichtmal etwas vor wenn ich glaube, das ich mehr Dinge vom Kloster weiss, als einige andere lichten Streiter. Aber diese Geschichte war etwas was ich nichtmal im Traum weitererzählen konnte. Dennoch... derartiges war... neu, vielleicht sogar auf seine Weise einschüchternd. Hauchte einen Funken Demut in jemanden, der den Glauben an der Göttin aufrecht vertrat. Und dennoch sollte nicht jeder solch ein Wissen tragen.

Es war mir eine Ehre das diese Geschichte mit mir geteilt wurde. Ich dankte insgeheim meinem Sir dafür, das er mich zu dieser Lektion schickte. Doch neben dem Wissen was ich aus dem Unterricht selber zog, zog ich auch einige Lehren für mich selbst. Man kann nie auslernen: Es gibt immer Geheimnisse und Hintergründe hinter den unscheinbarsten Dingen. Diese zu hinterfragen und sie auch zu schützen, sollte das erforderlich sein, sind ein hohes und notwendiges Gut. Zu wissen, das man nicht alles wissen kann, oder zuweilen auch nicht wissen sollte, ist ein Zeichen von Demut mit der ich mich zuweilen schwer getan habe. Eine einzige Geschichte half einem die Augen zu öffnen und manchmal sind es auch die kleinen Dinge, die das Grosse beherbergen...

Bald gehen wir wohl wieder ein Stück...
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Ernst von Eichengrund





 Beitrag Verfasst am: 26 Aug 2015 21:04    Titel:
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Es war mehr ein sitzen, als ein gehen. Zu aller Überraschung hatte der Sir mich zu sich nach Schwingenstein bestellt. Aber da meistens eine Überraschung nicht allein kommt... stellte er mir eine Dame vor, die offenkundig bei ihm zu wohnen scheint. Eine Mio Nymori, sie ist etwas blass, dunkle Augenränder, schläft wohl nicht viel. Ich maße mir nicht an darüber nachzudenken warum das so ist, am Ende heisst es noch das ich mich an irgendwelchen Spekulationen über das Privatleben meines Sirs beteilige. Temora nein, das ist nun wirklich nicht unbedingt meine Art. Klein und dünn ist sie auch... woran erinnert sie mich nur. Ich weiss es nicht wirklich, vielleicht ein wenig wie eine Eule, so beobachtete sie uns zumindestens. mit einer gewissen Schläue und Neugierde beseelt, jedenfalls war es das was mir so dazu einfiel wenn unsere Blicke sich kreuzten.

Aber wo zwei Überraschungen waren... folgten zuweilen mehrere weitere... das war es auch in diesem Fall. Das Thema: Minne. Ausgerechnet Minne... ich hatte ihn schon gefragt ob er wusste was jahrelanges Kasernengeschreie mit einer Stimme anrichteten, auch wenn ich wusste, das er das ganz genau wusste. Er trug eine Laute bei sich, er stimmte sie an, und verdutzte mich ein weiteres Mal. Im Sprechgesang erkor er eine Melodei mit einfachen Rythmen, führte vor, besang... uns? Ich glaube mein Kiefer wäre sozusagen durch den Boden von Schwingenstein geklappt bis zu den tiefen Stollen der Kaluren herab. Temora sei Dank, das ich an Disziplin doch einiges zugelegt habe, seit ich vor ein paar Jahren nach Adoran kam.

Minne... natürlich wurde ich unterwiesen wie es läuft... ich hatte bereits ein Buch dazu gelesen, damals. Allerdings habe ich die hohe Kunst der Werbung in den hohen Kreisen zumeist nicht vollkommen verstanden. Der Sir konnte es gut erklären, aber dennoch blieb der Hintergedanke das es doch unglaublich umständlich war, das ganze an und für sich war umständlich. Aber dennoch war es notwendig und aus jahrzehnte- und jahrhunderterlanger Tradition erwachsen. Es gab Regeln und die galt es einzuhalten. Ich wusste was als nächstes kommen würde. Diese Aufgabe hatte schon Feldwebel Thorn machen müssen. Ich erinnere mich gut daran wie er damals alle Katzen aus dem alten Hafenviertel mit seinen Gesangsübungen vertrieb und am Ende - einigermassen stimmgewaltig beseelt seine Minne vor der damaligen Diakonin vortrugen durfte. Sie hatte mir selber davon erzählt. Ich befürchte, das es mir ähnlich gehen wird. Nur das ich statt Hafenkatzen wohl eher irgendwelche Bergvögel aufschrecken würde... wer würde nur seine Wahl werden für den Vortrag?

Natürlich... ich hätte es mir eigentlich denken können. Meine Mundwinkel zuckten höflich. Mit einem hintergründigem Gedanken. Ich brauchte Schutztränke gegen Magie. Vor allem bei meinen Gesangskünsten. Ich muss üben, Gesang und Laute... oder lieber eine Trommel? Nein besser nicht... würde besser zu meiner Stimme passen, aber nein, absolut unpassend. Laute muss schon sein. Hoffentlich würde er noch was an der Stimme feilen können. Magierinnen waren unberechenbar....

Mal sehen ob der nächste Gang erneut voller Überraschungen sein wird.
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Ernst von Eichengrund





 Beitrag Verfasst am: 17 Sep 2015 15:01    Titel:
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Salbeibonbons mit Honig. Immerhin war das ein Versuch die Stimme lockerer zu kriegen, was nicht so einfach war bei der rauhen Stimmlage die ich mir durch den Kasernenvorplatz so mühselig zugelegt hatte. Aber grundsätzlich gesehen war das nicht der einzige Kampf den ich austragen musste. Ich ertappte mich insgeheim immer wieder dabei wie ich die Laute, die ich mir zu übungszwecken beschafft hatte immer finsterer anstarrte, je länger ich mir die Zeit nahm um wenigstens ein paar einfache Akkorde zu lernen. Durch etliche Kampfesübungen verhornte Hände versuchten die filigranen Saiten des Musikinstruments in Schwingung zu bringen um etwas schönes daraus hervorzulocken. Zugegeben, es gelang mir für den Moment eher schlecht als Recht. Immerhin hatte ich für den Gang zur Bibliothek ein grösseres Zeitfenster, aber mir war schon recht bewusst, das die Minne nicht gerade meine Paradedisziplin war. Das schreiben lag mir da schon eher. Immerhin konnte ich ein paar Worte zu Papier bringen, sie jedoch in eine Melodei zu gewanden war eine ganz andere Sache.

Es hatte allerdings einen Vorteil, das dieser Teil der Ausbildung so früh geschah, ich hatte die Chance früher und länger üben zu können. Und ich hatte mir einen Plan gefasst, den ich noch in die Tat umsetzen musste. Niemand kannte sich auf dem Gebiet der Huldigung dieser Person besser aus, als dieses ganz bestimmte Museum in Adoran. Ich würde meine Wege noch recht zeitnah dort hin lenken, um mir vielleicht die ein oder andere spontane Eingebung zu holen. Ja die Worte lagen mir bedeutend eher, als sie in melodiösem Takt vorzutragen. Bei meinem letzten Versuch verzog ich mich sogar in den angrenzenden Wald und zu meiner Schande muss ich gestehen, das es nicht wie in den romantischen Büchern war. Die Vögel setzen sich nicht zu mir um meinem Gesang wohlwollend zu lauschen, auch kein Reh oder gar ein Hase gesellten sich zu mir in meinem verzweifelten Versuch Gesang und Musik unter einem Hut zu bringen. Eigentlich war es noch viel schlimmer, war die kleine Lichtung vorher noch beseelt durch das zwitschern von Vögeln und dem gewusel einiger Nager beseelt, flohen die Tiere, kaum das ich anfing den ersten Akkord mit meinem Gesang zu unterlegen, panisch vor meiner Einlage. Vielleicht sollte ich den Gesang umwandeln und das Liedgut in leisem Sprechgesang intonieren.

Ich seufzte leise und nahm das Instrument wieder zur Hand, legte die Finger der Linken auf die Saiten und schlug sie in langsamen, wiederholenden zügen der rechten Hand an... Nur Übung macht den Meister.

Ich krächzte leiser... nicht das mich noch jemand hörte...

"Allschön die Maid.... Allschön und Allfein... Allschön die Ma-ha-haid..."

Bei Temora... ich musste mir da irgendwas anderes einfallen lassen...
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Ernst von Eichengrund





 Beitrag Verfasst am: 30 Sep 2015 16:06    Titel:
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Temora sei Dank. Ich hatte dieses mal mehr Glück bei der Themenwahl des Sirs. Heraldik ist weitaus weniger "erschreckend" als die Minne. Wenngleich das Erschrecken wohl von Knappe zu Knappe unterschiedlich ist. Sicherlich gibt es auch unter den vielen Knappen des Reiches jemanden dessen absolute Stärke die Minne ist. Ich weiss recht genau das ich das jedenfalls nicht bin. Die Heraldik jedoch ist interessant, auch für die Zukunft für mich. So Temora will, habe auch ich irgendwann einmal die Pflicht ein Zeichen zu ersinnen, welches mich trotz geschlossenem Visier erkennbar macht. Doch die Möglichkeiten sind reichlich mannigfaltig. Die unterschiedlichen Heroldsbilder, Wappenhalter, Helmverzierungen wie Wulst, Zier und auch die Form des Helm selbst, dazu noch die einzelnen Felder die in einer gewissen Anordnung eingebracht werden wollten.

Grundsätzlich rückte mein Name allein schon ein mögliches Wappenbild in den Fokus. Es musste nicht immer ein Tier sein, das war mir wohl bewusst. Aber vielleicht eine Kombination aus dem Baum der meinem Namen beinhaltet war? Oder doch lieber das was, zuweilen von einigen behauptet, mein Wesen ausmachte? Schwierig, und es lag noch weit entfernt, trotzdem war der ein oder andere Gedanke daran auch in vorläufiger Zeit nicht verkehrt. Genau wie mögliche Farben. Meistens war dennoch das naheliegendste das, was am meisten Sinn ergab. Oder war es vielleicht doch besser eine Überraschung zu riskieren? War es überhaupt ein Risiko? Wahrscheinlich war es eher ein Sinnen nach den Gesetzen der Heraldik zu handeln, nichts übertriebenes, Schlichtheit siegt, gerade als Ritter war das blanke Schwert und sein Können das was ihn auch ausmachte, was ihm zu dem gemacht hat was er war. Seine Taten. Weniger seine Symbole.

Die Symbole selbst waren das was ihm gegeben wurde, nachdem er es sich erarbeitet hatte. Ein Aufstieg in einen Stand in den er nicht geboren wurde, aber in dem er sich zurecht finden musste. Das galt nicht nur für die Bewegungen auf der Tanzfläche oder dem Verhalten gegenüber anderen Adligen, ob geborene oder geehrte. So waren die Zeichen das, was ihn sozusagen auswies. Ein Zeichen für das was er geleistet hatte, oder auch was er verspricht noch zu leisten. Je mehr, desto pompöser wurden die Zeichen, eindrucksvoller und verspielter vielleicht sogar. Ich denke Schlichtheit zu Beginn eines Weges ist das vorherrschende was erwartet wird. Ich nickte zu mir selbst mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Der Sir hatte mich indes wieder nach meinem vorrankommen in der Minne gefragt, das wird er wahrscheinlich noch öfter tun, bis ich meine Aufgabe erfüllt hatte... solange kommen immer neue Aufgaben auf mich zu, ein guter Grund mich so langsam aber sicher zu sputen.

Immerhin, ein Grundgerüst hatte ich. Die Melodie fehlte noch. Aber auch hier reicht vielleicht wenn ich es weniger verschnörkel. Am Ende bleibt aber auch hier wie im weiteren die Frage, wohin führt der nächste Gang. wieder Theorie? Diesesmal Praxis? Am Ende wird es wieder ein Stück weitergehen. Ich freue mich darauf.
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Ernst von Eichengrund





 Beitrag Verfasst am: 05 Okt 2015 16:30    Titel:
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Der Gang führte uns diesesmal auf den Turnierplatz. Praxisübungen, die Hellebarde, auch Axt genannt stand auf dem Plan. Eine mächtige, durchschlagende Waffe, wenngleich langsam und sehr ausladend. Gut um Gegner von sich zu halten. In engen Räumen nahezu unbrauchbar, da sie Platz benötigt um sie vernünftig handhaben zu können. Soweit war alles eigentlich recht eindeutig. Man lenkt den Gegner mit so einer Waffe, Distanz waren und dann schneiden, oder stossen. Beides adäquate Mittel diese Waffe zu benutzen. Ich benutze diese Waffe schon seit Jahren. Sie ist schon seit jeher eine der Waffen gewesen die bei Torwachen oder generellen auftritten des Regiments, vor allem der Krieger, die Vorzeigewaffe des Regiments war und ist. Die Geschichte dahinter habe ich mir jedoch nie grossartig hergeleitet. Aber es stimmte, sie war im Grunde genommen eine grössere Version der gemeinen Handaxt. Ein vielseitiges Werkzeug, was sich auch als vielseitige Waffe entpuppte, es war tatsächlich kein Wunder das sie bald auch als Waffe umfunktioniert und weiterentwickelt wurde... bis zu der Waffe die ich da gerade in den Händen hielt.

Wir schoben die Waffen ineinander und schoben, dabei redeten wir. Vorteile, Nachteile... einige lagen auf der Hand, andere waren schwerer ersichtlich. Wie bei nahezu jeder Waffe. Sie war keine Waffe wie das Schwert, das in jeder Situation kaum Schwächen hatte. Das Schwert verzeihte kleine Fehler, die Hellebarde hingegen verzeihte selten eine falsche Führung. Eine Waffe die komplizierter war, als sich die meisten vorstellten. Das war mir wohlbekannt. Das verkeilen und führen des Gegners ist nur eine weise des Kampfes mit ihr. Auch ist ihr zu eigen das man den Schwung immer weiter führen muss, bis der Angriff gelingt... meistens in endgültiger Manier, sie war schwer zu parieren, es war leichter sie zu umgehen. Der Hellebardenschwinger war auf Balance angewiesen, mehr noch als diejenigen die kürzere Waffen bevorzugten.

Dennoch, wieder war es eine der Waffen die ich gezielter meinem Training beifügen sollte. Der Kampf mit Schild und Schwert lag mir. Auch das Grossschwert war mir mehr und mehr in Fleisch und Blut übergegangen, tatsächlich beginne ich sogar diese Kampfart zu bevorzugen. Ich bin gross und kräftig, habe Reichweite im Kampf. Mit langen Waffen konnte ich die Reichweite noch mehr erhöhen, warum nicht einen Vorteil noch weiter schärfen mit einer noch längeren Waffe... ich würde mir eine schwerere Hellebarde mit Holzkopf fertigen lassen um es mir schwerer zu machen. Meine Arme schmerzen schon wenn ich allein daran denke, aber es ist sinnvoll. Ich frage mich zuweilen ob wir wahrlich jede Waffe, jede einzelne und ihre Eigenarten durchgehen werden. Auch wenn ich weiss das das grosse Zentrum der hohen Kunst der Ritterschaft das Schwert ist... ist es wie ein Kreislauf... das Zentrum ist das Schwert und drumherum, beinahe im Kreis, schwirren all die verschiedenen anderen Waffen um einen wahren Kämpfer umher. Man musste nur wissen welche man wann am besten benutzte. Darum ist das Training so hart. Darum muss man sich mit jeder Waffe auskennen, damit man im Zweifel auf jede Situation reagieren kann.

Der Kreislauf der Waffenführung. Mit dem Schwert als Herz. Das ist der Weg des Ritters.
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Ernst von Eichengrund





 Beitrag Verfasst am: 09 Okt 2015 00:51    Titel:
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Trainingsabläufe haben mittlerweile etwas meditatives. Meistens übe ich alleine zwischen den Wäldern und Wiesen um Schwingenstein und Berchgard. Das Gebirge hat ein paar Stellen wo man relativ gefahrlos klettern kann, und das ganze schult Bewegungsabläufe, Kraft, Ausdauer und nahezu jeden Muskel des Körpers. Die Bäume im Wald von Gipfelsturm stehen eng, so übe ich mit schweren Holzwaffen den Kampf gegen mehrere Gegner zugleich, wenngleich ich zugeben muss, das Holz nicht zurückschlägt, macht es einfacher, heh. Es geht dabei mehr um intuitives schlagen nach Gegnern ausserhalb des Sichtfeldes. Das gewahrmachen von Zielen. Dazu umwickele ich einige Bäume mit einem roten Tuch und versucht mich daran, die Techniken die der Sir mir beigebracht hatte anzuwenden. Ich stosse mit dem Schild, ich hiebe mit dem Schwert und wirbele mit der Axt oder dem Zweihandschwert. Letztere sind schwierig im engen Wald vernünftig zu führen, aber ich mache Fortschritte damit. Dazu kam noch das Laufen, kurze Strecken mit vollem Tempo und längere Strecken mit Gepäck. Dabei wird der Geist freier, auch wenn ich Abends dann zumeist vollkommen erledigt bin.

Vielleicht gönne ich mir zu wenig Pausen, der Dienst am Reich leidet dazu kaum darunter. Es hat sich wieder ein wenig mehr Alltag eingestellt. Zwar sind immer wieder ein paar Ausbrüche daraus zu erkennen, wie Verluste, Scharmützel, oder die ein oder andere ungeplante Überraschung. Aber das war schon so als ich vor ein paar Jahren in den Dienst aufgenommen wurde. Schlussendlich bin ich derzeit der dienstälteste Korporal und das war irgendwie eine komische Kombination, da ich zugleich der jüngste und derzeit meines Wissens nach auch einzige Knappe des Reiches bin. Meine Erfahrungen als Soldat helfen mir bei den einen Ausbildungen des Sirs. Ich bin erfahren mit einigen Waffen und kann meine Erfahrungen durch mein eh schon jahrelanges Training recht rasch anwenden. Bei den anderen sind sie aber auch etwas hinderlich, ich bin vielleicht schwerer zu formen als ein Jüngling der zuvor Page eines Ritters war. Ich bin weniger Ton den man formen konnte, ich glaube... ich bin eher ein Block aus Granit den man zuhauen muss. Der Vergleich hinkt möglicherweise ein wenig, aber so in etwa kommt das in meinen Vorstellungen den gegebenen Tatsachen am nächsten.

Meine Ausbildung, mein Training und meine Pflicht: Das waren die Dinge die meinen Tagesablauf fast jeden einzelnen Tag bestimmten und irgendwas, irgendwas fehlt dennoch. Ich ertappe mich dabei wie ich überlege wie es früher war. Man war freier, oder? Da störte es keinen wenn man sich bei einem Freund mit einem guten Met betrank und stundenlang lachend um die Häuser zog, oder einfach nur in einer Gaststätte einkehrte. Ich habe auch im generellen weniger Zeit dafür meine Freunde zu besuchen. Sei es hier in Berchgard, in Adoran... von Menek'Ur oder Wulfgard ganz zu schweigen. Ich hatte immer noch ein wenig Training ausstehen mit dem Blauäugigem. Ganz gewiss auch ein Abend am Feuer bei dem Bärigem. Sicherlich auch ein Besuch im marmornen Reich des Flickers. Oder der Hof der Züchterin, das neue Haus der Schützin, die herzliche Handwerkshausleiterin. Das Bücherhaus. Die Gebetsfestung. Das Haus der Rat. Ich glaube ich muss mir ein wenig Zeit für sowas nehmen. Oder sie zu mir holen. Ich glaube ich muss auch trainieren wie man sowohl seine Pflicht als auch seine Freunde bei sich hält. Das gehört auch zu meinem Weg, auf die ein oder ander Weise für den Weg eines jeden.

Nur noch... mein Pensum für heute voll kriegen und vielleicht ein paar Briefe schreiben... ich muss nur noch den einstündigen Lauf hinter mich bringen... und einen Baum zweimal erklimmen. Dann habe ich einen Moment Ruhe. Keine Müdigkeit vorschützen.
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Ernst von Eichengrund





 Beitrag Verfasst am: 26 Okt 2015 18:41    Titel:
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Wieder mal der Turnierplatz. Ich glaube derzeit, wo die Tage kürzer werden und die Nächte dunkler, treibt der Sir mich bewusst dazu an mich mehr zu bewegen. Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass er weiss das mein Pensum nicht sonderlich klein ist, dennoch hat er offenkundig ein Ansinnen daran, dass meine körperliche Kraft und mein Training nicht abbricht. So auch diesesmal. Eine Lehre die mich nah an den Gegner führt. Näher als ich ihm für gewöhnlich gestatten sollte, dennoch kann es immer dazu kommen das diese Art des Kampfes vorkommt, selbst für einen geübten Kämpfer.

Nahkampf ohne Waffen. Schieben, Fegen, Werfen, Drücken, Hebeln. Der Sir ist kleiner und hagerer als ich, aber Temora möge meine Zeugin sein, der Mann ist flinker und kräftiger als er aussieht. Es kommt gerade bei dieser Art des Kampfes darauf an seine Vorteile zu nutzen, und seine ist gewiss nicht nur seine Geschwindigkeit, sondern auch seine Erfahrung. Ich glaube er war etwas überrascht das ich mich auch einigermassen behaupten konnte. Allerdings habe ich auch früher schon den Nahkampf trainiert, allerdings war ich da der Schnellere. Die Unterweisungen von Thorlav waren sicher schon eine Weile her, aber meine Rückenschmerzen habe ich genausowenig vergessen wie seine Taktiken die in einem Nahkampf Gold wert sein können. Die empfindlichen Stellen eines Gegners sind leicht auszumachen, und man muss sie auch immer wieder angreifen, so verschafft man sich einen Vorteil. Trotzdem... wie alles im Kampf und in der Lebensweise eines Ritters, gibt es auch hier Abstriche, Dinge die nicht schicklich waren und Dinge die man vermeiden sollte. Die eigene Ehrbarkeit steht genauso im Fokus wie der Blick der anderen auf die ausgeübten Taten eines selbst. "Gute Sitte"... genau das war was dort im Hintergrund steckte, auch im Kampf. Höfliches Betragen in allen Lebenslagen. Das galt auch für den Kampf.

Eigentlich war es im Kampf sogar noch wichtiger als ich mir am Anfang klar gemacht hatte. Denn mir ist nun noch bewusster geworden, das es kaum etwas persönlicheres gibt als einen wahren Kampf Mann gegen Mann. Man steht sich gegenüber und im Grunde genommen, teilt man eine harte, sehr harte Zeit miteinander, in der man nur auf den oder die Gegenüber und sich selbst fokussiert ist. Ehrbarkeit ist wichtig wenn man seine Lehre, seinen Weg und auch seinen Glauben vertritt. Das dies auch nicht für jeden gilt, lässt den "Wachen Sinn" auf einen kriegerischen Aspekt mit einfliessen. Der Kodex der Ritterlichkeit war nicht einfach nur eine Weisheit über die Art wie man lebt, sondern auch eine Lehre über den Weg des Kämpfens. Vielleicht auch über die Art.

Und all das beginnt Sinn zu ergeben...
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Ernst von Eichengrund





 Beitrag Verfasst am: 03 Nov 2015 14:44    Titel:
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Ich darf wieder Metall auftragen. Das war die gute Nachricht, die ich nach dem fragen des werten Befindens als erstes nennen würde. Auch wurde mir vom Sir erlaubt, bis auf die stärksten Waffen die es gibt wieder aus nahezu dem vollen schöpfen zu können. Aber das war eigentlich nicht so wichtig, denn im Endeffekt war selbst das Silber das ich bis jetzt hauptsächlich benutzen durfte auch eine gute Waffenwahl, wenn man sich denn den richtigen Gegner aussuchte. Untote hatten, wie allerorts bekannt eine massive Abneigung gegen das glitzernde Metall und waren so auch zu meinen Hauptübungspartnern geworden. Eine Lehre die im Grunde bedeutete, das jede Waffe ihren zweck hatte, es war gleich welches Material man wählte, man musste nur dazu den richtigen Gegner auswählen. Ich fühle mich dennoch, jetzt wo ich in meinen Waffenschrank blicke, eine Spur freier in meiner Wahl. Das Panzerhemd hingegen ist immer noch leicht im Angesicht des schweren Panzers den ich im Dienst trug, also schränkte das meine Bewegung nur bedingt ein. Und dennoch fühlte sich der Schutz irgendwie besser an als noch ein paar zuvor, als ich im langen Mantel und darunter nur geschützt durch Leder und Nieten durch die Höhlen zogen durfte.

Wenn man mich fragt warum ich einen etwas komischen Gang habe, dann liegt das wohl an der neuen Übungssituation. Reitunterricht, genauer gesagt... Tjosten. Speerkampf zu Pferd. Lanzenstechen. Sowas. Ich erhielt einen historischen Rückblick auf die Art des Kampfes bevor die Lanze entwickelt wurde. Die Unterschiede der einzelnen Langwaffen, die zu Pferd geführt wurden und was ich tunlichst unterlassen sollte, wenn ich beritten diese Techniken einsetzen mag. Der Theorieteil wurde schnell beendet und ich durfte mich an einem hübschen Sandsack mit einem roten Kreis als Ziel testen. Die Abschätzungen der Entfernungen fielen mir zu Anfang schwer. Werfen... naja nach ein paar Runden, in der ich Slevin mehrfach um die Tjostbahn führte, klappte zumindestens ansatzweise. Das Lanzenstechen war eine andere Sache.

Wenn ich darüber nachdenke, kann ich das ganze im Grunde genommen so abkürzen: Wenn ein Sir dir sagt, das man den Speer nach dem treffen des Ziels loslassen soll. Dann sollte man sich auch in jedem Fall daran halten. Der Sack an der Spitze hat nämlich die dumme Angewohnheit, das er das Gewicht des Speeres an der Spitze nach unten zieht und in den Boden drückt, was einen formidablen Sprungstab aus ihm macht. Das dem so ist, weiss nicht nur ich ziemlich genau, sondern auch mein Rücken, der in den schönsten Farbtönen blau-grün leuchten dürfte. Ich glaube der Sir hat sich im ersten Moment auch erschreckt wie ich dort rasselnd in den Matsch kachelte. Ich bin im Grunde genommen nur ärgerlich das ich nach mehreren Versuchen und nicht-treffens beim ersten glücklichen Treffer vor lauter Stolz meine Lektion nochmal auf die harte Tour lernen musste. Es würde noch eine Weile dauern bis ich diese Disziplin, eine der angesehensten anbei, besser beherrschte.

So langsam muss ich mir Gedanken machen inwieweit ich mein Training im generellen einteile. Es sind so viele Disziplinen und ich habe jeden Tag nicht die Zeit sie alle abzudecken. Ich muss mir einen Wochenplan erstellen, in dem auch noch mein Dienst passt. Mit ein wenig Glück... vielleicht sogar ein Tag zum lesen und schreiben ein Tag für den 'Wachen Sinn'. Und Salbe... ich brauche Salbe.
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Ernst von Eichengrund





 Beitrag Verfasst am: 09 Dez 2015 18:02    Titel:
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Da sass ich nun und lehnte mich zurück. Irgendwie war es in den letzten Wochen so selten geworden sich zurückzubesinnen. Überall war das Chaos ausgebrochen und man konnte kaum einen anderen Gedanken fassen als um den der überwiegte. Die Schlachten um Schwingenstein waren mal wieder zu einem erliegen gekommen. General Winter hatte das feste Kommando an sich gerissen und wie üblich die Schlacht für sich entschieden. Sieg konnte das keiner nennen, wenngleich wahrscheinlich der ein oder andere Träumer auf beiderlei Seiten sich diesen Zureden mochte. Nein, eigentlich war es wie immer ein Patt, auf der einen Seite Teilsiege, ebenso auf der anderen. Bündnisse wurden gefestigter, neue wie alte Freunde gaben sich ein Stelldichein. Eine Festung zerstört, die sogenannte Ehre einiger angekratzt, Verluste gabe es hier wie da und Sorgen wahrscheinlich ebenfalls auf allen Seiten.

Der Rückblick auf den moralischen Unterricht zur Nutzung von Giften kommt mir in den Sinn... ich hatte mich wohl entschieden für eine Seite. Sowohl Akoluthin Kandar, als auch Akoluthin... nein... Diakonin Demarkes hatten ihre Meinung dargelegt und vorgetragen. Die Diskussion war lang und erkenntnisreich. War es auf der einen Seite moralisch verwerflich, wie es Akoluthin Kandar vertrat? War es auf der anderen Seite aufgrund der Notwendigkeit seiner Nutzung in einem gewissen Maß... nach dem rechten Maß gar sogar ehrenvoll? Im Endeffekt ist das eine Entscheidung die ich gar nicht treffen kann, nicht im Ende, der Aburteilung der eigenen Taten. Das gebührt ihr, Temora. Ich habe mich nach dem militärischem Standpunkt entschieden. Keine Hinterlist oder Tödlichkeit, sondern Lähmung und Schwächung. War das dennoch Hinterlist? War es keine wenn ich Leben verschonte so ich es als sinnvoll erachtete? War das das rechte Maß, oder entsprach es dem? Ich weiss es nicht. Dennoch ist der Nutzen kaum von der Hand zu weisen.

Ich dachte an den anderen Unterricht zurück... das Schwert Temoras, seine Hintergründe und sein Kampf mit sich selbst, mit den Essenzen von zweien mit sich ringend. Irgendwie ging es mir zuweilen ähnlich und doch auch wieder nicht. Auch ich war auf eine gewisse Art ein Werkzeug, vielleicht sogar eine Waffe. Gebunden und Geschworen an Armee und König, an meinen Glauben und an meine Kameraden, meine Familie, mein Herz und all dem was mich ausmacht, was mich hierherführte und was mich hier hält. Ich bin Knappe, und es ist auch an mir mich zu vergleichen mit den Dingen, Personen, Zeichen, die mich umgeben, geistig wie körperlich. Ich identifiziere mich damit, ich lebe damit und ich tue dies gern, ohne das ich Zweifel. Zweifel ich an meinen Handlungen? Manchmal... würde ich das zugeben? Tja... vor einigen könnte ich es nicht verbergen... vor anderen würde ich es nicht verbergen wollen, wieder für andere musste ich es. So lehrt es der Kodex der Ritterlichkeit, dem ich folge... und folgen werde, immer.
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Ernst von Eichengrund





 Beitrag Verfasst am: 05 Jan 2016 16:57    Titel:
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Strategie war eines der theoretischen Fächer die mir nicht so fremd sind wie zum Beispiel Tanz und Minne. Der Sir hatte sich gut aufgestellt und der Schnee lieferte eine gute Grundlage um mit einfachsten Mitteln kleine Kartenabschnitte zu zeichnen oder Truppenbewegungen anzudeuten. Die Unterschiede zwischen Kavallerie, Fusssoldaten und Plänklern war ebenfalls mehr als geläufig, immerhin war ich auch schon Jahre im Dienst des Regiments und auch als Unteroffizier lernt man mit der Zeit sich auch kurzfristig taktische Angleichungen anzugewöhnen. Allein schon um der spontanen Situation gerecht zu werden, die sich auf jeglichem Schlachtfeld oft verändert.

Man konnte eine Armee im Grunde genommen wie einen Korpus sehen. Der Rumpf war die Infanterie, die Artillerie beziehungsweise die Schützen waren wie die Plänkler die Arme und die Kavallerie waren sowas wie die Beine, während Offiziere und Taktiker der Kopf des ganzen waren. Prallen zwei Armeen aufeinander könnte man es auf den Kampf zweier Riesen zurückführen die sich miteinander messen, jedenfalls könnte man den Eindruck gewinnen, sollte man dieses Bild von einer Armee haben, dennoch fand ich das es ein einleuchtendes Bild ist.

Der Sir erklärte mir den Sinn einer Zangenbewegung und einige verschiedene Aufstellungsmöglichkeiten, dennoch war immer das Problem gegeben, das es nicht immer auf die Stärke der Truppe ankommt, sondern auch auf die Umgebung, die Vorzüge die der Feind haben könnte und und und. Es war mühsam sich alle Dinge zu merken, allerdings ist vollkommen klar das es einen massiven Unterschied machte, ob man auf freiem Feld oder in einer engen Gasse kämpft. Das hatte auch die Übung mit den Thyren vor einigen Monden gezeigt. Enge verleitet dazu selbst bulligen Kämpfern Probleme zu bereiten, wenn die Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist. ZWar war auch das eine Übungssache, dennoch konnte man mit dem richtigen Schlachtfeld Vorteile über den Feind erlangen, wenn man die Stärken der eigenen Mannen richtig einzuschätzen weiss. Andersherum muss man auch die Schwächen des Gegners einschätzen. Im Grunde ist Strategie ein riesiges Wollknäuel, dessen Sinn darin besteht entwirrt zu werden, um einen langen, geraden Faden herauszubekommen und sich daraus einen ineinander greifenden Plan zu stricken.

Die Aufgabe die mein Sir mir dann zuteilte war im Grunde genommen genau das. Ich muss einen Plan stricken. Einen hübschen, nach besten und gewissen gestrickten Plan. Ein mögliches Szenario, mit festen Umgebungskenntnissen und auflistung von Vor- und Nachteilen von Lage, eigener Stärke und sonstigen Feinheiten. So sitze ich hier im Kartenraum, studiere Karten, denke über das Stricken nach und mache mir Notizen. Theorie ist wahrlich eine Angelegenheit für den Hintern. Man sitzt nämlich die meiste Zeit auf selbigem. Und dennoch, alles hat seinen Sinn, seinen Zweck und seine absolute Berechtigung... ich habe noch einiges zu tun.
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Ernst von Eichengrund





 Beitrag Verfasst am: 28 Jan 2016 10:39    Titel:
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"Schach." Ich seufzte auf, tatsächlich ist mir das Spiel geläufig, aber das der Sir eine Unterrichtseinheit daraus machte, war etwas vollkommen unerwartetes. Eigentlich war es grundsätzlich unerwartetes, immerhin bestellte er mich in die Stadtstube, was an und für sich schon nicht unbedingt gewöhnlich war. Mein Vater mochte das Spiel sehr und ich glaube es war auch so ziemlich das erste Spiel was er mir damals beigebracht hatte. Temora noch eins, wie lange war das nun schon her, knapp zwanzig Jahre? Ich musste noch ein Kind gewesen sein. Das Spiel der Könige also, dachte ich bei mir selbst ehe ich einen Konterzug wagte. Es waren noch vier Züge die ich für ein paar kleine Vorbereitungen für ein Matt setzen musste, das Schach von seiner Seite war tatsächlich erwartet, wenn auch etwas anders. Taktik musste man spontan entwickeln, das galt nicht nur für dieses Spiel, sondern auch für das Schlachtfeld. Darum also Schach... gut, die Logik leuchtete mir absolut ein. Es gibt meines Wissens kein anderes Spiel welches sich soviel mit taktierendem Vorrausdenken beschäftigte wie Schach. Ich muss jedoch feststellen, das der Sir ziemlich gut spielt...

Mein alter Herr hatte damals ein eigenes Spiel geschnitzt, als ich den Springer versetzte fragte ich mich wo das eigentlich abgeblieben war. Hatte ich es eingepackt, oder damals bei meiner Abreise in der alten Heimat vergessen? Mittlerweile diente ich schon einige Jahre im Regiment und hatte seit dem Tode meines alten Herrns kein Schach mehr gespielt, daher hatte ich nie einen grossen Gedanken daran verschwendet. Aber jetzt...
Ruhig führte der Sir die Unterschiede zwischen dem Spiel und dem wirklichen taktieren einer Schlacht aus. Figuren waren leicht zu opfern, Menschen waren es nicht, vor allem wenn man sie kannte, andererseits war Krieg etwas was auch überraschen konnte, dort konnte der eigentlich schwächere durch eine glückselige Führung oder Gunst der Götter gegen einen stärkeren Gegner obsiegen. Bei einem Spiel war das anders. Die Figuren waren unpersönlich. Man konnte sich nur auf sein Gedächtnis verlassen, auf seinen nächsten Zug und natürlich die, die man im Vorraus geplant hatte. Zwar war das in einem richtigen Kampf meist genauso, doch spielte auch da das kleine quäntchen Glück auch noch eine entscheidendere Rolle. "Schach." murmelte ich... noch zwei Züge, so meine Überzeugung.

Vater spielte gerne mit dem Doppelturm, der Sir war fassettenreicher, nutzte keine spezielle Offiziersgruppe mit Vorliebe, das machte es mir wirklich schwieriger auch wenn ich noch eine Weile überzeugt davon war, ich könnte das Spiel für mich entscheiden. Er war am Zug, er nutzte den Turm. Nicht ganz so wie ich erwartet hatte, allerdings schien das meinen Plan nicht zu beeinträchtigen, also hielt ich an meiner Taktik fest und schob den Bauern auf die Stelle die ich für meinen nächsten Zug ersonnen hatte. Es war ein wenig riskant muss ich zugeben, meine Züge waren darauf ausgelegt das ich ihn rauslockte und dann sozusagen hintenrum Matt setzte. Er machte seinen Zug, ich wurde misstrauisch, wollte er verlieren? Schon wieder war es ein Zug den ich so nicht in meinen Überlegungen hatte, ich brütete über dem Brett und runzelte, nicht zum ersten mal, die Stirn. Wieder schob ich eine der Figuren, diesesmal den Läufer auf seine Position. Sein vorheriger Zug liess meinen Plan verzögern, hatte er es durchschaut? Sein Zug war rasch und da flog mein Springer. Ich hatte übersehen das er bedroht war, ein seufzen entrann mir neuerlich.

Übersicht ist alles. Aber mit dem letzten Turm bewies der Sir, das seine wohl etwas besser war als meine "Schach." Mein Gesicht wurde länger. Er spielte Doppelturm, das hätte ich nun wahrlich vorraussehen können. Mein Plan war ziemlich zum scheitern gebracht nachdem sein Turm meinen Turm beseite schob und zu Fall brachte. Zu allem Überfluss war er jetzt in einer dominanten Situation und meine einzige Möglichkeit wäre es allerhöchstens gewesen das Spiel noch hinauszuzögern.... ich kippte den König um und nickt ihm tief zu. "Ihr seid gut. Ich hoffe ich kriege nochmals eine Revange." Wir schüttelten uns die Hand. "Tapfer gekämpft, Knappe und auch darauf kommt es an. Oh die bekommt ihr bestimmt." Das Spiel wurde weggeräumt und wir machten uns auf zur abendlichen Andacht. Meine Spielvorherseherischen Fähigkeiten mussten wahrlich noch mehr geübt werden... ich frage mich wirklich ob er nicht entfernte Verwandte in Eirensee hat. Seine letzten Züge hätten es andeuten können.

"Kleine Fehler entscheiden über Sieg oder Niederlage." und das galt nicht nur für das Spiel. Wahre Worte.
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