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Tagebuch der Luka Ehrenfeld
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Tagebuch der Luka Ehrenfeld
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 18 Sep 2014 12:57    Titel:
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Ich habe fast nicht geschlafen in der Nacht und mir geht es hundselenddreckig.
Immer wieder kreisen meine Gedanken um diese unglückliche Begegnung gestern mit N. und seiner 'Holden'. Es würgt mich, wenn ich da nur dran denke und es würgt mich, wenn ich mir vorstelle, was ich angezettelt habe. Denn es ist ja nicht so, dass ich etwas falsches gesagt hätte, sondern eher, dass und was ich überhaupt gesagt habe. Das ist das eigentliche Problem! Denn offenbar meint dieses Weib mit N. ein Lämmchen an der Hand zu haben oder eine Art Schoßhund, der ihr aus der Hand frisst und offenbar tut er das eben nicht. Mir erzählt er was über einvernehmliche Absprachen mit ihr bezüglich amouröser Abenteuer, von denen sie offenbar aber nichts weiß. Und ich Torfkopf bringe sie auch noch in solch einem Moment auf die Spur! Das kann ja nicht gut gehen!!! Warum habe ich nur nicht meinen Mund gehalten!

Mir ist noch nichts gescheites eingefallen das Problem wirklich zu lösen. Ich hoffe es gibt irgend eine Lösung. Ich kann es nur versuchen sie zu finden. Es wird sicher nicht verkehrt sein, wenn sich alle erst einmal abkühlen. Entsprechend versuche ich mich zu verkrümeln und außer Sicht zu sein, und zwar dort, wo ich nicht so leicht gefunden oder vermutet werde. Eine Nachricht Richtung Adoran habe ich schon versandt. Auch Rahal habe ich angezapft, ich kann Gold brauchen. Ich schicke jetzt noch einen weiteren Nachricht los zu diesen seltsam sprechenden, aber offenbar sehr freundlichen 'Türen' (warum nennt sich nur ein Volk 'Tür'? Wenn schon klingt 'Tor' doch viel imposanter...). MenekUr ist auch weit vom Schuss. Vielleicht ist das sogar eine sehr gute Idee mich auch dahin aufzumachen!

Ich muss N. noch eine Nachricht schreiben. Vielleicht hilft das die Wogen zu glätten. Wenn nicht...... Luka, wenn du dies irgendwann einmal nachlesen solltest und deine Erinnerung nur vage ist.... Ich habe richtig die Hosen voll, aber gestrichen. Und ich weiß nicht wie es ausgehen wird. Den Rückhalt, den ich mir bei den Piraten zu holen erhoffte, habe ich mit meiner grandiosen Leistung wohl zerstört, noch bevor ich je etwas davon gehabt hätte. Zielscheibe zu sein ist allerübelst!
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 21 Sep 2014 13:53    Titel:
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Ich bin in MenekUr. Tooru hat sich für mich eingesetzt und mir eine Unterkunft beschafft, über die ich frei verfügen kann. Ein großes Zimmer für mich allein, mit sauberem Lager, alles frisch und duftend. Dieser Luxus war mir anfänglich direkt erschreckend, jetzt genieße ich hier natürlich jede Stunde. Mich erstaunt die Gastfreundschaft der Leute hier und dass sie Tooru's Bitte entsprochen haben mich aufzunehmen, aber ich bin natürlich sehr froh darüber. Ich empfinde diese Großzügigkeit nicht als selbstverständlich. Daher ist mein Gewissen um so schlechter, weil ich das Gefühl habe, die mir als vermeintlichen Mann entgegen gebrachte Freundlichkeit durch meine Lüge mit Füßen zu treten.
Tooru kümmert sich rührend um mich. Irgendwie scheint sie mir wirklich helfen zu wollen, was wohl ihr Grund dafür ist, wie sie mich oder vielmehr mein Verhalten, auseinander genommen hat. Ihr Bild von mir könnte schwärzer nicht sein und das macht mich schon sehr nachdenklich. Was ich als Freiheit empfinde (wie mein entspanntes Vagabundenleben um Bajard herum, ohne Pflichten oder feste Arbeit), beurteilt sie als ein erfolgloses und jämmerliches Dasein. Ich hätte ja nicht einmal den Mut ich selbst zu sein, wirft sie mir vor. Das ist natürlich kompletter Unsinn! Ich bin doch wer ich bin! Aber sie spielte dabei auf meine Maskerade an und vielleicht hat sie mehr recht, als mir bisher wirklich bewusst war? Hmmm....na ja.....

Quin habe ich gestern nach längerer Zeit getroffen und sie hat mir gestanden, was sie mit diesem Althan alles angestellt hat...und vor allem warum. Meine Güte, wie gut ich sie verstehen kann! So gesehen könnte ich mich bezüglich der von Quin auf mich übertragenen Vaterrolle direkt geehrt fühlen. Könnte ich, wenn es nicht so vertrackt schwierig wäre. Da ist mir beim Gedanken Althan zu begegnen gleich doppelt mulmig. Aber ich habe mir ein Herz genommen und ihm nun eine Nachricht geschickt. Somit wirkt es nicht mehr so, als ob ich vor ihm kneife. Das ist sicher klug von mir, aber noch immer keine Lösung, wenn wir uns tatsächlich begegnen, womit ich früher oder später rechne. Quin zuliebe würde ich gern ihren Mann weiter spielen und mein Frausein, falls ich es wirklich angehen möchte, doch noch weiter hinten an stellen. Aber das will sie ja auch nicht.

Um noch kurz etwas zu den Nachrichten anzumerken, die ich aussandte.... Es ist nur eine einzige beantwortet worden, nämlich die vom Handelshaus, was streng genommen die für mich am unwichtigste ist. Dass auf all die anderen Nachrichten keine Reaktion folgte ist in der Anhäufung unglücklich, aber verunsichert und schmerzt mich nur bei N. Von ihm keine Reaktion erhalten zu haben kann zweierlei bedeuten, nämlich dass er noch immer so aufgebracht ist, dass er nicht schreiben will (was wirklich gefährlich für mich wäre und mir zeigt, dass es gut ist hier zu sein) oder dass ihm alles so egal ist, dass auch ich ihm so egal bin, dass ihm selbst ein paar Zeilen zu schreiben zu unwichtig und lästig sind. Eigentlich hätte ich das nach unserer Vorgeschichte nicht so erwartet. Letztlich ist so oder so keine Antwort dann aber auch eine Antwort.

Wenn ich das alles überdenke, erschüttert mich eine Tatsache. Ich bin jetzt unfreier, als ich es je war. Ich habe mich verkrochen oder husche um die Ecken. Das ist wahrhaftig nicht das, was ich mir für mich erträumt hatte!
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 23 Sep 2014 06:38    Titel:
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Wieder zurück und am Stück!

Auf dem Weg zum Handelshaus in Rahal bin ich A. begegnet. 'Von der Bettkante schubsen' würd ich ihn ja nicht, wie man so schön sagt, also so rein äußerlich betrachtet. Aber er hat wirklich einen fiesen Charakter, was nicht hübsch ist. Wie zu erwarten wollte er mich reinlegen, mit dem Rücken an die Wand festnageln und über den simplen Umweg seiner besserwisserischen Belehrung bezüglich angeblich korrekterr Begrüßungen im alatarischen Reich, eine verräterische Reaktion aus mir heraus leiern. Als ob ich nicht jeden grüßen würde und von wegen, Fräulein Lu oder Frau Lu. Ha! Er hat ja nicht einmal Herr Lu erwogen, der verschlagene Kerl! Nein nein, sooo leicht mache ich es ihm nicht von mir eine Bestätigung meines Geschlechts heraus zu bekommen. Sein Versuch mich einzusäckeln ist an mir abgeperlt wie Wasser an einer fettigen Speckschwarte. Doppel HA! Gleichwohl fürchten sowohl Quin als auch ich, dass das nur eine gewonnene Schlacht ist, sicher nicht das Ende des Krieges.

Darüber unterhielten sich jedenfalls Quin und ich, während wir vor N.'s Haus auf ihn, also auf N. und seine Holde warteten. Es war dann doch eine Nachricht von ihm angekommen, dass ich mich melden solle. Meine Nerven waren am Ende so blank und ich war so sauer auf alles, dass mir meine Angst schließlich fast egal war. Also bin ich dann hin gegangen und wollte es einfach hinter mich bringen.
Und dann sind sie auch gekommen. N. mit freiem Oberkörper (seine Tätowierungen ausführend), sie von wo anders her mit Kleidung. Derweil sich N. erst einmal enorme Sorgen um seine Haus- und Teppichreinigung machte, wenn mich sein Holdchen im Haus abknallen würde – er hat sie tatsächlich für diesen Fall mit mir rausschicken wollen - (allein für diese kotzignüchterne Überlegung werde ich ihm irgendwann mal was rein würgen), ging die Aussprache selbst letztlich überraschend glimpflich aus. Ich hab ihr einfach offen gesagt, dass ich da beim Lagerplatz schlichtweg nicht gewusst habe, dass sie die Frau ist, von der er mir schon sooooo frühzeitig berichtet hat, dass sie seine Frau sei. Ich hab ihr noch ein bisschen Honig ums Maul geschmiert, kann ja nicht schaden. Und es hat auch nicht geschadet. Sie war dann zufrieden und hat nicht weiter nachgehakt und ich war tatsächlich raus aus dem Schneider. Sie hat mir dann wohl noch so eine Art Versöhnungs-Rum angeboten, den mir N. mit unnachgiebig warnendem Blick aufgenötigt hat. Es gab kein darum herum kommen. Also hab ich getrunken – zum ersten Mal seit damals - und bin, wie erwartet, abgestürzt. Ich weiß noch, es hat gebrannt wie Hölle und ich habe nach Luft gejapst, danach sind meine Erinnerungen vage. Irgendwie war sein Holdchen dann weg und ich habe seine Bilder angesehen und er hat mir erzählte, dass er was mit Kerlen anfangen wollte. Nein, nicht wollte, er will es ja wohl noch tun. Heißt das also, dass er was mit Kerlen anfangen würden wolle oder wollen würde?......Hmm....weiß nicht......egal. N. und Kerle....ha! Torfkopf! So ganz habe ich es nicht mehr alles in Erinnerung. Aber er müsse wohl mit diesem Vorhaben noch warten, hat er gemeint, bis sich Holdchen beruhigt hat und ihr Finger nicht mehr so locker am Abzug liegt. Na wenn er meint. Seine Probleme möcht ich mal haben!
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 19 Okt 2014 07:15    Titel:
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Es ist unbedingt Zeit hier wieder was zu schreiben. Ich war ja viel zu schreibfaul.
Die letzte Nacht habe ich wieder auf meinem alten Hochsitz verbracht, denn der Weg zurück nach MenekUr wäre mir viel zu lang gewesen. Ich war gestern viel unterwegs und dabei hat mich wieder irgend so ein Viech am Bein erwischt und gebissen. Was auch immer es gewesen war, ich nehme an, es ist der Grund dafür, dass es mir schlecht geht. Obwohl, ich habe das Gefühl, dass es heute Früh, trotz mäßig guter Nacht, wenigstens wieder besser geht als gestern. Dieses extreme Unruhegefühl und das Unwohlsein, das Schwitzen war gestern einfach sehr ausgeprägt und ich führe es wirklich auf den Biss zurück. Muss ein wirklich fieses Viech gewesen sein.

Ich will jetzt in meinem Bericht den Bogen von MenekUr beginnend bis zum Jetzt schlagen, dass ich hier lückenlos meine Aufzeichnungen weiter führe. Habe gesehen, meine Eintragung zur Wüstenstadt sind nun schon einen Monatslauf her. Die Stadt dort mitten im Sand gefällt mir sehr gut, wirklich. Es ist ein andres Volk, das Leben dort ist anders als ich es kenne. Aber es ist in sich offenbar sehr kultiviert. Sie haben eine große Bibliothek, ein herrliches Bad, getrennt für Männer und Frauen. Überhaupt sind die Rollen der Geschlechter sehr scharf getrennt. Einzig was Kampf und den Umgang mit der Waffe angeht, die sind für Männer wie Frauen offen. Im Gegensatz dazu ist aber so etwas wie Küchenarbeit so strikt geregelt, dass kein Mann auch nur auf die Idee käme sich für auch nur einen Handgriff in die Küche zu verirren. Reine Frauenarbeit. Nun denn, so sind sie halt, gastfreundlich und offen auf der einen Seite sowie streng, ja geradezu eisern auf der andren.

Aber ich will ja hier eher von meinem eigenen Erleben berichten. Und dort, bei diesem fremden Volk, das mich so freundlich dank Tooru's Vermittlung aufgenommen hat, bin ich dann das erste Mal seit meinem Aufbruch wieder in Frauenkleidern herum gelaufen. Es war ein eigenartiges Gefühl meine Beine Haut an Haut unter dem Rock zu spüren und frei in die Brust atmen zu können. Richtig heftig mitgenommen hat mich aber was mit meinem Haar geschehen war. Tooru hat mir einen Trank gegeben, der irgendwie mein Haar in Windeseile wachsen ließ. Es muss ein Zaubertrank sein. Und dann saß ich vor dem Spiegel und starrte auf mein Ebenbild. Alles, alles stürmte wieder auf mich ein. All die Erinnerungen der Geschehnisse und all das Toben und die Wut in mir. Ein wilder Wirbel der Vergangenheit. Ich finde keine rechten Worte zu beschreiben, wie es mir da war. Aber die Wucht des Gegensatzes zu dem, was ich da im Spiegel sah und in meinen Erinnerungen fühlte, war so scharf und schneidend und auch so wuchtig wie ein Axthieb. Ich war wie betäubt...... Nun, ich will mich hier nicht länger in Beschreibungen verlieren. Wir brachen dann auf, Tooru und ich und sind in die Stadt gegangen. Im Gedränge der Gassen entspannte ich mich langsam in gewisser Weise. War ich ja nur eine von vielen. Erst als wir einer Gruppe von Bekannten begegneten überfiel mich Angst, ja fast Panik, als ich in deren erstaunte Gesichter blickte. Doch mein Schrecken löste sich rasch auf, weil er wirklich unbegründet war. Ein kurzer Wortwechsel hin und her und meine Verwandlung schien für die Leute kein Thema zu sein. Oh dass es doch überall so einfach wäre!

Die Leichtigkeit, die ich nach diesem Erlebnis in der Wüstenstadt fühlte und der Mut zu neuem Aufbruch, schwand aber nur wenige Tage danach wieder. Die Freundin von Tooru war die Treppe herab gestürzt und dem Tode nahe. Zum Glück erholte sie sich wieder, aber warf mir mit ihrer ersten erwachenden Kraft Ungebührlichkeiten vor, die ich nicht einmal niederschreiben will. All meine Beteuerungen, dass ihre Vermutungen grundlos seien, wehrte sie auf unvernünftigste Weise ab. Sie war offenbar zu keiner Vernunft und Vertrauen fähig, so krank wie sie darnieder lag. Dies Erlebnis hat mir einiges meiner Freude und dem Gefühl der unbelasteten Freiheit dort genommen. So habe ich mich etwas mehr zurück gezogen und war öfters von da an unterwegs.

Ich stecke wieder in meinen Hosen und dem Hemd, das ich mir hier habe anfertigen lassen. Ich sehe auch nicht wie aus dem Ei gepellt aus. Auch meine Haare sind wieder kurz, so kurz wie sie vor der Verwandlung waren. Ich habe sie abgeschnitten. Man kann Zeit und Geschehen nicht überlisten, nicht mit einem Trank.
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 21 Okt 2014 06:00    Titel:
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Heute geht es mir wieder richtig gut. Die kranke Wirkung von dem Biss hat nachgelassen und ist dann ganz verflogen. Es ist wirklich widerlich, wie so kleine Drecksviecher mich aus der Bahn werfen können. Würdelos irgendwie.

Seit meiner Aussprache mit N. und seiner Holden war ich wieder beruhigter was meine Sicherheit angeht und bewege mich seitdem wieder frei. Gleichwohl kreisen meine Gedanken immer wieder um ihn und sein Leben. Es ist schon irgendwie ein wildes Leben, das er und sie und die andren Seefahrer führen. Es wirkt auf mich in seiner Ungezähmtheit so anziehend wie auch verwirrend bis abstoßend. Vielleicht erscheint es mir auch nur deshalb so interessant, weil ich es gewissermaßen als Zuschauer betrachte und selbst nicht in deren Wirren fest stecke? Gleichwohl sehe ich die Türe auch für mich offen ein Teil dieser unzähmbaren Meute zu sein. Will ich das? Die Verführung ist groß! Seit Wochen grüble ich darüber nach. Die Möglichkeit reizt, sie reizt mich sogar ungemein. Und doch scheue ich auch zurück mich zu verpflichten, fürchte einen Weg einzuschlagen, den ich nicht überblicken kann und Dinge tun zu müssen, die ich nicht will.

Immer wieder komme ich bei diesen Übelegungen auf N. und 'seine Frau' zurück. So wie es jetzt aussieht, ist deren Beziehung auseinander gebrochen. Nicht leise und schon gar nicht vernünftig, sondern so wild und unzähmbar, wie Beide wohl auch sind. Gebrochene Nase, zerschossene Wade und allerlei sonstige Blessuren. Am schlimmsten aber sind wohl die Herzen betroffen. Und das berührt und erschüttert mich dann doch auf eine seltsame, bedrückende Weise. Denn N. stand irgendwie neben sich bei unserer letzten Begegnung. Er scheint mir tief erschüttert, auch wenn er es nicht so recht zugibt. Aber als wir uns das letzte Mal sahen und miteinander sprachen, war er nicht der Mann wie zuvor. Und es ist letztlich wohl nicht die stählerne Waffe, die die schlimmsten Verletzungen einem Menschen zufügt, sondern selbst bei einem Kerl wie ihm Worte, Gesten und Blicke. Eigentlich so erschütternd wie irgendwie auch hoffnungsvoll.

Gestern Abend, als ich wieder mit den andren zur abendlichen Runde am Feuer saß, hat uns offenbar vom Stadttor aus eine junge Frau beobachtet. Wie ich erfuhr, hat sie mich beobachtet! Habe mit ihr dann gesprochen und versucht heraus zu bekommen was ist. Sie wirkte neugierig und verängstigt und genau so auch planlos, irgendwie. Faselte davon, dass ich mich bei den Stadtwachen (offenbar Adoran) nach ihr erkundigt hätte und dass Bartos mich geschickt hätte. Konnte mir darauf einfach keinen Reim machen. Ich weiß nicht, ob meine Beteuerungen, dass dem nicht so sei, wirklich von ihr geglaubt wurden. Ich weiß ja nicht einmal, wie sie auf mich kam. Wohl war ich ja aus Adoran, wie ich ihr gegenüber auch bestätigt habe, aber ich war ja dort im Hospital, um mich für Nel nach einer Heilerin zu erk............
Zum Henker noch eins......ist sie womöglich die, wegen der ich in Adoran war und die Heilerin ist in Wirklichkeit eine Priesterin, wie sie es von sich behauptete...oder ist sie gar beides? Aber Bartos hat mich doch nicht geschickt, sondern Nel! Und wie kann es zusammen hängen, dass sie so explizit an mir interessiert war? Ist das etwa genau so eine Situation in die ich Dank der Piraten rein rutsche, die ich weder verstehe noch kontrollieren kann und damit irgend etwas schlimmes anzettele? Dreck!


Zuletzt bearbeitet von Luka Ehrenfeld am 21 Okt 2014 06:23, insgesamt einmal bearbeitet
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 08 Nov 2014 11:41    Titel:
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Hose
Farbe
Wind
Bin ich das wirklich? Macht mich das aus oder gibt es da noch mehr?
__________________________________________________________

Ich sitze hier an einem großen, schönen Kaminfeuer in einem Gasthaus in Adoran. Ja, ich bin in der großen Stadt, als Teil einer Reisegruppe, die Stadt, Land und Leute näher kennen lernen will. Ein bunter Strauß von Menschen sind wir, der sich hier um einige Familienmitgleider des Reiseinitiators Aschengardt noch vergrößert hat. Die Familie scheint einen herrschaftlichen Hintergrund zu haben, ist gleichwohl nett, nicht so abgehoben und sich nicht zu fein ihre Hände und Kraft zu gebrauchen. Das verspricht einiges, würde ich meinen. Die andren beiden, er eine Art Herumtreiber und sie, ja sie....sie tut als träume sie, lebe in ihrer eigenen Welt und tut es wohl doch nicht. Ich bin noch nicht ganz schlau aus den beiden. Aber diese 'Suche nach Magiern'...... Nun, ich lasse die Hosen nicht runter. Mal schauen.

Adoran macht auf mich einen ganz anderen Eindruck als zum Beispiel MenekUr, wo der Sand und die stechende Sonne offenbar von der Kleidung, über Gebäude sowie den Umgang miteinander alles prägt. Adoran ist groß, prächtig und entspricht einfach mehr unserem Volk, unserem Geschmack, auch unserem Wetter und den Gewohnheiten. Ich bin also schon einiges hier im Land herum gekommen und so ein Ort wie Bajard, um noch ein Beispiel zu nennen, so sehr mir besonders manche Winkel dort auch ans Herz gewachsen sind, ist im Vergleich zu Adoran und MenekUr nur noch ein kleines Handwerkerdorf mit bäuerlichem Charakter, wie aber auch ein Schmelztiegel der Gegensätze. Wobei, nein, das muss ich korrigieren. Dort schmilzt nichts, es prallt dort nur bisweilen aufeinander.

In der Tat, es ist schön hier in Adoran, beeindruckend. Die Leute sind angenehm, gediegen und zivilisiert und begegnen mir mit Höflichkeit und Respekt. Seltsamerweise ist mir das so angenehm, wie ich dann aber auch die Notwendigkeit meiner passenden Entsprechung bisweilen doch auch als sehr anstrengend empfinde. Oh ich glaube, ich bin wirklich gut darin ordentlich, weiblich und charmant zu sein. So gut, wie hier war ich seit langem nicht (wenn ich es denn zuvor je so ausgeprägt war), gelernt ist schließlich gelernt. Ich werde mit jedem meiner Versuche eine richtige weibliche Luka zu sein mutiger und mutiger. Und offenbar werde ich hier tatsächlich ohne Einschränkung als weiblich wahrgenommen, ja sogar entsprechend behandelt. Immerhin! Und da ich nun einen wunderschönen Mantel aus diesem herrlich gefärbten Stoff sogar als Geschenk der Schwester unseres Reiseinitiators empfangen habe und auch gern trage, fühle ich mich um so mehr wie eine junge Dame. Befremdlich, amüsant, aufregend irgendwie und na ja, auch anstrengend ist das.
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 10 Nov 2014 15:17    Titel:
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Der krasse Gegensatz zu meinem Leben hier in Adoran war diese große Schifffahrt, ich will es mal einfach schlicht so benennen, die ich jüngst machte. Das Schiff ist von imposanter Größe, wie eine eigene Stadt und das Leben der Mannschaft ist das Gewusel in einem Ameisenhaufen.

Der Unterschied ist enorm, ob man als Passagier auf einem Schiff verreist, oder selbst Teil der Mannschaft ist. Zumindest bei mir ist das offenbar so, denn ich kann voll Stolz anmerken, dass mir dieses Mal nicht schlecht geworden ist! Im Gegenteil habe ich mit Appetit essen können und es auch getan. Denn die Speisen waren sehr gut und der Kapitän hatte mir sowieso doppelte Ration verordnet, dass ich mal ‚was werde‘. Also aß ich ohne Hemmungen und stopfte das warme, gute Essen nach Herzenslust in mich hinein.

Das Schiff selbst ist so groß wie der Palast in MenekUr und ich habe das Gefühl, ich bin Stunden um Stunden darin herum geirrt über die Stockwerke und durch die Gänge entlang, bis ich einigermaßen die Wege kennen gelernt hatte. Das Leben auf so einem großen Schiff ist sehr unruhig, man ist immer auf Sprung, nie, dass mal alle zur Ruhe kommen könnten. Und doch gab es auch ruhige Momente, losgelöst von Zeit und Ort, wenn ich hinaus aufs Meer blickte und dem schäumenden Wasser um das Schiff herum zuschaute, oder kurz vorm einschlafen, wenn ich das Wasser dann nurmehr rauschen hörte und es um mich herum knarzte, Füße trampelten und Stimmen riefen und es doch auf einmal so ruhig in mir wurde, als ob alles um mich herum unwirklich wäre. Dann war die Stille allumfassend und bestimmend und es fühlte sich irgendwie fast heimelig an.

Wenn ich aber auf den Beinen war, dann pulste das Leben heftig in mir. Ich habe sicherlich so vieles falsch gemacht, auch wenn ich ernsthaft bemüht war mich unauffällig und geschickt einzufügen. Wenn ich es recht bedenke, so gab es sicher nie ein aufgeregeteres Mannschaftsmitglied als mich an Bord, das je erschrockener herum gekrischen hat beim Anblick der sich nähernden Klippen oder beim Versuch, dem Feind zu befehlen. Wieder beginnt mir das Herz mächtig in der Brust zu schlagen, wenn ich nur daran zurück denke.

Ich habe sicher vieles falsch gemacht, aber offenbar doch genug richtig, dass ich wieder gesund zurück gekehrt bin. Dort auf dem Schiff hat sich niemand darum geschoren wer ich bin oder was ich anziehe und wie ich rede. Sie waren bisweilen grob, aber ehrlich und gerade heraus. Ich habe mir rüde, ordinäre Reden angehört und bin doch selbst nie belästigt worden. Ich schlief nachts in einer Hängematte, umgeben von muffigen Gerüchen und donnerndem Schnarchen und hatte doch auch irgendwie meine Ruhe. Ich habe gearbeitet so gut ich es konnte, hing in der Takelage wie die andren, kletterte zum Ausguck und überblickte die Weiten des Meeres, wie ich auch das Deck geschrubbt habe. Ich bin der Meute gefolgt, als sie loszog und ich habe mich meiner Haut gewehrt, als wir angegriffen wurden. Nicht dass ich mehr von Waffenwehr verstünde als allein die Waffe in der Hand zu halten. Aber im entscheidenden Moment hielt ich sie offenbar richtig herum und und in die richtige Richtung, so dass die Frauensperson, die so bedrohlich auf mich zustürmte, schlussendlich darnieder sank und ihr Leben aushauchte. Nicht dass ich sagen könnte, dass ich das allein vollbracht hätte, aber ganz unbeteiligt war ich wohl nicht daran. Diese Tatsache erfüllt mich mit einer Mischung aus Stolz und Ekel und also frage ich mich immerzu, welches Gefühl das Erlebte besser beschreibt und wie ich es bewerten soll. Ist diese Situation, da ich die Waffe gegen Menschen richtete, womöglich ein Scheideweg in meinem Leben? War diese Fahrt allein schon ein Scheideweg? Bin ich mit den richtigen Leuten zusammen? Wo kann ich sein wer ich bin und wer und wie bin ich überhaupt? Ich merke, wie viel mehr mich gerade diese letzte Frage beschäftigt, gerade hier in dieser großen Stadt. Hier bin ich losgelöst von dem allem, als ob es nie geschehen wäre, trinke Milch und Tee und frage mich, ob das alles Wirklichkeit ist und war. Und als gäbe es keine wichtigeren Überlegungen, schallen mir ständig wie zum Hohn des allen 'drei Wörter' durch den Kopf herum. Lu, entweder bist du ein schändlicher Träumer, oder gesund bodenständig!
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 14 Nov 2014 07:43    Titel:
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‚Niedlich, goldig, du bist alles nur nicht heiß‘
Dreckskerl mistiger Drecksbockdoppelmist!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Und mir dann wieder an die Haare gehen................!

Ich weiß, ich sollte mich darüber nicht gleich so aufregen und mich nicht durcheinander bringen lassen. Ich weiß, die Leute sind verschieden, die Leute an verschiedenen Orten sind verschieden, aber so etwas zu hören hat einfach so………...
Weiß nicht mal, ob es der Spötter ist, über den ich mich aufrege. Eigentlich wirkte er bisher freundlich, war ja sogar hilfsbereit und hat mir diesen Biss oder Stich am Bein behandelt. Vielleicht war es wirklich nur so eine Bemerkung von ihm. Ist wohl eher der Hader allgemein, der mich beunruhigt, und letztlich natürlich wieder dieser Kloß, den ich gerade erst mehr oder minder vergessen hatte.
Auch wenn’s ein teilweise wirklich übles Volk ist irgendwie, so sind sie nicht zwanghaft in allem übel. Er hat es sicher nur so daher gesagt und keinen weiteren Gedanken dazu gemacht. Ich sollte nicht zu viel erwarten.

Hier, noch immer in Adoran, behandelt man mich viel höflicher, respektvoller. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, so muss ich zugestehen, dass ich mich in den feineren Kleidern die ich hier trage, aber auch anders benehme. Und so mag ich nicht ausschließen, dass die Menschen schon allein deshalb in anderer Weise auf mich eingehen, weil ich nicht so grob und derb daher komme wie in Bajard oder auf der Insel. Hier hingegen, angetan mit sauberen, guten Kleidern, laufe ich schon anders, in kleineren Schritten und nicht mehr so breitbeinig wie die Kerle, der meinen die fetten Kürbisse zwischen den Beinen hängen zu haben. Im Kleid besonders stehe ich dann gerader, mit geschlossenen Beinen, strecke den Hals. Es passiert von ganz alleine. Ich nehme mir mehr Zeit die richtigen Worte zu finden in solch gediegener Umgebung, rede auch eher leiser und meine Blicke richte ich womöglich gelassener auf die Menschen. Ich scherze sogar leiser, so, wie es die Frauen eben tun, ja und tue charmant. Es scheint Wirkung zu zeigen, die Leute gehen darauf ein. Ich würde lügen, wollte ich behaupten, dass es mir nicht selbst Freude bereitet das so zu erleben.
– Und was diese Art der Freude und dieses Erleben betrifft, wird mir der Maskenball wohl in ewiger Erinnerung bleiben. Ich könnte nicht behaupten, je einen aufregenderen Ausflug in die echte Frauenwelt gewagt zu haben. Das war einfach umwerfend! -
Dennoch......obb in dreckiger Hose und Flatterhemd oder gar im seidenen Kleid, eigentlich bin ich doch trotzdem überall Lu. Oder? Nur eben die Achtung....es hängt halt doch viel von dem ab, was der andre von einem sieht.

Inzwischen habe ich mich entschlossen meine Haare hochzustecken. Bin die ewig kitzeligen Franseln leid. Ich drehe die Strähnen um sich selbst und stecke sie dann mit den Klammern fest. Es geht ganz gut und hält auch eine Weile. Sieht wenigstens wie eine Art Frisur aus. Habe dazu noch ein paar bunte Bänder bestellt, dass ich die Haare damit noch befestigen kann. Vielleicht sieht es ja dann noch ein bisschen besser aus.

Ich habe diese Haarbänder bei dem selben Schneider Aleander bestellt, mit dem ich dieses Wortspiel spiele und der mir seine Worthinweise sogar in Kleider gestickt hat. Ich meine, es ist verrückt. Ich habe dadurch eine ganze Garderobe an wunderschönen und hochwertigen Kleidern erhalten. Die Stickereien sind wirklich wunderschön und wirken auf mich sehr lebendig. So verrückt es auch ist, will ich dennoch gar nicht behaupten über diese Gaben unglücklich zu sein – so lange da nicht noch ein dickes Ende folgt. Ich hoffe es aber nicht! Fast kann ich es nicht erwarten, dass es kälter wird, dass ich die warme Weste anziehen kann.

Wiesel, Knoten, Dämmerung.


Zuletzt bearbeitet von Luka Ehrenfeld am 14 Nov 2014 10:01, insgesamt einmal bearbeitet
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 28 Nov 2014 13:35    Titel:
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ICH HABE ES GETAAAAAAN!

Ich habe eine dicke, fette Kanone gezündet und die Kugel auf ein Riff geschossen. Großartig!
Es war überaus aufregend und ich war noch lange, lange so aufgekratzt deswegen, dass es überall gekribbelt und gebizzelt hat, durch den ganzen Körper hindurch und ich wußt dann nicht wohin damit…………

Naja, aber arbeiten hilft und das habe ich dann auch viel getan. Ich habe hier bei der alten Hütte angefangen das Unkraut wegzureißen und ums Haus herum etwas zu reduzieren. Mit Handschuhen natürlich! Denn das ist eine wirklich unschöne Sache hier auf der Insel, dass es eine Menge fieses Viechzeug gibt, das sich im Grünzeug versteckt und mich immer beißt. Als ob sie auf mich warten würden. Und wenn ich kein Dauergast beim Heiler sein und auch nicht ständig mit entzündeten Beinen herum laufen will, muss ich schauen, wie ich mich vor ihnen schütze. Ich werde einfach dünne Stoffe direkt an die Fenster spannen, um das Viechzeug davon abzuhalten hier einzudringen. So habe ich mir das gedacht. Ich hoffe, dass es so klappt. Überhaupt hoffe ich, dass ich es schaffen kann mich hier einzunisten. Es haben ja immerhin schon einige Leute mitgekriegt, dass ich hier herum werkele und keiner hat bisher etwas dagegen gehabt. Ich bin wild entschlossen die Hütte des alten Säufers – er möge in Frieden ruhen – zu übernehmen und auch zu verteidigen. Ich hoffe, dass keiner auf die Idee kommt mich hier verjagen zu wollen! So klein und schief und herunter gekommen hier alles ist, aber es ist immer noch gut genug, um es mit ein paar Handgriffen so herzurichten, dass ich mich hier würde wohlfühlen können. Heimisch fühlen, gewissermaßen. Ein eigenes Bett......! Das ist ein schöner Gedanke, auch oder gerade weil es hier auf der Insel ist.

Von dieser Entwicklung abgesehen, fühle ich mich menschlich zur Zeit eher wie ein Blatt im Wind und ich frage mich, ob ich hier an meiner Freiheit arbeite oder an meiner endgültigen Isolierung.
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 06 Dez 2014 11:03    Titel:
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Ich bin wieder frei. War zuvor gefangen im Kerker der - Freunde.
Bin noch völlig fassungslos darüber! Grotesk. Das ist alles so verdreht und mehr als bitter.

Dachte eigentlich schon genug begriffen zu haben. Dem war offensichtlich nicht so. Gelernt habe ich,

- Formalien weg zu lassen ist offenbar kein Vertrauensbeweis. Man darf sich von solcherlei nicht blenden lassen!
- Vermeintliche Freunde haben einen anderen 'Humor' und scherzen nicht!
- Es ist letztlich egal was man auf Fragen antwortet, es wird so ausgelegt, wie dem andren die Ohren jucken!
- Macht, ob politisch oder durch das Schwert, bedeutet alles!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Alles andere tritt dahinter zurück. Sie öffnet der Willkür Tür und Tor.
- Freundlichkeit, oft nur Fassade!
- Jeder ist sich selbst der Nächste

Das bestärkt mich in meinem Entschluss unbesorgter zu werden und mit meinem Zweifeln aufzuhören.

So bitter alles war, ich kenne wenigstens den Ursprung, darüber bin ich mir ziemlich sicher. Denn ich habe die Ratte erkannt. Fieses Stück Dreck, das unbedeutendes wichtig gemacht und alles in die Gänge gebracht hat. Tod und Verderben über sie. Möge ihre boshafte Zunge verdorren und sie an ihrer Falschheit ersticken.
Und Tod und Verderben den andren, die blind und taub und ohne Verstand sind! Alles Elend der Welt über sie, die mich in Elend stürzen wollen!

(Welches Glück, dass ich das Heft hier nicht dabei hatte. Wer weiß, was so etwas in falschen Händen anrichten könnte.)

Meine Sicht der Dinge hier änderte sich. Mit jeder Stunde, die ich ohne Essen oder Trinken in dem kalten Verließ zwischen allerlei wuselndem Getier und herum huschenden Ratten auf dreckigem Stroh kauerte, klärte sie sich. Sie erstarrte gar während der eisig klirrend kalten Nacht und dem darauf folgenden Tag im Pranger, wo man mich als Schwerverbrecher dem Gespött der Leute preisgab. Es waren wahrhaftig lange, sehr lange und lehrreiche Stunden, die ich mein Lebtag nicht vergessen werde! Dann plötzlich die Entlassung, praktisch ohne Kommentar. Da habe ich nicht lange gefragt und mich sogleich aufgemacht. Ich hasse dieses Muster!!!

Hier schließlich angekommen holte mich die Entkräftung ein und ich brach, wie man mir sagte, mit hohem Fieber zusammen. Habe nur schwache Erinnerungen an diese Fieberzeit, an Gesichter und die Hilfen dort im Hospital. Aber ich erinnere mich an den Durst, an so viel Durst…noch während des Verhörs. Das weiß ich noch und dass ich so schlecht schlucken konnte, dann, als ich krank war und dass ich mich so unglaublich leicht fühlte, obwohl alles so weh tat. Im Hospital schlief ich viel, dämmerte dahin und träumte wirr. In Erinnerung habe ich noch die Bilder von fließendem Honig und flüssigem Harz, der frisch und jung aus einem Baum hervor quoll.

Ich werde die Wache am Pranger nicht vergessen, die gütig war, mir riet, wie ich mich bei Verhören verhalten solle und mir etwas Essen und Trinken zusteckte sowie ich den Mann im Gedächtnis behalten werde, der mir von seinem Fisch abgab. Bei dieser Eiseskälte und meinem leeren Magen – vielleicht verdanke ich ihnen gar mein Leben. Ich werde weder Blicke noch Berührungen oder aufmunterndes zuraunen vergessen und auch nicht den Versuch von N. mich da rauszuschlagen. Doch diese eine Seite trübt mir nicht meinen Blick auf den Ursprung all dessen. Und wahrhaftig, auch diese Ursache werde ich niemals vergessen!!!
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 19 Dez 2014 23:42    Titel:
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Es scheint mir ewig her, seit meinem letzten Eintrag hier. Gleichwohl ist, nach einem kurzem Innehalten und Blick auf den Kalender, das Geschehene kaum vergangen. So unwirklich sich die Zeit und das Erlebte anfühlt, so dringend warte ich dennoch auf die Gespräche mit Rahal und auf deren Ergebnis. Einstweilen werde ich diese Stadt und das nähere Umland dort nicht betreten, so betrüblich das auch sein mag.

Ich schreibe diese Zeilen hier auf Cabeza, derweil ich an einem ordentlichen Tisch sitze, in einer Wohnung, in einem richtigen Haus. Mein Plan die kleine Hütte in Beschlag zu nehmen, ist leider gescheitert. Die Wände waren doch zu marode und sie wäre über kurz oder lang über mir zusammen gebrochen. Hier, die Wohnung, ist natürlich etwas ganz anderes. Sie ist von Quin, die ich schon jetzt schmerzlich vermisse! Aber sie ist zu ihrer Mutter, ihren Geschwistern aufgebrochen, um ihnen bei Krankheit und Not beizustehen. Ich empfinde ihren Fortgang als Verlust für mich ganz persönlich. Denn ich hatte das Gefühl, in ihr eine aufrichtige Freundin gefunden und nun verloren zu haben. Ich hätte mit ihr die Welt nieder gebrannt oder neu errichtet. Mit ihr hätte ich das gekonnt. Doch jetzt sind die Gedanken darum vergeblich.

Man sagt, wo ein Licht verlöscht, tritt ein anderes zutage. Vielleicht ist dem so, ich weiß es nicht. Ich bin, wie ich einmal mehr merke, zerfressen von Furcht und Misstrauen um diese mögliche Wahrheit. Tage- und Nächtelang habe ich mir Kummer gemacht und mich gefragt, wie viel Offenheit anderen gegenüber ratsam ist. Ratsam für sie wie für mich. Ein jedes Wort, das ich äußere, ist dann gesagt und damit auch dessen Bedeutung offenbart. Zurück nehmen kann ich davon ja nichts mehr. Und gerade was mich, mein Leben und meinen Umgang, ja besonders was meine Verpflichtung dem Piratenpack gegenüber angeht, dies jemandem zu offenbaren oder ihm auch nur so viel Wissen darum zukommen zu lassen, dass er selbst seine Schlüsse daraus ziehen kann, ja diese Möglichkeit und alles, was daraus folgen könnte, bringt mich ins hadern und bereitet mir große Sorgen. So sehr es mich bisweilen drängt mein Innerstes teilen zu wollen, so halten mich diese Überlegungen wegen meiner Furcht um die mögliche Tragweite dessen doch zurück. Denn ein jedes Fenster, das ich durch Vertrauen öffne, ist nicht mehr verschließbar und danach ist nichts mehr wie es zuvor war. Zwar sind manche Blicke durch so ein Fenster von geringerer Bedeutung, andere können aber wahrhaftig Leben verändern. Diese Möglichkeit mag nicht von jedem recht bedacht werden und ist für sie im Umgang mit anderen von geringer Bedeutung. Aber in Bezug auf vereinzelte Personen kreisen meine Gedanken um dieses Thema um so mehr. Was kann und mag ich wem offenbaren, auch auf die Gefahr hin, dadurch Wohlwollen und gar Freundschaft zu verlieren.

Besondere und doppelte Schwere haben diese Überlegungen für mich durch die Geschehnisse in Rahal erhalten. Ich habe niemandem davon berichtet, niemandem außerhalb des Kreises der Piraten. So möchte ich sicher stellen, dass niemand ein Druckmittel in der Hand hat, das denen außerhalb des Piratenkreises schaden könnte, die mir mit Wohlwollen begegnen und mit denen ich mich besonders verbunden fühle. So drehe ich mich im Kreise um mich selbst. Gefangen durch meinen Versuch mit Umsicht mein Leben zu gestalten.

Indes, einen kleinen Vorstoß aus diesem Kreis der Sicherheit heraus habe ich dennoch gewagt und, wie mir scheint, Glück dabei gehabt. Dort mag sich vielleicht wirklich ein neues Licht entzündet haben, vielleicht. Ich hoffe, dass sich mein Mut nicht als Torheit heraus stellt und ich dieses Wagnis nicht gleich wieder bereuen werde!

Meinen Aufenthalt in Adoran habe ich nun beendet. Es war die rechte Zeit. Auf dem Festland ist nun tiefer Winter. Die eisige Kälte der Gefangennahme in Rahal umklammert mich noch immer und so tut mir die Wärme der Insel hier nicht nur im Körper, sondern auch in Geist und Seele gut. Wie sagte ich gestern in der Unterhaltung mit dem Schiffsarzt? Die Leute hier sind keine Lämmer, aber sie behaupten auch nicht welche zu sein. Und so gibt mir dieser Ort letztlich, trotz aller Gefahren, ein sichereres Gefühl, als ich durch die Obrigkeit im Festland erfahren habe. Elende Muster! Ich werde in der Wärme bleiben und meinen Kontakt wie versprochen nach MenekUr auffrischen.
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 31 Dez 2014 10:53    Titel:
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Habe dieser Tage den Mann wieder gesehen, der meine Inhaftierung in Rahal veranlasst hat. Er saß in aller Ruhe am Feuer in Bajard und unterhielt sich unbeschwert. Bei seinem Anblick war ich wie vom Schlag getroffen und bemerkte auf einmal, dass ich gar nicht mehr weiter lief, sondern fest stand. Ich habe ihn sicher wie eine dumme Kuh angeglotzt, als ob er ein Geist wäre. In gewisser Weise war er das tatsächlich für mich. Denn ich war vollkommen davon überrrumpelt ihn in Bajard wieder zu sehen. War ich doch irgendwie der Meinung, dass ich ihm und seinen Handlangern nur in Rahal begegnen würde - folglich würde es reichen, Rahal nicht mehr zu betreten. Für keinen Moment hatte ich mir vorgestellt, dass ich ihm irgend wo anders wieder über den Weg laufen könnte. Und für keinen weiteren Momant hatte ich mir Gedanken gemacht, wie ich mich verhalten wollte, wenn sich unsere Wege wieder kreuzten. Ich Torfkopf!

Anstatt weiter zu gehen zum Handelshaus, wohin ich ja eigentlich wollte, sah ich ihn also am Feuerplatz sitzen, bin vor Schreck geradezu erstarrt und als ich halbwegs wieder zu mir kam, habe ich sogleich wieder kehrt gemacht. Und das, obwohl er hier ja gar keine Gefahr für mich ist, überhaupt keine Verfügungsgewalt hat! Der ist genau so wichtig und unwichtig wie ich!

Tatsächlich wurmt es mich jetzt ungemein, dass mich diese Situation so überrumpelt hat und ich - mal wieder - so hölzern reagiert habe. So etwas absolut dämliches von mir! Die Blöße hätte ich mir gern gespart! Nachdem der erste Schreck überwunden war, habe ich mich zusammen gerissen und bin dann wirklich an ihm vorbei. Geschafft habe ich es zwar, aber es war nach dem Anlauf ja wahrhaftig keine Meisterleistung. Ich muss mir unbedingt überlegen, wie ich mich weiterhin verhalten will.

Noch schlimmer aber, N. hat offenbar sein Gedächtnis verloren. Wie furchtbar! Irgend etwas ist vorgefallen. Es passt zeitgleich zu meiner Gefangennahme, so viel habe ich wenigstens bisher heraus gefunden. Ich muss unbedingt schauen, dass ich ihn kontaktieren kann und feststellen, ob und was von ihm noch übrig ist.

Von dieser unerfreulichen Erlebnissen abgesehen bin ich hier in der Wohnung am räumen und werkeln. Es ist alles fürs erste in den Schränken und Regalen verstaut und es sieht schon ganz manierlich aus. Aber noch eine Menge muss sortiert und geräumt werden und nichts ist wirklich fertig.

Ich habe das Gefühl, ich tue so viel, wie auch nichts. Ich bin recht häufig unterwegs, nutze fast täglich die Wasserverbindung zwischen der Insel, Bajard und Adoran, gehe meine Wege ab und hänge meinen Gedanken nach. Vor ein paar Tagen habe ich mich dabei ertappt, wie ich hier beim Räumen im Rattennest vor dem großen Spiegel stand und mich angeschaut habe, länger angeschaut habe, als ich es sonst tue, wenn ich mich rasch ankleide. Meine Hand, die Fingerspitzen ruhten seitlich an meiner Wange. Ich schaute auf mein Ebenbild, mein Gesicht, zu meinen Augen, zur Hand. Der Anblick schien mir so wirklich wie unwirklich. Als ich den Arm dann sinken ließ, spürte ich der Berührung nach, der Erinnerung. Ich bin ergriffen von einer seltsamen, unwirklich anmutenden Schwere, die mein Inneres wie schwerer Honig zerfließen lässt und sich doch auch gleichzeitig federleicht mit dem Gespinst meiner nebliger Träume verwebt. Und immer klingt mir das Rauschen der Wellen im Ohr, ob ich nun am Strand bin oder auf dem Festland. Es ist mir, als ob mich dieser Herzschlag des Meeres überall hin begleite, egal wohin, ob ich in Gesellschaft bin oder alleine. Ich spüre, wie sich in diesem Gleichklang langsam meine Unruhe mehrt. Es sollte anders sein, ich weiß.
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 31 Jan 2015 10:00    Titel:
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Die Tage verlaufen im Gleichklang. Kälte auf dem Festland, Hitze auf der Insel und ich drehe scheinbar ewig die selben Runden zwischen den Orten. Ziehe umher, schaue nach Post und versuche Kontakte zu knüpfen. Diese Routinen geben mir Sicherheit, aber sie beunruhigen mich auch irgendwie. Denn ich habe das Gefühl, dass bald etwas passiert. Und ich weiß nicht was es sein wird……und dann merke ich, dass wieder dieses Lauern beginnt……..worauf auch immer……auf die nächste Katastrophe.

Habe mich gerade in der Wohnung wieder umgesehen und auch in den Spiegel geguckt. Das hat mich gefreut. Ich meine, ich habe mich über mich gefreut, über mein Haar. Es ist so gut nachgewachsen und sieht jetzt wieder richtig schön aus, weil ich sogar bei einem richtigen Barbier war (endlich, was habe ich den Tag herbei gesehnt!). Der hat mir die Haare an der Stirn und den Seiten je auf eine Länge geschnitten und meinte, das würde den Blick auf meine Augen richten. Hm….
Es ist jedenfalls ein wunderbares Gefühl das Haar wieder so zu spüren, so viel ist sicher. Zöpfe werde ich mir keine mehr binden, das ist vorbei und durch die Länge ist es nun sehr einfach sie schnell hoch zu stecken. Es braucht kein Band mehr, um die halblangen Strähnen zu fixieren, sondern es reicht ein Schreibgriffel, quer durchs Haar gesteckt, der den gedrehten Knoten am Hinterkopf festhält. Das fühlt sich wirklich gut an eine Wahl der Frisur zu haben, ist wie ein Stück zurück errungener Freiheit.

Ich fasse es gerade nicht‚ 'Freiheit‘ verbinde ich hier mit meinen Haaren. Aber beim genaueren überdenken…es stimmt eigentlich, so seltsam es sich auch liest. Dabei gibt es zum Thema Freiheit noch ganz anderes zu berichten. Vor gerade erst zwei Mondläufen war ich im Rahaler Gefängnis. Vor ein paar Tagen hatte ich nun die zweifelhafte Ehre, auch das Gefängnis in Adoran …..zu besichtigen. Zum Glück ist es bei der Besichtigung geblieben. Aber die Bedrohung selbst war auch fast so massiv wie in Rahal.

Beide Male hingen die Ritter praktisch mit ihrer Nasenspitze direkt an der meinen, als sie ihre Drohungen ausstießen. Ich spürte ihre Wärme, die Hitze die von ihnen ausging, hatte ihren Geruch in der Nase und sah dieses unbarmherzige Glimmen in ihren Augen. Dazu das Dröhnen ihrer Stimmen, egal wie laut oder leise sie waren. Da gab keiner dem anderen was nach. Beide stampften mich mit ihren Worten schier in den Boden. Sie hämmern mit ihrem eintönig stumpfen Denken alles nieder was ich sagte und waren nicht fähig zu unterscheiden. Da war keiner von ihnen besser als der andere.

Es scheint mir, als ob es bei vielen oder gar allen Menschen nur im Kopf, in der Vorstellung, die Möglichkeit der Wahl gibt. Auch die Ritter unterliegen offenbar ihren Zwängen und den Vorstellungen ihrer Verantwortlichkeiten. Jeder von ihnen ist überzeugt das Rechte zu tun und seine Stadt, sein Land und sein Volk zu schützen und zu verteidigen. Beide sind bereit dafür über Leichen zu gehen. (Warum auch nicht? Ich würde es, mit der selben Überzeugung im Herzen, an deren Stelle wohl genau so tun.) Und doch sind sie auch blind, beide. Ich habe sie nun ein wenig kennen gelernt und meine Gedanken kreisen immer wieder in luftiger Höhe über ihnen oder um sie herum. Sie haben auch anderes Seiten, müssen sie haben. Ob sie selbst davon wissen, dies je zeigen………? Ein bisschen meine ich trotz allem davon gesehen zu haben. Ob das aber von Bedeutung ist, ehrlich und aufrichtig oder nur auch wieder Mittel zum Zweck..... Ich vermag es nicht zu beurteilen.

Wie auch immer, ich muss mit ihnen, den Menschen, den Gesetzen und Gepflogenheiten zurecht kommen, hier wie da, wenn ich als Händler auftreten will und meine Freiheit so leben will, wie es mir beliebt. Ja, ich fühle ich mich wie ein Wanderer zwischen den Welten. Und wenn ich genau darüber nachdenke steht für mich fest, dass ich tatsächlich genau das auch sein will. Dafür muss ich lernen besser zurecht zu kommen, muss gewisse Dinge verstehen lernen, Zusammenhänge, Menschen, allgemeine Ziele. Das fällt mir offenbar schwer. Ich begreife, es ist kein einfacher Weg, den ich gewählt habe und ich muss mich besser dafür wappnen, viel besser.

Habe einen Schmied beauftragt mir eine Haarnadel zu fertigen. Die Tavernengruppe zu der er gehörte, war übel. Aber er ist weder aus Bajard, Rahal, noch aus Adoran und das finde ich gut. Ich siedle ihn, bei aller Pfiffigkeit, irgendwo zwischen jovial frech und ordinär an, schließe Überraschungen aber nicht aus. Männer und saufen, was kann man da schon erwarten. Bin gespannt, ob er noch andere Gesichter hat und begriffen hat, worum es mir bei dem Haarschmuck überhaupt geht. Mal schauen, ob er sich tatsächlich bei mir meldet.
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 18 Feb 2015 10:30    Titel:
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Ich stand vorhin am Hafen und starrte aufs Meer. Ich wäre so gerne hinaus gefahren, fort, weg von hier, aber ich bin gefangen in der großen Stadt. Adoran ist so riesig, dass ich stundenlang darin herum laufen kann, ohne die selben Wege nochmals zu gehen. Hafen, Markt, Geschäftsviertel, Wohnhäuser und Gehöfte mit Landwirtschaft. Es gibt wirklich keinen Grund Platzangst zu haben. Und doch leide ich darunter und fühle mich schrecklich eingeengt. Dabei hatte ich schon zaghaft angefangen mich wohl zu fühlen, vielleicht wohler, als es gut ist. Doch jetzt fühle ich um so mehr die Enge.

Eigentlich habe ich keinen Grund mich zu beschweren. Genau genommen läuft alles nach Plan und die Aufstellung ist perfekt. Wenn ich durchhalte, kann ich mich tatsächlich überall frei bewegen, geschützt von den Obrigkeiten und deren Absprachen mit mir und den Bündnissen und den Verträgen der politischen Parteien miteinander. Es ist so grotesk wie genial und ich könnte triumphieren - doch ich tue es nicht. Ich fühle mich nicht gut, denn der Preis, den es mich kostet, begreife ich jetzt mehr und mehr. Ich zweifle, ob es das wirklich wert ist.

Der einzige, mit dem ich vielleicht gewagt hätte über all das zu sprechen, hat mich wohl verraten. Bestenfalls ist es ohne böse Absicht geschehen, aber vielleicht war es doch Absicht. Ich will es nicht glauben, aber die Priesterin hat es gesagt, hat durch ihn offenbar mehr über mich erfahren als mir lieb ist. Das ist so bitter! Habe ich mich wieder so geirrt? Kam daher seine Geduld, diese Aufmerksamkeit – und dann das plötzliche Verschwinden just nachdem ich näheres von mir aufgedeckt hatte?

Ich kann es nicht einschätzen. Sie scheinen so nett, so freundlich, so einfühlsam, all diese Herrschaften hier. Aber sie umschmeicheln und drohen lächelnd, schauen mitfühlend und sind innerlich hart. Ich kann sie nicht greifen und will es doch so gerne, muss es ja irgendwie. Ich will verstehen, die Ordnung verstehen nach der die Welt funktioniert und vermag es doch nicht, will es eigentlich auch nicht, nicht diese Ordnung. Es sträubt sich in mir. Will nicht jeder eine Welt so wie sie richtig ist? Wäre das nicht recht?

Sie sind so aufgesetzt! Oder kann so etwas wirklich echt sein? Kann jemand wirklich innerlich so sein? Diese Widersprüche zerreißen mich. Ich fühle so deutlich, wie schlecht ich damit zurecht komme. Und wenn ich gerade etwas meine begriffen zu haben, bricht es schon wieder zusammen. Jeder Versuch mich anzupassen und die Regeln zu erlernen scheitert. Und wenn ich es tue, das Spiel der Weltordnung versuche mitzuspielen, tauchen Regeln auf, die mir auf andere Weise zusetzen. Denn es sind nicht Achtung und Respekt, Zuneigung oder Liebe, die ich ernte, sondern Argwohn, Missbilligung und Verachtung. Das erstickt mich schier. Kann innere Sicherheit und das Glück der Welt wirklich nur in absoluter Zurückgezogenheit liegen, in geduckter Haltung mit gesenktem Kopf?

Ich sehe das triumphierende Lächeln des Ritters, höre die belustigte Bemerkung der Priesterin über meine ‚Anwerbung‘ und sehe das spöttische Liderlupfen der Gardistin des Regiments immer wieder vor mir - und fühle mein Fleisch roh und offen.
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 09 März 2015 10:53    Titel:
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Ich bin im Hort des Wissens, umgeben von Büchern, Büchern, Büchern und merke, wie ich langsam wieder etwas zur Ruhe komme. Ich konnte einfach nicht schlafen, die Augen weit offen, bis sie zu brennen anfingen. Mir sauste es wie verrückt im Kopf herum. Durchgespült, ausgewrungen und immer wieder auf einen Stein geschlagen. Gewaschen, gesäubert, gebleicht, auf eine Leine gehängt und fest geklammert. Fest geklammert und dem Wind ergeben, in der Luft flatternd. Ich habe diese Bilder vor Augen und kriege es nicht los. Im frühen Morgengrauen habe ich es dann nicht mehr aushalten können. Es war mir einfach nicht mehr möglich. Warf mir meinen Umhang über und bin in meinem nichtssagenden, schäbigen, blauen Kleid durchs Osttor ausgebrochen aus Adoran.


Ich versuche nun ganz nüchtern aufzulisten:

1.
Bin am Ziel. Der Ritter hat mir befohlen zur Vogtin zu gehen und mir einen Bürgerbrief zu besorgen. Ich sei lange genug in der Stadt, er sehe, dass ich mich bemühe, wüsste, dass es nicht einfach für mich ist, aber es sei jetzt an der Zeit……….


2.
Sie haben über mich verhandelt und bestimmt wie über eine Kuh, die sie auf dem Markt verkaufen wollen, der Ritter und der Händler. Haben geklärt und geordnet und mich nach ihren Vorstellungen gerade gerückt, wie es ihnen beliebte. Angestellt, Ladenöffnungszeiten, Materialkunde, Ethikkodex….Sie haben mich verschachert. Mir war speiübel! Es war ähnlich der Kaminrunde, als ich zwischen dem Ritter und einer Adeligen gesessen habe und sie über mich redeten, als ob ich nicht anwesend wäre. Allein bei der Erinnerung schlägt mir schon wieder das Herz bis zum Hals und ich kriege keine Luft mehr.


3.
Die Preise hier sind mies. Ich kann wohl überall bessere Preise für mein Grünzeug kriegen als hier in Adoran. Dieser Prüfstein der Großzügigkeit ist pulverisiert. Extrem ernüchternd diese Erkenntnis! Auch die Idee mit der Tanzstunde. Dies scheint keine Möglichkeit zu sein damit Gold zu verdienen. Meine ganze Rechnerei wie ich überhaupt hier leben könnte, ist zusammen gebrochen.


4.
Der Magier aus Bajard war hier, also in Adoran. Ich saß mit ihm in der Kaminstube und wir haben geplaudert. Hätte ich nach einer Wache rufen sollen? Bin mir sicher, ich hätte den Schrei nicht einmal von dem Magier ungestraft zu Ende bringen können. Ich weiß nicht, warum er kam, weshalb er sich zu mir setzte. Feststeht, ich lebe noch und das ohne Blessuren. Er ist durch die Wand verschwunden. Die mächtigen Mauern von Adoran sind für ihn und seinesgleichen offenbar keine Grenzen.


5.
War brav beim Glaubensunterricht. Aber dort wie auch wo anders, immer wieder kübeln mir Leute, die Kenntnis von meinem Werdegang haben, völlig ungeniert und taktlos jenes Wissen darüber über. Es scheint ihnen vollkommen an Zurückhaltung mir und anderen gegenüber zu mangeln, eben nicht einfach öffentlich, wem gegenüber und wann auch immer, über mich zu verbreiten, was vor meiner adoraner Zeit war. - Wenn mir Unsicherheit über meinen Weg zufliegt und ich dann aber wieder solches erlebe……So führt mir solches Tun immer wieder vor Augen, dass ich offenbar gar nicht auf einen grünen Zweig kommen könnte, egal wie sehr ich mich bemühe! Will ich das geändert haben, müsste ich es selbst angehen, wie ich inzwischen weiß, es wird mir keiner beistehen mir solcherlei Reden über mich zu verbitten.


6.
Inzwischen hat mich eine Nachricht von der Insel erreicht. Man will einen Bericht. Natürlich. Was soll ich da berichten? ‚Alles gut, werde Bürgerin der Stadt, habe Kontakte zu Adeligen und Würdenträgern. Man kennt meine Vergangenheit und gedenkt mich dennoch aufzunehmen……‘ Lächerlich. Ich frage mich selbst, was dies wert wäre, wenn es drauf ankommt. Aber ich stehe im Wort……. Und wenn ich es durchziehe ist der Preis: Nie mehr Cabeza und endgültig ein Leben hinter Mauern. Geordnet, gewaschen und gebleicht, eingeklemmt und auf der Leine in deren Wind flatternd. Schaffe ich es für die Freiheit diesen Preis zu zahlen? Es ist absurd. Denn von der Freiheit selbst bliebe mir dann am Ende doch gar nichts mehr übrig……..


7.
Meine Ausgangssperre aus Adoran ist nicht aufgehoben und ich bin trotzdem gegangen. Nicht nach Bajard, nicht nach Cabeza oder tiefer ins dunkle Reich. Ich bin in der Nähe Adorans, im Lichten geblieben - aber ich bin eben nicht mehr in Adoran selbst. Vielleicht haben mich die Wachen, die mich womöglich als einzige um diese Tageszeit gesehen haben, ja nicht einmal wirklich wahrgenommen, sahen nur irgend wen durch das Tor gehen und dieser Ausbruch könnte unbekannt bleiben. Genau so gut kann ich entdeckt worden sein. Es war mir egal in dem Moment.
Doch jetzt weiß ich nicht, ob allein dieses Aufbegehren im lichten Reich solche Folgen nach sich ziehen wird, dass ich mir über weiteres sowieso keine Gedanken mehr machen muss. Ich weiß nur, dass dieses Haus hier offen ist für mich, dass ich mich hier aufhalten darf……. Na und wenn ich 'über das lange Lesen' eben dann einschlafe und hier auf die Kissen sinke, wer wollte da schlimmeres argwöhnen?! Ich bin so müde, so bis in die Knochen erschöpft und müde. Ich würde so gerne........ach, ich würde so gerne so vieles!
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