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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 04 Aug 2016 06:54    Titel: Drachenhunger
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Ein feines Geräusch drang an des Eisdrachens Ohr. Mit jeder Sekunde wurde es lauter, drängender und gequälter. Aufstehen, Kind packen und die übliche allnächtliche Prozedur. Nur am Tage konnte sie ruhen, die Nacht aber war dafür gedacht, dass Drachen sie nutzten. Noch ein Aspekt, in welchem Anneen nach ihrer Mutter geraten war.


Kaleya rieb sich über die Schläfen und sah ziellos aus dem Küchenfenster hinaus. Die letzten Wochen waren anstrengend gewesen und durch die Arbeit, die täglich in der Schneiderstube anstand, wurde es eher noch schlimmer mit der Müdigkeit. Es half nichts, irgendwer musste auch noch das Haus in Schuss bringen. Und Kräuter sammeln stand auch noch auf dem Tagesplan. Und dann blieben da noch die unliebsamen Übungen an der Übungspuppe... Sie hasste es schon jetzt abgrundtief, denn stets hatte sie das Gefühl in einem modrigen Sumpf zu waten, in dem es kein Vorankommen gab. Doch es musste sein, zum Schutz des kleinen Würmchens wollte sie das Fechten lernen. Egal wie lange es dauern würde, es war ein erklärtes Ziel Meisterin mit dem Degen zu werden.

Am Nachmittag waren alle Aufgaben erledigt und so blieb etwas Zeit ein verspätetes Frühstück hineinzumamphen. Dabei schweiften ihre Gedanken zu Alessa ab. Der Brief des Korporals schwirrte noch immer in ihrem Geist herum. Die junge Schneiderin war demnach gesucht wegen Verbrüderung mit dem Feind und Spionage. War das junge Ding auf so schiefe Bahnen geraten? Seufzend schob Kaleya ihre Schüssel von sich weg, ebenso wie die Gedanken an den erhofften Lehrling. Dabei kamen auch Erinnerungen an Eli auf. Der einzige Lehrling, welcher je die Lehre beendet hatte. Dummerweise hatte das kleine schwarzhaarige Biest die Nadel gegen Waffen ausgetauscht. Es schien ein Fluch der Kesselschneiderinnen zu sein, immerhin war Tarya auch Heilerin geworden. Inständig hoffte der Eisdrache, dass sie ihrem Handwerkszeug bis zum Tode treu blieb. Ein einziger trüber Gedanken schlich sich als letztes in Kaleyas Köpfchen hinein und nagte noch den ganzen Abend an ihr. Wo waren das Goldlöckchen und das schwarzhaarige Biestchen nur abgeblieben? Zweifelsfrei vermisste Kaleya sie beide und hoffte inständig, dass es ihnen gut ging.

Als das zwanzigste Glockengeläut erklang, klopfte es an der Tür des Familienanwesens. Mit einem sanften Grinsen wurde geöffnet und Kaleya sah sich dem prüfenden Blick ihrer Eltern ausgesetzt. "Bereit uns deinen Angebeteten vorzustellen, kleiner Eisdrache?" Laidir grinste seiner etwas blass gewordenen Tochter entgegen und klopfte ihr dann auf die Schulter. "Schon gut Töchterchen, ich werde ihn nicht fressen. Nun lass uns rein, wir haben Hunger... Sonst müssen wir Earon wohlmöglich doch noch verspeisen." Und so wurde dem Vater und der Mutter von Kaleya nasewackelnd Einlass gewährt. Sie würden endlich sehen wie rührend Earon sich um Anneen kümmerte. Und wie glücklich die blonde Schneiderin in letzter Zeit wirklich war, denn bisher hatten ihre Eltern nur den leisen Hauch einer Ahnung davon.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 26 Okt 2016 09:17    Titel: Ein Schritt nach dem anderen
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Eigentlich waren Drachen dazu geboren hoch oben in der Luft zu fliegen und über den Himmel zu wachen. Doch dieser eine Eisdrache wagte nun auch zaghafte Schritte am Boden. Es war zweifelsfrei noch recht unbeholfen, doch schon bald würde daraus ein annehmbarer Gang werden, wenn nur ja ein Schritt nach dem anderen gemacht wurde.

Die Monde verflogen, seitdem Anneen auf der Welt war. In nur wenigen Tagen würde das kleine Würmchen 4 Mondläufe alt sein und es kam Kaleya vor, als hätte sie die Kleine erst gestern auf die Welt gebracht. Neben der Pflege des kleinen Säuglings beschäftige sich die Schneiderin vor allem damit das Lager für den Winter aufzustocken. Unwillkürlich lernte sie hier in Junkersteyn das Kochen, nachdem sie nicht mehr die Annehmlichkeiten von Adorans Köchen beanspruchen konnte. Hier oben im Norden war alles einfacher, so auch die Speisen, welche Kaleya mit Mühe und Not zubereitete. Sie wurde besser darin, es war immerhin noch kein Meister vom Himmel gefallen.
So verhielt es sich auch mit den Übungen am Degen. Es war mühselig, kräftezehrend und weit und breit am Horizont war kein Ende der Anstrengungen in Sicht. Das ersehnte Ziel würde nicht zu ihr fliegen, und auch umgedreht konnte sie die Zeit nicht beeinflussen, die es dafür brauchte Meisterin zu werden. Ein Schritt nach dem anderen also, ganz nach dem Motto steter Tropfen höhlt den Stein.

Und da gab es da noch etwas, das ihr seit dem gestrigen Abend zu grübeln gab, wenn es um einen weiteren Schritt ging. Es war so gänzlich verwirrend gewesen, und auch so anders wie es bei dem letzten Versuch begonnen hatte. Sie fühlte instinktiv, dass sie bereit dafür war. Damals war dem wohl schwerlich so gewesen, sie beiden waren es nicht. Doch nun, aye … die Situation war eine andere. Ihr Partner war es ebenso. Und seit dem Rückzug nach Junkersteyn war auch sie eine andere geworden. Anneen und Earon hatten die blonde, wuselige Schneiderin zu einer anderen Frau werden lassen. Noch immer hatte sie Flausen im Kopf und war ein heiterer Mensch, doch sie war zweifelsfrei auch besonnener geworden, reifer und eben ... erwachsener. Sie grinste bei dem Gedanken, was ihr Vater wohl zu alldem sagen würde … immerhin mochte Laidir den Druiden, wenngleich er manchmal des vielen Geredes müde wurde, das von seinem potentiellen Schwiegersohn zu Tage kam. Erst beim gemeinsamen Essen hatte sich das gezeigt, und dennoch fügte sich alles wie von selbst zu einem Ganzen. Die Verlobung war der nächste instinktive Schritt, den Kaleya und Earon gemeinsam gingen.

Schlussendlich war da noch der Gedanke über Kaleyas Lebenstraum. Nun da sie Mutter war, wollte sie Anneen etwas vermachen und seit etwa 6 Wochenläufen schwelte diese Idee wie ein aufkommender Brand in ihr. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie es dazu gekommen war - es war ein warmer und sonniger Tag im Searum gewesen.

    Mit nachdenklichem Blick wurde ein kleiner Zweig Heidekraut gepflückt und dann gegen das Licht der letzten Sonnenstrahlen im Spätsommer gehalten. Jener Moment war erfüllt von so viel Schönheit der Natur, dass Kaleya für diesen kurzen Augenblick der Ruhe die Luft wegblieb. Die sonst glatte Stirn wurde in Falten gelegt, dann trollte der Eisdrache auf einen umgefallenen Baumstumpf zu und ließ sich dort nieder. Die Tochter, welche sie in ihren Armen trug, quietschte vergnügt auf und die Aufmerksamkeit der Schneiderin widmete sich dem kleinen Wesen. Doch in ihren Gedanken kreiste noch immer dieser eine Funke, der sich ihr bei Betrachtung des Heideskrautzweiges in den Kopf gesetzt hatte und sie nicht mehr losließ.
    Schon seit Kaleya laufen gelernt hatte, schätzte sie die Natur und alles, was jene einem aufmerksamen Menschen zu schenken vermochte. Ihre Eltern waren in Junkersteyn immer sehr bodenständig gewesen und hatten dank der Nähe der Siedlung zur Natur dafür gesorgt, dass in ihrem Sprössling stets Achtung und Liebe für das vorhanden war, was Eluive einst geschaffen hatte. Die Verwurzelung von Druiden saß ebenso tief in jener Familie und so war es selbstverständlich in der Welt bei einem ausgewogenen Geben und Nehmen zu verweilen.
    Genau dieser Punkt war es, der Kaleya so sehr beschäftigte, während sie Anneen in die blauen Augen sah. Sie wollte für die Nachwelt, und letztendlich auch für ihre Tochter, etwas schaffen, von dem die Gemeinschaft schöpfen konnte. Eine Gemeinschaft, in welcher man lachen konnte, in welcher man Freunde fand, immer ein gutes Gespräch zu finden war. Und in welcher man sich stets achtete. Einiges davon hatte sie im Bunten Kessel verspürt, einiges ebenso im Handwerkshaus. Doch nie hatte es sich zu Gänze richtig angefühlt. Am Ende war es immer eine gewisse Hektik und das wilde Handelstreiben, das für die junge Schneiderin zu weit weg von dem Gedanken war das Geben und Nehmen im Gleichgewicht zu halten. Sie wollte es anders machen, auf ihre Weise. Und in ihrem Kopf ging sie dabei bereits die ersten Personen durch, die ein ähnliches Denken aufwiesen. Die Freude an der Gemeinschaft hatten, gerne beieinander saßen und dabei aßen und lachten, im kleinen Rahmen handelten mit Waren der Natur und einfachen weiterverarbeiteten Gütern. Das war ihr Traum und ein Blick in Anneens blaue Augen reichte, um diesen einen Funken in Kaleya zu einem Gedankenkonstrukt werden zu lassen, dass sie nicht mehr losließ. Sie wollte jenem Funken den Namen Hüter des Nordlichts geben und damit ein Vermächtnis schaffen.



Seit jenem Tag hatte sie begonnen unaufhörlich Pläne zu schmieden und sie hatte auch schon eine Person in eben jene eingeweiht. Es blieb nur noch einige weitere Personen einzuweihen und die Idee zu verwirklichen. Sie wollte diesen Traum verwirklichen, es war ihr eine ganz besondere Herzensangelegenheit.


Zuletzt bearbeitet von Kaleya Auenbacher am 26 Okt 2016 09:18, insgesamt einmal bearbeitet
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 21 Nov 2016 06:52    Titel: Wärmende Gedanken inmitten von Eiseskälte
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Es war schweinekalt draußen. Der Eisdrache stand am Küchenfenster und hielt den Blick Richtung Argantfels gerichtet. Überall an den noch verbliebenen Pflanzen kroch Raureif entlang und glitzerte im spärlichen Licht der Nacht wie aberhunderte Sterne. Selbst das Heidekraut vor den Fenstern des Hauses funkelte schwach ob dieses wunderschönen Schauspiels der Natur.

Mit einem Seufzen wandte sie sich diesem fesselnden Anblick ab und widmete sich wieder den Apfel-Zimt Stollen auf der Küchenplatte. Zugegeben, es war der erste Versuch dieser Art etwas für die dunkle Zeit zu backen, doch ob des alten Rezeptes ihrer Mutter war Kaleya frohen Mutes, dass es ihr gelingen würde. Während sie in der Küche unaufhörlich werkelte, ging sie in ihren Gedanken den Rahmen für das erste Fest der neu gegründeten Gemeinschaft durch. Seit sie eine kleine Gruppe an Personen gefragt hatte gemeinsam jene Gemeinschaft zu gründen, war die Zeit wie im Flug vergangen. Kaleya konnte sich jedoch noch gut daran erinnern, wie sie am 12. Rabenmond die Namen aller Gründungsmitglieder in den Gildenstein gemeißelt hatte. Seitdem war noch soviel mehr passiert, dass der Eisdrache Mühe damit hatte alles zusammen zu bekommen. Zuletzt war da die Hilfe für die Elfen in ihrem Köpfchen wieder in Erinnerung gekommen. Der Kampf war hart gewesen, doch am Ende hatte man gemeinsam gesiegt und das war das Wichtigste.

Wieder kam ein unliebsamer Gedanken in den Kopf des Eisdrachens zurück: Soviel zu tun und so wenig Zeit! Eine Gemeinschaft brachte zweifelsfrei einiges an Arbeit mit sich, doch sie verrichtete jene gerne aus vollem Herzen. Und so wandte sie sich weiter dem Backen zu und ging in Gedanken die weiteren Arbeiten durch, die es noch zu erledigen und zu verteilen galt.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 09 Dez 2016 18:24    Titel: Des Eisdrachens Teezeit
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Kleine Atemwölkchen stiegen hastig in den abendlichen Nachthimmel auf und verflüchtigten sich im dichten Nebel des Waldes. Der Eisdrache schlich des nachts klammheimlich umher und verteilte kleine Päckchen, die hübsch bestickt waren und auf einem jeden davon befand sich ebenfalls ein aufgestickter Name. Die Empfänger würden sicher des Morgens aufwachen und eine Überraschung erleben. Indessen trollte der Eisdrache wieder in das Nordquartier zurück und widmete sich weiteren Vorbereitungen für die Gildeneinweihung.

Es roch verdächtig fruchtig in der Küche, und auch Gewürze lagen frohlockend in der Luft. In einem kleinen Teekessel blubberte frisches Quellwasser vor sich hin, während Kaleya drei Teegläser mit unterschiedlichen Teemischungen vorbereitete. Bald würde sich zeigen, ob sich all die Arbeit gelohnt hatte, und noch viel wichtiger - ob es die richtige Entscheidung gewesen war diese Teemischungen in die Päckchen für den Tag der kleinen Geschenke zu packen.

Als das Wasser im Kessel aufgekocht war, goss der Eisdrache jenes auf die Teemischungen und ließ diese dann durchziehen. In der Zwischenzeit vergnügte sie sich damit die Speisenliste nochmal durchzulesen, die sie aufgeschrieben hatte. Als sie sich wieder dem Tee widmete, wurde als erstes an allen drei Teegläsern geschnüffelt. Es roch himmlisch und der Eisdrache hatte Mühe damit vor lauter Entzückung nicht vom Boden abzuheben. Vorsichtig wurde der erste Tee probiert und die eisblauen Augen der Schneiderin weiteten sich vor Freude ob des Geschmacks. Genauso lief es bei den anderen beiden Sorten ab und am Ende stand eine glückliche Frau an der Theke der Küche und starrte auf drei nun mehr frustrierend leere Gläser.

Wenig später griff sie sich ihr lagunenblaues Kochbuch vom Küchenregal und begann die neuen Kreationen aufzuschreiben. Zunächst war das ein Tee mit Pflaume, Orange, Zimt und Anis. Sie schrieb die entsprechenden Mengenverhältnisse nieder und überlegte dann noch einen Augenblick ob der Überschrift des Teerezeptes. Schlussendlich grinste sie koboldhaft und schrieb dann "Eisdrachens Winternacht-Tee mit Pflaume, Orange, Zimt und Anis" über das Rezept.

Ähnlich verhielt es sich mit dem zweiten Rezept, dessen Zutaten aus Äpfeln, Erdbeeren und etwas Vanille niedergeschrieben wurden. Als Überschrift wurde dann "Sternenzauber-Tee mit suessen Äpfeln, Erdbeeren und einer Prise Vanille" gewählt und ein glückliches Lächeln folgte darauf. Schlussendlich schrieb sie die Zutaten für das dritte Rezept auf und wählte hier die Überschrift "Schneeflöckchen-Tee mit Heidelbeeren, Mandelblüten und Rosinen". Für einen Moment der Ruhe besahen sich die eisblauen Augen das Kochbuch nochmal, dann wurde es zugeschlagen und die blonde Schneiderin widmete sich anderen Aufgaben, die sich auf ihrem Arbeitstisch angesammelt hatten.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 16 Dez 2016 20:17    Titel: Neue Verantwortungen
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Dinge hatten sich geändert, um ein Neues waren es neue Wege. Inmitten einer Flut an Aufgaben fand der Eisdrache einen ganz persönlichen Heiland, der leuchtend und wärmend ihr Herz berührte. Die Verantwortung eine Gilde zu leiten war eine große Sache, und mit den anderen Hütern des Nordlichts würden sie ihren Weg gehen. Gemeinsam.

Es war soweit. Nach all der der Arbeit waren nun auch die Umräumarbeiten im Haus abgeschlossen - die Eröffnungsfeier konnte kommen. Der Tisch war mit duftenden Kerzen und Tannenzweigen geschmückt, es hingen Mistelzweige über den Türen und die Erzählecke vermittelte ein heimeliges Gefühl. Der Tisch für die Tombola war aufgebaut und auch die Lose sowie die Gewinne lagen bereit. Selbst in der Küche waren die Wachstöpfe für das Kerzenziehen schon aufgebaut. Und auch die Speisen für das Essen frohlockten ebenso herrlich duftend. Am Ende war es pure Vorfreude auf den kommenden Eröffnungstag, die dazu führte, dass es sich der Eisdrache für einen Moment gemütlich machte.

Bei einem heißen Met saß Kaleya am Tisch der Wohnstube und blickte auf einen der Gewinne für die Tombola. Die in grün eingebunden Bücher ließen das Herz des Eisdrachens höher schlagen. Nach all der Schreibarbeit waren die ersten drei Abschriften fertig. Es waren mehrere Mondläufe vergangen bis Kaleya gemeinsam mit ihrer Mutter die Erstausgaben des Pflanzenalmanachs Teil 1 bis 3 fertig gestellt hatte. Und es würden noch viele weitere Bände folgen. Für die Tombola hatten sie drei weitere Abschriften des ersten Bandes fertiggestellt. Grinsend dachte Kaleya daran, wer die ersten Exemplare erhalten hatte. Eine Abschrift lag schon seit langem im Hort des Wissens, ein Band befand sich bei der Bruderschaft der Druiden und der dritte Band war Millie zugegangen. Und die hochgewachsene Blonde war schon gespannt darauf, wer die Abschriften bei der Tombola ergattern würde.

Der Eisblick ging zum Fenstern und sah in die Ferne, irgendwo Richtung Argantfels. Es lag noch immer kein Schnee, wieder nur Raureif … nachdenklich wiegelte sie den Kopf und erhob sich dann vom Stuhl, nur um sich einen weiteren Met nachzufüllen und dann anschließend in das Kaminstübchen zu gehen, wo Anneen selig ihrem Schicksal entgegenschlummerte. „Du wirst in diesem Haus immer Fröhlichkeit, Wärme und Geborgenheit finden. Und vielleicht wirst du eines Tages ebenfalls eine Hüterin des Nordlichts sein.“ Nach einem sanften Kuss auf die Stirn ihrer Tochter vertrollte sich der Eisdrachen wieder und machte es sich im Wohnraum gemütlich - der Ort, an dem die Hüter des Nordlichts ihr Quartier bezogen hatten.


Zuletzt bearbeitet von Kaleya Auenbacher am 16 Dez 2016 20:20, insgesamt einmal bearbeitet
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 07 Mai 2017 08:05    Titel: Eine große Aufgabe in Junkersteyn
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Es gab Momente, die Geschichte schreiben würden. Ein jener Moment war nun um ein Neues herangebrochen. Die Hüter des Nordlichts würden bald ein eigenes Nordquartier beziehen, wenn der Bau des Gildengeländes erst abgeschlossen war.

Benommen saß Kaleya kurz nach Sonnenaufgang am Tisch in Wohnzimmer und flößte der in ihren Armen zappelnden Anneen ihr Frühstück in Form von warmen Haferbrei ein. "Kschh Kschhh, mo cridhe... Ist doch gut, jetzt iss doch endlich." Verzweifelt versuchte Kaleya dem nun beinahe einem Jahreslauf altem Kleinkind den Holzlöffel in den Drachenrachen zu stopfen, scheiterte aber kläglich an weiterem Gezappel und immer lauter werdendem Geschrei. Schlussendlich gab sie es auf und verbannte die Schüssel mangt Löffel in das Abseits des Tisches. "Du bist genauso aufgeregt wie ich, mhhhmmm?" Kaleya stupste Anneens Näschen und lächelte sanft, als das Schreien endlich nachließ. "Aye, schon gut... Ich kann auch nicht essen, wenn ich soviel um die Ohren habe." So stand sie auf und lief mit Anneen in ihren Armen wiegend durch das Wohnzimmer des Hauses.

Nach schier endloser Zeit klopfte es an der Tür, als Anneen schon längst wieder friedlich vor sich hindöste. Mit einem vagen Lächeln wurde Anchia hereingelassen und so nahm sie sich ihr Enkelkind recht bald auf die Arme, ehe sie Kaleya betrachtete. "Mo nighean, du siehst erschöpft aus. Hast du etwa nicht geschlafen?" Fürsorglich betrachtete die Mutter ihre stets wuselige Tochter, die heute alles andere als herumwirbelte. "Doch ein wenig, jedenfalls die meiste Zeit... Ähm, wir waren gestern nur etwas Jagen in den Höhlen, um die Anspannung etwas loszuwerden und ähm... Also haben dann... geschlafen." So unglücklich wie sich Kaleya ausdrückte und so rot wie sie plötzlich auf den Wangen wurde, ahnte Anchia ganz genau was da vorgegangen war. Das leise Lachen aus dem Mund der älteren Schneiderin sorgte nur noch für ein Nasewackeln und ein resigniertes Schweigen des sonst so schwer mundtot zu kriegenden Eisdrachens. "Schon gut, er tut dir gut und das weiß ich doch. Und außerdem ist Beltaine, da kann man schon mal mehrere Stunden damit verbringen einander..."
"Màthair! Schluss jetzt, das... ist mir jetzt... Also, nicht vor Anneen!", schob Kaleya dann als Einwand ein, da ihr nichts anderes mehr einfiel. "Was denn, sie wird irgendwann auch so alt sein und die Liebe entdecken, und bis dahin hat sie hoffentlich ein Geschwisterchen, das solche Dinge auch mit ihr besprechen wird." Leise fauchend und fluchend schob Kaleya ihre Mutter nun aus dem Haus und schnatterte bloß noch wirres Zeug hinter ihr her.

Schlussendlich begab sich der Eisdrache dann ins Bad im Keller des Hauses, um sich zu waschen. Ein zwischenzeitlicher Blick ins angrenzende Schlafgemach verriet ihr, dass Earon noch ruhte und bei seinem Anblick wurde sie erneut feuerrot auf den Wangen. Hastig schlüpfte sie in ihre Drachenlederrüstung, ehe sie sich dann ihrem Verlobten widmete. Jenen weckte sie ganz vorsichtig mit kleinen Küssen und vorsichtigen Stupsern, bis er ihr aus seinem Gesicht verschlafen entgegen sah. "Das muss das Paradies sein," murmelte er Kaleya träge zu und wollte sie dann packen, um sie ganz in das Bett zu ziehen. "Du wirst heute Abend paradiesisch schlafen, raus jetzt aus den Federn!" Koboldhaft grinsend sah sie Earon an und erhob sich wieder. "Oben ist noch Frühstück, der Haferbrei müsste noch lauwarm sein." Grinsend trollte Kaleya dann davon, um sich in Sicherheit vor weiteren liebesvollen Stunden zu bringen und sich stattdessen den letzten Vorbereitungen für den Bau des Gildengeländes zu widmen. Dabei wurden die von Chalid erstellten Pläne nochmals gesichtet und danach die Baustelle abgelaufen.

Alles war bereit, der Abend konnte kommen - bald schon würde das Nordquartier in neuen Gemäuern Einzug finden.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 30 Mai 2017 07:06    Titel: Neues Leben
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Manche Dinge waren selbst in Zeiten größter Not und bei allen Strapazen, die das Leben mit sich brachte, unabänderlich. Ein Gedanke hielt den Eisdrachen in einer eisigen Umklammerung fest und führte ihr vor Augen, dass selbst in diesen Zeiten immer noch das Licht der Hoffnung brannte.

Völlig in ihren wirren Träumen gefangen, wälzte sich Kaleya im Schlaf. Eine Aussage des Abends am Feldlager verfolgte sie selbst in diesen letzten Rückzugsort. Du sprühst voller Leben und etwas in dem Klang deines Liedes hat sich verändert. Ruckartig schreckte sie aus ihrem Schlaf auf und rieb sich die Stirn angestrengt. Keinen Schlaf mehr findend, wuselte Kaleya hinauf in Andras Küche und machte sich daran neue Honigkekse zu backen. Während sie dieser Tätigkeit nachging, drehten sich ihre Gedanken im Kreis. Es war wie es war, unveränderlich und zukunftsweisend. Sei nicht töricht, du hast es doch schon zugegeben. Mit einem sanften Lächeln wurden die Honigkekse zum Backen in den Ofen verfrachtet und Kaleya blieb nichts anderes übrig, als sich nachdenklich an den Küchentisch zu setzen. Mit einem Schmunzeln dachte sie an die Nacht zurück, als ihr Verlobter an Beltaine von dem Fest der Bruderschaft zurückgekehrt war. Die Nase wurde gewackelt und dann schüttelte die Blonde den Kopf. Ob es die ständige Grünheit in ihrem Gesicht war, die Übelkeit von dem Geruch des Hafens, das anhaltende Essen von Süßigkeiten oder ihre wankende Laune - alles führte zu dem gleichen Ergebnis und am gestrigen Abend hatte Andra nur das ausgesprochen, was sowieso schon alle in der Gemeinschaft vermutet hatten. Leben. Aye, das trage ich also in mir. Und er hat es auch gespürt, sprich es aus.

Kopfschüttelnd stand Kaleya wieder auf und brachte die Honigkekse vor der Verbrennung in Sicherheit. Während sie das Backwerk vom Blech einsammelte, machte sie sich darüber Gedanken, wie die Zukunft aussehen würde. Sicher aber war, dass sie inmitten der Belagerung von Junkersteyn zusehen musste, das Leben in ihr zu schützen, was seit einem Mondlauf in ihr heranwuchs. Fürsorglich tastete sie an die Stelle, an welcher das Bild einer Beltaineflamme ihre Haut zierte. Um ein Neues diente sie Eluive mit neuem Leben und es galt nun besonnen den Weg in die Zukunft zu beschreiten.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 22 Jun 2017 05:30    Titel: Ein schneiderischer Abend
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Lose Kontakte verschwanden mit der Zeit aus dem eigenen Leben. Liebgewonnene Menschen verschwanden ebenso, andere wurden erst gewonnen. Im Wandel des Lebens kreisten sie alle um einen wie kleine Himmelsgestirne, leuchtend wiesen sie den Weg. Einer dieser Sterne hatte allerdings seine ureigene Anziehungskraft. Wenn Menschen sich aneinander banden, wurde ihr Schicksal unmittelbar miteinander verwoben. Es sollte bis in die Ewigkeit sein, weit über das Leben hinaus.

Nasewackelnd saß Kaleya an dem Schneidertisch in dem Haus von ihrer Eltern Freunde und besah sich die unterschiedlichen Stoffe, welche dort ausgelegt waren. Da lagen feiner Leinenstoff, edler Brokat und weicher Damast, ebenso wie fester Baumwollstoff, flauschiger Schafswoll- und zarter Flachsstoff als auch fließende Seide und natürlicher Barchent. Sie seufzte schwer und rieb sich die Stirn. Wie sollte sie nur aus so vielen Stoffen den richtigen aussuchen? Es war eine durchaus schwierige Entscheidung und sie brummte entnervt. Jenes Brummen lockte dann auch Anchia an und so legte sie ihrer Tochter behutsam eine Hand auf die Schulter. "Sie sind alle schön und auf ihre Weise besonders. Du musst einfach fühlen, welcher Stoff es werden soll. Schau nur, der da war damals für mein Kleid der richtige aber das muss noch nicht bedeuten, dass er das für dich ebenso wäre." Kaleya seufzte erneut, als sie sich den Damaststoff besah, aus dem Anchia ihr Hochzeitskleid gemacht worden war. Nach kurzem Überlegen griff sie dann in ihre mitgebrachte Tasche. "Da... gibt es noch etwas. Es muss noch das hier... darin verarbeitet werden." Vorsichtig zupfte Kaleya das geliebte alte Kleidungsstück hervor und präsentierte es ihrer Mutter, die nun mit schier entsetztem Gesicht zu ihrer Tochter blickte. "Kaleya, das kann doch nicht dein Ernst sein. Willst du nicht lieber etwas Neues?" Ein Kopfschütteln erreichte Anchia und ebenso ein breites Grinsen, wie Kaleya es in letzter Zeit selten zur Schau trug ob all der schweren Stunden der Belagerung Junkersteyns.

"Das ist mein voller Ernst! Ganz und gar ausgeschlossen, du wirst mir das nicht ausreden. Wenn ich vor den Altar trete, dann in der Kleidung der zwei Schneiderinnen, ohne die ich heute keine Meisterin wäre. Ob es dir gefällt oder nicht, das Kleid soll aus Taryas und aus deinen Händen kommen. Und da das Goldlöckchen nicht mehr auffindbar ist und außerdem unter die Heiler gegangen ist vor langer Zeit, muss eben ein altes Stück aus ihren Händen im Kleid verarbeitet werden. Dir wird schon was einfallen, wie du das mit dem Schnittmuster für das Kleid verbindest und außerdem... brauche ich sowieso etwas Altes, neben dem Neuen, dem Geborgten und dem Blauen." Mit einem zuckersüßen Lächeln sah Kaleya ihrer Mutter entgegen und machte ihr damit deutlich, dass sie keine andere Option in Betracht zog. "Also gut, wenn das dein Wunsch ist. Dann eben so, zumindest trägst du dann schon drei der vier Dinge, die als Braut traditionell getragen werden sollten. Das Geborgte als vierte Sache bekommst du dann von mir, wenn es soweit ist." Leicht nickte der Eisdrache darauf hin und besah sich nun die Zeichnung für ihr Kleid. Es sollte aus mehreren ineinander verarbeiteten Lagen bestehen und war hauptsächlich in Eisblau gehalten. Nur der Teil, der aus Taryas Unterkleid bestand, war Feuerrot. "Es wird eine Weile dauern, das Kleid so anzufertigen oder?" Kaleya tippte auf die Tücken, die das Kleid in der Herstellung haben würde und besah sich dann die gezeichneten Stickereien. "Einen guten Wochenlauf werde ich brauchen, bis wir die erste Anprobe machen können. Die Stickarbeiten werden gut zwei weitere in Anspruch nehmen. Vielleicht einen Mondlauf, bis es fertig ist. Den letzten Stich wirst allerdings du übernehmen müssen, das bringt Glück."

Die Finger der jungen Schneiderin glitten abermals über die unterschiedlichen Stoffarten, am Ende nickte Kaleya sacht. "Also gut, das Unterkleid ist aus Seide... Mach den Rest des Kleides auch daraus. Bei warmem Wetter ist es sowieso viel angenehmer als in Damast. Leinen wäre sicher auch geeignet, aber nicht für ein Hochzeitskleid... Und am liebsten würde ich mehr nähen als nur den letzten Stich, kannst du nicht eine Ausnahme machen?" Ein direktes Kopfschütteln wurde Kaleya zuteil, gefolgt von einer anständigen Standpauke. "Fräulein Nestash, darf ich sie wohl daran erinnern, dass das Nähen des eigenen Kleides kein Brauch ist! Wenn du schon mit solchen verrückten Ideen wie das Einnähen eines Unterkleides daher kommst, überlasse mir getrost den Rest!" Der Eisdrache zog den Kopf ein wenig ein und lächelte dann unschuldig drein, ansonsten schwieg sie ab diesem Zeitpunkt. "Du wirst wunderbar darin aussehen, kein Angst. Und nun wird es Zeit für dein Bett, husch husch!" Anchia musste ihre Tochter regelrecht aus dem Haus herausschieben, bevor sie noch auf weitere wahnwitzige Ideen kam. Auf der Türschwelle blieb sie stehen und grinste koboldhaft. "Noch etwas Màthair... es ähm..." Ein Nasewackeln folgte, dann schnappte Kaleya nach Luft und wisperte leise. "Du wirst wieder Großmutter, ich bin schwanger." Jene Offenbarung ließ die Mutter zu ihrem Kind sanft schmunzeln. "Das weiß ich doch schon längst, in den letzten Wochenläufen hast du dich sehr verändert. Und ich freue mich für dich und Earon, ihr gehört zusammen und es war nur eine Frage der Zeit, bis es soweit kommt. Beltaine war wohl doch sehr innig..." Schief grinsend tätschelte Anchia ihrer Tochter und schob sie dann von der Türschwelle. Der Blick der älteren Schneiderin folgte der jüngeren noch, bis das Kind nicht mehr zu sehen war, dann begab sich Anchia an die Arbeit für das Hochzeitskleid.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 30 Jun 2017 11:17    Titel: Anneens erster Geburtstag
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Regen spülte alles davon, was in des Eisdrachens Herz vor sich ging. Alles was an ihr klebte wurde mit den perlengroßen Tropfen weggewaschen. In seltenen Momenten war Freiheit ein Gut, dass dafür sorgte all die belastenden Gedanken loszuwerden, die so schwer wogen. Nur noch Leichtigkeit sollte den Körper tragen und in jener Situation fühlte es sich gar an wie Schweben.

Anneen quietschte aufgeregt in den Armen ihrer Mutter und die kleinen Äuglein sahen neugierig zu Kaleya. Sanft strich sie dem Kind über die Stirn und besah sich dabei die Augenfarbe ihrer Tochter. Die typisch babyblaue Farbe wich allmählich einem grüngelben Ton, der sich um das Augenschwarz wie ein Ring herumzog. Die Eisaugen lagen lange auf dem Anblick und es lag ein Zauber in jenem Moment, dem sie sich nur schwer entziehen konnte. Aye, nicht nur mein Erbe schlummert in dir, mo cridhe. Kaleya musste die Augen schließen, um sich von dem Anblick loszulösen. In jenem Augenblick sah sie das grüngelbe Meer vor ihrem inneren Auge und die Erinnerung daran versetzte ihrem Herz einen Stich. Erst ein erneutes Quietschen holte den Eisdrachen wieder zurück ins Jetzt. "Na dann wollen wir mal, hmm?" Sie stupste Anneens Näschen und rang sich ein sanftes Lächeln ab.

An jenem Morgen würde ein Zettel im Notquartier auf dem Tisch zu finden sein.

    Guten Morgen meine Lieben,

    heute werde ich mit meiner Tochter bis zur Abenddämmerung im Wald unterwegs sein. Da mein Herz Geburtstag hat, will ich den Tag mit ihr verbringen und erst zum Abendessen wieder bei euch weilen. Macht euch keine Sorgen, wir geben auf uns Acht.

    gez. Kaleya

Neben der Unterschrift der Schneiderin war ein Tütchen mit Honigkeksen drappiert, die herrlich dufteten.

Es regnete den Tag über und ab und an drangen die wärmenden Strahlen der Sonne durch das Wolkengrau. Hin und wieder wurde Schutz unter einem Baum gesucht und pausiert. Erst um die Mittagszeit ließ das sanfte Plätschern nach und sorgte für ein längeres Pausieren. Auf einer mitgebrachten Decke wurde Anneen dann abgesetzt und krabbelte neugierig hin und her, während Kaleya das mitgebrachte Essen auspackte. Wenig später bekam die Kleine ungesüßten Apfelmus und schlief bald darauf in den Armen ihrer Mutter ein. Es war friedlich in jenem Moment und die Ruhe des Waldes ließ Kaleya an die Geburt zurückdenken. Es war eine intensive Erinnerung, die Tränen der Freude aus den Eisaugen der Schneiderin kullern ließ. Unbewusst wurde der Sprössling dabei sanft gedrückt und dann weiter behutsam gehalten.

"Bald wirst du ein Geschwisterchen bekommen und ich hoffe, dass ihr ein Leben lang auf einander acht gebt. Liebe soll euch durch das Leben tragen, für immer." Vorsichtig streichelte Kaleya das Köpfchen von Anneen und holte dann etwas aus ihrer Tasche hervor. Das weiche schwarze Lederband wurde betrachtet und dann fielen die Eisaugen auf den Ring, der daran aufgefädelt war. Einen Moment zögerte sie, dann aber nickte Kaleya sanft. Wenig später war das Lederband mehrfach um Anneens Ärmchen gebunden. "Pass gut darauf auf, der hat mir mal sehr viel bedeutet. Ich schenke dir den Ring, damit du fortan auch etwas bei dir trägst, was mir einst in Liebe geschenkt wurde." Vorsichtig tastete Kaleya nochmals über den Ring. Der Drache mit den Saphiraugen war kunstvoll in das Metall eingearbeitet, jedes noch so kleine Detail zeugte von Perfektion.

Den Rest des Tages streifte Kaleya mit Anneen durch den Wald und genoss die Zeit mit ihr. Die Ruhe war dabei wie Balsam für die Seele des Eisdrachens. Erst als die Sonne sich zum Horizont neigte, trat sie den Rückweg an und fand sich wieder im Notquartier ein.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 30 Jun 2017 11:23    Titel: Des Eisdrachens Geburtstag
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Sonnenstrahlen küssten die Nasenspitze und kitzelten selbst in tiefster Seele. Der Eisdrache war ein Kind der nordischen Kälte, doch geboren war sie in der Hitze des Sommers. Wieder endete ein altes Lebensjahr und wich einem neuen. Den Lauf des Zeitrades vermochte keiner aufzuhalten, doch ein jeder konnte seinen Faden spinnen und damit zu dem großen Webwerk beitragen. Der Faden der blonden Schneiderin war dabei so bunt gehalten wie das Leben selbst. In Grün- und Blautönen von den Grundfarben her, durchzogen mit roten und gelben Strängen, und auch Braun- wie Weißtöne fanden sich darin wieder.

Mit einem sanften Lächeln wurde das frisch gewebte Band für das Handfasting betrachtet. Bis tief in die Nacht hatte Kaleya gearbeitet, es war beinahe Mitternacht. "Geschafft...", wisperte sie mehr zu sich und begutachtete das Band weiter. Es war ihr ein Anliegen gewesen jenes an dem Tage ihrer Geburt fertigzustellen, auf jene Weise gab sie sich selbst das größte Geschenk, was sie sich wünschen konnte, denn es war ein Vertrauensbeweis darin, dass es dieses Mal anders ausgehen würde. Mit nachdenklichem Eisblick sah Kaleya auf ihren Leib hinunter. Dort zeichnete sich bereits eine kleine Wölbung ab. Vorsichtig strich sie entlang des Bauches und lächelte dabei selig vor sich hin. Der dritte Mondlauf war abgebrochen, und glücklicherweise ließen ihre Beschwerden allmählich nach, sodass sie wieder kraftvoller wurde.

Mit sanftem Fingertippen wurde das Band betastet und ein letztes Mal betrachtet. Die Grundfarbe war Grün, so wie die Wiesen und Wälder es im Frühjahr waren. Auf dem Damast befand sich eine aufgestickte Borte in Schneeweiß. Darauf waren in schimmernden Garn silbrig-schwarze Knotenmuster aufgestickt, welche von Runen in den vier Farben der Elemente umgeben wurden. Ganz an den Enden fanden sich auf jeder Seite ein Paar Initialen wieder. E.A. und K.N. In der Mitte des Handfasting Bandes hatte Kaleya noch etwas Platz ausgespart, an welchem später das Datum ihrer Vermählung zu finden sein würde. Mit einem Blinzeln löste sich der Eisdrache von dem Anblick und begann dann das wertvolle Stück in ein seidenes Tuch einzuwickeln. Kurze Zeit später kam ihre Mutter in die Schneiderei. "Ich hoffe schwer, dass du fertig bist, mo cridhe. Wieso auch immer du auf die Idee gekommen bist es heute herzustellen... Nun lass uns noch etwas zusammen am Feuer verbringen. Dann erzähle ich dir, wie der Tag war, an dem du geboren wurdest. So viele Jahre ist es nun her, doch vergessen werde ich es nie." Mit sanften Händen schnappte sich Anchia ihre Tochter und zog sie dann in das Wohnzimmer ihrer Freunde. Sicher war es an diesem Tag vor so vielen Jahren nicht Adoran gewesen, doch die Erinnerung an den 10. Cirmiasum in Junkersteyn war noch immer so präsent wie vor so vielen Jahresläufen. Und nun würde ihre Tochter heiraten und alsbald den Namen Kaleya Auenbacher tragen.


Zuletzt bearbeitet von Kaleya Auenbacher am 11 Jul 2017 05:56, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 11 Aug 2017 05:57    Titel: Heimatluft
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Kühle Morgenluft wurde tief in des Eisdrachens Lungen eingeatmet. Mit jedem Atemzug sog sie Ruhe und Zuversicht ein. Dann kam die Erinnerung der letzten Zeit wieder in ihre Gedanken und ein Lächeln tauchte auf ihren Zügen auf. Die Glühwürmchen vom Hafen Adorans in jener einen und so bedeutsamen Nacht hatten ihren innigsten Herzenswunsch erfüllt. Nach all der langen und kräftezehrenden Zeit konnte Kaleya endlich wieder Heimatluft schnuppern. Tiefe Dankbarkeit stellte sich in ihrem Herzen ein und zeigte ihr, wie sehr sie mit ihrer Heimat verbunden war.

Der Spaziergang im Wald bei Argantfels war erholsam und jeder Schritt zurück nach Junkersteyn wurde etwas leichter getan als der zuvor. Die Umrisse der Palisadenwehr taten sich alsbald auf und wenig später fand sich Kaleya wieder am Nordquartier ein. Westlich davon stand die Baustelle für das neue Gemeinschaftshaus der Hüter und soweit sie das überblicken konnte, war diese weitestgehend intakt. Selbst die Pflanzen an ihrem Haus wirkten so, als hätte man sie nie ungepflegt und ihrem Schicksal überlassen. Wer da wohl seine Finger im Spiel hatte? Vorsichtig schnupperte sie an einem Lavendelstrauch und grinste dann vergnügt vor sich dahin. Mit einem frohen Summen dann, wurde das Haus betreten und drinnen fand sich der Eisdrache am Tisch wieder. Blinzelnd warf sie den Blick auf ein neu verfasstes Buch.

'Junkersteyner Zauberschriften'.
Aye, sie hatte nach der Rückkehr versucht sich einen Wochenlauf untätig zurückzuziehen, doch bei aller Wuselei, die ihr innewohnte, hatte Kaleya einfach nicht die Finger stillhalten können. Hier nun lag also der erste Band der Zauberschriften, welcher den Namen 'Glühende Hoffnung' trug. Dabei war es eine Niederschrift über eine alte Sage, die sie aus Kinderzeiten noch kannte. Und der Inhalt jener Sage passte so gut zum anstehenden Hafenleuchten, dass Kaleya noch immer breit zu grinsen begann, wenn sie das Buch aufschlug. Bei all dem Eifer hatte sie dann auch angefangen weitere Sagen und Märchen zu Buche zu bringen, sodass nun nicht nur ein Werk vor ihr auf dem Tisch lag, sondern ganze sechs davon. Ein leichtes Nasewackeln folgte, als sie sich dessen bewusst wurde, wie viel Schreibarbeit sie da geleistet hatte. Es machte sie zutiefst zufrieden und Bücher waren ebenso ihre Passion wie auch die Welt der Pflanzen oder ihr innig geliebtes Schneiderhandwerk. Mit einem zufriedenen Summen stand sie auf und wuselte in die Küche hinüber.

In jenem kleinen Reich hingen zwischenzeitlich die ersten Kräuter und Blüten zum Trocknen für den Winter. Sie war zweifelsfrei etwas früh dran, doch nun standen die Pflanzen noch in voller Kraft und hatten ein so wunderbares Aroma, welches durch das ganze Haus strömte und jenes beinahe in einen Tempel der Düfte und Farben verwandelten. Weiterhin summend wand sich Kaleya nun ihrer nächsten Aufgabe zu und bereitete Honigkekse und Getränke für das Hafenleuchten vor. Jeder Handgriff war dabei so unbeschreiblich erfüllend und machte Kaleya nur umso deutlicher wie sehr sie ihr Heim vermisst hatte. Es war die Heimatluft, die sie antrieb und die Hoffnung, dass sie fortan nicht mehr aus Junkersteyn flüchten würde müssen. Der bald aufsteigende Duft von Honigkeksen fand seinen Weg hinaus aus den Fenstern des Hauses und lockte recht bald hungrige Soldaten der Goldenen Faust an, die noch mitten in den Abbauarbeiten ihres Lagers steckten. Als es so an der Tür klopfte, wurde den Soldaten geöffnet und ein Körbchen mit dem verboten süßen Backwerk gereicht. Nur ein Zwinkern folgte von dem Eisdrachen als die zwei hungrigen Jungspunte wieder mit ihrer Beute abzogen. Selig grinsend widmete sich Kaleya den noch anstehenden Arbeiten, insgeheim mit dem Gedanken beschäftigt, dass sie den Soldaten wohl auch heimlich Verpflegung hätte zukommen lassen, wenn sie Junkersteyn nicht hätten verlassen müssen.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 14 Aug 2017 11:16    Titel: Flauschiger Gildenzuwachs
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Manche Opfer konnten einfach erbracht werden. Manche von ihnen allerdings waren umso schwerer und fühlten sich an als würde man einen Teil von sich aufgeben. Am Adoraner Hafenleuchten hatte der Eisdrache zweifelsfrei viel von ihrer Zeit geopfert, um das Fest für alle nach der langen Zeit der Belagerung durch die Goldene Faust zu einem Lichtblick werden zu lassen. Doch sie hatte noch etwas geopfert, es heimlich in das Schiffchen mit der Kerze gepackt, ohne dass es jemand gesehen hatte. Es war die erste Halskette gewesen, die Cathan Bruchfels ihr einst geschenkt hatte als sie in den Bunten Kessel gekommen war. Eine feingliedrige Blätterkette aus Coelium, die sie dem Meer als Opfergabe übergeben hatte.

Gähnend lag Kaleya in den Federn und blinzelte mehrmals bevor sie die Eisaugen so wirklich aufbekam. Sie sah dann lächelnd neben sich zu ihrem Verlobten und obwohl sie erst spät in der Nacht zu Bett gegangen war, trieb es sie nun bereits wieder hinaus in die Natur. Mit einem leichten Sommerkleid und einem Schultertuch aus Schafwolle bekleidet, wurde das Haus verlassen und zum neuen Nordquartier herübergewuselt. Den kurzen Weg trat sie barfuß an und bei jedem Schritt kitzelte das taunasse Gras ihre Füße. Es fühlte sich so unendlich gut an und ließ den Eisdrachen auch wach werden. Sie war noch immer dankbar, dass sie ihre Heimat wieder zurück hatte und auch die zahlreichen Teilnehmer am Hafenleuchten zeigten ihr nur zu deutlich, dass die Lichtenthaler wieder ein Fest gebraucht hatten, um ihre Seelen mit Hoffnung und Zuversicht zu füllen.

Lächelnd lag der Eisblick auf den Konturen des Gildengeländes und während sie jenes so für sich betrachtete, begann sie unwillkürlich entzückt mit dem Näschen zu wackeln. Heimlich und so, dass es wirklich niemand in der Gemeinschaft mitbekommen hatte, waren die Bauherren wie Heuschrecken über die Baustelle hergefallen, um die letzten Puzzleteile zu jenem großen Ganzen hinzuzufügen. Nun war alles an seiner dafür vorhergesehenen Stelle und jener Anblick ließ Kaleya unweigerlich sanft aber beständig Lächeln. Noch vor dem Hafenleuchten hatte die große Blonde Andra mit jener Überraschung überrumpelt und Kaleya hatte sich insgeheim grinsend wie ein kleiner Kobold gefreut, dass sie die erste Hüterin war, die das fertige Gelände nach ihr betreten hatte. Immerhin war die Lebenskünstlerin es gewesen, die über mehrere Mondläufe hinweg ihr eigenes Heim in der Not der Belagerung hergegeben hatte für die Gemeinschaft. Und die kleine Überraschung in Form der Wasserpfeife hatte deutlich Andras Freude gezeigt.

Summend durchtrollte Kaleya das Gildenanwesen und betrachtete alles. In den nächsten Tagesläufen würde die restliche Einrichtung folgen, um dann endlich den Einzug vollziehen zu können. Im Geiste fertigte die Schneiderin eine Liste von Dingen an, die noch benötigt werden würden und machte sich danach daran, in ihrem eigenen Haus zurückgekehrt, jenes Gedankengut auf Pergament zu bringen. Den Rest des Tages beschäftigte sie sich damit im Wald herumzustreunen, um weitere Kräuter und Blüten für den Winter zu sammeln. Trotz der vielen Arbeit erfüllte Kaleya jene Aufgabe mit Zufriedenheit. Auf dem Rückweg hatte sie drei flauschige Mufflons im Schlepptau, die im Stallgebäude der Hüter ein neues Zuhause finden würden. Es mähte lebensfroh und zufrieden, nun da die Tierchen eine neue Bleibe gefunden hatten. Sie taufte die Flauschies auf die Namen Marya, Mählisande und Maleya. Breit grinsend wurden nach der Einquartierung der Mufflons dann auch die Kräuter und Blüten zum Trocknen in das neue Gemeinschaftshaus gebracht. Die Arbeit wollte nicht enden und das war auch gut so für den wuseligen Eisdrachen.




Zuletzt bearbeitet von Kaleya Auenbacher am 14 Aug 2017 11:18, insgesamt einmal bearbeitet
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 24 Sep 2017 13:35    Titel: Herbstliches Drachengewusel
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Der Herbst zog allmählich ein und mit jedem fallenden Blatt wurden die Aufgaben um den Eisdrachen herum größer so wie ein bunter Blätterhaufen. Nur selten gab es Momente, in denen man nicht das Schnauben eines erschöpften Schneiderleins durch die Räume des Nordquartiers hallen hörte. Doch jenes herbstliche Drachengewusel war das, was Kaleya ausmachte. Sie konnte nicht ruhen und würde es nie. Es lag in ihrer Natur, dass sie immer Aufgaben brauchte, welche sie ganz und gar erfüllten.

In den letzten Wochenläufen war so vieles passiert, dass Kaleya allmählich den Überblick darüber verlor, was sie noch alles zu erledigen hatte. Seitdem die Hüter wieder nach Junkersteyn zurückgekehrt waren, hatte das Gemeinschaftsgelände seinen letzten Schliff bekommen. Die Einrichtung war abgeschlossen und auch die Feierlichkeiten anlässlich der Einweihung hatten am 23. Searum mit dem gestrigen Abend ihren gebührenden Platz gefunden. Mit einem Lächeln dachte Kaleya an den Abend zurück und freute sich innig, dass es ein gelungenes Fest geworden war. Waren es die vielen wunderbaren Waren, welche das Nachtvolk und die Hüter zum Verkauf angeboten hatten. War es Einarr, der beim Apfelwettessen wie eine Mastsau alles verschlungen hatte, was wie Junkersteyner Wildäpfel aussah. War es Eona, die in Rehgestalt von dem Eisdrachen ein flauschiges Rehkissen auf den Rücken gebunden bekommen hatte. War es das Nachtvolk, welches so schöne Lieder und Gedichte zum Besten gegeben hatte. War es Thelor, von dem sich Kaleya endlich ihren Rachetanz eingefordert hatte, welcher der Baron ihr aus dem damaligen Tanztee des Bunten Kessels noch schuldete. All jene Eindrücke … es war herzerwärmend und zeigte dem Eisdrachen, dass auch sie alles richtig machte als Leiterin der Gemeinschaft. Einen schönen Abend für alle zu zaubern und all die Organisation, die damit zusammenhing, das war das einzig Wichtige. Und es machte die Schneiderin zutiefst glücklich.

Nachdenklich ging Kaleya im Gildenbüro der Hüter die Liste an Dingen durch, die noch auf sie zukommen würden. Dabei grinste sie, als der nächste Termin die Einweihung der Ritterburg war. Aye … auch hier hatte sie in der Vorplanung die Hände mit im Spiel gehabt. Ob es die Planungsgruppe für den Rittermarkt war, in welcher sie mit Noralis vertreten gewesen war. War es die Einrichtung, zu der sie gemeinsam mit dem Holzwurm Nectan Axtate in die Ritterburg von Helisande gerufen worden war. War es der Auftrag von Sir Heinrik zur Anfertigung von schweren Brokatvorhängen für die Adelswappen der Ritter und Kronritter Alumenas … Kaleya konnte die unzähligen Aufgaben, die mit der Einweihung der Ritterburg verbunden waren, schon bald nicht mehr an einer Hand abzählen. Doch trotz der vielen Arbeit fühlte sie sich wohl damit. Aye, und immerhin waren viele der Ritter und Kronritter ihr auch Freunde aus vergangenen Zeiten in Adoran. Es war ebenso eine kleine Familie wie die Gemeinschaft der Hüter. Des Eisdrachens Herz ging in den vielen Aufgaben in Liebe auf.

Auch verhielt es sich so mit der Aufgabe, die Sir Heinrik ihr am Tag des Gemeinschaftsfestes der Hüter übertragen hatte. Als Bürgerin Lichtenthals und Bewohnerin von Junkersteyn sollte sie für die Verwaltung Tiefenbergs einen Bericht erstatten, in welchem der aktuelle Ist-Zustand des Lehens betrachtet wurde und Schäden festgestellt werden sollten, aus der Schadensersatzansprüche entstehen könnten. Kaleya hatte einen ausführlichen Bericht über den Zustand des Lehens Junkersteyn sowie der angrenzenden Lehen gerade erst fertiggestellt und durch einem Boten an Sir Heinrik und Baron von Gipfelsturm überbringen lassen. Es würde sich zeigen, ob ihre Leidenschaft für ihre Heimat und die sorgfältige Überprüfung gesehen wurde und zufriedenstellend war.

Kopfwiegelnd sah Kaleya aus dem Fenster des Gildenbüros und richtete ihren Eisblick gen Norden. Dort stand seit dem 22. Searum nun endlich das Ergebnis der Aufgabe, die Earon und sie als Prüfung für ihre Hochzeit hatten erledigen müssen. Ein kleiner Apfelbaum, der aus den Samen des Baumes entsprungen war, welcher an Kaleyas erstem Haus in Adoran gestanden hatte. Dort, wo sie geschworen hatte niemals ihre Wurzeln zu verlieren. Es war ihr richtig erschienen genau jene Samen für die Erfüllung ihrer gemeinsamen Aufgabe zu nutzen. Sie war mit Junkersteyn verwurzelt, gleichsam aber auch eine Bürgerin Lichtenthals. Damit ihre Liebe zum Reich aber auch ihre Liebe zu Earon zu bezeugen, hatte sich mehr als gut angefühlt. Und mit Hilfe der Urkräfte waren die eingegrabenen Samen zu einem Steckling herangewachsen, der bald zu einem jungen Apfelbaum heranwachsen würde. Wenn es laut Bruder Aeder erst soweit war, würde die Hochzeit anstehen … trotz der Zuversicht machte der Gedanke Kaleya ein wenig Angst, und so sah sie sich selbst ablenkend wieder auf ihre Liste der Aufgaben.

Nach dem Rittermarkt würde auch bald das Mabon-Fest in Wulfgard anstehen. Auch hier würde sie voller Freude Waren passend zur Herbstzeit verkaufen. Kaleya war nicht nur eine Schneiderin, sie liebte auch den Handel von einfachen Waren, die einen großen Bezug zur Natur hatten. Es war ebenso ein Teil von ihr. Dass, was sie ausmachte. Seufzend blickte sie auf ihren Leib und lächelte, als ihr ein Tritt versetzt wurde. Da war noch etwas, was sie ausmachte … das kleine Leben in ihrem Leib würde sie mit Beginn des neuen Jahreslaufes ebenso fordern wie ihre kleine Tochter Anneen es bereits tat. Aye, mitten im Winter würde sie also zweifache Mutter sein. Und bis es soweit war, würde sie den Namen Kaleya Auenbacher tragen. Ein letztes Nasewackeln folgte, dann machte sich der Eisdrache daran die anstehenden Aufgaben des Tages zu erledigen.
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Earon Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 18 Nov 2017 15:37    Titel:
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Der gestrige Abend war ein absolutes Wechselbad an Gefühlen gewesen. Am Ende hatte sich aber deutlicher denn je gezeigt, wie sehr er Kaleya liebte und wie sehr er sie brauchte. Er konnte nicht weglaufen und er wollte es auch nicht. Die Sache selbst war noch nicht zu Ende gesprochen, aber vielleicht brauchte es das auch gar nicht mehr.

All diese Gedanken gingen ihm durch den Kopf, als er bei seinen zukünftigen Schwiegereltern saß und Anneen beim Spielen beobachtete. Laidir war in seiner Werkstatt und werkelte mit diesem unvergleichbaren Fleiß, den Earon auch an Kaleya so bewunderte. Wo seine Verlobte und ihre Mutter Anchia schon wieder steckten wusste er nicht. Aber auch daran hatte er sich im Lauf der letzten Wochen mit den ganzen Frauen gewöhnt. Sie heckten irgendwas aus wegen der Hochzeit und es reichte ihm zu wissen, dass es sicher nicht sein Schaden sein würde. Sei es nun ein Hochzeitskleid, Brautjungfernkleider oder was auch immer. Natürlich hütete Earon sich tunlichst sein Unverständnis für all diese Dinge auszudrücken. Irgendwann hatte er begriffen, dass gerade auch dieser Aspekt Kaleyas, eine gewaltige Hingabe bei bodenständigen Problemen, seine eher verträumte und weltfremde Art sehr gut ergänzte. Stundenlang konnte er von den verschiedenen Ansichten zum Lied berichten, von Sphären und von Dämonen, von Göttern und von wichtigen Ereignissen. Präzise auf Fragen eingehen und die verschiedenen Enden zu einem Gesamtwerk verknüpfen. Die Frage allerdings, was er bei der Hochzeit anziehen sollte oder was es zu Essen geben sollte, stellte eine Herausforderung dar, die ihn durchweg überforderte.

Anneen kam zu ihm herübergewuselt und zeigte ihm eines ihrer Spielzeuge. Es war ein kleines Schäfchen, welches mit Wolle umwickelt war und so stabil und etwas kuschelig zugleich war. Mit einem liebevollen Lächeln betrachtete er das kleine Mädchen, wie es vor seinem Stuhl am Boden saß und sich an dem Schäfchen erfreute. Unweigerlich wurden seine Gedanken an den letzten Abend gelenkt. Sie hatten sich gestritten und das wegen der kleinen Anneen. Nun, eigentlich nicht wegen ihr. Sondern darüber, wie sie den kleinen Spatz am besten fördern und am besten behüten könnten. Damals als er Kaleya kennengelernt hatte war sie bereits schwanger. Es war anders als mit dem ungeborenen Kind, denn bei Anneen war er nicht der leibliche Vater. Ein Schmerz der nie ganz vorrüber gehen würde, aber einer, mit dem er gelernt hatte zu leben. Denn er liebte das kleine Mädchen und er hatte vor und nach der Geburt Kaleya versprochen für beide zu sorgen, Mutter und Tochter.

Tatsächlich wusste Kaleya wohl nicht einmal, wie sehr sie ihn an die Grenzen seiner eigenen Überzeugungen gebracht hatte. Es war eine seiner Pflichten stets die Wahrheit zu sagen, nicht zu lügen und ehrlich zu sein. Egal ob es Vorteile brachte oder Nachteile. Diese konsequente Einstellung hatte ihm viel Ärger bereitet, aber auch bei einigen Personen auf Gerimor großen Respekt. Gerade aber bei den Menschen, die er selbst am meisten liebte war ihm das so schwer gefallen. Denn letztlich wäre es ihm am liebsten gewesen Anneen die ersten Jahre, vielleicht sogar bis zur oder nach der Pubertät nicht so viel über die Umstände ihrer Herkunft zu erzählen. Sie sollte so behütet aufwachsen, wie es nur ging. Doch Kaleya hatte am Ende doch etwas angesprochen, dem sie sich früher oder später stellen mussten, der Wahrheit. Und die Würfel waren wohl auf früher als später gefallen.

Lange drehten sich die Gedanken sinnlos im Kreis. Es gab keine richtige oder falsche Antwort. Es würde sich alles von selbst entwickeln. Herausgerissen wurde er aus diesem Karussell, als sich Anneen müde vor ihn stellte und die Ärmchen ausstreckte. Sogleich hob er sie hoch und setzte sie auf seinen Schoß, wo sie es sich bequem machte und in seinen Armen behütet rasch eindöste. Nach einer Weile in der sich Earon kaum bewegte und die Gedanken nur darum kreisten, wie prächtig sie sich entwickelte, da versank auch er recht rasch in Schlaf. Die letzte Nacht hatte eben doch ihre Spuren hinterlassen.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 25 Nov 2017 00:01    Titel: Das kleine Wort "Ja"
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Der kommende Tag würde zwei Herzen und Seelen für immer verbinden. Nach langer Zeit der Verlobung war das Wort "Ja" nun bedeutungsschwerer den je. Ein kleines Wort, und eines das aus voller Überzeugung zwei Leben für immer miteinander verbinden würde.

Aufgeregt trollte Kaleya durch das Haus und kümmerte sich um die letzten Vorbereitungen zur Hochzeit, begleitet wurde sie dabei von der mindestens genauso wuseligen Mutter. Unruhe lag wie ein dicker Nebel in der Luft, und ob der ganzen Aufgaben konnte Kaleya am Ende kaum noch mit ihren Kräften haushalten. Vor heißer Schokolade mit Honigkeksen saß sie später mit Anchia am Tisch und redete sich die Seele aus dem Leib. Irgendwann war ihre Mutter des Geplappers überdrüssig und holte das Hochzeitskleid ihrer Tochter aus dem wohlbehüteten Versteck im Kleiderschrank hervor. Der letzte Stich am Hochzeitskleid musste noch erledigt werden, und doch kostete es den Eisdrachen zu viel Mühe ihn zu setzen.

"Du gehst jetzt zu Bett und schläfst dich aus. Wir kümmern uns dann morgen früh um alles weitere und kein Widerspruch! Und noch etwas... Dein künftiger Gemahl schläft bei uns, Anneen kannst du aber bei dir lassen, wenn du möchtest. Und nun kscht!" Ohne dass Anchia ihrer nervösen Tochter die Chance gab etwas zu erwidern, schob sie jene schon Richtung Bett, erst danach wurde das Hochzeitskleid verräumt. Und so träumte Kaleya in dieser Nacht von der Hochzeit und zum letzten Mal als eine Nestash. Und davon, was sie sich einst versprochen hatte, als sie nach Adoran als Lehrling gegangen war und erstmalig Fuß gefasst hatte ein eigenes Leben zu leben. Niemals darf ich meine Wurzeln vergessen ... nie. Kaleya Nestash, aus dem Hause Nestash. Meine Eltern sind Laidir und Anchia Nestash. Ich stamme aus Junkyersteyn. Mein Vater ist Schmiedemeister, meine Mutter ist Meisterin der Nadel. Vergiss das nicht, niemals. Und nun... Aye, da war sie bald auch eine Auenbacher. Sie musste nur noch das kleine Wort "Ja" sagen.


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