Unter dem Schleier

[Anisah Omar]

Ruhig war es am Osttor der goldenen Stadt gewesen, nur die leisen Worten der beiden wachhabenden Natifahs durchbrachen die Stille der direkten Umgebung.

Eifrig wurde diskutiert, dann folgten scheinbare Denkpausen, ehe sie sich zunickten und den Wachgang durch die Stadt fortsetzten, prüfende Blicke in die Seitengassen, ein gemessenes Nicken gen der passierten Einwohner, bis sie schließlich an der Amtsstube des Statthalters inne hielten. Abermals geflüsterte Worte, ehe eine an den Stufen inne hielt und die andere die Stufen empor stieg, verstohlene Blicke in die nähere Umgebung, ehe die Türe mit dem zuhause entwendeten Schlüsse aufgesperrt und hinter sich wieder geschlossen wurde.

Im inneren der Amtsstube war es wie erwartet leer. Einige Pergamente stapelten sich auf einem Haufen, wie sich herausstellte die unerledigten Amtshandlungen. Sie durchstöberte die Schreiben, machte sich auf einem Pergament kurze Notizen und ordnete alles wieder so an, wie sie es vorfand.

Dann wurden die Schubladen eifrig durchforstet, auf der Suche nach dem Siegelring des Statthalters, je länger sie dafür benötigte, umso öfter blickte sie unruhig gen Türe. Schließlich stieß sie auf eine verschlossene Schublade, abermals durfte sich der entwendete Schlüssel als nützlich erweisen und überwand für die Natifah auch dieses Hindernis und sie lies ihn in ihrer Tasche verschwinden, ein altes Schreiben des Statthalters wurde ebenfalls eingerollt und mitgenommen. Im Anschluss wurde die Schublade wieder sorgsam verschlossen sie atmete einmal tief durch.

Eilig huschte sie zur Türe, öffnete sie leise und mit einem Nicken versicherte sie ihrer Komplizin, dass alles wie gewollt geschehen war...