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Vergissmeinnicht
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Eenja Siluvaine





 Beitrag Verfasst am: 18 März 2012 16:02    Titel: Vergissmeinnicht
Antworten mit Zitat

Kein Wellengang konnte ein Schiff je so sehr zum Wanken bringen wie eine Schlagloch bewehrte Straße diese alte knarrende Kutsche. Es soll Menschen geben, die so etwas als angenehm empfanden, dabei sogar den meisten Teil der langen Fahrt schliefen, um dann die ersten Sonnenstrahlen, die durch das kleine Fenster fielen, mit einem Lächeln zu begrüßen und sich an der Landschaft zu erfreuen.
Die Realität bestand jedoch aus einer ziemlich finster dreinschauenden jungen Frau, die sich mit angezogenen Beinen auf der kleinen unbequemen Sitzbank zusammen kauerte, das Kinn auf den Knien abgelegt die ersten Sonnenstrahlen nicht bemerkte und das fröhliche leise Zwitschern, dass sich in das Knarren der Kutsche mischte, stillschweigend Verfluchte. Die letzten Versuche sie in ein Gespräch zu verwickeln waren schon vor Stunden verstummt, ein Gesprächspartner der nicht mehr als ein tonloses 'mmmhmmm' auf eine Frage antwortete, konnte sich doch ermüdend auf die Unterhaltung auswirken.
Die Kutsche passierte das Nachbardorf, frühmorgendliche grüßende Rufe und vorbeiziehende Ochsenkarren mischten sich in die Geräuschkulisse. Eine kleine Hand schoß in die Höhe, riß grob den Vorhang vor dem kleinen Fenster zu und die Wärme der ersten Sonnenstrahlen auf der Haut schwand mit der nun herrschenden Dunkelheit.






10 kleine Mädchen
die tanzten in des Holzfällers Haus
der Schrecken kam zur Tür herein
da ging ein Lichtlein aus


____________________________________


"Blaue Augen..." die Finger glitten über die Tischkannte, klopften sacht gegen die linke Ecke und strichen darüber hinweg, als könne sie allein durch die Berührung eine dort verankerte Erinnerung wach rufen. "Er hatte einen zotteligen rotbraunen Bart und ein dickes Lederband in den Haaren. Meist roch er nach Tannenharz und diesem seltsamen Kräuterschnaps und er sah so fürchterlich Müde aus."
Der nachdenklich, gesenkte Blick wanderte in Richtung des Kamins, in der kalte, zu einem Klumpen verklebte, Asche an längst verglühtes Leben erinnerte. Die rechte Hand hob sich... als könne sie die Erinnerung wie eine große Luftblase mit den Fingerspitzen ertasten, streckte sie jene aus und die Augen verengten sich.

Du bist hier beim letzten Mal über ein Fell gefallen... das Fell ist nicht richtig... es gehört hier nicht her...

"Dort stand einmal ein Sessel... vielleicht ist er auseinander gebrochen, er war schon sehr alt. Er saß jeden Abend darin und schlief oft dort ein. Später sogar noch öfter, als ich anfing nachzuhelfen..."
Jedes leise Wort, dass sich in den staubigen, von Feuchtigkeit durchzogenen Raum legte, klang zunehmend tonloser und der folgende Moment des Schweigens ließ die Stille beinahe schmerzhaft in den Ohren dröhnen, dann rieß sie das laute Knarren des sich ausdehnenden Gebälks aus ihrer kleinen Gedankenwelt und ließ sie zusammen zucken.

Verdammtes Haus...

"Ich habe keine Ahnung ob er mich vielleicht gehasst hat..."

...verflixte, dumme Gesichten...

"...seine Zuneigung reichte zumindest nicht einmal für eine kleine, hässliche, schlecht vernähte Puppe aus..."

...hatte sie vielleicht zu viel von ihrer eigenen Wildkrautbrühe inhaliert, dass sie sich dazu breitschlagen ließ...

"...und das Gold nicht einmal für einen Leib Brot am Tag..."

...an welchen verfluchten Nachtmahr hatte man sie festgebunden, der sie immer wieder hier her zurück schleifte...

"... du kannst ja gerne hier bleiben, aber ich werde nicht eine Nacht in diesem Haus verbringen..."

...es wurde Zeit, diesem Vieh endlich einen Bolzen durch den Schädel zu jagen...

"Kaffee!" dieses letzte Wort war keine Frage der Höflichkeit, es war der unüberhörbare Befehl zu nicken und am besten keinerlei Geräusch von sich zu geben, dass ihr sagen könnte, wo man gerade stand.

Wenn du dieses Mal gehst, wirst du diesen Ort zum letzten Mal verlassen... und die Balken werden brennen, mitsamt seiner alten, verbitterten Seele...
_________________
So take this night. Wrap it around me like a sheet.
I know I'm not forgiven, but I need a place to sleep.
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Magnus Siluvaine





 Beitrag Verfasst am: 18 März 2012 19:19    Titel:
Antworten mit Zitat

"In der Stunde der Dunkelheit ist der Blinde der beste Führer.
Im Zeitalter des Wahnsinns laßt euch von Verrückten den Weg deuten."






Im Grunde war es schon lächerlich einfach, ein Skeptiker würde wohl behaupten es wäre zu einfach gewesen. Und auch er konnte selbst dann, als er schon in der Kutsche saß, den aufkeimenden Gedanken des Misstrauens für eine lange Zeit nicht unterdrücken. Und das stetige Schweigen während der gesamten Reise, schien für ihn ein fruchtbarer Nährboden für eben dieses Misstrauen zu sein. Es gibt Dinge im Leben, die spricht man fordernd, geradezu frech aus, doch nur, weil man im Grunde genau weiss man bringt sein Gegenüber unter Zugzwang, man zwingt diese Person in eine Sackgasse, in welcher sie mit dem Rücken zur Wand steht, und man freut sich schon beim Aussprechen der Worte auf den süßlichen Geschmack des Triumphes, denn man weiss genau, wie das Ende aussehen wird. Nie hätte er gedacht, dass sie seiner Aufforderung folge leisten würde, und auch jetzt, als sie letztlich in jenem Haus standen, konnte er eben diesen Geschmack des Triumphes noch immer nich schmecken.

Er war sich stets sicher dass er sich damals jedes Detail eingeprägt hatte, doch als er nun erneut auf den alten, vom Zahn der Zeit angenagten Holzbohlen stand, musste er sich eingestehen, dass er sich getäuscht hatte. Dieser seltsame Ort war damals schon nicht behaglich, doch schien es bei diesem Besuch sogar noch schlimmer zu sein: Stets war er vorsichtig bei seinem Handeln und Tun und es war eben diese Vorsicht, die es ihm gestattete noch heute am Leben zu sein. Es lag also nahe, dass er auch in diesem Moment seinen Sinnen vertraute, denn tief in ihm schien eine geisterhafte Stimme förmlich zu schreien:

"Sei auf der Hut ... !"

Und so kam es, dass er sich nicht einmal setzte. Seine blaugrauen Augen blickten sich aufmerksam in der schummrigen Dunkelheit des Raumes um, und selbst als er ihre Stimme vernahm, nachdenklich aber irgendwie auch verbittert, blickt er nicht in ihre Richtung. Zoll um Zoll des Zimmers wurde von ihm in Augenschein genommen, während er dennoch aufmerksam ihren Worten lauschte. Er wusste, es hätte weder Sinn gehabt sie zu unterbrechen, noch ihr Fragen zu stellen, aber darum ging es auch gar nicht. Einzig das Zuhören war wichtig, wichtiger als sie selbst wohl auch nur ahnen würde ...

"Kaffee!"

Ruckartig drehte er sich nun doch in ihre Richtung. Die morschen, alten Holzbohlen schrien dabei knarzend lauthals ihren Protest heraus. Doch alles, was er noch erkennen konnte, war wie sie gerade aus dem Raum hinaus schritt...

Einen langen Moment sah er ihr nach, doch machte er keine Anstalten ihr zu folgen. Stattdessen machte er sich nun langsam auf den Weg zu dem alten, massiven Holztisch. Der Stuhl knarzte sogar noch lauter als die Holzbohlen zuvor als er sich setzte. Manchmal musste man sich von den Fesseln der Vergangenheit lösen, sie wie ein von Wundbrand zerfressenes Bein abhacken, um einen Blick in die Zukunft richten zu können. All das hier, gepaart mit der Tatsache, dass er nun wieder hier war, hatte etwas irrsinniges, es schien falsch zu sein, und gleichzeitig auch notwendig, denn ebenso wie seine Sinne und sein Instinkt ihn zur Vorsicht mahnten, flüsterten sie ihm ebenso immer wieder die Botschaft in seine Gedanken, dass er hier etwas entdecken würde, was er niemals vermutet hätte....Und so wartete er darauf, dass sie mit dem Kaffee zurück kam....




"Alle Dinge müssen vergehen und sterben. Lasst die Fäulnis Wurzeln schlagen und verbreitet die Zerstörung, um Pestilenz mit verlorener Hoffnung zu nähren."
_________________
"Theoretisch möglich !"
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Eenja Siluvaine





 Beitrag Verfasst am: 19 März 2012 15:53    Titel:
Antworten mit Zitat

Mit verschränkten Armen lehnte sie an der Küchenzeile und wartete ungeduldig darauf dass das dampfende Gebräu endlich durchzog. Die Finger der linken Hand spreizten sich, ballten sich zur Faust, spreizten sich wieder... mit einem schnellen Griff in den Nacken zog sie die langen schwarzen Haare über die Schulter und begann sie in Sechs dicke Strähnen zu unterteilen, die sich in rasender Geschwindigkeit zu einem kleinen Kunstwerk verflechteten. Das Haus knarrte in jeder Ecke leise vor sich hin, als würden sich die Wände etwas zuflüstern und die dicken Querbalken in der Decke, riefen gelegentlich ungehalten rumohrend dazwischen.
Ein dünnes Lederband wickelte sich in Windeseile um die zusammen gefassten Haarspitzen, dann schwang sie den Zopf über die Schulter und streckte sich zur Seite um die Tür des Hängeschranks zu öffnen. Die alten Scharniere kreischten wie ein gequältes Tier und sie kniff die Augen zu als ihr das Geräusch schmerzhaft in die Ohren stach... dann brach die Welt zusammen... zumindest der Geräuschkulisse nach.
Rostige Nägel lösten sich aus morschem Holz, Tassen und Teller zerschellten bei dem Aufprall auf der Küchenablage, die alten Bretter zerbarsten lautstark, vielen in die Lücke zwischen Wand und Theke und das Gewicht des Türchens, dessen Griff sie dabei nicht losließ, riß ihren Arm mit in die Tiefe und knallte auf die Arbeitsfläche, um dem entstandenen Chaos noch einen Schlag obenauf zu versetzen.
Sie rührte sich nicht, keinen verdammten Millimeter, den Griff des Schranktürchens noch immer fest zwischen den Fingern. Irgendwie hatte sie das Gefühl sich noch ein wenig daran festhalten zu müssen, gerade hatte es etwas beruhigendes, während es ihr immer noch in den Ohren nachhallte, vermischt mit den letzten springenden Scherben, die durch die offene Tür in den Nebenraum sprangen und dem lauten Scheppern eines ruckartig zurück geschobenen Stuhls.

Die Frage, wer später das Geschirr abspülen müsste, hätte sich hiermit schon einmal erledigt... die ob alles in Ordnung wäre sprang dafür wie ein kleiner Kobold durch den Raum. Was sollte man in solch einer Situation denn auf so etwas antworten?


Nein, es ist alles in Ordnung... nein, das Höllentor hat sich nicht aufgetan... nein, das Haus hat mich nicht gefressen... nein, die Wände stehen noch und ich habe keine neue Tür in den Garten durchgebrochen... nein, die Nachbarhäuser haben sich nicht zusammen gefaltet...


"Ja, ich lebe noch..." vorsichtig löste sie nun die Finger von dem knopfartigen Türchengriff, doch als sie sich der Tür zuwand geriet auch jene noch ins Wanken, rutschte über die Scherben hinweg und zerschellte krachend auf dem Boden. Sie hatte nicht einmal mehr die Muse zusammen zu zucken, stattdessen hob sie die rechte Hand, drückte die Fingerspitzen gegen die Nasenwurzel und murmelte einem resignierten Seufzen gleich: "Vergiss... den Kaffee..."







9 kleine Mädchen
die schlichen durch die Nacht
der Wolf hat sie dabei gesehen
da warens nur noch 8


____________________________________


Das einzige was sie an diesem Ort wirklich vermisste, war dieser alte knorrige Baum in ihrem Rücken, dessen aufgerissene Rinde sich schon beinahe schmerzhaft durch die Kleidung drückte. Dennoch lehnte sie sich noch eine Weile gegen ihn und genoß es, in dem gewaltigen Schatten zu stehen. Der Garten hinter dem Haus erhob sich uneben und aufgewühlt, als hätte dort vor langem eine Schlacht getobt. Hier und da drückte sich das wuchernde Unkraut durch den angetauten Schnee und die alte, morsche Umzäunung lag beinahe vollständig zusammen gebrochen im Matsch. Vereinzelt reckte sich noch eine Holzlatte einsam und unbeugsam gen Himmel, von der fäuligen Nässe zerfressen und mit tiefen Rissen durchzogen. Die letzte symbolische Grenze zwischen dem Garten und den sich dahinter erstreckenden Wiesen und Feldern, die in weiter Ferne ein Wäldchen erahnen ließen.
Sie atmete die kühle Luft tief ein, in die sich der Geruch von nassem Holz und Erde vermischte, dann legte sie den Kopf leicht schief und schlug einen leisen Plauderton an, als würde sie einem Kind eine gute-Nacht-Geschichte erzählen.
"Und hier habe ich sie umgebracht... es wiederholte sich jedes Jahr, vermutlich ein weiterer Grund, weswegen mich die Dorfbewohner mieden. Ich glaube es reichte einfach schon aus, dass ich Anwesend war, denn egal was ich tat, man konnte regelrecht dabei zusehen wie sie i..." sie verstummte mitten im Wort, die Lippen weigerten sich es fertig zu formen und sie fühlte sich unangenehm angestarrt, auch wenn sie die Natur des Blickes nicht deuten konnte, der sie gerade traf.
"Die... Tomatenpflanzen..." und nun hoben sich die Mundwinkel zum ersten Mal seit dem Reiseantritt zu einem kleinen amüsierten Lächeln an.


Du meine Güte, was hatte er denn gedacht, wovon ich rede?


Dann schlugen ihre Hände zur Seite gegen den dicken Baumstamm und tätschelten ihn kurz liebevoll.
"Und das hier ist übrigens eine sehr alte große Eiche, deren Äste bis zu meinem alten Zimmerfenster unter dem Dach reichen... nur für den Fall, dass du dir immer noch die Frage stellst, wie ich damals ins Haus gekommen bin." Das Lächeln verbreiterte sich noch ein wenig, während sie wieder langsam in ihre alten Verhaltensmuster zurück fand.
"Wie immer unspektakulärer als es Aussah, denn ich kann weder fliegen, noch schweben, noch mich als Nebel durch irgendwelche Ritzen zwängen..." sie hob beide Hände an und ließ die Finger verschwörerisch in der Luft wackeln. "Aaaaaaaaaber, ich kann klettern."
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Magnus Siluvaine





 Beitrag Verfasst am: 24 März 2012 16:28    Titel:
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"Tatsachen sind Ketten, welche die Wahrnehmung binden und die Wahrheit fesseln. Ein Mensch kann die Welt erneuern, wenn er einen Traum hat und keine Tatsachen kennt, die seinen Geist benebeln."



Mit hinter dem Rücken verschränkten Händen stand er da, denn sein Versuch sich gegen den Zaun zu lehnen, hatte ihm schnell wieder die Tatsache in das Bewußtsein zurückgerufen, dass man in dem Haus, und allem, was auf dem Grundstück dazugehörte, stets die Angst haben musste, es mit einem blosen Atemzug zum Einsturz zu bringen. Immerhin würde man die Flecken, die der morastige Matsch an seiner Hose nach seinem Sturz hinterlassen hatte, erst bei näherem und genauerem Hinsehen entdecken. Schwarz war eine tolle Farbe ...

Tomatenpflanzen ! Natürlich redete sie von Gemüse .... Natürlich ... ?

"Sei auf der Hut ... !"

Es war nur logisch dass er ihr nun ein kleines, seichtes, aber vor allem gespieltes Lächeln schenkte. Natürlich waren derlei Gesten bei einer Blinden belanglos ! Und dennoch tat er es.
Irgendetwas hier stimmte nicht, dessen war er sich sicher, und auch dieses seltsame Gefühl, was ihn bei seiner ersten Begegnung mit ihr damals in diesem Haus ebenso beschlich, wie auch bei diesem Besuch, wollte hier im Garten nicht weichen.

Der Blick seiner blaugrauen Augen legte sich nun wieder auf den alten, massiven Eichenbaum, dessen Stamm nun gerade das Ziel ihrer Hände wurde. Klettern ... ? Auch das schien im ersten Moment logisch, nachvollziehbar und naheliegend. Vielleicht jedoch zu naheliegend .. ?

Für den Moment jedoch beschloss er diesem Gedankengang nicht weiter zu folgen. Langsam schritt er auf sie zu, wobei das durch den Schlamm verursachte Schlurfen ihr sein Näherkommen deutlich ankündigte. Direkt vor ihr kam er dann zum stehen, blickte erneut auf den Stamm, formte mit der rechten eine Faust und klopfte mir ihr einmal gegen die Eiche, ganz so, als wolle er prüfen ob der Baum real und tatsächlich so alt war. Ohne den Blick von jenem abzuwenden, stellte er nun seine Frage:

"Lass mich raten ... Der Baum ist nicht das einzige, was du mir hier drausen zeigen wirst, hm .. ?"

Erst jetzt richtete sich sein Blick wieder direkt in ihre trüben, braunen Augen. Die linke Augenbraue zog sich dezent in die Höhe, und er wartete ab, wie es nun wohl weiter gehen würde...

Doch was war es, was er eigentlich erwartete hier an diesem Ort, dem Schatten ihrer Vergangenheit ... ? Die Zeit würde zeigen, ob er recht hatte, oder sich irrte ...



"Die Menschen sind wie Maden im Fleisch einer Leiche. Gefangen in einem Verlies aus kaltem Fleisch, hilflos und ohnmächtig, unwissend treiben sie ihrem unausweichlichem Schicksal entgegen."
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Zuletzt bearbeitet von Magnus Siluvaine am 24 März 2012 16:29, insgesamt einmal bearbeitet
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Eenja Siluvaine





 Beitrag Verfasst am: 26 März 2012 15:20    Titel:
Antworten mit Zitat

Der Kopf legte sich leicht schief und in ihrem Gesicht spiegelte sich eine stille, unverholene Neugierde, die sich mit einer abwägenden Nachdenklichkeit die Hand zu geben schien. Manchmal mussten Gefühlsregungen nicht überspielt werden, denn wenn man die Angewohnheit besaß alles mit einem seichten Lächeln abzutun, wurde man bei einer offensichtlichen zur Schaustellung schnell einer Lüge bezichtigt. Mischte man diese offenen Regungen gelegentlich wirklich mit einer gespielten Reaktion und ließ seinen Gegenüber glauben, er hätte es selbst erkannt, verschwammen Wahrheit und Illusion zu einem schlechten Theaterstück in dem die Schauspieler alle Freiheiten der Welt besaßen... denn es gab keine höheren Erwartungen mehr zu erfüllen.


Er glaubt dir nicht... oder interessiert es ihn nicht? - Vielleicht ist es auch schlimmer als du denkst... und er glaubt dir doch!

Um eine Illusion zu erzeugen benötigt man nur einen Stubser... keine Macht... keine Magie...eine einfache Tatsache, die sich so banal gestaltete, dass es einfach schon zu einfach war. Sie beginnt und wächst im Kopf des Anderen und alles was man dafür tun musste, war ein kleines, freundliches Lächeln aufzubringen und seinem Gegenüber immer wieder zu versichern, dass es nichts gab, worum man sich sorgen müsste – schüre den Zweifel wenn du ihn aufblitzen siehst.

"Hier draußen..." die Mundwinkel hoben sich zu einem sachten, verträumt wirkenden Lächeln. "Eine sehr klein gehaltene Umschreibung, um die ganze Welt darin einzuschließen." Die Hände klopften nocheinmal gegen die dicke, rissige Rinde der alten Eiche, dann hob sie ihren Stab vom Boden auf. Es gab noch etwas zu erledigen.








8 kleine Mädchen
die wollten sich nie verlieben
doch des Knaben Gesang lockte gar lieblich
und so ist eins nicht geblieben


_______________________________________


Ihre Schritte führten sie an den Rand des Grundstücks, quer durch die unebene Fläche, die einmal ihr kleiner Garten gewesen waren. Hinter den umherliegenden Holzlatten hoben sich die Reste eines Trampelpfades ab, beinahe vollständig überwuchert von dem sich immer wiederholenden, selben Unkraut, dass sich gewaltsam durch den festgetretenen Boden schob und schlingenartige Stolperfallen formte.
"Ich hoffe du hast Zeit mitgebracht..." die alte Holzlatte unter ihrem rechten Fuß gab ein sehr verdächtig klingendes Knirschen von sich, wo waren die verdammten Lücken, wenn man sie brauchte? "...wenn nicht, solltest du mir vielleicht helfen."
Die Biegung des Pfades ließ darauf schließen, dass sie zwar in einem gesunden Abstand mit der Straße verlief, jedoch direkt hinter das nächste, gut 500 Schritt entfernte Haus und vielleicht sogar das ganze Dorf führte. Die Gräser erhoben sich bereits fast hüfthoch zwischen den matschigen Lücken und an jeder Ecke schien der Frühling durchbrechen zu wollen. Die immer wieder aufkeimende Stille gefiel ihr nicht, seine Fragen waren zu ungenau um wirkliches Interesse vorzugeben, aber auch zu eindringlich gestellt, um Desinteresse zu heucheln. Es war ein Rätsel, was er hier wollte, aber es war durchaus praktisch ihn hier zu haben, also beschloss sie ihn einfach zu unterhalten, damit er auch blieb.

"Ein friedlicher Ort, nicht wahr?" Langweilig, still und dreckig hätte es wohl besser getroffen, aber wenn die Möglichkeit bestand sich etwas schön zu reden, sollte man nicht lange zögern. "Kleine Dörfer besitzen die Angewohntheit voller Geschichten, Mären und Aberglaube durchzogen zu sein. Legenden von dunklen Schatten, die des Nachts durch die Straßen ziehen und kleine Kinder aus ihren Betten rauben, wenn der Blutmond auf die Welt herabsieht, Märchen von kleinen Lichtern, die Männer in den Wald locken und nur ihre Köpfe zurücklassen, damit sie mit aufgerissenen Mündern und dem unvergänglichen Schimmer von Angst in den Augen von ihrer Begegnung erzählen können..."
Ihre Schritte hatten sie fast hinter die Umzäunung des ersten Hauses herangeführt, eine seltsame Spannung lag in der Luft und etwas dunkles mischte sich in die Klänge der zwitschernden Vögel und dem emsigen Summen der ersten aktiven Insekten. Die Bewegungen wurden langsamer, erstarrten für die Dauer weniger Herzschläge und die Aufmerksamkeit richtete sich auf den, von Büschen und Bäumen überwucherten Gartenzaun. Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern bis sie sich wieder abwand und zum nächsten Schritt ansetzte. Doch gerade als sie Luft zu holen wagte, um mit ihrer Erzählung fort zu fahren, erzitterte der schwere Holzzaun, als sich etwas mit voller Wucht aus dem Inneren dagegen warf. Ein dunkles Grollen erhob sich und lautes Gekläffe durchschnitt die Luft, während die dicken Holzlatten immer wieder krachend aufbebten. Die entstandene Geräuschkulisse ließ auf mindestens drei Hunde schließen... es war Zeit, schneller zu gehen... schließlich lehrte einen die Erfahrung, dass ein Zaun kein wirkliches Hinderniss darstellte... und er war lang genug um viele Möglichkeiten für Schwachstellen zu besitzen.

Wo hatte er nur immer all diese Viecher her? - Es war wie mit einer Hydra... schlag ihr den Kopf ab und es wachsen drei neue nach...warum musste dieses verflixte Grundstück nur so verdammt groß sein?

Das nächste Grundstück war dieses Mal nur 100 Schritt entfernt, das dunkle Nachgrollen in ihrem Rücken machte sie nervös genug um erst auf halben Weg wieder in eine gemächliche Schrittfolge zurück zu verfallen, die Lippen pressten sich für einen Moment fest aufeinander und sie verfiel in eine angespannte Stille, die gerade lange genug hielt um unangenehm zu werden, dann straffte sie die Schultern und befand, dass es wieder an der Zeit war, zu behaupten, es wäre alles in Ordnung. Schließlich musste hier jemand bei Laune gehalten werden.

"Man erzählt sich eine Geschichte von einem Ort hinter uns, an dem ein Monster ein kleines Mädchen in die Dunkelheit hinabzerrte, um es dort unten zu jagen und zu quälen, während es verzweifelt nach Licht suchte. Doch gerade, als es dachte, es würde nie wieder zurück finden, gesellten sich zwei Gefährten an ihre Seite. Der eine, ein kleines seltsames Tier, das auf ihrer Schulter saß und schlief, der andere ein kleiner golden leuchtender Junge, der sie den Weg entlang führte. Sie musste nur dem Klang der Musik folgen..."
Der Stab traf klappernd auf die Umzäunung und lenkten ihre Schritte daran entlang in Richtung Straße. Mal sehen, wieviel Glück sie haben würde...
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Zuletzt bearbeitet von Eenja Siluvaine am 26 März 2012 15:22, insgesamt einmal bearbeitet
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Magnus Siluvaine





 Beitrag Verfasst am: 31 März 2012 15:26    Titel:
Antworten mit Zitat

"Mysterien sind simple Fakten die wir noch nicht verstehen."





Langsam schweifte der Blick seiner blaugrauen Augen auf den schmalen, überwucherten und des Namens nicht würdigen "Trampelpfad". Der einzige Unterschied zwischen jenem, und dem, was sie ihm als "Garten" vorgestellt hatte, war nicht etwa die Tatsache, dass sich dort weniger Stolperfallen, Unebenheiten auf dem Boden oder gar sichtbare Abgrengzungen an den Seiten befanden, so dass man mühelos den Weg entlang des Pfades finden konnte. Nein, der einzige Unterschied war viel subtiler, beinahe schon banal und simpel, und schien irgendwie angemessen zu sein für die Anwesenheit einer Blinden: Es gab dort nicht diesen penetranten, morastigen Gestank, welcher sich noch im Garten permanent in seine Nase gefressen hatte. Doch wurder er selbst sich dieser Tatsache erst dann bewußt, als sie eben jenen Garten schon lange hinter sich gelassen hatten.


"...wenn nicht, solltest du mir vielleicht helfen."


Auf seinen Lippen formte sich bei ihren Worten ein nichtssagendes Schmunzeln, und seine innere Stimme meldete sich erneut zu Wort, säuselte ihm leise ins Ohr, dass es sich dabei mit Sicherheit nur um eine Farce handelte. Und dennoch ging er zu ihr und reichte ihr seinen Arm, in welchen sie sich einhakte. Es hatte etwas von einem gemütlichen Spaziergang, welchem man nachging um einen verträumten Abend zu zweit angemessen ausklingen zu lasse, mit dem entscheidenen Unterschied dass es Mittag war, und die Atmosphäre um ihn herum rein gar nichts mit versonnener Verträumtheit gemein hatte.

Kleine Geschichten, sie waren Bestandteil jeder einzelnen Stunde seit ihrer Ankunft, und dies änderte sich auch nicht, als ihre Schritte sie den Trampelpfad entlang führten. Anfangs fragte er sich, was sie mit diesen Anekdoten wohl bezwecken wollte, und auch wenn er ihnen von beginn an lauschte, kommentierte er ihre Erzählungen nicht weiter und speisste sie mit einem gespielten, höflichen Lächeln ab. Doch hatte sich dies schnell geändert. Auch wenn seine Reaktion nach aussen hin immer noch die gleiche war, so lauschte er ihr inzwischen doch ganz genau.

Doch kam der Moment, in welchem er mit seiner eigenen Regel brechen wollte. Eine Frage formte sich in seinen Gedanken, doch wurde der Moment, in welchem er diese Frage mit Worten beleben wollte, unterbrochen von dem lauten Gebell dieser verdammten Köter. Er wäre selbst vor Schreck zusammen gezuckt, wäre sie ihm nicht zuvor gekommen. Ihre Fingernägel bohrten sich fest in den Stoff seines Hemdes im Unterarm, hinerliesen auf der Haut tiefe Abdrücke. Und es war auch in eben diesem Moment, als ihm bewußt wurde, dass sich ihr Griff um seinen Unterarm schon zu dem Zeitpunkt festigte, als sie den hohen Holzzaun, welcher dieses Grundstück umrandete erreicht hatten. Und wieder hatte er keine Gelegenheit etwas zu sagen, denn von einem Moment auf den anderen wurden ihre Schritte schneller, und es schien beinahe so, als würde sie nun ihn führen, und nicht umgekehrt. Es dauerte noch einige Momente, ehe sie wieder langsamer wurde, und sie in ihren alten Trott verfielen.

Doch stellte er noch immer nicht die Frage, die noch immer in ihm brodelte, sei es weil der Moment ihm nun unpassend vorkam, oder weil er abwarten wollte, was wohl ihre nächste Geschichte sein würde. Und wäre letzteres der wahre Grund gewesen, so würde sich bald herausstellen, dass er nicht enttäuscht werden würde. Dieses mal jedoch blieb das gespielte und gekünstelte Lächeln aus. Die Geschichte von diesem kleinen Mädchen schien eine andere zu sein, als es die anderen zuvor waren. Mit jedem einzelnen ihrer Worte legte sich seine Stirn mehr in Falten. Seine Gesichtszüge entspannten sich erst, als er das dumpfe Klappern ihres Stabes vernahm, der auf die Umzäunung pochte. Sie machte Anstalten einen neuen Weg einzuschlagen.


Auf einmal ging alles ganz schnell:

Er löste seinen Arm von dem ihren, drehte sich vollends zu ihr um und seine Hände legten sich an ihre Oberarme wo sie, in diesem unscheinbaren Moment, wohl ein wenig zu fest zupackten. Doch hatte dies durchaus einen Sinn, denn nun drehte er sie mit dem Rücken zu der Umzäunung und drückte sie leicht gegen jene. Auch dieses mal schien das alte Holz seinen Protest in einem Ächzen herauszubrüllen, und für die Dauer eines Herzschlages fragte er sich, ob es an diesem Ort denn überhaupt nichts gab, was nicht vom Zerfall zerfressen wurde. Und auch dieses mal war es ein anderes Geräusch, welches ihn nun aus diesem flüchtigen Gedankengang riss: Der überraschte und verwirrte Laut ihres Protestes. Er senkte den Blick, richtete ihn direkt in ihre trüben, braunen Augen, während seine Hände sie immer noch bestimmend, wenn auch nicht schmerzhaft, in ihrer momentanen Haltung hielten. Seine Lippen wurden geöffnet und mit der Zungenspitze benetzt. Ein Aussenstehender würde dabei wohl vermuten, dass diese Geste in jenem Moment nur dazu diente sich noch einige wenige Sekunden Zeit zu erkaufen, um in seinem Geist die passenden Worte für das, was er zu sagen hatte, zu formen:


"Nun Teuerste ... Bevor wir weitergehen will ich eines Wissen: Diese Geschichten ... ebenso wie dieser Pfad ... Sind das Schatten der Vergangenheit oder Nebelschwaden, die die Grundlagen für das Künftige beherbergen ... ?"










"Ich beobachte dich. Ich sehe den Hass in deinen Augen, gut verborgen hinter nobler Höflichkeit. Ich lausche dir. Ich kenne die furchtbare Finsternis, die sich hinter deinen sorgsam einstudierten Lügen versteckt. Ich warte an der Grenze des Wahnsinns auf dich. Ich schmecke den Schmerz in deinem Verstand, die Sehnsucht nach dem Ende dieser Scharade. Ich baue mein Nest in den finsteren Abgründen deiner Seele. In den Schatten warte ich darauf, dass meine Zeit anbricht. Geduldig erwarte ich den Moment, in dem du deine Augen öffnest und erkennst, dass es allein mein Wille ist der dich atmen lässt. Den ich bin Magnus der Erwählte, und du bist die Marionette, die zu meiner Melodie tanzt."
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Eenja Siluvaine





 Beitrag Verfasst am: 26 Apr 2012 16:09    Titel:
Antworten mit Zitat

Teuerste...
Es bedarf einer Axt um einen Baum zu spalten
Einer Waffe um einen Menschen nieder zu ringen
Einer Armee um eine Stadt zu besetzen
Doch es reicht ein Wort um ein Gebirge zu spalten und eine Kluft zu schaffen, deren Tiefe nicht einmal erahnt werden kann...



"Teuerste..." sie hasste es wenn er sie so nannte und das lies sie ihn mit der Wiederholung dieses einen Wortes auch deutlich hören. Die alten Holzlatten in ihrem Rücken knarrten unheilvoll und untermalten die drückende Stille während sie, soweit sein Griff es zumindest zuließ, wieder Haltung anzunehmen versuchte und provokativ den Blick zu ihm hochschweifen ließ. "Das heißt also eure hoheitliche Ungeduldigkeit schafft es nicht einmal einen halben Tag lang seinen Geduldsfaden gespannt zu halten?"
Das Knarren eines Ochsenkarrens wehte von der Straße her und mischte sich störend in den ruhigen Tonfall... hatte man sie gesehen? Eigentlich war es ihr egal, sie ließ die kleine Kunstpause ihre Wirkung entfalten und wusste dass er zurückstarrte, wartete nur geduldig auf eine Regung, oder ein hörbares Einatmen, das die Vorbereitung zu einer Antwort verriet... der Griff um ihre Oberarme festigte sich einen Moment, überschritt für die Dauer einiger Herzschläge die Grenze zum Schmerz. Das laute Brüllen des Lastviehs mischte sich in das schwere Ächzen des Holzkarrens, der durch die Schlaglöcher getrieben wurde und sich nur langsam wieder entfernte. Wieder ein unheilvolles Knarren in ihrem Rücken, dann endlich ein tiefes Einatmen und, ob dem nun Worte folgen wollten oder nicht, sie unterband es bereits im Ansatz.
"Können wir jetzt weitergehen? Eigentlich wollte ich hier mit der Tür ins Haus und nicht mit dem Zaun in den Garten fallen."








7 kleine Mädchen
die sangen mit dem Raben
doch das Tier, das hatte keine Seel
und nahm sich eins zum laben


__________________________________________


Der Ochsenkarren hatte mittlerweile das nächste Grundstück erreicht, was diese verdammten Köter dazu veranlasste wieder einmal ihre aggressive Ader zum Besten zu geben und sie abermals ihre Schrittfolge verlangsamen ließ, bis sie wieder gänzlich zum Stillstand kam, um die Aufmerksamkeit eine Weile gen des lautstarken Spektaktels zu richten. Trotz all der guten Vorsätze, ihn mit Missachtung strafen zu wollen, setzte sie einen halben Schritt zurück und versuchte sich wieder verstohlen bei ihm einzuhaken.
"Sie werden dort alle verrückt..." nicht mehr als ein leises Flüstern, als hätte sie Angst, dass sie von den Tieren gehört werden könnte, dann folgte ein Moment der Stille, in dem nur das Knurren der Hunde die Luft erfüllte, bevor sie sich sehr langsam wieder in Bewegung setzte. Der Straßenrand war noch ein gutes Stück von ihnen entfernt, es galt noch einiges an Zeit zu überbrücken.
"Der Mann, der dort mit seinen Hunden lebt, hatte einst Frau und Kind. Sie waren arm und schwer verschuldet, standen sogar kurz davor Haus und Hof verkaufen zu müssen. Doch dann, eines Tages, erlangte er einen beachtlichen Reichtum. Manche sprachen von einem Erbe, andere von unlauteren Geschäften, dritte über eine Möglichkeit, über die man lieber schwieg.
Genau einen Jahreswechsel hielt das Glück für diese Familie an, doch schien der neue Wohlstand an einen Preis geknüpft gewesen zu sein, den er wohl nicht zu zahlen bereit war. Einen Mondlauf lang sollen dort die seltsamsten Dinge passiert sein, seine Frau wurde von einer unbekannten Krankheit befallen und genau auf den Tag, als sich sein Glück jährte, gellten des Nachts Schreie durch das Haus und seine Tochter war verschwunden... zumindest für einige Tage..."
Ihre Schritte verließen den weichen Untergrund und betraten die festgetrampelte Erde der unebenen Straße. Es war Zeit dem Verlauf nach Rechts zu folgen, was sie mit einem kaum merklichen Zug an seinem Arm bemerkbar machte, nicht genug um Auffällig zu sein, jedoch ausreichend um eine unterbewusste Reaktion auszulösen. Die Kunst des Führens lag nicht darin am lautesten Befehle brüllen zu können, sondern im Verborgenen die richtigen Rädchen zu drehen, ohne bemerkt zu werden. Dumm nur wenn man es mit jemanden zu tun hatte, der diese kleinen Spielchen bereits im Ansatz durchschaute, bevor er den ersten gelenkten Schritt beendet hatte, was der kurze Gegenzug deutlich verriet. Dennoch, für die Dauer eines Augenblicks hatte er eingelenkt und die sich anspannenden Muskelstränge seines Oberarms zeugten von seinem aufkeimenden Unmut darüber. Also versuchte sie es wie einen Zufall aussehen zu lassen, lächelte gut gelaunt zu ihm hoch und wand sich dann sehr offensichtlich zur Seite, um die neue Richtung anzudeuten. Das gelegentliche leise Klappern ihres Stabes an den Zaunlatten, begleitete nun wieder ihre langsamen Schritte, während sie auf diese Weise nach der kleinen Holztür suchte, die sie auf das Grundstück führen würde und zur restlichen Ablenkung die Erzählung bereits vortsetzte, als sie um die Zaunecke bogen.
"In der dritten Nacht, nach ihrem Verschwinden, fand er eine große Metalltruhe vor seiner Türschwelle und sie verbrachten ganze zwei Tage damit, die einzelnen Teile wieder richtig in einem Sarg anzuordnen, doch als sie fertig waren fehlten seiner Tochter die rechte Hand, die Augen und das Herz und noch in der selben Nacht verstarb auch seine Frau.
Beide beerdigte er neben einander in seinem Garten, doch als an den Gräbern schwarze Vögel auftauchten, schaffte er sich einige Hunde an, die sie von seinem Grundstück fern halten sollten. Doch jeder noch so kleiner Welpe, der sich in seiner Obhut befand, schien nach kurzer Zeit einem Wahn zu verfallen. Keines seiner Tiere wird je älter als zwei Jahreswechsel, sie zerfleischen sich gegenseitig oder brechen aus, um die Dorfbewohner an...zu...fallen."
Das schabende Geräusch ihres Stabes ließ sie, nun davon abgelenkt, inne halten, die kleine massive Holztür war gefunden, also hakte sie sich mit einer flinken Bewegung bei ihm aus, um sie zu öffnen.

30 Schritte bis zur Tür... vier Stufen...hoffentlich sind sie zu Hause...

Sie hatte es nicht sonderlich eilig, den kleinen Trampelweg durch den Vorgarten bis zur Haustür hinter sich zu bringen und erhob etwas leiser die Stimme, um das Gesprochene auf eine bestimmte Entfernung unhörbar werden zu lassen und ihn somit dazu zu bewegen ihr weiter zu folgen.
"Seitdem spricht man davon, er sei verflucht und jeder der ihm zu Nahe kommt, würde sich daran, wie an einer Krankheit, anstecken, denn genau Zehn Jahreswechsel nach diesem Vorfall gab es drei Unfälle innerhalb eines Zeitraums von drei Mondläufen. Der Metzgersjunge ihm gegenüber verlor seine rechte Hand, ein kleines Mädchen im Haus zu seiner Rechten erblindete und im Haus zu seiner linken erlitt ein älterer Mann einen Herzanfall... nur gut, dass wir hier einen sehr fähigen Heiler haben."
Die erste Stufe war erreicht, doch noch bevor sie die Zweite erklommen hatte, erklang eine Frage in ihrem Rücken, die ihr ein amüsiertes Lächeln auf die Lippen zauberte.
"Und was genau machen wir nun hier?"
Eine durchaus berechtigte Frage, wenn man die Umstände betrachtete, dennoch gab es darauf nur eine Antwort, die ihm sicher nicht gefallen würde.
"Wir? Ich habe keine Ahnung was du hier machst, aber ich weiß, was ich hier suche."
Die letzte Stufe war erreicht, die linke Hand ballte sich zu einer kleinen Faust um mit den Fingerknöcheln an die Tür zu klopfen, dann wand sie sich nocheinmal zu ihm nach hinten, während die ersten Geräusche dumpf im Haus ertönten... ein gedämpftes Murmeln... Schritte die sich der Tür näherten...
"Erweise mir den Gefallen und versuche einen Moment so bedrohlich auszusehen, wie du nur kannst, ja?"
Die sich öffnende Tür schnitt die Möglichkeit auf eine Antwort beinahe sofort ab und sie wendete ein gut geübtes freundliches Lächeln dem Eingang entgegen, um zu einer Begrüßung anzusetzen, die jedoch mit einem einzigen Wort bereits im Ansatz wieder abgewürgt wurde.
"Du...?"
In ihrem Kopf begann es augenblicklich zu arbeiten, die Stimme kam ihr bekannt vor... sie klang nur... tiefer? Doch gerade als sie die Lippen öffnete um zu einer verdutzten Antwort anzusetzen, wurde sie ein weiteres Mal direkt unterbrochen.
"Was suchst du hier?" Die viel zu weite Kleidung raschelte leise, als der bereits in die Jahre gekommene Barde, sich aus den Türrahmen beugte, um verstohlen die Straße zu beäugen, kurz wurde ihr stiller Begleiter begutachtet, dann geriet sie wieder in den Fokus. Die Zeit, die er dafür vergeudete, nutzte sie bereits um sich wieder zu fangen und die kleinen Schultern zu straffen.
"Das selbe wie zum Ende letzten Jahres, ich will meine..." erschrocken zuckte sie zusammen als die Tür wieder krachend ins Schloss fiel und der entstandene Luftzug über sie hinwegfegte, um nach einer stillen Schrecksekunde das Wort 'Laute' wie ein leises Seufzen anzufügen, dann schlug sie mit der flachen Hand nocheinmal wütend auf die Tür ein und schlich, mit einem missmutigen Biss auf die Unterlippe, die Stufen wieder hinab.
"Lass mich raten, du hast deinen Einsatz verpasst..." Zwei Schritte brachten sie in seine Nähe und sie versuchte ihn zu umrunden, wohl um wieder auf das Gartentor zu zuhalten. "Tja, das war wohl nichts... vorerst... willst du dir das Dorf ansehen?"
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Magnus Siluvaine





 Beitrag Verfasst am: 31 Mai 2012 13:02    Titel:
Antworten mit Zitat

„Die Wahrheit ist ein dreischneidiges Schwert: Deine Wahrheit, ihre Wahrheit …. und die Wahrheit selbst“



Es war schizophren….Manchmal hatte er das Gefühl sie genauestens zu kennen, jeden einzelnen ihrer Gedanken schon dann zu erahnen, bevor sie das, was sie dachte, aussprechen oder ausführen konnte. Aber ebenso oft war es umgekehrt, verblüffte sie ihn und vermittelte sie ihm das Gefühl das er rein gar nichts über sie wusste und meilenweit davon entfernt war sie auch nur im Ansatz zu verstehen. Doch so war es schon von Anfang an mit ihr gewesen, so verhielt es sich schon damals bei ihrem ersten, flüchtigen kennen lernen.

Natürlich war es nur wieder ein Teil des großen Spiels, als sie ihn den Weg entlang führte. Und auch ihre ganz eigene, typische Art und Weise versuchte sie ihm dabei das trügerische Gefühl zu vermitteln, dass das nicht so wäre. Und während sie ihm diese „Geschichte“ erzählte, hob sich in einer furchtbar langsamen Geste sein linker Mundwinkel nach oben, formte sich ein seltsam anmutendes Schmunzeln auf seine Lippen. Er hatte seine ganz eigenen Theorien und Gedanken zu diesem kleinen Märchen, doch beschloss er, zumindest vorerst, jene für sich alleine zu behalten. Er war nicht hier um zu Plaudern, er war hier um zu beobachten und zu erfahren, und auf eben diese Aufgabe konzentrierte er sich.

Der Ort, an welchem sie sich gerade befanden, war vergleichbar mit tausenden anderer Höfe, welche einst mit Stolz erbaut wurden, von den Eltern an die Kinder und später an deren Kinder vererbt wurden, und welche allmählich durch müßiggang und dem Zahn der Zeit in das Stadium des Zerfalls übergingen. Und dennoch beobachtete er mit seinen blaugrauen Augen jeden Winkel des Innenbereiches, versuchte er sich jedes Detail ganz genau einzuprägen. Hätte man ihm in diesem Moment nach dem Grund dafür gefragt, so hätte er die Frage nicht beantworten können, er schien einfach instinktiv auf irgendein Bauchgefühl zu hören.

Die Zielstrebigkeit, mit welcher sie ihn den Weg zu den Treppen entlang führte überraschte ihn keineswegs, ebenso wenig kam es ihm seltsam vor, dass sie ohne Probleme und ohne langsamer zu werden die Stufen erklomm. Sie kannte den Weg genauestens, dass war ihm schon klar, als sie den Hof betreten hatte. Wieder war es ein winziges Detail was sie verraten hatte, denn nicht einmal hatte sie den Stab benutzt um sich zu orientieren…

Die Antwort, welche er auf seine Frage hin, was sie hier überhaupt machen, bekam, hätte ihm schon im vornherein klar sein müssen und stumm presste er nun die Lippen zusammen, sich dabei selbst verfluchend sich selbst die Blöße einer solchen Frage gegeben zu haben. Ihre Aufforderung dass er versuchen soll auf irgendeine Art und Weise bedrohlich auszusehen hingegen bewegte ihn nur dazu die linke Augenbraue anzuheben und die Hände hinter dem Rücken zu verschränken. Egal was hier gleich passieren würde: Es war ihr Terrain, es war ihre Vergangenheit und er beschloss für sich, dass es auch ihr Problem sein würde. Er war nur der stumme Beobachter.

Das dumpfe, beinahe zögernde Klopfen welches nun ertönte, vermittelte ihm den Eindruck, dass sie sich selbst anscheinend nicht sicher war, ob es richtig oder falsch war sich an diesem Ort aufzuhalten. Wieder ein kleines, jedoch verräterisches Detail, welches er sich merken und für den passenden Zeitpunkt zur Aussprache aufheben würde.

Wenn man nicht wusste, was einen erwartete, so sollte man stets mit dem schlimmsten rechnen und das Beste aus der Situation machen. Und so blickte er ausdrucks- und teilnahmslos dem alten, kantigen und zerfurchten Gesicht entgegen, welches sich dort durch die halb geöffnete Tür schob. Auch als dieser Kerl dann die patzige Stimme erhob, verzog er keine Mine und stand still da, einzig der kurze Anflug von Ekel, als ihm der Atem des beinahe zahnlosen, stinkendem Mannes entgegen hauchte, lies ihn seine aufkeimende Übelkeit mit einem leisen Schlucken unterdrücken. Das gesamte Erscheinungsbild ließ einen beinahe glauben dass der Kerl schon tot und am verwesen war, diese Information es aber noch nicht geschafft hatte, bis zu seinem Hirn durchzudringen. Auch das nun folgende, äußerst knappe „Gespräch“ schien lediglich ein Kräftemessen zu sein. Eines, welches sie, und auch dies nahm er stumm und mit einem selbstzufriedenem, kleinen Lächeln zur Kenntnis, schon verloren hatte, ehe es überhaupt begann. Doch interessant war für ihn diese Tatsache allemal. Nicht nur ihre Stimme und die Wahl ihrer Worte verrieten sie, spätestens ihre Körperhaltung verriet einem alles, was man in diesem Moment wissen musste.

Laute … ? Hatte sie gerade wirklich das Wort „Laute“ gemurmelt .. ? Und das in einem Tonfall, den man normalerweise von einem Kind erwarten würde, welches gerade erfahren hatte, dass der leckere Kirschkuchen leider komplett von einem anderen aufgegessne wurde, und es deswegen leer ausgeht.

Sein Blick legte sich nun auf ihr Antlitz, jede noch so kleine Regung wurde von ihm genau gemustert und beobachtet. Just in dem Moment, in welchem sie an ihm, mit leicht gesenktem Kopf, vorbei schreiten wollte, streckte er den rechten Arm aus um ihr, einer Schranke gleich, den Weg zu versperren. Und tatsächlich, unmittelbar nach dem sie auf jenen gestoßen war, hielt sie inne. Quälend langsam hob sie dann den Kopf an, so weit, dass ihre trüben, braunen Augen seinen Blick erwiderten, während sie zeitgleich wieder ihre Schultern straffte und das Kinn in einer beinahe schon herausfordernden Geste in seine Richtung streckte.


„Was ist ….!“

Natürlich war es keine Frage was sie ihm nun entgegen zischte. Es war eine unterschwellige Aufforderung das er den Arm senken und sie vorbei lassen sollte.


„Ich wusste gar nicht dass du musikalisch bist ..“

Er machte keinerlei Anstalten sie ziehen zu lassen, ganz im Gegenteil. Und auch mit seinen Worten erreichte er nun genau das, was er erreichen wollte. Ihr tiefes, zischendes Durchatmen war deutlich zu vernehmen, und erneut öffnete sie die Lippen in dem Vorhaben ihm irgendwelche Worte in einem verachtenden Tonfall entgegen zu bringen. Ob von Bedeutung oder nicht: Er hatte sie hier in einem Moment der Schwäche erlebt, und das war eine Tatsache, die sie sogar noch mehr hasste, als wenn er sie „Teuerste“ nannte. Doch ließ er ihr gar nicht die Möglichkeit etwas zu entgegnen:


„Ich weiß weder wer dieser Kauz ist, noch was wir hier eigentlich wirklich machen … Aber natürlich lese ich dir mit Freuden deinen Wunsch von den Lippen ab und erfülle ihn dir!“

Herausfordernd und zynisch verließen die Worte seine noch immer schmunzelnden Lippen, und das, gepaart mit der Tatsache, dass er den Arm nun sinken ließ und ohne Umschweife die Treppen erklomm, sorgte dafür dass ihn mit offenen Mund und einem Gesichtsaudruck hinterher blickte, der gleichzeitig Überraschung und Fassungslosigkeit ausdrückte.

Vor der Tür angekommen, ballte er die Rechte zu einer Faust und ließ sie mit einer solchen Wucht gegen die Türe hämmern, dass das alte, morsche Holz knarzte, und es schien beinahe so, als würde die Türe jeden Moment bersten und aus den Angeln fliegen. Von innen waren nun wieder Schritte zu vernehmen. Stampfende Schritte, als der Bewohner des Hauses sich wutentbrannt auf den Weg zum Eingang machte. Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite und ließ die Faust wieder sinken. Viel lauter als es nötig gewesen wäre, rief er dem Mann, noch ehe er überhaupt die Möglichkeit hatte die Tür zu öffnen entgegen:


„Es gibt da etwas, was nicht dir gehört, und ich versichere dir: Ich gehe hier heute nicht mit leeren Händen davon …!“



Was der Verstand für den Körper, ist die Seele für den Geist; was der Tod dem Sterblichen, ist dem Unsterblichen das Versagen; dies ist der Preis allen Ehrgeizes.
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Eenja Siluvaine





 Beitrag Verfasst am: 19 Jun 2012 19:48    Titel:
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Einen langen, starren Moment bohrte sich ihr fassungsloser, trüber Blick einfach durch seinen Rücken, während der alte Mann lauthals zu Fluchen begann und ihr die ein oder andere Verwünschung über seine Schulter hinwegbrüllte. Ein fast schon nicht mehr enden wollender Schwall, an nicht sehr freundlichen Benennungen, brandete über die beiden hinweg. Überraschender weise stellte sie dabei fest, dass sie innerhalb dieser Wortflut sogar Zwei noch nicht kannte... es war fast wie mit der Magie... man lernte nie aus.
Und er stand nur da...
Keine Bewegung lies sich ausmachen, kein Räuspern, kein Seufzen, kein Rascheln der Kleidung die darauf hingewiesen hätte, dass er das Gewicht verlagern oder den Blick senken würde. Er ließ es einfach mit völliger Seelenruhe über sich ergehen und seine eigene Stille, innerhalb dieses Gewitters, umgab ihn wie eine fast erfühlbare Wand, die bedrohlicher klang, als das dunkle Knurren eines Wolfes, das einem unerwartet im Rücken aufgrollte. Ihre Nackenhaare begannen sich unweigerlich aufzustellen und das dumpfe Gefühl beschlich sie, dass er dabei auch noch lächelte. In diesem Moment schluckte sie den Drang, wie ein kleines Tier zu flüchten, gerade noch rechtzeitig wieder hinunter, bevor es für sie noch peinlich hätte werden können und begnügte sich damit das Holz zwischen ihren Fingen etwas fester zu umklammern, während sie der Szenerie noch einen Moment lauschte. Zumindest so lange, bis die wüsten Beschimpfungen plötzlich abrissen und das laute Krachen deutlich machte, dass der Versuch, die Tür zu zuwerfen, nicht sehr erfolgreich und mit dem dumpfen Klang eines aufprallenden Körpers auf alten Holzdielen endete. Für die Dauer zweier Herzschläge wusste sie nicht mit wem sie mehr Mitleid haben sollte. Der alte Mann, den gerade der Schlag samt seiner eigenen Haustür getroffen hatte, oder doch sie selbst, die gerade in Erwägung zog, gelegentlich vielleicht doch etwas freundlicher zu ihrer derzeitigen Begleitung zu sein...

Naja, eigentlich ist er ja doch ganz nett... gelegentlich... ich muss ihn ja nicht ständig beschimpfen... vielleicht einen Kuchen backen? Frischer, warmer Kuchen... Moment, backen? Ich will ihn bei Laune halten, nicht umbringen... obwohl in Anbetracht der Tatsachen... Ich meine Sicher ist Si...

Mit einem leichten Kopfschütteln vertrieb sie eilig die Gedanken wieder und blinzelte sich in die Realität zurück, zu spät wie sie bemerkte. Vom einen zum nächsten Moment fühlte sie sich abwartend angestarrt. Hatte er sie etwas gefragt? Der hauchzarte Hall von Worten war an ihrem Bewusstsein vorbei gestrichen, deren Klang sie jedoch nur als gedämpft klingende Tönung erreicht hatte.
"Eenja?" ein Hauch von Skepsis schwang in seiner Stimme mit, als er sich vergewissern wollte, ob sie ihn überhaupt beachtete. Noch immer starrte sie in einer Mischung aus Verwirrung und Abwesenheit in Richtung der Tür und erst das Aufstöhnen des alten Mannes riss sie wieder aus ihrer Reglosigkeit...






6 kleine Mädchen
die zogen durch die Sümpf
Irrlichter tanzten auf ihrem Weg
hinaus fanden nur 5

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Eigentlich...
Der Kopf neigte sich abwägend etwas zur Seite
...wenn man es aus einem anderen Blickwinkel betrachtete...
Der linke Mundwinkel hob sich langsam an
...gab es gar keinen Grund zur Sorge...
Ein kleines selbstgefälliges Lächeln legte sich auf ihre Lippen
...denn eigentlich lief doch gerade alles bestens...

Ein gleichgültiges Schulterzucken und schon wand sie sich völlig gelassen um, winkte noch mit den Fingern über ihre Schulter nach hinten und schlenderte dabei in aller Seelenruhe die 30 Schritt zurück zum Gartentor. Es gab keinen Grund mehr für sie dem Szenario beizuwohnen, auch wenn ihm gerade ganz sicher einer vorgeschwebt wäre. Da sie jedoch nicht die Lust verspürte dem selbst ernannten Helden und Retter blinder, mit Missachtung gestrafter Jungfern Beifall zu zollen, während er... was auch immer er da vor hatte... tun würde, hielt sie es für eine gute Idee die Zeit auf der anderen Seite des Zaunes abzuwarten. Trotz der Nähe zur Straße lies sie sich einfach im Gras nieder und lehnte sich an den alten Zaunlatten an, die in ihrem Rücken leise vor sich hinknarrten. Schon halb vor sich hin meditieren lies sie die Finger durch die hohen Grashalme streichen, rupfte hin und wieder einen aus, zerfitzelte ihn in kleine Stücke und lies sich von den Sonnenstrahlen das Gesicht wärmen.
Beinahe eine kleine Ewigkeit dauerte es, bis sie seine Schritte näher kommen hörte, hielt es jedoch, selbst als er neben ihr in die Hocke ging, noch nicht für nötig sich ihm zuzuwenden und hielt das Gesicht mit noch immer geschlossenen Augen den Sonnenstrahlen entgegen.
"Du solltest das nicht zu oft tun, sonst könnte ich mich daran gewöhnen."
"Mhm?" der seltsame Tonfall in dieser nichtssagenden Frage gefiel ihr nicht, irgendwie klang er nach schlechten Nachrichten und genau diese landete ihr auf den angewinkelten Beinen und lies sie erschrocken zusammen zucken. Fast traute sie es sich nicht die Laute anzufassen... oder besser gesagt, das, was wohl vor langer Zeit eine gewesen war. Ein gewaltiger Riss zog sich durch den breiten Hals, ganze Stücke waren aus dem birnenförmigen Korpus gesplittert und von den 13 Chören war über die Hälfte der Saiten gerissen oder gar nicht mehr vorhanden. Vorsichtig fuhren ihre Finger die einst kunstvoll eingeschwärzten Verzierungen entlang, strichen über einen schwungvoll eingravierten Namen hinweg.

Liam

Die Finger glitten nach oben, quer über die Saiten hinweg, suchten dort auf dem Deckel den zweiten Namen... und fanden an dessen Stelle ein Gewirr aus tiefen Kratzern und kleinen, abstehnden Splittern. Sein Vater hatte scheinbar damals also nicht nur damit auf eine Wand eingeschlagen, sondern ihren Namen regelrecht ausradiert. Doch konnte sie es ihm wirklich übel nehmen?
Der Knall war für sie regelrecht hörbar als nun der vorletzte Faden riss, der sie noch an diesen Ort gebunden hatte, ihre Hand viel einfach herab und streifte dabei die letzten noch vorhandenen Saiten, die zu einem dissharmonischen Chor anstimmten, dann zog sie das kaputte Ding zur Seite und lies es neben sich ins Gras fallen. Mit einem tiefen, hörbaren Ausatmen lehnte sie sich wieder zurück, gegen den alten Zaun und legte den Kopf leicht in den Nacken um sich die Sonnenstrahlen wieder auf das Gesicht scheinen zu lassen. Sie fühlte sich müde... ein Gefühl das ihr direkt aus der Seele wie kleine Nadelstiche in den Körper kroch, brachte sie dazu die Augen zu schließen.
"Ich glaube heute wird es noch ein richtig warmer Tag?" Selbst für sie klang ihr eigene Stimme leise und sie war sich nicht sicher, ob er sie wirklich verstanden oder überhaupt gehört hatte. Doch gerade kümmerte es sie nicht... vielleicht in fünf Minuten wieder. "Können wir noch einen Moment sitzen bleiben?"
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Magnus Siluvaine





 Beitrag Verfasst am: 25 Jun 2012 16:12    Titel:
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“Schmerz ist eine Illusion der Sinne, Verzweiflung eine Illusion des Geistes“




Er schüttelte mit zusammengepressten Lippen mehrmals die Rechte aus. Stupide Gewalt…er verachtete sie...benutzte sie stets nur, wenn andere Mittel versagten oder ihm nicht die nötige Zeit blieb die Dinge auf „seine Weise“ anzugehen. Eigentlich war sein Stil ein völlig anderer … Doch war es ihm hier und jetzt nicht möglich das zu tun, was er normalerweise getan hätte. Und so legte sich der Blick der blaugrauen Augen auf die Gestalt, welche dort auf den alten, morschen Holzdielen auf dem Boden lag. Verachtung blickte ihm dort entgegen. Doch war sie gepaart mit dem Ausdruck von Unglauben und Furcht. Verwirrt ließ der Mann dort nun die Fingerkuppen der linken Hand über seinen Mund streifen und verdattert nahm er zur Kenntnis, dass das, was auf jenen nun dieses seltsame Gefühl der Wärme auslöste, sein eigener Lebenssaft war.

Ohne noch mehr Zeit und Aufmerksamkeit zu verschwenden trat er nun in den schmalen Flur, bei jedem seiner Schritte spie der marode Holzboden in einem Knarzen seine Verachtung über die Anwesenheit des Mannes, der hier nicht her gehörte, deutlich aus. Doch hatte er gar nicht vor lange hier zu verweilen, und schon nach wenigen Schritten fiel im das ins Auge, was zu holen er gekommen war. Beinahe in Zeitlupe hob er die linke Augenbraue an und zögerlich streckte er die Hand danach aus.


„Ist das ihr ernst ….? Wegen diesem Ding …?“


Auch als er mit der Laute, welche er aus Angst davor sie würde vollends zerbrechen wenn er sie zu fest anpackte lediglich mit Daumen, Zeige – und Mittelfinger umschlossen hielt, wieder die Stufen vor der Tür hinab schritt und sich auf den Weg zurück zu Eenja machte, schoss ihm erneut diese Frage durch die Gedanken. Als würde er dort einen mit einer ansteckenden Krankheit infizierten Kadaver in der Hand halten, hielt er die Laute weit von seinem Körper gestreckt vor sich. Als er dann letztlich die andere Seite des Zaunes erreichte, hielt er inne und blinzelte mehrere Male. Und dennoch änderte sich das Bild vor seinen Augen nicht. Sie saß tatsächlich arglos einfach dort im viel zu hohen Gras, den Rücken an das alte Gatter gelehnt und das Gesicht in Richtung der Sonne erhoben. Die grünen Schnipsel, welche dort vor ihr auf dem Boden lagen und in unregelmäßigen Abständen auch auf dem Stoff ihres Kleides auf ihrem Schoss thronten, bewiesen ohne Zweifel das mehr als nur ein Grashalm ihren verspielten Händen zu Opfer gefallen war. Für die Dauer eines Wimpernschlages betrachtete er sie einfach: Das Bild hatte etwas unbeschwertes, etwas verspieltes…Etwas, was gar nicht zu den bisherigen Ereignissen ihrer Reise zu passen schien. Und erneut schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf…einen, den er sich dann selbst schnell mit einem Kopfschütteln zu vergessen zwang. Dann ging er einfach neben ihr in die Hocke und reichte ihr das, was der Auslöser der Ereignisse an diesem Mittag war…



„Du solltest das nicht zu oft tun, sonst könnte ich mich daran gewöhnen."


Wieder begann dieser eine Gedanke in ihm aufzukeimen, und wieder unterdrückte er ihn noch ehe er Früchte tragen konnte. Das Streicheln ihrer Finger über das Instrument hingegen wurde von ihm genauestens beobachtet. Es war anders als er es erwartet hatte. Die Bewegungen ihrer Fingerkuppen hatte nichts mit dem Erkunden einer Oberfläche gemein, welches man von einer Blinden erwarten würde. Hier ging es nicht darum zu deuten, was sie in den Händen hielt…Ohnehin war er sich sicher sie wusste es schon, noch ehe er ihr die Laute überhaupt übergeben hatte. Die Bewegungen ihrer Finger hatten beinahe etwas Zärtliches, Andächtiges.

Und erneut war es so, als würde ihn eine leise, säuselnde Stimme tief in seinem Kopf eben jenen Gedanken entgegen hauchen, den er so vehement versuchte zu unterdrücken:


„Kann es sein dass du sie …“


Und jäh verstummte die Stimme in seinem Kopf. Doch war es diesmal nicht er, der dafür sorgte. Nein, ER hätte sich jenem Gedanken in diesem Moment wohl hingegeben, genau wissend, dass die Konsequenz daraus zwangsläufig zu einem komplizierten und unschönen Ende geführt hätte. Umso dankbarer war er für den Missklang der reißenden Saite, welcher ihn erschrocken die Augen aufreißen ließ.


"Können wir noch einen Moment sitzen bleiben?"


Ihre Worte, obwohl leise und ruhig gesprochen, rissen ihn nun vollends aus seiner Lethargie. Ein leises, seltsames Seufzen drang über seine Lippen und ohne ihr eine Antwort zu schenken, ließ er sich einfach neben sie auf das Gras sinken. Auch er hob nun den Blick in Richtung der Sonnenstrahlen an, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich dann ebenso gegen das Gatter des Zauns. Für einige lange Momente herrschte einfach nur Stille, die nur hier und da von dem Zwitschern eines einsamen Vogels durchdrungen wurde.


„Bekomme ich seit neuestem alles worum ich dich bitte ?“


Es gab keinerlei Notwendigkeit dass er zu ihr blickte, das amüsierte Grinsen, welches nun ihre Lippen zierte, klang deutlich in ihren Worten mit. Und das Rascheln, welches nun neben ihm ertönte, war ein eindeutiger Hinweis darauf, dass sie gerade dabei war, sich wieder aufzurappeln. Ohne jegliche Vorwarnung streckte er nun die linke Hand aus, legte sie an ihren Oberarm, und das leise Plumpsen, welches nun an sein Ohr drang, ließ ihn wissen, dass er Erfolg damit hatte, sie am Aufstehen zu hindern. Nun war er es der, während sie ein leises, missmutiges Brummen von sich gab, die Augen schloss.


„Was ist der Preis Eenja .. ?“


Vor seinem inneren Auge formte sich nun das Bild ihres Gesichtes mit deutlich heruntergezogenen Mundwinkeln. Dann herrschte wieder für die Dauer mehrer Herzschläge die trügerische Stille, ehe er dann erneut die Stimme erhob:


„Die Augen sind der Spiegel der Seele. Unnötig an dieser Stelle zu erwähnen dass es beinahe unmöglich ist bei einer Blinden einen Blick in jenen Spiegel zu erhaschen.“


Seine Hand zog sich nun wieder zurück und gesellte sich zur anderen an seinem Kopf, welchen er nun wieder an das Gatter lehnte.


„Du hast mich nicht umsonst hierher geführt, und du wusstest genau was geschehen würde. Also wiederhole ich meine Frage: Was ist der Preis hierfür ..?“




"Komm, nimm meine Hand! Es gibt keinen Wunsch, den ich dir nicht erfüllen kann, kein Verlangen, das ich nicht stillen kann. Vergiss deine Götter, deine Familie, deine Geliebten. Was können sie dir schon bieten! Ich kann dir mehr bieten, als du dir jemals erträumt hast, ich kann dir solche Dinge zeigen, solche Freuden bereiten. Keine Liebe ist stärker als meine! Komm nun, folge mir! Es ist so ein einfacher Schritt, so schnell getan! Ja, so ist es richtig. Komm zu mir, höre auf die süße, verlockende Stimme in deiner Seele deren Klang deine Entscheidungen von Tag zu Tag mehr ins Wanken bringt. Nimm meine Hand und geleite mich in eine Welt zerfressen vom Chaos…“
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Eenja Siluvaine





 Beitrag Verfasst am: 28 Jun 2012 22:41    Titel:
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Habe ich mich gerade verhört?

"...Also wiederhole ich meine Frage: Was ist der Preis hierfür ..?“

Er meint das ernst...

Die Welt machte einen Satz und trat ihr ins Gesicht.
Eine ganze Weile beschränkte sie sich darauf, ihm einen Blick entgegen zu richten, den man sich für Leute aufsparte, die etwas von fliegenden Schweinen vor sich her murmelten. In Wirklichkeit war sie jedoch einfach nur sprachlos und konnte sich nur sehr langsam von diesem Zustand wieder losreißen. Die alten Zaunlatten protestierten lautstark und langgezogen, als sie sich in einer zähen Bewegung wieder dagegen lehnte und der Blick wieder ziellos auf den Boden abschweifen ließ.

Preis...

Die Finger glitten wieder durch das hohe Gras, tasteten sich vor, bis sie die ersten kleinen Blütenstängel erfühlte und begann sie nach und nach, knapp über dem Boden abzutrennen.

Welcher Preis...

Ein kleines Häufchen verschiedenfarbiger Blüten sammelte sich auf dem Stoff ihres Rockes, doch ließ die vorherschende Farbe wohl darauf deuten, dass die Feilchenernte dieses Jahr prächtig ausfiel.

Was kostet eine Geste...

Die letzte, ausgerissene Blüte wurde in den Händen behalten und sie widmete sich dem Verflechten der dünnen Stiele. Erst nach der dritten Blüte erhob sie leise die Stimme.
"Was willst du denn haben?"
Seine Reaktion darauf wurde mit stiller Aufmerksamkeit abgewartet, verschleiert von dem konzentriert wirkenden weiterflechten und der erste Ansatz einer kleinen Blütenkette wurde sichtbar. Diese Preisfrage hatten sie schon so oft durchgekaut, dass sie gar nicht mehr mitzählen wollte und verlief immer mit dem selben Wortlaut um am Ende den Drang in ihr heraufzubeschwören, ihn mit dem Stock erschlagen zu wollen. Dennoch gab sie sich gerade der kleinen Hoffnung hin, die frische Luft hätte ihm vielleicht ein wenig Kreativität eingehämmert.
Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt... und sie starb schnell.
"Oh, nein, du..."
"Zum Dämon, könntest du endlich damit aufhören?!" Im ersten Moment erschreckte sie sich beinahe vor sich selbst, irgendwie hatte sie es geschafft wie eine Mutter zu klingen, die es Leid war, ihrem Kind nachlaufen zu müssen. Für die dauer einiger Herzschläge presste sie einfach nur die Lippen aufeinander und flechtete den Knoten fertig. Sie verschaffte sich damit etwas Zeit, um ihr kleines nervliches Chaos wieder zu beruhigen, dann hoben sich die Schultern unter dem tiefen Atemzug leicht an.






5 kleine Mädchen
die sahen den Wasserdrachen
er sang für sie so wunderschön
dann stopfte er sich voll den Rachen

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"Was bitte schön erwartest du von mir, was ich darauf antworten soll?" Die Kette wurde länger, der Rytmus in dem die Knoten geflochten wurden immer schneller. Es war mehr als offensichtlich dass sie gerade ein wenig mit ihren Nerven zu kämpfen hatte, dennoch blieb der Tonfall im völligen Kontrast dazu ruhig, ohne jedoch den Beigeschmack einer ordentlichen Standpauke zu verlieren.
"Ich habe dich nicht dazu gezwungen mir die Arbeit abzunehmen, DU bist einfach an mir vorbei spaziert und hast den Ritter gespielt." Insgeheim verfluchte sie sich stillschweigend dafür, dass sie auch noch das herumwedeln mit der linken Hand begonnen hatte und machte sich eilig daran, weiter an ihrem Kunstwerk zu flechten. Denn eigentlich war es dafür gedacht, dass ihre Hände 'nicht' ausser Kontrolle gerieten. "Also, was bitte schön erwartest du jetzt? Willst du einen Kuss von der frohlockenden, holden Jungfer? Soll ich ein Ständchen über deinen Heldenmut singen? Oder vielleicht vor Freude theatralisch in Ohnmacht fallen und dich lobpreisen? .... Und wage es jetzt nicht zu lachen! Ich habe genau gehört wie du Luft geholt hast!"
Ihre Finger legten noch einen Zahn zu, die Kette reichte ihr mittlerweile schon beinahe bis zum Ellenbogen und stellte ein aufwendiges Geflecht aus verschiedengroßen Blütenköpfen dar, in der jedoch das dunkle violett, der Vergissmeinnicht, vorherrschte. Die damit geplante Ablenkung verfehlte eindeutig ihre Wirkung und sie plapperte wie ein ausgewachsener Wasserfall einfach weiter. Wie schaffte er es eigentlich immer, sie so aus der Fassung zu bringen?
"Nicht genug, dass du mich mit diesem Thema immer wieder aufziehst, du bringst mich auch noch aus der Fassung!" Ein vernichtender Blick schweifte für einen Sekundenbruchteil in seine Richtung, sich jedoch gleich wieder abwendend. "Hörst du das Klopfen? Das ist ein Mordrid, der an meinen Nerven herumklopft wie ein Specht!"
Und wieder begann sie diesesmal mit beiden Händen zu gestikulieren. Das musste sich doch irgendwie abstellen lassen...
"Also.... was auch immer du willst, definiere selbst was du haben willst. Und sag es verflixt noch einmal vorher, damit ich mich rechtzeitig in eine Baumkrone retten kann, wenn mir der Preis nicht gefällt!... und ja! Ich kann sehr wohl klettern!"
Die beiden Enden der Kette waren plötzlich zusammen geflechtet, fast hätte sie es gar nicht mehr mitbekommen und sie hielt einen moment verdutzt inne, den Ring aus Blumen durch ihre Finger gleiten lassend. Dann setzte sie ein kleines Schmollgesicht auf und wand ihm dabei einen herausfordernden Blick zu.
"Aber wenn du unbedingt willst..." die Kette flog plötzlich in seine Richtung, dabei war der Wurf nicht mehr als ein knapper Schwung aus dem Handgelenk. "... dann kröne ich eure Majestät einfach zum Gebieter über meine armen, geschundenen Nerven."
Der Blick wurde vernichtend, die Augen verengten sich... dann knurrte ihr Magen.... einige Sekunden lang hielt sie den Blick noch aufrecht, dann senkte sie ihn leise seufzend ab.

Na das war ja jetzt eindrucksvoll...
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Zuletzt bearbeitet von Eenja Siluvaine am 28 Jun 2012 23:19, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Magnus Siluvaine





 Beitrag Verfasst am: 21 Aug 2012 12:30    Titel:
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„Nur der Wahnsinnige ist stark genug, um zu gedeihen.
Nur jene, die gedeihen, können Wahrheit beurteilen, ob etwas Wahnsinn ist oder nicht.“



Im ersten Moment saß er einfach nur da: Den Rücken und den Kopf, gebettet in den Handflächen, an den alten, maroden Zaun gelehnt. Natürlich umtanzte seine Lippen ein vielsagendes Schmunzeln.


„Was ist der Preis Eenja … ?“


Welchen Weg er mit diesen simplen Worten nun eingeschlagen hatte, war ihm selbstverständlich bewusst. Ihr altbekanntes „Spielchen“ würde nun in eine neue Runde gehen. Was ihm allerdings ganz und gar nicht bewusst war, war die Tatsache dass sie beabsichtigte den heutigen Wettkampf mit ganz anderen Waffen auszufechten. Ihre Worte peitschten ihm förmlich entgegen und sie waren durchdrungen von einer wankelmütigen Mischung aus Zorn, Resignation und … War es etwa Enttäuschung .. ? Doch blieb ihm überhaupt nicht die Zeit über diese Frage auch nur im Ansatz nachzudenken, denn es schien, als würde sie mit ihrer predigt überhaupt kein Ende finden wollen. Den Versuch auch nur irgendetwas zu erwidern hatte er direkt aufgegeben, und so spiegelten sich auf seinen Gesichtszügen zuerst Überraschung und danach Fassungslosigkeit wieder.

Schließlich wagte er es dann doch wenigstens den Kopf ein wenig zu drehen, auch wenn er im ersten Moment damit rechnete sich nun vielleicht eine Ohrfeige einzufangen, denn die herrische Art und Weise die sie mit ihrem Tonfall und ihren Worten zu Tage legte, war ihm an ihr voll und ganz unbekannt. Doch folgte keine Ohrfeige….und selbst wenn sie kleine Bewegung seines Kopfes auf irgendeine Art vernommen hätte wäre dies ausgeschlossen gewesen, denn sein Blick viel auf ihre Hände und ihr Tun: Sie waren übereifrig mit dem Flechten der Blüten beschäftigt. Und es war eben dieses kleine, verräterische Detail, welches die Fassungslosigkeit aus seinen Gesichtszügen vertrieb und wieder Platz machte für dieses kleine, vielsagende und Selbstzufriedene Schmunzeln.

Durch das Anheben ihrer Hand wurde er schließlich auch rechtzeitig vor der Zwecksentfremdung der Blütenkette als Wurfgeschoss gewarnt, und mühelos fing er jene auf.


"... dann kröne ich eure Majestät einfach zum Gebieter über meine armen, geschundenen Nerven."


Gott sei Dank …. es war vorbei… Jetzt war es an ihm, war sein Moment gekommen. Ihre Worte und ihr Handeln haben ihm nicht nur eine neue Seite an ihr gezeigt, nein, sie waren ebenso sehr lehrreich und aufschlussreich, und er machte eben diese neuen „Erfahrungen“ zum Fundament, auf welchem er seine Antwort aufbauen würde. Das Holz des Lattenzauns ächzte seine Verachtung knarzend heraus als er sich nun von ihm abdrückte und sich neben ihr in das Gras zu knien. Während seine blaugrauen Augen förmlich den Blick ihrer braunen, trüben Augen fixierte, öffnete er den Mund und ….

…. begann schallend zu lachen … Ja, sie hatte ihn hier und heute überrascht, sie hatte ihn verblüfft und die Scheinfassade, welche sie mit ihrem Monolog aufgebaut hatte, wäre geradezu perfekt gewesen. Wäre da nicht zum Abschluss der lautstarke Protestruf in Form eines Knurrens aus ihrem hungrigen Magen gewesen….

Es war ein tiefes, jedoch zweifelsohne amüsiertes, Lachen, und es dauerte länger als es vielleicht angemessen gewesen wäre, ehe er sich wieder beruhigte. Sie hatte das Kinn auf der Brust abgelegt und stierte den Boden an, und irgendwie hatte er, als er nun wieder ihr Antlitz betrachtete, das Gefühl als würde sie gerade versuchen mit ihrem Blick den Boden dazu zu bringen ein Loch für sie zu öffnen, in welches sie sich verkriechen könnte.

Ein einer viel zu langsamen Geste streckte er die rechte Hand aus und bettete die Blütenkette auf dem dünnen Stoff ihres Kleides, welcher ihren Schoß bedeckte.


„Weißt du … beinahe hättest du mich wirklich soweit gehabt …“


Raunte er ihr dann in einem beinahe schon bedeutungslos wirkenden Tonfall entgegen, während er die Rechte ein wenig anhob um dann mit der Fingerkuppe des Zeigefingers ein klein wenig fester als benötigt einmal gegen ihren Bauch zu stupsen.


„Gut, da es gerade offensichtlich darum geht wer nun was von wem will: DU willst offensichtlich etwas zum Essen.“


Während sich das Schmunzeln auf seinen Lippen noch weiter ausdehnte bis es die Größe eines ausgewachsenen Grinsens erreicht, hob sie erdrückend langsam ihren Kopf an. Doch ihr todwünschender Blick erreichte ihn, zumindest vorerst nicht, denn er drückte sich nun aus dem Gras auf, den Oberkörper zu ihr gebeugt lassend und mit der rechten Hand einfach ihre Linke umschließend.



„Also, wenn die Dame nun die Güte hätte mich zu einer Taverne zu führen, würde ich ihren offenkundig sehnlichsten Wunsch auf Erden, den nach Nahrung, mit Freuden erfüllen und sie zum Essen einladen.“



Dann neigte er den Kopf noch ein wenig zu Seite um nach der nur wenige Wimpernschläge andauernden Stille noch anzufügen.


„Und nach dem Essen wird es dem Gebieter über deine geschundenen Nerven eine Freude sein dir mitzuteilen was er wirklich will. Mit vollem Magen lässt es sich nämlich bekanntlich schlechter auf Bäume klettern….“



"Was wir nicht zerstören können, werden wir verderben. Die uns standhalten, werden nur noch Verzweiflung erfahren."
_________________
"Theoretisch möglich !"
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Eenja Siluvaine





 Beitrag Verfasst am: 20 Okt 2012 00:08    Titel:
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Voll erwischt... anders konnte man es nicht mehr passender ausdrücken, eigentlich war es wirklich, als hätte man sich selbst ein Bein gestellt, um sich beim Stolpern zu zusehen. Schon eine gemeine Angelegenheit wenn man sich manchmal selbst der größte Feind ist... nichts desto trotz hakte sie sich wieder locker an seinem Arm ein, um gemeinsam am Rand der unebenen Straße entlang, in Richtung ihres Hauses zurück zu schlendern.
Auf die berechtigte Frage hin, wo sie gerade hinwollte, schwieg sie beharrlich, wie auch auf jede Andere, noch weit nachdem sie die kleine verfallene Hütte hinter sich gelassen hatten, die sie einst ihre Heimat schimpfte. Gerade war sie angesäuert wie ein Kübel Zitronen und hielt das Schmollgesicht geduldig aufrecht, bis eine lange Weile nur noch das Pochen von Stab und Schritten einen regelmäßigen Tackt vorgaben, den der leise Gesang der Vögel begleitete.
Die ersten 400 Schritt gen Nachbardorf lagen hinter ihnen, gut 300 davon herrschte erdrückendes Schweigen, das ihr mittlerweile in den Ohren zu Dröhnen begann und erst, als nach weiteren 50 Schritt die Umrisse des Ortes sichtbar wurden, holte sie hörbar durch die Nase Luft, hielt sie einen unheilsschwangeren Moment lang an und murmelte dann ein leises, viel zu spätes:

"Halt die Klappe..."





4 kleine Mädchen
die spielten mit dem Feuer
doch Flammen sind ein gierig Tier
und eins bezahlt dies teuer


____________________________________


Vermutlich hatte man das Gebäude nicht einmal in seinen besten Tagen als Gasthaus bezeichnen können, eigentlich war es einfach nur ein Raum mit Kochstelle und viel zu vielen Stühlen, die sich hin und wieder sogar an einem Tisch befanden. Der Geruch von vermodertem Holz, dunkler Erde und Staub stieg einem in die Nase. Vermutlich sah es sogar schlimmer aus als es roch und das verächtliche Schnauben neben ihr ließ diese Vermutung sogar fast zur Gewissheit werden, jedoch fand sie den Bewegungsansatz, den Schritt über die Schwelle augenblicklich wieder rückwärts hinaus treten zu wollen dann doch ein wenig übertrieben und zog an seinem Arm.
"Nun werden wir mal nicht zimperlich junger Mann..." das leise Nuscheln ging beinahe völlig unter dem Knartzen ihres ersten Schrittes auf den alten Holzbohlen unter und verschluckte damit vermutlich auch den belustigten Unterton.

Dann hoffen wir mal dass er seine Manieren nicht vergessen hat...

"Ehm..." und schon schluckte sie den Rest des Satzes hinunter als er sich bei ihr aushakte und leise brummend vorran schritt. Einen verdutzten Moment blieb sie einfach stehen, wie bestellt und nicht abgeholt, dann wurden Stühle krachend über den Boden geschoben, gelegentlich knallte Holz auf Holz und sie hätte schwören können, dass unter all diesem Krach noch ein überraschtes 'He, moment mal...' herausklang, bevor etwas dumpf in der Ecke landete.

Also gut, nicht bewegen, sonst wirft er dich mit über den Tisch...

Gemächlich stemmte sie den Stab auf dem Boden auf, lehnte sich abwartend daran an und nach und nach machte sich ein vergnügtes Lächeln auf ihren Lippen breit.

Ob er wohl noch anfängt den Boden zu wischen?

Der Krach endete aprupt, sofort senkte sie den Kopf etwas ab und kratzte sich verhalten an der Nase, um das Lächeln lange genug zu verstecken, bis es wieder einen dezent, gleichgültigen Ausdruck annahm. Gerade noch rechtzeitig genug, denn da wurde ihr Handgelenk schon wieder ergriffen und sie folgte dem leichten Zug in kleinen vorsichtigen Schritten.
"Wenn ich bitten darf?" Die hölzernen Beine des Stuhles kratzten vermutlich absichtlich etwas lauter über den Boden und sie kam der Aufforderung mit einem vergnügten Lächeln und der stillen Hoffnung nach, dass er ihr den Stuhl auch wirklich unter den Hintern schob. Zu ihrer Erleichterung saß sie dann auf dem unbequemen Ding, das sich Sitzgelegenheit schimpfte und noch während er den Tisch umrundete um Platz zu nehmen hallte seine Stimme bereits durch den Raum und ließ sie den Kopf einziehen.
"Wird man hier auch bedient?"

Damit streichen wir Überlebensregel 1...

"Unklug..."
"Hm?"
Sie spürte den argwöhnischen Blick förmlich auf sich Ruhen und hob dezent und leicht lehrerhaft den linken Zeigefinger an: "Verärgere niemals jemanden..." und da öffnete sich bereits die Tür, leise Schritte traten ein... ließen sich Zeit... vermutlich um das Umräumwunder, das sich hier vollzogen hatte, ein wenig zu bestaunen... "...der dir ungesehen in dein Essen spucken kann."
Die Goldmünze war augenblicklich gezückt und wurde gut sichtbar in Richtung der Schritte hochgehalten, die sofort zum Stillstand kamen: "Keine Suppe, kein Eintopf, keine Ratten, kein verwässertes Zeug... " Die Münze bewegte sich schillernd im spärlichen Kerzenlicht und reflektierte es als helles Funkeln. "Ich habe noch ein paar davon.." flüsterte sie mit einem verschwörerischen Lächeln hinterher.





"Hat sie uns gerade eine Kerze auf den Tisch gestellt?"
Ihr gegenüber Antwortete einen langen Moment mit... Schweigen... "Und eine Tischdecke..."
"Ah... und Blumen?"
Wieder antwortete er mit Stille. Für ihren Teil konnte sie durchaus sagen, sie war gerade verblüfft, doch bei ihm war sie sich nicht sicher ob er nicht doch gerade grinste. Sie schluckte, diese Art der Stille konnte sie nicht sonderlich leiden, also holte sie Luft... tief Luft... als wolle sie Zeit schinden.
"Naja, solange die nicht das Essen darstellen ist ja alles..." die Schritte kehrten zurück, lenkten ihre Aufmerksamkeit auf sich und dann stieg ihr bereits der Duft von frischem Fleisch in die Nase. So schnell wie die Bedienung dann mit der ersten Münze verschwunden war, begann sie das gute Stück auf ihrem Teller mit den Fingern langsam aber stetig zu zerrupfen.
"Wenn man hier eine Silbermünze besitzt gilt man schon beinahe als reicher Mann, vielleicht lässt sie das Haus ja gleich morgen noch abreißen." warf sie erklärend in die Stille des Raumes, um dann nach kurzem Schweigen anzufügen: "Ich glaube nicht, dass wir sie jetzt noch einmal wiedersehen."
Ein kleiner Fleischfetzen wanderte in ihren Mund um ihm die Zeit zu lassen, die Bedienung noch einmal ausmachen zu wollen, doch ohne ihm die Luft zu einer Erwiderung einzuräumen, setzte sie bereits erneut an, während das Schlachtfeld auf ihrem Teller wuchs.
"Gut, dann kannst du mir ja jetzt erzählen, warum du hier bist."
Das leise Lachen ihres Gegenübers lies ihre Finger regelrecht erstarren, selbst mit dem Kauen hielt sie einem Moment inne.
"Oh nein, ich sagte 'nach' dem Essen."
Ihre Augen verengten sich, einen Moment später traf ihn ein Fetzen Fleisch an der Stirn. Die Luft schien regelrecht zu Knistern als sie sich einfach nur Anstarrten... zumindest hoffte sie, dass sie dabei sein Gesicht anstierte, dann begann sie wieder leise und unheilvoll zu flüstern: "Ich habe noch mehr davon..."
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Zuletzt bearbeitet von Eenja Siluvaine am 20 Okt 2012 00:10, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Magnus Siluvaine





 Beitrag Verfasst am: 22 Feb 2013 17:57    Titel:
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„Der Versuch, zu verstehen, schwächt den Willen zum Handeln“


Zufälle gab es nicht, zumindest glaubte er niemals daran. Mehr noch: Er war sich sicher das jede Situation, jede Begebenheit und jedes Ereignis stets in einem Fundament aus künftigen Schicksalssträngen gebettet war, welche man lediglich zu beginn noch nicht zu erkennen in der Lage war.

Nun, kurzzeitig übermannte ihn allerdings ein Hauch von Zweifeln als sie ihn, mehr oder weniger zielstrebig, zu der maroden Ruine führte welche sich Taverne schimpfte. Was zum Henker war in sie gefahren ihn ausgerechnet hierher zu zerren?

Seine Zuversicht sich wenigstens noch mit einem guten Mahl zu stärken - ehe unausweichlich das Thema des Kerns der Reise, nämlich dem Grund warum er hier war, buchstäblich auf den Tisch kam – zerbrach in der gleichen Art und Weise wie wohl auch das Schild der Taverne vor gefühlten einhundert Dekaden zerbrochen war. Der einzige „Beweis“ dafür, dass sie gerade die Stufen zu einem Gasthaus erklommen, war der fadenscheinige Geruch von angebranntem Essen, vermischt mit Tabakrauch, Schweißgeruch und sonstigen Dingen, über die er lieber gar nicht nachdenken wollte, der ihm durch die Tür entgegen wehte.

Prächtig ! Nicht nur die Fenster waren mit von innen mit einem derart dicken Schmutzfilm überzogen dass man keine Chance hatte auch nur einen Blick in den Raum zu werfen, nein, die Tür war ebenso morsch und verzogen, dass sie nicht mehr in den Rahmen passte. Für die Dauer eines Wimpernschlags fragte er sich ob wohl das gesamte Gebäude zusammenbrechen würde wenn er das Stück Treibholz, was sich eine Tür schimpfte, berühren würde, doch wagte er es dann dennoch und öffnete mit einem resignierenden Seufzen den Eingang.

Ekel, Abscheu oder Überlebensinstinkt? So oder so, er machte unwillkürlich einen Schritt nach hinten, und lediglich die Tatsache dass sie ihm am Arm hielt sorgte dafür dass es nicht noch begann zu Schimpfen wie ein Waschweib.



„Was will sie nur hier …?“


Erneut schoss ihm die Frage durch den Kopf, und als sie dann auch noch begann ihn von der Seite zu sticheln, knirschte er mit den Zähnen. Ja, das Glück schien sich ein weiteres Mal gewendet zu haben, und es machte auch keinerlei Sinn sich darüber Gedanken zu machen. Er zog seinen Arm von ihr zurück und stampfte Mitten in den Schankraum. Bestand bis zu diesem Zeitpunkt noch der Hauch einer Chance dass es noch Gäste gab die NICHT in ihre Richtung blickten, so trug das Knarzen der Bohlen, welche bei jedem seiner Schritte ihren Protest förmlich heraus brüllten, dazu bei dass sich das schlagartig änderte.

Als er dann endlich einen Tisch in einer Ecke fand, in welcher sie zumindest von dem stetigen Windzug, verursacht durch die kaputte Tür, geschützt sein würden, nickte er einmal zu sich selbst mit einem leisen, aber eindringlichen Brummen. Einen Blick über die Schulter, und in ihre Richtung werfend, machte er sich zuerst daran den Tisch etwas weiter nach vorn zu ziehen. Die vier wackeligen Schemel, welche als „Sitzgelegenheit“ an dem Tisch dienten, fanden krachend ihren Weg in eine andere Ecke des Raums, und die einzigen beiden Stühle – nunja, oder eher Holzkonstrukte die zumindest Rücken – und Armlehnen aufwiesen – wurden von einem Tisch in der Mitte des Raumes entführt und an den eigenen Tisch gestellt.

Unglaube, Verwirrung, Verärgerung und Zorn …. All dies waren Bestandteile der Blicke der übrigen Gäste, welche nun kollektiv in seine Richtung starrten. Für einen winzig kleinen Moment war er wahrhaftig versucht ihnen seine Verachtung und seinen Unmut über die Örtlichkeit, den Verlauf seines Gespräches mit ihr und überhaupt dem Ablauf des ganzen Tages, entgegen zu brüllen, doch besann er sich letztlich doch eines besseren, setzte ein übertriebenes Lächeln auf und ging zu seinem erwählten Tisch zurück um einen der Stühle, absichtlich etwas lauter als nötig, hervor zu ziehen.


„Wenn ich bitten darf …?“


Immer noch hin und wieder schnaubend saß er dann da als die Bedienung an den Tisch kam und sein Gegenüber die Regeln für das Mahl aufstellte. Zwar hatte die Bedienung vom Anfang bis zum Ende lediglich die Goldmünze in der Hand, doch auch ohne wirklich in ihr Gesicht blicken zu können war er sich sicher dass er schon attraktivere und gepflegtere Oger gesehen hatte ….

Und doch schien Sie ein weiteres Mal recht zu behalten… Kerzen …. Blumen … und dann schließlich das Essen, welches alles in allem sogar essbar aussah. Kurzzeitig machte er sich sorgen ob die Bedienung in ihrem Überschwang der Begeisterung zum Nachtisch noch einen Priester an den Tisch schleppen würde, doch wurde er jäh aus seinen Gedanken gerissen als er bemerkte wie auf der anderen Seite des Tisches das Essen seziert wurde.


"Gut, dann kannst du mir ja jetzt erzählen, warum du hier bist."

Das heitere, amüsierte Lachen hätte sich sicherlich noch eine Weile in die Länge gezogen, wäre da nicht das „Wurfgeschoss“ gewesen. Er blinzelte seine Überraschung über den Treffer weg und noch während sie ihm ihre nächsten Worte entgegen raunte, griff er in aller Seelenruhe nach seinem Besteck. Nicht einen Augenblick wich er dem Blick ihrer trüben, braunen Augen aus und neugierig wartete er auf ihre Reaktion als sie feststellte, dass das Geräusch von einer Gabel, die geräuschvoll über einen alten Tonteller geschoben wurde um eines der Kartoffelstückchen einzufangen, die einzige Antwort sein würde, die sie in diesem Moment erhalten würde. Er schmatzte übertrieben als er sich daran machte seine „Beute“ zu verschlingen und für einen kleinen Moment huschte ein zufriedenes Lächeln über seine Lippen als er bemerkte dass sie nun wieder begann das Fleisch auf ihren Teller in kleine Streifen zu reißen… Diesmal jedoch schneller und ruckartiger.

Der nächste Bissen fand mit Hilfe seiner Gabel den Weg in seinen Mund und er konnte beobachten wie sie nun begann, ihre Lippen aufeinander zu pressen.


„Hm, man kann es tatsächlich essen, findest du nicht Teuerste?“


Die Worte waren der ultimative Schlag in ihr Gesicht, dessen war er sich bewusst, und dennoch zuckte er kurz zusammen als sie nun mit den Handflächen lautstark auf den Tisch schlug, so dass Teller und Krüge begannen zu wackeln. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er das Gefühl etwas in ihren trüben Augen aufflackern zu sehen, doch selbst wenn er gewollt hätte, so hätte er sich nicht darauf konzentrieren können, denn sie beugte sich nun etwas nach vorne und zischte ihm entgegen:


„Das macht dir so richtig Spaß, richtig ? Aber soll ich dir mal etwas sagen? Du bist ein ….“


Doch weiter kam sie gar nicht … er gab ihr nicht die Möglichkeit ihren Satz zu beenden, denn er beugte sich nun selbst nach vorne und viel ihr einfach ins Wort:


„Ich will dich, deswegen bin ich hier!“




"Die Wahrheit ist einfach, nur Lügen sind kompliziert."
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Eenja Siluvaine





 Beitrag Verfasst am: 29 Aug 2013 20:04    Titel:
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Die Zeit wurde dickflüssig, stockte wie eine zähe Masse bis sich nichts mehr zu bewegen schien. Kein Lufthauch der von atmenden Lungen ausging, kein Gedanke der sich weiter formte, kein Herzschlag... die Zeit gefrohr für einen unendlich langen Augenblick. Der erste Gedanke zuckte, begann sich zu formen, um sich wie ein Schmetterling zu erheben und wirbelte mit dem ersten Flügelschlag einen Orkan auf. Wort- und Gedankenfetzen kreisten durch ihren Kopf, zerfaserten wieder. Ein taubes Gefühl erfasste sie als das Chaos in ihrem Kopf die Zeit in rasender Geschwindigkeit hinter sich ließ und einen zuckenden wirren Knoten bildete, aus dem plötzlich ein einziger Gedanke wie ein glühender Schürhaken hervorstach...

.. Lauf weg....

Ihre Lippen öffneten sich einen kleinen Spalt weit, kein Laut war zu hören, auch blieb es für weitere quälende Sekunden die einzige Regung. Seine Worte lösten ein seltsames Unbehagen aus, doch konnte sie nicht einordnen ob es nun der Tonfall oder die Wahl seiner Worte war. Was zum Dämon sollte sie darauf jetzt anworten...
Unweigerlich erhoben sich Erinnerungen an die unzähligen Lieder und Geschichten denen sie in den Tavernen gelauscht hatte. Gerade fühlte sie sich wie ein Schauspieler in einer dieser mieserablen Liebesgeschichten, bei denen sie immer eingeschlafen war. Die nächste Reaktion um das Stück zum Ende zu bringen wäre... ihn zu umarmen oder zu verprügeln.

...Umarmen?...
...TU ES! Und dann erwürge ihn dabei unauffällig...

Keinen Millimeter hatte er sich bewegt, verharrte immer noch vorn übergebeut, wartete... diese Tatsache stellte ihr die feinen Nackenhaare auf.
"Eh..."

... genau... sehr intelligent... versuchen wir es noch einmal...

Sie schluckte den ersten sprichwörtlichen Frosch wieder runter, sog die Luft durch die Nase ein, bis die Schultern sich zu heben begannen. Die Augenbrauen zogen sich in einem skeptischen Zug langsam zusammen und man hörte das Donnerwetter schon beinahe grollen, dass gerade auf zu ziehen begann... dummerweise war sie immer noch sprachlos und zu allem überfluss wurden ihre Wangen seltsam warm.

.. du wirst doch jetzt nicht etwa...

... gut, kommen wir zurück zu: Lauf weg!

Vier Kerzen erhellten den stickigen abgedunkelten Raum, vier Flammen wurden in heilloser Panik von ihr erfasst und ein lautes Fauchen erfüllte den Raum als sie sich flackernd aufbäumten. Stühle wurden knarrend zurück gestoßen, erschrockenes Aufkeuchen erklang aus verschiedenen Ecken des Raumes. Ihr eigener Stuhl kippte zu Boden als sie sich hektisch vom Tisch abdrückte um aufzustehen. Die ersten Bewegungen auf seiner Seite blieben ihr dabei nicht verborgen, doch noch bevor er die Gelegenheit hatte nach ihr greifen zu können erlosch das kleine Feuerspektakel und tauchte den Raum in dämmrige Dunkelheit. Sie hatte 5 Sekunden Zeit bis sich die Augen daran gewöhnen würden, sie benötigte genau diese Zeit um drei weitere Stühle umzuwerfen, fünf Flaschen in den Tod zu reißen, als sie unter der Theke hindurch fluchtete und scheppernd einen Stapel Pfannen zu rammen. Für jemanden, der es gewohnt war sich stets kontrolliert und beinahe lautlos zu bewegen war es vermutlich eine beachtliche Leistung an überstürztem Chaos.
Sie krachte regelrecht durch die Küche hindurch, der Geruch von verkochtem Essen stieg ihr in die Nase und die Vermutung drängte sich auf, dass sie wohl mit der Goldmünzen durchbrennenden Köchin gar nicht so unrecht gehabt hatte.
Noch bevor sich der Gedanke gänzlich ausformen konnte, zerschellte sie auch schon an der Hintertür...




3 kleine Mädchen
kamen an dunklen Höhlen vorbei
rot glühende Augen starren heraus
es entkamen ihm nur 2

____________________________________


Ein kleines Kätzchen schoss über den Hinterhof auf eine Scheune zu. Das Krachen der Tavernentür brachte sie kurz zum Innehalten und kleine Steinchen wurden in einer Staubwolke aufgewirbelt, um vor ihren Pfoten wieder auf den Boden zu regnen. Die spitzen Ohren stellten sich lauernd auf, nur um sich sofort wieder schmal an den Kopf anzulegen, als ein Name über den Hof gebrüllt wurde. Der erste Schritt wurde knirschend auf sie zu gemacht, da setzte das kleine Tier auch schon gehetzt ihren Weg in Richtung der Scheune fort, preschte in das hohe Gras und verschwand aus der Sicht. Eine seltsame Stille legte sich über den Hof und bewegung geriet in die kleinen schattigen Winkel. Das beklemmende Gefühl, dass über dem Platz lag schien mit einem mal Fäden zu ziehen, sich langsam abzulösen, wie eine schmierige Masse und wich einem unsichtbaren Mantel gleich zurück um dem kleinen Tier zwischen die Gräser zu folgen.

Der verfallene Eindruck war einem kleinen, leicht verdrecktem Hof gewichen, die Sonnenstrahlen brachen durch die zerrissene Wolkendecke und spiegelten sich in den Tautropfen wieder. Selbst das Knatschen des Tavernenschildes verklang... wer konnte schon glauben, dass ein einziges rostiges Scharnier solch einen Lärm verursachen könnte.
Es roch nach Frühling...


Mehr staksend als rennend kämpfte sich die kleine Katze raschelnd durch das hohe Gras am Wegrand entlang. Matsch verdreckte die weichen Pfoten, nahmen ihr das Gefühl für den Boden, auf dem sie lief und ab und an hörte man es gelegentlich zwischen den Farnen leise aufmaunzen als sie ins Stolpern geriet. In regelmäßigen Abständen hielt sie kurz inne und spitzte die Ohren, doch nie wies etwas auf einen Verfolger hin. Keine Schritte die sich über die matschige Straße quälten, kein Rascheln im Gras hinter ihr. Das kleine Tier stiess die Luft hörbar aus der Nase aus, dann begann es stolpernd weiter zu trotten.
Je näher sie ihrem Heimatdorf kam, desto mehr schien sie das Gefühl von Scham nieder zu drücken, bis sie beinahe am Boden entlang schlich. Hals über Kopf die Flucht ergriffen... nicht peinlich genug dass er sie wirklich zum Rennen gebracht hatte... er hatte auch nur einen einzigen Satz dafür benötigt... der Drang sich irgendwo eingraben zu wollen wuchs stetig.
Vorsichtig reckte sich der kleine Kopf über die hohen Grashalme hinweg, die spitzen Ohren drehten sich lauschend. Sie hatte keine Ahnung wie weit sie schon gekommen war, mit vier Pfoten gestaltete sich das Schrittezählen als heilloses durcheinander, das sie meist über sich selbst stolpern ließ. Das Knarren eines Karrens weit vor ihr gewann ihre Aufmerksamkeit, als er sich langsam von ihr weg bewegte, das Schnaufen von Pferden... Sie duckte sich wieder zurück in die Halme, das Gras raschelte leise und die dicken Halme wogen um ihren Körper als sie sich in Bewegung setzte. Immer schneller trabten die kleinen matschigen Samtpfoten, drückten Blumen nieder und brachten die Wiese in Bewegung, bis ein plötzliches 'Pong' den vollen Lauf stopte. Ein wehleidig, motziges Maunzen ertönte aus den Grashalmen, wohl an das noch leicht nachwankende Holzschild gerichtet, das jedem Wanderer mitteilte, welches Dorf er nun betrat. Noch immer murrend zog etwas einen weiten Bogen durch die Wiese, um seinen Schleichgalopp in einer raschelnden Schlangenlinie durch die Grashalme zu ziehen.


Der Frühling endete mit einem Schlag beinahe direkt vor der Haustür, die laut knarrend ins Innere aufschwang. Das Gebälk arbeitete, als wolle es sich neu formieren und es schien eigentlich nur noch eine Frage der Zeit bis es irgendwann einstürzen würde. Ein paar Monate... vielleicht ein Jahr? Knarrend mischten sich die Holzdielen in die Symphonie aus Verfall und feiner Staub rieselte von der Decke, der den Geruch von Moder kurz überlagerte, um sich dann mit ihm zu verbinden. Es schien der einzige wirkliche Ort zu sein an dem sich die Zeit festgebissen hatte, um wie auf einem alten Stück Brot, darauf herum zu kauen. Klirrend verschoben sich die Scherben unter dem Gewicht des herabgebrochenen Küchenschrankes und der Tisch am Kamin antwortete mit einem ausgiebigen Knarzen.

Das Quietschen alter Scharniere zerriss die Unterhaltung des Hauses beinahe augenblicklich, ein poltern erklang aus dem oberen Stockwerk, dann rang sich ein ersticktes Fluchen durch ein Zimmer und sie polterte durch die Tür in Richtung der Treppe. Ein seltsam süßlicher Geruch folgte ihr aus dem Raum, die knarrenden Stufen hinab und sie hielt inne um nach Luft zu ringen.
Wie durch ein stilles Zeichen spannte sich plötzlich jeder Muskel in ihrem Körper langsam an, noch immer leise keuchend ließ sie die Aufmerksamkeit über den Boden wandern, bis sie sich auf die offenstehende Haustür legte, die sich knarrend in einem sachten Luftzug bewegte und verharrte dort verblüfft einen langen Moment.


Habe ich sie etwa...


"Kannst du mir sagen, was das werden sollte?"

Der erschrockene Aufschrei hallte noch weit über das Grundstück hinaus und schreckte eine Schar kleiner Vögel aus den hohen Gräsern auf.


Wie zum Dämon hat er das gemacht?


Zuletzt bearbeitet von Eenja Siluvaine am 30 Aug 2013 12:35, insgesamt einmal bearbeitet
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