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Von der Braut zur Vagabundin
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Von der Braut zur Vagabundin
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Sarya Loanir





 Beitrag Verfasst am: 03 Mai 2009 14:28    Titel: Von der Braut zur Vagabundin
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Stell dir einmal vor, du wärst reich. Und damit, mein Lieber, meine ich nicht ein bisschen mehr Gold auf der Kante zu haben, nein, nein, ich meine richtig reich. Du lebst in einem riesigen Anwesen, deine Eltern haben allein für deine Kindeszeit immer drei Bedienstete beschäftigt, und wenn es etwas gibt, was du schon immer haben wolltest, dann genügt einfach ein Wort und es wird dir beschafft. Die exotischsten Früchte und Speisen werden dir aufgetischt und trotz allem hast du keinerlei Ahnung, woher sie kommen. Du hast alles, und am Ende bist du doch eingesperrt in einem Leben, welches dich rein gar nichts lehrt, nur, wie du in der Welt von Adligen zu agieren hast.

Das ist mein Leben gewesen, ja ich sage betont gewesen, denn wie du siehst, ist es das nicht mehr. Die lumpige Kleidung, mein ganzes Äußeres … du würdest nie darauf kommen, dass ich edlen Geblüts wäre, nicht wahr? Und ja, mein Name klingt auch nicht sehr adelig, was aber daran liegt, dass er falsch ist. Du fragst dich jetzt sicher, wieso all das? Wieso ich mein Leben in Saus und Brauß aufgegeben habe, und stattdessen hier sitze? Ich will es versuchen zu erklären …


Alles fing vor einem guten Jahr an. Meine Eltern waren in den letzten Wochen immer sehr aufgescheucht gewesen, ihr sonstiges Desinteresse an mir war beinahe völlig verschwunden und ich hatte sie beinahe jede Sekunde um mich herum. Immer wieder erkundigten sie sich nach meinem Wohlergehen, ob meine Bediensteten denn alles für mich tun würden, wie ich mich fühle … und weißt du; wenn du deine Bediensteten dein ganzes Leben mehr gesehen hast als deine Eltern, dann macht dich ein Verhalten wie dieses doch stutzig. Ich tat gut daran, das ganze skeptisch zu betrachten und eigentlich gebe ich meiner damaligen Naivität die Schuld daran, dass ich nicht gleich begriffen habe, was damals überhaupt gespielt wurde. Denn, weißt du, im laufe der Wochen kamen immer wieder andere Adlige, brachten ihre Söhne mit, speisten mit uns, und immer war ich das Thema an der Tafel. Nicht dass ich es anfangs genossen hätte, wie selten sprachen meine Eltern mal stolz von mir? Hätte ich damals allerdings sofort geahnt, dass diese Gespräche zu einem einzigen Ergebnis, nämlich meiner Verheiratung, führen sollten, hätte ich es sicher nicht mit einem freudigen Lächeln abgetan.
Ja, richtig gehört mein Guter, ich sollte verheiratet werden. Eine junge Frau im Alter von 17 Lenzen sollte einen adligen Burschen heiraten, um die Familienmacht etwas auszubreiten, wieso sonst sollten meine Eltern plötzlich Interesse an mir zeigen? Nunja, vielleicht wäre das alles nicht einmal so schlimm gewesen, denn eine Heirat ist ja etwas Schönes und den Mann fürs Leben zu finden, noch viel schöner, doch nicht, wenn dein Zukünftiger jemand ist, den du als charakterlichen Albtraum bezeichnen würdest.
Serjan war sein Name, Sohn eines kleinen, aber wohlhabenden Adelshaus und meine Eltern, und seine Eltern, beschlossen, dass ich dort „in guten Händen sei“. Um das zu übersetzen; aus dieser Heirat würden sie noch am ehesten als Gewinner herausgehen. Ich allerdings war alles andere als begeistert, Serjan war nicht gerade eine Schönheit und Manieren waren ihm auch relativ fremd und mit so jemanden sollte ich meine Zukunft verbringen? Nicht in diesem Leben und so tat ich das, was mir all die Jahre schon immer bei meinen Eltern half: ich weinte tagelang. Unglücklicherweise schien ich den früheren Charme eines kleinen, nervtötenden, weinenden Kleinkindes nicht mehr allzu gut herüber zu bringen, und so machte man mir eines klar; dass ich keine Wahl hätte.


Wenn man es nüchtern betrachtet, hatte ich wirklich keine große Wahl, keine außer der Flucht. Doch ich wäre schön blöd gewesen, wäre ich Hals über Kopf einfach fort gerannt, denn schließlich kannte ich mich in der Welt außerhalb der Residenz nicht wirklich aus und was viel wichtiger war; ich würde ohne Gold nicht weit kommen. Ich mochte damals vielleicht naiv sein, aber nicht dumm, und so plante ich meine Flucht sehr sorgfältig. Ich hatte einige Wochen zeit, Wochen, in denen ich meinen Eltern die glückliche und kooperative Tochter vorspielte, welche immer wieder einmal etwas Gold brauchte, um sich teure Dinge zu kaufen und die sich insgeheim über die umliegenden Ländereien schlau machte; dabei stieß ich übrigens das erste mal auf den Namen Gerimor.
Ich bereitete also alles so gut wie es nur ging vor und dann kam auch der große Tag, oder eher die große Nacht vor dem großen Tag. Denn in jener Nacht floh ich sehr unspektakulär aus meiner Heimat, in dem Glauben, perfekt vorbereitet zu sein und die Welt in die ich nun gehen würde, bestens zu verstehen … wie ich mich doch geirrt hatte.

Die Realität hatte mich sehr schnell eingeholt, denn was nützte mir all das theoretische Wissen über die Politik in den Ländern, wenn ich mich nichtmal halbwegs unauffällig benehmen konnte, geschweige denn, mit dem „einfachen“ Volk reden konnte ohne dabei ständig schief angesehen zu werden. Ja, so wie ich mich heute gebe, so war ich anfangs nicht, und glaub mir eines; dieses eine Jahr war eine kleine Tortur, doch am Ende bin ich glücklich geworden.
Ich schlug mich durch, ich hatte meine Goldreserven, die ich im Notfall nutzen konnte und ich hatte beschlossen alles, was mich einst ausgemacht hatte, zu verleugnen und zu vergessen.

Und deswegen heiße ich heute auf Sarya und nicht Sonja, deswegen sitze ich hier in einfacher Leinenkleidung und nicht in Seide und deswegen, und das nimm mir bitte nicht Übel mein Guter, sitze ich auch an diesem Feuer und rede mit dir.
Aber wenn du glaubst, ich will als Vagabundin ewig so weiterleben, dann irrst du dich. Ich habe meine Ziele, ich will lernen und dieses Wissen dann für mich nutzen. Du fragst mich, wie ich dieses Wissen nutzen will? Nun, das wird sich zeigen, aber eines ist sicher; soviel wie ich in dieser kurzen Zeit gelernt habe, will ich gar nicht wissen was ich noch alles in der Zukunft lernen werde.
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